Benutzer:Minos/Sklaverei in den homerischen Epen

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Die Sklaverei wird in den homerischen Epen, den ältesten literarischen Werken der klassischen Antike, als selbstverständlich vorausgesetzt. Sowohl in der Ilias, die zwischen der Mitte des 8. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. verfasst wurde, und der Odyssee (wahrscheinlich wenige Jahrzehnte nach der Ilias enstanden) finden sich zahlreiche Hinweise über unfreie Menschen, deren Schicksale und ihr Verhältnis zu ihren Besitzern. Trotzdem ist es nicht einfach, genaue Schlüsse über die Angaben zur Sklaverei in der homerischen Gesellschaft zu ziehen. Die sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe der Sklaverei könnten durch den Dichter verklärt worden sein, so dass sie mit der Realität nicht in Details übereinstimmen müssen. Umstritten ist der zeitliche Hintergrund der Epen in Zusammenhang mit Gesellschaftsstrukturen und Sklaverei. Die Vermutungen reichen von der spätmykensichen Zeit bis zur Lebenszeit Homers im späte 8. Jahrhundert v. Chr..

Die Epen Homers berichten offenbarüber Teilbereiche der Sklaverei: Die Ilias gibtTeile des letzen Jahrs des trojanischen Kriegs wieder und schildert dabei in erster Linie die Erbeutung von Frauen im Krieg und ihr Leben im Feldlager der Sieger. Die Odyssee ist – soweit sie nicht auf See spielt – größtenteils im Palast der Adligen angesiedelt und beschreibt folglich die Zustände der Haushaltssklaverei. Daher ist Vorsicht geboten, Informationen aus beiden Epen vorschnell miteinander zu verknüpfen, ebenso Einzelbeobachtungen zu verallgemeinern. Auch ist es problematisch, spätere Autoren heranziehen, um Lücken bei der Rekonstruktion der epischen Sklaverei zu füllen.

δμως (dmo:s)/δμωη (dmo:e:)

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δμως (dmo:s)/δμωη (dmo:e:) sind die verbreitetste Wörter für „Sklave" bzw. „Sklavin“. Die Etymologie und genaue Bedeutung sind umstritten und auch von einer Gesamtdeutung des Systems der Unfreiheit abhängig. Abgeleitet wird das Wort entweder von indogermanisch *dom- „Haus“ oder von δαμαω „binden“. Strittig ist, ob es den „Unfreien“ generell bezeichnet, oder ob es dessen ursprünglichen Status als „kriegsgefangen“ hervorhebt. Alternative Deutungen besagen, a) dass δμως (dmo:s)keineswegs mit „unfrei“ zusammenhänge, sondern ganz allgemein den „abhängig Beschäftigten“ meint (Wickert-Micknat) oder b) (ursprünglich) eine bevorzugte Schicht von Unfreien bezeichnet, mit der man z. B. keine sexuellen Beziehungen eingeht (Beringer).

δουλος (du:los)/δουλη (du:le:)

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Dieses im klassischen Griechisch und auch schon in mykenischer Zeit (do-e-ro/ra) übliche Wort für „Sklave“ kommt bei Homer zweimal in der weiblichen Form δουλη (du:le:) vor. In beiden Fällen ist die betroffene Frau Konkubine ihres Besitzers, was manche Wissenschaftler dazu veranlasste, diese Bedeutung als Grundbedeutung des Wortstamms anzusetzen (v.a. Beringer). Ungeklärt ist in dem Fall allerdings das Verhältnis zu den mykenischen und klassischen Formen ebenso wie die Bedeutung der Abwandlungen, die auch für männliche Unfreie gebraucht werden können.

Ableitungen von δουλ- (du:l-)

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  • δουλιος (du:lios)

An einer Stellein der Odyssee wird die äußere Gestalt des Laertes als δουλιος (du:lios) „sklavisch“ bezeichnet. Gemeint ist vermutlich, dass er in seinem Alter und bei seinem zurückgezogenem Lebensstil nicht mehr dem Idealtyp eines Adligen entspricht.

  • δουλιον (du:lion) (in der Wendung δουλιον ημαρ (du:lion e:mar))

Der „Tag der Versklavung“ kann zweierlei bedeuten: Entweder den Moment, in dem ein vormals freier Mensch zum Sklaven gemacht wird oder den beginnenden Zustand der Unfreiheit. Im ersten Fall liegt die Betonung eher auf dem Moment des Statuswechsels, im zweiten eher inkohativ auf der Zukunft der Betroffenen. Eine Lösung muss die parallelen Wendungen ελευθερον ημαρ (eleutheron e:mar) „Freiheitstag“, νηλεες ημαρ (ne:le'es e:mar) „erbarmungsloser Tag“ und αναγκαιον ημαρ (anangkaion e:mar) „Zwangstag“ mit berücksichtigen. Ersteres (Hektor freut sich seines Sieges über die, die den Trojanern den „Freiheitstag“ nehmen wollen) bezeichnet eindeutig einen Zeitraum. Die zweite Formulierung fällt etwas aus dem Raster, da sie meistens den „Untergang“ oder „Tod“ als Genitivattribut hat, und die letzte Formulierung (die Sieger verschleppen Hektors Frau und geben ihr den „Zwangstag“) lässt sich ohne weiteres im Sinne eines zukünftigen Zustands verstehen, da αναγκη (anangke:) „Zwang“ im Epos immer wieder auch die Fremdbestimmung der Unfreien durch ihren Herrn bezeichnet.

  • δουλοσυνη (du:losyne:)

Der Terminus δουλοσυνη kommt nur einmal (mit ανεχεσθαι (anechesthai)) vor (Od XXII, 343). Den unfreien Frauen sei beigebracht worden, ihre Arbeit zu tun, schlechte Taten zu unterlassen und δουλοσυνη ανεχεσθαι (du:losyne: anechesthai). Etliche von ihnen hätten jedoch Liebesverhältnisse mit Dritten begonnen. Die h. M. übersetzt „das Sklavenlos ertragen“. Die Beobachtung, dass δουλη (du:le:) eine „Konkubine“ bezeichnet, hat Beringer dazu geführt, den Genitiv anzusetzen. Zwangsläufig ist diese Übersetzung mit der Bedeutung, „dem rechtmäßigen Besitzer nicht sexuell untreu werden“ allerdings nicht.

  • Fazit

Da δουλιος (du:lios) und δουλιον ημαρ (du:lion e:mar) auch von und über Männer gebraucht wird, scheidet eine zu starke Einengung des Wortstamms δουλ- (du:l-) auf eine sexuelle Bedeutung offenbar aus. Gemeint ist vielmehr der Zustand absoluten Unterworfenseins unter fremden Willen. Für weibliche Unfreie kulminierte dieser Zustand darin, dass sie ihrem Besitzer auch sexuell unterworfen waren. Diese Deutung vermag alle Stellen widerspruchsfrei erklären.

ανδραποδα (andrapoda) „Menschenfüßler“

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Kommt einmal in der Ilias vor[1] und bezeichnet wie in späterer Zeit den Unfreien als Besitz, als Ware: Gefangene werden in Lemnos gegen Wein verkauft.

αμφιπολος (amphipolos)

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Kommt in der Regel im Plural vor: Die so bezeichneten Frauen sind im Haus tätig, von einem späteren Ausleger werden sie als „die Sklavinnen, die sich um die Herrin zu kümmern haben“ gedeutet. Im Singular bezeichnet es in der Odyssee die Obersklavin.

οἰκεύς (oikeus) (wörtlich „Hausgenosse“)

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Mehrfach, vor allem in der Odyssee. Es lässt sich nicht zeigen, dass alle so bezeichneten Menschen unfrei waren. Wahrscheinlich reicht die Bedeutung „Gesinde“ hin, wobei nicht gesagt werden kann, in welchem Verhältnis Unfreie und Freie zueinander standen.

Quellen der Sklaverei

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Die homerische Epen kennen verschiedene Quellen der Sklaverei, die denen in vergleichbaren Kulturen ähneln:

Kriegsgefangenschaft

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In der Ilias ist die Kriegsgefangenschaft die wichtigste Quelle der Sklaverei. Die geschilderten Unfreien sind fast ausnahmslos erbeutete Frauen (die bekanntesten sind Briseis und Chryseis). Bei der Eroberung einer feindlichen Stadt wurden nach der Schilderung des Epos die waffenfähigen Männer in der Regel getötet, die Frauen und Kinder als Sklaven ins Lager der Sieger verschleppt. Die Erbeutung von Sklaven wird als Kriegsziel ausdrücklich genannt.

Die Odyssee nennt auch die Piraterie als Quelle der Sklaverei. Seeräuber, die oft auch als Händler auftraten – sowohl Odysseus selbst, aber vor allem Phönizier und Taphier – überfielen mitunter an der Küste gelegene Ortschaften, um Menschen zu rauben und anderswo als Sklaven zu verkaufen. In diese Rubrik gehören auch die Geschichten, in denen Passagiere auf Schiffen verkauft wurden. Auch auf anderen Wegen konnten Menschen in die Hände trickreicher Piraten fallen und in die Sklaverei geraten, z. B. Eumaios. Umstritten (Wickert-Micknat) ist bei manchen Ortsplünderungen, ob es sich um reguläre Kriegshandlungen nach Art der Ilias oder um Piratenüberfälle handelt. Homer scheint anzudeuten, dass kriegsgefangene Sklaven sofort einem neuen Besitzer zugewiesen wurden, während Piraten ihre Beutesklaven in der Regel an Dritte verkauften.

Als Sklave konnte man auch geboren werden. Ob das eheähnliche Zusammenleben eines männlichen Sklaven mit einer weiblichen Schicksalsgenossin als Ehe oder Familie im rechtlichen Sinn galt, lässt sich den Epen nicht entnehmen. Beachtenswert ist, dass Eumaios sich als Belohnung „eine vielumworbene Frau“ zur Gattin wünscht. Die Eheschließung eines Sklaven war also von der Zustimmung des Herrn abhängig; ob es daneben zwischen den Unfreien Beziehungen gegeben hat, bleibt unklar. Die Kinder aus einer solchen Sklavenfamilie waren Eigentum des Besitzers der Mutter und wachsen als Sklaven auf. Dolios und seine Frau haben sechs Kinder.

Der Handel mit Sklaven ist keine Quelle der Sklaverei im engeren Sinn, da die betroffenen Menschen schon unfrei waren. Als Händler werden in der Regel Nichtgriechen, vor allem Phönizier, in der Odysse auch Sikeler genannt. In der Ilias wird die Insel Lemnos als Handelszentrum für Sklaven genannt.

Anzahl und Preis

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Die Unsicherheit, die einer literarischen Quelle eigen ist, zeigt sich auch an den Angaben über Anzahl und Preis der Unfreien.

Anzahl der Unfreien

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Wegen der Unsicherheit der Terminologie lässt sich von vielen Dienerinnen und Dienern nicht sicher sagen, ob sie Sklaven waren oder eher freie Lohnarbeiter. In einem strengen Sinn können nur die Menschen als sicher unfrei eingestuft werden, von denen geschildert wird, wie sie in den Sklavenstand geraten sind.

  • Frauen

Laut Odyssee dienen an den Höfen des Odysseus und des Alkinoos 50 Sklavinnen, doch entspricht das Vermögen des Odysseus dem von „20 anderen Männern“. Anzunehmen ist daher, dass es sich um eine Rundzahl handelt die beide Führerpersönlichkeiten als ausgesprochen wohlhabend darstellt. Nur wenige Biographien werden so genau geschildert, dass eine Annahme über den Stand möglich ist: Eurykleia wird gekauft, andere Frauen sind Teil einer Mitgift. Dagegen erwähnt Homer Sklavenhaltung bei weniger Begüterten nur sehr selten. Daraus könnte man ableiten, dass nur eine kleine Schicht über Sklavinnen verfügte.

  • Männer

Unklar ist, wie viele Männer als Sklaven dienten. Nur Dolios und seine sechs Söhnen waren sicher Unfreie, die in der Gartenwirtschaft eingesetzt sind, sowie vom Schweinehirten Eumaios und seinem „Untersklaven“ (υποδμως). Aus der Anzahl der Herden hat man versucht, die Anzahl der Hirten zu berechnen und ist auf etwa 30-35 unfreie Männer in Diensten des Odysseus gekommen. Eine solche Angabe ist allerdings unsicher.

  • Kinder

Über unfreie Kinder finden sich nur verstreut indirekte Angaben, die sich nicht quantitativ auswerten lassen. Sie spielen für die Handlung des Epos keine große Rolle.

  • Frauen

In der Ilias werden hauptsächlich hauptsächlich weibliche Sklaven genannt. Dies gilt sowohl für das griechische Feldlager als auch für den städtischen Kontext in Troja. Konkrete Zahlen fehlen, jedoch darf man aus den festen homerischen Formeln „mit Männern um ihre Frauen kämpfen“, und „die tiefgegürteten Frauen werden weggeführt“ folgern, dass nach der Einnahme einer Siedlung weite Teile der überlebenden weiblichen Bevölkerung in die Sklaverei verschleppt wurden. Absolute Zahlen werden nicht genannt, und man kann sie auch schwer abgeschätzen. Agamemnon bietet Achilles als Sühne die sieben schönsten Frauen aus Lesbos an, was bedeutet, dass diese aus der Kriegsbeute stammten, und stellt ihm in Aussicht, aus der Beute nach dem Fall Trojas noch einmal 20 Frauen auswählen zu dürfen. Allein Achilles nimmt 23 Städte ein, so dass man die Zahl der erbeuteten Frauen im Feldlager vor Troja nicht zu gering ansetzen darf.

  • Männer und Kinder

Über Männer als Sklaven erfährt man in der Ilias wenig. In der Regel werden Männer bei der Einnahme einer Stadt getötet. Eventuell Überlebende (oder in offener Feldschlacht gefangene Feinde) werden nach ihrer Gefangennahme entweder getötet (Tros, die 12 Trojaner, die bei der Trauerfeier für Patroklos geopfert werden) oder freigekauft. Strittig ist, ob ein Scheitern der Verhandlungen über den Freikauf auch den Verkauf in die Sklaverei zur Folge haben konnte. Im Feldlager der Griechen finden sich jedenfalls keine männlichen Sklaven. Über Kinder gibt die Ilias keine Informationen. Nach der Wegführungsformel werden auch sie versklavt, doch treten sie nirgendwo im Epos in Erscheinung.

Auch hier sin den Wrken Homers nur zufällige Preis- und Wertangaben zu entnehmen, die zudem in den jeweiligen Kontext gestellt werden müssen. Umstritten ist vor allem, ob sich die Sklavenpreise zwischen Ilias und Odyssee verändert haben könnten. Die Diskussion erscheint müßig, da aufgrund der Gesetze von Angebot und Nachfrage in der Ilias schon aufgrund der vorgestellten Situation ein niedrigeres Preisniveau wahrscheinlich ist: Menschen wurden frisch erbeutet, daher bestand ein hohes Angebot.

  • Relation

Preisangaben sind nur wenig aufschlussreich, wenn sie nicht in das Verhältnis zu anderen Wertrelationen gestellt werden. Sklavenpreise wurden grundsätzlich in Rindern ausgedrückt, die offenbar als Vergleichswährung galten.<--! Belege? --> So kostete ein wertvoller Dreifuß 12 Rinder, eine Rüstung aus Eisen 9 Rinder, eine Rüstung aus Gold 100 Rinder.

  • Preisbestimmende Faktoren

Die preisbestimmenden Faktoren lassen sich nur indirekt aus Angaben folgern, die über den Wert der „menschlichen Ware“ gemacht werden: Bei erwachsenen Sklavinnen wurden in erster Linie körperliche Schönheit und sexuelle Attraktivität genannt, sodann ihre Fähigkeiten und Talente in weiblichen Arbeiten. In der Ilias kommt in einem Fall die besondere Klugheit der betroffenen Frau (Chryseis) hinzu. Für Männer werden keine Angaben gemacht. Auch was Kinder angeht, erfahrt man nichts über die Bestimmung ihres Marktwerts. Bei allen Sklaven war zudem gehobene soziale Herkunft ein wertsteigerndes Element: Neben der Möglichkeit eines Lösegelds galten sie offenbar als Prestigeobjekt.

  • Eurykleia

Eurykleia wird von Laërtes als Mädchen in „der Blüte ihrer Jugend“ für 20 Rinder gekauft. Zur Zeit des Epos ist sie eine alte Frau, es wird mehrfach geäußert, dass sie früher schön war. Ihre Fähigkeiten und Talente zeigen sich daran, dass sie zunächst als Amme, dann als Haushaltsverwalterin eingesetzt werden kann. Der Name ihres Vaters und Großvaters werden genannt, diese waren „reich“.

  • Sklavin als Trostpreis

Bei den Wettspielen aus Anlass der Todesfeiern für Patroklos wird als Preis für den Zweitplazierten im Ringkampf auch eine Sklavin ausgesetzt. Sie wird charakterisiert als eine „Frau, viele untadelige Werke beherrschend“, d. h. geschickt ist in weiblichen Arbeiten. Der Wert dieser Frau wird auf vier Rinder angesetzt. Wir haben es dabei offenbar mit einer Sklavin ohne besonderen sozialen Hintergrund zu tun. Da sie bereits vorher Sklavin war, lassen sich ihre Fähigkeiten und Talente und also ihre Arbeitsleistung bewerten. Offenkundig handelt es sich um eine Durchschnittssklavin, da sie nur als zweiter Preis ausgesetzt ist. Ihre Schönheit wird nicht erwähnt, ist also wohl (siehe die folgende Angabe) nicht preisbestimmend gewesen.

  • Dritter Fall – eine Konkubine

In einem dritten Fall wird der Wert der betroffenen Frau nicht direkt genannt, doch können wir eine ansprechende Vermutung machen. Es handelt sich um die Sklavin, die Agamemnon dem Teukros anbietet. Er lässt ihm dabei die Wahl zwischen einem Pferdegespann, einer „Frau, die sein Bett besteigt“, sich also als Nebenfrau eignet, und einem Dreifuß. Nun wissen wir aus der eben genannten Stelle (Sklavin als Trostpreis), dass ein solcher Dreifuß den Wert von zwölf Rindern hatte, was wir demnach auch für die zur Wahl stehende Konkubine annehmen dürfen. Eine solche Sklavin wäre also deutlich teurer als ihre Schicksalsgenossin, die als Arbeitssklavin dienen soll.

Aufgaben und Funktionen

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In der Ilias kommen -- siehe oben -- keine Männer als Sklaven vor.

Männliche Unfreie dienten als Gartenarbeiter, in der Landwirtschaft und vor allem als Viehhirten.

Betten machen (Il IX,658)

  • Hausarbeit

Die bei weitem überwiegende Zahl der Sklavinnen wurde zur Arbeit im Haushalt herangezogen. Wir finden folgende Aufgaben erwähnt: am Morgen zündeten sie das Feuer an und unterhielten es des Tages hindurch (Od XX,122; XVIII,310). Charakteristisch ist das Wasserholen von der Quelle (Od. XX,161, mit dieser Aufgabe sind 20 der 50 Sklavinnen im Palast des Odysseus beauftragt). Sklavinnen räumen Zimmer auf, breiteten über die Sitze und Tische Polster und Teppiche (Od X,352); decken den Tisch zum Essen, tragen die Speisen auf, bedienen bei Tisch (z.B. durch Begießen der Hände der Mahlteilnehmer (Od I,139) und mengen den Wein im Mischkrug (Od I,139; X,354). Nach dem Essen tragen sie das Geschirr ab, säubern den Tisch (Od VII,232; XIX,60) und spülen ab (Od XVIII,151). Abends richten sie die Betten ihrer Besitzer und der Gäste (Od IV,296; VII,335; XXIII,177.289). Als besonders harte Arbeit gilt das Mahlen des Korns auf der Handmühle (12 Frauen, Od VII,103). Ansonsten verrichten sie, oft gemeinsam mit der Herrin allgemein weibliche Handarbeiten, z.B. weben, spinnen, Wäsche waschen (Od VI,52.93; VII,96; XXII,421). Auch trägt man ihnen Besorgungen außerhalb des Hauses auf (z.B. Od XVII,25) und zwingt sie ggf. Lasten zu tragen (Od XIII,68). Besonders unangenehm war es wohl für die Sklavinnen, die nach dem Massaker an den Freiern die Leichen wegtragen und die blutverspritzen Räume reinigen mussten (Od XXII,446).

  • Persönliche Bedienung der Herrschaft

Die Sklavin Eurykleia begleitet ihren Herrn mit Fackeln zum Schlafgemach, er gibt ihr seine ausgezogenen Gewänder, welche sie in Falten legt und neben dem Bett aufhängt, worauf sie ihn verlässt und des Schlafzimmer verschliesst (Od I,425). Bei Nausikaa schlafen zwei Sklavinnen an der Tür des Schlafzimmers, doch erfahren wir nicht, ob innerhalb oder außerhalb des Raums (Od 6,18). Erscheint die Herrin bei einer Gesellschaft, so wird sie von Sklavinnen begleitet, die ihr den Sitz zurechtrücken und ihr die Handarbeit nachtragen (Od IV,121; XIX,53). Die Betreuung der Kinder ist eine natürliche Aufgabe für weibliche Sklaven, die Bezeichnung als "Amme" kann wohl auch die Kinderbetreuerin allgemein bedeuten. Die Herrin umgibt sich mit Kammerzofen, den Amphipoloi, die ihre persönliche Bedienung sicherstellen.

  • Badedienste

Sklavinnen bedienen auch beim Bad, die Badeszene ist formularhaft. Dabei sorgen die Sklavinnen für das Waschen und Baden ihrer Herrn und der Gäste, sie bringen in goldenen Kannen Waschwasser und gießen es über silberne Becken über die Hände (Od I,136; Vll,172; XV,135), richten das Badewasser selbst her, salben die Badenden und bringen ihnen frische Kleider (Od IV,49. VIII,433.449; X,358; XVII, 88). Der Badedienst an Männern ist hier nicht als anzüglich zu betrachten, da er auch von freien und sogar adligen Frauen ausgeübt wird.


Die Sklaven hatten dann im gegnerischen Lager und später im Haus ihres Besitzers alle anfallenden Arbeiten zu verrichten. Ihre weiblichen Schicksalsgenossinnen waren Haushaltsdienerinnen und Gesellschafterinnen der Herrin. Darüber hinaus mussten Sklavinnen ihren Herren als Beischläferinnen dienen.

Eurykleia im Haushalt des Odysseus hatte als schönes junges Mädchen zwanzig Rinder gekostet; dort lebten (rund) fünfzig Sklavinnen. Es gibt wenig Anhalt, wie viele Kinder und männliche Sklaven hinzuzuzählen sind.

Vergleich mit Sklavinnen in mykenischen Texten

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Anmerkungen und Einzalnachweie

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  1. Homer Ilias, 7, 475

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