Benutzer:Mischa004/1

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stiftsbibliothek Heiligenkreuz

Gründung 1133
Bestand 75.000 (Stand: 1994)
Bibliothekstyp Wissenschaftliche Bibliothek
Ort Heiligenkreuz (Niederösterreich) Welt-Icon
Betreiber Stift Heiligenkreuz
Leitung Alkuin Volker Schachenmayr
Website www.stift-heiligenkreuz.org

Die Stiftsbibliothek Heiligenkreuz ist eine Stiftsbibliothek im österreichischen Heiligenkreuz. Sie wurde gleichzeitig mit dem Stift Heiligenkreuz im Jahr 1133 gegründet.

Die Stiftsbibliothek Heiligenkreuz ist eine wissenschaftliche Bibliothek und die Hochschulbibliothek der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz. Sie umfasst vor allem Bestände zu den Themen Theologie und Geschichtswissenschaft. Sie ist eine Präsenzbibliothek und kann von Außenstehenden nur nach schriftlicher Voranmeldung benutzt werden.

Lage und Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundriss des Stifts Heiligenkreuz (Handskizze)

Die Adresse und Anschrift der Bibliothek lautet „A-2532 Heiligenkreuz im Wienerwald“

An der Stelle der heutigen Bibliothek fand man 1970 bei Renovierungsarbeiten Reste mittelalterlicher Mauern. Der ursprüngliche Bibliotheksbau entstand aus dem Umbau des ehemaligen Klosterspitals, war 1651 fertiggestellt und wurde kurz darauf im Jahr 1683 von einfallenden Türken komplett zerstört. Den Wiederaufbau schloss man 1701 ab, bestand aus zwei Sälen. Der „Goldene Saal“ beherbergte die Bibliothek, der „Gartensaal“ als Empfangsraum für Gäste.

                              1. Kaltenegger#############Die

Handschriften wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein im Goldenen Saal aufbewahrt 11 , heute stehen sie jedoch zusammen mit den Inkunabeln und frühen Drucken sowie einem Teil der Handschriften des Neuklosters in einem eigenen Raum. Dieser befindet sich innerhalb der Klausur im ersten Stock über dem Kreuzgang an der Südwand der Stiftskirche.

Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sammelgebiete. Theologie, historische Wissenschaften.

Kataloge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein erstes Bücherverzeichnis, das noch vor 1150 entstand, ist in einer Pergamenthandschrift[1] des 12. Jahrhunderts enthalten. Diese enthält vorne zwei in der Foliierung nicht mitgezählte Blätter, auf denen etwa 75 Handschriftenbände aufgelistet sind.

Eine Papierhandschrift[2] aus dem 14. Jahrhundert, die sich in der Stiftsbibliothek St. Gallen befindet, entält auf den Seiten 107 bis 112 die Abschrift eines Inventars der Heiligenkreuzer Handschriften. Das Inventar stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und listet über 300 Bände.

Ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert sind neun Papierblätter erhalten, auf denen sich ein ausführliches Verzeichnis der in den Handschriftenbänden enthaltenen Werke findet. Die Blätter wurden aus einer Handschrift der Abtei Rajhrad herausgelöst und befinden sich heute im Stiftsarchiv Heiligenkreuz.[3]

Zwei kurze Verzeichnisse des 15. Jahrhunderts sind eine Liste der Entlehnungen eines Bruders Andreas mit sieben Buchtiteln[4] und ein Verzeichnis von im Refektorium vorzulesenden Buchabschnitten.[5]


Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert klafft in den Aufzeichnungen über den Handschriftenbestand eine große Lücke. Georg Strobl († 1717) und etwas später Theophil Heimb († 1773), beide Bibliothekare in Heiligenkreuz, scheinen ein vollständiges Verzeichnis der Handschriften angelegt zu haben. Die davon erhaltenen Fragmente, die bei Gsell 24 und Gottlieb 25 erwähnt sind, konnte ich bislang allerdings nicht entdecken. Ein deutlicher Hinweis auf die Existenz eines solchen Katalogs ist ein in sehr vielen Bänden auftauchender Vermerk, der immer ähnlich lautet: Monasterii B.V.M. Ord. Cist. ad S+ Cattalogo Inscriptus. Oft tritt er in Verbindung mit Titelangaben jeweils am Beginn der einzelnen enthaltenen Texte auf. Eng damit 23 Vgl. Kapitel 1.1.2. Armarium. Gsell, Handschriftenverzeichnis, S. 121. 25 Gottlieb (1974), S. 17. 24 14Die Bibliothek verknüpft scheint eine Art Unterteilung der Werke in mehrere Unterkategorien, gekennzeichnet durch ein N, gefolgt von einer arabischen Ziffer. Die dahinterstehende Systematik lässt sich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht erkennen. Zumindest scheint kein Zusammenhang zu den in Folge beschriebenen Signaturen zu bestehen. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass die Ziffer sehr oft auf Rasur steht, also systematisch korrigiert wurde. Eine große Anzahl der Handschriften weist Signaturen auf, die zeitlich zu diesen verschollenen Katalogen passen könnten. Bislang lassen sich vier unterschiedliche Typen feststellen, die offenbar aufeinander Bezug nehmen: 26 - Eine zweiteilige, übereinander geschriebene, rote Signatur (oben Buchstabe, unten römische Ziffer), der meistens eine weitere römische Ziffer mit schwarzer Tinte oder Bleistift hinzugefügt wurde, - eine vierteilige Bleistiftsignatur, bei der in der ersten Zeile ein Buchstabe, in der zweiten eine römische Ziffer und ein Buchstabe und in der unteren Zeile eine arabische Zahl stehen, - ein eingeklebtes rechteckiges Papierschildchen mit einem Stempel des Stifts, um den herum in den vier Ecken eine vierteilige Signatur, bestehend aus einer römischen und zwei arabischen Ziffern sowie einem Buchstaben eingetragen ist, - eine ausgeschriebene Variante der Signatur auf dem Papierschildchen, die Sub Classe, Ord., Litt. und Nr. angibt, offensichtlich also eine Fachsignatur. In Cod. 5 steht also beispielsweise: 15 B I (Rote Signatur), B I A 15 (Bleistiftsignatur), I 15 A 1 (Papierschildchen) und SC I Ord. 1 Litt. A Nr 15 (Sub-Classe-Vermerk), wobei alle Signaturen hier von oben nach unten gelesen wurden. Es fällt auf, dass ein enger Zusammenhang zwischen diesen Signaturen besteht. Die Bleistiftsignatur scheint eine Weiterentwicklung der Roten Signatur darzustellen, der Unterschied zur Signatur auf dem Papierschildchen besteht in den bisher untersuchten Fällen nur in der Änderung eines Zeichens. Die Angaben des Sub-Classe-Vermerks stimmen mit denen des Papierschildchens überein. Nicht in allen Handschriften treten diese vier Signaturtypen parallel auf. Meistens fehlen die Rote Signatur und die Bleistiftsignatur. Aus dieser Tatsache darauf zu 26 Im Anhang auf S. 106 sind die eingetragenen Vermerke der in dieser Arbeit erfassten Handschriften tabellarisch dargestellt und mit Beispielbildern versehen. 15Die Bibliothek schließen, dass die betreffenden Kodizes zeitlich gesehen zwischen der Erstellung der nicht vorhandenen und der vorhandenen Signatur erworben oder geschrieben worden sein müssen, ist auf jeden Fall vorschnell. Alle Signaturen befinden sich so gut wie immer im Vorderdeckelspiegel oder auf dem Vorsatzblatt. Und genau diese Teile eines Kodex sind es, die am stärksten der Abnützung ausgesetzt sind und im Zuge einer Restaurierung meistens ausgetauscht werden. Leider ist nicht immer Verlass darauf, dass Signaturen und Schildchen in einen neuen Einband übertragen werden. Vor allem handschriftlich eingetragene Signaturen wie die Rote Signatur und die Bleistiftsignatur sind diesem Prozess wohl öfters zum Opfer gefallen, eingeklebte Schildchen wurden größtenteils herausgelöst und in den neuen Einband übernommen. Im 19., 20. und 21. Jahrhundert Das letzte große Katalogisierungsprojekt in Heiligenkreuz konnte Benedict Gsell, seines Zeichens ebenfalls Stiftsbibliothekar der Zisterze, 1891 zum Abschluss bringen. In seinem Katalog 27 sind 550, oder genauer gesagt 549 Handschriften erfasst (Cod. 121 fehlte damals wie heute), von denen Gsell 349 in den Zeitraum zwischen 10. und 15. Jahrhundert datiert. Severin Grill veröffentlichte 1935 einen Nachtrag zum Gsell ́schen Katalog 28 , in dem weitere 30 Handschriften aufscheinen, die zum Teil aus einem Nachlass stammten, zum Teil von Gsell übersehen wurden, da „sich die Bibliothek damals noch nicht in jenem geordneten Zustande befand, in den sie erst [...] 1915-1917 gebracht worden ist.“ 29 Diese Handschriften tragen die Signaturen 551 bis 581, fünf davon entstanden vor 1500. Ein im Laufe des 20. Jahrhunderts angefertigter Zettelkatalog über den gesamten Bestand und ein handschriftlicher Katalog für die Bände 551-620 (auch heute noch die höchste vergebene Signatur) konnten aufgrund der eher dürftigen Angaben zu den Kodizes den Gsell-Katalog nicht ersetzen. Die Signaturen wurden in Heiligenkreuz, wie auch in den meisten anderen Bibliotheken, 27 Gsell, Benedict: Verzeichniss der Handschriften in der Bibliothek des Stiftes Heiligenkreuz, in: Die Handschriften-Verzeichnisse der Cistercienser-Stifte Bd. 1 (Xenia Bernardina II,1), Wien 1891, S. 115- 272. 28 Grill, Severin: Nachtrag zum Handschriftenverzeichnis der Stiftsbibliothek Heiligenkreuz, in: Sancta Crux (Jubiläums-Festausgabe 1935), S. 62-67. 29 Ebd. S. 62. 16Die Bibliothek nicht nach chronologischen Gesichtspunkten vergeben, sondern nach der Größe der Bände – beginnend mit den großen Folioformaten. Im Zuge des Hill Museum & Manuscript Library-Projekts (HMML) 30 wurden in den 1970er Jahren alle Handschriften auf Mikrofilm gebannt, die noch heute über das HMML oder das Stift selbst bestellt werden können. Im Internet sind die Heiligenkreuzer Handschriften bislang unter zwei Adressen zu finden: Die Beschreibungen der deutschen Handschriften sind im Handschriftencensus 31 erfasst, ein größerer Teil des Gesamtbestands ist über manuscripta.at 32 abrufbar. Der Katalog von Benedict Gsell erfasst zusammen mit dem Nachtrag Severin Grills alle auch aktuell noch vorhandenen Handschriften und stellt bis heute den wichtigsten Zugang zum Heiligenkreuzer Bestand dar. Den heutigen Anforderungen an einen modernen Handschriftenkatalog genügt er allerdings nicht mehr. Kodikologische Aspekte sind weitestgehend außer Acht gelassen, die Bestimmung der Texte sowie die Datierungen bedürften dringend einer Überprüfung, die neuere Forschung und Literatur zu den Handschriften fehlt naturgemäß gänzlich. Ein umfassendes Katalogisierungsprojekt sowie eine Digitalisierung der Handschriften wären aus meiner Sicht notwendig und wünschenswert.


3. KATALOGE 3.1 Moderne allgemeine Kataloge Nominalkatalog [mschr., ab 1970 nach hauseigenen Regeln angelegt, berücksichtigt ausschließlich die ab diesem Zeitpunkt umgestellten bzw. neu erworbenen Titel] Schlagwortkatalog [mschr., ab 1970 nach hauseigenen Regeln angelegt, erschließt lediglich den im neuen Nominalkatalog erfaßten Bestand] Notendrucke sind im Répertoire international des sources musicales (RISM) nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge Inkunabelkatalog [Nominalkatalog in Zettelform, nach hauseigenen Regeln um 1970 angelegt] Katalog für die im Handschriften-Zimmer aufgestellten Bestände [Nominalkatalog in Zettelform, nach hauseigenen Regeln um 1970 angelegt] Sachkataloge [hschr., für die Inkunabeln und die übrigen im Handschriften-Zimmer aufgestellten Bestände, in 5 Heften]

3.3 Historische Kataloge

Bandkatalog [Nominalkatalog, derzeit nicht auffindbar]

Alphabetischer Nominalkatalog [in Zettelform, ab Mitte des 19. Jhs nach hauseigenen Regeln angelegt und bis 1970 weitergeführt, enthält den gesamten Altbestand, stimmt aber aufgrund der mehrmaligen Umstellungen nicht mit den aktuellen Standorten der Werke überein]

Schlagwortkatalog [in Zettelform, ab Mitte des 19. Jhs nach hauseigenen Regeln angelegt und bis 1922 weitergeführt, ist aufgrund der Umstellungen des Bestandes nicht mehr gültig]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterhaltsträger der Bibliothek ist das Stift Heiligenkreuz. Ihre Funktion ist die einer stiftsinternen wissenschaftliche Bibliothek, gleichzeitig ist sie die Hochschulbibliothek der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz.

Leihverkehr: nicht angeschlossen. Technische Einrichtungen für Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Kopiergerät, Mikrofilmkopien der Handschriften über die Österreichische Nationalbibliothek (Wien).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zumindest eine kleine Stiftsbibliothek an mitgebrachten Büchern ist seit der Gründung des Stifts im Jahr 1133 bezeugt.[6] Noch vor 1150 umfasste sie laut dem wieraufgefundenen Katalog[7] bereits rund 75 Handschriften,[8] die die Mönche teils aus dem Gründungskloster, dem Kloster Morimond mitgebracht und teils schon in Heiligenkreuz geschrieben hatten. Es handelte sich dabei vor allem um Biblica, Schriften der Kirchenväter und Liturgica. Da seit der das Stift seit seiner Gründung ein Skriptorium unterhielt, stieg die Bestandszahl laut einer Handschrift[2] auf 308 Bände im 14. Jahrhundert. Neben theologischen Schriften, verfügte man nun auch über Werke der Antike.[6]

An der Nordwand des Kreuzganges befinden sich heute Gestühle, unter welchen man 2003 im Zuge ihrer Renovierung drei Nischen im alten Mauerwerk fand. Diese etwa um 1200 eingebauten, rechteckigen Nischen waren mit in Resten noch vorhandenem Holz verkleidet und dienten vermutlich der Aufbewahrung von Büchern.[9] Der mittelalterliche Hauptaufbewahrungsraum für die Bücher des Stifts (Armarium) befand sich in einem östlich des Kreuzgangs gelegenen Raum, in dem sich heute die Anna-Kapelle befindet. Eine Beschreibung des Armariums aus dem 14. Jahrhundert[2] spricht von über 300 Bänden, die in drei Regalen mit je zehn Brettern lagerten und in derselben Reihenfolge wie im Armarium aufgelistet werden. Möglich ist, dass das Amarium bis zum Bibliotheksneubau im 17. Jahrhundert genutzt wurde, man hat allerdings auch vermutet, dass die Bibliothek bereits im 14. Jahrhundert unter dem heutigen Nordtrakt untergebracht war.[10]

Vom ehemaligen Skriptorium des Stifts, das 1660 einem neuen Refektorium Platz machen musste, ist heute nur noch die Eingangstür erhalten. Das Skriptorium befand sich in der Wärmestube, welche im östlichen Teil des Südtrakts des Kreuzgangs lag. Laut einem Inventar aus dem 16. Jahrhundert befanden sich im Skriptorium zahlreiche Kunstgegenstände, Geschirr, Besteck sowie 250 Bücher, welche sich vermutlich gerade in Bearbeitung befanden.[11]

Vom Großbrand des Klosters im 15. Jahrhundert blieben die Buchbestände vermutlich verschont. Betroffen waren sie allerdings von Überschwemmungen des Sattelbachs, zwei besonders verheerende sind für 1295 und 1340 überliefert, sowie von Plünderungen im 15. Jahrhundert.[12]

?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der vernichtendste Schlag war aber ein Einfall osmanischer Soldaten im Zuge der zweiten Türkenbelagerung 1683, bei dem, wie oben schon beschrieben, das gesamte Bibliotheksgebäude zerstört wurde. Besonders angesichts dieser Katastrophe erscheint es mehr als verwunderlich, dass ein so großer Teil des mittelalterlichen Buchbestands noch heute in der Handschriftensammlung zu finden ist. Dieser Punkt, der interessanterweise in allen einschlägigen Darstellungen 10 11: mehr oder weniger übergangen wird, bedürfte einer genaueren Überprüfung, die leider den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde. Als Anhaltspunkte mögen folgende Überlegungen und Hinweise dienen: Dagobert Frey schreibt zum Schreckensjahr: „1683. Heiligenkreuz von den Türken verwüstet. [...] Die Schätze teilweise nach Wien, teilweise anderswohin geborgen. (Cor. Abb.)“ 14 Gsell zitiert aus ebendieser „Corona abbatum“ P. Alberik Höffners zum Jahr 1684: „Libri tam Chori tam bibliothecae plerique praestantiores partim ablati partim igne consumpti“ 15 (Die meisten vortrefflichen Bücher sowohl des Chors als auch der Bibliothek wurden teils weggebracht, teils vom Feuer vernichtet.) Darauf, wie dieses ‚Wegbringen’ ausgesehen haben könnte, findet sich ein Hinweis auf dem Umschlag des Fragments Rub.7, Fasz.11, Nr.13/F24 im Heiligenkreuzer Stiftsarchiv, der vermutlich von der Hand Hermann Watzls stammt: „Zweifellos gehört das Fragment einem jener Papierkodices an die 1683 von den Tartarn aus der Bibliothek ins Freie geworfen u. dort von der Witterung zerstört worden sind. Überall Einfluß eines Schmutzwassers feststellbar“. 16 Wohin genau die Kodizes gebracht wurden und vor allem wann sie wieder nach Heiligenkreuz zurückkamen, bedarf einer eingehenden Untersuchung. Ähnlich dramatische Plünderungsaktionen unter anderen politischen Umständen fanden im Laufe der Geschichte immer wieder statt. Im Zuge des josephinischen Klostersturms am Ende des 18. Jahrhunderts wurden allein im Staatsgebiet der österreich-ungarischen Monarchie über 30 Zisterzienserklöster aufgehoben und deren Schätze beschlagnahmt. Heiligenkreuz entging der Aufhebung, durfte allerdings keine Novizen mehr aufnehmen. 17 Auch im Nationalsozialismus wurde das Stift nicht aufgelöst, diente aber ab 1940 als Kriegsgefangenenlager. 18 Neben spektakulären Ereignissen wie Überschwemmungen, Feuer oder Plünderungen, gab es auch eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten, wie Handschriften wanderten. 11 12: Vorrangig ist vielleicht das im Zisterzienserorden übliche Filiationsprinzip 19 zu nennen, demzufolge das Mutterkloster nicht nur einen Abt und zwölf Mönche in die Tochtergründungen entsandte, sondern diesen auch die für das geistliche Leben der Gemeinschaft unerlässlichen Bücher mitgab. 20 Viele Handschriften stellen und stellten einen großen materiellen Wert dar. Sie eignen sich als besonders großzügige Geschenke, aber in Zeiten wirtschaftlicher Not, die auch das Stift Heiligenkreuz wiederholt trafen, wurden auch immer wieder wertvolle Bücher veräußert. Hiervon war auch eine bedeutende deutsche Handschrift betroffen: Der ehemalige Kodex 166, die Weltchronik Johannes’ de Utino, wurde 1935 an die Budapester Nationalbibliothek verkauft. 21 Manche Handschriften waren mit der Zeit überholt, wurden als nicht mehr zeitgemäß betrachtet oder waren vom intensiven Gebrauch verschlissen. Von ihnen zeugen unzählige Makulaturen – von schmalen Falzstreifen über beklebte Innendeckel-spiegel bis hin zu Pergamentblättern, die noch heute als Einband verwendet werden. Zuletzt sei noch eine sehr profane Möglichkeit des Bücherschwunds erwähnt: Die eine oder andere Handschrift wurde wohl auch ausgeliehen und nie zurückgegeben oder schlicht und einfach gestohlen. Es ist nicht immer einfach, den Weg einer Handschrift nachzuzeichnen, vor allem, wenn dieser Weg mehrere Stationen umfasst. Exemplarisch sei auf den Cod. 1180 der Wiener Nationalbibliothek verwiesen. Er gelangte als Gabe des Mutterklosters Heiligenkreuz nach Neuberg an der Mürz, einer Filiation des Jahres 1327. 1786 wurde Stift Neuberg im Zuge der Säkularisation unter Joseph II aufgehoben, Kodex 1180 wurde der damaligen Hofbibliothek, der heutigen Nationalbibliothek, einverleibt. Dort stehen heute insgesamt 15 ehemalige Heiligenkreuzer Handschriften, die im Laufe des 16. Jahrhunderts auf derzeit noch unklaren Wegen nach Wien kamen.



Die wissenschaftliche Tätigkeit der Mönche, die teils an der Universität Wien stattfand, dürfte sich positiv auf die Qualität des Bibliotheksbestands ausgewirkt haben. So ersuchte im Jahr 1449 der Gelehrte Enea Silvio Piccolomini, später Papst Pius II., in einem Schreiben um die Entlehnung einiger Werke. War die Bibliothek davor im Nordtrakt untergebracht, so baute man ihr im 17. Jahrhundert ein eigenes Gebäude, welches 1651 fertiggestellt war.[6]






Von 1648 bis zum Jahr 1683 erfuhr die Bibliothek durch großzügige Ankäufe ganzer - nicht näher beschriebener - Bibliotheken bedeutenden Zuwachs. Die Türkeninvasion (1683) zerstörte jedoch sowohl den eben erst fertiggestellten Bibliothekstrakt als auch große Teile der Buchbestände. Abt Klemens Schäffer (reg. 1658-1693) stellte das Gebäude wieder her und ließ den großen Saal in zwei Räume unterteilen, den Gartensaal und den Goldenen Saal, deren Restaurierung erst unter Abt Marian Schirmer (reg. 1693-1705) abgeschlossen werden konnte. Die Fresken sind nicht genau zu datieren, dürften aber von Martino Altomonte bzw. von Johann Michael Rottmayr stammen. Sie bestehen teils aus theologischen Motiven, teils aus Allegorien zu Wissenschaft und Weisheit, z. B. die Sinnbilder der vier Fakultäten im Goldenen Saal: Mond (Medizin), Dreieck (Theologie), Waage (Jus) und Globus (Astronomie). Die Malereien standen in Bezug zur thematischen Aufstellung der Bücher. Die Aufschriften an den Bücherschränken dokumentieren die ursprüngliche Anordnung nach Theologie, Mystik, Patrologie, Jus, Astronomie, Pädagogik, Rhetorik, Geographie und Medizin.

1.4 Abt Gerhard Weichselberger (reg. 1705-1728) erwarb für die Bibliothek zahlreiche Werke. Aber auch Nachlässe von Konventualen und Schenkungen durch Adelige vermehrten den Bestand im Laufe des 18. Jhs beträchtlich. Die Gründung der theologischen Hauslehranstalt 1802 brachte der Bibliothek durch die wissenschaftliche Tätigkeit der Professoren, denen sie meist anvertraut war, Zuwachs insbesondere an theologischer Literatur. Erwähnt sei der Nachlaß von P. Malachias Koll (1783-1844), der über 1200 Bde - meist biblischen und geographischen Inhalts - umfaßte. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs erwies sich die Erweiterung der Bibliothek um einige neue Bibliothekssäle im Nordtrakt als notwendig (1827 bis 1848). Auch der Gartensaal erfuhr 1834 nochmals bauliche Veränderungen. Darüber hinaus wurde ein neuer Bandkatalog angelegt (1825 bis 1848), der bald darauf von einem Zettelkatalog abgelöst wurde (1922 überarbeitet und dgültig fertiggestellt).

1.5 Bis ins 20. Jh wurde der Buchbestand durch umfangreiche Nachlässe erweitert, z. B. durch die Sammlung P. Wilhelm Neumanns (1837-1917), die aus theologischer (Biblica, orientalische Sprachen etc.) und kunsthistorischer Literatur sowie aus Werken zur Bibliotheks- und Bücherkunde bestand. Infolge der wirtschaftlichen Not mußten in den dreißiger Jahren einige Inkunabeln und Hss. verkauft werden. Die Wirren des Zweiten Weltkriegs hingegen fügten dem Kloster und der Bibliothek keinen Schaden zu.

1.6 Ab 1970 wurden weitere Bibliotheksräume adaptiert und die Bestände weitgehend umgruppiert. Die Erstellung eines neuen Zettelkataloges versuchte diesem Umstand Rechnung zu tragen, dieser befindet sich aber nicht auf dem aktuellen Stand. 1992 konnte ein weiterer Raum für die Bibliothek gewonnen und mit einer modernen Regalanlage ausgestattet werden. Derzeit erstreckt sich die bibliothekarische Arbeit auf die Neuordnung des Bestandes und die systematische Aufstellung der Bücher nach theologischen Fachgebieten, um sie als Studienbibliothek besser nutzbar zu machen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Insgesamt umfaßt die Bibliothek etwa 75.000 Titel. Davon sind rund 34.100 dem historischen Bestand zuzuordnen: 31.580 befinden sich in den Haupträumen der Bibliothek (Säle 1 bis 8), 1630 stehen gesondert bei den Inkunabeln (92) und Hss., 800 sind Notendrucke (Musikarchiv, s. u. 2.9). Die Sondersammlungen ausgenommen, entfallen 280 Titel auf das 16., 1750 auf das 17., 8050 auf das 18. und 21.500 auf das 19. Jh. Eine Aufteilung nach Sprachen ergibt 22.400 deutschsprachige, 6910 lateinische, 160 griechische, 1310 französische, 350 italienische, 30 spanische und 120 englische Titel. 100 Werke sind in slawischen, 200 in anderen Sprachen verfaßt. Diese Zahlen wurden durch Autopsie seitens der Bibliothek ermittelt. Die Beschreibung nach Sachgebieten basiert für die Sammlungen auf den tsprechenden Katalogen, für den Hauptbestand auf Hochrechnung anhand des alten Sachkataloges, der allerdings nicht alle Titel umfaßt und mit der Aufstellung der Bücher nicht mehr übereinstimmt. Zitiert wurden daher fast ausschließlich jene Werke, deren Vorhandensein durch Autopsie zu überprüfen war.

Systematische Übersicht

Hauptbibliothek

2.2 Der Anteil älterer Druckwerke (16. und 17. Jh) ist relativ gering, weil im Zuge der Umstellungsarbeiten (nach 1945) die meisten andernorts untergebracht wurden (Handschriften-Zimmer, s. u. 2.7-2.8). Der Bestand läßt sich grob in vier große Gruppen unterteilen: Philosophie und Theologie (rund 12.500 Titel), Geschichte inklusive Hilfswissenschaften (8000), Naturwissenschaften (2000), Literatur und Kunst (8500).

2.3 Eine Aufgliederung nach Fachgebieten ergibt: 1600 Biblica, 250 Hebraica, 470 Titel zur Patristik, 1250 zur Homiletik, 150 zur Katechetik, 300 zur Liturgik und ebenso viele zur Pastoraltheologie. Im Anschluß an die Werke zur Dogmatik (1700) folgen jene zu Moral (400), Aszetik (750), Philosophie (550), Pädagogik (400) und Religionswissenschaft (300). Es finden sich unter den Biblica neben den geläufigen Textausgaben (z. B. Biblia sacra utriusque testamenti, Nürnberg 1527) und Sprachlexika (z. B. Edmund Castellos Lexicon Heptaglotton, London 1669) auch Titel wie das Reyßbuch des heyligen Lands von Sigmund Feyrabend (Frankfurt 1584), das Itinerarium Sacrae Scripturae von Henricus Bünting (Wittenberg 1587) und das Theatrum Terrae sanctae von Christian Adrichomius (Köln 1613). Von den theologischen Schriften sind die vielen Postillen protestantischer und katholischer Autoren erwähnenswert (z. B. Georg Wicelius' Postill, Köln 1545, die Katholische Postill Johann Ecks, Ingolstadt 1583, und Martin Luthers Kirchen Postilla, Wittenberg 1584). Darüber hinaus sind die klassischen theologischen Lehrbücher gut vertreten.

2.4 Juridica und Literatur zur Geschichte verteilen sich auf den theologischen und profanen Bereich. Auf Kirchenrecht entfallen 350 Titel, auf Profanrecht 250, auf Kirchengeschichte 3800 und auf Profanhistorie 4100. Untergruppen bilden Werke zur Archäologie (250), Austriaca (800), Abhandlungen über die deutsche (400) und ungarische Geschichte (250) sowie zur Kriegsgeschichte (100). Dazu kommen ordensgeschichtliche Darstellungen (1900), solche zur Papstgeschichte (600), hagiographische (400) und biographische Werke (450). Bei den historischen Hilfswissenschaften im geren Sinn (Diplomatik, Heraldik, Sphragistik, Numismatik u. a., 100 Titel) sind auch die zahlreichen Reisebeschreibungen (300), Topographien (800, davon 500 Austriaca) und die Geographie im allgemeinen (250) aufgestellt (insgesamt 2650 Titel). Nach heutiger Klassifikation ist dieser Gruppe auch Wirtschaftskunde (Gewerbekunde 300 Titel, Landwirtschaft etc. 650) zuzuordnen. Werke zur Universalgeschichte, historische Beschreibungen bzw. Topographien und Reiseliteratur sind zahlreich vorhanden, z. B. Gerhard Mercators Chronologia (Köln 1569) und die Annales Mundi universales von Hugo Robinson (London 1686), diverse Chroniken (z. B. Sebastian Francks Germaniae chronicon, Augsburg 1538, Reiner Reineccius von Steinheims Chronica Slavorum, Frankfurt 1581, Paulus Jovius' Moscouitische Chronica, Frankfurt 1676) und Raritäten wie die Wahrhaftige Ausführliche Beschreibung der Berühmten Ost-Indischen Kusten Malabar und Coromandel als auch der Insel Zeylon von Philipp Baldaeus (Amsterdam 1672) und die Beschreibung von den Landen des Königs inn Ethiopien von Francisco Alvares (Eisleben 1573). Bei den Historica sind auch Werke wie die Symbolographia Jacob Boschios (Augsburg, Dillingen 1701) und der Codex Diplomatico historico epistolaris von Bernhard Pez und Philibert Hueber (Augsburg 1729) anzumerken. Bei der Klassischen Philologie sei auf Plutarchi Opera (Basel 1552), Vergilli Opera (Basel 1561) und Erasmus von Rotterdams Adagiorum Chiliades (Basel 1559) hingewiesen, bei den philosophischen Werken z. B. auf René Descartes' Principia Philosophiae (Amsterdam 1685) und Nicolas Malebranches De la Recherche de la Vérité (Paris 1721).

2.5 Die Anzahl der medizinischen Werke beträgt rund 1000 Titel. Der übrige Bestand zu den Naturwissenschaften (900 Titel) verteilt sich u. a. auf Mathematik (150), Astronomie (90), Physik (90), Chemie (100), Botanik (110) und Zoologie (150). Der Bereich Kunst und Literatur weist Werke zur Kulturgeschichte (600), Kunst im allgemeinen (800), Architektur (100), zum Theater (500), zur Musik (250) sowie zur Literatur- und Sprachwissenschaft (5000) auf. Auch Werke zur Bibliothekswissenschaft (750) und Sondergruppen, wie Orientalia (150), wurden dazugerechnet. Eine genauere Beschreibung der Literaturen einzelner Sprachen war nicht durchführbar. Unter den Werken zu den Naturwissenschaften sind die medizinischen an erster Stelle zu nennen, z. B. die Opera Galeni (Basel 1549), Hippocratis opus, medicinae thesaurus (Lyon 1576), Caspar Comelinus' Plantarum Horti Medici Descriptio (Amsterdam 1701) und das Syntagma anatomicum von Joannes Veslingius (Passau 1647). Zur Astronomie liegen z. B. Georg Peurbachs Theoreticae Planetarum (Wien 1518), Walafried Strabos De Situ orbis (Lyon 1557) und Paulus Fabricius' Stellae novae (Wien 1573) vor, zur Chemie bzw. Alchemie z. B. das Theatrum chemicum (Straßburg 1659) und Die hell-scheinende Sonne Am Alchymistischen Firmament von Petrus Faber (Nürnberg 1705), zur Meteorologie z. B. Franciscus Reinzers Meteorologia (Augsburg 1712). Kuriositäten, wie das Opus Geomantiae completum (Anonymus, Lyon 1625) und Histoires Galantes et comiques unter dem Titel Le Gage touché (o. Autor, Amsterdam 1724), sollen nicht unerwähnt bleiben.

Handschriften-Zimmer

2.6 Inkunabeln. Sämtliche 92 Inkunabeln im Besitz der Bibliothek sind in lateinischer Sprache verfaßt. Die meisten Drucke stammen aus Nürnberg (17), Venedig (17), Basel (12) und Straßburg (10). 12 weitere Druckorte sind an 18 Inkunabeln nachzuweisen, bei 18 Inkunabeln scheint kein Druckort auf. Die am häufigsten genannten Drucker sind Anton Koberger (16 Inkunabeln), Martin Flach und Johannes Herzog (je 3). Die übrigen 27 Drucker sind jeweils ein- bis zweimal vertreten, 38 sind nicht namentlich erwähnt. Die homiletischen Werke haben den größten Anteil an der Sammlung (24, z. B. Vinzenz Ferrers Sermones, Köln: o. Drucker 1487), gefolgt von den philosophischen (10, z. B. Petrus Lombardus' Libri sententiarum, Nürnberg: Anton Koberger 1481). Die klassische Philologie ist ebenfalls durch 10 Titel repräsentiert (z. B. Ciceros Orationes, Venedig: Joannes Forliniensis et Jacobus Brixiensis 1483), die Geschichte durch 8 (z. B. Antoninus' Summarium partis historialis seu Chronica, Nürnberg: Anton Koberger 1484). Je 5 Drucke sind Liturgica, Biblica (z. B. eine lateinische Koberger-Bibel, Biblia sacra Latina, Nürnberg 1478), Werke zur Patristik (z. B. Augustinus' De civitate Dei, Basel: Michael Wenssler 1479), Moral (z. B. Angelus de Clavasios Summa angelica de casibus conscientiae, Straßburg: Martin Flach 1491) und Literatur (z. B. Aeneas Silvius Piccolominis Epistolae, Nürnberg: Anton Koberger 1486). Aus anderen Fachgebieten besitzt die Bibliothek jeweils nur eine oder zwei Inkunabeln, darunter Ludolph von Sachsens Meditationes vitae Jesu Christi (o. O. u. Drucker 1483), die Lombardica historia Aurea legenda Sanctorum des Jacobus de Voragine (Straßburg: o. Drucker 1492), Bartholomaeus Anglicus' De proprietatibus rerum (Nürnberg: Anton Koberger 1492) und das Speculum exemplorum omnibus christicolis salubriter inspiciendum ut exemptis discant disciplinam (Straßburg: o. Drucker 1490). Zahlreiche Bände wurden seit 1960 an der Österreichischen Nationalbibliothek restauriert.

2.7 Im Aufbewahrungsraum für Hss. und Inkunabeln befinden sich gesondert aufgestellt auch etwa 1630 Drucke, die aus dem Hauptbestand ausgesondert wurden: 1180 aus dem 16. Jh, 370 aus dem 17. Jh, 80 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh. Sie sind in den Sprachen Deutsch (300 Titel), Latein (1250), Griechisch (20), Französisch (30), Italienisch (30) und Spanisch (5) verfaßt. Es finden sich Werke aus allen Fachgebieten, da lediglich das Alter der Publikationen für die Neuaufstellung maßgeblich war. So sind hier 110 Biblica, 140 Homiletica, 370 Werke zur Geschichte (260 profangeschichtlich, 80 kirchengeschichtlich, 30 Biographien), 190 zur Dogmatik, 50 Juridica (30 profan, 20 kirchenrechtlich), 30 Liturgica, 30 Titel zur Moraltheologie, 30 zur Hagiographie und 20 zur Patristik untergebracht. Dazu kommen 40 bibliographische Einheiten aus der Aszetik sowie je 5 katechetische bzw. religionswissenschaftliche Werke. Auf die Sprachwissenschaft entfallen 90 Titel, auf die klassische Philologie 110 (90 lateinische - darunter über 50 Cicero-Ausgaben - und 20 griechische). Anzuführen sind weiters Druckwerke der Naturwissenschaften (50), Medizin (30), Philosophie (120, darunter 40 Aristoteles-Ausgaben), Pädagogik (20), Kunst (10) und Literatur (110). Der Rest (70 Titel) verteilt sich in kleineren Gruppen auf Kulturgeschichte (10), Geographie und Völkerkunde (25), Topographie (10), Gewerbe und Landwirtschaft (10), Bibliothekskunde (10) und Domestica (5).

2.8 Zur Illustration seien einige Werke erwähnt, so eine als Rarissimum geltende Chinesische Bilderbibel von P. Aleni (Weig 1637), weiters eine französische, hebräische und arabische Bibelausgabe (La Bible, qui est toute la Sainte Ecriture, Genf 1552; Hebraica Biblia, Basel 1534; Arabische Bibel des Neuen Testamentes, Rom 1591). Auch deutsche Editionen sind vorhanden, z. B. Martin Luthers Das Alte Testament deutsch (Augsburg 1528) und Johannes Ecks Bibel - Alt und new Testament (Ingolstadt 1537). Darüber hinaus gibt es exegetische Literatur (z. B. Erasmus von Rotterdams Tomus primus Paraphraseon in novum Testamentum, Basel 1524) und Konkordanzen (z. B. Concordantiae Biblorum, Basel 1523). Die Dogmatik ist u. a. mit Alexanders von Hales Clavis Theologiae (Lyon 1515), die Kontroverstheologie z. B. mit Johannes Cochläus' Lutherische(m) Irrgarten (Dresden 1535) vertreten. Auch Schriften Luthers (z. B. Colloquia oder Tischreden, Frankfurt 1568) und eine Ausgabe der Confessio fidei (Wittenberg, Hagenau 1535) sind im Besitz der Bibliothek. Werke anderer geistlicher Schriftsteller, wie Johannes Taulers Lere und Predigen (Basel 1521), Nicolaus Cusanus' Opera (Basel 1565) und Teresa von Avilas Las obras de la S. Madre (Antwerpen 1630), sind ebenfalls Teil des Bestandes. Die Titel zur Geschichte, Philosophie und Philologie weisen keine Besonderheiten auf. Erwähnenswert sind hingegen einige Werke der Medizin, z. B. Galenus' De compositione medicamentorum (Basel 1530), die medizinische Sammlung Articella (Lyon 1515), das Kreutterbuch des Petrus Andreas Mattiolus (Frankfurt 1586) sowie ein Hebammenbüchlein von Eucharius Rößlein (Frankfurt 1562). Unter den naturwissenschaftlichen Werken befinden sich z. B. Hieronymus Cardanus' Artis magnae sive de Regulis algebraicis (Basel 1570), ein Alchemiespiegel (Frankfurt 1597) und ein Wetterbüchlein (Leipzig 1614). Aus dem Bestand an literarischen Werken seien Johannes Mylius' Poemata (o. O. 1568) und die Commentaria epistolarum conficiendarum Heinrich Bebels (Straßburg 1516) genannt.

2.9 Musikarchiv. Das Stift besitzt rund 800 Drucke, neben den üblichen geistlichen Chormusiken (von Luigi Cherubini über Mozart, Joseph und Michael Haydn bis zu Diabelli und Czerny) auch umfangreiche Literatur für Flöten, Quartette und andere Instrumentierungen, u. a. von Leonhard von Call (1768-1815), Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) und Ignaz Pleyel (1757-1831) - eine Folge der Musikpflege der Konventualen des 19. Jhs.

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien Archiv Heiligenkreuz:

  • Brief des Aeneas Sylvius Piccolomini vom 18. Jänner 1449
  • Inventarium. 1584

4.2 Darstellungen

  • Die Denkmale des Stiftes Heiligenkreuz. Bearb. von Dagobert Frey unter Mitarb. von Karl Grossmann. Wien 1926 (Österreichische Kunsttopographie, XIX) [zur Bibliothek S. 162-165]
  • Grill, Severin: Kleiner Führer durch die Bibliothek des Stiftes Heiligenkreuz. Heiligenkreuz 1927 [zur Bibliotheksgeschichte S. 19-28]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

  • Grill, Severin: Kleiner Führer durch die Bibliothek des Stiftes Heiligenkreuz. Heiligenkreuz 1927 [Beschreibung des Bestandes zu einzelnen Fachgebieten und Sammlungen S. 8-18]
  • Niemetz, Alois: 800 Jahre Musikpflege in Heiligenkreuz. Heiligenkreuz 1977

Stand: Februar 1994 Christoph Steiner

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Codex 205 in Heiligenkreuz.
  2. a b c Codex Sangallensis 775.
  3. In der Fragmentenschachtel (Rub. 7, Fasz. 4, Nr. 13/F).
  4. Auf einem Papierbaltt im Hinterdeckel von Codex 79 in Heiligenkreuz.
  5. An verschiedenen Stellen des Codex 220 in Heiligenkreuz.
  6. a b c Christoph Steiner: Bibliothek des Zisterzienserstiftes. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Band 3, Olms-Weidmann, Hildesheim 1996.
  7. Enthalten im Codex 205 in Heiligenkreuz.
  8. Mittelalterliche Bibliothekskataloge Österreichs, Band 1, Holzhausen, Wien 1915, S. 15–82, hier: S. 15.
  9. Marina Kaltenegger: Die Nischen im Heiligenkreuzer Lesegang und ihre Datierung. In: Sancta Crux, Band 67, 2006, S. 182–190, hier S. 183.
  10. Marina Kaltenegger: Katalog der mittelalterlichen deutschen Handschriften des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz, Diplomarbeit, Wien 2011, S. 8–9.
  11. Christoph Steiner: Bibliothek des Zisterzienserstiftes. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Band 3, Olms-Weidmann, Hildesheim 1996; Marina Kaltenegger: Katalog der mittelalterlichen deutschen Handschriften des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz, Diplomarbeit, Wien 2011, S. 9.
  12. Marina Kaltenegger: Katalog der mittelalterlichen deutschen Handschriften des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz, Diplomarbeit, Wien 2011, S. 10.