Benutzer:Swarmlost/Population Control Establishment

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Gesamtfertilitätsrate (Welt 1950–2019 real und Entwicklung, geschätzt von UN, Population Division[1]Total Fertility Rate

„[...] population policy becomes relevant to resource supplies and to the economic interests of the United States. [1974:43] [...] To support such family planning and related development assistance efforts there is need to increase public and leadership information in this field. We recommend increased emphasis on mass media, newer communications technology and other population education and motivation programs by the UN and USIA [U.S. Information Agency]. [1974:14]“

The Kissinger Report (National Security Study Memorandum [NSSM 200), 10. December 1974

„The international birth control movement was initiated mostly by a group of Americans and British eugenicists. It was not a coincidence that, contrary to the global trend of eugenic condemnation, the British Eugenics Society remained active until 1968 and the American Eugenics Society continued its activities until 1972.“

Alexandra Barmpouti: Post-War Eugenics, Reproductive Choices and Population Policies in Greece 1950s–1980s, Basingstoke 2019, S. 4.

„Die Wissenschaftler, die Ende der 1940er Jahre den Kampf gegen die ‚Überbevölkerung aufnahmen, waren fast alle über die US-amerikanische und europäische eugenische Bewegung miteinander verbunden. Um 1950 legte eine Gruppe von prominenten US-amerikanischen Bevölkerungswissenschaftlern, Ökonomen und Gesundheitsexperten die wissenschaftliche Grundlage für die umfangreichsten Bevölkerungsprogramme in der Dritten Welt. Diese Gruppe, die sich im Rahmen von Veranstaltungen des Milbank Memorial Fund traf und eng mit der Bevölkerungskommission [Population Commission 1946[2]] der Vereinten Nationen zusammenarbeitete, gehörte zu der Führungsriege der American Eugenics Society. [...] Frank W. Notestein, erster Direktor der 1946 gegründeten Bevölkerungsabteilung [Population Division] beim Sekretariat der Vereinten Nationen, Vorsitzender der Population Association of America und einer der Direktoren der American Eugenics Society, und Pascal Whelpton, Notesteins Nachfolger als Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung und später einer der Direktoren der American Eugenics Society, waren treibende Kräfte dieser [Milbank-Memorial-Fund-]Gruppe. [...] Mit der Bekämpfung der ‚Überbevölkerung‘ in der Dritten Welt hatte die eugenische Bewegung nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Betätigungsfeld gefunden.“

Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2014, S. 269 f.

„Nahezu alle namhaften Bevölkerungswissenschaftler und -aktivisten waren auch Mitglieder, wenn nicht gar leitende Funktionäre der American Eugenic Society. [...] Die alte Pauperismusfurcht, die These, daß sich die unteren Gesellschaftsschichten stärker vermehren würden als die Oberschicht wurden gewissermaßen auf die ‚Dritte Welt‘ übertragen [...] Darüber hinaus bestimmten sowohl eugenische Argumente als auch ökologische Überlegungen die Diskussion, die – zunächst noch – in relativ kleinem Kreise aber keineswegs nur im Elfenbeinturm der Wissenschaft geführt wurde. Von besonderem Interesse sind dabei die 50er und 60er Jahre, da in dieser Zeit Bevölkerungspolitik zum einen Gegenstand sowohl der US-Außenpolitik als schließlich auch der Politik der Vereinten Nationen geworden ist.“

Susanne Heim, Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte. Berlin 1996, S. 146 f.

„Für die Eugeniker waren die Ursachen für die primär quantitativen und die primär qualitativen Bevölkerungsprobleme in letzter Konsequenz identisch. Genauso wie die Medizin die natürlichen Selektionsgesetze in den Industriestaaten außer Kraft gesetzt und zur verstärkten Fortpflanzung von ‚geistig Minderwertigen‘ geführte habe, würden in der ‚Dritten Welt‘ die Entwicklungshilfe und die verbesserte Gesundheitsversorgung die natürliche Beschränkung der Bevölkerungszahl verhindern.“

Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2014, S. 271.

„Since the middle 1950s there has evolved in the United States, with developing links to the United Nations and the World Bank and organizations in other countries, a closely interrelated population ‚establishment‘.“

Julian L. Simon: The Population Establishment, Corruption and Reform (Hrsg.: Simon). In: Population Matters. People, Resources, Environment and Immigration, New Brunswick und London 1996, S. 529.

Die Begrifflichkeit Population Control Establishment stammt von Bonnie Mass (1976), die kürzere Variante Population Establishment wurde durch Betsy Hartmann (ab 1995)[3] etabliert. Im deutschen Sprachraum wird synonym von Bevölkerungslobby gesprochen. Diese Benennung impliziert Kritik an den neokolonial handelnden, neomalthusianische Paradigmen bedienende, internationalen Organisationen sowie an deren Erfüllungsgehilfinnen (Stiftungen, NGOs,[4] Politiker, Wissenschaftler,[5] System-Feministinnen [Population Femocrats][6] etc.).

Den Kritikerinnen zufolge zählen zum Population Establishment[7] (nach Wichtigkeit bzw. Einfluss gereiht) insbesondere:[8][9]

  • 1946 veröffentlicht Julian Huxley (erster Generaldirektor der UNESCO) UNESCO Its Purpose and Its Philosophy[13] und entwickelt darin einen so genannten World Evolutionary Humanism.[14]

„Huxley, then, sought to establish a biologically based social philosophy. Part of this agenda was population policies – Huxley tried to get population problems onto the agendas of the United Nations as well as onto those of its specialised agencies, not least UNESCO, FAO, WHO as well as supporting the UN Population Commission. He took up population questions while still director general of UNESCO in 1948. He was aligned with the Rockefeller Foundation, being on good terms with the physical sciences programme officer, Warren Weaver. On the population front, there were dividends for the population lobby. The Population Council managed to intrude birth control into the United Nations agenda, and population control came to be regarded as a legitimate part of the politics of international assistance. Huxley endorsed the strategy of world population control.“

  • 1948, auf der International Congress on Population and World Resources in Cheltenham, England wurde die Gründung der ICPP (The International Committee on Planned Parenthood) beschlossen (ab 1952: IPPF).
  • Ab den frühen 1950er Jahren begann die US-intervenierende Bevölkerungspolitik in Entwicklungsstaaten, zuerst unter der Initiative von Harry S. Truman in Indien 1951 (erster Fünfjahresplan 1951–56).
  • 1952: Dritte internationale Konferenz des International Committee on Planned Parenthood in Bombay mit den Themenschwerpunkten: "family planning in its general and technical aspects, infertility, sterilization, induced abortion, sex education and marriage counselling." Innerhalb des Konferenzberichts wird ganz nach Malthus´ Bevölkerungsgesetz (1798) erklärt: "There follows a realistic paper on worldpopulation problems entitled How many people? by Professor Pascal K. Whelpton, who reminds us that the population which any particular territory and, indeed, the world can support depends ultimately on the number of births and deaths and the food that can be made available. He reminds us further that, despite optimistic pronounce-ments to the contrary; modern scientific methods of agriculture can not as yet keep pace with the food requirements of an increasing worldpopulation.".[15]
  • 1952 initiierte Eisenhower das Blue-Ribbon-Panel, das sich zunächst mit der Korrelation Bevölkerungswachstum in Dritte-Welt-Staaten, Rohstoffen und Industriechancen befasste.

„In 1952, President Dwight D. Eisenhower formed a blue-ribbon panel, headed by David Rockefeller of the Chase National (later Chase-Manhattan) Bank, to evaluate the future prospects for US industrial and commercial expansion around the world. [...] The blue-ribbon panel concluded that the single greatest obstacle to US industrial expansion (meaning access to cheap raw materials, labor, and ultimately markets) was the rapid population growth occurring in most Third World countries.“

Garland E. Allen: Eugenics as a Basis of Population Policy. In: International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, 2015.
"Moreover, American philanthropist Hugh Moore coined the term population bomb in a 1954 pamphlet. The pamphlet, a product of Moore´s personal interest in and concern for world peace and population, were rejected by the Population Council on the grounds it might cause public panic." (Katrina Riddell 2009)[16]

„‚Die Jahre nach 1953‘, so der britische Demograph Eversley über das Klima in der Bevölkerungsdebatte der frühen 50er Jahre, werden gekennzeichnet durch einen ungleichmäßigen, aber säkulären Anstieg von Hysterie in bezug auf das Wachstum der Weltbevölkerung. [...] Alarmierenderweise begannen nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Organisationen Gelder anzulocken und persönliche Imperien zu bilden; Regierungen und Institutionen sollten aus Furcht vor zukünftigen Entwicklungen zur Kontrolle des Bevölkerungswachstums veranlaßt werden.‘“

Susanne Heim, Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte. Berlin 1996, S. 150 f.
  • 1954 veröffentlicht der Hugh Moore Fund The Population Bomb,[17] bis 1959 schafft es die Thematik der Bevölkerungsexplosion in die High-School-Lehrbücher,[18].
  • 1958 beauftragte die Weltbank eine Studie (Coale-Hoover)[20], die einen Zusammenhang zwischen Bevölkerungszuwachs und negativer Wirtschaftsentwicklung in Entwicklungsstaaten herzustellen hatte.[21] Gemäß der Coale-Hoover-Studie erklärt etwa noch 2018 das „deutsche Entwicklungshilfe-Ministerium“ wie folgt: „Für die nachhaltige Entwicklung dieser Länder ist es wichtig, das Bevölkerungswachstum abzuschwächen ...“[22]

„Seit 1961 unterstützte die amerikanische Regierung Bevölkerungspolitik in Lateinamerika. Parallel führten auch von der Bevölkerungslobby finanzierte private Organisationen Sterilisationen in lateinamerikanischen Ländern durch, deren national und katholisch orientierte Regierungen, Geburtenkontrolle als imperialistischen Eingriff offiziell ablehnten. Die lange Tradition der Sterilisationspolitik an Frauen in Brasilien hat hier ihren Anfang. [...] Ebenfalls 1969 begann die IDA, die Entwicklungsorganisation der Weltbank, ihr erstes bevölkerungspolitisches Programm in Kenia. [...] Noch 1970 trug das Bevölkerungsbüro von USAID (United States Agency for International Development) die Hälfte des Budgets von UNFPA und IPPF und finanzierte außerdem zu 90 Prozent den Pathfinder Fund und diverse andere private Organisationen, die in lateinamerikanischen Ländern Sterilisationen durchführten. USAID hat damit eine Vorreiterrolle bei der Verknüpfung staatlicher Entwicklungshilfe und Bevölkerungskontrolle gespielt. [...] Die Strategie der Weltbank bestand demgegenüber von Beginn an darin, Bevölkerungspolitik zusammen mit der Etablierung von Gesundheitssystemen einzuführen. [...] Die Weltbank hat im Rahmen der IWF-Verhandlungen in den achtziger Jahren Druck auf Regierungen ausgeübt und drängte zur Einführung nationaler bevölkerungspolitischer Programme. [...] Die Weltbank unterstützt so die Einrichtung spezieller Bevölkerungsbehörden und forciert die Formulierung quantitativer bevölkerungspolitischer Ziele in den Entwicklungsländern. [...] In den meisten afrikanischen Ländern und auch in Lateinamerika wurde nationale Bevölkerungspolitik erst unter dem Druck der IWF-Verhandlungen [structural adjustment program] in den achtziger Jahren durchgesetzt. [...] Die Bundesrepublik gehört seit 1984 zu den größten Geberländern für internationale Bevölkerungspolitik. Seit 1970 hat sie ihre Beiträge für die internationalen bevölkerungspolitischen Organisationen [IPPF, UNFPA, WHO-HRP] kontinuierlich erhöht.“

Heide Mertens: Frauen und internationale Bevölkerungspolitik. In: Lokal bewegen, global verhandeln. Internationale Politik und Geschlecht (Hrsg.: Uta Ruppert), Frankfurt am Main und New York 1998, S. 168 ff.

„During the 1960´s, a long-running conversation about limiting population growth was taken up by advocates who brought to it concerns about protecting the environment and sexual freedom. […] Population control offered publicly respectable, social-welfare reasons für supporting sex education and birth control practices that seperated sex from reproduction.“

Bev Cole: Black Women and the Motherhood Myth. In: Before Roe v. Wade. Voices that shaped the arbortion debate before the Supreme Court’s ruling (Eds. Greenhouse, Siegel), Yale Law School 2012, S. 54 f.
  • 1968 veröffentlicht Paul R. Ehrlich seine The Population Bomb, das nun breite Rezeption erfährt und das Narrativ der Überbevölkerung endgültig breit, letztlich weltweit etabliert.[26]
  • 1972 Veröffentlichung von Die Grenzen des Wachstums, beauftragt von Club of Rome, mit der Kernaussage (S. 17): „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“, wird als wesentliche (umwelt- und ressourcenpolitische) Legitimation zu antinatalistischer Bevölkerungspolitik bis heute verstanden.
  • 1972 Gründung der Human Reproduction Programme (HRP) der WHO.[27]

„The interest of supporters of population control would be significantly served if they used their power to aid women´s liberation groups to realise their goals - compelling the government to enforce its policy of providing equal education and economic opportunities for women – for the anti-natalist sentiment that would be generated by such an enforcement would be profound.“

Peter Bachrach (1972)

Bachrachs Erklärungen wurden 1972 zuerst von der Ford Foundation aufgegriffen.[28] Ab 1973 arbeitete die Feministin Joan Dunlop für Rockefeller und mitentwickelte das Manuskript zu seiner Rede zur Weltbevölkerungskonferenz in Bukarest 1974.[29]

Auf der Weltbevölkerungskonferenz 1974 in Bukarest initiierte die UNFPA die Erstellung eines Weltbevölkerungplanes mit dem Ziel das Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern einzuschränken. Die USA argumentierten, dass Armut in Entwicklungsstaaten aufgrund zu hoher Geburtenraten selbst verschuldet sei. Seitdem wurden Entwicklungskredite an bevölkerungspolitische Auflagen gebunden. IWF-Strukturanpassungsprogramme dienten als Druckmittel, um die Mittel für Basis-Gesundheitsversorgung in betroffenen Staaten zu kürzen. Im Gegenzug vergibt die Weltbank Kredite für bevölkerungspolitische Programme. Gemäß Sumati Nair tauschten die Entwicklungsstaaten die Fruchtbarkeit ihrer Bevölkerung gegen Entwicklungshilfegelder.[30]

„Das Jahrzehnt nach der Weltbevölkerungskonferenz in Bukarest [1974] erklärten die Vereinten Nationen zur Dekade der Frauen. In dieser Zeit machte die Ford Foundation Bangladesh zum Laboratorium, um Nichtregierungsorganisationen [NGOs] zu testen. Diese sollten zur Modernisierung der Bevölkerungspolitik beitragen, indem sie als Mittlerinnen zwischen den großen Geldgeber-Organisationen und den ‚Zielpersonen‘ mehr Basisnähe und Effizienz der Familienplanungsprogramme gewährleisteten.“

Karin Kozuch: Zwischen Gebärzwang und Zwangssterilisation. Die bevölkerungspolitische Debatte in der internationalen Frauenbewegung, Münster 1999, S. 106.

„Auf den [UN-Weltbevölkerungs-]Konferenzen von Bukarest (1974) und Mexico City (1984) hat sich die Verbindung von Bevölkerungs- und Entwicklungspolitik durchgesetzt.“

Dirk Piekenbrock: Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft, Wiesbaden 2003, Eintrag Bevölkerungspolitik, S. 38.
  • 1983 Gründung der World Commission on Environment and Development (WCED) der Vereinten Nationen („Brundtland-Commission“).

„During the late 1980s several women's organizations entered into dialogue with individual members of population establishment, such as the Population Council, the Rockefeller Foundation, and the World Health Organization, with the intention to develop more women's centered population policies. The organizational leader in this dialogue was the International Women's Health Coalition (IWHC) in New York. This was no coincidence since the IWHC had good connections to the population establishment. Joan Dunloap, the director, had been a personal assistant of John D. Rockefeller, the godfather of the population movement during the 1970s.“

Jutta Joachim: Structures and Processes of Political Negotiation/Governance. The UN, Women's NGOs and the Case of Reproductive Rights and Health. In: Frauenpolitische Chancen globaler Politik (Hrsg.: Holland-Cunz, Ruppert), Wiesbaden 2002, S. 126.
  • 1987 startete die Safe-Motherhood-Initiative von WHO, Weltbank, UNFPA, UNICEF, Population Council und International Planned Parenthood Federation.

„For a number of years Indonesia has been pressured by the 'World Health Organization' and other international agencies to control population growth …“

Cynthia L. Hunter: Women as 'good citizens'. Maternal and child health in a Sasak village. In: Maternity and Reproductive Health in Asian Societies (Eds. Rice, Manderson), Amsterdam 1996, S. 182.

„Schon seit 1987 finanzierte US-AID ein Programm namens OPTIONS, das unter Einsatz entsprechender Computersimulationen peruanische Regierungskreise von den ökonomischen Vorteilen einer Reduktion des Bevölkerungswachstums überzeugen sollte. [...] In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre war Peru das Land in Lateinamerika, das die höchste internationale Finanzierung für Bevölkerungsprogramme erhielt.“

Susanne Schultz: Hegemonie – Gouvernementalität – Biomacht. Reproduktive Risiken und die Transformation internationaler Bevölkerungspolitik. Münster 2006, S. 17.
UN sustainable development goals (2016–2030), Agenda 2030.
"Family Planning - Key to Achieving the Sustainable Development Goals" (GHSP 2016).

Paradigmenwechsel 1994

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Während vor 1994 viele Feministinnen kritisch gegenüber Zwangs(sterilisations)maßnahmen[34] oder genötigten Maßnahmen[35][36] an Frauen in der Dritten Welt eingestellt waren, änderte sich der feministische Konsens ab der Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo. Dies gelang unter anderem durch Umdeutung (reframing) von Familienplanungsprogrammen, es wurde nun von „reproduktiven Rechten und reproduktiver Gesundheit“ auf UN-Ebene gesprochen.[37]

„In bevölkerungspolitischen Publikationen wird vorrang mit der Gesundheit von Frauen für Bevölkerungspolitik geworben. Der Begriff der ‚reproductive rights‘ ist zu einem Schlagwort avanciert, welches kaum Kritik hervorruft, da mit ihm gedanklich ein Menschenrecht beziehungsweise Frauenrecht verbunden ist. Während in bevölkerungspolitischen Publikationen rhetorisch die reproduktive Gesundheit von Frauen in den Mittelpunkt gestellt wird, taucht auch beiläufig die angenommene geburtensenkende Wirkung von ‚reproductive rights‘ auf.“

Bianca Többe: Bevölkerung und Entwicklung. Münster 2000, S. 83.
  • 2010: Beschluss der UN der Gründung der Sonderabteilung UN WOMEN – vgl. UN WOMEN & IPS Africa (2011): Advocacy Toolkit for Women in Politics.[38]
  • 2010 erklärt die britische „Entwicklunghilfe“ (UKAID), dass sie Familienplanung in Indien ("Forced Sterilizations" gemäß The Guardian 2012)[39] aus Gründen des Klimaschutzes unterstütze.[40]
Sponsoren (auszugsweise) lt. WHO von Human Reproduction Programme (HRP)[41] im Zeitraum 2016/17.
  • 2016: Lt. Angaben der WHO zählten in der Periode 2016/17 zu den Sponsoren der "Human Reproduction Programme" u.A: Deutsches Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, UKAID (britische „Entwicklungshilfe“), SIDA (schwedische „Entwicklungshilfe“), Ford Foundation, Packard Foundation, MacArthur Foundation, Paul G. Allen Family Foundation, March of Dimes, Merck Sharp & Dohme (US-amerikanischer Pharma- und Bankkonzern), Gates Foundation.

„In July 2012, at the London Summit on Family Planning, a public-private partnership on the Bill & Melinda Gates Foundation, USAID, DFID, UNFPA, Pfizer and the medical non-profit PATH announced a new initiative to reach 3 million women in sub-Saharan Africa and South Asia over the next three years with 12 million doses of a new subcutaneous delivery form of Depo-Provera called the Syana Press (PATH 2012). The Gates Foundation ist now the most influential private donor in the population field.“

Betsy Hartmann, Anne Hendrisxon, Jade Sasser: Population, sustainable development and gender equality. In: Gender Equality and Sustainable Development (Ed. Melissa Leach), Abingdon und New York 2016, S. 77.

„Fast alle großen Organisationen haben ‚Familienplanung‘ mittlerweile aus ihren Selbstdarstellungen gestrichen und durch Begriffe aus dem Bereich der ‚reproduktiven Gesundheit‘ ersetzt.“

Elisabeth Aufhauser, Rosa Diketmüller: Überbevölkerung Macht Armut (PDF). In: Journal für Entwicklungspolitik, XVII, 1/2001, S. 56.

Das Schweigen der Feministinnen zu Zwangssterilisationsprogrammen in Peru unter Fujimori [42]

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„Doch die feministische NGO-Politik leugnete nicht nur eine Strategie der Sterilisation auf nationaler Ebene. Sie tastete auch die internationalen Hintergründe der peruanischen Sterilisationspolitik nicht an. [...] Weder die peruanischen NGOs, noch die internationale Frauengesundheits-Lobby recherchierten, wie das peruanische Bevölkerungsprogramm international mitgestaltet und finanziert wurde.“

Susanne Schultz: Hegemonie – Gouvernementalität – Biomacht. Reproduktive Risiken und die Transformation internationaler Bevölkerungspolitik. Münster 2006, S. 16 f.
  • Kathleen Hodson: The Eugenics Review 1909–1968 (PDF).
  • Bonnie Mass: The Population Target. The Political Economy of Population Control in Latin America, Virgina 1976.
  • Cornelia Schlebusch: Bevölkerungspolitik als Entwicklungsstrategie. Historisches und Aktuelles zu einem fragwürdigen Argument, Frankfurt 1994.
  • Christa Wichterich (Hrsg.): Menschen nach Mass. Bevölkerungspolitik in Nord und Süd, Göttingen 1994.
  • Ingrid Spiller: Die feministische Diskussion zur Bevölkerungspolitik. In: Forschungsjournal, Neue Soziale Bewegungen, Heft 3/1994.
  • Betsy Hartmann: Reproductive Rights and Wrongs. The Global Politics of Population Control, Boston 1995.
  • Susanne Heim, Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte. Berlin 1996.
  • Donald T. Critchlow: Politics of Abortion and Birth Control in Historical Perspective. The Pennsylvania State University Press, 1996.
  • Ines Smyth: Gender analysis of family planning. Beyond the feminist vs. population control debate. In: Feminist Economics. Jahrgang 2, Nr. 2, 1996, S. 63–86 (englisch; Zusammenfassung: doi:10.1080/13545709610001707656).
  • Betsy Hartmann (1997): Population control I. Birth of an ideology.
  • Betsy Hartmann (1997): Population control II. The population establishment today.
  • Heide Mertens: Frauen und internationale Bevölkerungspolitik. In: Lokal bewegen, global verhandeln. Internationale Politik und Geschlecht (Hrsg.: Uta Ruppert), Frankfurt am Main und New York 1998.
  • Karin Kozuch: Zwischen Gebärzwang und Zwangssterilisation. Die bevölkerungspolitische Debatte in der internationalen Frauenbewegung. Münster 1999.
  • Norma Swenson: Global Health Movement. In: Routledge International Encyclopedia of Women (Hrsg.: Kramarae, Spender), New York und London, S. 925–930.
  • Bianca Többe Gonçalves: Bevölkerung und Entwicklung. Münster 2000.
  • Diana Hummel: Der Bevölkerungsdiskurs. Demographisches Wissen und politische Macht. Wiesbaden 2000.
  • Margrit E. Kaufmann: KulturPolitik – KörperPolitik – Gebären. Opladen 2002.
  • Susanne Schultz (2003) Neoliberale Transformationen internationaler Bevölkerungspolitik. Die Politik Post-Kairo aus der Perspektive der Gouvernementalität.
  • Angela Franks: Margaret Sanger's Eugenic Legacy. The Control of Female Fertility, Jefferson und London 2005.
  • Barbara Finke: Legitimation globaler Politik durch NGOs. Frauenrechte, Deliberation und Öffentlichkeit in der UNO. Wiesbaden 2005.
  • Susanne Schultz: Hegemonie – Gouvernementalität – Biomacht. Reproduktive Risiken und die Transformation internationaler Bevölkerungspolitik. Münster 2006.
  • Christina Ewig: Hijacking Global Feminism. In: Global Empowerment of Women. Responses to Globalization and Politicized Religions (Eds. Carolyn M. Eliott), London und New York 2008.
  • Alison Bashford: Population, Geopolitics, and International Organizations in the Mid Twentieth Century. In: Journal of World History, Vol. 19, No. 3, New Histories of the United Nations (Sep., 2008), pp. 327-347.
  • Mohan Rao, Sarah Sexton (Hrsg.): Markets and Malthus. Population, Gender and Health in Neoliberal Times. Sage Publications, Delhi/London 2010.
  • Paul Weindling (2012): Julian Huxley and the Continuity of Eugenics in Twentieth-century Britain.
  • Ursula G. T. Müller: Dem Feminismus eine politische Heimat - der Linken die Hälfte der Welt. Die politische Verortung des Feminismus. Wiesbaden 2013.
  • Alison Bashford: Global Population. History, Geopolitics, and Life on Earth, New York 2014.
  • Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main 2014.
  • Daniel Bendix, Susanne Schultz (2015): Bevölkerungspolitik reloaded. Zwischen BMZ und Bayer (PDF). In: Peripherie, Nr. 140, 35. Jg. 2015, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster, S. 447-468.
  • Diana Coole: Population, Environmental Discourse, and Sustainability. In: The Oxford Handbook of Environmental Political Theory. Oxford 2016.
  • Katrina Riddell: Islam and the Securitisation of Population Policies. Muslim States and Sustainability. Abington und New York 2016.
  • Daniel Bendix, Susanne Schultz (2017): The Political Economy of Family Planning. Population Dynamics and Contraceptive Markets.
  • Maria Dörnemann: Plan Your Family, Plan Your Nation, Bevölkerungspolitik als internationales Entwicklungshandeln in Kenia 1932-1993, Berlin und Boston 2019.
  • Alexandra Barmpouti: Post-War Eugenics, Reproductive Choices and Population Policies in Greece 1950s–1980s. Basingstoke 2019.
  • Roman Birke: Geburtenkontrolle als Menschenrecht, Göttingen 2020.
  • Daniel Bendix, Susanne Schultz: Antinatalismus und Big Pharma, DOI:10.1515/9783839461617-007, in: Die Politik des Kinderkriegens (Hrsg. Susanne Schultz), S. 191-220, Bielefeld 2022.

Einzelnachweise

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  1. Die Population Division der UN wurde 1946 gegründet, ihr erster Vorsitzender war Frank W. Notestein. Vgl. Susanne Heim, Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte. Berlin 1996, S. 152 f.
  2. Vgl. UN: Commission on Population and Development
  3. Vgl. Betsy Hartmann: Reproductive Rights and Wrongs. The Global Politics of Population Control, Boston 1995.
  4. "During the 1950s Huxley took a series of temporary positions linked to public lecturing in the United States, and in the UK he was an established public figure. He was well placed to support and endorse how a series of foundations notably the Rockefeller and Ford Foundations and the Milbank Memorial Fund, as well as the Ciba and Gulbenkian Foundations took up the issue of eugenics and population control. They funded scientific committees and (a novel concept of expert conclaves) “think tanks”. In turn, the funded experts and academics were to influence non-governmental organisations or NGOs (another novel post 1945 concept) on national and international policy on the need to institute population control." (Paul Weindling (2012): Julian Huxley and the Continuity of Eugenics in Twentieth-century Britain
  5. „Im Rahmen eines utilitaristischen Ethikkonzeptes vertraten westliche Bevölkerungswissenschaftler in der Vergangenheit häufig die Ansicht, das Ziel der Bevölkerungsreduzierung rechtfertige jedes rasch und sicher dazu führende Mittel einschließlich der Zwangssterilisation und der staatlich verordneten Abtreibung.“ (Eberhard Schockenhoff: Bevölkerungspolitik und Familienplanung in der Dritten Welt. In: Wachstum als Problem. Modelle und Regulation (Hrsg.: Karl Decker), München 1997, S. 215).
  6. Die Bezeichnung Population Femocrats stammt von Susanne Schultz: Hegemonie – Gouvernementalität – Biomacht. Reproduktive Risiken und die Transformation internationaler Bevölkerungspolitik. Münster 2006.
  7. „[...] das sogenannte Population Establishment – ein informelles Politiknetzwerk, zu dem westliche Regierungsinstitutionen (vor allem in den USA), UN-Organe sowie private Stiftungen und mächtige NGOs gehören [...] haben die Gestaltung bevölkerungspolitischer Maßnahmen und die Zuweisung von Mitteln durch nationale Regierungen und internationale Regierungen wesentlich beeinflusst.“ (Barbara Finke: Legitimation globaler Politik durch NGOs. Frauenrechte, Deliberation und Öffentlichkeit in der UNO, Wiesbaden 2005, S. 161).
  8. Annemarie Sancar, Leena Schmitter: Bevölkerungspolitik, reproduktive Rechte & Feminismus. Bevölkerungspolitik als Allheilmittel (PDF). In: Die unheimlichen Ökologen, Zürich 2014, S. 4: „In der Erzählung des population establishments, zu dem die UNFPA, aber auch die Weltbank und die Trägerorganisation der Safe Motherhood Initiative zu rechnen sind […].“ sowie S. 10, Endnote 11: „Die Save Motherhood Initiative wurde 1987 gegründet. Mitglieder sind: Weltbank, UNFPS, UNICEF, WHO, Population Council und die International Planned Parenthood Federation.“
  9. Betsy Hartmann: The Population Establishment Today. In: Reproductive Rights and Wrongs. The Global Politics of Population Control (Hartmann), Boston 1995, S. 113 ff.
  10. Susanne Schultz: Hegemonie – Gouvernementalität – Biomacht. Reproduktive Risiken und die Transformation internationaler Bevölkerungspolitik. Westfälisches Dampfboot, Münster 2006, S. 282.
  11. „Zusammen mit der von der Eugenikerin Dorothy Brush geleiteten Foundation for Race Betterment finanzierte die Eugenics Society auch maßgeblich die laufenden Kosten der IPPF und bestimmte ihre Strategie mit. Eugeniker übernahmen dann auch viele Schlüsselpositionen innerhalb der IPPF.“ (Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2014, S. 274).
  12. Steven W. Mosher: Population Control. Real Costs, Illusory Benefits. Transaction, New Brunswick/London 2008, S. 148: „The United Nations Population Fund also played a major role in the Fujimori sterilization campaign […].“
  13. Julian Huxley (1946): UNESCO Its Purpose and Its Philosophy.
  14. "His manifesto for Unesco – that of a “world evolutionary humanism” – remained the basis of his eugenic proselytising in the 1950s and 60s." (Paul Weindling (2012): Julian Huxley and the Continuity of Eugenics in Twentieth-century Britain.
  15. Eugenics Review (1953): [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2973534/pdf/eugenrev00055-0053.pdf Third international conference on planned parenthood. Report of the proceedings, November 24th-29th, 1952, Bombay, India (PDF).
  16. Katrina Riddell: Islam and the Securitisation of Population Policies. Abington und New York 2016, S. 17.
  17. Sabine Höhler, Die Wissenschaft von der „Überbevölkerung“. Paul Ehrlichs „Bevölkerungsbombe“ als Fanal für die 1970er-Jahre, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 3 (2006), H. 3, (PDF), S. 461, Fußnote Nr. 1.
  18. Vgl. High school textbook New Dynamic Biology (Baker, Arthur O., Lewis H. Mills., Julius Tanczos), Rand McNally & Company, New York 1959.
  19. Betsy Hartmann: Sterilization and Abortion. In: Gender and Women's Studies in Canada. Critical Terrain (Eds. Hobbs, Rice). Toronto 2013, S. 475.: "The history of U.S. involvement in sterilization abroad began on the Caribbean island of Puerto Rico. [...] Both private agencies, including the International Planned Parenthood Federation (IPPF) and the Puerto Rican government, with United States government funds, encouraged women to accept sterilization by providing it at minimal or no cost. By 1968 one third of women of childbearing age had been sterilized on the island, the highest percentage anywhere in the world at that time."
  20. Coale, Hoover (1958): Population Growth and Economic Development in Low-Income Countries. Princeton University Press, Princeton.
  21. „Bei der Studie handelte es sich um eine Auftragsarbeit für die Weltbank.“ (Maria Dörnemann: Plan Your Family, Plan Your Nation, Bevölkerungspolitik als internationales Entwicklungshandeln in Kenia 1932-1993, Berlin und Boston 2019, S. 141).
  22. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Sexuelle und Reproduktive Rechte und Gesundheit, Bevölkerungsdynamik und nachhaltige Entwicklung (archivierte Version vom 26. November 2018).
  23. UN: Outcomes on Population
  24. Ramya Kumar, Anne-Emanuelle Birn, Peggy McDonough: Agenda-setting in women´s health. In: Handbook on Gender and Health (Eds. Jasmine Gideon). Cheltenham and Northampton 2016, S. 27.
  25. Ramya Kumar, Anne-Emanuelle Birn, Peggy McDonough: Agenda-setting in women´s health. In: Handbook on Gender and Health (Eds. Jasmine Gideon). Cheltenham and Northampton 2016, S. 27.
  26. Vgl. Sabine Höhler, Die Wissenschaft von der „Überbevölkerung“. Paul Ehrlichs „Bevölkerungsbombe“ als Fanal für die 1970er-Jahre, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 3 (2006), H. 3, (PDF), S. 460-464.
  27. Heide Mertens: Frauen und internationale Bevölkerungspolitik. In: Lokal bewegen, global verhandeln. Internationale Politik und Geschlecht (Hrsg.: Uta Ruppert), Frankfurt am Main und New York 1998, S. 168.
  28. Bianca Többe Gonçalves: Bevölkerung und Entwicklung. Münster 2000, S. 78.
  29. Bianca Többe Gonçalves: Bevölkerung und Entwicklung. Münster 2000, S. 78.
  30. Margrit E. Kaufmann: KulturPolitik – KörperPolitik – Gebären. Opladen 2002, S. 232 f.
  31. „Die Kampagne und die Verankerung des Themas Gewalt gegen Frauen auf der Agenda der Menschenrechtskonferenz [Wien 1993] wurden als Instrumente betrachtet, um das langfristige Ziel einer verstärkten Beteiligung von Frauen im globalen Politikprozess zu erreichen, die feministische Vernetzung zu unterstützen [...].“ (Barbara Finke: Legitimation globaler Politik durch NGOs. Frauenrechte, Deliberation und Öffentlichkeit in der UNO, Wiesbaden 2005, S. 152 f).
  32. IWHC: Women’s Declaration on Population Policies. In preparation for the 1994 International Conference on Population and Development
  33. Karin Kozuch: Zwischen Gebärzwang und Zwangssterilisation. Die bevölkerungspolitische Debatte in der internationalen Frauenbewegung, Münster 1999, S. 7.
  34. Annemarie Sancar, Leena Schmitter: Bevölkerungspolitik, reproduktive Rechte & Feminismus. Bevölkerungspolitik als Allheilmittel (PDF). In: Die unheimlichen Ökologen, Zürich 2014, S. 4: „Familienpolitik gilt seit der UN-Konferenz von Kairo als Bestandteil der internationalen Verpflichtungen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit. Zum Menschenrecht erklärt, erscheint die Forderung nach freiwilliger Familienplanung mit Betonung auf «freiwillig» als Garantie, dass eine Frau «selbstbestimmt» entscheiden kann, zu verhüten oder sich beraten zu lassen. Dieser Aspekt ist deswegen bedeutungsvoll, weil in einzelnen Ländern Zwangssterilisationen als bevölkerungspolitische Mittel eingesetzt werden. Doch das population establishment instrumentalisiert Familienplanung daraufhin, den ratsuchenden Frauen (Männer sind nur äusserst selten angesprochen) nahezulegen, wie sie sich vor «zu vielen» Schwangerschaften schützen können.“
  35. Ursula G. T. Müller: Dem Feminismus eine politische Heimat – der Linken die Hälfte der Welt. Die politische Verortung des Feminismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2012, S. 96 f: „Konsequent gewährten die USA 1966 Nahrungsmittelhilfe nur, wenn das betreffende Land ein Familienplanungsprogramm verabschiedete, dessen Kontrolle die US Agency for International Development (USAID) übernahm, die zum größten Finanzier bevölkerungspolitischer Aktivitäten in drei Kontinenten wurde. 1969 begann eine Entwicklungshilfeorganisation der Weltbank ihr erstes bevölkerungspolitisches Programm in Kenia. Bei Kreditvergaben wurden Drittweltländer gedrängt, nationale bevölkerungspolitische Programme einzuführen. […] Dabei waren Frauen im Fokus. Bei der Vergabe von Kleinkrediten an Frauen mussten diese einen höheren Zins zahlen, wenn sie entgegen den Vereinbarungen schwanger wurden. […] Folglich war in den 1980er Jahren die Sterilisation (zu 80 Prozent an Frauen vorgenommen) die am häufigsten verbreitete Methode. […] Über die Endgültigkeit des Eingriffs wurden die Frauen nicht immer aufgeklärt […]. Pharmafirmen benutzten ‚Drittweltfrauen‘ bedenkenlos als Versuchskaninchen für Verhütungsmittel. […] Auch vor Zwangssterilisationen wurde nicht zurückgeschreckt.
  36. Diana Hummel: Der Bevölkerungsdiskurs. Demographisches Wissen und politische Macht. Springer, Wiesbaden 2000, S. 106: „Die Einführung von Bevölkerungsprogrammen erfolgt häufig über den äußeren Druck ausländischer und internationaler Geberorganisationen. Entsprechend der Interpretation, daß das Bevölkerungswachstum ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung darstellt, drängen der UN-Bevölkerungsfonds [UNFPA] und die Weltbank darauf, Bevölkerungspolitik zum integralen Bestandteil der nationalen Entwicklungsstrategien zu machen.“
  37. Sarah Sexton, Sumati Nair, Preeti Kirbat: A Decade After Cairo: [Women’s Health in a Free Market Economy. In: MMS Bulletin. Nr. 94, Medicus Mundi Schweiz, Oktober 2004: „International development organisations, meanwhile, have been ‘reframing family planning programs as reproductive health programs, and population control programs as gender equity programs’. Institutions such as USAID, UNFPA and the World Bank now use language that does not explicitly imply population control and that advocates women’s reproductive health and rights and an integrated approach to health services. Supporters of women’s rights working within population and aid institutions, moreover, have been able to push a reproductive rights agenda within their agencies.“
  38. UN WOMEN & Inter Press Service (IPS) Africa (2011): Advocacy Toolkit for Women in Politics. 8 Key Gender Concepts (PDF).
  39. The Guardian, Gethin Chamberlain, 15 April 2012: UK aid helps to fund forced sterilisation of India's poor.
  40. Wendy Wright (2012): UK Aid Pays for Forced Sterilizations in India: "The UK’s aid agency cited a need to address climate change by reducing population as a key reason to fund India’s abusive program, reports The Guardian.".
  41. „Die Gründung [1972] des HRP [human reproduction programme] markiert die Hinwendung der WHO zur Bevölkerungspolitik.“ (Franziska Schutzbach: Politiken der Generativität. Reproduktive Gesundheit, Bevölkerung und Geschlecht. Das Beispiel der Weltgesundheitsorganisation, Bielefeld 2020, S. 54 f).
  42. "From 1996 through 1998, the state-run family planning program in Peru carried out mass sterilization campaigns that targeted women in poor, primarily indigenous, rural communities. The program priotized sterilization over other forms of contraception [...]. Peru´s problematic sterilization campaigns of the mid- 1990s are in many ways an old story of the instrumental use of women by national planners and international organisations as a means of controlling population growth and promoting economic development." (Christina Ewig: Hijacking Global Feminism. In: Global Empowerment of Women. Responses to Globalization and Politicized Religions [Hrsg.: Carolyn M. Eliott], London und New York 2008.