Cemitério dos Pretos Novos

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Koordinaten: 22° 53′ 45,79″ S, 43° 11′ 34,61″ W

Cemitério dos Pretos Novos, Gedenkstätte des Sklavenfriedhofs

Der Cemitério dos Pretos Novos, deutsch Friedhof der neuen Schwarzen, auch Memorial dos Pretos Novos genannt, ist ein Begräbnisplatz in Rio de Janeiro mit Massengräbern für umgekommene Sklaven.

Die im Cemitério dos Pretos Novos beigesetzten Sklaven waren etwa ab 1760 während der portugiesischen Kolonialzeit, zur Zeit des Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und den Algarven und zur Zeit des Kaiserreichs Brasilien bis etwa 1830 aus Afrika verschleppt worden. Viele von ihnen hatten die Überfahrt über den Atlantik oder die Gefangenschaft in den erbärmlichen Unterkünften bis zum Verkauf auf dem Sklavenmarkt nicht überlebt.[1] Sie wurden entlang der historischen Gamboa-Straße im Bereich des Hafenviertels beerdigt. Der Sklavenfriedhof war kein abgezäuntes Gebiet, sondern zog sich an der ehemaligen Friedhofsstraße entlang, bis in den heutigen Bezirk Saúde. Die Anzahl der dort Bestatteten wird auf 20.000 bis 30.000 geschätzt.

Das Gräberfeld wurde 1996 bei Bauarbeiten im Bairro Gamboa der Zona Central von Rio entdeckt.[1] Das Terrain von Hafen und Friedhof war im Zuge der Urbanisierung Rios überbaut worden, so dass auch auf Privatgrundstücken bei Ausschachtungen immer wieder menschliche Überreste zu Tage kommen.

Die Cais do Valongo

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Nahegelegen war der Hafen für Sklavenschiffe im ehemaligen Ortsteil Valongo (Cais do Valongo), der zugleich als Umschlagplatz für die Sklavenhändler diente, der Mercado de Escravos.[2] Zahlreiche der nach Südamerika gebrachten Schwarzafrikaner überstanden die ersten Tage nicht, das Verscharren der Leichen auf dem Sklavenfriedhof war eine Hygienemaßnahme. Über diese Zustände berichteten der irische Geistliche Robert Walsh (1772–1852) 1828[3] und die Schriftstellerin Maria Graham (1785–1842).[4] Bei Bauarbeiten für die Olympischen Sommerspiele 2016 wurden 2010 die Reste der Anlegestelle der Sklavenschiffe in Valongo ausgegraben.[5] Die Cais do Valongo sind seit Juli 2017 Welterbe in Brasilien.

Gedenkstätte und Forschungsstätte

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Noch im Jahr der Entdeckung des Friedhofes, 1996, wurde dort eine erste Gedenkstätte eingerichtet. Zur heutigen Gedenkstätte gehören eine Ausstellung und eine Abfolge von Fenstern, durch die die Überreste des Friedhofs zu sehen sind.[1] In einer Galerie daneben zeigen Künstler ihre Werke zur Geschichte von Sklavenhandel und Sklaverei.

Die Gedenkstätte am Cemitério wurde durch eine archäologische Forschungsstätte ergänzt. Über 5500 Knochenfragmente wurden exhumiert.[6] Da es sich nicht um vollständige Skelette handelt, ist die Forschung auf Zahnuntersuchungen mit Hilfe der Strontiumisotopenanalyse angewiesen. Zu den untersuchenden Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen zählen u. a. Murilo Quintans Bastos von der Universidade de Brasília, Sheila Mendonça de Souza und Ricardo Ventura Santos von der Escola Nacional de Saúde Publica Sergio Arauca (ENSP) der Fundação Instituto Oswaldo Cruz (Fiocruz). Sie fanden heraus, dass die Herkunft der Afrobrasilianer von der Atlantik- und Ostküste Afrikas bedeutend weiter gestreut ist als allgemein angenommen. Dies deckt sich mit vergleichbaren Funden aus Salvador in Bahia, dem anderen Sklavenzentrum im Norden Brasiliens. Das ENSP hat dafür das Forschungsprogramm Por uma antropologia biológica do tráfico de escravos africanos para o Brasil: análise das origens dos remanescentes esqueletais do Cemitério dos Pretos Novos, Rio de Janeiro eingerichtet. Durch Untersuchungen der Zahnmodifikationen, hier vor allem Zahnfeilungen, lassen sich präkolumbische Techniken von den ursprünglich afrikanischen und den neuzeitlichen der Afrobrasilianer unterscheiden, was eine eindeutigere Zuordnung von Funden ermöglicht.[7]

Das Memorial dos Pretos Novos ist eine Privatstiftung, die zum Instituto de Pesquisa e Memória Pretos Novos (IPN) gehört.

Monografien
Wissenschaftsbeiträge
  • Murilo Q. R. Bastos, Sheila M. F. Mendonça de Souza, Ricardo Ventura Santos, Della Collins Cook, Claudia Rodrigues-Carvalho, Roberto Ventura Santos: Da África ao Cemitério dos Pretos Novos, Rio de Janeiro: Um estudo sobre as origens de escravos a partir da análise de isótopos de estrôncio no esmalte dentário. In: Revista de Arqueologia. Band 24, Nr. 1, 2011, ISSN 1982-1999, S. 66–81, doi:10.24885/sab.v24i1.315 (sabnet.org).
  • Della Collins Cook, Sheila Mendonça de Souza, Murilo Quintans Bastos, Ricardo Ventura Santos: Cemitério dos Pretos Novos. Questões da escravidão revisitadas. In: Ciencia Hoje, 49, 2012, Nr. 219, S. 22–27.
Presse

Einzelnachweise

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  1. a b c Johannes Röser: Gedenken am „Friedhof der neuen Schwarzen“. In: Christ in der Gegenwart, Jg. 64 (2012), Nr. 40, S. 436.
  2. Mercado de Escravos (Memento vom 6. November 2016 im Internet Archive), Portal Arqueológico dos Pretos Novos, [abgerufen am 29. November 2021] (portugiesisch).
  3. Notices of Brazil in 1828 and 1829. Richardson, London 1830 / Lord & Holbrook, Boston 1831. (Band 1 online, Band 2 online).
  4. Journal of a voyage to Brazil, and residence there, during part of the years 1821, 1822, 1823. (1824) (Faksimile online).
  5. Tom Phillips: Brazilian slave port ruins unearthed in Rio’s Olympic facelift. In: The Guardian vom 4. März 2011 (englisch), abgerufen am 29. November 2021.
  6. Pesquisa Archeológica (Memento vom 6. November 2016 im Internet Archive), Portal Arqueológico dos Pretos Novos, [abgerufen am 29. November 2021] (portugiesisch).
  7. Derek Kubaski: Dentes esculpidos pela tradição. In: Gazeta do Povo vom 24. Februar 2012 [abgerufen am 30. Oktober 2016] (portugiesisch).