Châtel-Argent

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Châtel-Argent
Châtel-Argent bei Nacht

Châtel-Argent bei Nacht

Staat Italien
Ort Villeneuve
Entstehungszeit 1275
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Bauweise Bruchstein
Geographische Lage 45° 42′ N, 7° 13′ OKoordinaten: 45° 42′ 7,4″ N, 7° 12′ 40,5″ O
Höhenlage 737 m s.l.m.
Châtel-Argent (Aostatal)
Châtel-Argent (Aostatal)

Châtel-Argent ist die Ruine einer mittelalterlichen Höhenburg, die sich auf einer Felsterrasse mit Blick auf die Dora Baltea in der Gemeinde Villeneuve im Aostatal erhebt.

Grundriss von Châtel-Argent (Carlo Nigra)

Die Burg, die nicht als Wohnstatt diente, sondern vom Lehensnehmer nur im Falle der Gefahr als Zufluchtsstätte genutzt wurde, besteht aus einem Donjon, der von anderen Baukörpern umgeben und durch einen dreifachen Mauerring geschützt wird.[1]

Das Gebiet, das heute von den Resten des Mauerrings umschlossen wird, bedeckt eine Fläche von 90 Metern × 70 Metern. Man errechnete, dass darin bis zu 2000 Menschen unterkommen konnten,[2] eine mehr als ausreichende Wachmannschaft, um das Haupttal von einer strategischen Position aus zu kontrollieren.[3]

In dem Bau aus dem 13. Jahrhundert finden sich im Inneren des Mauerrings am höchsten Punkt des Geländes der Turm, die Reste eines Baukörpers und eine Zisterne. Eine Kapelle vervollständigte die Anlage.

Der besterhaltene Teil, der auch den Anblick der Anlage dominiert, ist der Donjon in Zylinderform mit einer Höhe von 16 Metern und einem Außendurchmesser von 9,5 Metern. Seine Tür liegt 8 Meter über dem Boden, damit im Falle eines Angriffs größerer Schutz gewährt wurde, weil die angelegte Leiter, die zur Tür führte, eingezogen werden konnte. Die runde Form des Turms, die im 12. Jahrhundert im Aostatal eingeführt wurde, garantierte „einen kleineren Umfang, der verteidigt werden musste, pro Oberflächeneinheit“.[3]

Kirche der Hl. Kolumba

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Verteidigungsbauwerk liegt eine kleine romanische Burgkirche, die der Heiligen Kolumba geweiht ist; sie wurde um 1050–1070 erbaut.[4] Die Kirche bietet einen ziemlich archaischen Anblick: Die Fassade hat drei vertikale Spiegel, die von schrägen Bögen gekrönt werden. Die Apsis die über den Mauerring hinausragt, ist mit Mauerblenden und Bogenfriesen in Ziegelmauerwerk verziert.

Der Marmorgipfel,[5][6] auf dem sich die Ruinen der Burg erheben, war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt (was der Fund einer frühgeschichtlichen, menschenartigen Stele bestätigt) und wurde in der Zeit der Salasser und später in römischer Zeit nach und nach mit einer Festung bebaut, die das Tal beherrschte.[7]

Zwischen der Kirche der Hl. Kolumba und der Burg sind Spuren einiger römischer Höhlen aus Bardiglio, einem Silikatmarmor erhalten, ebenso wie weiterer Höhlen aus der folgenden Zeit, von denen eine, nördlich des Felsvorsprungs, noch in den 1830er- und 1870er-Jahren genutzt wurde.[8][6]

Laut einigen Gelehrten wurde der Name „Châtel-Argent“ von der Münze abgeleitet, die dort ihren Sitz hatte (Das französische Wort „Argent“ bedeutet im Deutschen „Geld“).[9] Nachforschungen in jüngerer Zeit haben bestätigt, dass das Toponym Castrum Argenteum schon um 1175 in Gebrauch war.[10][11]

Die heute sichtbaren Ruinen der Burg stammen aus dem 13. Jahrhundert, genauer ist der Bau der Burg auf das Jahr 1275 zu datieren und wurde von James of Saint Georges (frz.: Maître Jacques de Saint-Georges), dem Architekten des Grafen Peter II. von Savoyen, geplant.[11] Anders als andere Burgen im Aostatal, war Châtel-Argent immer unter der Gerichtsbarkeit des Hauses Savoyen, auch wenn das Baronat Châtel-Argent etliche Herren hatte: Die Bards, die Challants, die Roncas und viele andere.[10]

Die ansteigende, asphaltierte Straße, die vom Ortsrand des Dorfes zur Burgruine führt, wird „La rampa“ (dt.: Die Rampe) genannt und wurde vermutlich 1817 in den Fels gehauen (eine Inschrift im Stein bestätigt dieses Baujahr), damit man die Marienkirche erreichen konnte.[12]

Heute ist die Burgruine öffentlich zugänglich und wird von der Fondation Grand-Paradis verwaltet, die geführte Touren durch die Ruinen und entlang eines Weges organisiert, der sich entlang des Felsvorsprunges schlängelt und „Vivre Châtel-Argent“ heißt.

Einzelnachweise und Bemerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Châtel-Argent. Fondation Grand Paradis, archiviert vom Original am 11. August 2012; abgerufen am 3. Juli 2020.
  2. Châtel-Argent. Comune di Villeneuve, archiviert vom Original am 27. Januar 2010; abgerufen am 3. Juli 2020.
  3. a b Francesco Corni: Valle d’Aosta medievale. Tipografia Testolin, Sarre 2005.
  4. Guida rossa Torino e Valle d’Aosta. Touring Club Italiano, Mailand 2005. S. 611.
  5. Châtel-Argent liegt, wie das Castello di Saint-Pierre, auf einem Felsen aus Silkatmarmor.
  6. a b Francesco Prinetti: Andar per sassi. Le rocce alpine fra natura e cultura. Valle d’Aosta, Canavese, Valsesia. Musumeci, Quart 2010. ISBN 978-88-7032-857-8. S. 45.
  7. Margherita Morra: Guida ai castelli della Val d’Aosta. Legenda, Novara 2001. ISBN 88-509-0050-3. S. 109–111.
  8. Cave storiche e tecniche estrattive. In: Programma interuniversitario di Ricerca Scientifica – COFIN 2004. LapideiCulurali.unifi.it, archiviert vom Original am 3. September 2018; abgerufen am 3. Juli 2020.
  9. Maurizio Bergamini: Villeneuve. Inalto.org, 23. September 2008, abgerufen am 3. Juli 2020.
  10. a b Il castello di Châtel-Argent. Comune di Villeneuve, archiviert vom Original am 9. Juli 2012; abgerufen am 3. Juli 2020.
  11. a b Châtel-Argent. Regione Autonoma Valle d’Aosta, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. Juli 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.regione.vda.it (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. La Rampa. GiroParchi.it, abgerufen am 3. Juli 2020.
  • Guida rossa Torino e Valle d’Aosta. Touring Club Italiano, Mailand 2005.
  • Margherita Morra: Guida ai castelli della Val d’Aosta. Legenda, Novara 2001. ISBN 88-509-0050-3. S. 109–115.
  • Mauro Minola, Beppe Ronco: Valle d’Aosta. Castelli e fortificazioni. Macchione, Varese 2002. ISBN 88-8340-116-6. S. 51.
  • André Zanotto: Castelli valdostani. Musumeci, Quart (1980) 2002. ISBN 88-7032-049-9.
  • Francesco Prinetti: Andar per sassi. Le rocce alpine fra natura e cultura. Valle d’Aosta, Canavese, Valsesia. Musumeci, Quart 2010. ISBN 978-88-7032-857-8.
  • Carlo Nigra: Torri e castelli e case forti del Piemonte dal 1000 al secolo XVI. La Valle d’Aosta. Musumeci, Quart 1974. S. 40–44.
  • Villeneuve en Châtel-Argent. Duc, Aosta 1989
  • Francesco Corni: Valle d’Aosta medievale. Tipografia Testolin, Sarre 2005.
Commons: Châtel-Argent – Sammlung von Bildern