Kabinett Cameron I
Kabinett Cameron I | |
---|---|
Kabinett des Vereinigten Königreichs | |
Premierminister | David Cameron |
Vize-Premierminister | Nick Clegg |
Wahl | 2010 |
Ernannt durch | Königin Elisabeth II. |
Bildung | 11. Mai 2010 |
Ende | 8. Mai 2015 |
Dauer | 4 Jahre und 362 Tage |
Vorgänger | Kabinett Brown |
Nachfolger | Kabinett Cameron II |
Zusammensetzung | |
Partei(en) | Conservative Party Liberal Democrats |
Repräsentation | |
House of Commons | Koalition 363/650 |
David Cameron war vom 11. Mai 2010 bis zum 13. Juli 2016 Premierminister des Vereinigten Königreichs. Am 6. Mai 2010 hatte Camerons Partei, die Conservative Party, bei der Unterhauswahl 36,1 % der Stimmen erhalten und 306 der Wahlkreise errungen. Sie bildete eine Koalition mit den Liberaldemokraten (57 Wahlkreise).
Sein Koalitionskabinett löste das Kabinett Brown ab. Es bestand bei Amtsantritt im Juni 2010 aus 18 Konservativen und 5 Liberaldemokraten; fünf der Kabinettsmitglieder waren Frauen.
Cameron regierte mit einer Koalition aus seiner Conservative Party („Tories“) und den Liberal Democrats.[1] Dies war die erste Koalitionsbildung im Vereinigten Königreich seit Generationen; das britische Wahlrecht begünstigt große und benachteiligt kleine Parteien (siehe auch Politisches System des Vereinigten Königreichs).
Regierungszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der Wahl am 6. Mai 2010 erzielte erstmals seit 1974 keine Partei eine absolute Mehrheit; es kam zu einem hung parliament. Gordon Brown trat zurück. Die Liberaldemokraten verhandelten mit den Konservativen und mit Labour; danach entschieden sie sich für eine Koalition mit den Konservativen. Diese Entscheidung fiel in der Fraktion einstimmig und im Parteirat bei einer Gegenstimme.[2] Konservative und Liberaldemokraten hatten eine Stimmenmehrheit im Unterhaus (House of Commons); ein Bündnis aus Labour und Liberaldemokraten wäre dagegen auf die Unterstützung von Regionalparteien angewiesen gewesen.
Das Hauptthema der sich anschließenden Legislaturperiode war die Weltwirtschafts- und Finanzkrise, die das Vereinigte Königreich mit London als einem der wichtigsten Zentren für Finanzdienstleistungen schwer getroffen hatte. Infolge der Banken- und Finanzkrise stiegen das öffentliche Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung stark an. Die Regierung versuchte, dieser Entwicklung durch eine Politik der Ausgabenbegrenzung entgegenzutreten. Das Haushaltsdefizit ging zwar zurück, blieb aber weiterhin relativ hoch.
Der Liberale David Laws, Chefsekretär des Schatzamtes (in etwa einem deutschen Kanzleramtsminister entsprechend), trat am 29. Mai 2010 (nach 17 Tagen im Amt) zurück.[3] Laws hatte sich vor seinem Amtsantritt als Minister Mietzahlungen seines Lebensgefährten James Lundie als eigene Spesen ausbezahlen lassen. Damit verstieß er gegen parlamentarische Vorschriften, die 2006 erlassen worden waren. Als Motiv gab Laws an, seine sexuelle Orientierung vor öffentlicher Anteilnahme schützen zu wollen. Sein Kabinettskollege und Parteifreund Danny Alexander übernahm Laws' Ressort.[4] Vor dem Hintergrund des Spesenskandals in der vorangegangenen Sitzungsperiode bezeichnete der Abgeordnete Elfyn Llwyd die (von Premierminister Cameron zunächst angedachte) Beibehaltung Laws' im Kabinett als „unhaltbar“.[5] In Alexanders Amt rückte der Abgeordnete Michael Moore nach.
Liam Fox trat am 14. Oktober 2011 als Verteidigungsminister zurück, nachdem er wegen Vermischung privater und beruflicher Kontakte in die Kritik geraten war; der bisherige Verkehrsminister Philip Hammond wurde sein Nachfolger. Ihm folgte Justine Greening als neue Verkehrsministerin.[6]
Am 3. Februar 2012 gab Energieminister (Secretary of State for Energy and Climate Change) Chris Huhne seinen Rücktritt bekannt. Grund dafür war der Vorwurf, seine Frau habe die Verantwortung für einen Geschwindigkeitsverstoß übernommen, den er selbst begangen haben soll. Am selben Tag wurde Anklage gegen ihn erhoben. Neuer Energieminister wurde Edward Davey.[7]
Am 4. September 2012 gab Premierminister Cameron eine erste große Kabinettsumbildung bekannt.
Am 9. April 2014 wurde die Berufung von Sajid Javid zum Kulturminister bekanntgegeben, der damit Maria Miller ersetzte, die nach einer Spesenaffäre zurückgetreten war.[8]
Ein zweites politisches Ereignis, das sich in der Legislaturperiode ereignete, war das Unabhängigkeitsreferendum in Schottland. Seit der Parlamentswahl in Schottland 2011 stellte die Scottish National Party (SNP) die schottische Regionalregierung. Die SNP hatte bei den letzten Wahlen immer mehr an Stimmen hinzugewonnen und die Forderung nach einem Referendum in Schottland über die mögliche Unabhängigkeit des Landes erhoben. Im Abkommen von Edinburgh vom 15. Oktober 2012 einigten sich David Cameron und der schottische First Minister Alex Salmond über die Abhaltung eines Referendums am 18. September 2014. Die Regierung Cameron nahm dieses Referendum lange Zeit nicht sonderlich ernst. Erst als in den Monaten vor der Abstimmung die Zustimmungsraten zur Unabhängigkeit in Schottland fast 50 % erreichten, beeilte sich die Regierung mit einigen Anzeichen von Hektik, den Schotten Zusagen für eine deutlich größere Regionalautonomie zu machen. Letztlich lehnte eine Mehrheit der Abstimmenden (55,3 %) in Schottland die Unabhängigkeit ab.
Am 14. Juli 2014 erklärten Außenminister William Hague und Minister ohne Geschäftsbereich Kenneth Clarke ihren Rücktritt. Hague übernahm bis zur Parlamentswahl den Vorsitz des House of Commons; er war damit weiterhin im Rang eines Ministers und Mitglied der Regierung. Einen Tag später gab Cameron eine weitergehende Kabinettsumbildung bekannt.
Am 15. Juni 2015 endete die fünfjährige Legislaturperiode des 55. Unterhauses. Bei der Britischen Unterhauswahl 2015 wurden die Konservativen stärkste Partei (36,9 % der Stimmen; Labour erhielt 30,5 %) und erhielten eine absolute Mehrheit der Abgeordnetensitze. Anschließend bildete Cameron seine Regierung zum Kabinett Cameron II um.
Kabinettspositionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zugehörigkeit | Konservative | |
---|---|---|
Liberaldemokraten |
Amt | Bild | Person | Partei | Amtszeit | |
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Premierminister Erster Lord des Schatzamtes Minister für den öffentlichen Dienst |
David Cameron | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Stellvertretender Premierminister (zuständig für politische und wahlrechtliche Reformen) Lordpräsident des Rates |
Nick Clegg | Liberal Democrats | 2010–2015 | ||
First Secretary of State | William Hague | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Außenminister | William Hague | Conservative Party | 2010–2014 | ||
Philip Hammond | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Schatzkanzler Zweiter Lord des Schatzamtes |
George Osborne | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Chefsekretär des Schatzamtes | David Laws | Liberal Democrats | 2010 | ||
Danny Alexander | Liberal Democrats | 2010–2015 | |||
Verteidigungsminister | Liam Fox | Conservative Party | 2010–2011 | ||
Philip Hammond | Conservative Party | 2011–2014 | |||
Michael Fallon | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Lordkanzler Justizminister |
Kenneth Clarke | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Chris Grayling | Conservative Party | 2012–2015 | |||
Innenministerin | Theresa May | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Minister für Unternehmen, Innovation und Qualifikationen | Vince Cable | Liberal Democrats | 2010–2015 | ||
Gesundheitsminister | Andrew Lansley | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Jeremy Hunt | Conservative Party | 2012–2015 | |||
Minister/in für Umwelt, Ernährung und ländlichen Raum | Caroline Spelman | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Owen Paterson | Conservative Party | 2012–2014 | |||
Elizabeth Truss | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Bildungsminister/in Staatsministerin für Frauen und Gleichstellung |
Michael Gove | Conservative Party | 2010–2014 | ||
Nicky Morgan | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Minister für Kommunen und lokale Selbstverwaltung Staatsminister für Glaubensangelegenheiten[11] |
Eric Pickles | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Minister/in für Kultur, Medien und Sport | Jeremy Hunt | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Maria Miller | Conservative Party | 2012–2014 | |||
Sajid Javid | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Minister für Energie und Klimawandel[12] | Chris Huhne | Liberal Democrats | 2010–2012 | ||
Edward Davey | Liberal Democrats | 2012–2015 | |||
Minister/in für internationale Entwicklung | Andrew Mitchell | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Justine Greening | Conservative Party | 2012–2015 | |||
Minister/in für Nordirland | Owen Paterson | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Theresa Villiers | Conservative Party | 2012–2015 | |||
Minister für Schottland | Danny Alexander | Liberal Democrats | 2010 | ||
Michael Moore | Liberal Democrats | 2010–2013 | |||
Alistair Carmichael | Liberal Democrats | 2013–2015 | |||
Verkehrsminister/in | Philip Hammond | Conservative Party | 2010–2011 | ||
Justine Greening | Conservative Party | 2011–2012 | |||
Patrick McLoughlin | Conservative Party | 2012–2015 | |||
Minister/in für Wales | Cheryl Gillan | Conservative Party | 2010–2012 | ||
David Jones | Conservative Party | 2012–2014 | |||
Stephen Crabb | Conservative Party | 2010–2015 | |||
Minister für Arbeit und Pensionen | Iain Duncan Smith | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Leader of the House of Lords | Thomas Galbraith | Conservative Party | 2010–2013 | ||
Jonathan Hill | Conservative Party | 2013–2014 | |||
Tina Stowell | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Kanzler des Herzogtums Lancaster | Thomas Galbraith | Conservative Party | 2010–2013 | ||
Jonathan Hill | Conservative Party | 2013–2014 | |||
Oliver Letwin | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Lordsiegelbewahrer | George Young | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Andrew Lansley | Conservative Party | 2012–2014 | |||
Tina Stowell | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Leader of the House of Commons | George Young | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Andrew Lansley | Conservative Party | 2012–2014 | |||
William Hague | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Weitere Teilnehmer der Kabinettssitzung | |||||
Staatsminister ohne Geschäftsbereich Vorsitzender der Conservative Party |
Grant Shapps | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Minister im Cabinet Office Paymaster General |
Francis Maude | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Staatsminister beim Premierminister (Politischer Berater) |
Oliver Letwin | Conservative Party | 2010–2015 | ||
Staatsminister für Universitäten und Wissenschaft Staatsminister für Städte und Verfassungsreformen |
David Willetts | Conservative Party | 2010–2014 | ||
Greg Clark | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Staatsminister für Schulen Staatsminister im Cabinet Office |
David Laws | Liberal Democrats | 2010–2015 | ||
Staatsminister für Handel und Unternehmen Staatsminister für Energie Staatsminister für Portsmouth |
Matthew Hancock | Conservative Party | 2014–2015 | ||
Staatsministerin für Arbeit | Esther McVey | Conservative Party | 2014–2015 | ||
Chief Whip im House of Commons Parlamentarischer Sekretär im Schatzamt |
Patrick McLoughlin | Conservative Party | 2010–2012 | ||
Andrew Mitchell | Conservative Party | 2012 | |||
George Young | Conservative Party | 2012–2014 | |||
Michael Gove | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Staatsministerin für auswärtiges und das Commonwealth | Sayeeda Warsi | Conservative Party | 2012–2014 | ||
Baroness Anelay of St Johns[13] | Conservative Party | 2014–2015 | |||
Teilnehmer der Kabinettssitzung bei Bedarf | |||||
Attorney General (Generalstaatsanwalt) | Dominic Grieve | Conservative Party | 2010–2014 | ||
Jeremy Wright | Conservative Party | 2014–2015 |
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Cameron's government: A guide to who's who, BBC News, 14. Mai 2010 (englisch)
- Election 2010: the new cabinet, The Guardian, 12. Mai 2010, interaktive Präsentation (englisch)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ The Coalition Cabinet ( des vom 14. Mai 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Laut Aussage des liberaldemokratischen Parlamentsabgeordneten Don Foster
- ↑ Helm, Toby; Asthana, Anushka: David Laws' resignation over expenses scandal leaves coalition in turmoil, in: www.guardian.co.uk, 29. Mai 2010. Abgerufen am 14. Juni 2010.
- ↑ BBC: New Treasury Chief Secretary Danny Alexander, 29. Mai 2010. abgerufen am 14. Juni 2010.
- ↑ Patrick Hennessey u. a.: David Laws resigns over expenses claim, in: www.telegraph.co.uk, 29. Juni 2010, abgerufen am 14. Juni 2010.
- ↑ Britischer Verteidigungsminister Fox tritt zurück. sueddeutsche.de 14. Oktober 2011.
- ↑ Euronews: de.euronews.net ( des vom 8. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Maria Miller resigns: Sajid Javid appointed new Culture Secretary following expenses row
- ↑ Her Majesty's Government ( des vom 15. Mai 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. from www.number10.gov.uk
- ↑ BBC News
- ↑ Eric Pickles neuer Staatsminister für Glaubensangelegenheiten. Abgerufen am 21. August 2014.
- ↑ siehe auch englische Wikipedia
- ↑ Neue Staatsministerin im Außenministerium. Abgerufen am 21. August 2014.