Karl August Friedrich Pertz

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Karl August Friedrich Pertz (* 1. November 1828 in Hannover; † 12. August 1881 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Historiker und Bibliothekar.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pertz war der Sohn von Georg Heinrich Pertz. Von 1854 bis 1878 war er gelehrter Gehilfe seines Vaters bei der Edition der Diplomata der Monumenta Germaniae Historica. Er war von Geburt an von seinem Vater für die Nachfolge im MGH-Projekt bestimmt und erhielt auf Bitte des Vaters den Initiator des Projekts, den Freiherr von Stein, als Paten. Sein Vater nahm ihn bereits mit 16 Jahren auf seine Reisen zum Handschriftenvergleich mit. Die hohen Erwartungen seines Vaters rieben ihn in der Arbeit daran auf.[1] Höhepunkt seiner eigenständigen Arbeit bei den MGH sollte die Herausgabe der Urkunden der Könige der Merowinger werden. Bei Erscheinen 1870 wurde sie heftig kritisiert (insbesondere von Theodor Sickel)[2] und ermöglichte es den langjährigen Kritikern seines Vaters, ihn als alleinigen und alles bestimmenden Herausgeber zu stürzen. Die von Karl Pertz vorbereitete Ausgabe der Urkunden der Karolinger bis 840, die 1871 erscheinen sollte, zerschlug sich damit auch.[3]

Pertz war ab 1861 außerordentlicher Professor und Bibliothekskustos in Greifswald. Seine Bemühungen um eine ordentliche Professur blieben vergeblich. Als Bibliothekar erbrachte Pertz jedoch einige verdienstvolle Katalogisierungsarbeiten. Überschattet war Pertz Tätigkeit von zahlreichen Streitigkeiten, vor allem mit dem Historiker Theodor Hirsch. 1874 kündigte Pertz seine Stellung in Greifswald. Sein weiterer Lebensweg danach ist relativ unklar. Dokumentiert ist lediglich eine kurze Anstellung (1876–1877) als Hilfsarbeiter am Königlichen Staatsarchiv in Idstein. Auch diese Beschäftigung endete im Konflikt. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass Pertz an einer geistigen Erkrankung litt. Er starb 1881 in einer Heilanstalt – womöglich lag ein Suizid vor.[4]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De Cosmographia Ethici libri tres, Berlin 1853 (Aethicus), google books.
  • Gai Grani Liciniani Annalium quae supersunt, Berlin 1857 (Granius Licinianus).
  • Chronologisches Verzeichnis der Schriftproben welche in Heft 1–10 der Schrifttafeln zum Gebrauche für diplomatische Vorlesungen sowie in den entsprechenden Bänden der Monumenta Germaniae enthalten sind, Hannover 1869.
  • Diplomata regum Francorum et stirpe Merowingica, Diplomata maiorum domus regiae. Diplomata spuria, Monumenta Germaniae Historica, Hannover: Hahn 1872.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Czolkoß: Karl August Friedrich Pertz (1828–1881). In: Dirk Alvermann, Nils Jörn (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Pommern, Bd. 3. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2019 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Forschungen zur Pommerschen Geschichte. 48,3), ISBN 978-3-412-50072-6, S. 249–255.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Personenverzeichnis MGH.
  2. Horst Fuhrmann: Sind eben alles Menschen gewesen. Gelehrtenleben im 19. und 20. Jahrhundert. Dargestellt anhand der Monumenta Germaniae Historica und ihrer Mitarbeiter, München (Verlag C. H. Beck) 1996, S. 49.
  3. Zur Geschichte und Arbeit der Monumenta Germaniae Historica. Ausstellungskatalog anlässlich des 41. Deutschen Historikertags München, 17.–10. September 1996. Hrsg. von Alfred Gawlik, MGH, Frankfurt am Main 1996, S. 38.
  4. Michael Czolkoß: Karl August Friedrich Pertz. In: Dirk Alvermann, Nils Jörn: Biographisches Lexikon für Pommern. Band 3, Köln/Weimar/Wien (Böhlau Verlag) 2019, S. 252 f.