Lenore Volz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grabstein Lenore Volz

Lenore Volz (* 16. März 1913 in Waiblingen; † 26. September 2009 in Stuttgart) war eine deutsche evangelische Theologin und eine der ersten Frauen, die in Württemberg als Pfarrerin tätig waren. Sie war Vorsitzende des Theologinnenkonvents in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Lenore wurde als jüngstes von drei Kindern geboren. Ihr Vater Hugo Volz war Finanzbeamter, ihre Mutter Amalie Volz, geb. Sixt, war die Begründerin der evangelischen Mütterschule in Württemberg.

Lenore besuchte zunächst die Mädchenschule in Esslingen, anschließend das Königin-Katharina-Stift in Stuttgart. Zur Vorbereitung auf ihr Studium lernte sie Latein, Griechisch und Hebräisch. In Tübingen, wo sie sich 1933 einschrieb, war sie eine von zwölf Frauen, die dort Evangelische Theologie studierten. 1934 übernahm Lenore Volz die Leitung der Deutschen Christlichen Studentinnenbewegung (DCSB). 1935 ging sie für ein Jahr nach Greifswald, 1939 schloss sie ihr Studium erfolgreich in Tübingen ab.[1]

Erst 1940, als vermehrt Pfarrer in den Kriegsdienst eingezogen wurden, erhielt Lenore eine Anstellung als Hilfskraft im Dekanat Bad Cannstatt. Predigten waren ihr als Frau aber erst ab 1942 – kriegsbedingt – erlaubt. Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Abendmahlsfeiern durften weiterhin nur Männer vornehmen.[2]

Lenore Volz wurde 1965 als Nachfolgerin von Else Breuning Vorsitzende des Theologinnenkonvents in der evangelischen Landeskirche in Württemberg. In dieser Funktion kämpfte sie für die Zulassung der Frauen zum Predigtamt und für die Gleichberechtigung der Frauen mit ihren männlichen Kollegen in der württembergischen Landeskirche. 1967 brachte sie eine Schrift heraus mit dem Titel Frauen auf die Kanzel? Eine brennende Frage unserer Kirche. Ihr Kampf war erfolgreich: Das württembergische „Theologinnengesetz“ von 1968 erlaubte den Frauen eine fast gleichberechtigte Tätigkeit als Pfarrerin.[3]

Lenore Volz übernahm 1970 die Krankenhauspfarrstelle in Bad Cannstatt, wo sie den ehrenamtlichen Besuchsdienst ausbaute.[4]

1994 schrieb sie ihre Autobiografie Talar nicht vorgesehen.

Lenore Volz wurde nach ihrem Tode 2009 auf dem Uff-Kirchhof in Bad Cannstatt beerdigt.

Am 1. Januar 2019 wurde in Stuttgart-Bad Cannstatt die Lenore-Volz Gemeinde gegründet, ein Zusammenschluss der früheren Bad Cannstatter Kirchengemeinden Wichern, Sommerrain, Andreä und Stephanus.[5]

Im Stuttgarter Stadtteil Veielbrunnen ist eine Straße nach ihr benannt worden.[6]

  • Lenore Volz (Hrsg.): Frauen auf der Kanzel?: Eine brennende Frage unserer Kirche, Stuttgart 1967.
  • Lenore Volz: Talar nicht vorgesehen. Pfarrerin der ersten Stunde, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-7918-1940-2.
  • Barbara Michelfelder: Lenore Volz. In: WeiblichES. Frauengeschichte gesucht und entdeckt. Esslingen 1999, S. 178–186.
  • Stefanie Schäfer-Bossert: Vom schwarzen Kleid zum Talar. Der lange Weg der Frauen ins Pfarramt. In: Herd und Himmel. Frauen im evangelischen Württemberg. Katalog zur Ausstellung im Landeskirchlichen Museum Ludwigsburg vom 17. Mai 1997 bis 29. März 1998, S. 149–154.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Lenore Volz: Talar nicht vorgesehen. Stuttgart 1994, S. 39 ff.
  2. Lenore Volz: Talar nicht vorgesehen. Stuttgart 1994, S. 62 ff.
  3. Lenore Volz: Talar nicht vorgesehen. Stuttgart 1994, S. 145 f.
  4. Lenore Volz: Talar nicht vorgesehen. Stuttgart 1994, S. 167.
  5. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Lenore-Volz-Gemeinde Bad Cannstatt: Vier Pfarrer für eine Gemeinde. Abgerufen am 20. Januar 2019.
  6. Cannstatter Zeitung: BAD CANNSTATT: Fünf neue Straßen auf dem ehemaligen Güterbahn-Areal sollen weibliche Namen erhalten: Frauenpower im Neckarpark - Cannstatter Zeitung. Abgerufen am 11. Dezember 2020.