Motorradclub Kuhle Wampe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kutte mit Rückenabzeichen

Der Motorradclub Kuhle Wampe (MC Kuhle Wampe) ist ein Dachverband von 40 lokalen Motorradclubs in verschiedenen Städten, organisiert in 7 deutschen Regionen, dazu seit 2015 auch in Österreich, in dem sich die ca. 360 Mitglieder neben dem Motorradfahren auch politisch betätigen.

Gründung und politisches Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem 1976 der erste Club mit diesem Namen entstanden war, gründeten 1978 in Dortmund-Eichlinghofen Motorradfahrer und -fahrerinnen aus verschiedenen Gruppen der antifaschistischen Szene den jetzigen Verband, der sich neben dem Motorradfahren auch ein gesellschaftliches Engagement zum Ziel setzte. So unterstützt der Verband beispielsweise die Anti-Atomkraft-Bewegung und engagiert sich gegen Diskriminierung. Der Verband ist Gründungsmitglied der Federation of European Motorcyclists Associations (FEMA), des europäischen Motorradfahrer-Lobbyverband in Brüssel. Neben dem M.C. Kuhle Wampe ist als linkspolitischer Motorradclub in Deutschland nur noch der MC Friedrich Angels (Berlin) bekannt. Benannt ist er nach dem Film Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?, der in einer Berliner Zeltstadt namens Kuhle Wampe spielt, die wie viele andere dieser Kolonien Ende der 1920er Jahre als Unterkunft für die infolge der Weltwirtschaftskrise arbeitslosen Arbeiterfamilien diente. Der Dachverband arbeitet parteipolitisch unabhängig, die meisten Mitglieder sind parteilos, wenn auch einzelne Mitglieder Parteien wie DKP oder Die Linke angehören. Im September 2008 beteiligte sich der Club an den Aktionen unter dem Motto „Wir stellen uns quer“ in Köln, mit denen ein in der Stadt geplanter Anti-Islamisierungskongress rechtsextremer und -populistischer Gruppierungen verhindert wurde.[1][2][3]

Zu den politischen Aktionen, an denen der Club beteiligt war, gehörten auch die Demonstrationen im Umfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm 2007[4] und des G7-Gipfels in Elmau 2015, bei dem der Club den Aufbau des Protestcamps in Garmisch-Partenkirchen sowie Teile der Camplogistik übernahm.[5][6][7] Auch bei den Gegendemonstrationen gegen die Münchner Sicherheitskonferenz ist eine Abordnung des MC Kuhle Wampe traditioneller Bestandteil.[8]

Mit Motorradkorsos nahm man ferner an den Aktionen gegen die Rudolf-Heß-Gedenkfeiern von Neonazis in Wunsiedel 2005[9] und 2006[10] teil. Ein Motorradkonvoi von Kuhle-Wampe-Mitgliedern aus ganz Deutschland zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Sandbostel, an den sich eine Kranzniederlegung vor der Lagerkirche zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft anschloss und mit dem die Bestrebungen zur Errichtung einer Gedenkstätte unterstützt wurden, wurde dort 2008 als „Aufsehen erregende Aktion“[11] betrachtet.

2016 trat der MC in Rahmen einer NPD-Gegenveranstaltung in Einbeck auf, 2018 bei einem Protest gegen den Marsch von „Republikanern“ in Göttingen-Süd.

Der MC Kuhle Wampe veranstaltet seit vielen Jahren jährlich sein großes zentrales Sommertreffen, ein öffentliches Treffen mit Camping und Live-Musik in Lauenberg bei Dassel.

Der Club gibt die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Megaphon heraus, die Reiseberichte, Motorradtechnikartikel, Buchbesprechungen und Berichte über Treffen und politische Aktionen enthält.

Abweichender MC-Kuhle-Wampe-Aufnäher, bei einer Demonstration gegen Atomkraft in Berlin

Das Abzeichen ist ein Rückenaufnäher und zeigt das Symbol eines fünfzackigen Sterns auf rotem Grund, der einen stilisierten gelben Motorradhelm umschließt; ein äußerer Ring mit schwarzem Grund (Motorradreifen) trägt den gelben Schriftzug „Motorradclub Kuhle Wampe“. Einzelne Clubs der Kuhlen Wampe tragen auch abweichende eigene Motive.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Pascal Beucker: Karneval der Unkultur, taz vom 19. September 2008, online abgerufen am 27. Dezember 2008
  2. Herbert Frangenberg: Mit Bauchtanz und Blockaden, ksta.de vom 16./18. September 2008, abgerufen am 24. November 2017.
  3. Peter Bürger: Antifaschismus mit Spaßeffekten, Telepolis vom 21. September 2008, abgerufen am 23. Dezember 2008.
  4. Peter Carstens: Katz-und-Maus-Spiel um Heiligendamm. FAZ, 7. Juni 2007, archiviert vom Original am 24. September 2015;.
  5. Linda Wurster: Biker, Bäuerinnen und Blockierer: Die vielen Gesichter des G7-Protests, focus-online vom 4. Juni 2015, online abgerufen am 9. Juni 2015
  6. Rudolf Stumberger: Schwarze und rote Fahnen vor der Zugspitze, neues deutschland vom 6. Juni 2015, online abgerufen am 9. Juni 2015
  7. Issio Ehrich: G7-Gipfel in Bayern: Schlammschlacht vor dem Sturm auf Elmau, n-tv vom 7. Juni 2015, online abgerufen am 9. Juni 2015
  8. Tom Soyer: Braver als die Polizei erlaubt. Süddeutsche Zeitung, 21. Februar 2021, abgerufen am 21. Februar 2021.
  9. Jürgen Fliege und Joachim Gauck kommen nach Wunsiedel (Memento vom 9. Oktober 2006 im Internet Archive), Evangelischer Presseverband für Bayern, 20. Juli 2005, abgerufen am 27. Dezember 2008
  10. Harald Jäckel: Das vorläufige Ende des braunen Spuks in Wunsiedel: Politische Botschaften zwischen bunten Ballons und Bratwürsten, Frankenpost vom 21. August 2006, wiedergegeben auf der Website von Monika Lazar MdB, abgerufen am 27. Dezember 2008
  11. „Kuhle Wampe“ gedenkt der Opfer des Faschismus@1@2Vorlage:Toter Link/www.verein-dokumentationsstaette-sandbostel.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel e. V., abgerufen am 27. Dezember 2008