Rickert de Monkehagen

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Gießerzeichen des Rickert de Monkehagen

Rickert de Monkehagen (auch Rickert de Monikehagen) war eine Glockengießerwerkstatt, die in mehreren Städten in Nordostdeutschland gearbeitet hat, ihren Hauptsitz vermutlich aber in und um Rostock hatte. Sie wirkte von 1376 bis 1464, ihre produktivste Zeit war die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. Zahlreiche Glocken sind noch erhalten.

Tarnow, Dorfkirche: Gießerzeichen im Original auf der Monkehagen-Glocke von 1389

Der erstmalige Nachweis einer Tätigkeit der Werkstatt des Rickert de Monkehagen stammt aus dem Jahr 1376. Die Werkstatt gilt als die bedeutendste im 14. und 15. Jahrhundert in Mecklenburg und Pommern, was durch die große Zahl der noch erhaltenen Glocken belegt ist.

Das Handwerk des Glockengießens wurde wegen der Schwierigkeit des Transportes von Brenn- und Ausgangsmaterial sowie der fertigen Glocken jeweils vor Ort ausgeführt, was eine Zuordnung der Werkstatt zu einem Ort nicht möglich macht. Die meisten nachgewiesenen Glocken konzentrieren sich im Raum in und um Rostock, was vermuten lässt, dass die Werkstatt wohl hier ihren Hauptsitz hatte.[1] Weiterhin wird eine Bindung an das Kloster Doberan als Auftraggeber vermutet, da viele Glocken Monkehagens in Dörfern anzutreffen sind, die früher zum Kloster gehörten.[2] Vermutlich durch die hohe Qualität der Monkehagen-Glocken dehnte sich das Wirkungsgebiet der Werkstatt weit aus. Aufgefundene Gießerzeichen neben dem der Monkehagen-Werkstatt auf einer Glocke in Anklam und unterschiedliche Stile von Verzierungen lassen darauf schließen, dass die Werkstatt von mehreren Meistern betrieben wurde. Beleg dafür ist auch die lange Wirkungszeit. Die Quellenlage lässt bisher keine detaillierteren Aussagen zur Werkstatt zu.

Im Rostocker Stadtteil Dierkow wurde mit dem Rickertring eine Straße nach Rickert de Monkehagen benannt.

Erhaltene Glocken

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Rostock, St. Marien: Bürgerglocke (l.) und Große Glocke von Monkehagen, 1409 (vor der Restaurierung)
Gussjahr/-zeit Ort, Gebäude Name Masse
(kg)
Durchmesser
(mm)
Schlagton
(HT-1/16)
Bemerkung
14. Jh. (2. H.) Biestow, Dorfkirche[3] 1205[4] 1311 e1
1376 Baumgarten, Dorfkirche 400 885 h1
1379 Rostock, St. Marien[5][6] Stundenglocke 3200 1769 h0 Nach der Schlagglocke der Lambertikirche in Münster das zweitälteste erhaltene Exemplar einer Schlagglocke mit verkürzter Rippe in Deutschland
1389 Tarnow, Dorfkirche 1200 1257 unbekannt gesprungen
14. Jh. (Ende) Crivitz, Stadtkirche[7] 900 1093 g1
1400 (ca.) Malchin, St. Johannis 2200 1415 dis1
15. Jh. (1. H.) Satow, Kirche Kleine Glocke 50 390 cis3 ungenutzt
15. Jh. (1. H.) Burow, Dorfkirche Kleine Glocke 132[8] 618 e2
1409 Rostock, St. Marien Große Glocke 4226 1775 d1 –1[5] 1908 gesprungen, Schweißung 1950 misslungen, 2010 restauriert
1412 Rethwisch, Dorfkirche 820[8] 1080 gis1 1997 renoviert
1419 Kröpelin, Stadtkirche Große Glocke 1900 1435 d1
1421 Dänschenburg, Dorfkirche 900 1090 g1
1425 Güstrow, St. Marien[9] 700 1044 as1
1431 Altentreptow, St. Peter[10] Große Glocke 4500 1786 cis1
1440 Greifswald, Dom St. Nikolai[11] Bet- und Professorenglocke 4020 1810 c1
1441 Unter Brüz, Dorfkirche Kleine Glocke 900 1093 g1
1443 Retschow, Dorfkirche Kleine Glocke 157[8] 585 gis2
15. Jh. (Mitte) Cammin, Dorfkirche 30 357 unbekannt im Dachreiter, ungenutzt
1450 Rostock, St. Marien Bleichermädchen 649 987 h1 –1[5] 2010 restauriert
1450 Anklam, St. Marien Apostelglocke 4500 1790 h0 ursprünglich in der Nikolaikirche (Anklam), seit 1947 in St. Marien; drittgrößte Glocke des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, größte mittelalterliche Glocke Mecklenburg-Vorpommerns[12]
1455 Altentreptow, St. Peter Apostelglocke 2500 1473 d1
1463 Rostock, Universitätskirche[13][14] 110 554 g2
1464 Schweriner Schloss, Eckturm[15] 130 564 as2

Zerstörte Glocken

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Zerstörte, verschwundene oder umgegossene Monkehagen-Glocken.

Gussjahr/-zeit Ort, Gebäude Name Verbleib
1394 Rostock, St. Nikolai Große Glocke 1944 zerstört
15. Jh. (1. H.) Röbel, St. Nicolai Große Glocke Durchmesser 1360 mm, nicht mehr vorhanden
1412 Bützow, Stiftskirche Große Glocke 1873 umgegossen
1421 Biendorf, Dorfkirche im Zweiten Weltkrieg eingezogen, verschollen
1422 Lichtenhagen, Dorfkirche Durchmesser 1160 mm, nicht mehr vorhanden
1431 Altentreptow, St. Peter Sonntagsglocke 1958 umgegossen
1434 Warnemünde, Kirche Große Glocke 1921 für ein neues Geläut in Zahlung gegeben, eingeschmolzen
1440 Rostock, St. Marien Dachreiterglocke nach 1945 umgegossen
1462 Weitendorf, Kapelle 1940 abgegeben
um 1400 ? Friedhofsglocke von Groß Ridsenow[16] Oktober 2012. Buntmetalldiebstahl, bislang nicht aufgeklärt. Die 600 kg[17] schwere Glocke wurde als Hehlerware zerkleinert bei einem Altmetallhändler aufgefunden und ist irreparabel.
unbekannt Klaber, Dorfkirche 1841 umgegossen
unbekannt Buchholz, Dorfkirche Kleine Glocke 1914 bei Brand vernichtet
  • Claus Peter: Rickert de Monkehagen. Eine mittelalterliche Glockengießerwerkstatt im Ostseeraum. In: Mecklenburgia sacra. Band 10, 2007, ISSN 1436-7041, S. 9–87.

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Claus Peter: Rickert de Monikehagen. Eine mittelalterliche Glockengießerwerkstatt im Ostseeraum, S. 23.
  2. Wolfgang Erdmann: Die Zisterzienser-Abtei Doberan, 1995.
  3. www.kirche-biestow.de (Memento des Originals vom 3. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirche-biestow.de
  4. 2006 von der Firma Lachenmeyer gewogen.
  5. a b c Informationen zum Glockenprojekt@1@2Vorlage:Toter Link/www.st-marien-kantorei-rostock.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. www.rettet-st-marien-rostock.de (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rettet-st-marien-rostock.de
  7. Friedrich Schlie: Kunst- und Geschichtsdenkmäler Mecklenburgs, Band 3, 1899, S. 330.
  8. a b c von der Firma Lachenmeyer gewogen.
  9. Informationen aus der Chronik (Internetpräsenz der Gemeinde)
  10. www.orte-in-mv.de (Memento des Originals vom 3. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orte-in-mv.de
  11. www.dom-greifswald.de (Memento des Originals vom 2. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dom-greifswald.de
  12. Die Apostelglocke (Memento des Originals vom 1. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.anklamer-glocken.de, abgerufen am 19. Juli 2014
  13. www.jahreskoeste.de (Memento des Originals vom 24. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jahreskoeste.de
  14. www.uni-protokolle.de
  15. http://www.landtag-mv.de/site/164_167_168/168.html
  16. Claus Peter: Die Glocke von Groß Ridsenow.
  17. Glockendiebstähle steigen stark an |. 23. Oktober 2012, abgerufen am 4. November 2021 (deutsch).
Commons: Rickert de Monkehagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien