Wer tröstet Toffel?

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Wer tröstet Toffel? (Originaltitel: Vem ska trösta Knyttet?), auch bekannt unter dem Titel Wer soll den Lillan trösten? oder Knütt findet einen Freund, ist das zweite Bilderbuch der finnlandschwedischen Schriftstellerin Tove Jansson. Es erschien 1960. Es ist in Versform geschrieben und spielt in der fiktiven Welt der Mumins, die allerdings in diesem Buch nicht vorkommen.

Der kleine Toffel ist einsam und fürchtet sich vor vielem: vor der Dunkelheit, vor dem lauten Hemul und der bösen Morra. Er hat niemanden, der ihn trösten kann. Als er es zu Hause nicht mehr aushält, macht er sich allein auf die Reise. Er trifft überall auf Leute, die laut und fröhlich sind und das Leben genießen, hat aber zu viel Angst, um sich bemerkbar zu machen und mit ihnen zu sprechen. Toffel zieht sich an den Strand zurück, wo er zwar Ruhe findet, aber wieder unter seiner Einsamkeit leidet. Er findet eine Flaschenpost mit der Botschaft eines Mädchens namens Miffel. Sie ist wie Toffel einsam, und wie er hat sie große Angst vor der Morra, die in Miffels Nähe ihr Unwesen treibt. Toffel beschließt, seine Angst zu überwinden, um Miffel zu retten. Er baut sich ein Boot, rudert über das Meer und wandert durch den finsteren Wald und durchs Gebirge, bis er die Morra findet und sie mutig verjagt. So ist auch Miffel endlich von ihrer Angst befreit. Toffel möchte Miffel von seiner abenteuerlichen Reise erzählen. Er ist aber zu schüchtern, um mit ihr zu sprechen, deshalb schreibt er ihr einen Brief. Nachdem Miffel den Brief gelesen hat, umarmt sie Toffel, und die beiden machen sich gemeinsam auf die Heimreise in der Gewissheit, dass sie nie wieder allein sein müssen.

Wer tröstet Toffel? ist Tove Janssons erstes Buch, das in der Mumin-Welt spielt, ohne dass die Muminfamilie darin eine Rolle spielt. Nur einige nicht näher bezeichnete Mumin-Figuren sind in einem Bild im Hintergrund zu sehen. Mit dem Schnupferich, der Mymla und der kleinen Mü sind drei Kernfiguren der Mumin-Bücher in der Geschichte erwähnt. In den Illustrationen ist auch Tooticki zu erkennen, eine Freundin der Mumins, die in dem drei Jahre zuvor erschienenen Winter im Mumintal erstmals vorkam. In Wer tröstet Toffel? steht zum ersten Mal eine Figur außerhalb der Muminfamilie im Mittelpunkt. Dieses Konzept verfolgte Jansson in der drei Jahre später erschienen Geschichtensammlung Geschichten aus dem Mumintal weiter. Toffel hat in Charakter und Aussehen große Ähnlichkeit mit dem Homsa Toft, einem der Protagonisten des letzten Mumin-Romans Herbst im Mumintal[1] – auch wenn die Namen der beiden Figuren (Knyttet und Toft) einander im schwedischen Original nicht ähneln.

In der jüngsten deutschen Übersetzung sind die Figuren teilweise anders benannt, zum Beispiel heißt der Schnupferich wie in den englischen Übersetzungen Snufkin. Auch die Namen der Hauptfiguren – in der ersten Übersetzung Lillan und Gillan – wurden in Anlehnung an die englische Fassung in Toffel und Miffel umbenannt.

Entstehungsgeschichte und Themen

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Tove Jansson schrieb das Buch, als sie das Zeichnen der Mumin-Comics beendet hatte, das für sie zuletzt eine stressreiche Zeit gewesen war. Sie wollte sich erholen und von den Mumins Abstand gewinnen. Das erklärt die Abwesenheit der Muminfamilie in dieser Geschichte.[2]

Laut Janssons eigener Auskunft inspirierte sie der Brief eines Jungen zu diesem Buch. Er hatte ihr geschrieben, dass er klein und ängstlich sei und dass ihn niemand beachte, und mit dem Spitznamen Knyttet unterschrieben. Jansson wählte diesen Namen für ihre Hauptfigur und wollte ihr – stellvertretend für das Kind – eine Gelegenheit geben, Mut zu beweisen und eine gleichgesinnte Person zu finden.[2][3]

Die Erfüllung des Wunsches nach einer Freundin und Partnerin ist das zentrale Thema des Buches.[2] Wie der zuletzt erschienene Roman Winter im Mumintal ist auch dieses Bilderbuch Janssons Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä gewidmet. In der ersten Fassung waren sowohl Toffel als auch Miffel weiblich. Jansson änderte vor der Veröffentlichung Toffel in einen Jungen, sodass ein traditionelleres Geschlechterverhältnis entstand. Was Jansson zu dieser Entscheidung bewog, ist nicht bekannt.[4][3] Das Buch wird dennoch gelegentlich als Liebesgeschichte zweier Frauen interpretiert.[5]

Um seine Einsamkeit zu überwinden, muss Toffel den Mut aufbringen, anderen gegenüberzutreten und sich bemerkbar zu machen.[3] Jansson verarbeitete dieses Thema erneut in Das unsichtbare Kind aus Geschichten aus dem Mumintal.

Im Gegensatz zu Janssons erstem Bilderbuch Mumin, wie wird’s weiter gehen? hat Wer tröstet Toffel? keine gestanzten Löcher zum Durchschauen. Die Illustrationen sind zweidimensional und bestehen aus klaren, einfarbigen Flächen, hauptsächlich in den Grundfarben rot, gelb und blau oder schwarz. Durch die weißen Konturen entsteht der Eindruck einer Scherenschnitt-Technik. Tove Jansson beschäftigte sich um diese Zeit mit abstrakter Malerei, was die Gestaltung dieses Bilderbuchs beeinflusste.[2] Der Text ist in Schreibschrift geschrieben und vermittelt so einen persönlichen Eindruck. In einigen Übersetzungen, darunter der deutschen Fassung, wurde auf eine Übertragung der Schreibschrift verzichtet und der Text in Druckschrift umgesetzt.[6][7]

Publikationsgeschichte

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Wie Janssons erstes Bilderbuch, Mumin, wie wird’s weiter gehen?, wurde auch Wer tröstet Toffel? ein Verkaufserfolg und erhielt hervorragende Kritiken.[2][3] Es wurde erstmals 1977 von Gertrud Rukschcio ins Deutsche übersetzt und erschien unter dem Titel Wer soll den Lillan trösten?. Der Benziger-Verlag bestand auf einer Prosaübersetzung mit der Begründung, Kinder würden gereimte Verse nicht schätzen. Jansson erlaubte diese Entscheidung nur widerwillig.[3] Eine deutschsprachige Nachdichtung in Versen von Oliver Müller erschien 2009 im Leiv Verlag. Ihr Titel ist an den englischen Titel (Who will comfort Toffle?) angelehnt und mit dem Untertitel Ein Märchen aus dem Mumintal versehen. 2017 erschien eine weitere Neuübersetzung von Birgitta Kicherer im Arena Verlag unter dem Titel Die Mumins. Knütt findet einen Freund.

Wer tröstet Toffel? wurde viele Male als Theaterstück adaptiert. Jannson erhielt bereits kurz nach dem Erscheinen des Buches zahlreiche Anfragen von professionellen und Laien-Theatern und war freigiebig mit den Rechten.[3]

Für eine Fernsehadaption schuf Tove Jansson 13 zusätzliche Illustrationen.[8] Die Drehbuchadaption schrieb Johan Hagelbäck, der auch Regie führte. Der 23-minütige Kurzfilm wurde 1980 in Schweden ausgestrahlt.[9] Bereits 1975 hatte sich Disney an Tove Jansson gewandt, um die Filmrechte für Wer tröstet Toffel? zu erwerben, aber Jansson hatte abgelehnt.[10]

Einzelnachweise

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  1. Philip Ardagh: A friend in need. In: The Guardian. 1. November 2003, abgerufen am 15. Oktober 2016 (englisch).
  2. a b c d e Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biografie. Aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen und Regine Pirschel. Urachhaus, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8251-7900-7, S. 241–244.
  3. a b c d e f Boel Westin: Tove Jansson. Life, Art, Words. The Authorised Biography. Aus dem Schwedischen von Silvester Mazzarella. Sort Of, London 2014, ISBN 978-1-908745-45-3, S. 339–346.
  4. Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biografie. Aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen und Regine Pirschel. Urachhaus, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8251-7900-7, S. 244.
  5. Michael Sollars, Arbolina Llamas Jennings: The Facts on File Companion to the World Novel. 1900 to the Present. Facts On File, New York 2008, ISBN 978-0-8160-6233-1, S. 400.
  6. Maria González Davies; Riitta Oittinen: Whose Story? Translating the Verbal and the Visual in Literature for Young Readers. Cambridge Scholars, Newcastle 2008, ISBN 978-1847185471, S. 11.
  7. Riitta Oittinen: Translating for Children. Garland, New York 2000, ISBN 978-0-8153-3335-7, S. 102.
  8. Boel Westin: Tove Jansson. Life, Art, Words. The Authorised Biography. Aus dem Schwedischen von Silvester Mazzarella. Sort Of, London 2014, ISBN 978-1-908745-45-3, S. 404.
  9. Vem ska trösta Knyttet? bei IMDb
  10. Boel Westin: Tove Jansson. Life, Art, Words. The Authorised Biography. Aus dem Schwedischen von Silvester Mazzarella. Sort Of, London 2014, ISBN 978-1-908745-45-3, S. 475.