Wolfssäule Friedewald

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Wolfsäule im Friedewald
Detailansicht des Wolfes

Die Wolfssäule (auch Wolfsmonument oder Wolfsdenkmal) im Friedewald bei Auer ist ein Jagddenkmal und wurde auf Geheiß von Johann Georg I., dem Kurfürsten von Sachsen, zur Erinnerung an einen besonders starken Wolf[1] errichtet, der hier am 20. April 1618 bei einer Treibjagd im Friedewald erlegt wurde. In den Steinsockel sind alle beteiligten 36 Personen eingemeißelt. Der glückliche Schütze hieß Anthoni Brum, war „Jäger-Jung“, was nach heutigem Sprachgebrauch vermutlich einen jungen, nicht ausgelernten Jäger meint. Neben den ebenfalls aufgeführten Knechten war er somit vom Rang her einer der Geringsten in der Runde.[2]

Der Sohn des Kurfürsten, Johann Georg II. ließ das Denkmal 1672 renovieren und durch eine weitere Inschrift auf der Rückseite ergänzen. Darin wird an seine erfolgreiche Jagd auf einen kapitalen Rothirsch (16-Ender) am 4. September 1672 gedacht.

1750 soll der letzte Wolf im Friedewald gesehen worden sein.[3]

Eine Quelle schreibt, dass der hier erlegte Wolf der letzte in Sachsen erschossene Wolf gewesen sei.[4] Das kann aber nicht stimmen, da z. B. der Wolfsstein im Nationalpark Sächsische Schweiz an einen Abschuss 1640[5] und die Wolfssäule in der Laußnitzer Heide an einen Abschuss 1740 erinnert. Der NABU schreibt dazu, dass der vorerst letzte Wolf 1904 in Sachsen erschossen wurde.[6]

Die Wolfsäule steht im Friedewald unweit von Auer entfernt auf dem Gebiet der Gemeinde Weinböhla, die sie unter Denkmalschutz gestellt hat. Die Lobetanzwiese liegt südlich und die Staatsstraße S80 von Radeburg nach Meißen (Weinböhlaer Straße) nördlich des Denkmals. Das Forsthaus Kreyern liegt ca. 700 Meter südöstlich von der Säule.

Auf einem Unterbau aus Quaderstücken erhebt sich ein rechteckiges Postament, auf allen Seiten mit Inschriften bedeckt. Über dem Abschlussgesims der Sockel mit der Wolfsfigur.[7] Das Denkmal ist aus Sandstein gehauen und hat eine Höhe von 5,5 Metern mit Unterbau[7]. Andere Quellen schreiben von 4,5 Metern.[8] Die sitzende Wolfsfigur ist etwa in Lebensgröße dargestellt.[8] Im oberen Sockel unter der Figur befindet sich die Inschrift Renovirt Anno 1736, 1866, 1913, 1945, 1981 umlaufend.

Ursprünglich wurde die Wolfssäule von dem Dresdner Bildhauer Sebastian Walther geschaffen. Inwieweit das Denkmal noch mit dem bereits 1618 fertiggestellten Original übereinstimmt, ist fraglich, denn im Laufe der Zeit waren mehrfach Erneuerungs- und Ausbesserungsarbeiten nötig.[2] Wegen Kriegsschäden musste die Originalfigur des Wolfes 1950 durch eine Kopie ersetzt werden.[1]

Die 1740 erbaute Wolfssäule Laußnitzer Heide weist starke Ähnlichkeit zur Wolfssäule im Friedewald auf.

Inschrift Vorderseite

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Inschrift auf der Vorderseite

Im Jahr 1618. den
20. Aprilis hat auff den Frie-
dewalde an hieſigem ortte der
Durchlauchtigſte Churfürſt zu
Sachſen und Burggraf zu Ma-
gdeburg Herr-Herr Johan Ge-
orge der Erſte kegenwärtigen
Wolff behetzet und geschoſſen,
zu welchen Gedächtnüſſe
höchſtgedachte Seine Churf.
Durchl. dieſes Waldt zeichen
verferttigen und auffrichten
laſſen. Worbey ſich befunden:

Inschrift rechte Seite

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Inschrift auf der rechten Seite
Hertzog Johann Georg zu Sachſen Churfürſt
Sigmund Adolph von Ziegeſar Jägermeiſter
Joachim von der Schulenburgk
Ditterich von Taube Stallmeiſter
Sebaſtian Bronſart Jägerm. zu Schleuſingen
Hanns von Taube
Hanns Baſſel Virtſmeiſter
Hanns Stoll Jäger
Claus Ringk
Caſpar Hütter
Hanns Albrecht von Bernſtein
Wolff Heinrich Bert Oberförſter
Chriſtoph Wolff Wildmeiſter
Hanns Dentzer Windehetzer
Hanns Georg Eckhardt Beſuch Knechte
Michael Förſter
Caſpar Dichtel
Chriſtian Günther
Georg der Beyer

Inschrift linke Seite

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Inschrift auf der linken Seite
Heinrich von Taube
Christoph von Liebenau
Hanns Wilhelm Römer
Philip von Roden Edel Knaben
Wolff Otto von Lindenau bey der Jä-
Friederich von Stoer gerey
Hanns Heinrich von Zaschwitz
Sigmund Levin von Utenrodt
Christoph von Preuſs
Christoph Körner Forſt Knechte
Hanns Stittich
Christoph Haaſe
Hanns Bassel Ober Förſter
Christoph Schergott Veſter genant Forſt Knechte
Balhaſar Günther
Hanns Schülz zu Meiſſen
Martin Petzoldt
Anthoni Brum Jäger-Jung So den Wolff
geschossen.

Inschrift Rückseite

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Inschrift auf der Rückseite

          Anno Chr. 1672. den
4. September alſʒ der Durchlauchtig-
ſte Chur-Füſst zu Sachſen und Burgk-
graf zu Magdeburgk Herr Herr Jo-
hann Georg der Ander bey dero Re-
gierung den erſten Bruſſt-Hirſch von
16. Enden ſo 5. Ct. 4. lb. gewogen uff den
Friedewalde geſchoſſen haben Seine
churfürſtliche Durchlauchtigkeit dieſes
              Wald Zeichen
welches von Dero hochgeehrteſtem H:
Vater Chriſtſeeligſter Gedächtnüs
Anno. 1618. den 20. Aprils aufge-
richtet und anitzo durch die länge der
Zeit vonn dem Wetter ruiniret und
eingangen - wiederumb auffs neue auf-
ſetzen und verfertigen laſſen.

Einzelnachweise

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  1. a b Das Wolfsdenkmal in Weinböhla, Freundeskreis freilebender Wölfe e. V., abgerufen am 10. Juni 2013.
  2. a b Frank Andert: Steinerner Wolf erinnert an Jagd vor 390 Jahren. Im Friedewald hat Kurfürst Johann Georg ein Denkmal errichten lassen In: Sächsische Zeitung. 24. April 2008 (saechsische.de).
  3. Weinböhla.de, Wolfsdenkmal, abgerufen am 10. Juni 2013.
  4. Gemeinnütziger Verein zu Coswig (Sachsen): Führer durch Coswig, Kötitz, Neu-Coswig und Umgegend. Kötzschenbroda-Dresden, 1906, S. 32 (bei Wikisource)
  5. Wolfsstein im Nationalpark Sächsische Schweiz, Freundeskreis freilebender Wölfe e. V., abgerufen am 10. Juni 2013.
  6. NABU: Der Wolf, Ein überraschendes Comeback? abgerufen am 10. Juni 2013.
  7. a b Walter Hentschel: Dresdner Bildhauer des 16. und 17. Jahrhunderts. Böhlau, 1966, S. 156.
  8. a b Cornelius Gurlitt: Die Kunstdenkmäler von Dresdens Umgebung, Theil 2: Amtshauptmannschaft Dresden. Dresden, 1904, S. 123 f. (Digitalisat).

Koordinaten: 51° 9′ 33″ N, 13° 36′ 45,5″ O