Aurelia Orestilla

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Aurelia Orestilla ist nur bekannt durch den Zusammenhang mit der catilinarischen Verschwörung; die ausführlichste Beschreibung ihrer Person finden wir noch in Sallusts Catilina, wohingegen Cicero in seiner ersten catilinarischen Rede nur auf die Vorgänge zwischen Catilina und Aurelia Orestilla anspielt.

Quellenauszüge

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Sall. Cat. 15,2–15,3: Postremo captus amore Aureliae Orestillae, quoius praeter formam nihil umquam bonus laudavit, quod ea nubere illi dubitabat timens privignum adulta aetate, pro certo creditur necato filio vacuam domum scelestis nuptiis fecisse.

Zuletzt wurde er von der Liebe zu Aurelia Orestilla erfasst, an der kein anständiger Mensch je außer ihrer Schönheit etwas lobte; weil diese aus Furcht vor einem Stiefsohn im erwachsenen Alter Bedenken trug, ihn zu heiraten, hat er – dies wird als sicher angesehen – durch die Ermordung dieses Sohnes das Haus für die ruchlose Ehe frei gemacht.

Val. Max. IX 1,9: Nam vaesano amore Aureliae Orestillae correptus, cum unum impedimentum videret quo minus nuptiis inter se iungerentur, filium suum, quem et solum et aetate iam puberem habebat, veneno sustulit protinusque ex rogo eius maritalem facem accendit...

Er (Catilina) hatte eine heftige Leidenschaft für Aurelia Orestilla gefasst und nur ein Hindernis, sein Sohn, stand ihrer Heirat entgegen. Es war sein einziger und derselbe schon herangewachsen. Da räumte ihn Catilina durch Gift aus dem Weg und zündete anschließend an seinem Scheiterhaufen die Hochzeitsfackel an...

Aurelia Orestilla und Lucius Sergius Catilina

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Catilina und Aurelia Orestilla waren beide schon einmal verheiratet und hatten jeweils aus ihrer ersten Ehe ein Kind: Catilina einen Sohn und Aurelia Orestilla eine Tochter. Aurelia Orestilla stammte aus senatorischem Adel und war die Tochter des Cn. Aufidius Orestes, Konsul des Jahres 71 v. Chr.; sie war also für den standesbewussten Aristokraten Catilina eine gute Partie. Nach Sallust fürchtete aber Aurelia Orestilla Catilinas erwachsenen Sohn und weigerte sich daher, in eine Hochzeit einzuwilligen; warum sie allerdings solche Ängste hegte, bleibt unklar: Hatte der Sohn erkannt, dass Aurelia nur Catilinas Vermögen im Sinn hatte? Oder war sie etwa so verrucht und Catilina und sein Sohn so anständig, dass eine solche Verbindung nicht in Frage kam? Wohl kaum! Sicher ist jedenfalls, dass Catilina sie aus Liebe heiratete, sonst hätte er sie nicht so sorgsam seinem Freund Quintus Catulus anvertraut, als die Gefahr hinsichtlich der Verschwörung zu groß wurde. Catilina scheint jedenfalls daraufhin seinen Sohn aus dem Weg geräumt zu haben. Es stellt sich nun aber die Frage, ob die von Sallust geschilderte Aurelia Orestilla wirklich so verkommen war, wie er uns glauben machen möchte. Nimmt man an, dass die bei Cicero erwähnte Aurelia unsere Aurelia Orestilla ist, so kann man davon ausgehen, dass Sallusts Behauptung stimmt, an ihr sei nichts Lobenswertes außer ihrer Schönheit; diese Vermutung ist allerdings sehr unsicher. Bei Valerius Maximus wird Aurelia im Vergleich zu Sallust weitaus weniger negativ dargestellt; Valerius Maximus weiß nur zu berichten, dass Catilinas Sohn das Hindernis für die Ehe war, er unterstellt Aurelia hier nicht, dass sie die treibende Kraft bei der Ermordung von Catilinas Sohn gewesen sei, ebenso findet sich keine Erwähnung ihrer Schönheit und ihres Charakters. Gehen wir davon aus, dass Valerius Maximus aufgrund der großen Übereinstimmung dieser Stelle Sallust als Quelle benutzte, so mag er vielleicht die eine oder andere Übertreibung abgemildert haben. Was Sallust betrifft, so gibt es zwei Möglichkeiten, die vorliegende Quelle zu deuten: Entweder man sieht in Aurelia Orestilla die Hauptperson, die sich den „wollüstigen“ Catilina mittels ihrer körperlichen Reize gefügig gemacht hat und diesem nun kühl und berechnend die Bedingungen für eine Ehe diktiert, wodurch sie indirekt die Ermordung des Sohnes mit zu verantworten hat, oder aber Catilina ist der aktiv und bewusst Handelnde, der sogar dazu bereit ist, seinen eigenen Sohn zu beseitigen, um weiterhin seinen sexuellen Ausschweifungen frönen zu können. Behält man aber den Kontext der catilinarischen Verschwörung im Auge, so wird man eher zur zweiten Möglichkeit tendieren. Sallust kritisiert hier in jedem Fall die verkommene Moral und die üblen Sitten der Gegenwart, im Allgemeinen hinsichtlich der Gesellschaft und speziell in Bezug auf Catilina. Trotzdem erscheint Catilina bei Sallust auf eine gewisse Art unschuldig, gerade so, als sei er, vor Liebe blind, von dieser „abscheulichen“ Frau zu dem Mord verleitet worden.

  • C. Sallustius Crispus, De coniuratione Catilinae, kommentiert von Karl Vretska, 2 Bd., Heidelberg 1976
  • C. Sallustius Crispus, Bellum Catilinae. A commentary (Mnemosyne. Bibliotheca Classica Batava 45), hg. von P. McGushin, Leiden 1977
  • Gaius Sallustius Crispus, Catilina, Iugurtha, Historiarum Fragmenta Selecta, Appendix Sallustiana (Oxford Classical Texts), hg. von L. D. Reynolds, Oxford 1991
  • M. Tullius Cicero, Epistulae ad familiares. Libri XVI (Tusculum), hg. von Helmut Kasten, München 1964
  • M. Tullius Cicero, In Catilinam orationes quattuor, hg. von Dietrich Klose, Stuttgart 2002
  • Plutarch, Cicero, hg. von Friedhelm L. Müller, Aachen 1998
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  • Dacre Balsdon: Die Frau in der römischen Antike, München 1979
  • Karl Büchner: Sallust, Heidelberg 1982
  • Maria H. Dettenhofer: Zur politischen Rolle der Aristokratinnen zwischen Republik und Prinzipat. In: Latomus 51 (1992), S. 775–795.
  • Anja Schweers: Frauen- und Männerbilder im alten Rom, in: Der Altsprachliche Unterricht 42/2 (1999), S. 2–14
  • Bettina Eva Stumpp: Prostitution in der römischen Antike, Berlin 2001
  • Ronald Syme: Sallust, Darmstadt 1975
  • Jürgen von Ungern-Sternberg: Das Verfahren gegen die Catilinarier oder: Der vermiedene Prozeß, in: Große Prozesse der römischen Antike, hg. von Ulrich Manthe und Jürgen von Ungern-Sternberg, München 1997, S. 85–99