Bedřich Smetana

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Porträtfoto von Bedřich Smetana (ca. 1878)

Bedřich Smetana anhören/? [ˈbɛdr̝ɪx ˈsmɛtana] (* 2. März 1824 als Friedrich Smetana in Litomyšl; † 12. Mai 1884 in Prag) war ein tschechischer[1] Komponist der Romantik. Sein bekanntestes Werk ist die symphonische Dichtung Die Moldau (Vltava) aus dem Orchesterzyklus Mein Vaterland (Má vlast).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Porträt von František Smetana, Smetanas Vater (1832)
Porträt von Smetanas Mutter, Barbora Smetanová

Friedrich Smetana war das achte Kind von František Smetana (1777–1857) und dessen dritter Ehefrau Barbora Smetanová, geborene Lynková (1792–1864).[2] Sein Vater war Bierbrauer im Dienst böhmischer Adelsgeschlechter wie der Waldsteins oder Czernins. Das Kind wurde auf den Namen Friedrich bzw. Frydrych getauft. Erst als Erwachsener entwickelte er sein tschechisches Nationalgefühl, erlernte die tschechische Sprache und änderte seinen Vornamen bewusst zur tschechischen Namensform Bedřich. Sein erster tschechischer Brief stammt aus dem Jahre 1856, in seinen Tagebüchern verwendete er jedoch bis 1861 die deutsche Sprache.

Smetana bekam schon mit vier Jahren Geigen- und Klavierunterricht. Ein Konzert Franz Liszts in Prag hatte ihn so begeistert, dass er darüber die Schule vergaß. Sein Vater schickte ihn deshalb auf das Prämonstratenser-Gymnasium in Pilsen, das Bedřich von 1840 bis 1843 besuchte. In dieser Zeit befreundete er sich mit Kateřina Kolářová, einer guten Pianistin, die später seine erste Frau wurde. Von 1843 bis 1847 war er in Prag als Musiklehrer tätig und studierte Klavier und Komposition bei Josef Proksch. Wie sein Vorbild Richard Wagner nahm Smetana an der Revolution von 1848/49 teil. In der gleichen Zeit eröffnete er 1848 mit Hilfe seines Freundes Franz Liszt[3] in Prag seine eigene private Musikschule.

Am 29. August 1849 heiratete er seine langjährige Geliebte Kateřina Otilia Kolářová (* 5. März 1827 in Klattau, † 19. April 1859 in Dresden), mit der er vier Töchter hatte.

1856 verließ Smetana aus politischen Gründen seine Heimat, um in Göteborg (Schweden) die Philharmonische Gesellschaft zu leiten. Hier traf er den berühmten Violinisten Ferdinand Laub, mit dem er gemeinsame Konzerte veranstaltete.

Mit der Milderung des österreichischen Absolutismus kehrte Smetana 1861 endgültig nach Prag zurück und arbeitete rastlos für die tschechische Nationalbewegung. Der neue Aufschwung führte 1861 zur Gründung des patriotischen Gesangvereins Hlahol, den er von 1863 bis 1865 leitete.

Smetana war von 1865 bis 1869 Dirigent der tschechischen Philharmonischen Konzerte, von 1864 bis 1865 Musikkritiker an der Zeitung Národní listy, von 1863 bis 1870 Vorsitzender der Musikabteilung des Vereins Umělecká beseda und von 1866 bis 1874 als Nachfolger Karl Komzáks Erster Kapellmeister des tschechischen Interimstheaters České Prozatimní Divadlo. Im Jahre 1874 erkrankte Smetana, ertaubte und zog sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Smetana zog zu seiner Tochter Žofie und ihrem Mann Josef Schwarz, einem Förster, nach Jabkenice aufs Land. Dort arbeitete er als Komponist weiter.[4]

Bedřich Smetana mit seinen Freunden im Jahr 1865, Gemälde von František Dvořák
Detail des Grabsteins auf dem Vyšehrader Friedhof

Im Zuge der Entstehung der Festoper Libuše entstand auch der Zyklus sinfonischer Dichtungen Mein Vaterland (Má Vlast). Erst als vierteiliger Zyklus angelegt, wurde er 1878/79 durch die Stücke Tábor und Blaník erweitert. In den Jahren 1876 bis 1878 schuf Smetana mit der Librettistin Eliška Krásnohorská Tajemství (Das Geheimnis).[5]

Vermutlich infolge einer Syphilis-Erkrankung[6][4] litt er unter starkem Tinnitus und verlor mit Anfang 50 vollständig sein Gehör, ohne dass sich der Tinnitus besserte.[7] Tag und Nacht hörte er z. B. das „schrille Pfeifen eines As-Dur-Sextakkords in den höchsten Registern der Piccoloflöte“, das ihn beim Komponieren stark behinderte. So hat er seine Librettistin immer wieder gebeten, nicht so viele Ensembleszenen zu schreiben, da ihn das Komponieren solcher Szenen sehr viel Kraft und Konzentration kostete. Kurz vor seinem Tod wurde der mittlerweile psychisch und physisch stark angeschlagene Smetana noch in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo er am 12. Mai 1884 vermutlich durch Tabo-Paralyse[8] verstarb. Er wurde auf dem Vyšehrader Friedhof in Prag in Grab 5-40 beigesetzt.

Bedřich Smetanas Rezeption: Politik – Polemik – Proklamation zum Nationalkomponisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon 1848, während des Prager Pfingstaufstandes, hatte sich Smetana politisch engagiert. Im Klima des politischen Wandels im Europa dieses Jahres erwachte auch eine Demokratiebewegung in Prag. Unter der Führung von Smetanas Freund Karel Havlíček drängten die Böhmen auf ein Ende der absolutistischen Herrschaft der Habsburger und auf mehr politische Autonomie. Als Mitglied der Bürgerarmee „Svornost“ schrieb Smetana zwei Märsche (Marsch der tschechischen Nationalgarde und Marsch der Studentenlegion), sowie „Das Lied der Freiheit“ nach Texten von Ján Kollár. Als Mitglied von Svornost half Smetana dabei, die Barrikaden auf der Karlsbrücke zu errichten. Dieser Aufstand wurde bereits nach wenigen Tagen von den habsburgischen Truppen niedergeschlagen und die Forderungen nach mehr Unabhängigkeit im Keim erstickt. Während dieser Zeit lernte Smetana den Schriftsteller Karel Sabina kennen, der später die Libretti für Smetanas erste beiden Opern verfasste. Es dauerte ein Jahrzehnt, bis die Forderungen nach Unabhängigkeit wieder Aufschwung erhielten, und erst mit der Niederlage der habsburgischen Armee bei Solferino im Jahr 1859 wurde das Kaiserreich so geschwächt, dass es in der Folge zu Verschiebungen im Machtgefälle und in der Innenpolitik des Reiches kam. So erhielten aufgeklärtere Visionen und das Bewusstsein von lokalen und nationalen Ideen Aufwind.

1861 sah Smetana Aussichten auf eine bessere Zukunft für den tschechischen Nationalismus und die tschechische Kultur. In derselben Zeit spürte Smetana auch, dass seine Zeit in Göteborg vorbei und die beruflichen Möglichkeiten in Schweden ausgeschöpft waren. Er war entschlossen seine musikalische Zukunft in Prag zu suchen: „Mein Zuhause hat sich so sehr in meinem Herzen verankert, dass ich nur dort wirkliche Zufriedenheit finde. Dies ist mein Ziel.“[9] Es ist dies auch die Zeit in der sich Smetana entschloss, hauptsächlich die tschechische Sprache zu verwenden. Der deutschsprachig Aufgewachsene war auch auf den Namen Friedrich getauft. Doch mit dem Erwachen des tschechischen Nationalgefühls beschloss er, die tschechische Sprache richtig zu lernen und seinen Vornamen bewusst in die tschechischen Namensform Bedřich zu ändern. Obwohl Smetanas erster Brief in tschechischer Sprache aus dem Jahre 1856 stammt, verwendete er die Sprache in seinen Tagebüchern erst ab 1861.

Im Jahr 1861 wurde bekannt gegeben, dass in Prag ein provisorisches Theater als Heimstätte für die tschechische Oper gebaut werden sollte. Smetana sah darin eine Gelegenheit, eine Oper zu schreiben und zu inszenieren, die den tschechischen Nationalcharakter widerspiegeln würde. Er hoffte, dass er für die Leitung des Theaters in Betracht gezogen würde, doch der Posten ging an Jan Nepomuk Maýr. Dies, weil die konservative Fraktion, die für das Projekt verantwortlich war, Smetana als gefährlichen Modernisten betrachtete, der avantgardistischen Komponisten wie Liszt und Wagner verfallen war.

1861 nahm Smetana am von Graf Jan von Harrach organisierten Opernwettbewerb für die besten komischen und historischen Opern mit Bezug zur tschechischen Kultur teil.[10] Karel Sabina lieferte den Text zu einer Geschichte über die Invasion Böhmens durch Otto von Brandenburg im 13. Jahrhundert. Im April 1863 reichte Smetana die Partitur zu seiner ersten Oper, Die Brandenburger in Böhmen, ein.[11] Es vergingen fast drei Jahre, bis Smetana zum Gewinner des Harrach-Opernwettbewerbs erklärt wurde. Doch es gelang ihm schon im Januar 1866, die Oper im Interimstheater aufzuführen; nicht ohne heftigen Widerstand des Dirigenten Jan Nepomuk Maýr. Dieser hatte sich geweigert, die Oper zu proben. So wurde die Oper schließlich unter der eigenen Leitung Smetanas aufgeführt.[12]

Über die Zeit, wenn auch nicht ohne viel Opposition, konnte sich Smetana eine Position im Kulturleben der Stadt erarbeiten: Von 1865 bis 1869 war er Dirigent der tschechischen Philharmonischen Konzerte, von 1864 bis 1865 Musikkritiker an der Zeitung Národní listy, von 1863 bis 1870 Vorsitzender der Musikabteilung des Vereins Umělecká beseda und von 1866 bis 1874 erster Kapellmeister des Interimstheaters. 1864 scheiterte Smetanas Versuch, Direktor des Prager Konservatoriums zu werden. Seine Hoffnungen wurden durch seine Verbindung mit dem vermeintlich radikalen Liszt zunichte gemacht, und das Ernennungskomitee wählte den konservativen Patrioten Josef Krejčí.

Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit als Dirigent am Interimstheaters hatte sich Smetana in František Pivoda, dem Direktor der Prager Gesangsschule, einen Feind gemacht. Pivoda ärgert sich, weil Smetana Sänger aus dem Ausland und nicht aus Pivodas Gesangsschule rekrutierte.[13] In einer zunehmend erbitterten öffentlichen Korrespondenz sagte Pivoda, Smetana nutze seine Position, um seine eigene Karriere voranzutreiben, und zwar auf Kosten anderer Komponisten.[14] Pivoda sah in der Oper Dalibor Anzeichen von „Wagnerismus“, und die Oper daher ungeeignet als Vorbild für die tschechische Oper.[15] 'Wagnerismus' bedeutete die Übernahme von Richard Wagners Theorien des Musikdramas.[16] Der Vorsitzende des Interimstheaters, František Rieger, hatte Smetana erstmals nach der Uraufführung der Oper Die Brandenburger in Böhmen Wagner-Tendenzen vorgeworfen.[17] Diese Angelegenheit spaltete schließlich die Prager Musikgesellschaft. Der Musikkritiker Otakar Hostinský glaubte, dass Wagners Theorien die Grundlage der Nationaloper bilden sollten, und argumentierte, dass Dalibor der Beginn der ‘richtigen’ Richtung sei. Das entgegengesetzte Lager unterstützte die Prinzipien der italienischen Oper, in der die Stimme und nicht das Orchester das vorherrschende dramatische Mittel war. Auch innerhalb des Theaters spalteten sich die Meinungen. Rieger führte eine Kampagne, um Smetana aus dem Dirigentenamt auszuschließen. Im Dezember 1872 forderte dann eine von 86 Abonnenten des Theaters unterzeichnete Petition Smetanas Rücktritt.[18] Die starke Unterstützung und ein Ultimatum prominenter Musiker, darunter auch Antonín Dvořák, sicherten Smetanas Position. Im Januar 1873 wurde er erneut zum Dirigenten ernannt, mit einem höheren Gehalt und größerer Verantwortung als künstlerischer Leiter.

In seiner Heimat erkannte die breite Öffentlichkeit Smetana Bedeutung als Komponisten nur langsam. Eigentlich erst in seinem letzten Jahrzehnt, dem trotz seiner Taubheit fruchtbarsten seiner kompositorischen Karriere, erlangte Smetana verspätet nationale Anerkennung. Die Festoper Libuše wurde 1881 mit tosendem Applaus für den Komponisten aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auseinandersetzungen um seine Musik bereits abgeklungen und die Öffentlichkeit war bereit, Smetana als Begründer der tschechischen Musik anzuerkennen.[19] Mit der umjubelten Gesamtaufführung des Zyklus Má vlast, am 5. November 1882, hatte sich Smetana endgültig auf den Sockel des Nationalkomponisten gehoben: „Alle standen auf, und nach jedem der sechs Teile wiederholte sich derselbe Sturm endlosen Applaus ... Am Ende von Blaník [dem letzten Teil] war das Publikum außer sich.“ und das Volk konnte sich nicht dazu durchringen, sich von dem Komponisten zu verabschieden.“[20]

Laut dem Musikwissenschaftler John Tyrrell haben Smetanas enge Identifikation mit dem tschechischen Nationalismus und die tragischen Umstände seiner letzten Lebensjahre die Objektivität der Beurteilung seines Schaffens, insbesondere in seinem Heimatland, beeinträchtigt.[21] Tyrrell argumentiert, dass der fast ikonische Status, der Smetana in seiner Heimat zuerkannt wurde, „ihn zu einer Figur gemacht hat, von der jegliche Kritik an seinem Leben oder Werk abgeraten wurde“, und zwar noch in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die tschechischen Behörden. Infolgedessen, so argumentiert Tyrrell, wurde eine Sicht auf die tschechische Musik propagiert, die die Beiträge von Zeitgenossen und Nachfolgern wie Dvořák, Leoš Janáček, Josef Suk und anderen, weniger bekannten Komponisten herunterspielt. Dies steht im Widerspruch zur Wahrnehmung in der Außenwelt, wo Dvořák viel häufiger gespielt wird und viel bekannter ist. Schonberg bemerkte, dass Smetana zwar derjenige war, der die tschechische Musik begründete, es aber Dvořák war, der sie populär machte.[22]

Siehe zu diesem Thema auch: Hans-Klaus Jungheinrich. Bedřich Smetana und seine Zeit. Laaber, 2020.

Bedřich Smetanas Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedřich Smetana war ein Familienmensch, der gerne Menschen um sich hatte und er genoss Gesellschaft. Bedřich Smetana heiratete am 29. August 1849 Kateřina Kolářová (*5. März 1827 in Klattau, †19. April 1859 in Dresden), die er während seiner Studienzeit bei Joseph Proksch kennengelernt hatte. Das Paar hatte vier Töchter:[23] Bedřiška (1851-1855), Gabriela (1852-1854), Žofie (1853-1902) und Kateřina (1854-1856). Der Tod der Tochter Bedřiška, die im Alter von vier Jahren an Scharlach starb, bedrückte Smetana sehr, denn das Kind zeigte Anzeichen musikalischer Frühreife. Sie muss wohl das absolute Gehör gehabt haben, sang schön und zeigte Interesse am Klavier. Den Verlust Bedřiškas verarbeitete Smetana in seinem Trio in g-Moll, dessen erster Satz sein Leiden ausdrückt.

Kateřina und Bedřich vereinte die Liebe zur Musik. Sie war eine begabte Pianistin und half Smetana als Lehrerin in seiner Musikschule. Mitte der 1850er-Jahre erkrankte sie an Tuberkulose. Die Krankheit war im Sommer 1858 so stark ausgeprägt, dass sie nicht wie üblich den Sommer in der böhmischen Heimat verbrachten, sondern in Göteborg blieben, wo Smetana zwischen 1857 und 1861 als Musiklehrer und Konzertorganisator tätig war. Im Frühjahr des Jahres 1859 wurde ihr Zustand immer schlechter und sie äußerte den Wunsch, in der Heimat zu sterben. Deshalb trat die Familie die Rückreise früher an als geplant. Am 19. April verstarb Kateřina im Alter von 32 Jahren in Dresden.

Den Sommer verbrachte Smetana rastlos und reiste, vom Verlust getrieben, durch Böhmen. Dabei lernte er Bettina Ferdinandiová, eine Schwägerin seines Bruders Karel, kennen. Die beiden verlobten sich wenige Wochen später. Im Juli des Folgejahres heirateten die beiden. Das Paar hatte zwei Töchter: Zdeňka (1861-1936) und Božena (1863-1941). Die Ehe gestaltete sich als schwierig, da Bettina wenig Verständnis für die Musik zeigte. Smetana widmete ihr im Jahr ihrer Verlobung die Bettina-Polka und schrieb in einem Brief: «[...], und in der gleichen Nacht hab ich im Liegen die Polka komponiert und am nächsten Tag niedergeschrieben. Sie ist so einfach in ihrem Satz und in der Form, damit sie sich nicht nur spielen, sondern auch tanzen läßt»[24] Bettinas Reaktion war kühl, und sie schrieb, dass ihr die Polka nicht gefällt. Über die Jahre verschlechterte sich die Beziehung zwischen den Eheleuten immer mehr. Sie zogen aber eine Scheidung aus gesellschaftlichen und finanziellen Gründen nicht in Betracht. Die Umstände belasteten Smetana und die Situation wurde nach dem Verlust seines Gehörs nicht einfacher. Trotz aller Schwierigkeiten war Bettina ihrer Stieftochter Žofie eine gute Mutter. Smetanas Familie ist heute weitverzweigt.

Ein Enkel von Smetana war der Tischtennisspieler und -funktionär Zdeněk Heydušek.

Bedřich Smetana und Franz Liszt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Januar 1843 schrieb Smetana in sein Tagebuch: „Mit Gottes Hilfe und Gnade bin ich einst in der Mechanik ein Lißt, in dem Componieren ein Mozart.“[25] Smetana nahm Franz Liszt zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich als Pianisten wahr. Denn dieser war zu diesem Zeitpunkt noch hauptsächlich als Pianist unterwegs und spielte oft Bearbeitungen Werke anderer Komponisten statt eigener Werke. Erst als sich Liszt Ende der 1840er-Jahre in Weimar niederliess, fand er die nötige Zeit für das Komponieren und wurde von da an auch immer mehr als Komponist wahrgenommen. Unter dieser veränderten Wahrnehmung ist auch der Brief zustande gekommen, mit dem sich Smetana am 23. März 1848 an sein Idol wandte und um die Veröffentlichung seines Opus 1 bat. Aus diesem Brief entwickelte sich über die Jahre eine Beziehung, die sich von anfänglicher Mentorenschaft zu einer Freundschaft entwickelte. Die beiden Musiker besuchten sich oft und diskutierten neue Werke. So hielt sich Smetana etwa im Sommer 1859 für einige Tage in Weimar auf und spielte Liszt die beiden symphonischen Dichtungen Richard III. und Wallensteins Lager vor. Daneben wurde sein Klaviertrio in g-Moll aufgeführt, welches bei Liszt großen Anklang fand. Zum Ende des Aufenthalts überreichte Liszt Smetana die Partitur zur Dante-Sinfonie als Geschenk. Auch wenn die Zusammentreffen meist nur von kurzer Dauer waren, waren sie für Smetana von nachhaltiger Wirkung. Mit Bezug auf die ersten drei symphonischen Dichtungen darf Smetana zu diesem Zeitpunkt noch als ‚Gefolgsmann’ Liszts angesehen werden, jedoch nicht bedingungslos und uninspiriert. Nach Smetanas Rückkehr nach Prag kam es nur noch zu seltenen Kontakten zwischen den beiden Musikern, denn Liszt hatte Weimar verlassen und war nach Rom gezogen. Erst 1865 trafen die beiden Musiker wieder aufeinander. Welche Früchte dieses Treffen trug, geht aus Smetanas Tagebüchern nicht hervor. Wohl zum letzten Mal besuchte Liszt am 23. Oktober 1872 Smetana in Prag.

Die Freundschaft der beiden Komponisten stellte für Smetana ein Dilemma dar. Einerseits war ihm Liszt ein Vorbild und Ideal, dem er sich künstlerisch verpflichtet fühlte, andrerseits stellte diese freundschaftliche Beziehung sein wohl größtes Hindernis für eine wohlwollende Aufnahme seiner Werke dar. Der Vorwurf des ‚Wagnerianismus‘ und dass sein Weg über das ‚Neu-Deutschen‘ führe, führte zu öffentlichen Diskussionen rund um Smetanas Werk.[26]

Bedřich Smetana und Antonín Dvořák[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonín Dvořák war 17 Jahre jünger als Smetana. Dvořák, der früh sein musikalisches Talent zeigte, wuchs im Gegensatz zu Smetana tschechisch auf. Mit zwölf Jahren siedelte er nach Zlonice über, um Deutsch zu lernen. Hier lernte er auch Klavier und Orgel, und in dieser Zeit begann er auch zu komponieren. Von 1857 bis 1859 besuchte er dann die Prager Orgelschule und trat als Bratschist in das Orchester des Cäcilienvereins ein. Ab 1862 spielte Dvořák in einem Kammerorchester, das ab und zu im Interimstheater spielte, und dann 1865 vollständig mit dem Opernorchester fusionierte, das von Smetana geleitet wurde. Dvořák wurde Stimmführer der Bratschen. Auch wenn keine Zeugnisse überliefert sind, muss es einen professionellen Austausch zwischen dem Dirigenten und dem Orchestermusiker gegeben haben. Dvořák lernte aber unter Smetanas Leitung ein breit gefächertes Opern- und Orchesterrepertoire kennen und spielte wohl auch bei der Uraufführung der Opern Die Brandenburger in Böhmen, Die verkaufte Braut und Dalibor im Orchester mit.

Im Sommer 1871 gab Dvořák die Stelle im Orchester auf, um mehr Zeit für das Komponieren zu haben. Neben vielen kleineren Werken hatte er bis dahin zwei Symphonien komponiert, die jedoch erst 1936, respektive 1888 uraufgeführt wurden. Mit dem Fokus auf der Komposition, entstand seine dritte Symphonie, die im März 1874 unter der Leitung von Smetana uraufgeführt wurde. Ein halbes Jahr später ertaubte Smetana und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück; und die Wege der beiden Musiker trennten sich.

Zwei Zeugnisse sind erhalten, die die gegenseitige Wertschätzung der Musiker unterstreichen. František Bayer, ein Freund Smetanas, erinnerte sich an eine Gegebenheit aus dem Jahr 1878. Der taube Smetana hatte die Gelegenheit, den ersten Band der frisch gedruckten Slawischen Tänze von Dvořák durchzusehen: «Auf Veranlassung Srbs wurde seinem Wunsche entsprochen und schon am nächsten Tage konnte Smetana die Partitur der ‹Slawischen Tänze› durchsehen. Ich war Zeuge dessen, wie er die Arbeit Dvořáks restlos lobte. Unter anderem sagte er wörtlich, daß hier Dvořák die Themen ganz in der Art Beethovens verarbeitete.»[27] Das zweite Zeugnis ist ein Telegram, das heute im Smetana-Museum in Prag ausgestellt ist. Dvořák gratuliert darin Smetana zum 60. Geburtstag am 2. März 1884. Die Kurznachricht meldet: "Sie erhalten für heute die herzlichsten Glückwünsche. Bleiben Sie uns noch lange erhalten!" Dvořák könnte gewusst haben, dass Smetana schwer krank war, dass aber Smetana in wenigen Wochen tot sein würde, konnte er nicht ahnen.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Smetana-Museum an der Moldau in Prag
Musik-Meile Wien
Smetana-Denkmal in Litomyšl
Smetana auf der tschechoslowakischen 1000-Kronen-Banknote

In den Städten Prag, Leitomischl, Olmütz, Pilsen und Neustadt an der Mettau wurden überlebensgroße Denkmale für den Komponisten aufgestellt. In vielen weiteren Städten wie auch in Svitavy befinden sich kleinere Smetana-Statuen.

Die Stadtverwaltung von Prag gestaltete in unmittelbarer Nachbarschaft zur Karlsbrücke ein Museum für Bedřich Smetana. In Jabkenice befindet sich eine Außenstelle dieses Museums.

Der große Konzertsaal im Prager Repräsentationshaus heißt Smetana-Saal.

An Smetanas Todestag beginnt alljährlich der Prager Frühling, ein internationales Kunst- und Musikfestival.

1979 wurde ein Asteroid nach ihm benannt ((2047) Smetana), 1984 ein Krater des Planeten Merkur (Merkurkrater Smetana).

Im Jahre 2005 wurden Gedenkmünzen für Smetana und Antonín Dvořák in einer speziellen Blisterverpackung ausgegeben. Diese beinhaltet die aktuellen Kursmünzen der Tschechischen Republik und eine aus Nordischem Gold geprägte Gedenkmünze.

Bei der Ankunft am Václav-Havel-Flughafen Prag wird während des Rollens zum Terminal in den Maschinen von Czech Airlines zur Begrüßung Die Moldau gespielt.

Nach Smetana wurde auch das Festival Smetanas Litomyšl benannt.

Nach dem Komponisten wurde ein Ausflugsschiff der Rosenberger Lipno Line benannt, das im Juni 2020 in den Moldaustausee eingesetzt wurde.[28]

In Dresden-Niedersedlitz ist eine Straße nach ihm benannt.[29]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Opern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnenmusiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Doktor Faust (1862). Am 31. Dezember 1862 wurde zur Unterhaltung einer Gesellschaft das Puppenspiel Doktor Faust von Matěj Kopecký gegeben. Smetana hatte für diesen Anlass eine Ouvertüre für Kammerorchester komponiert, ein Gelegenheitswerk. In sein Tagebuch schrieb er: «Wir feierten Silvester und ich hatte zu diesem Anlass eine Ouvertüre zur Pimperlkomödie Faust geschrieben, die allgemeine Heiterkeit erregte. Leider war ich diese Nacht nicht persönlich dabei; ich war krank, …»[30] Puppentheater waren zu dieser Zeit für viele Menschen in Böhmen der einzige Kontakt zur Theaterkultur und dadurch zu den Ideen der Aufklärung und der tschechischen nationalen Wiederbelebung. Zu den ältesten und beliebtesten Stücken gehörten Doktor Faustus und Don Juan. 1863, wiederum zu Silvester, wurde in einem ähnlichen Rahmen abermals ein Marionettentheater nach Kopecký aufgeführt, diesmal Oldřich und Božena. Smetana komponierte auch zu diesem Anlass eine kurze Ouvertüre.
  • Oldrich und Bozena (1863).
  • Marsch zur Shakespeare-Feier (1864).
  • Fanfaren zu Shakespeares Richard III “Fanfáry k Richardovi III” (1867).
  • 2 Tableaux vivants: Rybář + Libušin soud (1869). Auf Bitte der Gräfin Elisabeth Kaunitz schrieb Smetana im Frühjahr des Jahres 1867 drei Musiken zu Tableaux vivants.[31] Zwei dieser Kompositionen sind erhalten. Die dritte, ein best-off-Medley aus der Oper Die verkauften Braut, ist nicht erhalten. Während die Partitur für Rybář (Der Fischer) ist für Streicher, Harfe und ein Harmonium gesetzt ist, setzt die Partitur zur Libušes Gericht ein volles Orchester voraus.

Orchesterwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wallensteins Lager, Richard III. und Hakon Jarl, sinfonische Dichtungen in der Tradition von Franz Liszt aus seiner Zeit in Göteborg.
  • Der sechsteilige Zyklus sinfonischer Dichtungen Mein Vaterland (Vyšehrad, Vltava, Šárka, Z českých luhů a hájů, Tábor, Blaník), darin als bekanntestes Werk Die Moldau[32]
  • Triumph-Sinfonie E-Dur, op. 6 (1853–1854). Die Uraufführung fand 1855 statt. Smetana verwendete in dieser Sinfonie die österreichische Kaiserhymne. Die Sinfonie ist Kaiserin Elisabeth („Sisi“) gewidmet. Smetana sandte ihr eine Kopie des Werkes, bekam aber nie eine Antwort. 1. Satz Allegro vivace, 2. Satz Largo maestoso, 3. Satz Scherzo: Allegro vivo, 4. Satz Finale: Allegro non troppo ma energico.
  • Frühwerke u.a. Arrangement des Marschs der Nationalgarde (1848)
  • Jubel-Ouvertüre D-Dur (1849)
  • Triumph-Sinfonie E-Dur, op. 6 (1853–1854). Die Uraufführung der Symphonie fand 1855 statt. Smetana verwendete in drei der vier Sätze der Symphonie die österreichische Kaiserhymne als thematisches Material. Das Werk ist dem habsburgischen Kaiserpaar Franz Joseph I und Elisabeth („Sisi“) zur Hochzeit im Jahr 1854 gewidmet. Smetana sandte dem Kaiser eine Kopie des Werkes mit Widmung zu, bekam aber nie eine Antwort. Die Symphonie ist viersätzig: 1. Satz Allegro vivace, 2. Satz Largo maestoso, 3. Satz Scherzo: Allegro vivo, 4. Satz: Allegro non troppo ma energico.
  • 3 symphonische Dichtungen aus seiner Zeit in Göteborg. Smetana erprobte in dieser Zeit das von Franz Liszt entwickelte Konzept der symphonischen Dichtung. Die Kompositionen entstanden in engem Austausch mit Liszt: Richard III. (1858) / Wallensteins Lager (1859) / Hakon Jarl (1861)
  • Polka „Unseren Mädchen“ (1864)
  • Festliches Vorspiel C-Dur (1868)
  • Má vlast: Sechsteiliger Zyklus symphonischer Dichtungen "Mein Vaterland": Vyšehrad (1874) / Vltava (1874) / Šárka (1875) / Z českých luhů a hájů (1875) / Tábor (1878) / Blaník (1879)
  • Prager Karneval „Pražský karneval“ (1883)

Die sechs Teile des Zyklus Má vlast schreibt Smetana in den Jahren 1875-1879, als er bereits völlig ertaubt war. Zuerst als Gruppe von 4 symphonischen Dichtungen angedacht, fügt er später noch zwei Teile an. Folgen die „schwedischen“ Tongedichte noch strenger dem Ideal von Franz Liszt, löst sich der Komponist in Má vlast von diesen. Smetana orientiert sich kaum mehr an der von Liszt geprägten Strukturform, welche die Überlagerung von Ouvertüre und Sonate vorsieht. Die später so genannten double-function-Form, wie sie noch bei Hakon Jarl konstituierend war, geht verloren und der Komponist gestaltet die Werke in den Themen entsprechenden, individuellen Formen. Auch was die Verwendung von literarischen Vorlagen betrifft, geht Smetana eigene Wege. Smetana vertonte Stimmungen, Gefühle, Ideologie und Mentalität. Mit Má vlast hievte er die Gattung der symphonischen Dichtung auf eine nächst höherer Stufe und lädt sie patriotisch, politisch und psychologisch auf. Alles kulminiert im abschließenden Teil Blaník, der keine stringente Handlung erzählt, sondern die Apotheose der tschechischen Nation darstellt. Zusammengefasst werden alle poetischen Ideen der einzelnen Werke des Zyklus und das Finale bildet die thematische Überlagerung des Vyšehrad-Themas und dem Hussiten-Choral Ktož jsú boží bojovníci (Die ihr Gottes Streiter seid).

Kammermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Trio g-Moll op. 15 (1855) Das Trio entstand von September bis November 1855 und wurde am 3. Dezember desselben Jahres in Prag erstmals öffentlich aufgeführt. Das Stück hat stark biographischen Bezug. Im Verzeichnis seiner Kompositionen steht zum Klaviertrio folgende Anmerkung: „Erinnerung an mein erstes Kind Bedřiška (Friederike), welche durch ihr außerordentliches Musiktalent uns entzückt hat, jedoch uns durch den unerbittlichen Tod im Alter von 4½ Jahren entrissen wurde.“[33]
  • Streichquartett e-Moll (1876) Das Quartett entstand 1876 und wurde 1879 uraufgeführt. Der Komponist schildert in den vier Sätzen seinen Lebensweg. Bemerkenswert ist v. a. die Coda des Finales: Der jubelnde Satz bricht abrupt ab, darauf ertönt ein sehr hohes e in der 1. Violine vergleichbar einem Tinnitus – Smetana setzte hier den Beginn seines Gehörleidens in Musik. Das Quartett schließt daraufhin resignativ.
  • Aus der Heimat (1880) Eine zweisätzige Komposition für Violine und Klavier: 1. Moderato A-Dur / 2. Andantino-Presto g-Moll
  • Streichquartett d-Moll (1883) Charakteristisch für das Werk ist seine leidenschaftliche Zerrissenheit, vehemente und leidenschaftliche Ausbrüche wechseln sich mit melodischen und elegischen Abschnitten ab. Trotz der tragischen Lebenssituation endet das Werk in überschäumendem D-Dur.

Klaviermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind zahlreiche Klavierkompositionen, vor allem aus den früheren Jahren, erhalten, die die Virtuosität Smetanas belegen. Smetana verfolgte vor allem in den Jahren von 1847 bis 1855 die Möglichkeiten einer pianistischen Karriere und komponierte daher Werke für den Eigengebrauch oder für den Druck. Da er auch als Lehrer tätig war, entstanden auch Kompositionen für den Unterricht. In den Jahren von 1863 bis 1875 entstanden keine Klavierkompositionen. Dies liegt daran, dass er als Vorsitzender der Musikabteilung des Vereins Umělecká beseda und dann auch Erster Kapellmeister des tschechischen Interimstheaters (České Prozatimní Divadlo) mit diesen Tätigkeiten stark ausgelastet war und er sich auf das Komponieren von Opern konzentrierte. Erst nach 1874, als er endgültig ertaubt war und keinen öffentlichen Arbeiten mehr nachgehen konnte, begann er wieder, für das Klavier zu komponieren.

  • Verschiedene Polkas, die nicht einer Sammlung zugeordnet sind: Louisa-Polka (1840), Bettina-Polka (1859/83), Jiřinková-Polka (1840), Aus dem Studentenleben (1842), Erinnerung an Pilsen (1843) u.a.
  • Bagatelles et Impromptus op. 6 (1844)
  • Pensée fugitive d-Moll (1845)
  • Klaviersonate g-Moll (1846)
  • Gefühle und Eindrücke im Wald (1847)
  • Six morceaux caractéristiques op.1 (1848)
  • Romanze B-Dur (1848)
  • Hochzeitsszenen (1849)
  • Melodienschatz I und II (1850)
  • 6 Albumblätter op.2 (1850)
  • Skizzen op. 4 und op. 5 (1857), Clara Schumann gewidmet
  • Trois Polkas de salon op. 7 und op.8 (1854)
  • Albumblätter op. 3 (1856)
  • Ballvisionen (1858)
  • Macbeth und die Hexen (1859), evtl. Skizze für ein Orchesterwerk
  • Souvernir de Bohème en forme de Polka op 12 und op. 13 (1860)
  • Konzertetüde "Am Seegestade" gis-Moll (1861)
  • Fantasie über tschechische Volkslieder (1862)
  • Rêves (1875)
  • Tschechische Tänze, Band 1 (1877)
  • Tschechische Tänze, Band 2 (1879)
  • Verschiedene Albumblätter, zum Teil als Einzelwerke, zum Teil als Sammlungen
  • Diverse Impromptus, die nicht einer Sammlung zugeordnet sind
  • 2 Bearbeitungen von Schubert-Liedern (Der Neugierige und Trockene Blumen)
  • Einzelne Gelegenheitsstücke, die auch als Übungsstücke gezählt werden dürfen (Quadrillen, Walzer, Märsche, Capricci)
  • Kadenzen zu Klavierkonzerten von Mozart und Beethoven)
  • Fragmentarische Kompositionen

Smetana komponierte auch für mehrere Klaviere zu 4, 8 und 16 Händen. Dabei handelt es sich um Unterrichtsmaterial für seine eigene Musikschule, die nach dem System von Joseph Proksch Schülerinnen und Schüler in Gruppen unterrichtete. Darunter gehören Werke wie das Rondo in C-Dur (1850) für zwei Klaviere achthändig, ein Sonatensatz in e-Moll (1849) für zwei Klaviere achthändig und ein Arrangement der Ouvertüre zu Tannhäuser von Richard Wagner zwei Klaviere achthändig (1858) das leider verloren ist.[34] Für die Publikation und den Hausgebrauch entstanden auch Arrangements eigner Werke, u.a. des Zyklus Má vlast.[35]

Vokalwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus seiner Studienzeit bei (1844-1847) bei Joseph Proksch in Prag sind wenige Vokalkompositionen erhalten. Daneben gibt es, über seine Schaffenszeit verteilt, nur wenige Werke für Stimme oder Chor mit und ohne Begleitung. Zu Ende seines Lebens, als Smetana schon völlig ertaubt war, schrieb er wieder einige Vokalkompositionen:

  • Liebchens Blick, Lebewohl, Einladung Scherz der Trennung (1845)
  • Freiheitslied “Píseň svobody“ (1848)
  • Liebesfrühling (1853)
  • Das Tschechische Lied „Píseň Česká“ (1868), erste Fassung[36]
  • Drei Reiter (1862)
  • Der Renegat (1863), erste Fassung, zweite Fassung 1864
  • Bauernlied „Rolnická“ (1868)
  • O Gustav, mein König „O Gustave, muj králi“ Lied für die Tragödie "Baron Goertz" von E. Bozdech (1868)
  • Festlicher Chor (1870)
  • Lied auf dem Meer (1877)
  • Bearbeitung von Volksliedern „Má hvězda“, „Přiletěly vlaštovičky“ und „Za hory slunce zapadá“ (1877)
  • Abendlieder (1879)
  • Morgengabe und Gebet (1880)
  • Sinnspruch „Heslo“ (1882)
  • Unser Lied „Naše píseň“ (1883)

Sakralmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedřich Smetana war, obwohl getauft, nicht religiös. Er besuchte die Kirche nur zu speziellen Anlässen wie Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. Daher gibt es auch keine nennenswerten Beiträge zu Kirchenmusik. Lediglich aus seiner Studienzeit (1844-1847) bei Joseph Proksch sind sakrale Kompositionen überliefert, die aber als Übungsstücke eingestuft werden dürfen:

  • Drei- und vierstimmige Fugen für Orgel oder Streichquartett gesetzt (1845)
  • Sechs Präludien für Orgel (1846)
  • Choralfiguration "Jesu, meine Freude" (1846)
  • Choralfiguration "Gott sei uns gnädig und barmherzig" (1846)
  • Fuge mit Einleitung "Lobet den Herrn" (1846)
  • Vokalfuge "Ich hoffe auf den Herr" (1846)
  • Doppelchor "Heilig ist der Herr Zebaoth" (1846)
  • Zwei Offertorien

Skizzen und unvollendete Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedřich Smetana hinterließ eine Reihe von Skizzen und unvollendeter Werke. Dabei handelt es sich zum Teil um Übungsstücke aus seiner Studienzeit, aber auch um Werke, die im fragmentarischen Stadium aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben wurden. Erwähnenswert sind:

  • Cid Campeador, Fragment (1856-1857). Dabei handelt es sich um eine Klavierskizze für eine mögliche sinfonische Dichtung. Smetana hatte im Kontakt mit Franz Liszt diese neue Gattung kennengelernt und sich mit Plänen einer Komposition beschäftigt.[37]
  • Macbeth und die Hexen „Macbeth a čarodějnice“ (1859). Smetana schrieb die durch William Shakespeares Macbeth inspirierte Komposition ebenfalls während seiner Zeit in Göteborg. Es handelt sich um eine weitausgereifte Skizze für Klavier, die als solche auch gedruckt und aufgeführt wird. Ob dieses Werk als Vorfassung für eine Orchesterkomposition gedacht war, wird in der Forschung diskutiert. Dafür spricht, dass der Klavierpart an einigen Stellen unpianistisch wirkt, aber auch die Tatsache, dass Smetana im gleichen Zeitraum seine ersten drei sinfonischen Dichtungen (Richard III, Wallensteins Lager, und Hakon Jarl) schreibt.[38]
  • Viola (1874-1884). Viola ist eine unvollendete Oper von Bedřich Smetana auf ein Libretto von Eliška Krásnohorská. Die Oper basiert auf Shakespeares Stück Twelfth Night. Der Komponist arbeitete mit Unterbrechungen seit 1874 daran. Sie blieb nach seinem Tod im Jahr 1884 blieb unvollendet. Der Komponist vollendete Teile des ersten Aktes. Weitere Abschnitte sind in Stimmen mit Klaviersatz ausgearbeitet.[39]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Olga Mojžíšová/Tomáš Bernhardt (Hgg.): Bedřich Smetana: Deníky/Diaries I (1840-1847). KLP & Národní muzeum, Praha 2022, ISBN 978-8-070-36724-7 (Národní muzeum).
  • Marta Ottlová, Milan Pospíšil, John Tyrrell, Kelly St Pierre: Smetana, Bedřich [Friedrich]. Grove Music Online, 28. September 2018, letzte Revision 29. Oktober 2020
  • Hans-Klaus Jungheinrich: Bedřich Smetana und seine Zeit. Laaber-Verlag, Lilienthal 2020, ISBN 978-3-89007-254-8.
  • Olga Mojžíšová et al.(Hgg.): Bedřich Smetana: Korespondence/Correspondence II (1863-1874). KLP & Národní muzeum, Praha 2020, ISBN 978-80-87773-71-0 (Národní muzeum).
  • Kelly St. Pierre: Bedřich Smetana: Myth, Music, and Propaganda. University of Rochester Press, 2017.
  • Olga Mojžíšová/Milan Pospíšil (Hgg.): Bedřich Smetana: Korespondence/Correspondence I (1840-1862). KLP & Národní muzeum, Praha 2016, 326 S. (Apparat) & 520 S. (Briefteil) & 45 Abb., (Smetaniana I) ISBN 978-80-87773-30-7 (KLP), ISBN 978-80-7036-475-8 (Národní muzeum).
  • Thomas Järmann: Im Geiste Liszts und doch ganz anders. Bedřich Smetana komponiert seine ersten Sinfonischen Dichtungen, in: Die Tonkunst, 8. Jg., Nr. 1, Januar 2014, ISSN 1863-3536, S. 74–85.
  • Marta Ottlová und Milan Pospíšil: Smetana und Liszt. Die Neudeutsche Schule und die tschechische Nationalmusik. In: Liszt und Europa. Laaber: Laaber, 2008 (Weimarer Liszt-Studien 5), S. 265-274.
  • Hans-Klaus Jungheinrich: ›Hudba‹ – Annäherungen an die tschechische Musik. Kassel: Bärenreiter, 2007, S. 40-54.
  • Linda Maria Koldau: Die Moldau – Smetanas Zyklus ›Mein Vaterland‹. Köln: Böhlau, 2007.
  • Claus Oefner: Fragen an Smetana – Wallensteins Lager nach Schiller. In: Schiller und die Musik. Helen Geyer et al. (Hgg.) Köln: Böhlau Verlag, 2007, S. 267-271.
  • Vlasta ReittererováSmetana Friedrich (Bedřich). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 366–368 (Direktlinks auf S. 366, S. 367, S. 368).
  • Kenneth DeLong: Hearing his master's voice – Smetana's ›Swedish‹ symphonic poems and their Lisztian models. In: Liszt and his world. Michael Saffle (Hg). Stuyvesant (USA): Pendragon Press, 1998, S.295-334.
  • Jarmila Gabrielová: Oehlenschläger – Hartmann – Smetana: Hakon Jarl. In: Musik & Forskning 20 (1994/1995), S. 55-80.
  • Barbora Šrámková und Alena Wagnerová (Hgg.): Smetana – Dvořák – Janáček: Musikerbriefe. München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2004.
  • Hana Séquardtová: Bedřich Smetana. Reclam, Leipzig 1985.
  • Theo Hirsbrunner: Das Erhabene in Bedřich Smetanas ›Mein Vaterland‹. In: Archiv für Musikwissenschaft 41 (1984), S. 35-41.
  • Kurt Honolka: Bedřich Smetana in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-50265-8.
  • John Clapham: Smetana. J.M.Dent, London, 1972.
  • Brian Large: Smetana. Praeger Publishers, New York, 1970.
  • Vladimir Hudec: Zum Problem des ›Lisztartigen‹ in Smetanas symphonischen Dichtungen. In: Studia Musicologica 4 (1963), S. 131-137.
  • Mirko Očadlik: Die radikalen Demokraten – Liszt und Smetana. In: Studia Musicologica 4 (1963), S. 241-247.
  • Vladimir Helfert: Die schöpferische Entwicklung Friedrich Smetanas. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1956.
  • Helmut Boese: Zwei Urmusikanten Smetana - Dvorak, Zürich [u. a.] 1955.
  • Miloslav Malý: Bedřich Smetana. Orbis, Prag, 1955.
  • František Bartoš (Hg.): Smetana in Briefen und Erinnerungen. Artaria, Prag, 1954.
  • Vladimir Helfert: Bedřich Smetana (1824-2 March-1924). In: The Slavonic Review 3, Nr. 7 (1924), S. 141-155.
  • Ernst Rychnovsky: Smetana, Stuttgart und Berlin: Deutsche Verlagsanstalt 1924.
  • Karel Teige (Hg.): Příspěvky: Dopisy Smetanovy. Prag: Fr. A. Urbánek, 1896. (Reprint: Charleston [USA]: BiblioBazaar, 2010).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bedřich Smetana – Album mit Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carolyn Abbate, Roger Parker: Eine Geschichte der Oper. Die letzten 400 Jahre. September 2013. Kapitel: Aus der Kälte hereingeholt. Beck, ISBN 3-406-65542-4.
  2. Biografie (Memento vom 9. Oktober 2008 im Internet Archive)
  3. Peter Morscheck, Chris Burgmann: Classics Forever. AMA Verlag, Bruehl 2000, ISBN 978-3-932587-65-8 (deutsch/englisch), S. 78.
  4. a b Anton Neumayr: Musik und Medizin., Band 3. Jugend und Volk, 2. Auflage, 1995. ISBN 978-3-85058-074-8
  5. Smetana, Bedrich: Tajemstvi in der Wiener Zeitung vom 3. Mai 2012, abgerufen am 28. Januar 2013.
  6. Etliche Flecken auf Der Spiegel, Nr. 1 / 31.12.1978, abgerufen am 18. Dezember 2023.
  7. Peter-Wieners, Beschreibung des Streichquartett-e-moll Januar 2020, abgerufen am 8. Mai 2022
  8. Harald Feldmann: Die akute Hörstörung im frühen Stadium der akquirierten Lues. In: Laryngorhinootologie 1986; 65(1): 16-20. DOI:10.1055/s-2007-998771
  9. Zitiert nach Brian Large: Smetana. Praeger Publishers, New York 1970, S. 120.
  10. John Clapham: Smetana. J.M.Dent, London 1972, S. 28–30.
  11. Brian Large: Smetana. Praeger Publishers, New York 197, S. 140–143.
  12. John Clapham: Smetana. J.M.Dent, London 1972, S. 32–33.
  13. John Clapham: Bedrich Smetana. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians (Special English edition). Band 17. Macmillan, London, ISBN 978-0-333-23111-1, S. 391–403.
  14. John Clapham: Smetana. J.M.Dent, London 1972, S. 38–40.
  15. Rosa Newmarch: The Music of Czechoslovakia. Oxford 1942, ISBN 978-0-306-77563-5, S. 71.
  16. Marta Ottlová et al.: Smetana, Bedřich. 9. Mai 2024, abgerufen am 9. Mai 2024.
  17. Brian Large: Smetana. Praeger Publishers, New York 1970, S. 145.
  18. John Clapham: Smetana. J.M.Dent, London 1972, S. 38–40.
  19. Brian Large: Smetana. Praeger Publishers, New York 1970, S. 348.
  20. Zeleny zitiert nach Brian Large: Smetana. Praeger Publishers, New York 1970, S. 268.
  21. Marta Ottlová et al.: Smetana, Bedřich. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  22. Harold Schonberg: The Lives of the Great Composers. Band 2. Futura Publications, London 1975, ISBN 978-0-86007-723-7, S. 77.
  23. Tabellarische Biographie Lebenslauf B. Smetana bei Klassik heute
  24. Barbora Srámková, Alena Wagnerová: Smetana, Dvorák, Janácek - Musikerbriefe. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2003, ISBN 3-421-05248-4, S. 45.
  25. Olga Mojžíšová/Tomáš Bernhardt (Hgg.): Bedřich Smetana: Deníky/Diaries I (1840-1847). KLP & Národní Muzeum, Prag 2022, ISBN 978-80-7036-724-7, S. 500.
  26. Kelly St. Pierre: Bedřich Smetana: Myth, Music, and Propaganda. University of Rochester Press, 2017.
  27. František Bartoš: Smetana in Briefen und Erinnerungen. Artia, Prag 1854, S. 234.
  28. Passagierschiff wird durchs Mühlviertel transportiert orf.at, 16. Juni 2020, abgerufen am 17. Juni 2020.
  29. Bedrich-Smetana-Straße 2-10 · Bedrich-Smetana-Straße 2-10, 01259 Dresden, Deutschland. Abgerufen am 16. März 2024 (de-US).
  30. František Bartoš: Smetana in Briefen und Erinnerungen. Artia, Prag 1954, S. 85.
  31. Mojžíšová, Olga [et al.] (Hrsg.): Bedřich Smetana: Korespondence/Correspondence II (1863 – 1874). Národní muzeum, Prag, S. 2.
  32. Kompletter Satz für ein Sinfonieorchester des Stückes Moldau von der Indiana University School of Music
  33. Quelle: Vorbemerkung zu den Noten der Peters-Ausgabe, herausgegeben vom Weitzmann-Trio
  34. Bartoš (1954), S. 60-63.
  35. https://vmirror.imslp.org/files/imglnks/usimg/8/82/IMSLP36730-PMLP05549-Smetana_Moldau_piano_4_Hands.pdf
  36. Píseň česká, JB 1:78 (Smetana, Bedřich) – IMSLP. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  37. Cid, JB 2:42 (Smetana, Bedřich) – IMSLP. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  38. Macbeth a čarodějnice, JB 1:75 (Smetana, Bedřich) – IMSLP. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  39. Viola, JB 2:48 (Smetana, Bedřich) – IMSLP. Abgerufen am 5. Mai 2024.