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Albert J. Ewing (Fotograf aus Ohio), Fotografie dreier Kinder und ihrer versteckten Mutter, um 1900.

Als Versteckte Mutter-Fotografie (englisch Hidden mother photography) gilt eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete Praxis der Portraitfotografie, bei der Kleinkinder in Anwesenheit ihrer Mutter fotografiert wurden, diese jedoch auf dem Foto verhüllt oder versteckt war.

Ab etwa 1860 wurde die kommerzielle Portraitfotografie und die Carte de Visite weltweit zu einem Massenmedium. Der Hintergrund dieses speziellen Arrangements der Versteckte Mutter-Fotografie, das vor allem in Nordamerika nachgewiesen wurde, war offenbar die Notwendigkeit, bei Porträtaufnahmen von Kleinkindern diese festzuhalten, damit die Aufnahmen aufgrund der damals noch technisch bedingten langen Belichtungszeiten nicht verwackelten.

Seit etwa 2005 wurde die Versteckte Mutter-Fotografie nach Sichtung zahlreicher Porträts und Carte de Visite der Jahre zwischen etwa 1860 und 1920 als ein besonders in Nordamerika, teils auch in Europa gängige Praxis und Genre der Fotografie identifiziert und gilt zugleich als eine frühe und einfache Form der Bildmanipulation.

Die frühen Techniken der Fotografie wie die Daguerreotypie hatten je nach Lichtverhältnissen Belichtungszeiten von einigen zehn Sekunden bis zu mehreren Minuten. Für die seit den 1860er Jahren populäre Portraitfotografie wurde das Albuminverfahren eingesetzt, das die Belichtungszeit in den Portraitstudios auf etwa 20 Sekunden verkürzte. Kleinkinder mussten deshalb für die Belichtungsdauer festgehalten werden.

Es ist nicht überliefert, weshalb die Personen auf den Versteckte Mutter-Fotografien sich verhüllten. Offenbar sollte das Kinderportrait im Mittelpunkt des Bildes stehen. Unter den Versteckte Mutter-Fotografien gibt es sowohl solche, bei denen die verdeckte Person deutlich zu sehen ist, als auch Fotos, auf denen sich die Mutter beispielsweise hinter einem Möbelstück versteckt und nur die Hände zu erkennen sind.[1] Die Versteckte Mutter wird auch als frühe Form der Bildmanipulation gedeutet. „‚Hidden Mother‘ offers an interesting look at some of the earliest photo-taking and editing techniques while raising questions about the role of women during this time period“.[2]

Wichtig zum Verständnis ist die Verwendung der Portraitaufnahmen. Zumeist wurden durch ovale Passepartouts nur die Gesichter der Kinder sichtbar gemacht, die sich von dem dunkleren Hintergrund der verhüllten Mutter deutlich abhoben. Die Figur der Versteckte Mutter blieb unter dem Passepartout verborgen.[3] Die auf den unbeschnittenen Fotos geisterhaft und unheimlich aussehenden Mütter waren also im zeitgenössischen Verwendungszusammenhang nicht zu sehen.[4]

Seit Anfang des 21. Jahrhunderts beschäftigten sich drei Fotobücher mit den Versteckte Mutter-Fotografien. Die Amerikaner Lee Marks und John Deprez veröffentlichten 2005 den Band The Hidden Presence. Die italienisch-schwedische Künstlerin Linda Fregni Nagler stellte 2013 im Rahmen der 55. Biennale in Venedig 997 Fotografien in einer Serie mit dem Titel The Hidden Mother in einer großen Vitrine aus und veröffentlichte im selben Jahr ein Fotobuch ihrer im Laufe eines Jahrzehnts gesammelten Originalfotos.[5] In den Jahren 2014 und 2015 präsentierte die Fotografin Laura Larson eine Serie von rund 35 Fotos von versteckten Müttern in einer Wanderausstellung. Ihr Buch Hidden Mother von 2017 erzählt parallel zu den Fotos die Geschichte der Adoption ihrer Tochter aus Äthiopien.[4] Die Fotos gelten inzwischen als beliebte Sammlerobjekte.[2]

Commons: Hidden mother photographs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Online-Beiträge

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Einzelnachweise

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  1. In pictures: The Hidden Mother. Online unter: bbc.co.ok, 20. November 2013, abgerufen 5. Juni 2024.
  2. a b Steve Mcelwee: Erasing the matron: Palmer Museum’s ‘Hidden Mother’ collection displays haunting edited photographs. Online unter: centredaily.com, 16. Januar 2013, abgerufen 5. Juni 2024.
  3. H. Peter Steeves: Beautiful, Bright, and Blinding. Phenomenological Aesthetics and the Life of Art. State University of New York Press, New York 2017, ISBN 9781438466538, S. 23 f.
  4. a b Lorena Turner: Laura Larson: Hidden Mother (Rezension). Online unter: newbooksnetwork.com, 20. Juli 2017, abgerufen 4. Juni 2024.
  5. Federico Nicolao: [https:www.domusweb.it/en/art/2013/06/17/the_hidden_mother.html The Hidden Mother]. Online unter: domus.it, 21. Juni 2013, abgerufen 4. Juni 2024.

[[Kategorie:Geschichte der Fotografie]]