Benutzer:Fingalo/Zwischenlager

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Christianisierung

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„Interea baptizati sunt quidam Nortmanni ab Hugone abbate et machione; propter hoc ad imperatorem adducti et munerati, ad suos redierunt. Et ut ante ita et postmodum ut Normanni more pagano peregerunt.“

„Inzwischen waren einige Normannen durch den Abt und Markgraf Hugo getauft worden; sie wurden deshalb vor den Kaiser geführt und kehrten von ihm beschenkt zu den Ihrigen zurück. Aber wie früher, so auch fernerhin, betrugen sie sich als Normannen in heidnischer Weise.“

Annales Bertiniani zum Jahre 876.

„Iterum namque Nortmannis regredientibus in partem regnis sui, isdem Hludovicus cum quibus potuit, obviam eis perrexit et castellum materia lignea quorundam consiliariorum suorum hortatu in loco qui dicitur Stromus clausit; quod magis ad munimen paganorum quam ad auxilium christianorum factum fuit, quoniam ipse rex Hludovicus invenire non potuit, cui illud castellum ad custodiendum committere posset.“

„Denn als die Normannen abermals in seinen Reichsteil einbrachen, zog ihnen Ludwig mit so viel Mannschaft, als er aufbringen konnte, entgegen und erbaute auf Veranlassung seiner Räte eine Befestigung aus Holz in Sstruy, die aber mehr zur Sicherung für die Heiden als zum Schutz für die Christen diente, da König Ludwig keine Leute aufzutreiben vermochte, denen er diese Befestigung zur Bewachung hätte übergeben können.“

Annales Bertiniani zum Jahre 881,

In Kap 29 der Laxdæla wird ein Gedicht auf die Geschichten gemacht, „die an den Wänden seines Hauses dargestellt waren“.

Die Piraten des Nordens.

S. 37 f. zu den Sagas: „Fast nirgends können wir mit Sicherheit sagen, ob die Texte, von denen wir ausgehen, nicht durch zahllose unterschiedliche Einflüsse, denen die Verfasser bewusst oder unbewusst ausgesetzt waren, ‚verdorben‘ wurden.“

S. 39: Das ändert aber nichts daran, dass man von diesem [dem seriösen] Forscher die einzige seriöse Einstellung verlangen muss, und das heißt, er muss alles, was er behauptet, anhand von archäologischen Zeugnissen beweisen können. … Die Schwierigkeiten, denen diese Fachdisziplin sich gegenüber sieht, sind wohlbekannt. Der Leser wird sich erinnern, dass der zeitliche Rahmen unserer Untersuchung genau eingehalten werden soll: 800-1050. Aber sogar mit modernsten Methoden (wie zur Zeit mit der verbesserten Carbon-14-Methode) bleibt für die Datierung der Fundstücke eine Unsicherheit, die bis zu mehreren Jahrzehnten betragen kann.

S. 56: Den Gesetzestexten muss man überhaupt misstrauen.

S. 57: Die fränkischen, irischen und angelsächsischen Annalenschreiber und Chronisten übergehe ich hier. … Ihre Parteilichkeit ist zu augenfällig, dass wir sie nicht für enrnstzunehmende Zeitzeugen halten.

S. 61: Wir können mit guten Gründen behaupten, dass der Begriff Sklave im üblichen Wortsinn nicht der Denkart im altnordischen Bereich entsprach, soweit wir das heute beurteilen können. (Dann lange Ausführungen über den Sklaven und sinen Loskaufmöglichkeiten, die alle aus nicht archäoloischen Quellen stammen!)


Melanchthon in Skandinavien

Schlacht bei Hjørungavåg

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In Ottars Bericht bei König Alfred wird zum ersten Mal Nordvegr erwähnt. Er nannte Nordvegr das Land innerhalb der Schiffsroute nach Süden gegen Dänemark hin.[Larsen 1]

Stein Ugelvik Larsen: „Hjørungavågslaget i det politiske balansepunktet for vikingetidens Kyst-Norge.“ In: Stein Ugelvik Larsen: Striden om stedet. Hjørungavåg-slaget i norsk historie og kulturdebatt. Sunnmørsposten Forlag. o.J. [2006]. S. 9–26.

  1. Larsen S. 10.

Die Kirchenorganisation und die Geistlichkeit bildeten im Laufe des 12. und 13. Jh. einen eigenen Stand, den „geistlichen Adel“ (det andliga frälset). Etwa zu gleichen Zeit wurde auch durch die Satzung von Alsnö 1280 ein Adel mit der Pflicht zum Kriegsdienst in voller Rüstung geschaffen, eine kriegerische Oberklasse, die rechtlich und ökonomisch vom übrigen Volk unterschieden war. Daneben spielten Bürger und bauern nur eine unbedeutende Rolle. Bürger gab es nur wenige, weil die Städte kleine Ortschaften waren, und einen organisierten Bauernstand gab es auch nicht. Birger Jarl und seine Söhne errichteten rungum im Lande Burgen, um die Königsmacht zu sichern. Das Land war demgemäß in Schlosslehen aufgeteilt. An diese Burgen bezahlte man seine Abgaben. Dies stellte eine Neuordnung der Staatsverwaltung dar. Gleichzeitig wurden während der Kriege zwischen Birger Jarl und Magnus Ladulås im 13. Jh. und dem Beginn des 14. Jh. lockerten sich die Grenzen zwischen den nordischen Reichen. Gleichzeitig verstärkte sich eine deutsche Infiltration in ganz Skandinavien. Das geht z. T. auf die dominierende Stellung der Hanse zurück. In großem Ausmaß wanderten Deutsche in die ostschwedischen Städte aus. Auch deutsche Adlige kamen in den Dienst von Magus Ladulås.

So entstanden die später schwer lösbaren Konflikte: Die Oberschicht beanspruchte die Schlosslehen. Sie sollten der Stärkung der Königsmacht dienen. Aber als sie unter Magnus Eriksson an die selbstbewussten und teilweise deutschen Adligen verpfändet wurden, war das Resultat das Gegenteil: eine Zersplitterung des Reiches und eine Verarmung der königlichen Finanzen. Der Aufstand, der in den 1360er gegen Magnus Eriksson losbrach, war eine Folge der Finanznot. Die Verhältnisse blieben auch unter Albrecht von Mecklenburg so. Unter ihm kulminierte der deutsche Einfluss in Schweden.

Mit dem Fall der Mecklenburger, der 1389 mit der Schlacht von Åsle besiegelt wurde, wurde die Voraussetzung für eine Union der drei nordischen Reiche geschaffen, die auf der Konferenz von Kalmar 1397 gegründet wurde. Dieser Vertrag war Gegenstand vieler Untersuchungen. In klarem Gegensatz zur Geschichtsschreibung des 19. Jh. will man heute das entstehen der Union als Folge eines langen Entwicklungsprozesses sehen Dazu gehöre das Tauziehen zwischen Königsmacht und Oberschicht um die Schlosslehen und die seit einem Jahrhundert wachsenden familiären Verbindungen zwischen den Oberklassen der drei nordischen Reiche. Auch war die Union eine Antwort auf den den wachsenden deutschen Einfluss.

Für die Folkunger und die Mecklenburger war das Hauptproblem, trotz der Ansprüche der Oberschicht auf Lehen und Mitbestimmung in der Reichsregierung eine funktionierende Zentralregierung zu schaffen. Margarethe I. wandte die Taktik an, die Schlosslehen in Schweden an nichtschwedische Adlige zu vergeben. Das Gleiche tat auch oft Erik von Pommern. Als er gleichzeitig sich in die Bischofswahlen einzumischen versuchte, brachte er den weltlichen Adel und die Geistlichkeit gegen sich auf. Die Krise wurde noch durch wirtschaftliche Schwierigkeiten verschärft.[dsh 1] Eriks Versuch, die Macht der Hanse zu brechen, führte zu einer allgemeinen Finanzkrise, die Schweden von allen Reichen am härtesten traf.[dsh 2]

Diese Verhältnisse bilden den Hintergrund für die Engelbrektsfehde im 15. Jh. Für die ältere nationalromantische Geschichtsschreibung des 19. Jh. war das Ziel des Aufstandes eindeutig: Es handelte sich um eine nationale Erhebung gegen die Union und den ausländischen König. Das Ziel sei ein selbständiges Schweden unter einem schwedischen Monarchen gewesen. Diese QAnsicht gilt als überholt. Man ist sich einig, dass sich der aufstand nicht gegen die Union als solche richtete. Vielmehr begehrten sie gegen Missstände unter Eriks Regierung auf. Die Oberschicht wollte Einfluss und Lehen zurückgewinnen. Engelbrekt repräsentierte außerdem das Bergwerksrevier, das durch die Politik des Königs gegen die Hanse die größten Verluste erleiden musste, indem der Erzexport gestoppt wurde. Allerdings gehen die Meinungen darüber auseinander, wer die Initiative ergriffen hat: Engelbrekt und seine Bauern oder die unzufriedene Aristokratie. Während im 14. Jh. die Aristokratie und die Geistlichkeit politisch wirkmächtige Stände und die Bauern und Bürger ohne Bedeutung waren, kam es im 15. Jh. in Schweden wie im übrigen Europa zu einer zu einem Aufstreben der unteren Stände. Sie begannen auch an den Reichstagen teilzunehmen. Karl Knutsson, Sten Sture d.Ä., Svante Nilsson und Sten Sture d. J. versuchten durch geschickte Propaganda die Bauern und Bürger gegen die Unionsmonarchen und den unionsfreundlichen Adel aufzubringen. Die beiden Sture, die in der älteren Geschichtsschreibung als Idealgestalten gezeichnet wurden, erscheinen nun als kalte und rücksichtslose Politiker.

Teils fand der Kampf zwischen verschiedenen Interessengruppen innerhalb des Reiches, teils als Streit für oder gegen die Union und teilweise auch für Schwedens Selbständigkeit innerhalb der Union statt.

Die folgenschweren Novembertage 1520, die zum Stockholmer Blutbad führten, machten den Bestand der Union endgültig unmöglich.[dsh 3]

Magnus Eriksson

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1319 wurde der 3-jährige Magnus Eriksson in Uppsala zum König gewählt. Er folgte seinem Onkel König Birger Magnusson, den die Aristokraten vertrieben hatten. Er war der Sohn von Herzog Erik Magnusson, der 1318 zusammen mit seinem Bruder Waldemar beim Gastmahl von Nyköping umgekommen war. Seine Mutter war die norwegische Prinzessin Ingebjørg Håkonsdatter, Tochter von Håkon V.. Nach dessen Tod 1319 erbte Magnus den norwegischen Thron. Damit wurden Norwegen und Schweden in einer Personalunion zusammengeführt. Die näheren Regelungen wurden im Juni 1319 im Vertrag von Oslo[dsh 4] festgestzt. Bei der Wahl hatte die geistliche und weltliche Aristokratie die innenpolitische Lage beherrscht. Deren gemeinsames Organ war der Reichsrat. Während der Minderjährigkeit des Königs konnte das Reich nicht von einem vielköpfigen Gremium regiert werden. So wählte man Mats Kettilmundsson an die Spitze der Vormundschaftsregierung. Er war im Bürgerkrieg als „rigets drots och hövitsman“ aufgetreten und war daher die führende Persönlichkeit an der Seite der beiden Witwen der Herzöge Erik (Ingebjørg Håkonsdatter) und Waldemar (Ingebjørg Eriksdatter). Beide Parteien des Bürgerkrieges nahmen an der gemeinsamen Wahl teil. Gefahr drohte nur von Seiten des abgesetzten Königs Birger, der nach Dänemark zu seinem Gönner König Erik Menved ausgewichen war, wo er 1321 starb. 1319 war auch Erik Menved gestorben. Der Rat schloss unmittelbar danach einen Vertrag mit dessen Nachfolger Christoph II.. Birgers Sohn Magnus Birgersson war bereits während des Bürgerkrieges gefangen genommen worden und wurde zur Vermeidung neuer Thronkämpfe 1320 in Stockholm hingerichtet. Die Eingkeit des Rates wurde auch von der Mutter Ingebjørg Håkonsdatter bedroht, die bei dem Abschluss der Vertrages von Oslo anwesend gewesen war.[dsh 5] Es gab da einen Satz, der einen gewissen Einfluss für sie andeutete. Nach der Königswahl nahm sie auch am schwedischen Reichsrat teil, wenn auch ohne Sonderstellung. Sie hatte Axvalls Schloss und Lehen in Västergötland für ihren Unterhalt bekommen. Sie residierte auf Varberg und beherrschte damit Nord-Halland. Damit nahm sie eine politische und geografische Schlüsselposition ein, die vorher ihr verstorbener mann in etwa innegehabt hatte.

Die Herzogin umgab sich und den jungen König mit einem eigenen Hof, in welchem die Anhänger ihres Mannes vertreten waren, darunter als mächtigster mann der Däne Knut Porse, den sie alsbald heiratete. Auch Mitglieder des hosteinischen Geschlechts van Kyren, die früher zu den Anhängern herzog Eriks gehört hatten, waren dabei.[dsh 6] Mit diesen und anderen Ratgebern begann die Herzogin im Namen ihres sohnes eine eigene Politik an dem norwegischen und schwedischen Reichsrat vorbei zu betreiben. Das schweißte die verschiedenen Parteien des schwedischen Rates gegen die Herzogin zusammen. Im Sommer 1322 trat eine gut besuchte Reichsversammlung zusammen, auf der alle Zwistigkeiten begraben wurden. Es wurde der Skara-Vertrag geschlossen: Die Herzogin solle als Königinmutter alle Ehre genießen, aber niemand solle sich ohne Zustimmung des Rates auf sie einlassen. Man wandte sich auch gegen ihre ausländischen Günstlinge: Kein Ausländer durfte ohne Zustimmung des Rates einreisen. Bei Verstoß gegen das Verbot sollte sein Vermögen zur Krone eingezogen werden. Es wurde klar festgelegt, dass die Vormundschaftsregierung ausschließlich beim Reichsrat zu liegen habe. Die Frage war nur, wie man sie an Regierungshandlungen hindern konnte, da offenbar auf Mats Kettilmundsson kein hinreichender Verlass war. Er hatte an der Konferenz von Skara teilgenommen, aber weil eine zu enge Verbindung zur Herzogin pflegte, hatte er bereits vorher sein Amt als Reichsverweser verloren. Er wurde durch den Kanzler Knut Jonsson aus dem Gebiet des Östgötalag ersetzt. Er blieb Reichsverweser für den Rest der Vormundschaftsregierung.

Um den inneren Frieden zu sichern musste der Reichsrat auch das Schloss Axvall in Vestergötland samt Hunehals und Varberg in Halland erwerben.[dsh 7] Nach zähen Verhandlungen erhielt er im Laufe der Jahre 1323–1326 diese Besitzungen.

Der Konflikt zwischen der Herzogin und dem Reichsrat erreichte seinen Höhepunkt, als der Reichsrat sich dem dänischen König Christoph II. annäherte, damit dieser sich nicht in die schwedische Thronfolgefrage einmische, die Herzogin und der Varbergskreis Kontakt mit den Feinden Christophs vor allem in Schonen aufnahm. So kam 1321 in Bohus ein Vertrag zwischen der Herzogin Ingebjørg im Namen ihres Sohnes und Heinrich von Mecklenburg zustande.[dsh 8] Der Vertrag enthielt auch eine Ehezusage zwischen Eufemia, der Schwester von Magnus, und Heinrichs Neffen Albrecht sowie einen Beistandspakt für den Fall eines dänischen Angriffs. Daneben gab es noch eine Geheimabsprache über einen Angriff auf Schonen. Diesen führte 1322 Knut Porse durch. Es wurde ein Fehlschlag, da er weder in Norwegen noch in Schweden Unterstützung fand und Heinrich von Mecklenburg mit König Christoph II. einen Vergleich schloss.

Unter Torgils Knutsson lag die ganze Macht in den Händen der Aristokratie, die sie offenbar missbrauchte, wie der Kanoniker aus Uppsala Nicolaus Sigvasti, der die Abgaben an den Papst einsammelte und verwaltete, feststellte. Es herrschte große Rechtsunsicherheit. Es kam zu einer Zusammenarbeit zwischen der Kirche und der weltlichen Aristokratie gegen die Königsmacht.

Magnus Eriksson wurde im Laufe des Jahres 1332 mündig. Seine Regierungszeit bis zu den Aufständen 1356 war von den Verwicklungen zwischen den nordischen Ländern und den Expansionsbestrebungen nach Osten zur Sicherung der handelswege nach Russland geprägt. Innenpolitisch spitzte sich der Konflikt mit dem Reichsrat immer weiter zu bis zum offenen Bruch gegen Ende der 1350er Jahre.[dsh 9] Diese Verwicklungen bei den nordischen Ländern hingen mit den Auflösungserscheinungen in Dänemark, das sich in finanziellem Desaster befand. Christoph II. war in Wirklichkeit ein König ohne Land. Nach seinem Tod 1332 blieb der Thron die gesamten 1330er Jahre vakant bis sein Sohn Waldemar 1340 mit der Reichskonsolidierung begann. Ab der Mitte der 1320er Jahre war Dänemark in Lehen für deutsche, insbesondere holsteinische Fürsten aufgeteilt.

Die schwedische Richsregierung begann kurz vor der Mündigkeitserklärung von Magnus Eriksson eine Expansionspolitik nach Süden. Die Initiative ging von Schonen aus, das neben Blekinge Pfandlehen des Grafen Johann von Holstein war. Seine verwaltung mit Hilfe deutscher Vögte hatte gewaltsamen Widerstand hervorgerufen, und der Erzbischof von Luind zog 1332 mit einer Ständedeputation nach Kalmar. Dort schwor man Magnus Eriksson die Treue. Maggnus löste die beiden Pfanlehen für 34 000 [[Alte Maße und Gewichte (Skandinavien)#Gewicht|Mark] Silbers ein. Daraufhin begab sich Magnus nach Schonen und ließ sich auf einem Landsthing in Lund huldigen.

Der Erwerb der südschwedischen Landschaften war von besonderer Bedeutung. Dass der Erzbischof von lund weiterhin Oberhaupt der dänischen Kirche bliweb, deutet auf Bestrebungen hin, das herrenlose Dänemark zu erobern. Das Auftreten Waldemar Atterdags in Dänemark wirkte dem entgegen. Sein Ziel war es, Dänemark zu konsolidieren und die verlorenen südschwedischen Provinzen wiederzugewinnen. In Schweden war man sich der Gefahr bewusst und verbündete sich mit Waldemars Feinden, den Holteinern. Waldemar konnte einen Zweifrontenkrieg nicht führen und schloss 1343 mit Magnus Frieden und gab die südschwedischen Provinzen auf.[dsh 10]

Der Erwerb von Schonen verkomplizierte auch das Verhältnis zur Hanse. Der Markt von Skanör war wegen seiner Zolleinnahmen von besonderem Interesse. Die Hanseaten wollten ruhige Verhältnisse und reagierten empfindlich auf alles, was Schonen beeinträchtigen konnte.

Während der Unmündigkeit von Magnus war das Verhältnis zur Republik Nowgorod durch den Vertrag von Nöteborg von 1323 geregelt, der den Grenzverlauf in Karelien festlegte. Schweden verzichtete auf die Beherrschung des wichtigen Handelsweges der Newa. Es war der erste schwedisch-russische Vertrag.

Es ist schwer zu sagen, wie es zu neuerlicher Expansionspolitik nach Osten am Ende der 1340er und zu Beginn der 1350er Jahre kam. Sicher spielte die Kreuzzugsexpansion als fester Bestandteil der schwedischen Regierung eine Rolle. Auch einige Kreise in der Aristokratie und die hl. Birgitta sympatisierten mit diesen Gedanken. Außerdem erschien es wichtig, die wachsenden Handelswege nach dem wirtschaftlich wachsenden Nowgorod zu beherrschen. Hinzukam eine gewisse Furcht vor russischen Angriffen in den Grenzgebieten.

Magnus begann 1347 seinen Krieg mit einer Handelsblockade gegen Nowgorod. Diese Blockade verschärfte den Konflikt zwischen dem schwedischen König und der deutschen Hanse.[dsh 11] Die schwedische Offensive war ein Misserfolg. Nöteborg wurde zwar erobert, aber bald wieder verloren. Magnus musste seine Expansionspläne aufgeben, aller Wahrscheinlichkeit auch wegen der Großen Pest. Der Misserfolg schwächte ihn außen- und innenpolitisch.

Zum Ende der 1350er jahre kam es zur Geldnot des Königs. Ursache war die ennorme Summe, die er für Schonen bezahlt hatte. Er musste Geld von der Kirche und von Aristokraten leihen und viele Lehen zum Pfand geben. Außerdem musste er neue Steuern ausschreiben. 1326 waren das Schloss und Lehen Kalmar, das gesamte Östergötland, Hälsingland, Gästrikland, Fjärdhundraland (= große Teile des jetzigen Uppland), Dalarna, Närke und Värmland verpfändet. Die Einkünfte von Lehen, die von königlichen Vögten verwaltet wurden, waren nicht bedeutend. Das führte dazu, dass er sich berittene und gerüstete Truppen wie im übrigen Europa üblich, nicht leisten konnte. Der König musste sich Geld vom Papst leihen.[dsh 12] Er lieh sich die gesamten päpstlichen Einnahmen von Norwegen und Schweden zu nicht besonders günstigen Bedingungen.

Um sich neue Mittel zu beschaffen erhob der König neue Steuern und Zölle, z.B. auf die Fischmärkte in Schonen. Auch stellte er die Bergwerke unter staatliche Kontrolle. Die verschärfte Zollpolitik führte zu Konflikten mit der Hanse. Außerdem versuchte er zu verhindern, dass steuerbares Land in die Hände des steuerfreien Adels geriet. Schon seit 1334 galt in Finnland, dass steuerpflichtiges land steuerpflichtig blieb, wenn es in die Hände des Adels geriet. Der kauf von Steurpflichtigem Land durch den Adel wurde in Schweden als "Diebstahl am König" (konungs tjuv) geahndet. 1352 versuchte er vergeblich, der Kirche die Steuerbefreiung zu entziehen. Auch die Pest führte über den Bevölkerungsschwund zu Einnahmeverlusten. man schätzt, dass die Bevölkerung etwa 1/3 verlor.[dsh 13]

Ab Mitte der 1330er Jahre kam es zu Spannungen zwischen dem König und dem Reichsrat, der vorher die Vormundschaftsregierung gestelt hatte. Reichskanzler (drotsen) Knut Jonsson legte sein Amt nieder. Es wurde anschließend von verschiedenen Personen wahrgenommen. Am ende des Jahrzehnts blieb das Amt unbesetzt. In den nächsten Jahrzehnten wurde ein neues höchstes Amt (officialis generalis) geschaffen, das aber mit einer Person außerhalb der Reichsrats-Aristokratie besetzt wurde, was deren Gegnerschaft noch verstärkte.

Nach des Königs offiziellen Stellungnahmen hatte die Vormundschaftsregierung alle Abgaben verbraucht, so dass er bei Regierungsantritt keine Mark zur Verfügung gehabt habe. Die Ratsaristokratie verkündete dagegen um 1360, der König habe nach seiner Hochzeit mit Blanche von Namur 1335 sich gegen seine früheren weisen Ratgeber gewandt und sich mit geringen, armen Personen niederen Standes umgeben habe.[dsh 14]

Bei der Königswahl 1319 war ausdrücklich festgelegt worden, dass Schweden eine Wahlmonarchie sei und die Wahl eines neuen Königs erst nach dem Tod des Throninhabers erfolgen dürfe. Gleichwohl bestimmte Magnus 1343/1344 seinen jüngeren Sohn Håkon zum Nachfolger in Norwegen und den älteren Sohn Erik zum Nachfolger in Schweden.

In der zweiten Hälfte der 1340er Jahre musste er sich doch der Ratsaristokratie annähern. Er stiftete dem von Birgitta Birgersdotter beabsichtigten Kloster in Vadstena ein größeres Grundvermögen sozusagen als Versöhnungsgabe für die durch sie repräsentierte Hocharistokratie. Ihr Bruder Israel Birgersson bekleidete einige jahre Später das „Höchste Amt“, und kurz darauf wurde das Amt des Kanzlers wieder eingeführt.

Die Versöhnung mit der Ratsaristokratie währte bis zum Beginn der 1350er Jahre. Der Plan des Königs von 1352, die Steuerfreiheit der Kirche aufzuheben, führte zu neuen Spannungen. Hinzu kam die Irritation, dass er seinen Günstling Bengt Algotsson zum Herzog von Finnland und ganz Halland ernannte und das Kanzleramt abermals abschaffte. Bengt wurde erster Ratgeber unter Zurückdrängung des Rates. Das führte schließlich zum Aufstand.[dsh 15]

Neben realpolitischen Gegensätzen liegen dem Konflikt auch ideologische Gegensätze zu Grunde. Ein auf dem Kontinent weithin bekannter Fürstenspiegel De regimine principum von Aegidius Romanus war in schwedischer Bearbeitung unter dem Titel Um styrilsi kununga og höfdinga erschienen. Hier wurde die Erbmonarchie der Wahlmonarchie vorgezogen und dem Monarchen absolutistische macht zugebilligt. Dieses Werk könnte dem jungen König bekannt gewesen sein. Auf jeden Fall haben diese Gedankengänge nicht nur ihn, sondern auch Magnus Ladulås und Birger magnusson beeinflusst. Dem entgegengesetzt stehen die Texte der hl. Birgitta. Ihre schriftlich niedergelegte Geschichtssicht war vom theologischen Weltbild des Kirchenvaters Augustinus beeinflusst.[dsh 16] Er sah die Geschichte als fortwährenden Kampf zwischen der civitas dei und der civitas diaboli. Zwar stützte Birgitta den König in seinem gerechten Krieg gegen die Heiden im Osten, aber weil er sich nicht wie ein Herrscher in der civitas dei aufführte, war er ein Tyrann, gegen den der Aufstand geboten war. Als die Konfrontation mit dem Hochadel, dem sie angehörte, sich verschärfte, forderte sie daher diesen Ausweg. Ihre Gegnerschaft zu Magnus beeinflusste auch das Pamphlet Libellus de Magno Erici rege, das in der Folgezeit das negative Bild von Magnus als Tyrann und und lasterhaft prägte. Die neuere Forschung hat herausgearbeitet, dass es sich bei aller Kritikwürdigkeit dabei um eine grobe Verdrehung der Tatsachen handelte. In dieses Tauziehen gehört auch das Allgemeine Landrecht (allmänna Landslag), das Magnus erließ. Es erschien um 1350, als Erik dem Rat Konzessionen machen musste. Das kommt im Abschnitt über die Königswahl zur Geltung, der das politische Programm des Rates zur Königswahl enthält.[dsh 17]

Das Allgemeine Landrecht Magnus Erikssons

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Das Allgemeine Landrecht hattte die Aufgabe, das Recht in Schwedenzu vereinheitlichen. Vorher hatte es Landschaftsrechte aus dem 13. Jh. gegeben. Die Entwicklung ging von kleinräumigen Rechtsgebieten zu immer größeren Einheiten. Das Upplandslag ersetzte am Ende des 13. Jh. die unterschiedlichen Rechtsordnungen der alten Volklande (die älteste Aufteilung einer Landschaft). Die Regelungen des Upplandslag beeinflusste dann auch andere Landschaftsgesetze. In der Mitte des 14. Jh. war die Zeit für eine landesweite Rechtsvereinheitlichung reif. Das Gesetz erschien in zwei Teilen, ein Teil für die Einwohner auf dem Lande, der andere für die Stadtbewohner („Landslag“ und „Stadslag“). Diese Aufteilung blieb bis zum Gesetz von 1734 erhalten. Das Stadslag beruhte größtenteils auf dem Landslag. Die Unterschiede sind gering.

Magnus war schon vorher als Gesetzgeber in Erscheinung getreten. So hatte er bereits 1335 ein endgültiges Verbot der Zauberei und ein Wahlgesetz erlassen, in dem Vorschriften über die Königswahl und die Pflichten des Königs niedergelegt waren.

Man weiß nicht viel, wie die Gesetzgebung in Schweden durchgeführt wurde. Die wichtigste Quelle ist ein Protest von fünf Kanonikern gegen gewise Tendenzen im geplanten Gesetz. Sie wollten das Recht der Kirche, das Kanoniosche Recht, und die Synodal- und Provinzialstatuten, alte Privilegien und Gewohnheiten, gegen gewisse Veränderungen schützen. Der Protest beleuchtet die Schwierigkeiten, die bei der Gesetzgebungsarbeit in Folge von Uneinigkeit in kirchenrechtlichen Fragen auftraten. Das führte am ende dazu, das das Gesetz keinen Abschitt über das Kirchenrecht enthielt. Vielmehr übernahm es die kirchenrechtlichen Regelungen der Landschaftsrechte, vor allen die des Upplandslag.

Der Protest gibt gewisse Aufschlüsse über die Gesetzgebungsarbeit. Man erfährt, dass 1347 im Gange war und wahrscheinlich schon vorher begonnen hatte. Der Protest nennt auch die Mitglieder der Gesetzgebungskommission: Reichsrat Ulf Abjörnsson (Sparre), Lagmann im Tiohärad, Unterlagmann in Västergötland Algot Bengtsson und der Lagmann in Värmland Thyrger. Bemerkenswert dabei ist, dass in der Kommission Männer außerhalb des Reichsrates saßen. Außerdem fehlten Vertreter der Kirche. Der König hatte das Gremium mit Fachleuten besetzt. Allerdings darf bezweifelt werden, dass die kanoniker alle Mitglieder benannt haben. Es ist unwahrscheinlich, dass nur drei Personen dieses gewaltige Gesetzgebungswerk zustande gebracht haben sollten, zumal Ulf Abjörnsson 1348 starb und durch einen weiteren ersetzt werden musste, wahrscheinlich den lagmann von Öland Nils Turesson (Bielke).

Man weiß nicht, wann die Arbeit beendet wurde. Aber sie war auf jeden Fall 1352 beendet, denn da wurde das Gesetz in Värmland angewendet. Wahrscheinlich wurde es in den verschiedenen Rechtsbezirken angenommen, bevor es in Kraft trat. Es gibt keine entsprechende königliche Urkunde, wie bei anderen Gesetzen üblich.

Das Landrecht ist teils eine Zusammenfassung bisherigen Rechts in den verschiedenen landschaften, teils eine Neuschöpfung. An vielen Stellen ist der Einfluss des Corpus iuris civilis und des kanonischen Rechts sichtbar. Die staatsrechtlichen Kapitel sind ein großer Fortschritt im Vergleich zu den entsprechenden Kapiteln im Upplandslag und Södermannalag.[dsh 18] Einige Regelungen wurden neu gefasst, so die Regeln über den Rat und das Amt des Königs.

Die zivilrechtlichen kapitel über Erbrecht, Eherecht, Liegenschaftsrecht, Baurecht und Kaufrecht folgen den am spätesten erlassenen Landschaftsrechten, vor allem dem Upplands-, Östgöta- und Vestmannalag. Außerdem war sicherlich das inzwischen verlorene Närkeslag eine wichtige Quelle.

Das kapitel über die Ehe regelt die Formen der Verlobung und der Heirat, welcher Verwandte das unverheiratete Mädchen zu verloben hat. Auffallend modern sind die Regelungen über die Mitgift, die Morgengabe, die Anerkennung von außerehelichen Kindern und die Aussonderung des Eigentums (avittring av makes egendom) des Partners bei neuer Verheiratung. Im Kapitel über das Erbrecht wurde das Erbrecht der Frauen eingeführt.

Beim Immobilienrecht werden die fünf Möglichkeiten des Landerwerbs aufgezählt: Erbe, Tausch, Kauf, Schenkung und Verfall eines Pfandes. Nach ausländischen Muster bedarf der Kauf der Schriftform. Alle Verwandten haben ein Vorkaufsrecht, beschränkt auf die mütterlichen Verwandten beim Gut aus der Mutterlinie, auf die väterlichen Verwandten beim Gut aus der Vaterlinie.

In hohem Grad wurde das Strafrecht reformiert. Die älteren Vorschriften über eigenhändige Rache und die Familienfehde wurden beseitigt. Viele grausame Körperstrafen, die schon im Upplandslag eingeführt waren, wurden übernommen.

Die Texte sind oft kraftvoll und originell. Die verfasser strebten eine poetische Form, die leicht zu behalten ist, an. Außerdem wurden die Vorschriften etwas allgemeiner gehalten als früher.[dsh 19]

Die hl. Birgitta

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Die hl. Birgitta ist eine der großen literarischen Gestalten im Europa des Mittelalters. Ein großer Teil ihrer Werke wurde in Schweden verfasst. Als sie mit 46 Jahren ihre Heimat verließ, um den Rest ihres Lebens in Rom und auf Reisen zu verbringen, war sie als Authorin vom geistigen Milieu ihrer Heimat geprägt. Das war der Umgang mit den schwedischen Gelehrten: Magister Matthias, Nicolaus Hermanni, Bischof Hemming in Åbo, die Zisterzienser in Alvastra und Varnhem und andere hatten ihr die Verbindung zur literarischen Atmosphäre von Paris, Rom, Avignon, Orléans und anderen Zentren verschafft. In Rom blieb der schwedische Einfluss durch ihre schwedischen Beichtväter erhalten. Die Zeugenberichte in den Akten des langwierigen Heiligsprechungsprozesses geben über ihren Charakter einen besseren Aufschluss, als man ihn von anderen Menschen dieser Zeit hat. Bei ihren Entrückungserlebnissen erhielt sie Botschaften von Christus, Maria oder auch einem Heiligen, die sie anschließend entweder selbst niederschrieb oder einem ihrer Beichtväter diktierte, normalerweise Petrus von Alvastra, der den Offenbarungstext auf Latein ausarbeitete. Nach ihrem Tod wurden die Offenbarungen von ihrem letzten Beichtvater, dem spanischen Bischof Alfons von Jaén gesammelt und redigiert. Das ist die sehr unübersichtliche Fassung, die der nachwelt überliefert wurde.

Obgleich die Beichtväter an ihrer Niederschrift immer mitgewirkt haben, sind die Niederschriften ihrer Offenbarungen nach ihrem Inhalt, ihrer charakteristischen Ausformung und der ausdrucksvollen und manchmal drastischen Sprache ihre ureigene Schöpfung. Die religiöse Vorstellungswelt und der ganze legendarische Stoff entstammen der christlichen Tradition, die von Magister Matthias, den Beichtvätern und den vielen Adligen ihrer Umgebung vermittelt worden ist. Vieles entstammt eigener Lektüre, nicht nur der Bibel, sondern auch den Meditationen Pseudo-Bonaventuras, möglicherweise auch der Vita Christi des zeitgenössischen Ludolf von Sachsen.

Die Offenbarungen Birgittas liegen in einer Anzahl Handschriften auf Latein und in Übersetzungen in andere Sprachen vor, die über die Bibliotheken Europas und Amerikas verstreut sind. Die hauptedition ihrer Schriften ist die im Auftrag des Klosters Vadstena entstandene Ausgabe von Bartholomeus Ghotan in Lübeck 1492.

Außer den Offenbarungen verfasste Birgitta auch eine Klosterregel für den adligen Orden,[dsh 20] eine poetische Mariologie, als Engels Diktat oder Sermo Angelicus bezeichnet, außerdem Lesetexte für die tägliche Lesung der Nonnen.

Birgitta gehörte zu einem oberschwedischen Adelsgeschlecht. Ihr Vater war der Lagmann von Uppland Birger Persson, die Mutter Ingeborg Bengtsdotter gehörte zum Geschlecht der Folkunger. Auf dem Gut der Vorfahren auf Finsta in Roslagen wurde sie 1302 oder 1303 geboren. Dort nahm sie von Beginn an den religiösen Geist auf. Als sie 11 Jahre alt war, starb die Mutter. So kam sie zu ihrer Pflegemutter Katharina, die mit dem Lagmann in Östergötland verheiratet war. Dort empfing sie auch ihre erste Schau.

In den beiden Lagmanns-Haushalten wurden politische Themen oft diskutiert. So erfuhr sie umdfassend, was im Lande geschah. Ihre frühe Ehe 1316 mit Ulf Gudmarsson, später Lagmann über Närke, verstärkte das politische Interesse. Sie bekam mit Ulf acht Kinder, die auf dem Hof in Ulvåsa am See Boren in Östergötland aufwuchsen.[dsh 21] Ihre Kenntnisse über die politischen Verhältnisse erweiterten sich bedeutend, nachdem ihr Mann 1335 Reichsrat und sie selbst Hofmeisterin der Königin Blanche geworden war. Dort kam sie auch mit den französischen Verhältnissen und der französischen Sprache in Berührung.[dsh 22] Einer ihrer Lehrer war Nicolaus Hermanni, der spätere Bischof und Dichter, sowie Magister Matthias, der als der bedeutendste schwedische Theologe des Mittelalters gilt, war ihr Beichtvater und Lehrmeister in religiösen Fragen. Zusammen mit ihrem Mann unternahm sie 1341 eine Pilgerfahrt nach Santiago di Compostella in Begleitung ihres nunmehrigen Beichtvaters, des Zisterziensers Swennung von Varnhem. Da dieser auf der Rückreise 1342 erkrankte, hatte sie einen längeren Aufenthalt in Arras in Nordfrankreich. Dort erlebte sie das Elend des hundertjährigen Krieges zwischen Philipp VI. und Eduard III. Hier wuren die Offenbarungen vorbereitet, die auf dringliche Apelle an die Kriegsparteien gerichtet waren. Die strapaziöse Reise war aber für Ulf Gudmarsson zu viel. Nach der Heimkehr starb er in Alvastra am 12. Februar 1344.

Nach dem Tode Ulfs und als die Kinder erwachsen waren, widmete sie sich dem religiösen leben. Zum dauernden kriegszustand kam die Pest. die bedeutendste Offenbarung in der schwedischen Zeit war der Auftrag, den hundertjährigen Krieg zu beenden. Sie sandte, wahrscheinlich 1346, Bischof Hemming in Åbo und den Priot Petrus Olavi zum Papst, um diesen dazu zu bewegen, sich stärker als Makler für einen Frieden einzusetzen und aus Avignon nach Rom zu ziehen. Damals war sie noch ziemlich unbekannt.

Birgitta war seit jeher dem Klosterleben zugeneigt. Sie und ihr Mann unterhielten gute Beziehungen zu den Zisterziensern in Alvastra. Ulf lebte in dem Kloster, sie in der Nähe. Sie bewunderte die Bettelmönche. Dominicus und seine Klosterbrüder sind Vorbild in manchen Offenbarungen. 1345 nahm der Plan, ein eigenes Kloster zu gründen gestalt an, und sie entwarf eine eigene Klosterregel. Gleichzeitig bereitete König Magnus eine Klostergründung in Vadstena vor, aber es ist unklar, ob dies in Zusammenwirken mit Birgitta geschah. Jedenfalls richtete sich danach ihr Gründungsplan auf Vadstena.

Erst 1370 genehmigte Papst Urban V. die Klostergründung. Sie nannte ihn Erlöserorden. Er zeichnete sich dadurch aus, dass Nonnen und Mönche im gleichen Kloster lebten, wenn auch streng voneinander getrennt. Solche Doppelklöster gabes schon vorher und waren eigentlich erweiterte Nonnenklöster, denn die Nonnen benötigten für die Messe und andere priesterliche Funktionen immer Priester.[dsh 23] Wenn die Klöster wie bei den Benediktinern und Zisterziensern auf dem Lande lagen, war es schwierig, Priester bereit zu haben, wenn man diese nicht unter den Mönchen hatte. Zu ihrer Zeit galt die Gründung von Doppelklöstern als veraltet. Aber aus ihrer Sicht war diese Form eine Stärkung der Handlungskraft des Frauenklosters. Ihr lag daran, dass das Kloster, das von einer Äbtissin geleitet wurde, männliche Helfer zur Verfügung hatte. Aber sie sah bald, dass sie ins kirchliche Zentrum gehen musste, wenn sie Veränderungen erreichen wollte.

1349 verließ Birgitta Östergötland und nahm nun den Prior des Klosters Alvastra Petrus Olavi als Beichtvater und den Vorsteher des Siechenhauses in Skänninge mit dem gleichen Namen Petrus Olavi als Lehrmeister mit nach Rom. 1350 kam sie nach Rom. Dort blieb sie bis zu ihrem Tod, abgesehen von ihren Pilgerreisen. Rom war damals einkleiner Ort aus Ruinen bestehend. Die Offenbarungen in Rom bezogen sich auf den moralischen und geistigen Verfall und die Korruption. Sie sah die Ursache in der Abwesenheit des Papstes und erhoffte sich von seiner Rückkehr ein Ende der chaotischen Verhältnisse. Allerdings war die Voraussetzung für die Rückkehr des Papstes eine starke Militärmacht, auf die er sich hätte stützen können. Solange sie fehlte, hatte er keine Möglichkeit, Birgittas Aufforderung zu folgen. 1367 kam Urban V. nach Rom. Aber wegen der Anarchie musste er sich nach Montefiascone zurückziehen und begab sich 1370 wieder nach Avignon. In Montefiascone traf sie den Papst und erhielt die Genehmigung für ihr Projekt des Erlöserordens. In Rom war ihr Tageslauf von Kirchenbesuchen und Andschtsübungen geprägt.[dsh 24] Oft besuchte sie das Nonnenkloster Panisperna, wo sie viele Freundschaften mit den Nonnen aus der römischen Aristokratie knüpfte. So hatte sie bald ein großes Netz von bekanntschaften, über die sie ihren Einfluss ausübte.

In ihren Offenbarungen, besonders denen, die sich gegen König magnus richten, erscheint Birgitta hart, herrschsüchtig und mitleidlos. Ihr leidenschaftliches Eingreifen in die inneren Verhältnisse Schwedens war gespeist von ihren Vorstellungen über den gerechten und den ungerechten König, den Gottesstaat und dessen Gegenbild. Aber sie muss auch einen gewinnenden Charme gehabt haben, da sie schnell ein Netz persönlicher Beziehungen aufzubauen im Stande war. Sie hatte gute Freunde in den Familien Colonna und Orsini und die in Neapel lebenden florentinischen Familien Acciaiuoli und Buondelmonte. Lapa Buondelmonte war die Schwester des Großseneschalls von Sizilien Nicoló Acciaiuoli, dessen Tod Birgitta voraussagte. Zum Freundeskreis Lapas gehörte Birgittas beste Freundin in Rom Francesca Papazura,[dsh 25] die Birgitta einen Palast in Rom (heute an der Nordseite der Piazza Farnese) zur Verfügung stellte. Nach deren Tod schenkte Francesca das Haus dem Vadstena Kloster, und es blieb lange ein schwedisches Hauptquartier und ist noch heute im Besitz der schwedischen Birgittinen. Folgnde Personen sind aus ihrer Umgebung bekannt: Ihre Tochter Katharina, die beiden Beichtväter Petrus von Alvastra, Petrus von Skänninge, Magnus Petri (von Eka; Drei Lilien), ein schwedischer Adliger, der Geistlicher wurde, später zeitweise die beiden Söhne, die Ritter Karl und Birger und der Eremit Alfons, vorher Bischof von Jaén in Spanien.

Sie suchte auf Pilgerfahrten religiös bedeutungsvolle Orte auf: Assisi und das Kloster in Farfa. Am 25. Mai 1371 erhielt sie in eine Schau den Auftrag, ins Heilige Land zu pilgern. Ausgangspunkt der Pilgerfahrt war Neapel, wo man ein Schiff für die Überfahrt bekommen konnte. Es gab bereits einen organisierten Reisedienst von Venedig und Neapel ins Heilige Land. Sie war schon vorher mit Bischof Thomas von Växjö und Francesca Papazura in Neapel gewesen und hatte mehrere Heiligengräber in der Umgebung besucht. Königin Johanna war mit ihr sehr befreundet. Am 7. Mai 1372 kam sie mit ihrem Gefolge in Jerusalem an.[dsh 26]

Birgitta war keine Mystikerin. Es gab keine Verschmelzung mit Christus, keine „Unio mystica“. Ihre Begegnungen mit Christus, maria und den Heiligen mündeten immer in einen Auftrag. In einer besonderen Schau beschrieb sie detailliert den Kreuzigungsvorgang. Auch die Geburt Jesu schilderte sie aus einer Schau heraus detailliert. Am 8. September 1372 suchte sie auch das Grab der Gottesmutter Maria im Kidrons-Tal vor dem Stephanstor am Fuße des Ölbergs auf.[dsh 27]

Die Strapazen der Pilgerfahrt nach jerusalem hatten sie überfordert. Im September 1372 trat sie die heimreise an und kam im Frühjahr 1373 todkrank in Neapel an. Hinzukamen materielle Nöte, da sie bei einem Schiffbruch bei Jaffa alles verloren hatte. Königin Johanna stattete sie mit Geld für die Heimreise nach Rom aus. Im März 1373 war sie wieder in Rom.[dsh 28] Am 23. Juli 1373 starb sie. Am 2. Dezember traten ihre Anhänger mit dem Sarg die Reise von Rom über die Alpen über Brünn und Danzig mit dem Schiff nach Schweden an. Am 4. Juli traf der Sarg in Vadstena ein.

In Vadstena stand das Kloster vor der Fertigstellung. Die erste Äbtissin war ihre Tochter Katharina. Magister Petrus war der erste Generalkonfessor. Katharina zog alsbald nach Rom und betrieb dort mit ihrem Bruder Birger die Heiligsprechung der Mutter, die weder sie noch Birger erlebte. Sie starb am 24. März 1381, Birger am 26. August 1391, etwa einen Monat vor der Heiligsprechung. Am 7. Oktober 1391 wurde sie feierlich in Anwesenheit aller Kardinäle und vieler Geistlicher und aus Schweden Magnus Petri, dem Vadstenabruder Andreas Olavi von Papst Bonifatius IX. kanonisiert.[dsh 29]

Der Aufstand gegen Magnus Eriksson

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Als der offene Aufstand gegen magnus 1356 losbrach, waren viele Klagen über seine Regierungsweise zusammengekommen: die Verletzung der Privilegien des Adels, der missglückte Feldzug nach Osten, die vielen neuen Steuern und die finanzielle Notlage des Reiches. In der Großen Pest sah man eine Strafe Gottes gegen den verhassten Regenten, den man für alle Misslichkeiten Schwedens verantwortlich machte. Er hatte Anfangs der 1340er jahre seinen jüngeren Sohn Håkon zum König von Norwegen wählen lassen. Der ältere, Erik, sollte dem Vater in Schweden nachfolgen. Offenbar sollten so Reibereien zwischen den Brüdern vorgebeugt werden. 1355 wurde Håkon mündig und trat seine Herrschaft über Norwegen an. Doch Erik blieb ohne Macht und Einfluss in Schweden. Damit bot er sich als Leitfigur für die Opposition an. Hinzu kam die Feindschaft zum mächtigen Ratgeber des Vaters Bengt Algotsson. Der Aufruhr geschah im Namen von Erik Magnusson und begann mit einer Proklamation, die am 17. Oktober 1356 in Kalmar verfasst wurde. Dort wurde Bengt Algotsson[dsh 30] als Feind und Schädling Schwedens bezeichnet. Der Aufstand machte alsbald große Fortschritte in Schonen und im Südwesten Schwedens. Bewaffnete Unterstützung erhielt er vom Schwager des Königs Albrekt von Mecklenburg.

Im April 1537 kam es zu Verhandlungen in Jönköping, wo das Reich von Magnus aufgeteilt wurde.[dsh 31] Erik sollte Herrscher über Schonen (außer Nord Halland) samt Östergötland, Småland (außer Finnveden) und finnland werden. Im Herbst 1357 kam es zu einem neuen Aufstand. Da erhielt Erik für zwei Jahre zusätzlich Schloss Stockholm. Södermanland, Västmanland, Dalarna und große Teile von Uppland. Offenbar hatte Erik einen durchschlagenden Sieg über seinen Vater errungen, doch seine Stellung war keineswegs stark. Im wesentlichen fuhr die Ratsaristokratie die Früchte des Sieges ein. Der verhasste Bengt Algotsson war verjagt. Weder Magnus noch Erik konnten auch weiterhin nicht über die Schlösser und Festungen innerhalb ihres Herrschaftsbereichs verfügen, ohne vorher die „alten Ratsherren des Reiches“ gefragt (Sveriges Rikes gamla rådsherrar) zu haben. Schwerere Konflikte sollten an „die alten Ratsherren des gesamten Reiches“ (de gamla rådsherrarna från hela riket) überwiesen werden. Der Reichsrat war künftig das einende Element, das die Kontrolle über die Gebiete der beiden Könige ausübte. Magnus wurde auch die Verfügungsgewalt über die Privilegien genommen, die der König von Dänemark Waldemar Atterdag für Schonen ausgestellt hatte. Der König musste die einem Kollegium aus vier Bischöfen und vier weltlichen Ratsherren unterstellen. Der Rat fürchtete nämlich, dass sich Magnus mit den dortigen Einnahmen die Hilfe Waldemars erkaufen könnte. Der Rat hatte also auf ganzer Linie gesiegt. Aber auch die ausländischen Mächte gingen nicht leer aus. Herzog Albrecht d. Ä. von Mecklenburg erhielt Skanör und Falsterbo für 12 Jahre zu Lehen, weil er im Krieg Erik geholfen hatte und weil er den deutschen Adolf von Holstein dazu gebracht hatte, in Eriks Dienste zu treten. Damit war die ertragreichste Einkommensquelle, der Markt von Skanör, in mecklenburgischen Händen, die dadurch einen festen Brückenkopf in Skandinavien erwarben. Die Abmachungen von Jönköping brachten dem Land Frieden. Aber die Spannungen blieben.[dsh 32]

Das politische Ziel Waldemars war, das zersplitterte dänische Reich zu sammeln. Trotz aller Versicherungen hatte er da Ziel, Schonen zurückzugewinnen, nie aufgegeben. Die Feindschaft innerhalb des schwedischen Königshauses kamen ihn da zupass. Allerdings war die Stellung des mecklenburgischen Herzogs und anderer deutscher Fürsten in Schonen ein Problem. Hinzu kam das Interesse der Hanseaten am Markt in Schonen. Was die schwedische Aristokratie seit dem Vertrag von Jönköping befürchtet hatte, wurde 1359 Wirklichkeit: Magnus Eriksson, sein Sohn Håkon und Waldemar verbündeten sich. Waldemar versprach bei der Vertreibung von Erik aus Schonen behilflich zu sein. Als Belohnung sollte Waldemar Hälsingborg erhalten, das sich in den Händen des Königs magnus befand. Damit sollte Dänemark wieder einen Brückenkopf in Schonen bekommen. Der nachfolgende Krieg zeitgte allerdings kein Resultat.

Die politische Lage änderte sich abrupt mit dem unerwarteten Tod König Eriks im Sommer 1359. Magnus ergriff die Gelegenheit, das gesamte Reich zurückzugewinnen. Zunächst leitete er Verhandlungen mit den Anhängern Eriks in der Ratsaristokratie ein. Gleichzeitig rief er zu einer Reichsversammlung in Kalmar auf. Außer dem Reichsrat sollten sich vier Bauern aus jedem Rechtsbezirk, ein Vertreter jeder Handelsstadt und alle Bischöfe und auch zwei Kanoniker[dsh 33] aus jedem Bistum einfinden. Weil so Repräsentanten aller Stände nach Kalmar einberufen wurden, nimmt diese Versammlung eine zentrale Stellung in der Diskussion über die Entstehung des schwedischen Reichstages ein. Es fehlen allerdings Nachrichten darüber, wieweit die Versammlung zustande gekommen ist. Spätr im Jahr kam es zu einem Aufstand, so dass sich Magnus abermals verpflichtete, Bengt Algotsson nicht ins land zu lassen. Er hatte sich mit Albrecht von Mecklenburg verbündet, der nun im Krieg mit Waldemar Atterdag lag. Waldemar schloss Frieden mit seinen deutschen Gegnern und isolierte damit Magnus Eriksson, der dadurch seine schwedische krone verlor. 1360 zog Waldemar mit einem großen Heer über den Öresund und eroberte Schonen, Blekinge und Södra Halland. Die Verhandlungen wurden parallel zu den Kämpfen geführt, und Magnus und sein Sohn Håkon wurden von Waldemar offenbar hinters Licht geführt.[dsh 34] Offenbar hatten sie nicht mit der rücksichtslosen Zielstrebigkeit Waldemars im Krieg gegen Schweden gerechnet.

Im Juli 1361 segelte Waldemar mit einer großen Flotte in die Ostsee und eroberte Öland und eine Landungsmöglichkeit auf Gotland. Gotland und Visby lagen in Streit mit der bäuerlichen Bevölkerung. Mit seinen gut ausgebildeten Landsknechten konnte Waldemar das Bauernaufgebot leicht vernichten. Das geschah vor den mauern Visbys, dessen Tore für die Bauern verschlossen blieben. Die Massengräber aus dieser Schlacht sind archäologisch gesichert (Korsbetningsfynden = Fund von Korsbetning; Valdemarslaget 27. Juli 1361). Anschließend kam es zu Verhandlungen mit der Stadt Visby, deren Ergebnis war, dass sie sich unter den Schutz Waldemars stellte. Die Bürger bezahlten eineAbgabe in unbekannter Höhe dafür, dass sie der Plünderung und Brandschatzung endging (Visby brandskattning). Durch seinen Kriegszug hatte Waldemar die Gebiete mit größter handelspolitischer Bedeutung in Skandinavien in seinen Besitz gebracht. Mit dieser Eroberung begann für Gotland eine unruhige Periode wechselnder Besitzverhältnisse bis zur Rückführung an Schweden im Frieden von Brömsebro 1645. Der Verlust dieser Gebiete verschlechterte die politische Stellung Magnus Erikssons radikal. Die Gegensätze zwischen ihm und dem Reichsrat verschärften sich nach diesem Misserfolg. Er wurde offen beschuldigt, Schonen hinterrücks dem dänischen König überlassen zu haben.[dsh 35] Die Ratsaristokratie schloss sich Håkon Magnusson an. 1362 wurde Magnus Eriksson abgesetzt ud sein Sohn Håkon auf für Schweden zum König gewählt. Dieser leitete im Sinne des Rates eine antidänische Politik ein, um die verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Bald versöhnten sich Vater und Sohn. In ihrem gemeinsamen Kampf gegen die innere Opposition suchten sie Unterstützung bei Waldemar. Die neue Bekräftigung dieser neuen Freundschaft wurde eine Eheallianz geschlossen. Im Frühjahr 1363 heiratete Håkon Waldemars Tochter Margareta in Kopenhagen. Damit hatte man auf längere sicht die Voraussetzung dafür geschaffen, dass alle drei nordischen Länder unter einem Herrscher zusammengefasst würden. Damit kam es wiederum zum Bruch von Magnus mit bestimmten aristokratischen Kreisen. Im Sommer 1363 reist eine Deputation der Aufständischen nach Deutschland zu Verhandlungen mit Möglichen Gegnern zum schwedischen König. Herzog Albrecht von Mecklenburg nahm das Angebot auf die schwedische Krone für seinen etwas über 20 Jahre alten Sohn Albrecht d. J. an. Im Herbst segelte eine mecklenburgische Flotte nach Schweden. DieAufstandspartei überließ ihr die Städte Kalmar und Stockholm. 1634 tratdie Wahlversammlung auf dem Möra-Feld bei Uppsala zusammen. Magnus und Håkon wurden abgesetzt und Albrecht zum König gewählt. Die Eroberung des Reiches durch Albrecht ging dann zügig vonstatten. Magnus und Håkon erlitten 1365 eine schwere Niederlage gegen Albrechts Truppen in Gataskog an der Grenze zwischen Västmanland und Uppland, und Magnus wurde gefangen genommen. Aber Håkon setzte den kampf mit Hilfe seines Schwiegervaters Waldemar fort, und erst 1371 kam es zu einem dauerhaften Frieden. Der abgesetzte König Magnus erhielt große Teile von Västergötland, Värmland und Dal auf Lebenszeit für seinen Unterhalt, die damit daher in wirklichkeit von Norwegen aus verwaltet wurden. Als Magnus 1374 bei einem Schiffbruch ums Leben kam, weigerte sich Håkon, diese Gebiete zurückzugeben, was zu neuen Verwicklungen führte.[dsh 36]

Der Ostseehandel

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Ursprünglich war der Kaufmann außerhalb seines landes Recht- und schutzlos. Der Handel fand unter Bewaffnung statt. Bald versuchte man den Handel durch Vorschriften zu schützen. Im Stadtrecht von Visby wurde in der 1. Hälfte des 12. Jh. der Strandfrieden für die ganze gotländische Küste festgelegt. Daran schlossen sich bald weitere Regelungen für verschiedene Küstenabschnitte in Nord- und Ostsee an. Auf offener See gab es keinerlei Vorscriften. Doch im Königsspiegel steht, dass kein verständiger mensch im Herbst aufs Meer fährt. Man verwendete leichte und offene Boote.

Die nordischen Schiffe in Klinkerbauweise hatten einen niedrigen Bord, einen flachen Boden und eine verhältnismäßig geringe Tragfähigkeit. Die 1962 im Fjord von Roskilde gefundenen Schiffe sind zwischen 13 und 19 m lang. Sie haben alle bis auf eines eine dünne Haut und schmale Spanten. Die Fahrzeuge konnte man an Land ziehen und so zwischen verschiedene Wasserstraßen verschieben. Entsprechende Hindernisse in den russischen Wasserstraßen sind von Konstantin VII Porphyrogenetos beschrieben. Man war mit sochen Problemen auch in den eigenen Fahrwasserrn vertraut.[dsh 37] Ein weiterer Grund, leichte Schiffe zu bauen, war ihre Aufbewahrung in Bootshäusern. Eines der Wracks von Roskilde hatte 13 Spanten und drei Querbalken und war ungefähr 13 m lang. 13 Spanten und drei Querbalken ist die Vorschrift für ein Handelsschiff in Gutalag.. Es ist das größte, das das Gesetz kennt. in dessen ältester Fassung von ca 1220 heißt es, es werde draußen am Strand gepflegt. In Stockholms Bjarköarätt aus dem späten 13. Jahrhundert und in den Svea-Gesetzen, die in dem Upplands-Gesetz von 1296 aufgingen, ist von Schiffen, „die an der Brücke liegen“ (Skepp i bryggläge) die Rede.Schon in der Profectio Danorum, einem dänischen Reisebericht von 1191, werden die guten Bauten in Bergen und Tönsberg gepriesen und gleichzeitig bemerkt, dass es in beiden Orten Uferwiesen gab, wo man die Schiffe über Winter an Land liegen ließ. Eines der Roskilde-Schiffe aus den 11. Jahrhundert ist schwer und hochbordig und konnte nicht so leicht an Land gezogen werden.

Nach dem Ende der Wikingerzeit beherrschten die Skandinavier die Wasserwege in der Ostsee, solange die Leidangsordnung wirksam war. Aber man darf bezweifeln, dass ihre Herrschaft unbestritten war. Slawische und ostbaltische Völker von Jütlands Südgrenze bis hin zum Finnischen Meerbusen betrieben schon seit dem 10. Jahrhundert einen bedeutenden Seehandel mit gutorganisierten Zusammenschlüssen. Sie heerten an den nordischen Küsten.[dsh 38] Es ist auch nicht bekannt, wieweit Friesen und deren nachbarn an der Nordseeküste sich in der Ostsee betätigten. Nach Lübecks Aufstieg um 1160 drängten die Deutschen an die Küsten der Ostsee und beherrschten dort die Häfen und Seewege. Während des 12. und 13. Jahrhunderts gab es einige schiffstechnische Verbesserungen in der Nord- und Ostsee. Das Steuerruder wurde ans Heck verlegt, das Vor- und Achterschiff wurde mit einem Deck versehen, die Fahrzeuge wurden schwerer, breiter, höher mit größerem Tiefgang und tragfähiger. Welche Veränderungen davon in Skandinavien und welche in Deutschland entwickelt worden sind, ist nicht mehr zu ermitteln. In dieser Zeit wurde der Begriff „Kogge“ immer häufiger verwendet. Aber man weiß bis jetzt nicht genau, wie eine Kogge aussah und dies so lange, bis ein Schiff ausgegraben wird, das man mit gutem Grund als Kogge bezeichnen kann. Das fast 25 m lange Schiff, das 1962 in Bremen entdeckt wurde, scheint diese Anforerungen fast zu erfüllen. Diese Entwicklung wurde durch die kapitalstarken deutschen Handelshäuser vorangetrieben, die leistungsfähigere Transportmittel benötigten. Gegen Ende des 12. Jh. und im 13. Jh. lösten künstliche Hafenbauten natürliche Häfen allmählich ab. Es war das erste Mal, dass die Veränderungen in der Schiffstonnage eine Verlagerung der Häfen verursachte.

Die Schiffsbaukunst des Mittelalters erlebte in Nordeuropa ihren Höhepunkt im 15. Jh. Da wurden zwei bahnbrechende Neuheiten eingeführt: Die Karweelbauweise und ein neuer Typ der Takelage.[dsh 39] Allerdings kam der Kompass erst Mitte des 15. Jh. in Gebrauch. Aber auch da war er von geringem Nutzen, solange bis ins 16. Jh. Seekarten fehlten. Auf der Weltkarte von Fra Mauro von 1458 heißt es für die Ostsee: „Dort navigiert man weder mit Seekarte noch mit Kompass sondern mit Lotsen.“ Man konnte einige Strecken ohne Sichtverbindung zum Land segeln, wenn sie auf Karten verzeichnet waren. Die Entwicklung der Seefahrt änderte auch die Arbeitsbedingungen der Seeleute. Die Frachtführer bezahlten eine bestimmte Summe an den Steuermann, der oft auch Schiffseigner war. Sie arbeiteten auch als Seeleute an Bord. Das setzte voraus, dass alle an Bord seetüchtig waren. Im Spätmittelalter waren aber bezahlte Seeleute die Regel. Dieses System bestand bis zur hanseatischen Stadtkultur mit seiner Gewerbedifferenzierung.

Die Nutzung der großen Schiffe geschah durch Reedereien, gewöhnlich durch Partenreedereien, dereren Gewinn oder Verlust nach dem Einsatz geteilt wurde. Partenreedereien werden im 14. und 15. jh. in Amsterdam, Lübeck, Stockholm und in der hansischen Welt erwähnt.[dsh 40]

Die Handelswege über die Ostsee

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Im frühen Mittelalter suchte die Schiffahrt, soweit es möglich war, ihre Routen zwischen den Schären. Ein gutes Beispiel ist eine dänische Segelanweisung aus dem Ende des 13. Jh. Ausgangspunkt ist Utklippa in den Schären von Blekinge. Die Anweisung führte den Kaufmann über 95 namentlich genannte Inseln, Landzungen und Buchten in den Schärengebieten von Götaland und Svealand, das Ålandsarchipel und die finnischen Schären nach Porkkala, von wo man direkt über den finnischen Meerbusen nach Reval steuerte, das damals zu Dänemark gehörte. Wenn man direkt über Gotland nach Reval gesegelt wäre, wäre die Strecke um 1/3 kürzer gewesen, die Reisezeit sogar noch kürzer. Das waren allerdings nicht nur Sicherheitsgesichtspunkte. Vielmehr werden auch Alternativen und Abstecher nach Bråviken und Stockholm angeboten. Die erste Station nach der Insel Utlängan bei Blekinge war Kalmar und dann kamen weitere Seehäfen in den Schären. Die Segelanweisung diente offenbar vor allem dem dänischen Ostseehandel und nicht der Fahrtbeschreibung nach Reval. Die Schärenwege vor der schwedischen Ostküste waren waren schon immer beliebte Handelswege in der ostsee. Ob sie die bedeutendsten im 13. Jh. waren, wie oft behauptet wird, kann anhand der Quellen nicht beurteilt werden. Sicher bevorzugte der Ost-West-Handel zwischen Russland und Westeuropa andere Routen über die Ostsee. Die wenigen überlieferten Quellen und die schwer zu deutenden archäologischen Funde heben zwei weitere Routen hervor: Die Gotlandsroute und die Südküstenroute. Alle drei liefen bei Bornholm zu einer gemeinsamen Route zusammen. Die Gewässer zwischen den dänischen Inseln und der deutschen Küste waren die verkehrsreichsten der Ostsee. Die Südküstenroute wird gegen Ende des 9. Jh. vom Engländer Wulfstan beschrieben, der von Hedeby in Südschleswig nach Truso in Ostpreussen fuhr. Die ganze Zeit hatte er das land der Wenden Steuerbord und an Backbord war Langeland, Lolland, Falster und Schonen. Nach Bornholm lag backbord Blekinge, Möre, Öland und Gotland. Den gleichen Weg beschreibt Adam von Bremen in den 1070er Jahren. Man segelte von Schleswig bei Hedeby nach Jumme (= Vineta) an der Oder. Von dort konnte man die Fahrt nach Ostrograd (= Nowgorod oder Ostrov) in Russland fortsetzen. Die Route über Gotland ist schwieriger zu greifen. Die Verbindung zwischen Gotland und der Ostseeküste muss schon in der Steinzeit bestanden haben. Die Frage ist aber, welche Bedeutung sie hatte. Auf Gotlands Bildsteinen kommen Schiffe oft vor. Die ältesten Schiffszeichnungen sind auf Bildsteinen aus dem 5. Jh. Besegelte Schiffe treten auf den Steinen aus dem 6. und 7. Jh. auf (die frühesten bekannten Segelfahrzeuge in der Ostsee).[dsh 41] Die Handelsstützpunkte im Baltikum und Russlandsprechen für eine ziemlich ununterbrochene gotländische Aktivität nach osten aus der Zeit um oder vor 700 bis ungefähr 1300. Nowgorod war der östliche Endpunkt des Hauptweges des nordeuropäischen Seehandels. Im Westen war es das Gebiet um die Rheinmündung, vor allem Flandern, wo Brügge den größten Stapelplatz bildete. Brügge hatte seinerseits auf unterschiedlichen Wegen Verbindungen mit den norditalienischen Städten. Im Westen können die gotländischen Handelsverbindungen nicht so früh und so klar festgestellt werden. Bodenfunde und besonders Münzfunde aus der späten Wikingerzeit zeigen Gotland als Handelszentrum für alle Richtungen. Allerdings wurde der Gotlandshandel auch von anderen Völkern betrieben. Auf Gotland lässt sich der schwedische Einfluss feststellen. Das Stadtrecht von Visby hat skandinavische Grundzüge und nicht deutsche. So ist es fraglich, ob die Vorschriften im Gutalag über Nichtgotländer sich auch auf Schweden in Gotland beziehen. Der Weg zwischen Nowgorod und Flandern führte über Hedeby (= Schleswig). Das war der größte Handelsknotenpunkt des Nordens in der Wikingerzeit. Der entsprechende Umschlagsort auf der Nordsee-Seite war Hollingsted. Zwischen diesen beiden orten wurden die Waren auf dem Landweg transportiert. Später wurde Schleswig von Lübeck und Hollingstedt von Hamburg verdrängt. Ab Anfang des 13. Jh. lassen sich feste deutsche Niederlassungen in Visby nachweisen. Es kam zu einer Zusammenarbeit zwischen Gotländern und Deutschen, die wahrscheinlich zur Gründung Rigas 1201 führte. Es kam zu einer Reihe deutscher Städtegründungen an der südlichen Ostseeküste, die sich nach oft lübischem Recht organisierten. Auch kamen sie in schwedische Festlandsorte wie Visby, Reval und Riga, von wo sie den Russlandhandel dirigierten. Der Gotenhof in Nowgorod und Bryggen in Bergen war in ihrem Händen. In Flandern und England überwogen deutsche Kaufleute der Hanse. Im Ostseegebiet war die gotländisch-livländische Gruppe mit Visby als Hauptort von besonderer Bedeutung, die preußischen Städte mit Danzig und die wendischen mit Lübeck als Leiter. Die Hanseaten vermittelten russisches Pelzwerk, schwedisches Eisen und Kupfer, Hering aus Schonen, norwegischen Trockenfisch und andere Rohwaren gegen Bergsalz aus Lüneburg, Stoffe aus Flandern und andere westeuropäische Produkte.[dsh 42] Lübecks Schwachpunkt war die Landverbindung über jütländisches Gebiet. Schon vor der Mitte des 13. Jh. hatten holländische Schiffer versucht, um Skagen herumg durch den Öresund in die Ostsee zu gelangen. Diese Seefahrtsroute wurde mit zunehmender Seetüchtigkeit immer häufiger benutzt. Zu Beginn des 15. Jh. wurde dieser Seeweg zu einer empfindlichen Konkurrenz zur hansischen Hauptstrecke zwischen Lübeck und Hamburg. Er führte zum Aufblühen Kopenhagens und Malmös. In Danzig tauschte man ohne die Mitwirkung Lübecks Baiesalz (Salz aus der Baie bei Bourgneuf) und Stoffe gegen polnisches Getreide und Hanf, litauisches Wachs und schwedische Eisenbarren (osmundjärn). Die wendischen Städte, vor allem Lübeck, wurden immer mehr isoliert. Der skandinavische Ostseehandel verstärkte sich im Schutz der kalmarunion. In Lübeck wurden im späten 15. Jh. Angaben über Segelrouten und Häfen vor Europas Küsten von Cadiz bis in den finnischen Meerbusen zusammengestellt. Nach diesem Seebuch fuhren die Schiffe von Lübeck an der deutschen Küste entlang, wo der Turm von Rostock und die Kreidefelsen Rügens gute Landmarken waren. Die nächste landmarke war Utklippa und Öland. Dort teilten sich die Wege. War Riga der Bestimmungsort, setzte man den Kurs nach Hoburg und von dort nach Windau und Domensnäs. Die, die nach Reval wollten, segelten von der Küste Ölands nach nach den Karlsöarna und folgten Gotlands Westküste nach Norden zur Gotska Sandön und von dort nach Dagerort, Simpernäs (beides auf Dagö), Odensholm, Rågö und Nargö bis man sich Reval "achter das Bolwerk" näherte. Eine weitere Route folgte der deutschen Küste nach Danzig und konnte vor Kurland bis Riga reichen. Die Küsten Gotlands waren gute Landmarken, aber die Häfen der Insel lockten nicht mehr so wie früher.[dsh 43]

Die Gotländische Küste

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Von allen Münzen aus der Wikingerzeit, die in Skandinavien in Umlauf waren, waren in Gotland 45 der byzantinischen, 23 der arabischen und wahrscheinlich über die Hälfte der angelsächsischen Münzen.[dsh 44]

Der Ort, an dem Visby entstand, heißt in der Gutasaga „Vi“ = heiliger Platz. Der Hafen gehörte ursprünglich zum Dede-Thingbezirk oder zum Dede- und Endre-Thingbezirk gemeinsam. Der Hafen war tiefer als die meisten anderen Häfen. Die älteste Kaufmanns-Siedlung war auf einer Ebene unterhalb eines Hügels und am Abhang an einer Wiese angelegt. In Visby gab es seit den 1230er Jahren ein Franziskaner- und ein Dominikanerkloster.[dsh 45] Die Franziskaner (gråbröderna) waren an der St. Katarinenkirche und die Dominikaner (svartbröderna) an der St. Nikolauskirche. Kurz darauf kamen die ersten Cisterzienserinnen zum Mons solis (Solberga), ein Platz unmittelbar außerhalb der damaligen Stadtgrenze. Für die Größe der Siedlung gab es bemerkenswert wenige soziale einrichtungen. Das Heilig-Geist-Haus mit Altersheim und Krankenstation, einer Herberge und einer Kirche lag an einer der Einfallstraßen, das Spitalkrankenhaus (Leprosen?) lag weiter draußen am Galgenberg. Im 15. Jahrhundert kam noch eine Herberge oder Krankenhaus mit einer Kapelle zu St. Gertrud in der Nähe vom Heilig-Geist-Haus.

Außer den genannten Kirchen gab es um 1200 noch weitere sechs Kirchen, die bis auf Skt. Michael nördlich des Stadtkerns lagen. Die Kirche St. Jakob war für die Rigaer, Skt Maria (heute die Domkirche) für die Deutschen und eine weitere für die Russen. Skt Clemens und Skt Olof waren wohl Kaufmannskirchen. Clemens war der Schutzpatron der dänischen Seefahrer. In Reval lag die Olofs-Kirche mitten im gotländisch-schwedischen Stadtviertel.[dsh 46] Der Hafen muss im 13. Jh. mit Kai und Landungsbrücken ausgebaut worden sein. In diesem Jh. wurde auch der erste Teil der Stadtmauer quer über den Strandmarkt errichtet. Damit war die Bewegungsfreiheit zwischen Schiffsbrücke und Lagerhallen erheblich eingeschränkt. Deshalb baute man viele Tore in die Mauer. Zum alten Hafen hin gab es 10 Tore, davon zwei Doppeltore. Wann mit dem Bau der Seemauer, dem ältesten Teil der Stadtmauer, begonnen worden ist, ist nicht bekannt. Die Vermutungen bewegen sich zwischen Beginn und Mitte des 13. Jh. 1288 teilten die gotländischen und deutschen Ratsherren Visbys mit, dass rund um die Stadt eine Mauer errichteten. Man nimmt an, dass 1288 um die ursprüngliche, niedrigere Mauer fertig gestellt wurde und die Maueraufhöhung, zu der die meisten Türme gehören, erst Anfang des 14. Jh. fertig war. Sie wurde konsequent mit vorspringenden Wehrtürmen ausgestattet, damit die Mauer von der Seite gegen Angriffe verteidigt werden konnte und sich Angreifer nicht am Mauerfundament aufhalten konnten.[dsh 47] im 13. Jh. war Visby dicht bebaut und ohne private Gärten.

Gegen Ende des 13. Jh. wuchs die Konkurrenz der ländlichen Bauernkaufleute und von Lübeck und von der schwedischen schutzmacht. Bereits 1285 hatte magnus Ladulås eine festere Anbindung an Schweden durchgesetzt. 4 Jahre später sicherte er sich eine Entschädigung von den Bürgern Visbys für den Bau der mauer und den Ausfall die gotländische Landbevölkerung, beides ohne die königliche Erlaubnis. Um diese Zeit verlor Visby auch die Führerschaft im Russlandhandel an Lübeck. Damit begann der Nierdergang. Im Juli 1361 kam König Waldemar von Dänemark im Kampf gegen die Hanse mit einem gut gerüsteten Heer nach Gotland. In zwei Schlachten schlug er das Bauernheer und in der dritten an den mauern Visbys metzelte er die noch verbliebenen Bauernkrieger nieder. In 6 Massengräbern wurden 1800 Gefallene gefunden. Die völlig veraltete Ausrüstung der Bauernkrieger zeigt, dass deren Verbindungen zur Umgebung bereits verkümmert waren. Die begonnenen Umbauarbeiten an 34 Kirchen wurden nun nicht mehr fortgesetzt. Während man sich nach früheren Plünderungen bald wieder erholte, kam es auf Grund der Depression von 1288 und der Katastrophe von 1361, die dem Wohlstand der Landstädte den Todesstoß versetzte, dazu nicht mehr. Visy war davon nicht betroffen. Es hatte an den Schlachten nicht teilgenommen. Nach Verhandlungen mit den Siegern gelang es, sich von Plünderungen freizukaufen und die Magazine mit den Waren fremder Kaufleute zu retten. Der Aderlass war hart, aber keine Katastrophe. Der Handel ging weiter.[dsh 48] Die Bautätigkeit wurde das ganze Mittelalter hindurch fortgesetzt. Doch ging die Entwicklung Visbys ständig bergab. Die Verlagerung der Handelswege konnte man nicht beeinflussen, auch nicht die politischen Verwicklungen im Ostseeraum, die Raubzüge der Vitalienbrüder in den 1390er Jahren, die 13jährige Herrschaft König Eriks über Visborg, die Kämpfe zwischen Unionsfreunden und Unionsfeinden ab der Mitte des 15. Jh. hatten Einfluss auf Visby. Besonders wurde Visby von der Errichtung von Visborgs Schloss 1411 betroffen. Denn so lange der Landesherr in Stockhol oder Kpenhagen saß, war dessen einfluss auf das leben in Visby geringer. Aber durch Visborg kam die Stadt unter direkten einfluss des Königs. Das Ende für Visby kam mit einer neuen Katastrophe 1525. Im Mai stürmten die Lübecker die Stadt, plünderten sie und brannten sie nieder.[dsh 49]

Die Entstehung der schwedischen Dialekte

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Bereits in altschwedischen Texten kann man eine Trennung in unterschiedliche dialekte feststellen. Der Troll heißt in Östgötalagen „Trull“ und Västgötalagen „Troll“ (mit Umlaut). Die schwedischen Dialektgebiete lassen sich nur schwer abgrenzen. Aber es gibt Gebiete für die schwedischen Hauptdialekte. Eine solche Grenze liegt etwa zwischen Götaland und Svealand.[dsh 50] Das, was in Vestgötaland, Dalsland, Nord-Småland und im südwestlichen Östergötland gesprochen wurde, nennt man Götamål. Dagegen hat Sveamål sein Zentrum in Uppland und umfasst die angrenzenden landschaften bis zum südlichen Hälsingland. Diese beiden Dialekte hatten für das Entstehen des heutigen Schwedisch die größte Bedeutung. Eine sprachliche Grenzlinie geht quer durch Mittelschweden von Bråviken entlang südlich Vänern und nach orust. Nördlich dieser Linie wird der Plural der Substantive auf -ar gebildet (stenar, hestar), südlich entfällt das r (stena, hesta).[dsh 51] Es traten im Mittelalter auch weitere Lautveränderungen ein. Sie lassen sich aber nicht näher datieren, da sie in verschiedenen Gegenden zu unterschiedlichen Zeiten auftraten. Dabei spielte die städtische Sprache eine besondere rolle, besonders der Einfluss der Sprache Stockholms, die wiederum stark vom niederdeutschen beeinflusst wurde. Deutsche Lehnwörter treten in den ältesten altschwedischen Texten auf. Das gilt vor allem für die Kanzleisprache. In Amtsbüchern unterschiedlicher Orte weitet sich der Einfluss auf den Wortvorrat. die Wortbildung und die Phraseologie aus. Andererseits gab es auch sprachkonservierende Elemente. Das war vor allem die religiöse Sprache, wie sie im Vadstena-Kloster gepflegt wurde. Übersetzungen aus dem lateinischen aus um 1400, z.B. Birgittas Offenbarungen, bewahrten altertümliche Redewendungen und Flexionen bis zur Reformation. Gegen Ende des Mittelalters gab es drei Sprachwelten: Die alte Volkssprache auf dem nordischen Fundament, die gesprochene vom niederdeutschen beeinflusste Sprache der Städter und die altertümliche Schriftsprache der Klöster.[dsh 52]

Die Mecklenburger

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Albrecht v. Mecklenburg * um 1340 als Sohn von Herzog Albrecht II und seiner Frau Eufemia, Schwester von Magnus Eriksson. Er wurde von der Aristokratie nach Schweden geholt, nachdem Magnus Eriksson verjagt worden war. 1364 wurde er in Mora zum schwedischen König ausgerufen. Ihm gelang es nie, sich gegen die Aristokratie durchzusetzen, und des Landes wirklicher Regent war der Anführer des Reichsrates Bo Jonsson Grip. Das Misstrauen der Aristokratie und deren Opposition wandte sich bald gegen Albrecht, und er wurde 1388 als König abgesetzt. Er versuchte mit Waffengewalt den Thron zurückzuerobern, wurde aber besiegt und 1389 gefangen genommen. Seine letzten Jahre verbrachte er als Herzog in Mecklenburg, wo er 1412 starb.

Zusammen mit einer großen Streitmacht und seinem Vater Albrecht d.Ä. begab sich Albrecht nach Schweden, wo er zum König gewählt wurde. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Anhängern des gestürzten Königs Magnus Eriksson. Das Vorgehen Waldemar Atterdags in den Jahren 1360/1361 beunruhigte die Hanse sehr, da sie auf Frieden auf den Handelswegen in der Ostsee angewiesen war. Aber es ist ungewiss, ob die Hanse Albrecht direkt unterstützt haben. Jedenfalls offiziell haben sie keine Unterstützung geleistet. Aber die Mecklenburger erhielten durch die Hanse Zugang zu den Ressourcen für das Vorgehen gegen Schweden, während sie diesen Zugang dem schwedischen König verweigerten. Die in Mecklenburg belegenen Städte Rostock und Wismar trugen Soldaten und Schiffe bei. Die Politik der Hanseaten richtete sich gegen Waldemar und stimmte mit der schwedischen Ratsaristokratie überein.[dsh 53] Für das mecklenburgische Fürstenhaus war das oberste Ziel, seine Stellung im Norden abzusichern. Da waren die Folkunge seine Hauptgegner. So kam es zu einer Annäherung mit Waldemar, die 1366 zum Vertrag von Ålholm führte. Danach erhielt Waldemar Gotland, Värend und Finnveden, Schloss Älfsborg samt die Herad Kind und Mark in Vestergötland und Varberg und Nordhalland. Mit Ausnahme von Älvsborg war es das Gebiet, das Waldemar schon vorher beherrscht hatte, aber nie im Herrschaftsbereich der Mecklenburger gestanden hatte. Für Albrecht d. Ä., der die Verhandlungen für seinen Sohn führte, war es gleichgültig, zu welchem Reich diese Gebiete gehörten, da sein ältester Sohn Heinrich mit Waldemars ältester Tochter Inbeborg verheiratet war[dsh 54] und daher dessen Thron erben würde. Der Vertrag stand den Interessen des schwedischen Reichsrates diametral entgegen. Sie blieben auch nur auf dem Papier.

Bald kam es wieder zu den natürlichen Gruppierungen von Feinden und Verbündeten: Die Hansestädte organisierten mit der so genannten Kölnföderation 1367 einen Angriffspakt gegen die Könige Dänemarks und Norwegens. Die Schweden, die Mecklenburger, die Holsteiner und die Hanseaten griffen Dänemark an und errichteten eine effektive Handelssperre gegen Dänemark und Norwegen. König Håkon erreichte daraufhin einen Waffenstillstand mit den Hanseaten, damit er sich gegen die Mecklenburger in Schweden wenden konnte. Damit war Waldemar Atterdag isoliert und musste den Hanseaten weitgehende Zugeständnisse machen. Das führte zum Frieden zu Stralsund 1370. Die Städte erhielten ihre Privilegien bestätigt. Außerdem erhielten sie für 15 Jahre Skanör, Falsterbo, Malmö und Hälsingborg mit den dazu gehörenden landstrichen. Bei diesem Friedensschluss nahm man keine Rücksicht auf die Interessen der Mecklenburger. Waldemar versprach zwar später, dass der mecklenburgische Prinz Henrik ihm auf dem Thron nachfolgen sollte, aber dieses Versprechen war wertlos, da Dänemark eine Wahlmonarchie war und Waldemar keinen Einfluss auf die Wahl nehmen konnte. Und so wurde nach seinem Tod 1375 der 5-jährige Sohn von Håkon und Margarethe Olav zum König ausgerufen. Es kam also nicht zu einer Vereinigung von Schweden und Dänemark unter den Mecklenburgern. Der Frieden von Stralsund hatte das alte Tauziehen zwischen Schweden und Dänemark um die schonische landschat weiter verkompliziert, indem die wichtigsten Festungen dort in die hanseatischen Hände gerieten. König Albrecht versuchte 1380 weiterhin, Schonen zu erobern. Dank der Verbindungen zwischen den schwedischen und schonischen Aristokraten kam 1381 ein Separatfrieden zwischen Albrecht und der schonischen Aristokratie zustande. Davon war allerdings der Kriegszustand mit Dänemark nicht betroffen.[dsh 55] Das Gefühl für die Verschiedenheit der nordischen Staaten und der damit verbundene Wunsch nach Selbständigkeit wirkte einer Vereinigung Skandinaviens zu einem Staat entgegen. Hierbei war die innere Entwicklung in Schweden entscheidend Das Regime der Mecklenburger kann man als Schlusspunkt der deutschen Expansion an den Küsten der Ostsee sehen. Magnus Ladulås hatte noch Deutsche in seinem Dienst. Die wichtigsten Städte hatten ein großes deutsches Bevölkerungskontingent. Dem schwedischen Staat fehlte eine effektive ökonomische Möglichkeit, Krieg zu führen. Demgegenüber hatten die deutschen Fürsten diese ökonomischen Ressourcen. Die Unzufriedenheit mit Magnus Erikssons Steuerpolitik führte zwar zur Einsetzung des Deutschen Albrecht, aber zu den Grundprinzipien der Ratsaristokratie gehörte doch, dass der König sein Reich mit Inländern und nicht mit Ausländern regieren müsse und dass Ausländer keinen Sitz im Reichsrat einnehmen dürften. Doch die Mecklenburger brachten viele deutsche Söldnertruppen und Adlige mit. Diese übten ihre Herrschaft in Schweden entgegen den lokalen Gesetzen aus. Eine besondere Bedeutung bekam die Stellung, die Albrecht d.Ä. in Schweden als Gegenleistung für die Unterstützung seines Sohnes einnahm. Er erhielt große Ländereien als Pfandlehen. So hatte er Kalmar, Stegeholms und Nyköpings Festungslehen, in denen große Teile des südlichen und mittleren Schweden einschließlich des gesamten Norrland enthalten waren. Als Vögte setzte er deutsche Vertraute ein, z.B. Vicke van Vitzen in Kalmar und Raven von Barnekow in Nyköping. Die deutsche Verwaltung mit ihrem harschen Vorgehen gegen die Bauern erzeugte Unmut, der zum Widerstand gegen den wachsenden deutschen Einfluss wurde. Das hatten die Aristokraten nicht bedacht, als sie Albrecht ins Land holten. Im August 1371 gelang es, König Albrecht eine Regierungsversicherung abzutrotzen, welche als Schwedens erste Königsversicherung gilt.[dsh 56][dsh 57] Der König überließ darin alle Schlösser und Lehen, die er selbst innehatte dem Reichsrat und versprach auch alle künftigen Besitzungen dem Reichsrat zu überlassen. Das sollte vor allem für die Schlösser gelten, die seinem Vater verpfändet waren und eingelöst würden. Dort sollten nur einheimische Vögte eingesetzt werden. Der Reichsrat umfasste den Erzbischof, alle Bischöfe und 12 weltliche Adlige. Beim Tod eines Mitglieds sollte sich der Rat selbst ergänzen. Damit verzichtete er auf das ihm nach dem landslov zustehende Recht, Ratsmitglieder zu ernennen. Weiterhin gelobte er, sich in allen wichtigen Angelegeneheiten nach dem Rat zu richten. Weitere demütigende Versicherungen folgten in den 1370er Jahren und zu beginn der 1380er. Das führte zu einer Schwächung der Zentralregierung. Die meiste Bedeutung lag aber darin, dass die Lehen allesamt in schwedische Hände übergingen. Man begann, die Pfänder von Albrecht d. Ä. einzulösen. Allmählich trat hierbei besonders Bo Jonsson Grip[dsh 58] als Zentralgestalt innerhalb des schwedischen Rates hervor. Er war bereits seit dem Ende der Regierungszeit von Magnus Eriksson Ratsmitglied. Später gehörte er zu dem Kreis, der den Mecklenburgern zur Macht verhalf. Als Lohn hatte er Lehen und lukrative Ämter erhalten. In der Versicherung von 1371 überließ Albrecht „Bo Jonsson und dem Reichsrat“ Viborg, Tavastehus und Borgholm, und in der folgezeit war es Bo Jonsson, der die mecklenburgischen Pfandlehen einlöste. Die Mittel dazu lieh er sich u.a. von der Kirche. Bei seinem Tod hatte Bo Jonsson Grip[dsh 59] alle finnischen Schlosslehen, Nyköpings, Stegeborgs, Stegeholms und Kalmar Län und Oppensten und Öresten in Västergötland. Dazu kamen noch seine privaten Burgen und Besitzungen. Zwei Jahre vor seiem Tod errichtete er sein Testament, in welchem er seiner deutschen Ehefrau, Margareta Dume, keinerlei Einfluss gewährte. Sie sollte eine jährliche Unterstützung in Bargeld erhalten. Testamentvollstrecker sollte ein Gremium[dsh 60] aus den Bischöfen in Linköping und Strängnäs sowie 8 weltlichen Adligen sein. Sie sollten alle seine Lehen verwalten und mit deren Einkünften die Schulden begleichen, die er für das Reich eingegangen war. Die Testamentsvollstrecker wurden verpflichtet, den Kampf gegen die Königsmacht und die Deutschen fortzusetzen. Wenn einer aus dem Gremium sterben sollte, musste sein Nachfolger Schwede sein. Bo Jonsson wollte mit diesem Testament verhindern, dass Albrecht in den Besitz seiner Lehensgüter kam. Albrecht versuchte auch tatsächlich, durch Verhandlungen mit dem Vogd in den Besitz seines Schlosses zu kommen. Als das misslang, nahm er mit der enttäuschten Witwe Kontakt auf.[dsh 61] Er machte sich zu ihrem Vormund und dem ihrer Kinder. Dann nahm er den Kampf gegen die Testamentsvollstrecker auf. Diese schlossen sich zusammen und schürten den Unmut gegen Albrecht. Als dieser sich um Verstärkung aus Deutschland bemühte, wandten sie sich an das nach Norwegen vertriebene geschlecht der Folkunger.

Nach dem Tode Håkons repräsentierte dessen unmündiger Sohn Olav das Folkunge-Geschlecht. Als sie Vormund hatte Margarete die faktische Regentschaft in Dänemark. Die Folkunge hatten den Anspruch auf Schwedens Thron nie aufgegeben. 1385 führte Olav den Titel „rechtmäßiger Erbe Schwedens“. Doch im Sommer 1387 starb Olav unerwartet. Königin Margarete ließ sich daraufhin vom dänischen Landsting zur Regentin ausrufen. An Neujahr 1388 wurde ihr als Regentin auf Lebenszeit gehuldigt. Als Herrscherin über Norwegen und Dänemark führt sie mit den schwedischen Aristokraten Verhandlungen. Im Märtz 1388 schloss sie den Vertrag von Dalborg, und die Testamentsvollstrecker huldigten ihr als schwedischer Regentin. Damit kamen die meisten Lehen von Bo Jonsson in die Verfügungsgewalt von Margarte. Albrecht landete seine deutschen Hilfstruppen wahrscheinlich in Kalmar und zog nach NW, um die Festung Axvall, die von Margaretes Truppen belagert wurde, zu ensetzen. In der Schlacht von Falköping kam es zur Entscheidungsschlacht. Albrechts wurde geschlagen und er selbst gefangen genommen.

Diese Niederlage Albrechts führte nicht zum Verzicht der Mecklenburger auf Schweden. Vielmehr proklamierten sie eine Handelsblockade gegen Schweden und Dänemark durch gezielte Piraterie. Der Ausgangspunkt war Wismar und Rostock. Diese Kaperer erhielten den namen Vitalier (= Proviantbeschaffer), was schnell zur Bezeichnung für Seeräuber wurde. Solange Stockholm in den Händen der Mecklenburger lag, war dort ein Stützpunkt der Vitalier im Norden. Sie schufen sich aber auch weitere Stützpunkte in der Ostsee, z.B. Korsholm in Österbotten und Faxehus im heutigen Söderhamn. Eine Zeitweile hatten sie auch Åbo und Visby und errichteteen fast ein selbständiges Seeräuberreich. Anfang des 15. Jh. wurden sie durch das energische Eingreifen der Schweden, des Deutschen Ordens und der Hanse gestoppt.[dsh 62]

In allen drei nordischen Ländern stand der Politik der Folkunger der Kampf des Adels gegen die Fürstenmacht entgegen. Das stätkte die Tendenz zur Einigung. Denn der Adel suchte im Kampf gegen seinen König gerne die Unterstützung des Adels im Nachbarland. Gegen Ende des 14. Jh. waren die Adelsklassen der nordischen Länder auf dem Wege zu einer Einheit zu verschmelzen. Viele Ehen führten dazu, dass die Adligen jenseits der Grenzen ihres Landes Landbesitz hatten. Dem entsprach dann im 14. Jh. auch eine gemeinsame Haltung gegen den deutschen Einfluss (fortyskningen). Diese Reaktion kam in Dänemark nach der Holsteinischen Herrschaft, in Schweden nach den Mecklenburgern auf. In Dänemark wurde Waldemar Atterdag die Symbolfigur für diese Befreiung, in Schweden wurde es Margarete.[dsh 63]

Das Reichswappen „Drei Kronen“

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Auf einer Urkunde, die König Albrecht v. Mecklenburg am 12. Juli 1364 ausgefertigt hat, ist als Siegel das erst Mal Drei kronen verwendet. Er sah, dass er das vorige Wappen der vertriebenen Folkunger, den Löwen, nicht weiter verwenden konnte, aber auch nicht sein eigenes Familienwappen, einen gekrönten schwarzen Stierkopf. Dieses wurde von seinem Vater, dem regierenden Herzog von mecklenburg geführt. Die Farben, die Albrecht wählte, ergeben sich nicht aus dem Siegel, sondern aus einer Reimchronik, die Ernst von Kirchberg 1378 vorlegte und aus der zu entnehmen ist, dass es sich um goldene Kronen in blauem Feld handelte. Mit diesen Farben ist es noch in Gebrauch, und im Gesetz wird es „lilla riksvapnet“ genannt. Doch bald kam der Löwe wieder zurück. Karl Knutsson bonde führte nämlich sofort nach seiner Thronbesteigung 1448 ein neues Reichwappen ein, einen Schild mit Vierung mit den Kronen im ersten und vierten Feld, den Löwen im zweiten und dritten Feld mit einem Herzschild, das das Wappen der herrschenden Dynastie enthielt. Es wird neben dem Drei-Kronen-Wappen benutzt und wird im geltenden Gesetz als „stora riksvapnet“ bezeichnet. Wie Albrecht auf die Drei Kronen kam, ist nicht bekannt. Es gibt keine zeitgenössische Quelle, die angibt, warum man drei Kronen als Kennzeichen Schwedens wählte. Die Frage wurde bereits zu Gustav Vasas Zeiten gestellt und seitdem immer wieder diskutiert. Olaus Magnus war der erste Schwede, der diese Frage nach dem symbolischen Gehalt behandelt hat. In den vorstufen zu seinem Werk über die skandinavischen Völker gab er 1539 an, die drei Kronen seien das Wappen des Svea-Reiches gewesen, der Löwe der Folkunger das Wappen des Göta-Reiches. So entstanden die Bezeichnungen Svea- und Göta-Wappen. Als er dann sein großes Werk herausgab, das 1555 in Rom gedruckt worden ist, schrieb er, dass die schwedischen Fürsten drei Kronen in blauem Feld gewählt hätten als Symbol für die unermessliche Größe des Reiches, ihrer ruhmvollen Taten und der gewaltigen Fülle an Erz. Die Kronen sollten diese drei Eigenschaften repräsentieren.[dsh 64] Einige Jahrzehnte später behauptete der gelehrte Pfarrer Jonas Petri Klint, die Kronen repräsentierten die drei wichtigsten Naturschätze Schwedens: Berge, Wälder und Wasser. Für lange Zeit war Johannes Schefferus von Bedeutung, der als erster auch ausländisches Vergleichsmaterial anführte und in seinem Werk „Sveriges gamla og sanna vapen“ von 1680 meinte, die Drei Kronen stünden für Thor, Odin und Frei. Denn im alten Tempel von Uppsala seien Statuen dieser drei Gottheiten aufgestellt gewesen, jede mit ihrer eigenen Krone. Ein missverstandenes Bild der drei gekrönten mythischen Gestalten Hög, Jamnhög und Tredje, die in der jüngeren Edda genannt würden. So löste Schefferus das Rätsel im Geist des Götizismus. Das blieb 200 Jahre so. Carl Hillebrandsson Uggla tauschte 1760 lediglich die drei Götter gegen den „Upsala konung“ aus, denn gleiche dem Wappen des Svea-Reiches. Erst gegen Ende des 19. Jh. wurde die Frage von seinem Bruder Emil Hildebrand und vor allem von dessen Sohn Hans mit einer wissenschaftlicheren Methodik neu aufgegriffen. Aber er kam auf Grund des Voraussetzungen in den 1880er Jahren nicht weiter, als dass es sich bei den Kronen um ein Sinnbild des Königtums handele. Auch im 20. Jh. wurde diese Frage behandelt, wobei man immer davon ausging, dass das Drei-Kronen-Wappen in und für Schweden geschaffen worden sei. Eine Alternative Theorie war,dass Albrecht die Stierkrone des väterlichen Wappens durch verdreifachung freigeben wollte.

Die Kulturforschung der letzten jahrzehnte hat die Anwendung neuer Methoden ermöglicht. Weiterführende Studien zeigen, dass die schwedischen Drei Kronen im 14. Jh. viele Parallelen hatten. Der Begriff „Drei Kronen“ tritt schon im 13. Jh. auf, aber da noch nicht als Schildzeichen. Die Kronen schmückten das Grab der heiligen drei Könige in Köln, eine Gabe Ottos IV., die das Haupt der Heiligen schmücken sollte. Man ging davon aus, dass Kaiser Barbarossa sie 1164 von Mailand nach Köln überführt habe. Diese Reliquien und das Geschenk hatten so große Bedeutung, dass die drei Kronen ins Kölner Wappen aufgenommen wurden. Für 1280 sind Ritterwappen mit drei Kronen in Frankreich dokumentiert und in begrztem Umfang auf Bürgerkriegsmünzen aus den 1290er Jahren in Dänemark, abwechselnd mit anderen religiösen Motiven. Ungefähr 50 Jahre später treten die drei Kronen auf Münzen von Magnus Eriksson auf. In Osteuropa treten die drei Kronen auf bleuem Grund 1296 als Schildzeichen im Siegel des Bischofs von Krakau Jan Muskatas und im 15. Jh. auch im Wappen des Domkapitels von Vilnius auf. Im Westen traten die drei Kronen 1299 im Banner des Hl. Edmund (Rich) auf. Edmunds Heiligenwappen stammt[dsh 65]

Neun gute Helden im Hansasaal zu Köln.

aus Ostangln (heute Norfolk und Suffolk). Die Ursache für dieses Wappenbild liegt der Legende nach darin, dass die Hl. Helene von Colchester die Reste der Hl. drei Könige in Byzanz entdeckt und diese nach Mailand gebracht habe. Die Ursprungslegende passt zur gleichen in Köln. In gleicher Form und Farbgebung hatte der Sagenkönig Arthur dieses Wappen ebenfalls. Kontinentale Künstler hatten König Arthur das Wappen der Drei Kronen offenbar in Anlehnung an das Zeichen vom Hl. Edmund gewählt. Artur hatte vorher die Jungfrau Maria im schild geführt. Erst zu Beginn des 14. Jh. erhielt er die Drei Kronen. So wurde er unter die „Neun guten Helden“ im Hansasaal in Köln aufgenommen. Seit dieser Zeit fand das Motiv der Drei Kronen in Europa weite Verbreitung, auf gewebten Tapeten, Wandmalereien, Buchmalereien und Holzschnitten, die König Arthur zwischen den „Neun guten Helden“ wiedergeben. Das Symbol ursprünglich für die Drei Weisen wurde nun weitergeführt durch die Ewigen Kalender für die kirchlichen Festtage. Die Heiligentage wurden mit deren Insignien wiedergegeben. Die Drei Kronen finden sich am Tag der Hl. Drei Könige am 6. Januar.[dsh 66] Für Albrecht waren als einem kontinental aufgewachsenen Mann die Drei Kronen ein bekanntes und angesehenes Symbol. Mit der Fehde Engelbrekt Engelbrektssons kam das Drei-Kronen-Emblem in eine neue Phase. Als der Reichsrat nach der Absetzung Eriks von Pommern im Herbst 1439 einen Brief ausferigte, siegelte er diesen mit dem Drei-Kronen-Siegel. Dieses Siegel zeigte erstmalig den Nationalheiligen Erik d. Heiligen mit den drei Kronen als Schildzeichen. Damit wurde das Siegel nicht mehr einem bestimmten Regenten oder Geschlecht zugeordnet, sondern es war das Zeichen des Reiches.[dsh 67]

Finnland im Mittelalter

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Das mittelalterliche Finnland war eine Schöpfung der schwedischen Krone und der Kirche. Aus den heidnischen Siedlungsgemeinschaften entstanden die ersten Bezirke und landschaften: Das Eigentliche finnland, Åland, Satakunda, Tavastland, Karelien und Savolax. Hinzukamen die neuen Siedlungsgemeinschaften in Nyland und Österbotten. In einer Papstbulle von 1170 erscheint Finnland als eine art Protektorat. Die Verteidigung Finnlands und der schwedischen Interessen oblag wahrscheinlich Jarlen. Sicher ist, dass im 13. Jh. der Bischof die königlichen Abgaben eintrieb. Danach werden Festungshauptleute und Vögde erwähnt. 1284 machte Magnus Laduäås seinen jüngeren Bruder Bengt, später Bischof von Linköping, zum Herzog über Finnland. Die gleiche Würde bekam König Birgers Bruder Waldemar, der 16 Jahre später in Nyköpinghus starb. Nach der Eroberung Kareliens sprach man von „Österland“ als Zusammenfassung für die Landschaften auf der anderen Seite des Bottnischen Meerbusens. Dort wurden drei der stärksten Festungen Schwedens errichtet: „Åbo slott“ im Eigentlichen Finnland, dessen Name schließlich für ganz Finnland verwendet wurde, „Tavastehus“ in Tavastland und „Viborg“ im neugewonnenen Karelien. Dazu kam Mitte des 14. Jh. Raseborg in Nyland und Kastelholm auf Åland. Österland hiatte ab dem 14. Jh. seinen eigenen Thing und siegelte dessen Beschlüsse mit einem eigenen siegel. Der Hauptmann auf Åbo slott regierte oft alle Landschaften im Westen, während Viborgs Schlosslehen im Osten meistens selbständiger war. Als König Magnus Eriksson 1340 seinem Gefolgsmann Dan Niklisson die drei großen Schlosslehen übertrug, war Finnland zum ersten mal in einer Hand vereint. 1353 machte der König seinen Günstling Bengt Algotsson zum Herzog über Österland. Dessen Regierungszeit fand 1357 ein schnelles ende. Sein nachfolger wurde der Königsmacher Nils Turesson (Bielke) und noch später Bo Jonsson (Grip), der außer Burhauptmann auch Lagmann über Österland war. Mit Brief von 15. Februar 1362 bestimmte König Håkon, dass Österland ein Bistum und eine Lagmannsbezirk sein solle.[dsh 68] Das einzige Band zwischen den finnischen Landschaften war das kirchliche Band des Bistums Finland, das am Ende des 13. Jh. den namen der Domstadt Åbo trug. Dazu gehörte auch Karelien und Savolax, die im 3. Kreuzzug 1293 für das Västerlandet gewonnen wurden. Der Bischof war im ganzen Mittelalter die höchste Autorität in Österland und das Domkapitel von Åbo das erste Wahlgremium. 1290 wurde der erste einheimische Bischof Magnus gewählt, der auch die Domkirche weihte. 1249 wurde in Åbo ein Dominikanerkonvent gegründet. Er war schon vor der Domschule die erste Quelle geistlicher Kultur und ein Ausgangspunkt für Kontakte zu ganz Skandinavien und den europäischen Zentren der Gelehrsamkeit. Zu Beginn des 14. Jh. studieren die ersten finnischen Studenten in Paris, wo Åbo von allen nordischen Bistümern am stärksten vertreten war. Die Finnen blieben der Sorbonne bis zum ende des Mittelalters treu.

Die westliche Kultur wurde besonders von Bischof Hemmings eingebürgert. Er war um 1290 in Uppland geboren, studierte in Paris bei dem späteren Papst Clemens VI. und mit diesem und der Hl. Birgitta freundschaftlich verbunden. Die Nachwelt verehrte ihn als Heiligen und seine Feierliche Erhebung 1514 war die letzte große Manifestation der finnischen Kirche im Mittelalter. Hemmings Zeitgenosse war der Predigerbruder Petrus von Åbo, der auch am päpstlichen Hof in Avignon wirkte und in Briefwechsel mit seinen Studienfreunden Bischof Håkon in Bergen und Bischof Jón von Skálholt stand.

Ab der zweiten Hälfte des 14. Jh. waren alle Bischöfe von Åbo gebürtige Finnen. Unter ihnen treten drei besonders hervor: Der erste war der Magister Magnus Tavast aus Prag, der Hofkapellan von Erik von Pommern, der 40 Jahre mit fester Hand sein Kirche führte und Österland im Reichsrat vertrat. Sein Nachfolger war 1450 Olavus Magni, Magister von Paris. Er war Prokurator für die englische Nation, die zu den Skandinaviern gerechnet wurde, und war zweimal Rektor der Philosophischen Fakultät. Der Dritte war Magnus Nicolai (Stenkors), auch ein Magister von Paris, in seiner Jugend Abenteurer an der Kurie in Rom, aber als Bischof eifrig in der Verwaltung seines Bistums, sorgte für die Hebung der Sitten im Klerus und die Unterweisung des Volkes im Christentum. Während des russischen Krieges 1495–1496 war ein ein eifriger Fürsprecher für diesen hart geprüften Landesteil.

Der Beginn der Unionszeit, insbesondere die Zeit unter Eriks des Pommern wird in finnland als Zeit des Friedens, der Reformen und des fortschritts bezeichnet. König Erik besuchte im ersten Jahrzehnt des 15. Jh. das land zweimal. Die Rechtsprechung wurde geordnet und es die Eintaleilung in „Härad“ wurde nun durchgeführt. In Åbo wurde ein Landgericht gebildet, das in Abwesenheit des Königs in seinem Namen urteilen sollte. Das Land wurde in zwei Rechtsbezirke geteilt: Norrfinne und Söderfinne. Auch die Abgabenerhebung wurde geordnet. Güter die rechtswidrig für steuerfrei erklärt worden waren wurden wieder steuerpflichtig. Es entstand ein finnischer Adel aus Geschlechtern deutschen oder dänischen Ursprungs wie die Lydekessönerna (Djekn) und Garpana, Frillarna[dsh 69] und Flemingarna, aber auch viele Geschlechter mit finnischen Wurzeln wie Kurck und Karpelain, Tavast und Spåra, Ingessöner und Sunessöner. Zwischen schwedischen und finnischen Geschlechtern zu unterscheiden ist schwierig. Die Ähnlichkeit in der sozialen und kulturellen Struktur führte rasch zu einer Verschmelzung der schwedischen mit den Finnischen Familien. Der finnische Adel war größtenteils Niederadel, der im südwestlichen und südlichen Finnland lebte. Nur ganz wenige wurden Ritter oder erhielten einen Sitz im Reichsrat. Der Adelsstand war auch nicht abgegrenzt. Die Grenze zwischen Knappen (knapar) und Bauern waren fließend. Das beruhte auf dem Willen und Vermögen, einen Mann für den Königsdienst auszurüsten. Es kommen oft Adlige und Bürger im gleichen Geschlecht vor oder durch Einheirat verschwägert.

Von den finnischen Schlössern hatte Åbo als Verbindungsglied zum Reichskern eine besondere Bedeutung. Die Könige und Reichsverweser hatten daher ein besonderes Interesse, das lehen Åbo an Gefolgsleute zu geben. Erich von Pommern gab Åbo an Klas Lydekesson (Djekn) und dann desse Sohn, den Magister von Paris und Ritter Henrik Klasson. Im 15. Jh. spielte Viborg eine größere Rolle, die Verteidigung des Reiches nach Osten. Dort residierte lange Krister Nilsson (Vase) und nach ihm Karl Knutsson (Bonde), der 1448 mit einem großen Heer nach Schweden zog, um die Krone zu gewinnen. Dessen Vater und Großvater waren Schlossherren in Viborg und Åbo gewesen.

Eine Epoche für sich war die Herrschaft der Axelssöhne in Finnland. Erik Axelsson (Tott) hatte 1457–1481 das Schlosslehen Viborg inne und nach ihm für eine Weile seine Brüder. Er errichtete Olovsborg in Savolax gegen die Russen. Als 1495 der Krieg ausbrach, verantworteten Sten Stures Gefolgsleute Knut Posse in Viborg und Peter Kylliäinen auf Olovsborg in Savolax die Verteidigung des Reiches. Von den Burghauptleuten in Viborg müssen auch Erik Turesson (Bielke) und seine Witwe Gunilla Johansdotter (Bese) genannt werden, die mit Festigkeit und Versöhnlichkeit in den kritischen Jahren 1499–1513, als der Krieg mit Dänemark den Schutz des Reiches im Osten entfallen ließ, an der Reichsgrenze Frieden schufen. Sie waren mit Bischof Hemming und und Knut Posse der Grundstein für die loyale Unterstützung Finnlands während der Großmachtzeit Schwedens. Doch gab es auch in Finnland Bauernaufstände gegen Steuererhöhungen. Während der Zeit Albrechts wurde ein Schlossvogt in Viborg ermordet. Der Aufstand Engelbrekt Engelbrektssons wirkte in den allgemeinen Unruhen, die 1438 in Satakunda ausbrachen, der so genannte[dsh 70] David-Aufstand. Bischof Magnus Tavast gelang es, durch Vermittlung den Frieden wieder herzustellen.

Im Ganzen war das Mittelalter für die Bauern ein Fortschritt durch Rechtssicherheit. Die Bezirke hatten weitgehende Selbstverwaltung. Åbo ist der älteste bekannte handelsplatz in Finnland. Er wird bereits 1150 vom arabischen Geografen Idrisi erwähnt. Für das geistige Leben war noch Nådendal mit seinem Birgitten-Kloster von Bedeutung. Denn hier übersetzte Bruder Jöns Budde, Finnlands erster Autor, biblische Texte und und Traktate der Mystik ins Finnische.[dsh 71]

Waffen und Kriegsführung im Mittelalter

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Im frühen Mittelalter bestand die schwedische Kriegsmacht teils aus dem Leidang, teils aus der lokalen Verteidigung der verschiedenen Landschaften. Der Leidang, der hauptsächlich in den Küstenlandschaften vorhanden war, hatte eine ausgeprägt offensive Ausrichtung. Er sollte den Herrscher mit Fahrzeugen und einem gut ausgerüsteten Heer Angriffs-Expeditionen ermöglichen. Die Verteidigung lag bei den Volksheeren der Landschaften, später Bauernheere genannt. Der Leidang verschwand im 14. Jh. und wurde durch das Ritterheer mit schwerer Reiterei ersetzt, eine Entwicklung, die bereits am Ende der 13. Jh. einsetzte. Erst im 15. Jh. erweiterte sich der Aufgabenbereich der Bauernheere von der eigenen landschaft auf das ganze Reich. Um die Verteidigung schnell zu mobilisieren, wurden Vorschriften über Feuerzeichen erlassen, die auf Anhöhen längs der Küste in Sichtweite errichtet wurden. Im Alarmfall wurden Boten geschickt, die zum festgelegten Sammelplatz riefen. Die Wehrpflichtigen, die Altersklassen 15–60 Jahre umfassten, mussten sich unverzüglich fertig gerüstet zu den Sammelplätzen begeben. Die Landschaftsgesetze des 13. und zu Beginn des 14. Jh. schrieben die Bewaffnung vor. Die Vorschriften[dsh 72] variieren etwas und es gab auch alternative Vorschriften. Die Bewaffnung bestand aus Pfeil und Bogen, Speer, Schwert, Axt, Ringbrynne (Kettenhemd), Helm (Eisenhut, Kesselhut), eine Helmbrünne und eine Rüstung, die den Rumpf bedeckte und aus Eisenplatten zusammengesetzt war. Außer dieser letztgeannten Rüstung, die zu Beginn des 14. Jh. aufkam, war die Ausrüstung im Prinzip noch die gleiche wie zur Wikingerzeit, abgesehen von kleinen Detailänderungen. Erst im Spätmittelalter änderte sich die Bewaffnung des Bauernheeres entscheidend. Der bogen wurde durch die Armbrust ersetzt. Der bislang kurze Speer wurde durch längere und effektivere Speere ersetzt. Die bisher kurzgeschäfteten Äxte wurden durch langstielige „Pålyxa“ ersetzt und manchmal noch längere Hellebarden, Waffen die auf dem Kontinent von den Schweizer Bauernheeren im Kampf gegen die burgundische schwere Kavallerie eingeführt wirden war. Es waren wie das längere und dünnere Schwer Zweihandwaffen und man ließ dafür den Schild weg. Zu den Angriffswaffen kamen noch die mit Spitzen besetzten Keulen hinzu (Morgenstern).

Das Bauernheer, das zu Fuß kämpfte, war fest nach den Landschaften organisiert. Das Aufgebot der Landschaft bildete ein Heer, was in späterer Zeit zum Regiment wurde. Ein Heer war aus mehreren Aufgeboten der Herad zusammengesetzt, vergleichbar mit den späteren Kompanien. Diese Verbände des Herad setzte sich aus den Aufgeboten des Sokn zusammen, die Rotten genannt wurden. Die Bauern waren allerdings keine Berufskrieger und wegen der Landwirtschaft war es schwierig, ein solches Heer länger zusammenzuhalten. Man richtete daher Ablösungen im Heer ein oder tauschte[dsh 73] ganze Landschaftskontingente aus, wie es im großen Reichsheer unter Engelbrekt geschah. Die Befehle innerhalb des Heeres erteilten ursprünglich die hauptamtlichen Beamten der jeweiligen Landschaft oder deren Lagmann, der an der Spitze seines Aufgebotes stand, während die Leiter eines Härad an der Spitze seines Aufgebotes stand. Später Ritter oder gewählte Anführer oder personen mit größerer militärischer Erfahrung.

Neben dem Bauernheer gab es noch Berufskrieger, die sich von den früheren Hirðmenn herleiteten. Es waren Ritter in schwerer Rüstung im Gefolge mon Aristokraten. Sie fungierten als persönliche Leibwache. Man meint, dass sie noch wenige in der 2. Hälfte des 13. Jh. waren, weshalb sie keine besondere Rolle im Aufgebot spielten. Erst Magnus Ladulås bestimmte in der Verordnung von Alsnö 1280, dass diejenigen, die mit einem Pferd dienten, wem auch immer, von Steuern befreit sin sollten. Die Ritter und die in der VO von Stadga geschaffenen steuerfreien Reiter hatten ursprünglich folgende Bewaffnung: Lanze Schwert, langgezogenen Schild, später in schmalerer (hoptryckt) dreieckiger Form, Helm, ursprünglich in Form einer Kalotte, später erweitert zum Tonnenhelm, der den ganzen Kopf einhüllte, ein Panzerhemd mit Kapuze und Ärmeln mit Handschuhen, mit Hosen oder Beinschutz in gleichem Material. Im 14. und 15. Jh. veränderte sich die Rüstung etwas. Der Tonnenhelm wurde durch leichtere Helmtypen ersetzt (Visirhelm) und über das kettenhemd kam eine Überrüstung, die den Rumpf schützte. Diese Rüstung bestand aus einer dicken Lederrock, die zum Schutz gegen die Armbrustpfeile innen mit Eisenplatten armiert war. Die Kettengeflechte an den Schulter- und Kniegelenke wurden mit Scheiben oder Schienen aus Eisen verstärkt. Aus dieser Bekleidung, die in den Gräbern von der Waldemarsschlacht bei Visby 1361 gefunden wurden, entwickelte sich gegen Ende des Mittelalters die blanke Plattenrüstung, der harnisch. Die Angriffswaffen eines Reiters musste, um diesen Schutz eines Angreifers zu durchdringen, effektiver sein. Das Schwert wurde länger und als Stoßwaffe ausgebildet. Hinzu kam ein Dolch mit panzerbrechender Kling, eine Keule mit Spitzen und Kriegshammer mit kurzem schaft. Der Schild wurde bis zum ende des Mittelalters beibehaltn, doch der dreieckige Typ wurde ab der Mitte des 15. Jh. durch einen viereckigen ersetzt, der in der oberen Ecke eine Einkerbung für die Lanze hatte.

Die Karlschronik ist eine wichtige Quelle für die Heeresorganisation des Mittelalters, wenn auch die Zahlenangaben nicht immer zuverlässig sind.[dsh 74] Aber das Verhältnis zwischen Reiterei und Fußvolk im, Heer und späteree Truppenverbände dürften stimmen. So wird berichtet, dass Karl Knutsson 1452 in Schonen 4000 berittene Ritter, Svenner und Männer aus den Handelsstädten, und 60 000 Fußsoldaten mit sich führte. Aus den Angaben über die Ritter aus den Handelsstädten ist zu entnehmen, dass schon damals Bürger aus den Handelsstädten im Heer gewesen sein dürften. Der Vadstena-Mönch und spätere Bischof in Västerås Peder Månsson schrieb in seinem um 1522 verfassten Werk über die Kriegskunst, dass die Bürger aus den Handelsstädten oft als Handwerker im Heer dienten, also als Ärzte, Schmiede, Zimmerleute, Richtschützen an den Kanonen und Pulverhersteller. Er schreibt auch, dass das Heer 20 Schlitten mit Feldgeschützen, Pulver und Steinkugeln mitführte. Aber durch die neue Bewaffnung des Fußvolkes mit Piken und Hellebarden verlor die schwer gerüstete Reiterei bald an Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 14. Jh. kamen zum ersten Mal Handfeuerwaffen eines sehr unhandlichen Typs auf. Es handelte sich um Handrohre, die im Laufe der Zeit auch verbessert wurden.[dsh 75] Eine Aufzeichnung von Schloss Stockholm von 1395 erwähnt erstmalig artillerie zur Verteidigung. Sie verschossen Steinkugeln.[dsh 76] Im Laufe des 15. Jh. ging man von den Vorderladerwaffen zu den Hinterladern über, um die Feuergeschwindigkeit zu erhöhen. Rohr und die mit Pulver und Geschoss gefüllte Kammer waren getrennt, so dass man viele Kammern fertig vorbereitet nacheinander hinter das Rohr klemmen konte. Doch die Undichtigkeit zwischen Kammer und Rohr verminderte den Druck, so dass man später wieder zum Hinterlader zurückkehrte, Im 15. Jh. wurde auch die Lafette mit Rädern entwickelt, die eine bessere Möglichkeit der Verlegung und des Richtens gewährte. Massive Eisenkugeln hatten eine höhere Wirkung bei freistehenden Mauern, die nach Peder Månsson an wichtigen Stellen mit Erdwällen verstärkt werden mussten. Die Kanonen waren aber noch sehr unterschiedlich, benötigten ihre eigenen Kugeln und besonders zugemessenes Pulver. Die Verteidigung geschah, indem man hinter einem Gebück den Feind mit Pfeilen eindeckte. Man blockierte auch die Straßen, um ein rasches Vorwärtskommen des Feindes zu verhindern.[dsh 77] Erst im Spätmittelalter, als die Bauernheere auch offensive Aufgaben hatten, kam es zu Schlachtordnungen in offenem Gelände. In der Karlskronik heißt es, dass Karl Knutsson, der in seiner Jugend die Kriegskunst auf dem Kontinent studiert hatte, bei seinem Angriff suf Schonen im Februar 1452 für seine Unterführer eine Schlachtordnung aufschreiben ließ, in der beschrieben war, wo ein jeder vorrücken sollte. Der Landsknecht Paul Dolnstein zeichnete die Schlachtordnung auf, die die schwedischen Bauernheere und die deutschen Söldner-Landsknechte in dänischen Diensten unter Sten Sture d. Ä. gegen König Hans anwendeten. Die Armbrustschützen standen in der ersten Reihe. Das schwedische Bauernheer war in jener Zeit eine Art schützen-Infanterie. Hinter ihnen standen die lanzen- und hellebardenbewaffneten Soldaten, welche als zusätzliche Bewaffnung[dsh 78] ein Zweihandschwert trugen. Diese wurden gegen anrückende Reitere wie Spanische Reiter eingesetzt. Die Reiterei diente damals als Panzerwaffe. Erst wenn es zum Nahkampf kam, kamen Hiebwaffen zum Einsatz.[dsh 79] Beim Kampf gegen Festungen wurden neben Sturmleitern auch Pulverfässer eingesetzt, die unter die Mauern gegraben und dann gesprengt wurden. Die schwedische Kriegführung wies trotz einiger Modernisierung eine klare Verzögerung gegenüber dem Kontinent auf. Dort war man gegen ende des 15. Jh. vom volksheer zu Berufskriegern, den Landsknechten, übergegangen. Damit wurde die Kriegführung zu einer Wissenschaft. Doch nach Schweden kamen diese Neuerungen erst mit den Söldnern vom Kontinent unter Gustav Vasa.[dsh 80]

Die Kalmarunion

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Die Schlacht von Faköping im Februar 1389 führte nicht unmittelbar zum Frieden. Die Mecklenburger hatten immer noch Stockholm und Kalmar inne, deren deren Festungskommandanten von deutschen Bevölkerungsanteil unterstützt wurde. In der Hauptstadt führte der Gegensatz zwischen Schweden und Deutschen zu den Käppline-Morden. Die Deutschen Bürger hatten sich unter dem namen „Hättebröder“ (Kapuzenbüder) und verhafteten im Einverständnis mit der Burgbesatzung einige schwedische Bürger. Sie wurden nach der Insel Käpplingeholmen (heute Blasieholmen) gebracht und in ein Holzhaus gesperrt, das anschließend angezündet wurde. Gleichzeitigf wurden über 300 schwedische Bürger aus der Stadt verwiesen.

Die Mecklenburger begannen eine Handelsblockade gegen Skandinavien. Doch die artete bald in eine rücksichtslose Seeräuberei aus. Die Häfen Rostock und Wismar waren Schutzhäfen für die Seeräuberschiffe. Die Seeräuber organisierten sich unter der Bezeichnung „Vitalienbrüder“. Besonders günstig war der mecklenburgische Beitz von Gotland und Visby. Doch ein richtiger Kriegszug gegen Schweden kam nicht zustande.

Das Risiko, gekapert zu werden, störte in hohem Maße die Handelsunternehmen der Hanse. So kam es zu Beginn der 1390er Jahre zu Verhandlungen zwischen der Regentin Margarethe, der Hanse und den Mecklenburgern, die 1395 zu einer Vereinbarung in Lindholm in Schonen führten. Albrecht von Mecklenburg befand sich seit der Schlacht von Falsköping in dänischer Gefangenschaft. Die Vereinbarung sah vor, dass Albrecht gegen Lösegeld freigelassen werden sollte, wofür die Stadte Lübeck, Stralsund, Greifswald,Reval, Danzig, Thorn[dsh 81] und Elbing. Stockholm sollte drei Jahre besetzt bleiben, dann an Margarethe übergeben werden. Allerdings blieb ungewiss, ob die Mecklenburger und Hanseaten Stockholm dann tatsächlich zurückgeben würden. Zudem hatten sich die Vitalienbrüder auf beiden Seiten des bottnischen Meerbusens festgesetzt.

Sobald Margarethe 1388 Regentin Schwedens geworden war, strebte sie danach, die Schlosslehen zu erhalten und neue Verpfändungen zu vermeiden. Bo Jonssons Testamentsvollstrecker hatte bereits viele seiner Pfandlehen an die Krone zurückgegeben. Er behielt nur Viborg und Nyköpings Schloss und Lehen mit Västmanland und das halbe Dalarna.Als Bo Jonssonsnächster Verwandter, sein Vetter Sten Bosson, (Natt og Dag) 1390 die Pfänder übernahm, die Margarethe an die Kinder von bo Jonsson gegeben hatte, war der Kreis der Aristokraten, die die das Gremium der Testamentsvollstrecker gebildet hatte, bereits aufgelöst und aus dem Schloss gewieden. Die Königin erhielt 1396 zum persönlichen Unterhalt Östergötland, Rumlaborgs Län (im heutigen Småland), Skara stift, Västerås Schloss mit Narrbo härad und Bergslagen.

Die schwedische Aristokratie verpflichtete sie im Gegenzug zur Überlassung der Pfänder und Schlosslehen, dass sie das Reich nach den schwedischen Gesetzen regiere, wie sie im Landslag niedergelegt waren. Sie durfte also keine Ausländer belehnen oder in den Reichsrat berufen und musste die Privilegien der Kirche und des Adels achten. Doch Margarethe berief alsbald ausländische Vögte auf schwedische Schlösser. Man kann sicher darüber diskutieren, ob Abraham Brodersson aus Halland, der Västergötland und Teile Smålands zu Lehen bekam, oder Nils Svarte Skåning, der in den 1390er Jahren die Schlösser Axvall und Öresten in Västergötland innehatte, wirkllich Ausländer waren. Aber der Vogt auf Stegeborg Evert Moltke aus einem dänisch-deutschen Geschlecht war es sicher. Ob diese Besetzung Unmut hervorrief, ist nicht überliefert. Aber der Unmut gegen deren Willkür ist bekannt.[dsh 82] 1371 hatte KönigAlbrecht eine Versicherung gegenüber dem Reichsrat abgegeben. Damit war die Regierung faktisch auf die Aristokratie übergegangen. Diese setzte sich in den 1370er Jahren über das Verbot im Landslag, dass Adlige und die Kirche steuerpflichtiges Land erwerben, hinweg, so dass die festen Einnahmen der Krone immer weiter zurückgingen und Sondersteuern erhoben werden mussten, auch wegen der dauernd neuen Kriege.

Diese Lage wurde nach der Regierungsübernahme durch Margarethe nicht besser. Die dauernden Kämpfe gegen die Mecklenburger verhinderten tiefgreifende innere Reformen. Die Notwendigkeit, in Schweden Truppen zu unterhalten, belastete den Adel und die Bürger. Im Herbst 1389 wurde beschlossen, eine „Hilfe“ in Höhe von 1 Mark von allen Einwohnern ohne Unterschied zu erheben. Als aber einzelne Vögte begannen, Steuern für den Unterhalt von Truppen auf ihren Schlösern zu erheben, erhob sich allgemeiner Unmut, so dass die Regentin einschreiten musste. Nach dem Vergleich mit Albrecht 1395 war es möglich, die Personalunion der drei Reiche zu festigen. Das geschah in Zusammenhang mit der Einsetzung von Erich von Pommern in sein Königsamt. Im Januar 1396 wurde ihm auf dem Landsting von Viborg gehuldigt. Im Frühjahr wurde ihm in Skara, im Juli auf dem Mora-Feld vor Uppsala gehuldigt. Im Sommer 1397 wurde er in Kalmar zum König über alle drei Reiche gekrönt. 1396 folgte der Rezess von Nyköping. Dort wurde die Erhebung neuer Steuern auf die Vogteien ohne schriftliche Genehmigung des Königs verboten. Alle Güter, die für ausstehende Abgaben gepfändet waren, sollten entschädigungslos zurückgegeben werden.[dsh 83] Kaufverträge mit Adligen und Steuerfreien über steuerpflichtiges Land sollten Rückabgewickelt werden. Alles Krongut oder Steuerland, das nach 1363 von Steuerfreien erworben worden war, sollte an die Krone zurückgegeben oder der Steuer unterworfen werden.

Margarethe hatte in ihrem Rezess von 1396 die Wünsche der Opposition berücksichtigt, aber in einer Weise, die gleichzeitig die Königsmacht stärkte. Die Garantie gegen die fortgestzte Willkür musste bei der Königsmacht nachgesucht werden. Sondersteuern bedurften der königlichen Zustimmung. Wie die Königsmacht ihrerseits zu kontrollieren sei, war im Rezess nicht geregelt. Im Rezess von Nyköping wurde geregelt, dass der Vertreter Schwedens mit Dänen und Norwegern zusammentreffen sollten, dammit nach dem Willen Margarethes und des Königs Garantien erarbeitet würden, dass niemals mehr ein Krieg zwischen den drei Ländern eintreten sollte. Die Begegnung fand 1397 in Kalmar statt. Quellen dieser Begegnung sind der Krönungsbrief vom 13. Juli und der Unionsbrief vom 20. Juli (nach anderer auslegung auch vom 13. Juli) Der Krönungs- oder Huldigungsbrief ist von 67 Bischöfen und Prälaten, Rittern und Edelknaben ausgefertigt und gesiegelt. Darin bestätigen sie, dass sie bei der Krönung Erichs am 17. Juni zum König über alle drei Reiche anwesend gewesen seien.[dsh 84] Dann versprachen die Verfasser, dass es sich mit den Schlössern, Festungen, dem Land und den Lehen, die ihnen anvertraut waren oder von Magarethe oder Erich anvertraut würden, so verhalten solle, wie der König oder margarethe es anordnen würden. Das solle gelten sowohl zu deren lebzeiten als auch danach. Danach bezog man sich auf die Verpflichtungen nach dem slottslov, die ein Lehensnehmer bei Annahme des Lehens gegenüber dem König oder Staatsoberhaupt übernahm. Der Unionsbrief war zum Unterschied des Huldigungsbriefes als Staatsakt nicht auf Pergament, sondern auf Papier geschrieben. Ihn unterschrieben 17 Personen: 7 Schweden, 6 Dänen und 4 Norweger, darunter die Erzbischöfe von Lund und Uppsala mit den Bischöfen von Roskilde und Linköping. Der Brief befasste sich mit dem Verhältnis der drei Reiche zueinander. Zunächst wurde festgehalten, dass die 3 Reiche künftig für immer nur einen gemeinsamen König haben sollten. Sollte Erich einen Sohn bekommen, sollte dieser zum König gewählt werden. Sollte er mehrere bekommen, sollte einer von ihnen gewählt werden, die übrigen mit Lehen versorgt werden. Sollte er ohne Sohn sterben, sollten Ratgeber und Männer der drei Reiche sich auf einen Nachfolger einigen. Im Falle von Krieg und Aufruhr sollten die drei Reiche einander beistehen. Verhandlungen und Verträge mit fremden Mächten sollte der König im Benehmen mit dem Reichsrat des Landes, in dem er sich aufhielt, den Repräsentanten der beiden anderen Reiche machen. Die Friedloserklärung durch Urteil in einem Reich sollte auch für die anderen gelten. Im übrigen sollte jedes Reich seine Gesetze behalten.[dsh 85]

Die Diskussion über die Kalmarunion

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Viele Forscher meinen, dass der Unionsbrief nur ein Protokoll darüber ist, worauf man ich in Kalmar eidlich verständigt habe, und selbst keine rechtsverbindliche Urkunde. In der ersten Hälfte des 15. Jh. haben sich Erich v. Pommern und die Adligen auf den Vertrag von Kalmar als Beginn einer ewigen Union bezogen. Man hat dann zu erklären versucht, warum der Unionsbrief in einer so unvollkommenen Form, wie dieses Papier, überliefert ist. Dabei weist man auf eine Radierung in der Bekräftigungsformel hin. Es scheint, als ob man bei der Niederschrift des Briefes die Art, wie die Unionseinheit bekräftigt werden solle, habe ändern wollen. Ursprünglich sollten offenbar 6 Exemplare, 2 für jedes Reich, auf Pergament ausgefertigt werden. Diese starke formelle Bekräftigung sei erforderlich erschienen, weil eine mecklenburgische Flotte Stockholm bedrohte. Als aber die Bedrohung vorüber gewesen sei, habe man diese formelle Beurkundung nicht mehr für erforderlich und das Protokoll für ausreichend gehalten. In diesen Zusammenhang gehört, dass offenbar die 6 Pergamentexemplare tatsächlich hergestellt, aber nach der Absetzung und Vertreibung von Erich v. Pommern zerstört worden seien, weil die dort festgelegte Thronfolgeregelung der Wahl Kristoffers v. Bayern 1440 im Wege gestanden habe.

Traditionell ist allerdings die Auffassung, dass der Unionsbrief nicht einen in Kalmar gefassten rechtlich bindenden Beschluss wiedergibt. Diese Ansicht wurde bereits im 19. Jh. vertreten. Heute vertritt man die Ansicht, dass es sich um einen Herrschervertrag handelt zwischen König Erich und Margarethe auf der einen Seite und die "rådgivere og män" der drei Reiche auf der anderen Seite. Da die beiden vertragschließenden Parteien ihr Siegel aber nicht unter das Dokument gesetzt haben, handelt es sich um einen Entwurf, der fallen gelassen worden ist. Die Unionsverhandlungen waren also geplatzt. Das einzige, was in Kalmar verbindlich gemacht wurde, war der Huldigungsbrrief.[dsh 86] [dsh 87] Der Plan für eine dauerhafte und detaillierte Regelung kam niemals über das Projektstadium hinaus.

Während eine Reihe Historiker sich einig ist, dass es sich nicht um ein bindendes Dokument handelt, gehen die Erklärungen dafür, woran die verhandlungen gescheitert sind, auseinander. Man weist dabei darauf hin, dass die treibende Kraft zu einer solch weitgehenden Union, wie im Entwurf geschildert, Margarethe war. Die Personen, die ihr siegel unter das Papier gesetz haben, waren Parteigänger margarethes. Aber die Versammlung war gegen eine so weitgehende Verbindung. Die Teilnehmer bevorzugten eine eher lose und vage Personalunion, wie im Huldigungsbrief ausgedrückt.


  1. Rosén S. 12.
  2. Rosén S. 12/13.
  3. Rosén S. 13.
  4. „Overeenskomst mellem Norge og Sverige i Anledning af Magnus Erikssöns Udnævnelse til begge Rigers fælles Konge.“ Oslo den 26., 27., 28. Juni 1319. In: Norges gamle love indtil 1387. Bd. 3 Christiania 1849. Nr. 65 S. 146–149.
  5. Rosén S. 14.
  6. Rosén S. 15.
  7. Rosén S. 16.
  8. Rosén S. 17.
  9. Rosén S. 18.
  10. Rosén S. 19.
  11. Rosén S. 20.
  12. Rosén S. 21.
  13. Rosén S. 22.
  14. Rosén S. 23.
  15. Rosén S. 24.
  16. Rosén S. 25.
  17. Rosén S. 26.
  18. Jägerskiöld S. 28.
  19. Jägerskiöld S. 29.
  20. Cornell S. 30.
  21. Zwei Söhne starben jung, Tochter Ingeborg wurde Zisterzienserin, Tochter Cäcilia Dominikanerin. Sohn Birger wurde Rechtsanwalt, ihr Lieblingssohn Karl, der gegen das entsagungsvolle Leben seiner Mutter protestierte, starb 1372 in Rom.
  22. Cornell S. 31.
  23. Cornell S. 32.
  24. Cornell S. 34.
  25. Cornell S. 36.
  26. Cornell S. 37.
  27. Cornell S. 38.
  28. Cornell S. 39.
  29. Cornell S. 40.
  30. Bengt Algotsson gehörte zu den vornehmsten Geschlechtern des Reiches. Er konnte seinen Stammbaum bis auf das Königsgeschlecht der Sverker zurückführen. Der Löwe in seinem Wappen kann bedeuten, dass er sich selbst zum Geschlecht der Folkunger zählte. Er war ab 1350 Magnus Erikssons wichtigsten Helfern. Er wurde Ratsherr 1532 und 1533 Herzog von Finnland und Statthalter in Schonen, das 1332 für Schweden erworben worden war. Im Kampf des Königs gegen die Aristokratie, die Kirche und die Hanse setzte er sich mit rücksichtsloser Energie für die Königsmacht ein. Er zog sich den Hass der Aristokratie zu, der sich in den Offenbarungen Birgittas von Schweden und in den vielen sicherlich grundlosen Gerüchten über sein Verhältnis zu König Magnus und Königin Blanche niederschlägt. Beim Aufstand von 1356 floh er nach Dänemark. Nach dem Tod des Königs 1359 kehrte er nach Schonen zurück, wo er auf Rönneholms Schloss 4 km NW von Ringsjön 1360 ermordet wurde. Rosén S. 43.
  31. Rosén S. 42.
  32. Rosén S. 43.
  33. Rosén S. 44.
  34. Rosén S. 45.
  35. Rosén S. 46.
  36. Rosén S. 47.
  37. Hansson S. 48.
  38. Hansson S. 49.
  39. Hansson S. 50.
  40. Hansson S. 51.
  41. Hansson S. 53.
  42. Hansson S. 54.
  43. Hansson S. 55.
  44. Hansson S. 56.
  45. Hansson S. 64.
  46. Hansson S. 65.
  47. Hansson S. 67.
  48. Hansson S. 68.
  49. Hansson S. 69.
  50. Loman S. 70.
  51. Loman S. 71.
  52. Loman S. 73.
  53. Rosén S. 74.
  54. Rosén S. 75.
  55. Rosén S. 76.
  56. Rosén S. 78.
  57. Das Fundament des mittelalterlichen Münzsystems war die Mark, die ursprünglich ein Gewicht von ca 210 g darstellte. Wenn man Münzen schlug, sparte man einen Teil Silber ein, so dass man zwischen Mark Silber und Geldmark unterschied. Die Recheneinheiten waren 1 Mark = 8 Öre; 1 Öre = 3 Örtugar; 1 Örtug = 8 Pfennig. König Albrecht prägte als höchste Münze Örtugar. Die Kaufkraft lässt sich wegen dauernder Münzverschlechterung und damit einhergehender Teuerung kaum angeben. Für die 1360er Jahre kann man von 1 ½ Mark für eine Kuh und 2 Pfennig für ein Tagwerk ausgehen. Rosén S. 78.
  58. Rosén S. 79.
  59. Gripen = Greif ist ein Fabeltier mit Löwenkörper und Adlerkopf. Bo Jonsson führte einen Greifenkopf in seinem Wappen. Rosen S. 80. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Rosen 80“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  60. Rosén S. 80.
  61. Rosén S. 81.
  62. Rosén S. 82.
  63. Rosén S. 83.
  64. Seitz S. 84.
  65. Seitz S. 85.
  66. Seitz S. 86.
  67. Seitz S. 87.
  68. Gallén S. 88.
  69. Gallén S. 89.
  70. Gallén S. 90.
  71. Gallén S. 91.
  72. Cederlöf S. 92.
  73. Cederlöf S. 93.
  74. Cederlöf S. 94.
  75. Cederlöf S. 96.
  76. Cederlöf S. 97.
  77. Cederlöf S. 98.
  78. Cederlöf S. 99.
  79. Cederlöf S. 100.
  80. Cederlöf S. 101.
  81. Rosén S. 102.
  82. Rosén S. 103.
  83. Rosén S. 104.
  84. Rosén S. 106.
  85. Rosén S. 107.
  86. Rosén S. 110.
  87. Rosén S. 110.
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    • Aron Andersson: „Skulptur och maleri under senmedeltiden.“ S. 278–291.
    • Alf Åberg: „Karlskrönikan, en propagandaskriftfrån senmedeltiden.“ S. 292–293.
    • Jerker Rosén: „Stureregimen, unionspolitiken 1471–1503.“ S. 294–305.
    • Jarl Gallén: „Nöteborgstraktaten och rikens gräns i öster.“ S. 306–307.
    • Jerker Rosén: „Sten Sture d. y., unionspolitiken 1512–1520.“ S. 308–317.
    • Alf Åberg: „De ödesdigra novemberdagarna, Stockholms blodbad 1520.“ S. 318–321.
    • Gösta Johannesson: „Skånelandskapen under senmedeltiden“. S. 322–327.
    • John Granlund: „Olaus Magnus, en svensk kulturambassadör på 1500–talet.“ S. 328–330.

(15) In der vorchristlichen Zeit wurde die Zeit nach dem Gang des Mondes am Himmel gemessen. Es handelte sich also um Mond-Monate. Die Monatsnamen unterscheiden sich regional bis auf zwei, die überall den gleichen Namen hatten: Dis-Mond oder Disting-Mond und Jul-Mond. Der Jul-Mond war später der Monat, in dem der Mond am Dreikönigstag schien. Er findet sich in vielen Gegenden in Skandiavien, während es den Disting-Monat nur in Mittelschweden gibt. Er wird oft im Upplandslag erwähnt. Aber weder Snorri noch Adam von Bremen nennen ihn. Im Mittelalter nahm man die Königswahl in Gamla Uppsala im Zusammenhang mit dem Disting vor. Der älteste Beleg für den Zusammenhang zwischen Disting und Dreikönigs-Tag findet sich bei Olaus Magnus Historia om de nordiska folken (1555; 2001 S. 183) IV. Kap. 6.: Disting wird in Erinnerung an die Königin Disa gehalten und findet an dem Vollmond statt, der dem ersten Neumond nach Drei Könige (Mitternacht) folgt. Wenn das Buch auch 1555 gedruckt wurde, so wurde das Manuskript doch vor 1526 geschrieben, als er zur Bewahrung seines katholischen Glaubens außer Landes ging. Auch die Berechnung des Jul-Mondes ging vom Dreikönigs-Tag aus. (16) Der Dreikönigstag war ein kirchliches Hochfest, aber die Berechnung des Distings hat vorchristliche Vorläufer und überstand die Christianisierung durch Anpassung an den christlichen Kalender. Erich Lassota von Steblau präzisiert 1591–1593. Dort werden zwei Markttage genannt: der erste ist die Eriksmesse. Der zweite

„hest der Distings Marckt, durumb das Er von der Khunigin Disa eingesetzt worden, gefellet allzeit auf den Vollmond des Ersten Neuen Lichts, nach der heylich drey Könige Tagk. Und so das Neue licht auff denselben tag der Heiligen drey Kunig fur Mittag einträt, wird er nicht auf der ersten, Sondern des nechst kommendeu [sic!] Neuen lichts Vollmon gehalten. Wen aber das Neue licht desselben tags nach Mittag eintritt, wird er auff den ersten Vollmon gehalten“

Erich Lassota (1556) Tagebuch des Erich Lassota von Steblau. Hrg. R. Schottin. Halle 1886 S. 165.

Der Bezug auf Königin Disa ist eine damals übliche volksetymologische Erklärung. Lassota hat offenbar Mitternacht bei Olaus magnus missverstanden. [Nordberg führt noch weitere Belege aus dem 16. und 17. Jh. an.]

(17) Während die Distings-Regel fast ausschließlich aus Schweden überliefert ist, ist die Jul-Mond-Berechnung in ganz Skandinavien verbreitet. Der Julmond ist danach der Mond, der am Dreikönigstag leuchtet. In Norwegen hieß es: Der „Julemaanen“ war der Mond, der während des Juls leuchtet, vorausgesetzt, dass er den Dreikönigstag überdauerte. Andernfalls war der Julmond der folgende Mond. Der Monat nach dem Julmond hieß „Torre“, und ihm folgte der Mondmonat „Gjø“ („gói“ in Island).[1] In den Quellen aus Dalarna ist „Torre“ oft durch Distingsmond ersetzt. Ole Worm berichtet von einem dänischen „julemaen“, der der Mond ist, der am Julianischen Neujahr leuchtet.[2] Der älteste Beleg für den nordischen Jul-Mond findet sich in Island. In einer Abschrift des isländischen komputistischen Werkes Rím II, das selbst in der zweiten Hälfte des 13. Jh. entstanden ist, heißt es, (18)

„Þat skal iola tungl telia, þem þrettanda dag er a himne, hvort sem þat er ungt eda gamallt …“

„Der Mond, der am Drei-Königstag am Himmel steht, soll als Jul-Mond angesehen werden, ob er jung oder alt ist“

Rím II in Rimtǫl 1914–1916. S. 140 Note 5.

Es ist möglich, dass sich diese Definition über Skandinavien ausgebreitet hat. Es ist aber auch möglich, dass eine vorchristliche Berechnung in den christlichen Kalender integriert worden ist. Immerhin gehörten Disting-Mond und Julmond in Schweden von Anfang an zusammen, wobei die Quellen für den Disting-Mond in Schweden älter sind, als alle Quellen zum Julmond und Dreikönigstag. Als Grund für die Anknüpfung an den Drei-Königs-Tag wird angenommen, dass im Mittelalter die Weihnachtszeit und der damit verbunden Weihnachtsfrieden endete. Außerdem wurde die Fastenzeit und Ostern nach den Mondphasen nach dem Drei-Königs-Tag berechnet. Im Mittelalter hatte sich der Neumond gegenüber der Berechnung nach der Goldenen Zahl um einige Tage verschoben. Der isländische Jul-Mond war nun so in den kirchlichen Kalender integriert, dass er den alten Monatsnamen behalten hatte, aber nun mathematisch und nicht länger mit den alten Mondphasen der Monate zusammenfiel. (19) In Schweden und Norwegen dagegen ging man weiterhin von den astronomischen Mondphasen aus.

Die christliche Weihnachtszeit lag zwischen dem 15. Dezember und dem 6. Januar. Doch wenn am Dreikönigstag Neumond war, so lag der Julmond zwischen dem 6. Januar und dem 4. Februar. Diese große Abweichung lässt sich mit dem krichlichen Kalender nicht vereinbaren. Daher wird angenommen, dass die Festlegung des Disting- und des Julmondes aus vorchristlicher Zeit erhalten geblieben ist.

Einführung der christlichen Zeitrechnung

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(23) Die Einführung der christlichen Zeitrechnung zog sich über mehrere Jahrhunderte hin. Der Prozess endete erst zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Noch in dieser Zeit gibt es Aufzeichnungen alter Leute, die die Monate und Jahre nach dem Mondlauf am Himmel bestimmten. (24)Aber die Kirche setzte unmittelbar nach der Einführung des Christentums für ihren Aufgabenbereich den kirchlichen Kalender durch. Für den profanen Breich des Volkes wurde der alte Mondkalender geduldet, solange die krichlichen Feste zum richtigen Datum beachtet wurden. Die lokale Geistlichkeit war dafür verantwortlich, der Gemeinde die Festtage anzusagen. So heißt es im Kirchenrecht des Upplandslag von 1296:

„Nun hat der Bauer zur Kirche zu kommen. Der Priester hat die Festtage und die Fastentage zu verkünden. Versäumt es der Priester und hält der Bauer den Tag nicht ein, da ist der Priester schuldig und nicht der Bauer. Verkündet sie der Priester und versäumt der Bauer den Tag und hält ihn nicht ein, da ist der Bauer schuldig für drei Mark“

Upplandslag, kirkjubalker XIII § 1[3]

Die Einführung des Julianischen Kalenders für die kirchlichen Feste wird für die Mitte des 12. Jahrhunderts angenommen, als der päpstliche Legat Nikolaus Breakspear (später Papst Hadrian IV.) Norwegen und Schweden zur Ordnung der kirchlichen Verhältnisse besuchte. (24/25)Für Island wird die Einführung des Julianischen Kalenders auf die Zeit um 1150 angesetzt.

Der Gregorianische Kalender wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt.

Jahreseinteilung und Wochenrechnung

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(29) In der vorchristlichen Zeit wurde das jahr in ein winter- und ein Sommerhalbjahr eingeteilt. Diese Halbjahre wurden in Quartale unterteilt. Diese Jahreseinteilung wurde bei der Umstellung auf den julianischen Kalender beibehalten. Die Quartalseinteilung scheint in eine Art Wochenrechnung integriert gewesen zu sein, die zum Mondkalender parallel lief. Das Verhältnis zwischen der Wochenrechnung und dem Mondjahr ist nicht ganz klar, und es kann sein, dass sie beiden Einteilungen nie ganz zusammenpassten. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Wochenrechnung in höherem Maße als die Mondjahreinteilung für das Arbeitsjahr von Bedeutung war. Darauf deutet hin, dass außerhalb Islands die Zeiten für bestimmte Arbeiten, wie Aussaat und Ernte, zu unterschiedlichen Zeiten im jahr angesetzt waren, also wohl auf einem Relikt der Wocheneinteilung beruhten. Das Monjahr wurde für größere offizielle Veranstalungen, wie Versammlungen und Märkte herangezogen.

Die vorkirchliche Wochenrechnung

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Das isländische Jahr bestand zur Zeit der Gründung des Althings in Island 930 aus 52 Wochen zu sieben Tagen. Diese Einteilung kam mit den Einwanderern aus Norwegen. Aber im Unterschied zu Norwegen gewann die Wocheneinteilung eine zentrale Bedeutung für das politische und soziale Leben. Darum wurde nach Einführung des Christentums im Jahre 999 oder 1000 mehrfach versucht, diese dem julianischen Kalender anzupassen. Mitte des 12. Jahrhunderts war die Wochenrechnung dem kirchlichen Kalender des Sonnenjahres und den Sonntagsbuchstaben angepasst. (30)Noch im späteren Mittelalter wurde in Island die Wochenrechnung für profane Geschäfte angewendet, während der Julianische Kalender parallel dazu für kirchliche Angelegenheiten verwendet wurde. In Norwegen und dem übrigen Skandinavien, wo es die Wocheneinteilung gab, scheint sie zu Gunsten des kirchlichen Julianischen Kalenders in den Hintergrund getreten und nur noch für bestimmmte Tätigkeiten, wie Aussaat und Ernte, die an bestimmte Wochen gebunden waren, von Bedeutung gewesen zu sein. Außer in den isländischen Quellen ist die Wocheneinteilung am besten in den Landschaften Südschwedens und Dalarna überliefert, aber Reste finden sich auch in anderen Bereichen Schwedens, in Norwegen und Seeland. Sehr frühe Belege aus dem 16. Jahrhundert finden sich in Schlesien. Bei den Samen wurde die Wochenrechnung bis ins 19. Jahrhundert angewendet. Außerdem ist sie in den alten schwedischen Städte in Estland und Karelien bezeugt.

Das Sonnenjahr ist um einen, im Schaltjahr um zwei Tage länger als das Wochenjahr zu 52 Wochen. In der alten Wochenrechnung versuchte man das Wochenjahr mit dem Sonnenjahr zu harmonisieren. Im 12. Jahrhundert ließ man das Sonnenjahr aus 364 Tagen bestehen und kompensierte das nach bestimmten Zeiten durch Einfügen einer weiteren Woche. Eine andere, wahrscheinlich ältere Methode scheint gewesen zu sein, zwei Tage zu einem zusammenzufassen. Auf diese Weise erhielt auch das Sonnenjahr 52 Wochen á sieben Tage, also 364 Tage. So wurde das Problem in Finnland, Estland und in den samischen Landen und wohl auch in Schweden gelöst.[4] (31) Die meisten Forscher sind der Ansicht, dass die Wochenrechnung älter ist als der christliche Kalender und erst später an diesen angepasst wurde. Wahrscheinlich wurde sie auf dem Kontinent entwickelt und breitete sich nach Skandinavien aus. Wann das geschehen ist, läßt sich nicht bestimmen. Früher meinte man, dass dies in der Wikingerzeit geschehen sei. Aber möglich ist auch eine Übernahme mehrere Jahrhunderte früher. Die germanischen Wochentagsnamen sind von den römischen Wochentagen im Wege der interpretatio germana übernommen worden. So wurde aus „dies lunae“ mánadagr, aus „Martis dies“ durch Ersetzung des Mars durch den germanischen Gott Tiwaz týsdagr, aus „Mercurii dies“ [[Mittwoch|Onsdag)) nach Odin, aus „Jovis dies“ Þórsdag, aus „Veneris dies“ Freitag|frjádagr]] nach der Göttin Frigg und aus „solis dies“ sunnudagr. Nur der „Saturni dies“ hat keine germanische Entsprechung. Der Samstag hat je nach Sprache andere Wurzeln. Vieles spricht dafür, dass die Tagesnamen sich im 3. Jahrhundert durch den Kontakt mit dem Römischen Reich unter den Germanen verbrweitet hat. (32/33)Allerdings dort galt der Julianische Kalender, der von den Germanen viel später mit der Ausbreitung des Christentums übernommen wurde.

Aber es ist nicht plausibel, dass die Germanen die Tagesnamen ohne irgedei kalendarisches System übernommen haben sollten. Es muss also Vorgänger zur Wochenrechnung bereits gegeben haben. Nordberg vermutet, dass die Wochenrechnung ihren Ursprung in der Jüngeren Römischen Eisenzeit (Die „Römische Eisenzeit“ in Skandinavien entspricht der Römischen Kaiserzeit 0–375) gehabt hat. In dieser und der Völkerwanderungszeit sei möglicherweise die Wochenrechnung auch nach Skandinavien gekommen. Dann seien die altnordischen Tagesnamen Lehnwörter aus dem Altenglischen und den kontinentalgermanischen Sprachen und mit dem Wochenkalender eingesickert.

Quartal in der Wochenrechnung

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Die Quartalseinteilung in der Wochenrechnung richtete sich wie diese am Sonnenjahr. Die Quellen über die Wochenrechnung verschiedener Gegenden Skandnaviens deuten auf zwei unterschiedliche Quartalseinteilungen hin, die parallel bestanden. (33)Sicher ist, dass das Wochenjahr in vier Quartale á 13 Wochen eingeteilt war, deren Namen variieren. In Island wurden sie „mál“ genannt, in Dalarna „mässor“ oder „täljor“ und in Götaland „räppar“ oder „trettingar“. In den schwedischen Quellen gibt es viele unterschiedliche Angaben darüber, wie die Quartale in das Wochenjahr eingebettet waren. Die Belege sind spät, und in Götaland scheinen kontinentale Traditionen eingewirkt zu haben. Dort fallen die Quartale oft mit dem offiziellen aber fehlerhaften Sonnenstand und den Tagundnachtgleichen nach dem Julianischen Kalender zusammen. Diese Jahreseinteilung findet ich auch in Estland und Finnland. Das Wochenjahr scheint in diesem Fall am 25. Dezember, dem offiziellen Wintersonnenstand nach dem Julianischen Kalender, begonnen zu haben. Demnach erstreckte sich das erste Quartal bis zum 25. März, dem Fest Mariä Verkündigung. Das zweite Quartal reichte bis zum 24. Juni, dem Johannistag. Das dritte Quartal scheint oft bis zum 29. September dem Sankt Michaelistag gereicht zu haben, obgleich es nach dem Julianischen Kalender bis zum 24. September gereicht haben müsste.[5] Schon im 8. Jahrhundert hatte man in Frankreich das Jahr mit Weihnachten beginnen lassen. Das breitete sich auch über Skandinavien aus. Erst Mitte des 13. Jahrhunderts kam es in Deutschland auf, das Jahr mit dem 1. Januar zu beginnen. Dass der Beginn des Quartals der Wochenrechnung mit dem Datum der Wintersonnenwende nach dem Julianischen Kalender zusammenfällt, belegt, dass diese Rechnung erst mit der Einführung des Julianischen Kalenders durch das Christentum entstanden ist, aber nicht, dass die Wochenrechnung als solche aus dieser Zeit stammt. Wahrscheinlich haben die christlichen Festtage, die nach dem Julianischen Kalender bestimmt waren, die astronomische Quartalseinteilung überlagert.[6] (34)Bei den Samen wurde offenbar die astronomische Quartalseinteilung beibehalten. Sie wird noch im 18. Jahrhundert in dem Buch Astrophysika Lapponica eines unbekannten Pfarrers in der Lappmark beschrieben. Auxch Snorri richtete sich nach dem astronomischen Jahr (Skáldskaparmál Kap. 63). Zu seinen Lebzeiten war in Island der Julianische Kalender in Gebrauch.

Die verschobene skandinavische Quartalseinteilung

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Außer der Quartalseinteilung, die der Quartalseinteilung des Julianischen Kalenders folgte und mit dem astronomischen Sonnenstand und den Tagundnachtgleichen der vorkirchlichen Zeitrechnung zusammengefallen sein kann, (35)finden sich auch Reminiszenzen eines weiteren Quartalssystems in den nordischen Ländern. Sie scheint für die Gesetzgebungs- und Festtagsorganisation von Bedeutung gewesen zu sein.

Die Quartalseinteilung im vorchristlichen Island (nach Nordberg). (36)

In der mittelalterlichen isländischen Wochenrechnung wurden weder der astronomische Sonnenstand noch die verschobene Entsprechung des Julianischen Kalenders für die Grenzen der Quartale verwendet. Viemehr lagen die Quartalsgrenzen einige Zeit nach diesen Tagen, wenn sie auch ebenfalls auf dem Julianischen Kalender beruhten. Im 12. Jahrhundert begann das isländische Wochenjahr mit den so genannten Winternächten (vetrnǽtr), die am dritten Samstag nach dem kirchlichen Fest von Cosmas und Damian am 26. September begannen. Die Winternächte konnten sich daher in einem Zeitraum vom 11.–17. (manchmal bis zum 18.) Oktober des Julianischen Kalenders bewegen. Das zweite Quartal begann mit dem Mittwinter oder der Mittwinternacht (miðvetr, miðvetrarsnótt), die auf dem Freitag in der Periode zwischen dm 9. und 16. Januar lag. Das Dritte Quartal und damit der Beginn des Sommerhalbjahres lag auf dem „Sommeranfang“ (sumarmál), dem dritten Donnerstag nach Mariä Verkündigung, also in der Periode zwischen 9. und 15. April des Julianischen Kalenders. Das vierte Quartal begann mit dem Mittsommertag (miðsumar), der normalerweise zwischen dem 13. und 20. Juli lag. Im Schaltjahr verlängerte sich jedoch das erste Sommerquartal dadurch um eine Woche, dass die Schaltwoche unmittelbar vor Mittsommer eingeschoben wurde, wodurch der Mittsommer in diesem Jahr um eine Woche verschoben wurde.

Die Mittwinternacht und der Sommeranfang waren auf ungefähr drei Wochen nach den kirchlichen Hochfesten verschoben, also drei Wochen nach den kirchlichen Weihnachtsfest am 25. Dezember und drei Wochen nach dem Fest Johannes' des Täufers am 24. Juni. In der vorkirchlichen Zeit bezeichneten Mittwinter und Sommeranfang Tage, (36)die eine Zeitspanne nach dem astronomischen Winter - und Sommer-Sonnenstand lagen.

Im Unterschied zu Island wurde wurde die Wochenrechnung in Norwegen zu Gunsten des kirchlichen Julianischen Kalenders aufgegeben. Deshalb ist die Wochenrechnung dort nur selten überliefert. Dagegen ist die vorkirchliche Halbjahreseinteilung auch in Norwegen gut belegt. Allerdings wurde in Norwegen im Unterschied zu Island die Anfangstage nicht nach den kirchlichen Sonntagsbuchstaben, sondern durch feste Daten des Julianichen Kalenders bestimmt. Eine der ältesten Belege ist Rim II. Dart wird angegeben:

„Calixtus messa kemur vetur at norrenu tali, enn Tiburcius messo sumar“

„Mit der Calixtus-Messe [14. Oktober] beginnt nach norwegischer Rechnung der Winter und mit der Tiburtius-Messe [14. April] der Sommer“

Rimtǫl

(37)Die Anknüpfung der Halbjahres-Anfänge an Calixtus und Tiburtius findet sich auch auf frühen kontinentalen Kirchen-Kalendern. Doch viele haben darauf hingewiesen, dass diese beiden Heiligen eine so geringe Rolle im skandinavischen Kirchenjahr gespielt haben, dass der kirchliche Einfluss kaum dazu geführt haben kann, die Winternacht und den Sommerbeginn gerade auf dieses Datum zu legen.

Wahrscheinlicher ist es, dass die Anknüpfung an den 14. Oktober und den 14. April im Vordergrund gestanden hat. Auf den meisten norwegischen Kalenderstäben sind nur die Daten, nicht die beiden Heiligen angegeben. Das norwegische Sommer- und Winterhalbjahr wurde wie in Island in vier gleiche Quartale eingeteilt. Diese sind allerdings schlechter belegt als die Anfangstage der Halbjahre. Die Mittwinternacht ist auch für den 12. und den 14. Januar belegt. Der Mittsommer ist schlecht belegt und wird sowohl für den 13. als auch den 14. Juli angegeben. Auf den samischen Kalenderstäben (die ältesten überlieferten stammen aus dem 17. Jahrhundert), die von Norwegen beeinflusst waren, lag die Winternacht gewöhnlich auf dem 14. Oktober, aber auch der 15. Oktober wird genannt. Der Sommeranfang war am 14. April. Der Mittwinter wurde mit dem 13. oder 14. Januar angegeben und der Mittsommer mit dem 14, oder 15, Juli. Auf dem samischen Kalenderstab von Piteå von 1672 liegt der Mittsommer allerdings auf dem 13. Juli.

Im schwedischen Gebiet liegen die Verhältnisse nicht genauso klar, wie in Norwegen und Island. Es wird deshalb angenommen, dass die Halbjahreseinteilung zu Beginn ihren Ursprung in Westskandinavien hatte und sich erst im Mittelalter nach Ostskandinavien ausgebreitet hat.[7] (38) Andere weisen darauf hin, dass die Jahreseinteilung auch für Teile von Finnland und des Baltikums belegt sind und die Vorkommen sehr altertümlich seien. Das spricht dafür, dass dass sie auch in Ostskandinavien entwickelt worden ist, aber im schwedischen Gebiet in Vergessenheit geraten ist.

Manche volkstümliche Quellen knüpfen auch an den Jahresrythmus des Großen Bären an.In einer altwestnordischen Kenning wird der Winter als die „Nächte des Bären“ (biarna nǫtt) bezeichnet, und in vielen späteren Texten Mittelskandinaviens heißt es, der Bär gehe am 14. Oktober in den Winterschlaf, drehe sich im Winterquartier am 13. Januar und komme am 14. April aus dem Winterlager hervor. Ähnliche Angaben gibt es auch im schwedischen Finnland und in Estalnd. Wahrscheinlich sind hier die alten Quartalseinteilungen konserviert.

(40)Die Termine für den Quartalsbeginn in den schwedischen Gesetzen sind dort für die Bestimmung der Jagdsaison verwendet, insbesondere für die Eichörnchenjagd. Das Alter dieser Bestimmungen lässt sich nicht sicher bestimmen, (39)denn sie sind zwar im 13. Jahrhundert verfasst worden, aber es heißt dort ausdrücklich, dass gewisse Bestimmungen auf den Lagamnn „Viger dem Weisen, Heide in der heidnischen Zeit“ zurückgehen.[8] (40) Da das Alter der schwedischen Landschaftsgesetze unklar ist, jedenfalls, was die einzelnen Bestimmungen anbetrifft, so muss man sich vor weitgehenden Schlüssenhüten. Gleichwohl darf man davon ausgehen, dass heidnische Termine sich auf christliche Heiligentage gelegt haben.

(41)Die Jahreseinteilung findet sich auch in Estland und Finnland und ist dort besser und deutlicher belegt, als in den verstreuten schwedischen Exemplaren. In Estland wurde das Wochenjahr in vier Quartale Künnipäev (Pflugtag; 14. April), karuse-päev (Tag des Bären, 13. Juli), kolletamise-päev (Tag des Gelbwerdens; 14. Oktober) und krjuse-päev (Tag, an dem sich der Bär im Winterlager wendet, 13. Januar). Auch in Finnland findet sich die gleiche Jahreseinteilung: suvipäive (Sommertag; um den 14. April), keskikesä (Mittsommer; 13. oder 14. Juli), talvipäive (Wintertag; um den 14. Oktober) und talvenapa (Mittwinter, eigentlich Winternabel; 13. oder 14. Januar). Eine Gruppe finnischer Kalenderstäbe weist für den Beginn und das Ende des Winterhalbjahrs jeweils drei zusammenhängende Tage vom 13.–15. Oktober und 13.–15. April auf. Diese Einteilung findet sich auch auf schwedischen Kalenderstäben aus Norrland, so dass die These aufgestellt wurde, dass die Dreitages-Markierungen ursprünglich sind und später zu einem Tag normalisiert wurden. Dies kommt auch in dem Plural „Winternächte“ (vetrnǽtr) zum Ausdruck. Aber diese Dreitagesperiode kommt auch für alle vier Quartale vor. Snorri berichtet in der saga von Håkon dem Guten, dass die vorchristlichen Mittwinterfeste drei Tage gedauert hätten. Das Dalalag spricht von Winternächten und Sommernächten. Das Västmannalag hingegen benutzt den Singular. (42)Die unterschiedlichen Tagesangaben beruhen möglicherweise darauf, dass in vorchristlicher Zeit anders, als im Julianischen Kalender der Tag nicht um Mitternacht begann, sondern von Sonnenutergang bis zum nächsten Sonnenuntergang gerechnet wurde. Das findet sich schon in der Germania 11 des Tacitus und auch in der Völuspá 6, was auch durch die Ausdrücke „Winternächte“ und „Sommernächte“ nahegelegt wird.

Gründe für die Verschiebung der Quartale

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Die Verschiebung der Quartale gegenüber dem astronomischen Sonnenstand ist auf die naturökonomischen und klimatologischen Verhältnisse in Skandinavien zurückzuführen. (43)Lithberg meinte, dass die Datumsangaben auf die Übernahme aus einem Mondkalender zurückzuführen seien.[9] Nordberg hält dies für unwahrscheinlich, da das 11 Tage kürzere Monjahr alle drei jahre einen Schaltmonat erforderlich machte, was zu großen Verschiebungen von festen Terminen führen musste. Er geht davon aus, dass hier die Wochenrechnung des Sonnenkalenders maßgeblich war. (46) Da die Wochenrechnung wie der Gregorianische Kalender auf dem Sonnenstand beruhte, kann man die Datumsangaben beider Kalender nebeneinaderstellen:

Julianischer Kalender Gregorianischer Kalender
Winternächte 13.–15. Oktober 20.–22. Oktober
Mittwinter 12.–14. Januar 19.–21. Januar
Sommeranfang 13.–15. April 20.–22. April
Mittsommer 13.–15. Juli 20.–22. Juli

(45) Nun werden die astronomischen Daten den Anfangstagen der Quartale gegenübergestellt:

  • Herbstäquinoktium 21. September → 28 Tage → 20. Oktober, Beginn der Winternächte
  • Wintersonnenwende 21. Dezember → 28 Tage → 19. Januar, Beginn des Mittwinters
  • Frühjahrsäquinoktium 20. März → 30 Tage → 20. April, Sommerbeginn
  • Sommersonnenwende 21. Juni → 28 Tage → 20. Juli, Beginn des Mittsommers

Die Quartalsanfänge sind im vorkirchlichen Wochenkalender um 4 Wochen verschoben. Die altskandinavische Quartalseinteilung war also an den altskandinavischen Wochenkalender geknüpft und berücksichtigte die klimatologischen Bedingungen der Jahreszeiten.

Die Mondmonatsrechnung und das gebundene Mondjahr (bundna månår)

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(51)Es spricht viel dafür, dass die Wochenrechnung auf eine Zeit lange vor der christlichen Zeit zurückgeht und viele Reste in Bezug auf das Arbeitsjahr erhalten geblieben sind. Nach der Einführung des Julianischen Kalenders wurde die Wochenrechnung parallel weitergeführt. So gab es nebeneinander Zeitrechnungen, die auf dem Mondzyklus und auf dem Sonnenzyklus basierten.

Im vorchristlichen Skandinavien gab es eine Zeitrechnung, die, wie auch sonst auf der Welt, auf den Mondphasen beruhte. Erstaunlich ist aber, dass aus dieser Zeit kein Mondkalender überliefert ist. Daher muss man sich mit fragmentarischen älteren Angaben zusammen mit späteren Relikten und vergleichenden Untersuchungen begnügen. Zunächst gibt es zwei Varianten des Monats: den siderischen Monat und den synodischen Monat. Der siderische Monat ist 27 Tage und 8 Stunden, der synodische Monat 29 Tage und 12 Stunden lang. Das ist die Zeit zwischen zwei gleichen Mondphasen. Der siderische Monat kam in der volkstümlichen Zeitrechnung kaum vor. Man orientierte sich im vorkirchlichen Skandinavien nach allem, was bekannt ist, am synodischen Monat, der mal mit 29, mal mit 30 Tagen angenommen wurde. (52)Da der synodische Mondmonat (von ihm ist im weiteren nur noch die Rede) ungefähr 29 ½ Tage lang ist, erstrecken sich 12 Mondmonate über 354 Tage und sind damit 11 Tage kürzer als das Sonnenjahr. In Gegenden mit deutlichen jahreszeitlichen Unterschieden störte diese Verschiebung des Mondjahres gegenüber dem Sonnenjahr, und man musste das Mondjahr durch eine Korrektur an das Sonnenjahr anbinden. Das geschah üblicherweise, indem man in ungefähr jedem dritten Jahr einen Schaltmonat als 13. Monat anhängte. Damit stimmten die Mondmonate mit ddem Sonnenjahr ungefähr überein. Doch sie variierten im Laufe der Zeit vor und zurück über 60 Tage hinweg. Das führte dazu, dass der Beginn eines Mondmonats in verschiedenen Jahren bis zu 30 Tagen variieren konnte. Dieses Kalendersystem, in dem das Mondjahr an das Sonnenjahr gebunden wurde, nennt man „bundna månår“ (gebundenes Mondjahr).

Es gibt Anzeichen dafür, dass man sich vor Einführung des Julianischen Kalenders in Skandinavien nach dem „korrigierten Mondjahr“ richtete. Es bleibt aber die Frage, ob der Beginn des Mondmonats an den Neumond gekoppelt war oder an das erste Aufscheinen der Mondsichel einige Tage später. (53)[Es folgt die Wiedergabe eines Berichtes von Rudbeck (Atlantica 2; 1939, S. 650 f.) wie man exakt den Voll- und Neumond bestimmte]. (54)Volkstümlich wurde wahrscheinlich das erste Sichtbarwerden der Mondsichel angenommen, aber für offizielle Ereignisse, wie die Thingversammlunen, verwendete man den astronomischen Neumond.

Die Monatsrechnung im mittelalterlichen Island

(55)Im 12. und 13. Jahrhundert unternahm man es in Island, die unterschiedlichen gebräuchlichen Kalender zu harmonisieren. Dazu sind kalendarische Texte in der Íslendingabók, der Grágás und in Rímtöl überliedert. Daraus geht hervor, dass die Monatsrechnung und die Wochenrechnung parallel genutzt wurden. Beide wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts reformiert und mit dem kirchlichen Kalender verbunden: Für den isländischen Monat wurde festgelegt, dass er an einem bestimmten Wochentag einer bestimmten Woche beginnen sollte, wie in der kirchlichen Komputistik der Sonntagsbuchstabe und der 28-Jahres-Zyklus, also nach dem gleichen System, wie die isländische Wochenrechnung im Mittelalter. Das führte dazu, dass viele Grundzüge, wie die Monatsrechnung in der vorchristlichen Zeit in Island organisiert war, erhalten blieben.

Das isländische Monatsjahr wurde in ein Winter- und ein Sommerhalbjahr („misseri“) geteilt, die jeweils sechs Monate lang waren und der Jahreseinteilung nach der Wochenrechnung folgten. Jeder Monat war normalerweise 30 Tage lang. Nach 12 Monaten = 360 Tagen erweiterte man den dritten Sommer-Monat um vier Tage unmittelbar vor Mittsommer. Diese Vier-Tages-Periode hieß „auk-nǽtr“. So kam das normale Jahr auf 364 Tage. Hinzukam das System der Schaltjahre, indem man alle sieben Jahre dem Jahr eine Wohe hinzufügte. Diese besondere Woche hieß „sumarauki“ und wurde im Schaltjahr unmittelbar vor Mittsommer eingefügt. Damit stimmte das Schaltjahr auch mit der Wochenrechnung überein.

Diese Monate á 30 Tagen war ein gelehrtes Produkt ohne Verankerung in der isländischen Bevölkerung. (56)Die isländische Monatsrechnung ist für das Winterhalbjahr gut belegt. Dagegen ist zweifelhaft, wie weit sie auch im Sommerhalbjahr verwendet wurde. Denn da war das Arbeitsjahr entscheidend, das sich nach ökonomischen und ökologischen Notwendigkeiten richtete. Daher waren die Namen der Sommermonate im Gegensatz zu denen der Wintermonate regional unterschiedlich und teilweise unerklärbar, was für ein hohes Alter spricht. Wegen ihrer relativen Kontinuität, die sowohl das fehlen ökologischer und ökonomischer Zwangspunkte als auch auf christliche Einflüsse mit ihren Festterminen zurückgeführt werden könnte, sind die Namen der Wintermonate in Island von größerem Interesse.

Erste Woche Monatsname Übersetzung[10]
11.–18. Oktober gormánuðr gor=halbverdauter Mageninhalt; Schlachtmonat
10.–17. November ýlir, frermánuðr ýlir unklar mgl. mit él = Schneesturm verwandt; Frostmonat
10.–17. Dezember jólmánuðr, mǫrsúgr, Hrútmánuðr Julmonat; Fettsauger; Widdermonat
9.–16. Januar þorri, miðvinter Trockener Monat oder Der Winter nimmt ab; Mittwinter
8.–15. Februar gói Schneemonat? gjö = Spurschnee
10.–16. März einmánuðr Herleitung unklar

(57)Ýlir könnte auch eine Ableitung von Júl sein, dessen Bedeutung aber bislang nicht sicher ermittelt werden konnte. Auch die Deutung der Worte „þorri“ und „gói“ ist unsicher und spekulativ. Aber sie sind die älteren isländischen Monatsnamen und sind zusammen mit ihren skandinavischen Parallelen am besten belegt. Das deutet auf einen Gebrauch in sehr alten vorchristlichen Kalenderrechnungen hin.

Das korrigierte Mondjahr im angelsächsischen England und dessen skandinavische Parallelen.

(58) Beda Venerabilis behandelt in De Temporum Ratione vor allem die kirchliche Komputistik, berührte aber auch andere kalendarische Fragen, insbesondere die Zeitrechnung der eingewanderten Germanenstämme. Er bezeichnet die Kalender ausdrücklich als die der Angeln, was wohl die Sachsen und Jütländer umfasste. Er betont ausdrücklich, dass diese Zeitrechnung bis zur Christianisierung und der Einführung des Julianischen Kalenders bei ihnen in Gebrauch war, also vor dem 5. oder 6. Jahrhundert.[11] (60)Der von ihm überlieferte Kalender ist ein klares Beispiel für ein korrigiertes Mondjahr, Die Monate werden nach dem lauf des Mondes berechnet, aber im Sonnenjahr verankert, indem die vier Quartale sich nach dem Sonnenstand und den Äquinoktien richten.

(60) George Hickes veröffentlichte 1703 in De antiquae litteraturae septentrionalis utilitate sive de linguarum veterum septentrionalium usu Dissertatio epistolaris[12] Darin überliefert er die Monatsnamen aus dem englischen Manuskript Biblia Cattoniensis von 1031:

De Temp. Rat. Bibl. Cattoniensis Antiqu. Lit. Sept
giuli --- æftera geola
solmonath solmonath solmonath
hesmonath hlytha hlyda, hlydmonath
eosturmonath aprelis monath eosturmonath
thrimilchi maius maiusmonath
lida ærra litha ærra litha, seremonath, mithsumormonath, juniusmonath
lida julius monath æftera litha, mæth-monath, juliusmonath
weodmonath weodmonath weodmonath, augustusmonath
halegmonath haligmonath haligmonath, harvetsmonath
winterfilleth winterfylleth se teothamonath, haligmonath
blodmonad blotmonath blotmonath
giuli ærra jula ærre geola

Beda verweist bei seinen Erläuterungen wiederholt auf vorchristliche Verhältnisse. Seine Erläuterungen werden inzwischen bezweifelt und man hat gemeint, das seien seine eigenen Überlegungen, um die alten dunklen Monatsnamen zu erklären. Aber es gibt doch Hinweise, Bedas Informationen zumindest teilweise neu zu bewerten. Natürlich verfügte er über Quellen, die heute verloren sind, so dass man nicht jede Angabe nachprüfen kann. Aber das bedeutet nicht, dass die Erläuterungen unhistorisch sind.

Man hat z.B. angenommen, dass die Göttinnen Hretha und Eostre, die nach Beda den Monaten „hredmonath“ und „eosturmonath“ den Namen gegeben hätten, nur Bedas eigene Erklärungen seien. Stattdessen meinte man, dass „hredmonath“ vom stürmischen Wetter abzuleiten sei und der „Rauhe Monat“ bedeute. Ebenso hat man das Wort „eostur“ eine alte inzwischen verlorene Bezeichnung des Frühjahrs gewesen sei, die erst sekundär mit dem christlichen Ostern assoziiert worden sei. Aber es fällt auf, dass weder „hredmonath“ noch „eosturmonath“ in der Biblia Cattoniensis von 1031 erwähnt sind. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die beiden (61)Monatsnamen wegen ihrer im 11. Jahrhundert unerwünschten Assotiationen an heidnische Göttinnen ausgemerzt worden sind.

Auch seine Angabe, der „solmonath“ habe auch „brödkakornars monath“ geheißen, obgleich es doch keine Verbindung zwischen Sonne und Brotbacken gebe. doch war in ganz Europa die Sitte verbreitet, Brot und Butter anlässlich Rückkehr der Sonne zu opfern, wie aus Quellen des 11. Jahrhunderts zu entnehmen ist. Wahrscheinlich spielte Beda auf diesen Brauch an.

Das wichtigste ist jedoch die Ähnlichkeit von Bedas anglischer Kalenderbeschreibung und den entsprechenden Kalendern in Skandinavien. Beide hatten eine Halbjahreseinteilung und eine Quartalseinteilung, die sich nach dem Sonnenstand richtete. Auch bei den Angeln wurde der Schaltmonat vor dem Mittsommer eingeschoben. Der Doppelmonat „giuli–giuli“ entspricht dem Monatspaar ýlir–jólmánaðr im isländischen Kalender. Sowohl der altenglische „blodmonath“ wie auch der isländische „gormónanuðr“ knüpen an die herbstliche Tierschlachtung an. Der altenglische „thrimilchi“, an dem nach Beda die Kühe dreimal am Tag gemolken wurden, hat Parallelen in einigen skandinavischen Dialekten, wo tremjölksgräs und (62)tremjölksblomster für die Sumpfdotterblume verwendet wurde. Ein wichtiger Untersched zwischen dem angelsächsischen thrimilci und dem skandinavischen tri-mjölkingen ist allerdings, dass der letztere ungefähr einen Monat später liegt, was auf die unterschiedlichen klimatologischen Bedingungen zurückzuführen ist. Beide Julmonate liegen in derselben Zeit, was auf das gleiche astronomische Phänomen zurückzuführen ist.

Die Julmonate, die Wintrsonnenwende und die Schaltregel des korrigierten Mondjahres.

Nach Beda begann der anglische Kalender mit „Winterfilleth“, dem Wintervollmond, der im Julianischen Kalender dem Oktober entsprach. Nach ihm begann das Winterhalbjahr mit dem Herbstäquinoktium und „winterfilleth“ begann mit dem ersten Sichtbarwerden der Mondsichel nach dem Herbstäquinoktium. Das war durchschnittlich einen Monat nach dem Herbstäquinoktium, was sehr nah an den skandinavischen Winternächten liegt. Möglicherweise liegt hier eine sehr altertümliche kalendarische Struktur vor, als die Winternächte noch nicht auf ein festes Datum in der Wochenrechnung festgelegt waren.[13] Das Verhältnis zwischen winterfilleth und dem Herbstäquinoktium ist ähnlich dem Verhältnis zwischen den beiden Monaten „giuli“ und der astronomischen Wintersonnenwende. Beda legt die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember und nennt diesen Tag „modranect“. Die Aussage, dass das anglische Jahr am 25. Dezember beginne, ist darauf zurückzuführen, dass dies das offizielle Datum der Wintersonnenwende im Julianischen Kalender war, obwohl ihm bewusst war, dass zu seiner Zeit die Wintersonnenwende bereits am 18. Dezember stattfand.

(63)Die Bezeichnung modranect wurde häufig als „modernatten“ (Nächtemutter) gedeutet, also „Aller Nächte Mutter“, die Nacht, in der das neue Jahr geboren wird. Diese Übersetzung findet sich zuerst in Joseph Scaligers De emandatione Temporum von 1583.[14] Von dort breite sich diese Deutung in den gelehrten Kreisen aus. Der früheste schwedische Beleg ist in einem Aufsatz von Andreas Celsius in Hiorthers Almanach[15] von 1741 zu finden. Scaliger wurde alsbald von Olof Dalin in Svea Rikets historia von 1747[16] und von Johan Ihre im Glossarium Suiogothicum[17] von 1769 zitiert. Dalins Arbeit fand in die Schulbuchliteratur Eingang. Richtig musste die Übersetzung lauten: Die Nacht der Mütter". Diese Mütter waren offenbar Fruchtbarkeitsgöttinnen, die in der norrönen Literatur „Disen“ und der römischen Literatur über die germanischen Völker „matrones“ genannt wurden. Beda berichtet, dass die „modranect“ eine Zeit religiöser Zeremonien gewesen sei und erörtert, ob diese zeremonien in das vorchristliche Julfest eingang gefunden haben. Zumindest stützt der Zeitpunkt der „modranect“ mitten in der Zweimonatsperiode „giuli“ diese Annahme. Es könnte sich um die Nacht vor der Wintersonnenwende gehandelt haben. in diesem Fall wäre die „modranect“ an einen festen Punkt im Sonnenjahr gebunden gewesen. Aber nach Beda waren die beiden Monate „giuli“ Mondmonate. Deren Mitte verschob sich im Verhältnis zum Sonnenjahr und fiel auf die erste Neumondsichel des zweiten giuli-Monats. Nach Beda begann das anglische Jahr mit der Wintersonnenwende und die beiden Monate giuli ihren Namen danach erhalten haben, (64)dass der eine Monat diesem Tag voranging und der andere ihm folgte. Da es sich aber um Mondmonate handelte, kann diese Fixierung auf die Wintersonnenwende nicht richtig sein. Nach den isländischen Quellen lag der Zeitpunkt zwischen ýlir und jólmánuðr in der Mitte des 12. Jahrhunderts in dem Zeitraum zwischen dem 10. und 17. Dezember des Julianischen Kalenders. Die Wintersonnenwende fand zu dieser Zeit am 14./15. Dezember statt. Möglicherweise ist dies ein Überbleibsel einer älteren kalendarischen Struktur, die auch die große isländische Kalenderreform überdauert hat. Hier wurden Beda Fehler vorgeworfen, da es die von ihm zu Grunde gelegte feste Verbindung zwischen Mondjahr und Sonnenjahr nicht gebe. Am wahrscheinlichsten ist, dass das Verhältnis zwischen Wintersonnenwende und dem Punkt zwischen giuli–giuli bezw. ýlir–jólmánuðr als Ausgangspunkt einer längeren astronomischen Periode von acht oder 19 Jahren, nach welcher die Wintersonnenwende wieder ziemlich genau in der Mitte zwischen den Doppelmonaten fiel, gemeint war. (65)Die Wintersonnenwende war also Fixpunkt im Sonnenjahr und gleichzeitig ausgangspunkt für die Berechnung, wann ein Schaltmonat einzuschieben war. Da nicht nur die Wintersonnenwende sondern auch die Sommersonnenwende maßgeblich waren, liegt es nahe, dass nit nur die Wintersonnenwende, sondern auch die Sommersonnenwende von zwei Monaten gleichen Namens umschlossen wurden. Da der Schaltmonat vor die Sommersonnenwende gesetzt wurde, die von zwei „litha“ umschlossen war, hieß dieser Monat ebenfalls „litha“ und das Jahr „thrilithi“, Jahr mit drei „litha“. Zu der genauen Schaltregel gibt es keine Quellen, aber sie lässt sich erschließen:

  • Ein Sonnenjahr war 11 Tage länger als ein Mondjahr. Ein bestimmter Mondmonat hatte die erste Mondsichel an einem Datum X, das sich nach dem Monatsbeginn hin um 11 Tage verschob. In zyklischen Intervallen kam die erste Mondsichel wieder auf das Datum X.
  • Damit diese Verschiebung aber nicht dazu führte, dass Mondmonate des Winterhalbjahres in das Sommerhalbjahr gerieten, musste nach einer bestimmten Regel alle drei Jahre ein Schaltmonat eingeschoben werden.
  • Nach den skandinavischen und altenglischen Quellen war die Wintersonnenwende der Verbindungspunkt zwischen Sonnenjahr und korrigiertem Mondjahr.

Daraus ergibt sich folgende Schaltregel:

  1. Die erste Mondsichel des ersten Julmonats durfte in keinem Jahr nach der Wintersonnenwende sichtbar werden und die Mondsichel des zweiten Julmonats nicht vor der Wintersonnenwende.
  2. (66)Für den Beginn eines kalendarischen Zyklus lässt man den zweiten Julmond unmittelbar nach der Wintersonnenwende beginnen.
  3. In jedem Jahr, in dem die erste Monsichel weniger als 11 Tage nach der Wintersonnenwende zu sehen ist, muss ein Schaltmonat eingefügt werden, damit der Beginn des zweiten Julmonats im Folgejahr nicht vor die Wintersonnenwende rutscht.
  4. Der Zeitpunkt des Einschubs richtet sich nach der Sommersonnenwende.

Für die erste Regel gibt es keinen Beleg, ist ein Vermutung. Die Sache verkomplziert sich noch dadurch, dass die Tage des Julianischen Sonnenkalenders von Mitternacht zu Mitternacht, die Tage des älteren Mondjahres aber von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang gerechnet wurden. Es lässt sich nicht sicher sagen, welchem Tag die erste Mondsichel in der ersten Nachthälfte zugerechnet wurde.

Die Mondmonatsrechnung und das gebundene Mondjahr im vorchristlichen Skandinavien

In Skandinavien findet sich keine Quelle, die so ausführlich ist, wie Beda. Aber es gibt verstreute Hinweise in der Edda-Literatur, so die Bezeichnung „ártali“ (Jahreszähler) für Mond in Alvísmál 14[18] und Vafþrúðnismál 23.[19]Dort wird „Mundilfœri“ als Vater von Mond und Sonne bezeichnet. Darin steckt das Wort „mund“ = Zeit, Zeitpunkt. Mundilfœri ist einer, der sich zu bestimmten Zeiten bewegt. Er wurde daher oft mit dem Mond selbst identifiziert. Möglich ist aber auch, dass „mundill“ die Personifikation der Zeit als solche ist und „Mundilfœri“ der ist, der die Zeit vorwärts bewegt, transportiert. Das entspräche der alten Vorstellung, dass Sonne und Mond auf einem Schiff, in einem Wagen oder zu Pferde über den Himmel ziehen. Das stützt die Ansicht, dass Vafþrúðnismál von einem gebundenen Mondjahr ausgeht und die Zeitrechnung eine kosmologische Dimension besitzt. In Völuspá wird in den Strophen fünf und sechs die Erschaffung der Welt beschrieben, bei der auch Sonne und Mond ihre Bahnen zugewiesen werden, damit die Menschen die Zeit bestimmen können. In Vafþrúðnismál 25 heißt es: „Vollmond und Neumond, den Völkern zum Zeitmaß, schufen gütige Götter einst.“[20] (68)Der Ausdruck „ný oc nid“ (zunehmend und abnehmend) war eine Bezeichnung neben dem „Mond“. (69)Auch im älteren Gulathingslov kommt der Ausdruck „um ny hit nesta oc niðar“ synonym mit „manaðe“ im Zusammenhang mit dem Sklavenkauf vor.[21] (70)Auch die altschwedischen Gesetze verwenden ihn, allerdings alle ohne nähere Erläuterung, wohl, weil er zur Zeit der Abfassung noch in Gebrauch war.

Das spätere korrigierte Mondjahr in Skandinavien

In Dalarna waren die Ausdrücke „jultungel“ und „distingstungel“ noch Anfang des 20. Jahrhunderts in Gebrauch. „Jultungel“ leitete das Kalenderjahr ein und dass der Mond über den Dreikönigstag hinweg leuchtet. Ihm folgte der „distungel“. (71) Diese Verknüpfung mit dem Dreikönigstag ist oft zu finden. In Dänemark ist das korrigierte Mondjahr bereits 1626 belegt.[22] Man rechnete mit 12 Mondmonaten und zu gewissen Zeiten schob man einen Schaltmonat ein, den man „sildemaen“ (den letzten Monat) nannte. Dieses Mondjahr war schon an den julianischen Kalender gekoppelt und das jahr begann mit dem ersten Neumond nach dem Julianischen Neujahr.

Auf den Färöern ist das Mondjahr seit dem 17. Jahrhundert belegt, aber erst Texte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über einen richtigen Mondmonatskalender bestätigt das. Dieser kalender wurde auch auf den Hebriden und den Orkneys verwendet, und manchmal auch in Island. Nur auf den Färöern bestanden die Einschubperioden aus halben Mondmonaten, indem man die Monate mal von Neumond zu Neumond, mal von Vollmond zu Vollmond rechnete. Das verminderte die jährliche Verschiebung gegenüber dem Sonnenjahr um die Hälfte. Der Mondmonat „vetrasól“ (Nachtsonne) leuchtete immer über die Wintersonnenwende hinaus, und ihm folgte dann „Jólasól“. Der Mondmonat „sommersól“ reichte immer über die Sommersonnenwende hinaus. (72)Das finnische korrigierte Mondjahr hate 12 Monmonate, in bestimmten Jahren 13. Der letzte Monat hieß „hjärtmånad“ auch „Joulukuu“ (Julmond) in Teilen von Karelien und dieser Mond schien immer über den Dreikönigstag hinaus. Wenn das nicht der Fall war, dann wurde ein weiterer „hjärtmånad“ eingeschoben. Im Unterschied zu den übrigen Mondjahren ersetzt in Finnland der Dreikönigstag die Wintersonnenwende als Anknüpfungspunkt.

Auch die Samen hatten ein korrigiertes Mondjahr. Im 18. Jahrhunder schilderte ein sonst unbekannter Geistlicher in seinem Werk Astrophysia Lapponica den samischen Kalender. Die Monate wurden von der ersten Mondsichel zur nächsten gerechnet. Den Monat teilten sie in vier Viertel, nämlich von der ersten Mondsichel das erste Viertel, von da zum Vollmond, von da zum dritten Viertel und von da zur nächsten Mondsichel oder dem Neumond. Das jahr begann mit der Wintersonnenwende und wurde in vier Jahreszeiten eingeteilt, von der Wintersonnenwende bis zum Frühjahrs-Äquinoktium, von da zur Sommersonnenwende und dann zum Herbst-Äquinoktium.


Einzelnachweise

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  1. Ivar Aasen: Norsk Ordbok. Ordbok over det norske Folkesprog. Christiania 1871. S. 224, 334, 826.
  2. Ole Worm. Fasti Danici. Kopenhagen 1626. S. 31.
  3. Übersetzung von Claudius Freiherr von Schwerin: Schwedische Rechte. Weimar 1935. S. 81 f.
  4. In der Hákonar saga Snorri Sturlusons wird in Kap. 13 berichtet, dass das Jól in der „Hökunótt“ gefeiert wurde. Die Schreibweise von „hökunott“ ist unterschiedlich (auch „höggunott“) und die genaue Bedeutung umstritten. Alexander Jóhannesson, Isländisches Etymologisches Lexikon S. 696, hält es für wahrscheinlich, dass es mit dem neuisländischen Ausdruck „vera á hakanum“ = „überflüssig sein“ zusammenhängt, also eine überflüssige oder überzählige Nacht sei. Diese Hypothese erwähnt auch Nordberg Fußnote 76, was zur Zusammenfassung von zwei Tagen zu einem passen würde.
  5. So in den Rechenschaftsbüchern des Nyköpings slottslän für die Jahre 1365–1367. Jansson Sp. 275.
  6. Granlund (1955) S. 30 ff.
  7. Nordberg bezieht sich dabei auch auf Granlund (1955) und (1960). In (1960) steht davon aber nichts. Granlund 1955 konnte noch nicht geprüft werden.
  8. Upplandslag, Praefatio: „Ein Rechtswirker war Viger der Weise, ein Heide in heidnischer Zeit. Was wir finden in seinem Rechtsvortrag und allen Leuten brauchbar ist, das setzen wir in dieses Buch.“ Germanenrechte Bd. 7: Schwedische Rechte. Übersetzt von Claudius Freiherr von Schwerin. Weimar 1935. S. 67 f. In Upplandslag Kap. 15 3 1 wird bestimmt, dass die Jagd auf Eichhörnchen nicht vor Allerheiligen beginnen darf. (aaO S. 210).
  9. Lithberg (1921) S. 166.
  10. Deutung S. 57.
  11. De Temporum Ratione Kap. 15: (59)In alter Zeit rechneten die Angeln (weil es mir nämlich unrichtig erscheint, von der Jahresrechnung anderer Völker zu sprechen und meine zu verschweigen) die Monate nach dem lauf des Mondes. Nach griechischer und römischer Sitte erhielt der Monat seinen Namen nach dem Mond, indem man den Mond „mona“ und den Monat „monath“ nannte. Der erste Monat, der lateinisch „ianuariarum“ heißt, ist „giuli“, der „februarius“ heißt „solmonath“, der „martius“ „hredmonath“, der „aprilis“ „eosturmonath“, der „maius“ „thrimilci“, der „junius“ „lida“, der „julius“ ebenfalls „lida“, der „augustus“ „vveodmonath“, der „seprember“ „halegmonath“, der „october“ „vvinterfilleth“, der „november“ „blodmonath“, der „december“ „giuli“, genauso wie der Januar. Sie beginnen das Jahr am achten Tag vor dem Beginn des Januar [25. Dezember], wenn wir die Geburt des Herrn feiern. Gerade für die Nacht, die wir heilig halten, verwenden sie ein heidnisches Wort und nennen sie „modranecht“, was „Nacht der Mütter“ bedeutet und zwar wegen, wie wir annehmen, der Zeremonien, die sie in dieser Nacht ausführen. Immer wenn es ein normales Jahr war, so hatte jede Jahreszeit drei Monate. Aber wenn es ein Schaltjahr war, also ein Jahr mit 13 Mondmonaten, legten sie den besonderen Monat in den Sommer, so dass drei Monate zusammen den namen „litha“ trugen. Deshalb nannten sie das Schaltjahr „trilithi“, und dieses hatte vier Sommermonate, während die übrigen Jahreszeiten die üblichen drei hatten. Aber von Anfang an teilten sie das Jahr in zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter, wobei der Sommer aus sechs Monaten besteht, bei denen die Tage länger als die Nächte sind. Die anderen sechs Monate waren der Winter. Deshalb nannten sie den Monat, mit dem das Winterhalbjahr beginnt, „vvinterfilleth“, ein Name, der aus „Winter“ und „Vollmond“ besteht, weil der Winter bei Vollmond in diesem Monat beginnt. Auch ist es nicht abwegig, sich die Mühe zu machen, die Namen auch der übrigen Monate zu übersetzen. Der Monat „giuli“ hat seinen Namen nach dem Tag, an dem die Sonne sich wendet und zu wachsen beginnt und einer von ihnen vorangeht und ein anderer folgt. „Solmonath“ kann auch „Monat der Brotlaibe“ heißen, weil sie solche in diesem Monat den Göttern opfern. Der „hredmonath“ ist nach deren Göttin Hreda benannt, der sie in dieser Zeit opfern. Der „eosturmonath“, der heute Ostermonat bedeutet, hat seinen Namen von einer Göttin, die bei ihnen Eostre heißt, und für die sie Feste feiern. Nun bezeichnen sie Ostern mit ihrem Namen und sie bezeichnen das neue Fest mit dem seit Alters ehrwürdigen Namen. Der „thrimilci“ heißt so, weil in diesem Monat das Vieh abwechselnd dreimal am Tage gemolken wird; so fruchtbar war einmal Britannien und Germanien, von wo das das Volk der Angeln einst nach Britannien gekommen war. „Lida“ bedeutet „mild“ oder „navigierbar“, wei in diesen beiden Monaten die milden Brisen beruhigten und man gewohnt war, auf dem beruhigten Meer zu segeln. „Vveodmonath“ bedeutet „Unkrautmonat“, weil dann besonders viel Unkraut wächst. „Halegmonath“ bedeutet „Monat der heiligen Riten“. „Vvinterfilleth“ kann man in „Wintervollmond“ umbenennen. „Blodmonath“ ist der „Opfermonat“, denn da werden die Tiere geschlachtet und den Göttern geopfert. Dir sei Dank, guter Jesus, der uns vor diesen Wahnbildern bewahrt und uns dir die Opfer des Lobes gegeben hast [siehe auch O. S. Reuter, Germanische Himmelskunde. Untersuchungen zur Geschichte des Geistes. München 1934.]
  12. Nordberg schreibt 1705. Aber das bezieht sich auf den 5. Teilband: 'Numismata anglo-saxonica & anglo-danica'.
  13. Siehe besonders Jonathan Lindström: Påsk, höstblot och jul
  14. Joseph Scaliger: Opus de Emandatione Temporum II. 1583. S. 111.
  15. Anders Celsius: „Om rätta tiden til Distingens begående i Upsala“. Almanach för Året Efter wår Frälsares Christi Födelse 1741 til Upsala Hotizont. Hrg. O. P. Hiorther, Uppsala.
  16. In Bd. 1, S. 166: „Modernatten … som en moder åt de andra“.
  17. Bd. 2 Spalte 193.
  18. Siehe auch Klaus von See u.a.: Kommentar zu den Liedern der Edda. Bd. 3. Winter Heidelberg 2000. S. 355.
  19. Mundilfœri heitir
    hann er Mána faðir
    oc svá Sólar iþ sama;
    himin hverfa
    þau scolo hverian dag,
    öldom at ártali.

    Mundilfari heißt er,
    er soll des Mondes Vater
    und der Sonne sei;
    sie ziehen täglich
    zum Zeitmaß den menschen
    über den Himmel hin.

    Übersetzung von Felix Genzmer. Die Edda II. Götterdichtung. Thule Bd. 2. Diederichs 1963.
  20. ný oc nid scópo nýt regin, öldom at ártali."
  21. S. 29
  22. Ole Worm. Fasti Danici. Kopenhagen 1626. S. 32 ff.
  • John Granlund: Väckoräkning och veckoår. Uppsala 1955.
  • John Granlund: „Første vinterdag, sommerdag. Sverige.“ In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder Bd. 5. Kopenhagen 1960. Sp 140–141.
  • Jonathan Lindström: Påsk, höstblot och jul Sambandet mellan årliga högtider och forntida gravars orientering.
  • Sam Owen Jansson: „Tideräkning“ in: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder Bd. 18 Kopenhagen 1974. Sp. 270–277. (Skandinavien ohne Finnland, Island)
  • Nils Lithberg: Första vinterdag. Etnologiska studier tillägnade N. E. Hammerstedt. Stockholm 1921.
  • Andreas Nordberg: Jul, disting och förkyrklig tideräkning. Kalendrar och kalendarisk riter i det förkristna Norden. Uppsala 2006.
  • Kustaa Vilkuna: „Tideräkning“ (Finnland) in: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder Bd. 18. Kopenhagen 1974. Sp. 277–280.