Benutzer:Rainer Lippert/Spielwiese 44

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Babisnauer Pappel

Ort Babisnau
Bundesrepublik Deutschland
Baumart Schwarz-Pappel
Höhe ü.d.M. 330 m
Geographische Lage 50° 58′ 27″ N, 13° 44′ 59″ OKoordinaten: 50° 58′ 27″ N, 13° 44′ 59″ O
Rainer Lippert/Spielwiese 44 (Deutschland)
Rainer Lippert/Spielwiese 44 (Deutschland)
Status Naturdenkmal Ja, seit 1939
Alter 204 Jahre (2012)
Stammumfang
(Brusthöhe)
5,13 m (2007)
Baumhöhe 17,3 m (2007)

Die Babisnauer Pappel ist eine Schwarz-Pappel (Populus nigra) bei Babisnau, einem Ortsteil der Gemeinde Kreischa in Sachsen. Sie steht exponiert auf einer Hochfläche südlich von Dresden und ist weithin sichtbar. Die Pappel wurde im Jahre 1808 vom Babisnauer Gutsbesitzer Johann Gottfried Becke als Grenzbaum an der Grenze seines Besitzes gepflanzt und ist seit dem Jahre 1936 als Naturdenkmal ausgewiesen. Der Baum ist wegen der Aussicht nach allen Seiten und zur Stadt Dresden ein beliebtes Ausflugsobjekt. Die Pappel hat bei starken Stürmen in den Jahren 1967 und 1996 einen Großteil ihrer runden Krone verloren. Der Baum ist 17,3 Meter hoch, der Stamm hat einen Umfang von 5,1 Metern. Im Jahre 1866 wurde im Deutschen Krieg im Baum vorübergehend ein Beobachtungsgerüst als Ausguck eingebaut. Im Jahre 1885 wurde neben dem Baum ein festes Aussichtsgerüst errichtet und in den Jahren 1922, 1963 und 1999 erneuert. Die Pappel wurde ab 1993 mehrmals vegetativ vermehrt. Einer Legende nach zeigt die Pappel mit ihrer Blüte, die nicht in jedem Jahr erscheint, das nahende Ende eines Krieges an. Zweimal im Jahr findet mit dem Wendelauf ein Volkslauf um die Pappel statt.

Die Pappel steht auf dem unbewaldeten 335 Meter über Normalnull hohen Zughübel mit freier Sicht in alle Richtungen, vor allem nach Dresden, das auf etwa 110 Meter Höhe liegt, und zur Sächsischen Schweiz. Sie ist etwa neun Kilometer südlich von Dresden und etwa 800 Meter westlich von Babisnau entfernt, steht etwa 220 Meter oberhalb der Elbe und ist von landwirtschaftlich genutzten Feldern umgeben. Die Pappel befindet sich unmittelbar an der Flurgrenze zwischen den Gemarkungen von Babisnau, einem Gemeindeteil von Kreischa und Golberode, einem Gemeindeteil von Bannewitz. In nächster Nähe steht eine Aussichtsplattform und in etwa zehn Meter Entfernung die im Jahre 1890 gepflanzte Bismarck-Eiche. Das Panorama von der Pappel und der Plattform aus umfasst im Norden über der breiten Elbtalweitung den bewaldeten Steilhang, der die Westlausitzer Hügel- und Berglandschaft nach Süden begrenzt. Diese lässt sich von dem 361 Meter über Normalnull hohen Borsberg bis zu den Lößnitzhöhen verfolgen.[1] Im Osten wird das Relief der Tafelberge des Elbsandsteingebirges sichtbar.[1] Im Süden wird das Kreischaer Becken vom Höhenzug mit der Quohrener Kipse, dem Hermsdorfer Berg und dem Wilisch umrahmt.[1]

Die Pappel steht auf einer Sandsteintafel, die in etwa 320 Meter Höhe endet.[2] Entsprechend dem schwachen Einfallen der Sandsteine neigt sich die Tafel mit sanft geneigten Hängen von zwei bis vier Grad nach Norden in Richtung Golberode.[2] Am Zughübel wird die Tafel gegen den Zertalungsbereich des Possendorfer Baches durch eine ausgeprägte, nach West und Südwest gerichtete, etwa 40 Meter hohe Schichtstufe begrenzt.[2] Auf den Sandsteinen befindet sich eine flache Lößlehmdecke, auf der sich flachgründige Decklöß-Parabraunerden entwickelt haben.[2] Aufgrund dieser geologischen Bedingungen auf dem Zughübel war der Pappel möglich, an diesem Standort zu gedeihen.[3] Die Pappel gehört einer Gattung an, die normalerweise in feuchten Niederungen wächst und nicht auf einem Höhenzug.[3]

Die Schwarzpappel wurde im Jahre 1808 vom Gutzbesitzer Johann Gottlieb Becke aus Babisnau als Grenzbaum zur benachbarten Golberoder Flur auf der höchsten Erhebung des Zughübels gepflanzt.[4] Ob dies als dauerhafte Markierung auf der Flurgrenze wegen eines Streites mit dem Nachbarn geschehen ist oder im Einvernehmen mit ihm, ist nicht überliefert.[5] Auch ist nicht bekannt, wie alt der Baum bei der Pflanzung war.[5] Im Jahre 1858 versah Maximilian Eckhardt seine Grafik Blick auf Leubnitz von Norden her mit einer Baumsignatur der Pappel am Horizont. 1866 soll die schon stattliche Pappel während des Preußisch-Österreichischen Krieges sächsischen Pionieren als Beobachtungspunkt von einem eingebauten Gerüst aus gedient haben.[6] Die Kampfhandlungen fanden jedoch weiter südlich im Böhmischen statt, so dass die Pappel ohne Schäden blieb. Die Plattform diente danach als Aussichtspunkt mit Rundblick und wurde immer mehr von Ausflüglern aufgesucht. Wie lange sie existierte, ist nicht bekannt.[6] Das älteste bekannte Foto des Baumes stammt aus dem Jahre 1878.

Am Grenzbaum führte der Weg von Babisnau nach Golberode und Possendorf vorbei. Im Jahre 1883 beabsichtigte man, diesen Kommunikationsweg zu verlegen und der Gutsbesitzer Gießmann wollte deswegen die Pappel fällen.[7] Er befürchtete, dass die zahlreichen Ausflügler nach der Verlegung des Weges seinen Feldweg zur Pappel benutzen und den Ertrag seines benachbarten Feldes beeinträchtigen würden.[7] Die Pappel war jedoch bereits zum Wahrzeichen des Elbtals bei Dresden geworden und der Baum diente auch als Visierpunkt für geodätische und ähnliche Arbeiten. Um die Fällung zu verhindern, fand am 27. Januar 1884 eine Delegierten-Versammlung des 1877 gegründeten Gebirgsvereins für die Sächsisch-Böhmische Schweiz statt.[7] Man verhandelte mit dem Eigentümer der Pappel und am 23. März 1884 kaufte der Gebirgsverein den Baum für 300 Mark. Damit wurde die Fällung des Baumes verhindert.[7] Der umliegende Grund von 150 Quadratmetern wurde gepachtet. Am 6. Mai 1884 setzten Geometer die Grenzsteine.[7] Nach dem Kauf der Pappel gründete Ernst Wilhelm Zöllner die Gebirgsvereinssektion Golberode-Babisnau, die auch den Gutsbesitzer Gießmann als Vereinsmitglied gewinnen konnte.[7] Am 17. Mai 1885 wurde das erste, von der Sektion für 360 Mark errichtete vier bis fünf Meter hohe Aussichtsgerüst eingeweiht.[8] Die Aussichtsplattform befand sich in etwa drei Meter Höhe, zu ihr führten 16 Stufen.[8] Darunter, innerhalb des Aussichtsgerüstes, befand sich eine offene Unterstellmöglichkeit als Wetterschutz. Später wurde sie zum Teil geschlossen.[8]

Stammansicht von der Plattform aus

Im Jahre 1886 berichtete das Aprilheft der Bergblumen, illustrierte Blätter der Sektion Strehlen über die Pappel mit einer Zeichnung, die sie mit einer beinahe kugelrunden Krone zeigt.[4] Die Mitglieder der Gebirgsvereinssektionen Strehlen und Golberode-Babisnau pflanzten zwischen 1887 und 1896 vier Eichen neben die Pappel .[9] Die erste davon, die Wettin-Eiche, ging vermutlich bereits nach kurzer Zeit ein.[9] Deshalb wurde anlässlich der 800-Jahrfeier des Hauses Wettin im Jahre 1889 eine weitere Eiche gesetzt.[9] Ebenfalls im Jahre 1889 kaufte der Gebirgsverein das 150 Quadratmeter große umliegende Grundstück für 12 Mark pro Quadrat- Rute.[9] Die nächste Eiche wurde im Jahre 1890 zu Ehren von Reichskanzler Otto von Bismarck als Bismarck-Eiche gepflanzt.[9] Als letzte wurde im Frühjahr 1896 die König-Albert-Eiche zu Ehren König Alberts gepflanzt.[9] Eine Zeitlang war die Pappel von drei Eichen umgeben. Die Bismarck-Eiche ist die einzige, die noch steht.[9] Eine Fotografie der Pappel vom Juni 1897, auf der auch das Aussichtsgerüst zu sehen ist, zeigt sie wiederum mit einer runden Krone. Im Jahre 1899 wurde das morsch gewordene und teilweise mutwillig beschädigte Aussichtsgerüst instandgesetzt.[10]

Am 21. September 1922 wurde nach zweiwöchiger Bauzeit ein neues, vier Meter hohes Aussichtsgerüst eingeweiht.[8] Der Bauherr war die Gebirgsvereinssektion Golberode-Babisnau. Eine Rotdornhecke wurde im Jahre 1925 angepflanzt.[11] Die Pappel wurde am 28. Dezember 1936, 128 Jahre nach ihrer Pflanzung mit Verordnung des Kreishauptmanns Dresden-Bautzen als Naturdenkmal nach dem Reichsnaturschutzgesetz (RNG) ausgewiesen.[12] Vom Jahre 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war bei der Pappel eine Fliegerabwehrstaffel stationiert.[6] Nachdem die deutschen Linien am Boden und in der Luft nicht mehr standgehalten hatten, stand die Pappel mitten im Kriegsgeschehen.[6] Kurz vor dem Ende des Krieges sollte sie gefällt werden, da sie als gefährliche Sichtmarke angesehen wurde. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Im Jahre 1945 löste sich der Gebirgsverein auf und das Flurstück mit der Pappel und der Bismarck-Eiche ging in die Betreuung der Gemeinde Bärenklause-Kautzsch über. Im Jahre 1957 wurde Babisnau dem Kreis Freital angegliedert. Ein Jahr später wurde die Pappel am 23. August 1958 auf Beschluss 108/58 des Rat des Kreises (RdK) Freital zum zweiten Mal als Naturdenkmal ausgewiesen.[12] In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurde das Aussichtsgerüst baupolizeilich gesperrt, da es durch die Witterung und mutwillige Beschädigungen unbrauchbar und gefährlich geworden war. Freitaler Heimatfreunde errichteten im Jahre 1962/63 in Eigenleistung eine neue, stählerne Aussichtsplattform.[13] Am 21. Juni 1961 wurde die Babisnauer Pappel mit dem Flurstück 36a und den beiden umliegenden Flurstücken 35a und 40 zum Volkseigentum erklärt und sie unterlagen damit der staatlichen Verwaltung.[10] Die Betreuung blieb jedoch weiterhin bei der Gemeinde. Bei einem starken Gewittersturm mit Hagel nach Temperaturen von 30 Grad Celsius am 20. Juli 1967 verlor die Pappel ein Drittel ihrer inzwischen großen Krone.[14] Einer von drei nach oben gehenden Haupttriebe der etwa 26 Meter hohen Krone brach aus und die Pappel verlor damit die kugelrunde Krone.[14] Die Höhe reduzierte sich auf etwa 20 Meter.[15] Der ausgebrochene Ast wurde wegen seiner Größe von zwei Traktoren weggeschleppt.[16] Von da an übernahm immer mehr die inzwischen ebenfalls große Krone der Bismarck-Eiche die Rolle als Blickfang aus der Ferne.[16]

Seilgesicherte Äste
Aussichtsgerüst

Die ersten Pflegemaßnahmen an der Pappel fanden im Auftrag des Landratsamtes Freital am 9. Dezember 1991 statt.[17] Dabei wurde auch der Stumpf des 1967 ausgebrochenen Astes gerade gesägt.[17] In der Nacht vom 30. zum 31 Dezember 1993 legten Vandalen im Hohlraum der Pappel ein Feuer.[18] Gegen Mitternacht waren die Feuerwehren von Bärenklause-Kautzsch und Kreischa vor Ort, um den Schwelbrand im hohlen Baumstamm zu bekämpfen.[18] Von wem die Feuerwehr alamiert wurde, ist nicht bekannt.[18] Der komplette Wasserinhalt eines Löschfahrzeuges wurde in den Hohlraum gepumpt, der stürmische Wind ließ jedoch die Glut nicht erlöschen.[18] Am frühen Silvesternachmittag fuhr die Feuerwehr erneut zur Pappel, um mit einer weiteren Tankladung Wasser zu löschen.[18] Zusätzlich wurden in die Öffnung des Stammes Sand gefüllt und die Löcher im Wurzelbereich mit Erde verstopft, damit die Kaminwirkung des hohlen Stammes nachließ.[18] Damit konnte der Schwelbrand gelöscht werden.[18] Hätte die Feuerwehr mit Schaum bekämpft, hätte die Pappel größeren Schaden davongetragen.[18] Anlässlich der Wende wurde der Landkreis Freital im Jahre 1995 Teil des neu gebildeten Weißeritzkreises, zu dem Babisnau gehörte. Die Pappel wurde am 23. August 1995 per Verordnung des Landratsamtes Weißeritzskreises ein drittes Mal als Naturdenkmal ausgewiesen.[12] Im Jahre 1996 übernahm die am 1. Januar 1993 gegründete Ortsgruppe Babisnau im Landesverein Sächsischer Heimatschutz die Flurstücke 35a und 36a der Gemarkung Babisnau und 1997 das Flurstück 40 der Gemarkung Golberode zum symbolischen Preis von jeweils einer Mark.[17] Weil die Aussichtsplattform gefährliche Roststellen aufwies, erteilte Vorstand des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz am 1. Dezember 1996 der Babisnauer Ortsgruppe den Auftrag, sie zu entfernen.[19] Für die nächsten Jahre blieb der Bereich der Pappel ohne Aussichtsplattform.[19] In der Nacht vom 5. zum 6. Juli 1996 brach bei einem heftigen Sturm der zweite Hauptast ab.[17] Dieser war an der Abzweigstelle des 1967 abgebrochenen Astes stark angefault.[14] Aufgrund der beträchtlingen Länge von etwa sieben Metern konnte er dem Sturm nicht standhalten.[17] Die Krone der Pappel bestand nun nur noch zu einem Drittel und es blieb einer von ehemals drei Hauptästen. Die Charakteristik der Pappel hatte sich stark geändert und wird von dem einen Hauptast geprägt.

Pappel mit Eiche und Aussichtsgerüst

Nach dem ersten Spatenstich am 1. Juni 1999 wurde das neue Aussichtsgerüst am 2. Juli 1999 eingeweiht.[19] Finanziert wurde das Gerüst und die Gestaltung des umliegenden Areals mit Fördermitteln des Regierungspräsidiums Dresden und durch Sponsoren.[19] An der Wunde des im Jahre 1996 ausgebrochenen Astes hatte sich im Laufe der Zeit ein Riss gebildet, der sich immer mehr verbreiterte. Um ein Auseinanderbrechen des Baumes zu verhindern, wurden im Jahre 2000 an der verbliebenen Krone Metallbänder, verbunden mit einem Stahlseil, angebracht.[20] Gegen Ende Dezember des Jahres 2003 brach ein großer Seitenast heraus.[14] Das Kronenvolumen verringerte sich dadurch erneut. Die Pappel überragte nur noch mit ein paar Zweigen die Krone der danebenstehenden Eiche. An der Ausbruchstelle des Seitenastes wuchs ein Porling.[20] Im Frühjahr des Jahres 2006 waren es inzwischen mehrere solcher Pilze, so dass die Gefahr bestand, dass der Ast, der an dieser befallenen Stelle abzweigt, vorzeitig abbricht.[20] Um dem entgegenzuwirken, musste der Bereich entlastet werden. Der große Ast wurde am 11. April 2006 stark eingekürzt, so dass das Gewicht abnahm.[20] Die Höhe der Krone verringerte sich dadurch nochmals auf 17 Meter. Damit ist die Pappel jetzt nicht mehr höher als die danebenstehende Eiche. Zusätzlich zu den Metallbändern wurden flexible Sicherungsgurte angebracht.[20] Am 16. August 2008 feierten über 500 Besucher den 200. Geburtstag der Pappel.[11] Zeitgleich fand eine Ausstellung über den Baum in Babisnau statt.[11] Am 21. Mai 2009 wurden mit einem Festakt ein steinerner Tisch und Bänke, gesponsert von einer Dresdener Familie, als Rastplatz eingeweiht.[11]

Stammumfang und Höhe[15]
Jahr Umfang Höhe
1896 4,30 m (1 m Höhe) 23 m
1934 4,50 m (1 m Höhe)
1957 4,70 m (1,3 m Höhe) 26 m
1974 4,75 m (1,3 m Höhe) 20 m
1983 4,78 m (1,3 m Höhe) 20 m
1991 5,00 m (1,3 m Höhe)
2007 5,13 m (1,3 m Höhe) 17,3 m

Der Stamm der Pappel ist gleichmäßig und vollständig erhalten. In etwa vier Meter Höhe teilte er sich ehemals in drei große Äste, die die runde Krone bildeten. Heute ist nur noch ein Ast vorhanden, aus dem die unregelmäßige Krone hervorgeht. Durch die ausgebrochenen Ästen wurde der Stamm geöffnet. Die Krone hatte im Jahre 2004 eine Ausdehnung von 14 auf 19 Metern.[21] Die Höhe des Baumes hat sich nach mehreren Astausbrüchen auf 17,3 Meter reduziert.[15]

Die Pappel wurde zu verschiedenen Zeiten vermessen.[15] Bei der ersten Messung im Jahre 1896 war der Umfang etwa 4,30 Meter auf einem Meter Höhe. Der Baum war damals 23 Meter hoch. Im Jahre 1957 hatte er mit 26 Metern die größte Höhe erreicht. Der Stammumfang war auf 1,3 Meter, der Höhe des sogenannten Brusthöhendurchmessers, 4,70 Meter. Im Jahre 2007 war der Umfang auf gleicher Höhe auf 5,13 Meter angewachsen. Das Deutsche Baumarchiv, das die alten Bäume in Deutschland dokumentiert, gibt in Bäume die Geschichten erzählen, einen Umfang, in einem Meter Höhe gemessen, von 5,00 Metern an.[6] Aufgrund ihres Standortes hat die Pappel wohl zu keiner Zeit die Messdaten von Schwarzpappeln gleichen Alters, die in artgerechter Umgebung aufgewachsen sind, erreicht.[15]

Im Jahre 1991 fand an Silvester der erste Wendelauf um die Babisnauer Pappel statt.[22] Seitdem hat sich der jährliche Volkslauf im Sportkalender von Dresden etabliert. Gegen Ende der 1990er Jahre hatten am Wendelauf, der kein Wettkampf ist, bereits über 300 Läufer, Wanderer und Radfahrer teilgenommen.[23] Der Wendelauf findet zweimal jährlich, als Sommersonnenwendelauf und als Jahreswendelauf an Silvester, statt.[24] Bei diesem Volkslauf ist der Start- und Zielpunkt beliebig, die Wende an der Hälfte der Strecke ist aber stets die Babisnauer Pappel, wo es im Winter gratis Glühwein und im Sommer Sekt gibt.[24] Auch Verpflegung wird dort ausgegeben. Die Art der Fortbewegung spielt keine Rolle. So haben im Winter auch schon Skiläufer teilgenommen, auch einen Reiter gab es bereits.[24] Es werden immer verschiedene Routen mit unterschiedlicher Länge angeboten, die sternförmig zur Pappel führen.[24]

Verschiedene Namen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hinweisschild

Die Pappel wird heute ausschließlich als Babisnauer Pappel bezeichnet.[25] Das war jedoch nicht immer so.[25] In der Zeitschrift Bergblumen wurde die Pappel in der Festausgabe zum zehnjährigen Bestehen der Sektion Strehlen im Jahre 1888 und auf zwei Fotografien aus dem Jahre 1897 sowie auf später erschienenen Ansichtskarten als Zöllner-Pappel bezeichnet.[25] Dieser Name ging vermutlich auf den damaligen Vorsitzenden der Sektion Strehlen des Gebirgsvereins für die Sächsisch-Böhmische Schweiz, den Strehlender Privatus Ernst Wilhelm Zöllner zurück, der im Jahre 1884 die Pappel im Auftrage des Vereins gekauft hatte.[25] Um die Jahrhundertwende bürgerte sich in den Wanderbüchern wieder der Name Babisnauer Pappel ein.[25] Eine weiterer Name in manchen Wanderführern und auf Ansichtskarten der damaligen Zeit ist Silberpappel.[25] In die Naturdenkmal-Liste wurde die Pappel als Deutsche Pappel eingetragen.[25]

Einer Legende nach blüht die Pappel immer dann, wenn das Ende eines Krieges bevorsteht.[26] Eine Schwarzpappel blüht nicht in jedem Jahr, was in der Botanik als natürliche Ökonomie der Pflanzen und Bäumen bezeichnet wird.[26] Die Pappel soll im Jahre 1870 geblüht haben und das Ende des Deutsch-Französischen Krieges im Jahre 1871 angezeigt haben.[26] Ein weiteres Mal blühte der Baum im Jahre 1918 zum Ende des Ersten Weltkrieges.[26] Im Frühjahr 1943 stand die Pappel erneut in Blüte und trug Früchte in großer Fülle.[27] Der deutsche Romanist Victor Klemperer schrieb am 23. Mai 1943 in seinem Tagebuch, dass die Babisnauer Pappel blühte und dem Aberglauben nach der Krieg bald zu Ende gehen würde.[26] Im Jahre 1947 erwähnte Klemperer diese Legende auch in seinem Werk LTI – Notizbuch eines Philologen.[27] Er schrieb, dass die Babisnauer Pappel nur selten blühe und ihm erzählt worden sei, dass sie auch bei allen anderen Kriegen im 19. Jahrhundert blühte.[27] Bei der Pappelblüte im Jahre 1943 war die Legende vom Ende des Krieges weit über Dresden hinaus bekannt.[26] So wurde aus Oberschlesien berichtet, dass bei Dresden eine Pappel steht, bei deren Blüte der Krieg zu Ende geht.[26] Menschen, die von der Wunderblüte gehört hatten, kamen aus fernen Gegenden, um die Pappel aufzusuchen.[26] Zwei Jahre später, im Mai 1945, endete tatsächlich der Weltkrieg.[26]

Vegetative Vermehrung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neue Babisnauer Pappel

Die Babisnauer Pappel wurde in der Sächsischen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Graupa auf ihre genetische Reinheit mit einem positives Ergebnis geprüft.[28] Im Februar 1993 schnitt Rudolf Schröder, der damalige Leiter des Botanischen Gartens Dresdens, von der Pappel Steckhölzer.[28] Diese wurden in den darauffolgenden Jahren von Steffen Ruhtz, dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Babisnau im Landesverein Sächsischer Heimatschutz betreut und sie hatten beim Aufwachsen die gleichen klimatischen Bedingungen wie der Altbaum.[28] Im Jahre 1997 wurde einer der jungen Bäume auf dem Gelände der Sternwarte in Radeberg bei Dresden gepflanzt.[28] Am 8. April 2006, im Jahr, als die Schwarzpappel zum Baum des Jahres gewählt wurde, pflanzten Mitglieder der Regionalgruppe Goldene Höhe des Landesvereins aus Babisnau eine zweite solche Schwarzpappel.[28] Diese wurde neben der Babisnauer Pappel gepflanzt,[28] die Anfang November 2007 eine Höhe von 8,20 Metern hatte.[29] Die Diplom-Fortswirtin Claudia Schuster aus Babisnau unternahm im Dezember 2003 einen weiteren Versuch, die Babisnauer Pappel vegativ zu vermehren.[30] Sie entnahm die Steckhölzer von dem im Dezember 2003 beim Sturm heruntergebrochenen Seitenast der Pappel.[30] Es gelang ihr, ein Steckholz zu einem jungen Baum aufzuziehen.[30] Sie pflanzte ihn mit zwei Kommilitonen ebenfalls im Jahr der Schwarzpappel 2006 in das Pappel-Quartier des Forstbotanischen Gartens Tharandt.[30]

  • Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1.
  • Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1.
  • Karl Lemke, Hartmut Müller: Naturdenkmale. Bäume, Felsen, Wasserfälle. 2. Auflage. VEB Tourist Verlag, Berlin/Leipzig 1990, ISBN 3-350-00284-6.
  • Karen Trinks: Naturschutz regional: Baum-Naturdenkmale in der Region oberes Elbtal/Osterzgebirge. Hrsg.: Staatliches Umweltfachamt Radebeul. UBIK-Verlag, Radebeul 2004.
  • Victro Klemperer: LTI: Notizbuch eines Philologen. 10. Auflage. Philipp Reclam jun., Leipzig 1990, ISBN 3-379-00125-2.
Commons: Babisnauer Pappel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Karen Trinks: Naturschutz regional: Baum-Naturdenkmale in der Region oberes Elbtal/Osterzgebirge. Hrsg.: Staatliches Umweltfachamt Radebeul. Kapitel wrk 001 Babisnauer Pappel, S. 102.
  2. a b c d Akademie der Wissenschaften der DDR (Hrsg.): Zwischen Tharandter Wald, Freital und dem Lockwitzgrund (= Werte unserer Heimat. Band 12, E 9). Akademie-Verlag, Berlin 1973, S. 84–85.
  3. a b Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Eine Schwarz-Pappel mit Botanischen Eigenheiten?, S. 14.
  4. a b Maximilian Eckardt: Die Babisnauer Pappel. In: „Bergblumen“ illustrierte Blätter im Verlag der „Section Strehlen“ des Gebirgsvereins für die Sächsisch-Böhmische Schweiz. 1886.
  5. a b Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Aus 200 Jahren Bewegter Geschichte, S. 6.
  6. a b c d e Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1, Kapitel Bäumchen wechsle dich nicht! Schwarzpappel bei Babisnau, S. 64.
  7. a b c d e f Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Aus 200 Jahren Bewegter Geschichte, S. 7–8.
  8. a b c d Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Zu allen Zeiten ein besonderer Besuchermagnet – Die Aussichtsgerüste, S. 29.
  9. a b c d e f g Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Aus 200 Jahren Bewegter Geschichte, S. 8–10.
  10. a b Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Zeittafel, S. 55.
  11. a b c d Ein beachtenswertes Naturdenkmal vor den Toren Dresdens. Abgerufen am 21. Oktober 2012. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Babisnauer Pappel“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  12. a b c Karen Trinks: Naturschutz regional: Baum-Naturdenkmale in der Region oberes Elbtal/Osterzgebirge. Hrsg.: Staatliches Umweltfachamt Radebeul. Kapitel 6. Naturdenkmale im Weißeritzkreis, S. 100.
  13. Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Zu allen Zeiten ein besonderer Besuchermagnet – Die Aussichtsgerüste, S. 30.
  14. a b c d Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Gefahren von 1866 bis in die Gegenwart, S. 32.
  15. a b c d e Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Eine Schwarz-Pappel mit Botanischen Eigenheiten?, S. 15.
  16. a b Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Von der ältesten Abbildung bis zum heutigen Erscheinungsbild, S. 22–23.
  17. a b c d e Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Zeittafel, S. 56.
  18. a b c d e f g h Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Gefahren von 1866 bis in die Gegenwart, S. 34–35.
  19. a b c d Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Zu allen Zeiten ein besonderer Besuchermagnet – Die Aussichtsgerüste, S. 30–31.
  20. a b c d e Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Zeittafel, S. 57.
  21. Karen Trinks: Naturschutz regional: Baum-Naturdenkmale in der Region oberes Elbtal/Osterzgebirge. Hrsg.: Staatliches Umweltfachamt Radebeul. S. 103.
  22. „Wendelauf um die Babisnauer Pappel“ zu Silvester: Einst als Grenze gepflanzt – jetzt traditioneller Läufertreff. In: Dresdner Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten, Dresden 28. Dezember 1998, S. 20.
  23. Breitensport: Silvesterlauf zur Babisnauer Pappel: Eine „alte Dame“ im Mittelpunkt. In: Dresdner Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten, Dresden 2. Januar 1999, S. 20.
  24. a b c d Glühweintrinken an der Babisnauer Pappel: Zum 17. Mal treffen sich Läufer, Walker und Wanderer zum Jahreswendelauf. In: Dresdner Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten, Dresden 19. Dezember 2006, S. 12.
  25. a b c d e f g Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Aus 200 Jahren Bewegter Geschichte, S. 12–13.
  26. a b c d e f g h i Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Die Legende ..., S. 38–39.
  27. a b c Victro Klemperer: LTI: Notizbuch eines Philologen. 10. Auflage. Philipp Reclam jun., Leipzig 1990, ISBN 3-379-00125-2, Kapitel X: Autochthone Dichtung, S. 71.
  28. a b c d e f Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Eine Schwarz-Pappel mit Botanischen Eigenheiten?, S. 16.
  29. Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Die verschiedenen Nachbarn, S. 27.
  30. a b c d Madalena Flügge: Die runde Pappel zu Babisnau. 2. erweiterte Auflage. Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 2008, ISBN 978-3-9812320-1-1, Kapitel Eine Schwarz-Pappel mit Botanischen Eigenheiten?, S. 17.