Christian Leberecht Heyne

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Christian Leberecht Heyne

Christian Leberecht Heyne, den Zeitgenossen bekannt unter dem Pseudonym Anton Wall (geboren 1751 in Leuben bei Lommatzsch[1]; gestorben am 13. Januar 1821 in Hirschberg im Vogtland) war ein deutscher Dramatiker, Erzähler und Übersetzer.

Heyne war der Sohn eines Predigers in Leuben, einem Dorf bei Lommatzsch in Sachsen. Nach dem Besuch der Domschule in Naumburg studierte Heyne die Jurisprudenz und Geschichte in Leipzig. Angeregt durch die Preußischen Kriegslieder Gleims verfasste er ebenfalls Kriegslieder, die 1779 unter dem von ihm meistens verwendeten Pseudonym Anton Wall erschienen. Ab 1787 war er Privatsekretär von Carl Christoph von Hoffmann, dem Kanzler der Universität Halle. Von 1788 bis 1790 war er in Berlin, wo er privatisierte, aber auch juristische Ausarbeitungen verfasste. Nachdem er eine Anstellung bei der preußischen Regierung abgelehnt hatte, lebte er bis 1790 in Rochlitz und Geringswalde. Auf eine Einladung des Buchhändlers und Verlegers Carl Heinrich Emanuel Richter, für den er in den folgenden Jahren einen Roman, eine Reihe orientalischer Märchen und andere Erzählungen schreiben sollte, kam Heyne 1798 nach Altenburg.

Schon zuvor hatte Heyne unter melancholischen Zuständen gelitten. Nach Richters Tod 1801 verfiel er erneut in Schwermut und konnte sein letztes Werk (Murad, ein persisches Märchen 1801) nicht mehr beenden. Den zweiten Band verfasste dann ein anderer Autor. Von 1805 bis 1809 lebte er auf Kosten der herzoglichen Kammer in Ehrenberg, einem Gut bei Altenburg, und dann kurze Zeit bei einem Freund in Gößnitz. Versuche, eine Stelle als Hauslehrer anzutreten, scheiterten nach kurzer Zeit, zunächst bei einer Frau von Burghardi in Altenhain bei Grimma und dann beim Kammerherrn von Plotho in Zedtwitz bei Hof. Die letzten Jahre lebte er in dürftigen Verhältnissen in Hirschberg, wo er 1821 mit etwa 70 Jahren starb.

Literarisch erfolgreich war er mit seinen Bagatellen, einer Sammlung dramatischer und erzählender Texte, die in den 1780er Jahren in mehreren Auflagen erschien. Außerdem verfasste er Übersetzungen und freie Bearbeitungen französischer Lustspiele, Erzählungen und Romane (seiner Übertragung von Henry Fieldings Roman Amelia liegt die französische Übersetzung Marie Jeanne Riccobonis zugrunde).

Bedeutend ist er hier vor allem durch das Stück Die beiden Billets (1790), einer Bearbeitung Jean-Pierre Claris de Florians Les deux billets, die sehr erfolgreich war, immer wieder aufgeführt wurde und andere Schriftsteller zur Fortsetzung animierte, darunter Goethe, der das Stück am Theater in Weimar gesehen hatte und dazu als Fortsetzung das Lustspiel Der Bürgergeneral (1793) schrieb.[2] Die Bearbeitung Heynes gilt dabei als symptomatisch für die Verbürgerlichung und Sentimentalisierung in der Rezeption der Comédie italienne in Deutschland. Die Handlung wird aus der Stadt auf das Land verlegt, aus den italienischen Masken Arlequin und Argentine wird ein sentimentales Liebespaar und aus Scappino/Scapin wird der Barbier Schnaps, dessen Figur auch von Goethe beibehalten wird. Heyne selbst schrieb eine Fortsetzung unter dem Titel Der Stammbaum (1791). Beide Stücke wurden bis in das 19. Jahrhundert aufgeführt, auch auf der Weimarer Bühne, wo zwischen 1784 und 1793 fünf Stücke Heynes inszeniert wurden.[3]

Sein jüngerer Bruder Friedrich Adolph Heyne war ebenfalls Übersetzer und Verfasser eines Pflanzen-Kalenders.[4]

Übersetzungen und Bearbeitungen
Commons: Christian Leberecht Heyne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Abweichend 1754 in Burgdorf, vgl. Friedrich Raßmann: Kurzgefaßtes Lexikon deutscher pseudonymer Schriftsteller. Leipzig 1830.
  2. Vgl. Goethe: Campagne in Frankreich. Hamburger Ausgabe Bd. 10, S. 358 f.
  3. Heyne auf der Weimarer Bühne
  4. Friedrich Adolf Heyne: Pflanzen-Kalender oder Versuch einer Anweisung, welche Pflanzen man in jedem Monat in ihrer Blüthe finden könne und auf welchem Standorte. 2 Bde. Leipzig 1804.