Feiertagschristus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Feiertagschristus in der Kirche Sogn Gieri in Rhäzüns (etwa 1370)
St.-Kanzian-Kirche Saak (Marktgemeinde Nötsch im Gailtal, Kärnten)
Außenfassade der Reformierten Kirche Waltensburg

Der Feiertagschristus (im Italienischen: Christo della Domenica ‚Sonntagschristus‘[1]) ist eine Bilddarstellung Jesu Christi, die im Spätmittelalter in Kirchen als Mahnbild verwendet wurde, um die Gläubigen in allegorischer Form daran zu erinnern, den Sonntag und die kirchlichen Feiertage zu heiligen.

Auf den Darstellungen wurde Jesus Christus mit einer größeren Anzahl von Gegenständen, meist Werkzeugen, als Attributen der täglichen Arbeit abgebildet, deren Gebrauch am Sonntag und an Feiertagen, so die Aussage der Darstellungen, Christus ebenso peinigen würde wie die Dornenkrone und Geißelschläge.[2] In Einzelfällen sind auch andere Gegenstände abgebildet, deren Gebrauch am Feiertag als verwerflich angesehen wurde, wie etwa ein Spielbrett in der Reformierten Kirche Waltensburg[3] oder auch Musikinstrumente.

Bildliche Darstellungen des Feiertagschristus entstammen der Periode zwischen der Mitte des 14. und der Mitte des 16. Jahrhunderts; sie erscheinen beinahe ausschließlich als Fresken.[4] Geografisch findet man solche Bilder in den Alpenregionen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Sloweniens, Frankreichs und Norditaliens sowie in Südengland und Wales, vereinzelt auch andernorts in Böhmen und an der Ostseeküste.[5][2] Der Christus, der oft zentral zwischen, aber auch neben den Werkzeugen stehend dargestellt wird, ist ein Schmerzensmann, das heißt, er wird lebend, häufig nackt mit Lendenschurz, mit den Kreuzigungswunden und der Seitenwunde dargestellt. Wenn er zuweilen auch mit den Leidenswerkzeugen wie Hammer und Nägel zu sehen ist ähnlich wie bei einem Arma-Christi-Kreuz, sind diese als Arbeitsgeräte und nicht als Leidenswerkzeuge zu verstehen.[6]

Beispiele für Kirchen mit Darstellungen eines Feiertagschristus sind Kirche Sogn Gieri (Rhäzüns), die Pfarrkirche Mauthen, Peter-und-Paul-Kirche (Oberwöllan), St. Peter Mistail (Alvaschein), Pfarrkirche St. Stefan bei Niedertrixen, Mariä Himmelfahrt (Eriskirch), St. Lorenzen im Mürztal[7] sowie St. Jodok (Ravensburg).

  • Otto Fraydenegg-Monzello: Der Feiertagschristus. Ein volksmystisches Mahnbild des Spätmittelalters als Quelle zur rechtlichen Volkskunde. In: Forschungen zur Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde, Band 18. Schulthess Verlag, Zürich 2000, S. 61–96.
  • Leopold Kretzenbacher: Neufunde spätmittelalterlicher Fresken vom „Mahnbild“-Typus „Feiertags-Christus“ in Kärnten. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Gesamtserie Bd. 100, Neue Serie Bd. LI, Wien 1997, S. 157–184.
  • Oskar Moser: Der „Feiertagschristus“ als Mahnbild und Quelle der Sachforschung. Zwei neue Funde mittelalterlicher Fresken in Kärnten. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Gesamtserie Bd. 93, Neue Serie Bd. XLIV, Wien 1990, S. 106–111.
  • Robert Wildhaber: Der „Feiertagschristus“ als ikonographischer Ausdruck der Sonntagsheiligung. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 16, Basel 1956, S. 1–34.
  • Robert Wildhaber: Feiertagschristus. In: Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI), Bd. II, Freiburg i. Br. 1970, Sp. 20f.
  • Robert Wildhaber: Feiertagschristus. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VII (1979), Sp. 1002–1010; in: RDK Labor, online.
Commons: Feiertagschristus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Tag des Herrn, 5. April 2020, S. IV.
  2. a b Andrea Zimmermann: Jesus Christus als „Schmerzensmann“ in hoch- und spätmittelalterlichen Darstellungen der bildenden Kunst: eine Analyse ihres Sinngehalts, Dissertation, Halle-Wittenberg 1997, doi:10.25673/3026, insbes. S. 29 ff.
  3. Simone Finkele, Burkhardt Krause (Hrsg.): Glück – Zufall – Vorsehung: Vortragsreihe der Abteilung Mediävistik des Instituts für Literaturwissenschaft im Sommersemester 2008, 2010, S. 83, ISBN 978-3-86644-575-8, doi:10.5445/KSP/1000020060
  4. Verena Postel (Hrsg.), Arbeit im Mittelalter: Vorstellungen und Wirklichkeiten, Walter de Gruyter, 2010, S. 262
  5. Der Anschnitt, Band 51, 1999, S. 28
  6. Robert Wildhaber: Feiertagschristus. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VII (1979), Sp. 1002–1010; in: RDK Labor, online
  7. sagen.at: Der Feiertagschristus in St. Lorenzen