Ferien-Effekt

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Als Ferien-Effekt (im weiteren Sinn) – auch „Ferienloch“ genannt – bezeichnet man in der Bildungsforschung die Auswirkungen der unterrichtsfreien Zeit auf die Entwicklung der Kompetenzen von Schülern, die originär durch Schule vermittelt werden. Von Interesse ist dabei vor allem die Frage, ob sich unterschiedliche Auswirkungen des Ferieneffekts auf spezifische Untergruppen in der Schülerschaft (z. B. gegliedert nach Sozialschichtzugehörigkeit, Bildungshintergrund der Eltern, mit/ohne Migrationshintergrund oder besuchter Schulform usw.) nachweisen lassen. Man spricht dann entsprechend von einem schichtspezifischen, milieuspezifischen, migrationsspezifischen usw. Ferieneffekt (im engeren Sinne).

Die US-amerikanischen Bildungsforscher Alexander und Entwisle haben mit ihrer „Beginning School Study (BSS)“ gezeigt, dass der Lernzuwachs in Lesen und Mathematik während der Schulzeit in allen sozialen Schichten annähernd gleich ist, in den Sommerferien hingegen deutliche schichtspezifische Unterschiede aufweist: Während bei Kindern aus höheren sozialen Schichten auch in den Sommerferien Lernzuwächse – wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie in der Schulzeit – zu verzeichnen sind, ist für Kinder aus unteren sozialen Schichten im Lesen eine Stagnation, in Mathematik sogar ein Verlust messbar. Dieser „Ferien-Effekt“ (im engeren Sinn) macht die hohe Bedeutung des familiären und sozialen Milieus für den Lern- und Bildungserfolg von Kindern deutlich, da sich die „Schere der Kompetenzentwicklung“ offensichtlich vor allem in Zeiten öffnet, in denen der Einfluss von Schule minimal, hingegen der Einfluss des sozialen Umfelds maximal ist.

In deutschen Nachuntersuchungen ergibt sich ein widersprüchliches Bild: Während Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung im Grundschulbereich für keine der Gruppen überhaupt ein „Sommerloch“ in der Leistungsentwicklung feststellen konnten[1], kommt das Projekt „Schichtspezifisches Lernen außerhalb von Unterricht (SCHLAU)“ an der Universität Siegen im Sekundarbereich zu differenzierteren Ergebnissen.[2]

  • Karl L. Alexander, Doris R. Entwisle: Schools and children at risk. In: A. Booth, J. J. Dunn (Hrsg.): Family-school links. Lawrence Erlbaum, Mayaw, NJ 1996.
  • J. Baumgarten: Ferien auf gut Deutsch. Bildungsforschung. In: MaxPlanckForschung Nr. 3/2005, S. 7–8.
  • Hans Brügelmann: Schule verstehen und gestalten – Perspektiven der Forschung auf Probleme von Erziehung und Unterricht. Libelle, CH-Lengwil 2005, Kap. 38.
  • Coelen, H./Siewert, J. (2008a): Der Ferieneffekt – auch in Deutschland schichtspezifisch? In: Wagener, M./Ramseger, J. (Hrsg.) (2008): Chancenungleichheit in der Grundschule – Ursachen und Wege aus der Krise. Jahrbuch Grundschulforschung Bd. 12. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (i. Dr.).
  • Coelen, H./Siewert, J. (2008b): Ferieneffekte. In: Otto, H./Coelen, T. (Hrsg.): Grundbegriffe der Ganztagsbildung. Das Hand-buch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (i. Dr.).
  • C. Limbird, P. Stanat: Sprachförderung bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund: Ansätze und ihre Wirksamkeit. In: J. Baumert, u. a. (Hrsg.): Herkunftsbedingte Disparitäten im Bildungswesen. Differenzielle Bildungsprozesse und Probleme der Verteilungsgerechtigkeit. Vertiefende Analyse im Rahmen von PISA 2000. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 257–307.
  1. Baumgarten, Ferien auf gut Deutsch, 2005; Limbird, Stanat 2006.
  2. Vgl. Brügelmann, Schule verstehen und gestalten, 2005 und die Internetseite des Projekts SCHLAU: Archivlink (Memento des Originals vom 4. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.agprim.uni-siegen.de.