Gasmulen

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Die Gasmulen oder Gasmuli (mittelgriechisch γασμοῦλοι, Singular: γασμοῦλος), bzw. Vasmuli (mittelgriechisch βασμοῦλοι, Singular: βασμοῦλος) waren Personen, deren Vorfahren byzantinische Griechen und "Franken", also West-Europäer waren. Die Bezeichnung fand in den letzten Jahrhunderten des byzantinischen Reiches Verwendung, als Kreuzritter Verbindungen mit Griechinnen eingingen. Später wurden Gasmulen als Marinesoldaten in der Byzantinischen Marine von Kaiser Michael VIII. (r. 1259–1261) aufgenommen. Damit verlor die Bezeichnung ihre ethnische (abschätzige) Konnotation. Seit dem 14. Jahrhundert bezeichnete sie Militärpersonal generell.

Michael VIII., der Gasmulen als Marinesoldaten in seine Flotte aufnahm.

Nach dem Vierten Kreuzzug kam es vereinzelt zu Verbindungen zwischen Griechen und Lateinern, als das Lateinische Kaiserreich und die anderen Fränkischen Fürstentümer auf byzantinischem Boden errichtet wurden.[Heurtley 1] Die Etymologie der Bezeichnung gasmulos ist unbekannt. Sie erschien frühestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dabei ist es jedoch wahrscheinlich, dass sie eine Verbindung mit dem fränkischen Wort mulus = Maultier" darstellt.[Bartusis 1] Auch wenn sie generell gebraucht wurde, um Kinder aus gemischten Verbindungen zu bezeichnen, bezeichnete sie im Einzelfall eher die Kinder einer griechischen Mutter und eines fränkischen (oft venezianischen) Vaters.[Kazhdan 1] Die Gasmulen wurden sozial ausgegrenzt. Ihnen wurde weder von Griechen noch von Franken Vertrauen entgegengebracht, die ihrer doppelten Identität misstrauten. In einer französischen Darstellung von etwa 1330 heißt es: "Sie stellen sich bei Griechen als Griechen vor und bei Lateinern als Lateiner, sie sind für jeden alles..."[Bartusis 2] In einem Vertrag von 1277 zwischen Michael VIII. und den Venezianern wurden die Gasmulen venezianischer Herkunft als venezianische Bürger behandelt,[Nicol 1] aber in den folgenden Jahrzehnten wurden viele wieder zu byzantinischen Untertanen gemacht.[Laiou 1] Das einige ihrer Nachkommen ihre venezianische Bürgerschaft wieder einklagen wollten, belastete die byzantinisch-venezianischen Beziehungen bis in die 1320er Jahre.[Kazhdan 1][Laiou 2]

Nachdem Konstantinopel 1261 durch die Truppen Michaels VIII. zurückerobert worden war, wurden die Gasmulen vom Kaiser als Söldner angeworben. Zusammen mit Männern aus Lakonien dienten sie als leichtbewaffnete Marine-Infanterie bei Michaels Bemühungen, eine starke byzantinische Marine wieder aufzubauen.[Bartusis 3] Das Gasmulikon-Corps spielte eine herausragende Rolle in den byzantinischen Kampagnen, die Inseln der Ägäis in den Jahren um 1260 bis 1270 zurückzuerobern, doch nach dem Tod von Michael VIII. 1285 vernachlässigte sein Nachfolger Andronikos II. Palaiologos größtenteils die Marine.[Kazhdan 1] Nachdem ihnen jegliche Entlohnung vom Herrscher verweigert wurde, verblieben nur wenige Gasmulen im kaiserlichen Dienst. Viele von ihnen suchten Anstellung in fränkischen und türkischen Flotten, als Leibwächter für Würdenträger, oder sie wandten sich zur Piraterie.[Kazhdan 1][Bartusis 4][Laiou 3]

Anfang des 14. Jahrhunderts hatte die Bezeichnung „Gasmulischer Dienst“ (gr.: γασμουλική δουλεία, " Dienst als Gasmulos") ihre spezifisch ethnischen Konnotationen verloren und wurde nach und nach ausgedehnt auf jeglichen Dienst leichtbewaffneter Soldaten zu Wasser und zu Land. Unter dieser Bezeichnung dienten Gasmulen in den Truppen der Byzantiner und Osmanen und selbst in den lateinischen Fürstentümern der Ägäis (dort war die servitio et tenimento vasmulia erblich) im 15. und 16. Jahrhundert.[Kazhdan 1][Bartusis 5] Die byzantinische Flotte, so wie sie im letzten Jahrhundert ihres Bestehens aufgebaut war, nutzte weiterhin ihre Dienste. Die Gasmulen spielten eine Rolle im Byzantinischen Bürgerkrieg von 1341–47, als sie ihren Kommandanten, den Megas Doux Alexios Apokaukos gegen Johannes VI. Kantakouzenos unterstützten. Nach dem Sieg des letzteren wurden viele der Gasmulen entlassen. Diejenigen aus Gallipoli liefen über zu den Türken und formten so die Mannschaften für die erste osmanische Flotte.[Ahrweiler 1]

Einzelnachweise

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  • W. A. Heurtley: A Short History of Greece from Early Times to 1964. Cambridge University Press, New York, New York and London, United Kingdom 1967, ISBN 0-521-09454-2 (google.de).
  1. Heurtley 1967 Seite 72.: "Die fränkische Herrschaft hat viele Spuren in der Landschaft hinterlassen, mit großen Burgen und isolierten Türmen aber sie hinterließ wenig Eindruck auf die griechische Bevölkerung und deren Institutionen. Eroberer und die Eroberten verschmolzen niemals wirklich, außer wenigen Fällen von verachteten Halbblütern (Gasmulen) die normalerweise die Seite der Griechen ergriffen. Die Neuen Herren kamen nicht in ausreichender Zahl um einen festen Zugriff auf das Land zu gewinnen und bis zum Schluss blieben sie eine Gruppe von Garnisonen in einem fremden Land. Ihre Eroberung blieb Episode, niemals formativer Faktor im Leben der Griechen. "Das Neue Frankenreich" sollte verschwinden, schon bevor die Türken vordrangen. Sie hinterließen nur wenig mehr als einige archäologische Überbleibsel, die an ein brillantes Zwischenspiel der westlichen Ritterschaft erinnerte. (The Frankish occupation has left many traces upon the countryside, in great castles and isolated towers, but it made little mark upon the Greek people and their institutions. Conquerors and the conquered never really amalgamated except to produce some despised half-castes (Gasmoûloi) who usually sided with the Greeks. The new-comers did not come in sufficient numbers to obtain a firm grip on the country, and they remained to the end a series of garrisons in a foreign land. Their conquest became an episode, not a formative factor in the life of Greece. 'New France' was to pass away for ever before the advance of the Turk, leaving behind not much more than archaeological remains to recall the brilliant interlude of western chivalry.)
  • Mark C. Bartusis: The Late Byzantine Army: Arms and Society 1204–1453. University of Pennsylvania Press, Philadelphia, Pennsylvania 1997, ISBN 0-8122-1620-2 (google.de).
  1. Bartusis 1997 Seite 44.
  2. Bartusis 1997 Seiten 45, 140.: "They present themselves as Greeks to Greeks and Latins to Latins, being all things to everyone...".
  3. Bartusis 1997 Seiten 44–47.
  4. Bartusis 1997 Seiten 68–69.
  5. Bartusis 1997 Seiten 69–70.
  1. Nicol 1992 Seiten 199, 233.
  • Hélène Ahrweiler: Byzance et la Mer: La Marine de Guerre, la Politique et les Institutiones Maritimes de Byzance aux VIIe–XVe Siècles. Presses universitaires de France, Paris, France 1966 (französisch, google.de).
  1. Ahrweiler 1966 Seite 405.
  • Angeliki E. Laiou: Constantinople and the Latins: The Foreign Policy of Andronicus II, 1282–1328. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts 1972 (google.de).
  1. Laiou 1972 Seite 65.
  2. Laiou 1972 Seiten 271–272, 277.
  3. Laiou 1972 Seite 75.
  1. a b c d e Kazhdan 1991 Seite 823.