Huldigungsschrift

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Huldigungsschriften gehören zur Gattung der Gelegenheitsschriften. Aus dem 16. bis 20. Jahrhundert sind zahlreiche Beispiele überliefert. Die Abgrenzung zu ähnlichen Textsorten ist mitunter terminologisch unklar.

Huldigungsschrift zum Namenstag von Herzog Wilhelm Ernst (Sachsen-Weimar), 1726. Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar, Signatur Huld gr C 8

Anlässe

Der ursprüngliche Zusammenhang mit der Huldigung (lat. Homagium), zu der es vor allem zum Herrschaftsantritt, zur Krönung oder dem Einzug von Fürsten in ihre Residenzen kam, trat schon bald in den Hintergrund. Größere Bedeutung erlangte dagegen die Funktion von Huldigungsschriften im Rahmen von Zeremonien und höfischen Feierlichkeiten. Neben den genannten Anlässen waren auch Geburtstage, Namenstage, Jubiläen, die Genesung von Krankheiten und zahlreiche weitere Ereignisse Anlass für die Überreichung solcher Schriften.

Form

Huldigungsschriften kommen als Drucke auf Papier, Pergament, Seide und andere kostbare Materialien sowie als Handschriften in den unterschiedlichsten Formaten vor. Eine Sonderform stellen huldigende Texte auf Stoff- zumeist Seiden-Bändern – sogenannte Vivat-Bänder (auch Widmungs- und Gedenkbänder) – dar. Außer Prosa oder Lyrik kommt kleineren dramatischen und musikalischen Formen wie dem Singspiel und dem Dramolett besondere Bedeutung zu.

Ausstattung

Huldigungsschriften waren häufig mit besonders kostbaren Einbänden und Umschlägen aus Damast, Pergament oder kunstvollen Buntpapieren ausgestattet. Besondere typographische Sorgfalt, Dekor und Ausmalungen aller Art, die Gestaltung als Figurengedicht und malerische Beigaben sowie Noten gehören zur häufig vorkommenden Ausstattung der Werke.

Verfasser und Gehuldigte

Verfasser von Huldigungsschriften waren einfache Bürger, Schüler, Vereine und Gesellschaften, aber auch Amts- und Würdenträger sowie bildende Künstler, Schriftsteller und Musiker. Als Gehuldigte kommen neben Fürsten auch prominente Bürger vor.

  • Andres, Jan: „Auf Poesie ist die Sicherheit der Throne gegründet“. Huldigungsrituale und Gelegenheitslyrik im 19. Jahrhundert. Frankfurt/New York: Campus, 2005.
  • Schubert, Werner: "Ein edles Beispiel macht die schweren Taten leicht": Huldigungsschriften auf die Weimarer Herzogin Anna Amalia. In: "... einen Stein für den großen Bau behauen": Studien zur deutschen Literatur; Gerard Kozielek zum 65. Geburtstag. Red. Eugeniusz Klein, Marian Szyrocki. Wrocław. - (Acta Universitatis Wratislaviensis; 1436) (Germanica Wratislaviensia; 99), S. 51–61.
  • Schubert, Werner: Huldigungsschriften auf die Weimarer Herzogin Anna Amalia: "Ein edles Beispiel macht die schweren Taten leicht". In: Weimar: Einblicke in die Geschichte einer europäischen Kulturstadt, im Auftr. der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen hrsg. von Werner Schubert. Leipzig, 1999, S. 135–148.
  • Seifert, Rita: Die Huldigung der Künste im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach: Friedrich Schiller und Großfürstin Maria Pawlowna. Weimar: Weimardruck, 2004.
  • Stockhorst, Stefanie: Fürstenpreis und Kunstprogramm: sozial- und gattungsgeschichtliche Studien zu Goethes Gelegenheitsdichtungen für den Weimarer Hof. Tübingen: Niemeyer, 2002.
  • Stockhorst, Stefanie: Goethe als Weimarer Hofpoet: programmatische Neubestimmungen der Gelegenheitsdichtung im Spannungsfeld von höfischer Repräsentation und künstlerischer Selbstdarstellung. In: Jahrbuch der Rückert-Gesellschaft 16 (2004/05), S. 173–195.
  • Vanja, Konrad: Vivat - Vivat - Vivat!: Widmungs- und Gedenkbänder aus drei Jahrhunderten. Berlin: Staatl. Museen Preuß. Kulturbesitz, Museum für Dt. Volkskunde, 1985 (Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde Berlin; 12).
  • Vivat! Huldigungsschriften am Weimarer Hof. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar / Herzogin Anna Amalia Bibliothek hrsg. von Claudia Kleinbub und Johannes Mangei. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010. ISBN 978-3-525-35894-8.