Joseph Lateiner

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Joseph Lateiner (* September 1853 in Jassy, Rumänien; † 1935) gilt als der erste berufsmäßige jiddische Theaterschriftsteller, der seine literarisch geringwertigen Stücke fließbandmäßig produzierte. Für viele Jahre war er eine der erfolgreichsten und bekanntesten Figuren des jiddischen Theaters in Amerika.

Joseph Lateiner wurde als Kind armer Eltern geboren, streng jüdisch erzogen und erwies sich als äußerst talentvoller Talmudstudent. Sehr früh aber schon interessierte er sich ebenso für außerreligiöse Literatur in den modernen Weltsprachen, die er studierte und die ihm die traditionellen Formen gesetzestreuen jüdischen Lebens abspenstig machte.

Noch in Rumänien (vor allem in Bukarest) schrieb er ab ca. 1878 unter dem Einfluss Goldfadens und gleichzeitig mit diesem Stücke für das jiddische Theater, erreichte aber bei weitem nicht dessen – teilweise eben auch nur geringes – Niveau. Nach dem Zusammenbruch des jiddischen Theaters in Rumänien zog Lateiner mit einer Schauspieltruppe weiter nach Odessa, wo er verschiedene Stücke produzierte und zur Aufführung brachte.

Um 1885 kam Lateiner nach New York City, 1902 war er dort gemeinsam mit Sophia Karp und Jacob Fischel Gründer des jiddischen „Grand Theater“.

Nach dem Theaterkritiker Michael Weichert (im entsprechenden Artikel des Jüdischen Lexikons, s. u.) bestand Lateiners Theaterproduktion, die an die 200 Stücke umfasst, „meist aus zur Not verjüdischten fremden Stücken, die eine lose Mischung rührseliger Hintertreppenromantik und roher Schwankbanalität enthalten“; Salomon Wininger (s. u.) spricht sogar ausdrücklich von „Schundfabrikation“ – allerdings erklären sich Lateiners gehetzte Produktion und die Effekthascherei seiner Stücke zum Teil auch aus einer ungesunden Wettbewerbssituation, da er über Monate hinweg sich mit seinem Konkurrenten Mosche Hurwitz einen Dichterwettstreit um die Vorherrschaft an der jiddischen Bühne lieferte und so im wöchentlichen Rhythmus neue Stücke für das Theater vorzulegen gezwungen war.

Werke (Auswahl)

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A Jahr noch der ChasseneA Korban von LiebeA MutterherzAlexander oder der Kronprinz von JeruschalajimBath Schewa oder das WinschfingerlBen Jaacob oder Goluth SpanienBlimale, die Perl von Warschau oder Graf und JudeChawa oder die Schlang als HausfrauChinke PinkeChochmath Schelomo oder Rav Tanchuma und der AschmadaiChorban JeruschalajimChussen KallehDaniel in der LöwengrubeDaniel oder die Tochter von JeruschulajimDas fünfte Gebot oder Kibid ovDas jidische HerzDavid b. Jischai (historische Operette) – Davids GeigeDer Amerikaner oder die goldene ChasseneDer emesser FraindDer entlofener SoldatDer GanevDer Jid in RumänienDer Jom HachupaDer Komödiant oder a Schandfleck in der MischpucheDer Mames TöchterlDer Mann untern TischDer ormer MillionärDer OzerDer Satan im Gan EdenDer Stern von PragDie falsche ZewuaDie HugenottenDie jüdische WeltDie Liebe fun Jeruschalajim (für Israel Grodners Truppe bearbeitet nach der entsprechenden Vorlage Mapus) – Die SchneiderinDie schöne Esther oder der MelechDie Sedernacht oder Bilbel DamDie verblondsete NeschumeDie Tzwei Schmil Schmelkes (sein erstes Theaterstück, nach dem Muster einer Goldfaden-Operette gestaltet) – Dybuk (in Odessa mit riesigem Erfolg uraufgeführt) – Dina oder der Gast von jener WeltEphraim und Menasche oder die Liebe von ZijonEscheth Chajil oder die Prinzessin von JehudaEster und HamannEzra oder der Ewige JudeGabriel oder die Liebe von a jidische FrauGaluth RusslandGoldale, Zion oder Al Naharath BabelHallel oder die Milchama mit dem Jezer haraIhr WiddeIscharaJehuda MaccabiJehudith die ZweiteJehudith oder das verblondsete SchefaleJehudith und HolophernesJente Pipernuter (Erstaufführung Odessa) – Jidale oder der Emeth und der SchekerJosef und seine BrüderKiddosch Haschem oder jidischer MinisterKönig und BauerKorachs OzrothLumpacius-Vagabundus (nach einer rumänischen Vorlage, für Grodner) – Mammon der GeldgottMan Wabs FraindMann und WeibMishke and Moshke oder Europäer in AmerikaNathan SchlemiehlSchloime Hamelechs Mischpat (historische Operette) – VaterliebeVierhundert Jahr oder der Prinz und der ChachamZar Iwan Grosni

Literatur/Quellen

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  • David Pinski: Dos jiddische drama. Ein iberblik iber ir entwiklung. New York 1909.
  • Salman Reisen, Lekßikon fun der jidischer literatur un preße. Bd. II, Warschau 1914.
  • B. Gorin: Geschichte fun jiddischen theater. Bd. II, New York 1923.
  • Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie. Bd. III, Druckerei Orient, Czernowitz 1928.
  • M. Weichert: Joseph Lateiner. In: Georg Herlitz (Hrsg.): Jüdisches Lexikon. Bd. III, Jüdischer Verlag, Berlin 1927.
  • Jacob Adler: A Life on the Stage: A Memoir. New York 1999.
  • Friederike v. Moellendorff: Die Musik des jiddischen Theaters. München 2008.