Körperfühlsphäre

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Körperfühlsphäre ist ein oft synonym mit „somatosensorischer Cortex“ verwendeter Begriff in der Hirnforschung. Er wird jedoch meist angewandt auf die Koordination und Verarbeitung sensorischer Reize in den benachbarten Assoziationszentren („sensiblen Rindenfeldern“). Hierbei sind nicht nur haptische Sinnesmodalitäten wie beim somatosensorischen Cortex wichtig, vielmehr bezieht sich die Körperfühlsphäre als neurophysiologisch und neuropsychologisch umschriebener Terminus auch auf die bewusste Wahrnehmung und das Erleben weiterer sensorischer Reize, insbesondere optischer Empfindungen. Außer den primären Rindenzentren spielen hierbei vor allem die sekundären und tertiären sensorischen Hirnzentren des Cortex eine Rolle, siehe dazu die Erläuterung dieser Begriffe anhand der Wahrnehmungstheorie und speziell des Sehvermögens. Die Körperfühlsphäre stellt in der Psychiatrie auch die anatomische Grundlage vielfältiger Zönästhesien dar.[1]

Beteiligte Gehirnstrukturen

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Als Brodmann-Areale werden die Areae 1–3 und 5 angegeben.[1]

Optische Agnosien

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Broser beschrieb eine optische Agnosie, die sich auf das Erkennen räumlich zusammengesetzter Gegenstände bezieht und infolgedessen auch zu apraktischen Störungen beim Zusammensetzen solcher Objekte führt. Desgleichen ist die räumliche Vorstellung vor allem beim symbolischen räumlichen Vorstellungsvermögen, etwa dem Umgang mit Landkarten gestört, Entfernungen können nicht abgeschätzt werden. Er nannte diese Störung geometrisch-optische oder räumlich-optische Agnosie. Hierfür konnte nicht allein der Okzipitallappen verantwortlich sein, sondern nur eine auf die Körperfühlsphäre übergreifende Schädigung.[2]

Es wird ein Zusammenhang zwischen Zönästhesien und der Körperfühlsphäre beschrieben, der auch die Ausbildung des Körperschemas mit einbezieht. Die Körperfühlsphäre wird auch als „psychästhetisches Zentrum“ bezeichnet.[1] Der Begriff der Psychästhetik wurde von Wilhelm Salber geprägt.

Einzelnachweise

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  1. a b c Körperfühlsphäre. In: Norbert Boss (Hrsg.): Roche Lexikon Medizin. 2. Auflage. Hoffmann-La Roche AG und Urban & Schwarzenberg, München 1987, ISBN 3-541-13191-8, S. 962, gesundheit.de/roche.
  2. Fritz Broser: Topische und klinische Diagnostik neurologischer Krankheiten. 2. Auflage. U&S, München 1981, ISBN 3-541-06572-9, Kapitel 10–31, S. 454.