Liste der Stolpersteine in Felsberg

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In der Liste der Stolpersteine in Felsberg werden die vorhandenen Gedenksteine aufgeführt, die im Rahmen des Projektes Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig bisher in Felsberg verlegt worden sind.

Verlegte Stolpersteine

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Adresse Name Inschrift Verlege­datum Bild Anmerkung
Eppenbergstraße 7
(Standort)


Julius Weinstein Hier wohnte
Julius Weinstein
Jg. 1891
Schutzhaft '1938'
Buchenwald
Tod an den Haftfolgen
20.7.1939
Geb. am 24.07.1891 in Gensungen, #20.07.1939 in Gensungen. Julius war der Sohn von Moses Weinstein *1851 #1908 (bestattet auf dem jüdischen Friedhof in Felsberg, Grab Nr. 106) und dessen Ehefrau Therese, *13.01.1860 #12.10.1938 (ebenfalls bestattet auf dem jüdischen Friedhof Felsberg, Grab Nr. 166). Therese war die Tochter der Gensunger Familie Mendel und Rahel Hammerschlag, ei-ner großen und weit verzweigten Familie.

Julius Weinstein hatte vier Schwestern und einen Bruder: Bertha *1883 #1942, Emma *#1885, Klara *1889, Markus Max *1894, gefallen 1916 und Paula *1896 #1942. Julius heiratete am 22.07.1920 in Frielendorf Frieda Gutkind *16.03. 1892 in Frielendorf #1989 in Brüssel. Sie war die Tochter des Handelsmanns Jakob Gutkind *1854 und dessen Ehefrau Rachel, geb. Ganss *1862. Das Ehepaar Julius und Frieda Weinstein hatte zwei Kinder: Alfred *1925 #2010 und Max *1922 #2016.

Julius wurde nach den Ereignissen des Novemberpogroms 1938, wie insgesamt 30.000 andere jüdische Männer in ganz Deutschland, verhaftet und am 12. November als sogenannter „Aktionsjude“ im KZ Buchenwald interniert. Anfang Dezember wurde er aus der Haft entlassen. Julius Weinstein starb am 20.07.1939 in Gensungen, vermutlich an den Folgen der Haft.[1]

Frieda Weinstein Hier wohnte
Frieda Weinstein
geb. Gutkind
Jg. 1892
Flucht 1936
Belgien
1940 Frankreich
versteckt überlebt
Geb. am 16.03.1892 in Frielendorf, #1989 in Brüssel. Sie war die Tochter des Frielendorfer Textilhändlers Jakob Gutkind *1854 in Frielendorf #1939 in Brüssel und dessen Ehefrau Rahel, geb. Ganss *1862 in Jesberg #1942 in Antwerpen. Sie hatte fünf Geschwister: Max *1895 #1916, gefallen im 1. Weltkrieg, Albert *1885, Jeanette, verh. Löwenstein *1886 #1944, ermordet in Theresienstadt, Johanna verh. Nussbaum, *1888 #1939 in England und Sophie, verh. Wolffs *1890 #1942, ermordet in Chelmno.

Frieda heiratete Julius Weinstein *1891 #1939 am 22.07.1920 in Frielendorf. Das Ehepaar hatte zwei gemeinsame Söhne, Max *1922 #2016 und Alfred *1925 #2010.

Frieda Weinstein flüchtete, um den Verfolgungsmaßnahmen und dem Klima des Judenhasses in Gensungen zu entgehen, gemeinsam mit den beiden Söhnen Max und Alfred am 20.10.1936 nach Brüssel-Schaerbeek. Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Belgien flüchtete Frieda gemeinsam mit ihren Söhnen nach Frankreich, wo sie mit Unterstützung durch Franzosen überleben konnte. In den 1950er Jahren emigrierte sie mit ihrem Sohn Mach nach Australien, kehrte aber 1958 wieder nach Brüssel zurück. Sie starb 97-jährig in einem Altenheim nahe Brüssel[1]

Max Weinstein Hier wohnte
Max Weinstein
Jg. 1922
Flucht 1936
Belgien
1940 Frankreich
versteckt überlebt
*23.01.1922 in Gensungen, Sohn von Julius Weinstein *1891 #1939 und dessen Ehefrau Frieda, geb. Gutkind *1892 #1989. Max Weinstein hatte einen Bruder: Alfred *31.12.1925. Max besuchte zunächst die jüdische Schule in Felsberg. Als diese 1931 geschlossen wurde, ging er zur städtischen Schule. Am 20.10.1936 emigrierte er gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Brüssel-Schaerbek, wo bereits sein Großvater Jakob Gutkind sowie sein Onkel Albert mit seiner Familie lebten. Nach dem Angriff der deutschen Armee am 10. Mai 1940 auf Brüssel erging ein Aufruf, dass sich alle in Belgien lebenden männlichen Deutschen, die älter als 15 Jahre sind, im Rathaus melden müssen. Per LKW wurde Max mit den anderen Männern in die Brüsseler Etterbeek-Kaserne gebracht und von dort am nächsten in die belgische Stadt Tournai. Die nächsten Stationen waren Poiters und das Lager Saint-Cyprien am Rande der Pyrenäen. Die Bedingungen im Lager waren katastrophal. Max erkrankte so schwer an Typhus, dass er eine Zeit lang unfähig war zu laufen. Als Max gemeinsam mit anderen Männern im März 1941 in das Camp de Gurs verlegt werden sollte, wurden sie von einer Widerstandsgruppe befreit. 1942 bis 1944 war er als Landarbeiter auf verschiedenen Höfen tätig. Max erhielt falsche Papiere, die ihm ein Überleben und eine Rückkehr nach Brüssel ermöglichten.

Max und seine Mutter emigrierten 1949 nach Australien, kehrten aber 1958 wieder zurück. Im August 1961 heiratete Max Weinstein Jeanne Cahen *09.03.1928 #25.08.2016. Sie haben einen Sohn, Laurent Weinstein *06.08.1964.[1]

Alfred Weinstein Hier wohnte
Alfred Weinstein
Jg. 1925
Flucht 1936
Belgien
Frankreich
1940 Schweiz
Obergasse 29
(Standort)


Isaak Kruck Hier wohnte
Isaak Kruck
Jg. 1866
interniert 1940
nach Wartekuppe
tot 26.12.1940
15. Juni 2015 Geb. 05.07.1866 in Kolomea, Galizien. Sohn von Baruch Moses Kruk, von Beruf Getreidehändler, und dessen Ehefrau Malka geb. Schaller. Isaak Kruk war in erster Ehe verheiratet mit Minna *16.07.1868 Niedenstein, Tochter des Schuhmachers Samuel Mansbach-Zinn und Betti geb. Rosenstein.

Sie hatten gemeinsam fünf Kinder: Rosa *26.06.1897, Jacob *01.10.1898 #1925, Frieda *09.12.1899, Bertha *23.06.1901 und Mathilde *1904 #04.01.1905. Isaaks Ehefrau Minna verstarb nach der Geburt der jüngsten Tochter. In zweiter Ehe war Isaak Kruk seit dem 24.12.1906 verheiratet mit Malchen *22.04.1878 in Niedenstein, der zehn Jahre jüngeren Schwester seiner ersten Ehefrau. Mit ihr gemeinsam hatte er drei weitere Kinder: Minna *12.10.1907, Lina *1909 #1910, Siegmund *1912. Isaak Kruk arbeitete als Borstenzurichter. Er war Besitzer eines kleinen Kolonialwarengeschäftes, das sich in der Obergasse 29 (früher 103) befand. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Im Rahmen der sog. Arisierung verkaufte Isaak sein Haus laut einer Liste von 1938 für 3.500 RM an Karl Wehrhahn und musste mit seiner Ehefrau in die jüdische Schule ziehen. Nach den Ereignissen des Novemberpogroms flüchteten Isaak und Malchen Kruk nach Kassel, dort waren sie am 31.01.1939 im Graben 45 und am 18.04.1939 in der Zentgrafenstr. 5 gemeldet. Seit dem 15.08.1940 lebten die Kruks im Lager Wartekuppe in Kassel-Niederzwehren. Dort verstarb Isaak Kruk am 26.12.1940, die Todesursache ist unbekannt.[2][3]

Siegmund Kruck Hier wohnte
Siegmund Kruck
Jg. 1912
unfreiwillig verzogen
1935 Frankfurt a. M.
Schicksal unbekannt
15. Juni 2015 *06.12.1912 in Felsberg, Sohn von Isaak Kruk *1866 Kolomea/Galizien und Malchen *1878 geb. Mansbach aus Niedenstein; Halbbruder von Rosa *1897, Jakob *1898 #1925, Bertha *1901 und Mathilde *1904 #1905, Bruder von Minna *1907 und Lina *1908 #1910.

Er war verheiratet mit Flora, geb. Frenkel. Er arbeitete Generalvertreter für die Eisenwerke Brunner AG, später für Firma Joseph Meys mit Sitz in Hennef als Vertreter. Weil ein Konkurrent gegen ihn falsche Anschuldigungen erhob, musste er im Februar 1937 fluchtartig Deutschland verlassen. Nach der Flucht arbeitete er in Palästina er zunächst als Angestellter in einer Fleischerei, später machte er sich als Metzger selbstständig, allerdings mit wenige Erfolg. Im Jahr 1950 verließ die Familie Israel und zog nach New York/ USA. Siegmund verstarb am 10.07.1968 in Pistany/ CSSR.[2][3]

Malchen Kruck Hier wohnte
Malchen Kruck
geb. Mansbach
Jg. 1878
deportiert 1941
Riga
ermordet
15. Juni 2015 Geb. Mansbach-Zinn *22.04.1878 in Niedenstein,[4] Tochter des Schuhmachers Samuel Mansbach-Zinn und seiner Ehefrau Betti geb. Rosenstein aus Niedenstein, Mittelgasse 50. Malchen war die Schwester von Minna *16.07.1868, Dina *11.03.1876. Malchen heiratete am 24.12.1906 Isaak Kruk, *1866, den Ehemann ihrer verstorbenen Schwester Minna. Isaak und Malchen hatten drei gemeinsame Kinder: Minna *12.10.1907, Lina *1909 #1910 und Siegmund *1912. Nach dem Verkauf ihres Hauses in der Obergasse musste sie 1938 gemeinsam mit ihrem Ehemann in die Erdgeschosswohnung der jüdischen Schule in der Obergasse ziehen, wo sie die Übergriffe des Novemberpogroms erlebten. Malchen flüchtete am 31.01.1939 gemeinsam mit Isaak nach Kassel, Graben 45, am 18.04.1939 mussten sie in die Zentgrafenstraße 5 und am 15.08.1940 ins Lager Wartekuppe, in Kassel-Niederzwehren umziehen. Malchen wurde am 9. Dezember 1941 von Kassel aus in das Ghetto Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert.[2][3]
Quergasse 4
(Standort)


Emma Weinstein Hier wohnte
Emma Weinstein
geb. Speier
Jg. 1883
unfreiwillig verzogen
1939 Kassel
Flucht 1939
Argentinien
24. Mai 2017 Geb. am 09.06.1883, geb. Speier, aus Züschen. Emma war seit 31.10.1908 mit Isidor Weinstein verheiratet, sie war die Mutter der vier Kinder Ida *1910, Johanna *1988, Siegward 1014 und Max 1920. Nach dem Tod ihres Ehemannes ging es der Familie wirtschaftlich immer schlechter, sie rutschte offensichtlich immer mehr in ärmliche Verhältnisse ab. Der älteste Sohn Siegward versuchte durch seine Arbeit die Familie zu ernähren. Nach den Ereignissen des Novemberpogroms 1938 flüchtete Emma aus der immer unerträglicher werdenden Atmosphäre der Kleinstadt nach Kassel. Ihr Haus musste Emma Weinstein zuvor weit unter dem eigentlichen Wert für 3500 RM an den Malermeister Ludwig Haupt verkaufen. Emma Weinstein nutze die wohl letzte Möglichkeit noch lebend aus Deutschland zu kommen und folgte ihrem Sohn Siegward nach Argentinien, der bereits 1936 dorthin emigriert war. Emma Weinstein lebte nach ihrer Flucht in San Justo in der Provinz Buenos Aires, sie starb 85-jährig im Juni 1969.[2][5]
Ida Weinstein Hier wohnte
Ida Weinstein
Jg. 1910
deportiert 1942
Riga
ermordet
Geb. am 17. November 1910 in Felsberg. Tochter von Isidor und Emma Weinstein, geb. Speier. Sie verzog 1933 kurzzeitig von Felsberg nach Hamburg in die Eimsbütteler Chaussee 37. Weshalb Ida Weinstein nach Hamburg kam, ist unbekannt. Sie wurde jedenfalls 1933 als Mitglied der Hamburger Jüdischen Gemeinde registriert. Eine etwa gleichaltrige Felsbergerin, Irene Weinstein, arbeitete als Hausangestellte in der Harvestehuder Parkallee 7. Vielleicht waren die beiden jungen Frauen befreundet und Idas Mutter erhoffte sich möglicherweise eine ähnliche Beschäftigungsmöglichkeit für ihre Tochter.

Eine Berufstätigkeit ist aus ihrer Hamburger Kultussteuerkarte allerdings nicht ersichtlich. Dafür ist auf der Karte vermerkt: „ausgeschieden den 20. Mai 1933 durch: Verzug nach Felsberg“. Ida Weinstein kehrte also nach kurzer Zeit wieder an ihren Heimatort zurück. Am selben Tag verließ auch Irene Weinstein Hamburg und emigrierte nach Palästina. Ida Weinstein blieb jedoch nicht lange in Felsberg. Bereits sechs Monate später, im November 1933, soll sie nach Leipzig gezogen sein. Von dort wurde sie am 21. Januar 1942 nach Riga deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren. Vor ihrem Hamburger Wohnsitz wurde bereits ein Stolperstein durch Gunter Demnig für sie verlegt[6][7][5]

Siegward Weinstein Hier wohnte
Siegward Weinstein
Jg. 1914
Flucht 1936
Argentinien
*02.11.1914 in Felsberg, Sohn von Isidor Weinstein *31.12.1881 #1928 und dessen Ehefrau Emma *1883 geb. Speier aus Züschen, geb. als drittes von vier Kindern. Bruder von Ida *1910, Johanna *1912 # 1928 und Max *1920 #1944.

Siegward war seit 1932 als selbstständiger Gerber bzw. Fellhändler in Felsberg tätig. Mit seinem Einkommen unterhielt er auch seine Mutter und seine Geschwister. Das Geschäft lief zunächst recht gut an. Allerdings ging sein Einkommen in den Folgejahren durch den Judenboykott deutlich zurück, so dass er 1936 sein Geschäft aufgeben musste. Durch den Verlust seiner Existenz sah Siegward sich gezwungen auszuwandern. Am 02.02.1936 gelangte er von Le Havre nach Buenos Aires/ Argentinien, wo er am 27.02.1936 ankam. Er versuchte seine Familie dafür zu gewinnen nachzukommen, was ihm bei seinen Geschwistern aber nicht gelang, nur bei seiner Mutter. Siegward Weinstein reiste erstmals wieder 1980 nach Felsberg. Er lebte bis zu seinem Tod in San Justo/ Buenos Aires, seine Ehefrau Else, die aus Lippe-Detmold stammte, besuchte letztmalig 2004 mit ihrem Sohn Felsberg.[7][2][5]

Max Weinstein Hier wohnte
Max Weinstein
Jg. 1920
Flucht Holland
interniert Westerbork
deportiert
Auschwitz
ermordet 31.3.1944
Geb. am 23.08.1920 in Felsberg, Sohn von Isidor Weinstein *31.12.1881 #1928 und dessen Ehefrau Emma *1883 geb. Speier aus Züschen. Bruder von Ida *1910, Johanna *1912 #1928, Siegward *1914.

Er emigrierte bereits als Jugendlicher in die Niederlande. 1933 lebte er in Brackwede, später als Landarbeiter in Renkum, einem kleinen Ort bei Arnheim. Vor seiner Verhaftung durch die Gestapo wohnte er zuletzt in Heelsum. Max war überzeugter Zionist. Sein Ziel war es, nach Palästina zu gehen. Das war auch der Grund, warum er das Angebot seines Bruders Siegward, ihm nach Argentinien zu folgen, ablehnte. Er wurde am 9. April 1943 zunächst ins KZ Herzogenbusch eingewiesen, eines der fünf von den Deutschen in den Niederlanden errichteten Konzentrationslager. Von dort brachte man ihn am 3. Juli 1943 nach Westerbork und acht Wochen später nach Auschwitz. In Auschwitz wurde er als 23-jähriger am 31.3.1944 ermordet.[2][7][5]

Untergasse 2
(Standort)
Hannchen Adler Hier wohnte
Hannchen Adler
Jg. 1863
deportiert 1942
Theresienstadt
1942 Treblinka
ermordet
24. Mai 2017[5] Geb. am 19.02.1863 in Felsberg, Tochter von Salomon Lehmann Adler *um 1825 #1875 und Röschen Adler, geb. Katz *6.2.1829 #1904. Sie war die Schwester von Jette *1860, Lehmann *1861 #1875, Isak *1864 und Daniel *28.04.1866 #1924. Sie hatte eine uneheliche Tochter, Rosa *24.12.1904.

Hannchen verzog am 25. April 1939 aus Felsberg nach Kassel. Am 5. Mai 1939 war sie gemeinsam mit ihrer Tochter Rosa und ihrem Enkelsohn Dieter in Kassel, Graben 45 gemeldet, von dort zogen die Drei gemeinsam am 31. Januar 1941 in die Tränkepforte 1. Die 78-jährige blieb allein in Kassel zurück, nachdem Rosa mit ihrem Sohn Dieter im Dezember 1941 nach Riga deportiert worden waren. Sie musste noch zweimal innerhalb Kassels ihren Wohnsitz wechseln: am 30. Januar 1942 in die Müllergasse 12 und am 29. Juni 1942 in die Große Rosenstraße.

Von Kassel aus wurde Hannchen Adler über Chemnitz am 7. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt gebracht. Weniger als einen Monat später, am 29. September 1942, wurde Hannchen in das Vernichtungslager Treblinka weitertransportiert, wo sie ermordet wurde.[2]

Rosa Adler Hier wohnte
Rosa Adler
Jg. 1904
deportiert 1941
Riga
1944 Stutthof
ermordet
Rosa Adler

Geb. am 24.12.1904 in Felsberg. Sie war die Tochter von Hannchen (*1863) und Daniel Adler (*1966). Am 05.03.1935 wurde ihr Sohn Dieter Adler geboren. Der Vater ihres Kindes war Adam Frankfurt, *28.11.1908, der kein Jude war. Frankfurt hatte die feste Absicht Rosa im Jahr 1934 zu heiraten, was ihm verwehrt wurde. Rosa flüchtete nach den Ereignissen des Felsberger Novemberpogroms im Jahr 1938 gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrer Mutter nach Kassel. Sie kamen in einem sog. „Judenhaus“ im Graben 45 unter. Offiziell abgemeldet wurde sie in Felsberg am 05. Mai 1939. In Kassel musste sie noch einmal umziehen, am 31. Januar 1941 war ihr Wohnsitz in der Tränkepforte 1. Rosa Adler wurde mit ihrem Sohn Dieter zunächst von Kassel aus am 9. Dezember 1942 in das Ghetto Riga deportiert und von dort dann am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthoff verschleppt, wo bei de ermordet wurden.[2]

Dieter Adler Hier wohnte
Dieter Adler
Jg. 1935
deportiert 1941
Riga
ermordet
Geb. am 05.03.1935 in Felsberg als Sohn von Rosa Adler *24.12.1904 und Adam Frankfurt *28.11.1908. Am 09.12.1942 nach Riga deportiert und dort für tot erklärt. Da Dieters Vater Adam Frankfurt kein Jude war, konnte er nie als offizieller Vater in Erscheinung treten. Er stand aber offensichtlich bis zum Jahr 1939, als er Felsberg aufgrund des Druckes durch den Ortsgruppenleiter Korte verlassen musste, mit seinem Sohn und dessen Mutter Rosa in Kontakt. Das damals vierjährige Kind flüchtete am 5. Mai 1939 mit seiner Mutter und Großmutter nach Kassel. Von dort aus wurden Dieter und seine Mutter Rosa am 9. Dezember 1941 nach Riga deportiert. In Riga verlieren sich die Spuren des Jungen.[2]
Untergasse 5
(Standort)


Ida Dannenberg Hier wohnte
Ida Dannenberg
geb. Cohn
Jg. 1879
unfreiwillig verzogen
1938 Kassel
Flucht 1940
Brasilien
Geb. am 24.09.1879 in Duderstadt, geb. Cohn, Tochter von Jacob Cohn und Rahel Cohn, geb. Blumenthal. Sie war seit dem 24.10.1904 (Standesamt Duderstadt) mit Sussmann Dannenberg (*25.05.1868) verheiratet und lebte seit dieser Zeit in Felsberg. Aus der Ehe von Ida und Sussmann Dannenberg gingen die Kinder Ludwig (*1905 #1912), Resi (*1906 #1941), Bruno (*1907), Elli (*1909) und Ilse Judith (*1910) hervor.

Ida lebte bis 1938 mit ihrer geschiedenen Tochter Resi Deutsch und zwei Enkelkindern ihn ihrem Haus in der Untergasse. Ida Dannenberg erlebte während des Novemberpogroms das Eindringen von Nazihorden und die Zerstörung von Mobiliar in ihrem Haus. Nachdem alle Juden in ihr Haus gebracht worden waren, durften sie das Haus bis zum nächsten Morgen nicht verlassen. Ida wurde in ihrer Wohnung von einem SA-Mann niedergeworfen, geschlagen und misshandelt, als sie eines ihrer kleinen Enkelkinder auf dem Arm trug. Ida Dannenberg flüchtete mit ihrer Tochter und den beiden Enkelkindern nach dem Pogrom nach Kassel, wo sie eine Unterkunft in der Jägerstraße 7 fanden. Von Kassel aus begann sie, ihre Auswanderung vorzubereiten, was angesichts ihres Zustandes nicht einfach war. Sie erhielt mit Unterstützung einer jüdischen Hilfsorganisation eine Einreisegenehmigung nach Brasilien. Sie bemühte sich auch um die Ausreise ihrer Tochter und ihrer Enkelkinder, allerdings ohne Erfolg.[2]

Moritz Deutsch Hier wohnte
Moritz Deutsch
Jg. 1902
unfreiwillig verzogen
1935 Frankfurt
Flucht 1938
England
Geb. am 26.01.1902 in Friedberg, verheiratet mit Resi Deutsch, geborene Dannenberg. Vater von Erwin *1931 und Ruth *1936. Er lebte bis Ende 1935 mit seiner Familie im Haus seiner Schwiegereltern. Die Ehe von Moritz und Resi Deutsch wurde am 27.11.1936 geschieden.

Den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdiente Moritz Deutsch als Schuhmacher. Er zog über die Dörfer der Umgebung, um seine Waren anzubieten oder Schuhe zur Reparatur mitzunehmen.

Moritz Deutsch verließ am 19.12.1935 Felsberg und zog nach Frankfurt/ Main in den Baumweg 6. Bei der Geburt seiner Tochter Ruth (*28.03.1936) lebte er bereits nicht mehr in Felsberg, noch im selben Jahr wurde die Ehe mit Resi geschieden. Im Jahr 1938 emigrierte Moritz zunächst von Frankfurt aus nach England, dann nach Australien, 1951 lebte er in New York/ USA.[2]

Resi Deutsch Hier wohnte
Resi Deutsch
geb. Dannenberg
Jg. 1906
unfreiwillig verzogen
1938 Kassel
deportiert 1941
Riga
ermordet
Geb. am 20.07.1906 in Felsberg als Tochter von Sussmann (*1868 #1932) und Ida Dannenberg (*1879). Sie war die Schwester von Ludwig (*1905 #1912), Bruno (*1907), Elli (*1909) und Ilse Judith (*1910). Resi war verheiratet Moritz Deutsch. Sie hatten zwei Kinder: Erwin *1931 und Ruth *1936. Ihre Ehe wurde am 27.11.1936 geschieden.

Resi wohnte bis 1938 gemeinsam mit ihren beiden Kindern im Obergeschoss des Hauses ihrer Eltern. In der Nacht des 8. November 1938 wurde sie in ihrer Wohnung von zwei eindringenden Nazis misshandelt. Am nächsten Tag verließ sie mit ihren Kindern und ihrer Mutter Felsberg. Ab 15.12.1938 waren sie dann offiziell in Kassel in der Jägerstr. 7 angemeldet. Ihre Mutter versorgte nach ihrer Auswanderung 1940 nach Brasilien mit dem Geld auf einem Sparkonto ihre Tochter und die beiden Enkelkinder. Trotz großer Bemühungen erhielten Resi und ihre Kinder keine Einwanderungsgenehmigung nach Brasilien. So wurde sie am 8. Dezember 1941 dann mit ihren beiden Kindern Ruth und Erwin in einer 70 Stunden dauernden Fahrt zum Ghetto Riga/ Lettland deportiert. Der Zug kam am Nachmittag des 12. Dezember dort im Güterbahnhof in Riga an, von wo sie bei Temperaturen von zweistelligen Minusgraden in das fünf Kilometer entfernte Lager getrieben wurden. Dort verlieren sich die Spuren der Familie Deutsch endgültig.[2]

Bruno Dannenberg Hier wohnte
Bruno Dannenberg
Jg. 1907
Flucht 1936
Brasilien
Geb. am 30.12.1907 in Felsberg als Sohn von Sussmann (*1868 #1932) und Ida Dannenberg (*1879). Er war der Bruder von Ludwig (*1905 #1912), Resi (*1906 #1941), Elli (*1909) und Ilse Judith (*1910).

Bruno Dannenberg machte nach der Schulzeit eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Wertheim in Kassel. Dort wurde ihm in einem Zeugnis bescheinigt, dass er „ausgezeichnete Kenntnisse erworben“ habe, dass er „ein liebenswürdiger junger Mann“ sei und dass „seine Führung und seine Charaktereigenschaften ohne Tadel“ seien. Um sich weiter zu qualifizieren wechselt er zur Firma Tietz in Aachen, anschließend zur Kaufhof AG. Dort wurde er 1933 Abteilungsleiter mit der Aussicht auf weitere Beförderung. Seine Stellung wurde ihm jedoch zum 31.01.1934 aus rassistischen Gründen gekündigt. Er sah sich gezwungen auszuwandern und verließ Deutschland am 14.01.1936 Richtung Sao Paulo/ Brasilien, wo er nur schwer Fuß fassen konnte. Ab 1939 betrieb er ein kleines Bekleidungsgeschäft.[2]

Elli Dannenberg Hier wohnte
Elli Dannenberg
Jg. 1909
Flucht 1937
Palästina
*01.01.1909 in Felsberg als Tochter von Sussmann (*1868 #1932) und Ida Dannenberg (*1879). Sie war die Schwester von Ludwig (*1905 #1912), Resi (*1906 #1941), Bruno (*1907) und Ilse Judith (*1910).

Elli Dannenberg war vor 1933 als Textilwarenverkäuferin in einem Geschäft in Treysa tätig. Nachdem dieses Geschäft infolge der judenfeindlichen Politik der Nationalsozialisten arisiert worden war, zog Elli Dannenberg zurück in ihr Elternhaus nach Felsberg. Im September 1937 flüchtete sie aus Deutschland nach Sao Paulo/ Brasilien. Sie half ihrem Bruder Bruno beim Aufbau seines kleinen Textilgeschäftes. Im Jahr 1945 heiratete sie in Sao Paulo Manfred Kahn. Durch die Umstände der Verfolgung war Elli Kahn stark gesundheitlich geschädigt und konnte lange Zeit keiner geregelten Arbeit nachgehen.

Ilse Judith Dannenberg Hier wohnte
Ilse Judith Dannenberg
Jg. 1910
Flucht 1937
Brasilien
Geb. am 31.08.1910 in Felsberg als Tochter von Sussmann (*1868 #1932) und Ida Dannenberg (*1879). Sie war die Schwester von Ludwig (*1905 #1912), Resi (*1906), Bruno (*1907) und Elli (*1909).

Nachdem Ilse Judith Dannenberg von 1916 bis 1924 die Volksschule in Felsberg besucht hatte, begann sie 1926 eine kaufmännische Lehre bei der Firma Moses Blumenfeld in Neustadt bei Marburg, die sie 1929 erfolgreich abschloss. Sie wurde dort zunächst als Angestellte weiterbeschäftigt. Die jüdische Firma wurde aber nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten liquidiert und Ilse Judith musste entlassen werden. Als kaufmännische Angestellte bekam sie nun keine Anstellung mehr und sah sich zur Umschulung gezwungen. Bis Mitte 1934 arbeitete sie zunächst als Köchin. Anschließend ging sie nach Frankfurt am Main, wo sie bis 1936 bei einer jüdischen Familie als Kindererzieherin und Köchin beschäftigt wurde. Danach war sie ohne Arbeit, zog wieder zurück nach Felsberg. Sie emigrierte schließlich am 16.07.1937 nach Nahariya in Palästina. In Palästina arbeitete sie zunächst in der Landwirtschaft, später ging sie mit ihrem Ehemann in einen Kibuz.[2]

Erwin Deutsch Hier wohnte
Erwin Deutsch
Jg. 1931
unfreiwillig verzogen
1938 Kassel
deportiert 1941
Riga
ermordet
Geb. am 26.07.1931 in Felsberg, Sohn von Resi (*1896) und Moritz Deutsch (*1902), Bruder von Ruth (*1936). Er wohnte mit seinen Eltern in der ersten Etage des Hauses seiner Großeltern.

Erwin musste die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 bereits als siebenjähriges Kind miterleben. Ende 1938 verließ er mit seiner Mutter, seiner Großmutter und seiner Schwester Felsberg in Richtung Kassel, wo sie in der Jägerstraße 7 gemeldet waren. Erwin kam am 25.04.1939 in das 1856 gegründete Israelitische Waisenhaus in der Gießbergstraße. Am 24.10.1939 war Erwin in der Großen Rosenstraße 22 gemeldet. Dort war ein sogenanntes Judenhaus – markiert mit einem Schild „Hier wohnen Juden“. Warum Erwin nicht bei seiner Mutter in der Jägerstraße wohnte, konnte nicht geklärt werden. Am 08.12.1941 wurde er gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester von der Gestapo in ein Sammellager in der Kasseler Innenstadt gebracht und am folgenden Tag gemeinsam mit 1000 anderen Juden mit der Bahn in das Ghetto nach Riga deportiert, wo der Transport am 12.12.1941 ankam. Dort verlieren sich seine Spuren.[2]

Ruth Deutsch Hier wohnte
Ruth Deutsch
Jg. 1936
unfreiwillig verzogen
1938 Kassel
deportiert 1941
Riga
ermordet
*28.03.1936 in Felsberg, Tochter von Resi (*1996) und Moritz Deutsch (*1902), Schwester von Erwin (*1931). Sie wohnte mit ihren Eltern im Haus ihrer Großmutter in Felsberg.

Da Ruth erst geboren wurde, nachdem ihr Vater bereits Felsberg verlassen hatte, bleibt unklar, ob sie ihren Vater jemals gesehen hat. Nach den Ereignissen des Novemberpogroms von 1938 flohen ihre Mutter und ihre Großmutter gemeinsam mit den beiden Kindern nach Kassel, wo sie in der Jägerstraße 7 lebten. Vom 02.07.1940 bis zum 07.07.1941 war Ruth in Breslau, kehrte kurzzeitig zu ihrer Mutter nach Kassel zurück und wohnte dann ab 01.08.1941 in Korbach. Der Grund, warum das kleine Mädchen nicht durchgehend bei ihrer Mutter in Kassel blieb, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Am 09.12.1941 wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder und 1000 anderen Juden mit der Bahn in das Ghetto nach Riga deportiert, wo der Transport am 12.12.1941 ankam. Dort verlieren sich die Spuren der fünfjährigen Ruth.[2]

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Commons: Stolpersteine in Felsberg (Hessen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • stolpersteine.eu – Projektseite des Künstlers Gunter Demnig
  • Dieter Vaupel: "Etwas Schaden ist wohl bei den meisten Juden eingetreten". Jüdisches Leben in Felsberg. Schüren, Marburg 2020, ISBN 978-3-7410-0270-0

Einzelnachweise

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  1. a b c Dieter Vaupel: Gensungen war ihre heimat. Stolpersteine zur Erinnerung an Familie Frieda und Julius Weinstein. 1. Auflage. www.epubli.de, Berlin 2021, ISBN 978-3-7541-5480-9.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p Dieter Vaupel: "Etwas Schaden ist wohl bei den meisten Juden eingetreten". Jüdisches Leben in Felsberg. Schüren, Marburg 2020, ISBN 978-3-7410-0270-0.
  3. a b c Melsunger Allgemeine vom 17.06.2015. Langer Atem war nötig.
  4. Das Bundesarchiv: Eintrag: Kruck, Malchen. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, abgerufen am 10. Februar 2016.
  5. a b c d e Melsunger Allgemeine vom 25.05.2017. "Hätte uns treffen können"
  6. Fauke Steinhäuser: Ida Weinstein. Abgerufen am 6. Oktober 2019.
  7. a b c Dieter Vaupel: Stolpersteinverlegung in Felsberg am 24. Mai 2017. Felsberg 2017, S. 7.