Manifest der 343

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Das Manifest der 343 (französisch: Manifeste des 343) ist eine am 5. April 1971 im linksliberalen französischen Magazin Nouvel Observateur erschienene und von Simone de Beauvoir verfasste Petition, die zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Frankreich aufrief. Auf der Titelseite des Magazins war zu lesen: „Die Liste der 343 französischen Frauen, die den Mut haben, das Manifest ‚Ich habe abgetrieben‘ zu unterschreiben“.[1] Die Unterzeichnerinnen setzten sich damit der Strafverfolgung aus, mit möglichen Strafen bis hin zu Freiheitsstrafen.

Das Manifest ebnete den Weg für die knapp vier Jahre später erfolgte Verabschiedung des „Veil-Gesetzes“, das Abtreibung in Frankreich entkriminalisierte.

Simone de Beauvoir im Jahr 1967

Der von Simone de Beauvoir verfasste Text beginnt wie folgt (mit Übersetzung):[2]

„Un million de femmes se font avorter chaque année en France.
Elles le font dans des conditions dangereuses en raison de la clandestinité à laquelle elles sont condamnées, alors que cette opération, pratiquée sous contrôle médical, est des plus simples.
On fait le silence sur ces millions de femmes.
Je déclare que je suis l'une d'elles. Je déclare avoir avorté.
De même que nous réclamons le libre accès aux moyens anticonceptionnels, nous réclamons l'avortement libre.“

„Eine Million Frauen lassen in Frankreich jährlich eine Abtreibung durchführen. Sie tun das unter gefährlichen Bedingungen, da sie zur Heimlichkeit verurteilt sind, während dieser Eingriff bei Durchführung unter medizinischer Aufsicht zu den einfachsten gehört. Diese Millionen Frauen werden zum Schweigen gebracht. Ich erkläre, dass ich eine von ihnen bin. Ich erkläre, dass ich abgetrieben habe. Genauso, wie wir den freien Zugang zu Verhütungsmitteln verlangen, fordern wir auch das Recht auf freie Abtreibung.“

Darauf folgen die 343 Unterschriften, insbesondere von Prominenten.

In der Woche nach der Veröffentlichung des Manifests war auf der Titelseite der Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 12. April 1971 eine Karikatur mit der Frage „Wer hat die 343 Schlampen des Abtreibungsmanifests geschwängert?“ (französisch: „Qui a engrossé les 343 salopes du manifeste sur l'avortement?“) zu sehen.[3] Diese Karikatur gab dem Manifest den bekannten und oft für den Originaltitel gehaltenen Titel als „manifeste des 343 salopes“.[4]

Das Manifest der 343 ist ein bemerkenswertes Beispiel für zivilen Ungehorsam in Frankreich. Keine der Unterzeichnerinnen wurde strafrechtlich verfolgt.[5]

Das Manifest trug, ebenso wie der Prozess von Bobigny un der Gründung und Mobilisierung des Mouvement pour la liberté de l'avortement et de la contraception im Jahr 1973, zur Verabschiedung des am 17. Januar 1975 verkündeten Veil-Gesetzes[6] bei, das den Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten zehn Schwangerschaftswochen entkriminalisierte. Dies entspricht zwölf Wochen Amenorrhoe, eine Frist, die mit einer Gesetzesreform von 2001[7] auf 14 Wochen Amenorrhoe erhöht wurde.

Reaktion in Deutschland

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Als Reaktion auf das Manifest der 343 war auf der Titelseite des Stern am 6. Juni 1971 zu lesen: „Wir haben abgetrieben!“. Hierbei bekannten 374 Frauen öffentlich, ihre Schwangerschaft abgebrochen zu haben. Die Aktion wurde von Alice Schwarzer initiiert und unter anderem von Prominenten wie Romy Schneider, Senta Berger, Sabine Sinjen, Gisela Elsner und Veruschka von Lehndorff unterzeichnet.[8]

Liste ausgewählter Unterzeichnerinnen

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Viele der unterzeichnenden Frauen waren nicht prominent. Es gibt eine Reihe von Persönlichkeiten der damaligen Zeit, die ebenfalls das Risiko eingingen, ihre Karriere und ihren Ruf zu verlieren (Gisèle Halimi, Simone de Beauvoir, Jeanne Moreau, Catherine Deneuve, Catherine Deudon, Agnès Varda, Annie Zelensky usw.). Einige Frauen wie Annie Ernaux erklärten später die Gründe, aus denen sie sich nicht öffentlich bekennen konnten. Sie trieb im Jahr 1964 ab.[9] Zum Zeitpunkt des Manifests war sie mit einem leitenden Angestellten verheiratet, „öffentlich zu erklären, abgetrieben zu haben, hätte wie eine Bombe gewirkt“.[10]

Einzelnachweise

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  1. Manifeste des 343. In: France Mémoire. Abgerufen am 3. Januar 2024 (französisch).
  2. Le "Manifeste des 343 salopes" paru dans le Nouvel Obs en 1971. 27. November 2007, abgerufen am 3. Januar 2024 (französisch).
  3. Fotografie der Karikatur. Abgerufen am 3. Januar 2024.
  4. Charlie Hebdo: Cabu et les « 343 salopes ». 5. März 2020, abgerufen am 3. Januar 2024 (französisch).
  5. Qu'est-ce que le "manifeste des 343 salopes"? 5. April 2021, abgerufen am 3. Januar 2024 (französisch).
  6. Loi n° 75-17 du 17 janvier 1975 relative à l'interruption volontaire de la grossesse. (gouv.fr [abgerufen am 3. Januar 2024]).
  7. Loi n° 2001-588 du 4 juillet 2001 relative à l'interruption volontaire de grossesse et à la contraception (1). (gouv.fr [abgerufen am 3. Januar 2024]).
  8. Abtreibung: Die Stern-Aktion und ihre Folgen. Abgerufen am 3. Januar 2024.
  9. Alisonne Sinard: Avortement clandestin, quand Annie Ernaux retraçait "L'événement". 25. Mai 2018, abgerufen am 3. Januar 2024 (französisch).
  10. Tabou de l’avortement : « Une immense solitude enveloppe les femmes ». 31. März 2021, abgerufen am 3. Januar 2024 (französisch).