Martin Jacoby-Boy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Martin Jacoby-Boy, gebürtig Martin Jacoby (* 31. August 1883 in Berlin[1]; † 1971 in Ingeniero Maschwitz bei Buenos Aires), war ein deutscher bzw. argentinischer Architekt, Filmarchitekt und Grafikdesigner.

Jacoby-Boy besuchte bis 1906 mehrere Kunstschulen im In- und Ausland, so auch die Académie des Beaux-Arts in Paris. Darüber hinaus wurde er zum Tischler ausgebildet. Vom Expressionismus beeinflusst, versuchte sich Jacoby-Boy zunächst als Kunstmaler und Grafiker, später entwarf er auch Schrifttypen, Werbetafeln sowie Kostüme. 1912 wurde er in den Deutschen Werkbund berufen. Zwischen 1912 und 1928 zeichnete Jacoby-Boy unter anderem für die künstlerische Gestaltung der Schrifttypen Bravour, Verzierte Bravour und Jacobea verantwortlich.[2]

Ab 1919 konzentrierte sich Jacoby-Boy drei Jahre lang auf die Arbeit eines Filmarchitekten. Das Gros seiner zum Teil höchst aufwendigen Filmbauten entstand für die Inszenierungen von Joe May. Erwähnung verdienen vor allem seine Szenenbilder für die mehrteiligen Abenteuerfilme Die Herrin der Welt und Das indische Grabmal. Dort arbeitete er eng mit den später berühmten Kollegen Otto Hunte, Erich Kettelhut und Karl Vollbrecht zusammen. Jacoby-Boy war auch einer der Gründer der Filmstadt Woltersdorf bei Berlin.

Seit 1922 arbeitete Martin Jacoby-Boy als Architekt im eigenen Büro. Im Februar 1923 wurde er Geschäftsführer bei der May-Film GmbH[3] und war 1923/24 kurzzeitig zweiter Geschäftsführer neben Curt Prickler bei der May Kopieranstalt GmbH[4]. Im März 1926 gründete er mit dem Kaufmann Felix Berg die Lipropa Lichtbild-Propaganda GmbH (1926–1932).[5]

Als Jude wurde ihm 1933 die Weiterarbeit durch die Nationalsozialisten verwehrt. Er floh daraufhin zunächst in die Niederlande, 1935 weiter nach Argentinien, wo bereits einige seiner Neffen lebten. Jacoby-Boy setzte dort seine Tätigkeit als Architekt fort und schuf Entwürfe für öffentliche Auftraggeber, so beispielsweise das Marineministerium. Als Grafikdesigner gestaltete er 1941 die Zeitschrift La suerte. In den 1950er Jahren hielt sich Jacoby-Boy vorübergehend wieder in Berlin auf. Seinen Lebensabend verbrachte er in einem eigens entworfenen Landhaus rund 30 km nördlich von Buenos Aires.

Filmarchitektur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1915: für das Schuh- und Textilkaufhaus Emil Jacoby in der Friedrichstraße 70 in Berlin (auch Schuhwaren-Magazin Emil Jacoby) ein Werbeplakat für die von ihr vertriebenen Militärstiefel[6]
  • 1915: „Gebt! - Opfertage 3.-4.-5. Dezember 1915 - Rotes Kreuz von Berlin“[7]
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…“ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Acabus-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 583.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Landesarchiv Berlin, Geburtsregister Standesamt Berlin IX, Nr. 1821/1883; kostenpflichtig abrufbar auf Ancestry.com
  2. Schriftmuster im Klingspor-Museum, Offenbach (PDF).
  3. HRB Nr. 14119, Eintrag im Berliner Handelsregister am 24. Februar 1923
  4. Handelsregister Berlin HRB Nr. 29875
  5. Handelsregister Berlin HRB Nr. 38285
  6. Plakattext mit Abbildung (Memento des Originals vom 25. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/emuseum40.zhdk.ch, abgerufen am 2. Februar 2013
  7. Plakattext mit Abbildung (Memento des Originals vom 25. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/emuseum40.zhdk.ch, abgerufen am 2. Februar 2013