Murat (Cantal)

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Murat
Murat (Frankreich)
Murat (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Cantal (15)
Arrondissement Saint-Flour
Kanton Murat
Gemeindeverband Hautes Terres
Koordinaten 45° 7′ N, 2° 52′ OKoordinaten: 45° 7′ N, 2° 52′ O
Höhe 868–1360 m
Fläche 20,26 km²
Einwohner 1.792 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 88 Einw./km²
Postleitzahl 15300
INSEE-Code
Website www.murat.fr

Murat ist eine französische Gemeinde mit 1.792 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Département Cantal in der Region Auvergne-Rhône-Alpes; sie gehört zum Arrondissement Saint-Flour und zum Kanton Murat.

Gemeindegliederung

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Ortsteil ehemaliger
INSEE-Code
Fläche
(km²)
Höhenlage
(m)
Einwohnerzahl
(2016)[1]
Chastel-sur-Murat 15044 13,79 1000–1360 .0116
Murat (Verwaltungssitz)00 15138 06,47 0868–1163 1.799

Murat liegt im Tal des Alagnon, duckt sich unterhalb des westlichen Vorgebirges der Monts du Cantal. Der Ort ist von drei Basaltfelsen umgeben, Reste alter vulkanischer Kamine, den Rocher de Bredons, de Bonnevie und de Chastel.

10. bis 17. Jahrhundert

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Aufgrund seiner Lage entwickelte sich Murat ab dem 10. Jahrhundert und gelangte im 12. und 13. Jahrhundert zu Wohlstand. Im 14. Jahrhundert war Murat eine befestigte Stadt: im Schutz seiner Mauern befand sich an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt eine lebhafte Stadt. Zu der Zeit war jeder der drei Vulkankegel mit einer Festung bestückt.

Murat war während des Hundertjährigen Kriegs im Besitz der Engländer, dann der Grafen von Armagnac, des Hauses Savoyen und der Bourbonen. 1633 ließ Richelieu die imposante Burg auf dem Roche de Bonnevie, die nacheinander den Familien Murat, Cardaillac und Armagnac gehört hatte, schleifen, wozu sechs Monate benötigt wurden.

Zweiter Weltkrieg

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Hamburg, KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Gedenkhain, Denkmal für die deportierten und ermordeten Maquisards von Murat (Cantal)

Während des Zweiten Weltkriegs war Murat eine Hochburg der Résistance.

Die Lehrerin Alice Ferrières begann im Januar 1943 nach Murat geflüchtete Juden vor den Nationalsozialisten zu schützen. Sie nutzt ihre Verbindungen, um sie in umliegenden Schulen und Bauernhöfen zu verstecken. So konnte sie bis Kriegsende etwa fünfzehn Kinder und dreiundfünfzig Familien schützen. Die Flüchtlinge rettet sie auch, indem sie falsche Papiere für sie anfertigte. Unterstützt wurde sie dabei vor allem von ihren Kolleginnen Marthe Cambou und Marie Sagnier sowie von jungen Assistenten der Jüdischen Hilfs- und Widerstandswerke. In 1964 wurde Alice Ferrières als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet (siehe Literatur: Buch von Patrick Cabanel).

Die Altstadt, die Place de l’Hôtel de Ville und die Place du Balat waren 1944 Schauplatz dramatischer Ereignisse: am 12. Juni nahmen die Deutschen im Ort Verhöre und Festnahmen vor. Gegen 15 Uhr drang eine Gruppe von 75 Widerstandskämpfern in die Stadt ein und eröffnete das Feuer, bei dem auch der SD-Hauptsturmführer und Chef der Gestapo Südfrankreich, Hugo Geissler, der das SD-Einsatzkommando beim Vichy-Regime leitete, getötet wurde. In der Dämmerung zogen sich die Deutschen Richtung Saint-Flour mit 13 eigenen Toten und 3 gefallenen Milizionären zurück. Am 24. Juni kamen sie zurück, um die Stadt zu "säubern". Sie durchsuchten die Häuser, von denen sie 10 zerstörten, und verhafteten 119 Einwohner, von denen 107 deportiert wurden. Nur 34 von ihnen überlebten.[2]

Die Franzosen aus Murat wurden über Compiègne zum KZ Neuengamme deportiert und die meisten im Außenlager Bremen-Farge eingesetzt. Anfang Juni 2012 wurde in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein Denkmal enthüllt, das von der Stadt Murat gestiftet wurde, um an die Geschehnisse in Murat zu erinnern und um dort der deportierten und verstorbenen Einwohner zu gedenken.[3][4][5] Mit den aus Murat stammenden Basaltsäulen wird an die im Juli 1944 in das KZ Neuengamme und seine Außenlager deportierten und ermordeten Maquisards aus Murat (Cantal) erinnert. Insgesamt starben im KZ 75 von 103 Männern.[6][7]

21. Jahrhundert

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Am 1. Januar 2017 wurde die Gemeinde Chastel-sur-Murat mit den Ortsteilen Chastel-sur-Murat, Brugiroux, Brujaleine, Entremont, La Chevade, La Denterie, Le Moulin de Brujaleine, L’Haut-Mur und Le Lapsou nach Murat eingemeindet.

Bevölkerungsentwicklung

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Gemeinde Einwohnerzahlen (Census)
1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2008 2011 2013 2016
Chastel-sur-Murat 176 153 126 106 100 96 125 133 133 122 116
Murat 2438 2587 2605 2435 2409 2153 2077 2045 1947 1893 1799
Murat 2614 2740 2731 2541 2509 2249 2202 2178 2080 2015 1915
Quelle: Cassini und INSEE

Die (Gesamt-)Einwohnerzahlen der Gemeinde Murat wurden durch Addition der bis Ende 2016 selbständigen Gemeinden ermittelt.

Sehenswürdigkeiten

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  • Schloss Anterroches, erbaut im Mittelalter wurde es im 19. Jahrhundert stark verändert
  • Die mittelalterliche Altstadt. Murat besitzt noch viele Häuser aus dem Mittelalter und der Renaissance, darunter sieben geschützte Bauten, die in der Liste der Monuments historiques eingetragen sind:
    • Die Stiftskirche Notre-Dame des Oliviers (Place Gandilhon-Gens-d’Armes) aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammend und in der Folgezeit immer wieder erweitert.
    • Die Markthalle (gegenüber der Stiftskirche) mit ihrem metallenen Dachstuhl (19. Jahrhundert)
    • Die ehemalige Vogtei (Place Gandilhon-Gens-d’Armes): aus dem 16. Jahrhundert mit einem Mauerwerk aus mit Kalk ausgefugten Vulkansteinen
    • Das Renaissancehaus (Place Marchande)
    • Das Tribunal (Rue du faubourg Notre-Dame), der ehemalige Dominikanerkonvent Sainte-Catherine de Sienne, 1771 abgebrannt und danach wieder aufgebaut
    • Das Konsulatshaus (Rue du faubourg Notre-Dame) mit einer Fassade vom Ende des 15. Jahrhunderts.
    • Die Ferme de la Pradal
  • Die Maison de la faune, ein ehemaliges Privathaus aus dem 17. Jahrhundert, das heute ein Naturkundemuseum beherbergt.

Gemeindepartnerschaft

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Persönlichkeiten

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  • Patrick Cabanel: „Chère Mademoiselle...“. Alice Ferrières et les enfants cachés de Murat, 1941–1944. Préface de Mona Ozouf. Calmann-Lévy, Paris 2010, ISBN 978-2-7021-3978-3.[8][9]
  • Katharina Hertz-Eichenrode: „Vergeltungsaktionen“ in Murat, Meensel-Kiezegem und Putten. In: Oliver von Wrochem (Hrsg.): Repressalien und Terror. Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78721-7, S. 172–190.
  • Christel Trouve: Keiner wagte, die Überlebenden zu fragen – Die familiäre Weitergabe der Erinnerungen an die Razzia in Murat. In: Oliver von Wrochem (Hrsg.): Repressalien und Terror. Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78721-7, S. 191–202.
Commons: Murat – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Einwohnerzahlen rückwirkend zum 1. Januar 2016
  2. Hauptverbindungsstab 588 in Clermont-Ferrand: Kriegstagebuch S. 25 u. 41. (PDF abgerufen von der US-Library of Congress) In: Trial of the Major War Criminals 14. November 1945 – 1. Ocober 1946. International Military Tribunal Nuremberg, 25. Juni 1944, abgerufen am 16. Mai 2020.
  3. (fr) Antoine Sauret, Robert Navarre: L'indicible horreur du calvaire des déportés. (Titel übersetzt: Der unbeschreibliche Schrecken vom Leidensweg der Deportierten). En: Cantal Ouvrier et Paysan, mai 1965. (Memento vom 15. März 2014 im Internet Archive)
  4. Klaus Witzeling: Bekannte Orte, historisch gesehen. In: Hamburger Abendblatt, vom 29. Mai 2012, Beilage Museumswelt Hamburg, Frühjahr 2012, S. 16.
  5. Senatorin weiht Mahnmal für Deportierte aus Murat ein. In: Bergedorfer Zeitung, vom 7. Juni 2012.
  6. Unruhige Zeiten in Murat
  7. Barbara Brix: Murat-Widerbegegnung mit einem Stück französisch-deutscher Erinnerungskultur. In: Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): weiterMachen. Nr. 2024. Hamburg 2024, S. 48–49.
  8. Besprechung des Buches "Chère Mademoiselle ..." in Französisch
  9. Ferrières war eine Mathematik-Lehrerin an der Mädchenoberschule der Stadt. Sie half, in der Gegend jüdische Kinder zu verstecken und im Versteck zu unterrichten. Die Helfer retteten die Kinder dadurch vor den Deutschen, vor der Vernichtung. Ferrières wurde dafür als erste Französin 1964 als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet, als zweite Person dieser Nationalität überhaupt. Sie war die Schwägerin von Jean Cavaillès. Die ebenfalls beteiligte Lehrerin Marthe Cambou (Barnet) erhielt 2004 diese Ehrung. Weiterhin war Marie Sagnier (1898–1996) als Direktorin der Schule besonders beteiligt und wurde daher 1985 geehrt. An Sagniers späterem Wirkungsort Clermont-l’Hérault gibt es auch ein örtliches Gedenken und eine Erinnerungstafel (Memento des Originals vom 7. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/clermontherault.blogs.midilibre.com