Oberissigheim

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Oberissigheim
Wappen von Oberissigheim
Koordinaten: 50° 12′ N, 8° 57′ OKoordinaten: 50° 11′ 43″ N, 8° 57′ 14″ O
Höhe: 117 m ü. NHN
Fläche: 4,59 km²[1]
Einwohner: 1326 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 289 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63486
Vorwahl: 06183
Evangelische Kirche von Oberissigheim

Oberissigheim ist ein Stadtteil der Stadt Bruchköbel im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Das Wahrzeichen des Stadtteils ist der Brunnen auf dem Platz vor der Kirche.

Oberissigheim liegt in einer Höhe von 121 m über NN, etwa 7 km nordwestlich der Innenstadt von Hanau am Krebsbach.

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 850. Zusammen mit Niederissigheim bildeten die beiden heutigen Stadtteile von Bruchköbel damals das Dorf Issigheim. Durch immer wiederkehrende Überschwemmungen wurden einige Häuser auf nahe gelegene Hügel versetzt, so dass zwei unabhängige Dörfer entstanden.

Oberissigheim lag bei Ausbildung der Landeshoheit im späten Mittelalter im Amt Büchertal der Herrschaft Hanau, ab 1429: Grafschaft Hanau und gehörte nach der Landesteilung von 1458 zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.

1375 werden ein Pastor und ein Vikar erwähnt. Es bestand also damals schon eine Kirche im Ort. Das erst 1497 erwähnte Patrozinium der Kirche lag beim Heiligen Georg und dem Heiligen Vincentus, das Kirchenpatronat beim Kloster Naumburg bzw. dessen Mutterkloster Limburg an der Haardt. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes der Kirche St. Maria ad Gradus in Mainz, Landkapitel Roßdorf, in nachreformatorischer Zeit war das die „Klasse“ (das Dekanat) Windecken.

Historische Namensformen

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In erhaltenen Urkunden wurde Oberissigheim unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • superior Ossinkeim (1270)
  • superior villa Ussekeym (1281)
  • Oberen Ussenckeym (1329)
  • Ussingheym (1373)

In der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde Mitte des 16. Jahrhunderts nach und nach die Reformation eingeführt. In Oberissigheim geschah dies zunächst im lutherischen Sinn. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft Hanau-Münzenberg weitgehend als verbindlich durch.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Amt Büchertal und Oberissigheim. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Büchertal ab 1806 zunächst unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, durch die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Büchertal im neu gebildeten Kreis Hanau auf. Mit der Annexion Kurhessens durch das Königreich Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde auch Oberissigheim preußisch.

Am 31. Dezember 1971 wurde Oberissigheim im Rahmen der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Bruchköbel eingemeindet.[3] Der Landkreis Hanau wiederum ging 1974 im Main-Kinzig-Kreis auf.

Einwohnerentwicklung

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 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1587: 025 Schützen, 6 Spießer
  • 1632: 039 Familien[4]
  • 1707: 24 Familien[4]
  • 1753: 34 Familien, 109 Einwohner
  • 1812: 51 Feuerstellen, 279 Seelen
Oberissigheim: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2011
Jahr  Einwohner
1812
  
279
1834
  
326
1840
  
335
1846
  
343
1852
  
343
1858
  
337
1864
  
353
1871
  
362
1875
  
372
1885
  
382
1895
  
394
1905
  
453
1910
  
445
1925
  
510
1939
  
497
1946
  
751
1950
  
686
1956
  
624
1961
  
650
1967
  
760
1970
  
921
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.326
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]

An einem vom Krebsbach abzweigenden Betriebsgraben nördlich des Ortsbereiches bestand eine Wassermühle zum Mahlen von Getreide, die kurz nach 1900 stillgelegt wurde.

  • Seit dem 12. September 2004 gibt es in Oberissigheim mit der Katharina von Bora Schule wieder eine evangelische Grundschule.

Persönlichkeiten

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  • Johann Heinrich Lind (1819–1873), Landwirt und Politiker, Abgeordneter des Kurhessischen Kommunallandtages
  • Literatur über Oberissigheim nach Register In: Hessische Bibliographie
  • Peter Gbiorczyk: Evangelische Schulen in Oberissigheim (1550 bis 1743). 2004. (peter-gbiorczyk.de)
  • Peter Gbiorczyk: Die „zwei Reformationen“ in der Grafschaft Hanau-Münzenberg am Beispiel der Landgemeinden Bruchköbel, Nieder- und Oberissigheim und Roßdorf (1514–1670). In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte. 2017, S. 8–67. (peter-gbiorczyk.de)
  • Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis. (= Hanauer Geschichtsblätter. 40). Hanau 2003, S. 361.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 14). 1926, S. 264f.
Commons: Oberissigheim (Bruchköbel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Oberissigheim, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/ Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 367.
  4. a b In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Die Zahlen sind hier wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: Hanauer Geschichtsverein 1844: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung. (= Hanauer Geschichtsblätter. 45). 2011, ISBN 978-3-935395-15-9, S. 277–320, hier S. 289 ff.