St. Michaelis (Wiedersberg)

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St. Michaelis
Innenraum (2022)

Die barocke evangelisch-lutherische St.-Michaelis-Kirche in Wiedersberg im sächsischen Vogtlandkreis wurde von 1729 bis 1732 anstelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus erbaut.

Da die Gründung über St. Lorenz in Hof im Bistum Bamberg erfolgte, gehörte Wiedersberg über Jahrhunderte zu den sogenannten Streitpfarren, deren Patronat zwischen den jeweiligen sächsischen und fränkisch-bayerischen Landesherren umstritten war.

Mit der Reformation im Kurfürstentum Sachsen wurde Wiedersberg lutherisch. Zwischen 1729 und 1732 erfolgte der heutige barocke Neubau der 1322 erstmals erwähnten Kirche, die baufällig geworden war.[1] Der ältere Saalbau blieb im Kern erhalten. Der westlich angebaute Turm wurde im Jahr 1910 erneuert.[2]

Die Nähe zur deutsch-deutschen Grenze war einer der Gründe für die Entscheidungsträger der DDR, die Kirche dem Verfall preiszugeben. Das Landeskirchenamt gab die Kirche 1971 auf, und das Gelände wurde 1974 wegen Einsturzgefahr gesperrt. Nach der Wende begannen durch Privatinitiative Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten, bei denen sich besonders Kurt Geipel engagierte.[3] Heute werden in der Kirche wieder Gottesdienste abgehalten, sie steht aber auch für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Die Kirche ist ein Kulturdenkmal.

Kanzelaltar der Bildhauerfamilie Knoll

Bemerkenswert sind der Kanzelaltar von 1737[2] und der Taufengel aus der Werkstatt der Hofer Johann Nikolaus Knoll. Der Kanzelaltar war wegen des Verfalls der Kirche für viele Jahre nach Burgstädt verbracht und in der evangelischen Stadtkirche aufgestellt worden.[2][4]

Das Inventar ist typisch für die Dorfkirchen im hochfränkischen Raum und wird dem Markgrafenstil zugeordnet. Der Wiedersberger Kanzelaltar diente als Vorbild für die Gestaltung des Kanzelaltars im benachbarten fränkisch-bayerischen Trogen.[5] Eine Orgel hat die Kirche nicht mehr, seit 1978 das Werk von Johann Kralapp aus dem Jahr 1872[2] wegen Verfalls der Kirche ausgebaut und in die Friedhofskapelle Oelsnitz/Vogtl. umgesetzt wurde.[6]

Das Geläut besteht aus drei Eisenhartgussglocken. Der Glockenstuhl besteht aus einer Stahlkonstruktion.[7] Im Folgenden eine Datenübersicht des Geläutes:

Nr. Gussdatum Gießer Durchmesser Masse Schlagton
1 1959 Glockengießerei Schilling & Lattermann 1053 mm 522 kg b′
2 1959 Glockengießerei Schilling & Lattermann 875 mm 288 kg d″
3 1959 Glockengießerei Schilling & Lattermann 771 mm 200 kg d′
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, bearbeitet von Barbara Becker, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius u. a., Deutscher Kunstverlag, München 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 990f.
  • Benno Kolbe: Die Kirche soll im Dorf bleiben – St. Michaelis zu Wiedersberg. Flyer von 2013.
  • Das Voigtland, umfassend die Ephorien: Plauen, Reichenbach, Auerbach, Markneukirchen, Oelsnitz und Werdau (= Sachsens Kirchen-Galerie. Band 11). Schmidt, Dresden 1844, S. 137 f. (Digitalisat der SLUB Dresden).
  • Richard Steche: Wiedersberg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 10. Heft: Amtshauptmannschaft Oelsnitz. C. C. Meinhold, Dresden 1888, S. 30.
Commons: St. Michaelis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. S. Gedenkinschrift an der Kirche
  2. a b c d Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, bearbeitet von Barbara Becker, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius u. a., Deutscher Kunstverlag, München 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 990f.
  3. S. Gedenktafel in der Kirche
  4. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, bearbeitet von Barbara Becker, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius u. a., Deutscher Kunstverlag, München 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 97
  5. Grenzlanddekanat Hof (1988) aus der Reihe Porträts bayerischer Dekanatsbezirke. S. 115.
  6. Orgeldatenbank Sachsen. Abgerufen am 22. Mai 2022.
  7. Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen: Klang zwischen Himmel und Erde. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 369 ff.

Koordinaten: 50° 21′ 49,1″ N, 11° 59′ 58,4″ O