Wikipedia:Hochschulprogramm/Marburg SoSe 2017/Kalsmunt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Ruine der Höhenburg Kalsmunt, einer alten Reichsburg, ist noch heute auf einem 256 m hohen Basaltkegel über der Stadt Wetzlar in Hessen zu sehen.

Reichsburg Kalsmunt
Donjon

Donjon

Alternativname(n) Carols Mons, Carlmund oder Carlmont
Staat Deutschland
Ort Wetzlar
Entstehungszeit Ausgebaut durch Friedrich Barbarossa um 1180
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Bergfried, Reste von Torturm und Wohngebäuden
Bauweise Mauerstärke des Bergfried bis zu 3 Meter
Geographische Lage 50° 33′ N, 8° 30′ OKoordinaten: 50° 32′ 57,7″ N, 8° 29′ 44″ O
Höhenlage 256 m ü. NN
Hochschulprogramm/Marburg SoSe 2017/Kalsmunt (Hessen)
Hochschulprogramm/Marburg SoSe 2017/Kalsmunt (Hessen)

Geografische Lage

[Quelltext bearbeiten]

Innerhalb des heutigen Stadtgebietes von Wetzlar, auf einem 256m hohen Basaltkegel, erhebt sich um einen zentralen Donjon die aus Haupt- und Vorburg bestehende Anlage des Kalsmunt. Die topographische Lage am Nordende des Bergrückens „Eisenhart“ war günstig gewählt. Von hieraus war es möglich ein Gebiet von rund 200km² einzusehen. Mit Sicherheit diente die Burganlage der Kontrolle der Verkehrswege die durch das Lahntal führten.

Forschungsgeschichte

[Quelltext bearbeiten]

Die Erforschung des Kalsmunt geht auf Johann Heinrich Zedler zurück. [1]

Erste Ausgrabungen am Kalsmunt wurden von den Heimatforscher Karl Metz in den 1930er Jahren durchgeführt.

Seit 2013 führt die Philipps-Universität Marburg archäologische Ausgrabungen auf dem Burggelände durch mit dem vorrangigen Ziel eine stratigraphisch gesicherte Datierung, des Enstehungsdatums der Burganlage zu liefern.[2] Unterstützt und gefördert werden die Grabungen durch den Förderverein Kalsmunt e.V.

Kupferstich von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1605. Bild zeigt die Ansicht Wetzlars von Norden, mit der Burgruine des Kalsmunts rechts. Bildunterschrift: AMPLISS. VIRIS, DIGNATE, SA-PIENTIA, VIRTUTE [et] DOCTRINA PRESTANTIB. D. CONS. [et] SENAT. IMPERII CIVIT. WETZLARIENSIS DD.

Die gesicherte Geschichte der Burg Kalsmunt beginnt um 1180 n.Chr mit ihrer Einrichtung als Reichsburg durch den staufischen Kaiser Friedrich Barbarossa. Der Historiker Ziegler ging von der Erbauung der Burg durch Karl den Großen aus[3], während Karl Metz sogar einen römischen Ursprung vermutete[4]. Beide lieferten keine ausreichenden Belege für ihre Theorie.

In der Reichsburg Kalsmunt lebten gleichzeitig mehrere von verschiedenen Reichsburg-Lehsmännern eingesetzte Burgmannen-Familien. 1226 wird das erste Mal Winterus von Kalsmunt als Burgmann von Kalsmunt erwähnt und auch Eberwin und Wezelo von Garbenheim werden dort genannt und später als Burgmannen bezeugt.[5] Nach dem Tod Winterus von Kalsmunt geht das Lehen an seinen einzigen überlebenden Sohn Ulrich I. von Münzenberg. 1252 wird die Burg zur Befestigung ausgebaut.

Das Geschlecht Münzenberg stirbt 1255 aus und das Erbe geht an Philipp I. von Falkenstein.

Im Sommer 1284 gibt sich der Hochstapler Tile Kolup in Wetzlar als Kaiser Friedrich II. aus. Er wird auf dem Kalsmunt inhaftiert und verhört und schließlich am 7. Juli 1285 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Im Jahr 1286 wird der Graf Adolf von Nassau zum Burghauptmann ernannt, der sein Amt 1292 an Gottfried von Merenberg überträgt. Nach dem Tode von Hartrad VI. von Merenberg wird die Herrschaft Merenburg und somit auch die Burghauptmannschaft des Kalsmunt an das Haus Nassau-Weilburg übertragen. [6]

Das Falkensteiner Lehen wind am 28. Mai 1420 zu 5 gleichen Teilen an die Gräfin Anna von Sayn, Graf Ruprecht von Virneburg, Diether von Isenburg-Büdingen, Graf Bernhard II. von Solms-Braunfels und Johan V. von Solms-Lich gegeben.Die Anteile von Diether von Isenburg gehen aber bereits am 6. Dezember 1422 und die von der Gräfin Anna von Sayn ein Jahr später am 23. April 1423 an Erzbischof Conrad von Mainz über und werden schließlich von dem Grafen Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg aufgekauft. Dieser kauft auch die Anteile von Virneburg und Solms-Lich auf und befindet sich somit im Besitz von 4/5 der Anteile.[7]

1580 geht auch das letzte Fünftel in den Besitz des Hauses Nassau-Weilburg über. Die Burg hat zu dieser Zeit bereits keine militärische Bedeutung mehr.

Als Teil eines Gebietstausches überträgt 1536 Graf Philipp III. von Nassau-Weilburg die Burg Kalsmut an den Landgrafen von Hessen Phillipp den Großmütigen. Dieser lässt 1609 den Bestand der inzwischen schon stark verfallenen Burg vermessen, wodurch der älteste vorhandene Grundriss der Ruine entsteht.

Ein Ausbau der Festung im Jahr 1740 scheitert an Kostengründen. Schließlich geht die Burg 1803 in den Besitz der Stadt Wetzlar über.

Aufbau der Burganlage

[Quelltext bearbeiten]
Grundriss der Burganlage nach den Aufzeichnungen von Karl Metz

Der Kalsmunt gliedert sich in seinem Aufbau in eine Haupt- und Vorburg, umgeben von einer Inneren- und Äußeren Ringmauer. Südwestlich gelegen findet sich das Äußere Tor. Durch dieses gelangt man in die Vorburg. Von der Toranlage selbst ist heutzutage lediglich ein Teil der südlich gelegenen Tormauer, obertägig zu erkennen.

Durch eine weitere Toranlage erreicht man die Hauptburg. An zentraler Stelle gelegen, befindet sich der dreigeschossige Wohnturm mit einer Höhe von 18 Meter und einen 11,8 Meter breiten Stumpf. In der dritten Etage befand sich nachweislich ein Kamin, sowie der einzige Zugang in den Turm. Der derzeitige Eingang, welcher an der südöstlichen Turmseite gelegen ist, wurde im Jahr 1836 angelegt. Des Weiteren finden sich im Bereich der Hauptburg, mehrere Wirtschafts- und Wohngebäude. Westlich vom Turm gelegen befand sich eine Kapelle. 2016 wurde diese erstmals, durch archäologische Grabungen in ihrer Gesamtheit erfasst. Im Altarbereich wurde im Spätmittelalter eine wohl weibliche Person beigesetzt.

Grabungsschnitt der Philipps-Universität Marburg auf dem unteren Burgplateau.

Namensherkunft

[Quelltext bearbeiten]

Der Ursprung und die Bedeutung des Burgnamens ist bis heute nicht geklärt.

Folgt man Zedler so könnte „Kal“ auf Karl den Großen hinweisen, während „munt“ ein altdeutsches Wort darstellt, das Vasall oder Schutz bedeutet und somit auf eine Gründung durch Karl den Großen anspielt. Dies erscheint allerdings unwahrscheinlich, da die Verwendung von "munt" in diesem Sinne für Ortsbezeichnungen nicht üblich war. Auch bleibt Zedler eine Erklärung schuldig, warum der in der Bevölkerung bekannte Kaisername "Karl" dann zu "Kal" verstümmelt wurde.[8]

In einigen Quellen wird ein keltischer Ursprung des Namens in Betracht gezogen. So bedeuten die keltischen Begriffe „kalet“ und „min(j)o“ zusammen kahler bzw. harter Berg, was eine Referenz auf den Basaltkegel darstellen könnte auf dem sich die Burg befindet. Es ist prinzipiell vorstellbar, dass die mögliche keltische Bezeichnung des Berges unterhalb der Burg als Namensgeber für diese fungierte, allerdings handelt es sich hierbei bisher um reine Spekulation.

Der Nauborner Münzfund

[Quelltext bearbeiten]

1887 wurde in Nauborn ein Münzfund gemacht, welcher einen terminus post quem für die Datierung des Kalsmunt liefert. Beim Graben eines Fundamentes, traf man auf einen Münzfund im Umfang von rund 300 Münzen. Der Hauptteil des Münzfundes ist verloren gegangen, einige Stücke konnten jedoch von H. Weber geprüft und beschrieben. [9] Auf einigen Münzen finde sich die Darstellung von Kaisers Friedrich I. Auf dem Avers dieser Münzen wird Friedrich I. als gekrönter Kaiser, sitzend auf einem Stuhl, welcher mit Hundeköpfen verziert ist, dargestellt. In seiner rechten Hand hält er einen Lilienstab und in der linken einen Palmzweig. Über den Schultern findet sich je ein Ringel. Das Avers dieser Münzen trägt die Inschrift: FRIDER-0-0-IVz IP. Auf dem Revers der Münzen werden auf zwei geperlten Bogen eine dreitürmige Kirche dargestellt. Des Weiteren finden sich Füllmotive wie Ringel und Rosen. Von besonderem Interesse ist die Inschrift die das Revers trägt: CALSMVNDVCI (Calsmund). Die eben beschriebenen Münzen werden in die Jahre 1152-1190 datiert. [10] Somit liefern uns die Münzen ein Datum an der die Burganlage des Kalsmunt bereits bestanden haben muss.

  • Herbert Flender: Die Reichsburg Kalsmunt, in: Leitz objektiv. Werkzeitung für die Mitarbeiter der Ernst-Leitz Wetzlar GmbH, Jahrgang 1980, Heft 3/4, wiederabgedruckt in: Flender, Herbert, Vom historischen Erbe der Stadt Wetzlar, Wetzlar, 2¸1993, S. 137–146. (= Schriften zur Stadtgeschichte, Sonderheft).
  • Friederun Friedrichs: Burgen und Städte als politisch-wirtschaftliche Kristallisationspunkte der staufischen Wetterau, in: Wetterauer Geschichtsblätter 16, 1967, S. 19–49.
  • Karl Metz: Der Kalsmunt, Früh- und spätrömische Forschung über Aliso - Halisin - Solisin und den Ursprung der Stadt Wetzlar, Wetzlar 1940.
  • August Schoenwerk: Die Reichsburg Kalsmunt bei Wetzlar und ihre Burgmannen, Frankfurt am Main 1962
  • H. Weber: Der Münzfund von Nauborn. In: A. v. Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik, 16 Band, Berlin 1888, S. 151-181.

Einzelnachweise

[Quelltext bearbeiten]
  1. [1].(J. H. Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, welche bisher durch menschlichen Verstnad und Witz verbessert wurden, 55 Band, Halle und Leipzig 1743, S. 1477-1478.)
  2. http://www.uni-marburg.de/fb06/vfg/forschung/folder.2016-11-16.8910577000
  3. Karl Metz: Der Kalsmunt, Früh- und spätrömische Forschung über Aliso - Halisin - Solisin und den Ursprung der Stadt Wetzlar, Wetzlar 1940.
  4. Karl Metz: Der Kalsmunt, Früh- und spätrömische Forschung über Aliso - Halisin - Solisin und den Ursprung der Stadt Wetzlar, Wetzlar 1940.
  5. August Schoenwerk: Die Reichsburg Kalsmunt bei Wetzlar und ihre Burgmannen, 1962 S. 26
  6. Spielmann: Geschichte der Stadt und Herrschaft Weilburg; Stadt Weilburg, 1896 (Neuauflage 2005) S. 35–55
  7. August Schoenwerk: Die Reichsburg Kalsmunt bei Wetzlar und ihre Burgmannen, 1962 S. 27
  8. August Schoenwerk: Die Reichsburg Kalsmunt bei Wetzlar und ihre Burgmannen, 1962 S. 34
  9. H. Weber: Der Münzfund von Nauborn. In: A. v. Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik. 16 Band. Berlin 1888
  10. H. Weber: Der Münzfund von Nauborn. In: A. v. Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik. 16 Band. Berlin 1888. S. 151-156.