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BLKÖ:Danicić, Gjuro

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dóby, Eugen
Band: 14 (1865), ab Seite: 421. (Quelle)
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Danicić, Gjuro (Georg) (Sprachforscher, geb. zu Neusatz in der serbischen Wojwodschaft im April 1825). Sein eigentlicher Familienname ist Popowić. Von seinem Vater für das Studium bestimmt, beendete er im Alter von 15 Jahren zu Neusatz die Gymnasialclassen und begab sich dann auf das evangelische Lyceum zu Preßburg. Anfänglich gewillt, die Rechte zu studiren, bezog er im Jahre 1844 die Pesther Hochschule, aber eine im Jahre 1845 nach Wien unternommene Reise, wo er Wuk Stephanowitsch Karadschitsch [s. d. Bd. X, S. 464] und Miklosich kennen lernte, ward entscheidend für seine Zukunft. „Der eine“, wie Danicić selbst schreibt, „hat ihm die Schätze der serbischen Sprache aufgethan (Wuk). der andere ihm das Licht verliehen, um diese Schätze zu sehen und verstehen zu können“ (Miklosich). Schon im folgenden Jahre gab D. das Rechtsstudium auf und widmete sich sofort ausschließlich der Philologie. Während dieser Studien stand er dem alten Karadschitsch thätig zur Seite und war demselben bei der Zusammenstellung des serbisch-deutsch-lateinischen [422] Wörterbuches und bei Herausgabe der Nationallieder und Volksmärchen behilflich. Im Jahre 1847 trat er aber mit seiner Schrift zu Gunsten der serbischen Sprache und Orthographie zum ersten Male selbstständig als Schriftsteller auf. Im Jahre 1852 begab sich D. nach Belgrad, kehrte aber schon im folgenden Jahre, einer Einladung des Fürsten Michael Obrenowitsch folgend, nach Wien zurück, wo ihn der Fürst Michael nicht unwesentlich in seinen Arbeiten förderte und er durch drei Jahre dessen Gattin Julia geb. Gräfin Hunyadi im Serbischen unterrichtete, die ihm sich dadurch erkenntlich erwies, daß sie mehrere Werke D.’s auf ihre Kosten herausgeben ließ. Im Jahre 1856 wurde D. Bibliothekar der Belgrader Nationalbibliothek, im Jahre 1859 erhielt er die Lehrkanzel der slavischen Philologie, allgemeinen Literaturgeschichte und Aesthetik an der Belgrader Hochschule, legte jedoch dieselbe zu Anfang des Jahres 1865 in Folge eines die Hochschule betreffenden Polizeierlasses, mit dem er sich nicht einverstanden erklären mochte, nieder. Der gelehrte Sprachforscher ist nunmehr zu Belgrad als Secretär im Ministerium des Innern und zwar in der Section für Post- und Telegraphenwesen angestellt. Die literarische Thätigkeit D.’s umfaßt sprachliche Originalschriften, ferner Uebersetzungen und endlich die Herausgabe wichtiger alter Sprachdenkmäler. Seine Originalschriften sind; „Rat za srpski jezik i pravopis“, d. i. Kampf für die serbische Sprache und Orthographie (Ofen 1847); – „V. Lazicu“, d. i. Dem Herrn Lazic, I. u. II. Zwei polemische Schriften (1848); – Pripovijetke iz staroga i novoga zavjeta“, d. i. Erzählungen aus dem alten und neuen Testamente (Wien 1850), in drei Dialekten; – „Mala srpska gramatika“, d. i. Kleine serbische Grammatik (Wien 1850, 2. Ausg. 1863); – „Novi srpski bukvar“, d. i. Das neue serbische ABC-Büchlein, recensirt von Gj. Danicić (Wien 1854); – „Sintaksa srpskoga jezika“, d. i. Serbische Syntax (Belgrad 1858); – „Vukov prijevod novoga zavjeta“, d. i. Wuk’s Uebersetzung des neuen Testamentes (Belgrad 1862), eine Apologie; – „Oblici srpskoga jezika“, d. i. Serbische Formenlehre (1863); – „Rječnik iz književnih starina srpskih“, d. i. Wörterbuch der serbischen Sprachalterthümer, 3 Theile (Belgrad 1863 und 1864, gr. 8°.) ; – „Psaltir Davidov“, d. i. David’s Psalter (Wien 1864). Ausgabe mit lateinischen und cyrillischen Lettern (ebd. 1865). Die von Danicić herausgegebenen altserbischen Sprachdenkmäler sind: „Život svetoga Save. Napisao Dometian“, d. i. Leben des H. Sava, geschrieben von Dometian (Belgrad, 1860); – „Nikoljsko jevandjelje“, d. i. Das Evangelium aus dem Kloster St. Nikolaus (ebd. 186.); – „Život svetoga Simeuna i svetoga Save“, d. i. Das Leben des H. Simeon und des H. Sava (ebd. 1865), die drei angeführten, aus alten und kostbaren Manuscripten herausgegebenen Schriften zählen zu den ältesten Sprachdenkmälern der serbischen Nation; auch hat D. zwei Werke aus dem Russischen übersetzt, und zwar Murawief’s Briefe über den Gottesdienst in der orientalischen Kirche unter dem Titel: „N. A. Muravijeva pisma o službi božjoj u pravoslavnoj crkvi“ (Neusatz 1854) und Majkow’s Geschichte des serbischen Volkes unter dem Titel: „Istorija srpskoga naroda“ (Belgrad 1858, gr. 8°.). Ueberdieß enthalten verschiedene Zeitschriften und die von der gelehrten serbischen Gesellschaft [423] herausgegebene Jahresschrift, deren Redacteur D. längere Zeit gewesen, mehrere Aufsätze aus seiner Feder. D. ist Mitglied der literarisch-serbischen Gesellschaft (Družtvo srpske slovesnosti) zu Belgrad und seit 1863 correspondirendes Mitglied der k. russ. Akademie zu St. Petersburg. D. zählt zu den ersten slavischen Philologen der Gegenwart und über seine serbische Syntax fällt ein Gelehrter wie Miklosich das Urtheil, „daß keine einzige slavische Sprache über ihre Syntax eine so befriedigende Arbeit aufzuweisen hat, als die serbische in jener von Danicić.

Slavische Blätter von Abel Luksić (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1865), S. 342 [mit Porträt im Holzschnitt].