Halbdekan

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Halbdekan (oder auch Pentade oder Quinat) ist in der Astrologie ein Abschnitt von 5° auf dem Tierkreis, der durch die Aufteilung eines Tierkreiszeichens in 6 Halbdekane bzw. die Aufteilung des gesamten Tierkreises in 72 Halbdekane entsteht. Der Name verweist auf die Dekane, die 10° großen Gradbereiche.

Die Halbdekane spielen eine gewisse Rolle in den Anfängen der ägyptisch-hellenistischen Tradition. Dort ist die Bedeutung, welche die Pentadengottheiten bzw. -dämonen in dieser frühen Stufe der Astrologie haben, durch mehrere Quellen sowie durch ein Papyrus-Fragment aus Oxyrhynchus bezeugt, insbesondere in Zusammenhang mit den sogenannten Salmeschiniaka. In den späteren Phasen der Entwicklung wurden die Pentaden zunächst von den Dekanen und dann von den Tierkreiszeichen verdrängt und traten schließlich ganz in den Hintergrund.

Neuzeitliche Versuche, die 72 Halbdekane in Beziehung zu setzen mit den 72 Namen Gottes im Schemhamphorasch bzw. 72 Engeln gehen auf die Occulta philosophia des Agrippa von Nettesheim zurück. Dort schreibt Agrippa:

„Der Zahl Zweiundsiebenzig entsprechen die zweiundsiebenzig Sprachen, die zweiundsiebenzig Aeltesten der Synagoge, die zweiundsiebenzig Dolmetscher des alten Testamentes und die zweiundsiebenzig Jünger Christi.[1] Mit der Zwölfheit steht diese Zahl ebenfalls in naher Verbindung; in himmlischen Dingen ergeben sich aus der Theilung eines jeden Himmelszeichen in sechs Theile zweiundsiebenzig Fünfer, denen eben so viele Engel vorstehen und in die eben so viele Namen Gottes einfließen. Jedem Fünfer ist eine der zweiundsiebenzig Sprachen untergeordnet, und zwar so genau, daß die Astrologen und Physiognomen daraus erkennen können, welches die Muttersprache eines jeden Menschen ist. Dieser Zahl entsprechen auch die Gelenke am menschlichen Körper, wovon am jedem Finger und jeder Zehe sich je drei befinden, die mit den oben bei der Zahl Zwölf angegebenen zwölf Hauptgliedern zusammengezählt zweiundsiebenzig ausmachen.[2][3]

Bei diesem Zitat ging es zunächst nur um die Bedeutung der Zahl 72, die Beziehung zu Engelnamen bzw. Namen Gottes erscheint hier nur beiläufig.

Ausführlich behandelt werden die 72 Namen in Buch III, Kap. 25 der Occulta philosophia. Dort spricht Agrippa von den drei Versen des Buches Exodus, von denen jeder im hebräischen Text genau 72 Buchstaben hat.[4] Aus diesen Versen, nach Art des Bustrophedon untereinander geschrieben und spaltenweise gelesen, ergeben sich 72 Namen zu je 3 Buchstaben, die dann noch mit „-jah“ bzw. „-el“ als übliche Bestandteilen von Engels- bzw. Gottesnamen ergänzt werden. Diese astralmagische Spekulation fand später auch Eingang in die Lehren des Golden Dawn, wobei die Namen noch etwas verändert und anglisiert wurden.[5] Bei der Zuordnung zwischen Namen und Halbdekanen wird nicht wie sonst üblich mit dem ersten Zeichen des Tierkreises begonnen, also dem Widder, sondern mit dem Löwen, dem ersten Zeichen der Taghälfte. Die folgende Tabelle zeigt das Resultat dieses Zuordnungsverfahrens:

Nr. Gradbereich Buchstaben hebr. Agrippa Golden Dawn
1 01°–05° Leo Waw He Waw וָהֵוָ Vehu-jah VAHAVIAH
2 06°–10° Leo Jod Lamed Jod יֹלָיֹ Jeli-el JELAJEL
3 11°–15° Leo Samech Jod Tet סָיֹטֵ Sita-el SAITEL
4 16°–20° Leo Ain Lamed Mem עָלָמֵ Elem-jah OLMIAH
5 21°–25° Leo Mem He Schin מֵהֵשִ Mahas-jah MAHASHIAH
6 26°–30° Leo Lamed Lamed He לָלָהֵ Lelah-el LELAHEL
7 01°–05° Vir Aleph Kaph Aleph אָכָאָ Acha-jah AKAIAH
8 06°–10° Vir Kaph He Tav כָהֵתָ Cahet-el KEHETHEL
9 11°–15° Vir He Zain Jod הֵזָיֹ Hazi-el HAZAJEL
10 16°–20° Vir Aleph Lamed Daleth אָלָדַ Alad-jah ALDAIH
11 21°–25° Vir Lamed Aleph Waw לָאָוָ Lavi-jah LAVIAH
12 26°–30° Vir He He Ain הֵהֵעָ Haha-jah HIHAAJAH
13 01°–05° Lib Jod Sajin Lamed יֹזָלָ Jezal-el JEZAHEL
14 06°–10° Lib Mem Bet He מֵבֵהֵ Mebah-el MEBAHEL
15 11°–15° Lib He Resch Jod הֵרֵיֹ Hari-el HARAJEL
16 16°–20° Lib He Qoph Mem הֵקֹמֵ Hakam-jah HOQMIAH
17 21°–25° Lib Lamed Aleph Waw לָאָוָ Leav-jah LAVIAH
18 26°–30° Lib Kaph Lamed Jod כָלָיֹ Cali-el KELIAL
19 01°–05° Sco Lamed Waw Waw לָוָוָ Levu-jah LIVOJAH
20 06°–10° Sco Pe He Lamed פֵהֵלָ Pahal-jah PHEHILJAH
21 11°–15° Sco Nun Lamed Kaph נֻלָכָ Nelcha-el NELOKIEL
22 16°–20° Sco Jod Jod Jod יֹיֹיֹ Jeii-el JEJAJIEL
23 21°–25° Sco Mem Lamed He מֵלָהֵ Melah-el MELOHEL
24 26°–30° Sco Chet He Waw חֵהֵוָ Hahvi-jah CHAHAVIAH
25 01°–05° Sag Nun Tet He נֻתָהֵ Nitha-jah NITHAHIAH
26 06°–10° Sag He Aleph Aleph הֵאָאָ Haa-jah HAAJOH
27 11°–15° Sag Jod Resh Taw יֹרֵתָ Jerath-el JIRTHIEL
28 16°–20° Sag Schin Aleph He שִאָהֵ See-jah SAHJOH
29 21°–25° Sag Resch Jod Jod רֵיֹיֹ Reii-el REJAJEL
30 26°–30° Sag Aleph Waw Mem אָוָמֵ Oma-el EVAMEL
31 01°–05° Cap Lamed Caph Beth לָכָבֵ Lecab-el LEKABEL
32 06°–10° Cap Waw Schin Resch וָשִרֵ Vasar-jah VESHIRIAH
33 11°–15° Cap Jod Chet Waw יֹחֵוָ Jehu-jah JECHAVAH
34 16°–20° Cap Lamed He Chet לָהֵחֵ Lehah-jah LEHACHIAH
35 21°–25° Cap Kaph Waw Qoph כָוָקֹ Cavac-jah KEVEQIAH
36 26°–30° Cap Mem Nun Daleth מֵנֻדַ Manad-el MENDIAL
37 01°–05° Aqu Aleph Nun Jod אָנֻיֹ Ani-el ANIEL
38 06°–10° Aqu Chet Ain Mem חֵעָמֵ Haam-jah CHAAMIAH
39 11°–15° Aqu Resch He Ain רֵהֵעָ Reha-el REHAAIEL
40 16°–20° Aqu Jod Jod Sajin יֹיֹזָ Jeiaz-el JEJEZIEL
41 21°–25° Aqu He He He הֵהֵהֵ Haha-el HEHIHEL
42 26°–30° Aqu Mem Jod Kaph מֵיֹכָ Mica-el MICHAEL
43 01°–05° Pis Waw Waw Lamed וָוָלָ Veval-jah VAVALIAH
44 06°–10° Pis Jod Lamed He יֹלָהֵ Jelah-jah JELAHIAH
45 11°–15° Pis Samech Aleph Lamed סָאָלָ Saal-jah SALIAH
46 16°–20° Pis Ain Resch Jod עָרֵיֹ Ari-el AARIEL
47 21°–25° Pis Ain Schin Lamed עָשִלָ Asal-jah AASLAJOH
48 26°–30° Pis Mem Jod He מֵיֹהֵ Miha-el MIHAL
49 01°–05° Ari Waw He Waw וָהֵוָ Vehu-el VEHOOEL
50 06°–10° Ari Daleth Nun Jod דַנֻיֹ Dani-el DENEJEL
51 11°–15° Ari He Chet Schin הֵחֵשִ Hahas-jah HECHASHJAH
52 16°–20° Ari Ain Mem Mem עָמֵמֵ Imam-jah AAMAMIAH
53 21°–25° Ari Nun Nun Aleph נֻנֻאָ Nana-el NANAEL
54 26°–30° Ari Nun Jod Taw נֻיֹתָ Nitha-el NITHAEL
55 01°–05° Tau Mem Beth He מֵבֵהֵ Mebah-jah MIBAHAIAH
56 06°–10° Tau Pe Waw Jod פֵוָיֹ Poi-el POOJAEL
57 11°–15° Tau Nun Mem Mem נֻמֵמֵ Nemam-jah NEMAMIAH
58 16°–20° Tau Jod Jod Lamed יֹיֹלָ Jeiali-el JEJEELEL
59 21°–25° Tau He Resch Chet הֵרֵחֵ Harah-el HEROCHIEL
60 26°–30° Tau Mem Tzade Resch מֵצָרֵ Mizra-el MITZRAEL
61 01°–05° Gem Waw Mem Beth וָמֵבֵ Umab-el VEMIBAEL
62 06°–10° Gem Jod He He יֹהֵהֵ Jahh-el JAHOEL
63 11°–15° Gem Ain Nun Waw עָנֻוָ Anav-el AANEVAL
64 16°–20° Gem Mem Chet Yod מֵחֵיֹ Mehi-el MACHAJEL
65 21°–25° Gem Daleth Mem Bet דַמֵבֵ Damab-jah DAMABAJAH
66 26°–30° Gem Mem Nun Qoph מֵנֻקֹ Menak-el MENQEL
67 01°–05° Can Aleph Jod Ain אָיֹעָ Eia-el AAJOEL
68 06°–10° Can Chet Bet Waw חֵבֵוָ Habu-jah CHABOOJAH
69 11°–15° Can Resch Aleph He רֵאָהֵ Roeh-el RAHAEL
70 16°–20° Can Jod Bet Mem יֹבֵמֵ Jabam-jah JABOMAJAH
71 21°–25° Can He Jod Jod הֵיֹיֹ Haiai-el HAHAJEL
72 26°–30° Can Mem Waw Mem מֵוָמֵ Mum-jah MEVAMAJAH

Es muss dabei darauf hingewiesen werden, dass diese Zuordnungen aus der westlichen Esoterik, insbesondere der Renaissancemagie stammen und nicht eigentlich aus der astrologischen Tradition. Insofern werden diese Zuordnungen auch normalerweise bei der Horoskopdeutung nicht berücksichtigt.

  • Wilhelm Gundel: Dekane und Dekansternbilder : Ein Beitrag zur Geschichte der Sternbilder der Kulturvölker. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1969.

Einzelnachweise

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  1. Nach Num 11,16 EU gab es 70 Älteste, die Zahl der Übersetzer der Septuaginta war 70, wie der lateinische Name schon sagt, und nach Lk 10,1 EU hatte Jesus 70 Jünger. Agrippa scheint hier einigermaßen konsequent 70 durch 72 zu ersetzen.
  2. Agrippa berücksichtigt nicht, dass Daumen und große Zehen nur 2 Glieder haben, weshalb in seiner Rechnung vier Glieder fehlen.
  3. Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia. II, 15. Übersetzung nach Friedrich Barth: Agrippa von Nettesheim – Magische Werke : Buch II. Scheible, 1855, S. 90f., Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_X9_nAAAAMAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  4. Ex 14,19–21 EU.
  5. Israel Regardie: The Complete Golden Dawn System of Magic. New Falcon Publications, 1984, ISBN 0-941404-12-9, Buch 3, Kap. Shem Ha-Mephoresch.