Gottschalk von Worms

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Gottschalk von Worms (hebräischer Name wahrscheinlich אליקים בן אלעזר הכהן – Eljakim[1] ben Eliëser ha-Kohen; geboren in der Mitte des 14. Jahrhunderts vermutlich in Worms; gestorben nach 1388, vermutlich nach 1398, vermutlich in Bensheim) war ein deutscher jüdischer Unternehmer, der in Worms und an der Bergstraße wirkte.

Gottschalk von Worms betrieb im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts zusammen mit seinem Schwiegervater Mannus von Köln († nach 1386) in Worms Kreditgeschäfte.[2] Er und sein Schwiegervater waren in Worms Schutzjuden des Grafen Diether VIII. von Katzenelnbogen. Die Grafen von Katzenelnbogen besaßen seit 1312 das Judenregal und haben verschiedentlich auswärtige Juden gegen Bezahlung in Schutz genommen.[3] 1376/78 war „Godschalk“ mit einer Forderung von mehr als 2000 Gulden in einen Prozess seines Schwiegervaters Mannus mit der Stadt Köln verwickelt und wurde von Diether VIII. von Katzenelnbogen unterstützt.[4]

Mannus von Köln war 1377 einer von 36 jüdischen Haushaltsvorständen, die der Stadt Worms ein Zwangsdarlehen von 20.000 Goldgulden gewähren mussten.[5] Das hebräische Äquivalent des mittelhochdeutschen Namens Gottschalk war in der Regel אליקים – Eljakim;[1] Mannus’ Schwiegersohn Gottschalk dürfte identisch sein mit „Eljakim, Sohn des Rav (= Herrn) Eliëser ha-Kohen“, der der Stadt Worms damals ebenfalls ein Zwangsdarlehen gewähren musste.[5][6]

Mannus von Köln und sein Schwiegersohn Gottschalk gewährten 1380 den Brüdern Friedrich († nach 1407) und Wolf von Meckenheim († zwischen 1395 und 1407)[A 1] ein Darlehen über 100 Gulden guter Wormser Währung. Als Bürgen fungieren Ritter Heinrich Winter von Alzey († nach 1392) aus Worms sowie die Edelknechte Diether Kämmerer von Worms († 1398)[A 2] und sein Vetter Heinrich Kämmerer von Worms gen. von Rodenstein († nach 1395).[7][8]

Neben Geldgeschäften, die er gemeinsam mit seinem Schwiegervater durchführte, war Gottschalk von Worms auch selbstständig tätig.

1379 stand Gottschalk von Worms in Geschäftsverbindung mit Isaak von Aschaffenburg[9] und hatte gemeinsam mit diesem 140 Gulden an die Grafen Eberhard II. von Zweibrücken[A 3] und Heinrich II. von Sponheim-Bolanden[A 4], einen Schwager Diethers VIII. von Katzenelnbogen, verliehen.[10] Eberhard von Zweibrücken und Heinrich II. von Sponheim besaßen seit 1378/79 gemeinsam die Herrschaft Stauf bei Eisenberg.

Auf Bitten Diethers VIII. von Katzenelnbogen, seines „lieben Schwagers“, gewährte der Mainzer Erzbischof Adolf von Nassau (1353–1390) dem „Gotschalk de Wormatis“[11], des Grafen Juden, sowie dessen Ehefrau, Kindern, „Leremeister“ und ihrem Gesinde 1388 gegen eine jährliche Zahlung von 8 Gulden freies Geleit: Sie durften zwei Jahre lang in der Stadt Bensheim oder in anderen Städten des Erzstiftes wohnen.[12]

Gottschalk von Worms hat sich vermutlich nach 1388 in Bensheim oder einem anderen Ort an der Bergstraße niedergelassen, denn Anselm Ulner von Dieburg († um 1399/1400), Amtmann des Grafen Eberhard V. von Katzenelnbogen († 1402) in der Obergrafschaft Katzenelnbogen, musste dem Juden Gottschalk um die Jahreswende 1397/98 einen Hengst bezahlen, wobei ihm angeblich ein Schaden von 50 Gulden entstand. Ulner hatte das Pferd von Gottschalk „im Namen der Juden“ erhalten, als er nach Böhmen ritt; Graf Eberhard V. nahm es ab und gab es Henne Wilderich von Weyer (Wilre) († nach 1399). Anselm Ulner von Dieburg musste Gottschalk bezahlen, als der ihn in Anwesenheit des Königs Wenzel IV. von Böhmen auf dem Frankfurter Hoftag deswegen belangte. Der Sohn des Amtsmanns, der Edelknecht Hartmann III. Ulner von Dieburg († 1442),[A 5] wandte sich deswegen 1431/32 mit Schadenersatzforderungen an Graf Johann IV. von Katzenelnbogen.[A 6][13]

Simon von Bensheim, der 1390 zusammen mit „Symont Mannes son von Colne“ (gest. nach 1409) Pfandbriefe des Grafen Emich d. A. von Leiningen[A 7] auf die Dörfer Kleinbockenheim, Großbockenheim, Kindenheim und Gossenheim[A 8] besaß,[14] könnte ein Sohn des Gottschalk von Worms gewesen sein.

Gottschalk von Worms ist nicht identisch mit Gottschalk von Kreuznach (gest. zwischen 1410 und 1417), der mit einer Tochter des Rabbiners Moses ha-Levi gen. Möllin und Schwester des Rabbiners Jakob Molin gen. MaHaRIL (gest. 1427) aus Magenza (Mainz) verheiratet war.[15] Er ist auch zu unterscheiden von seinem Schwager Gottschalk von Bacharach oder von Oppenheim (gest. 1395/96), einem Sohn des Mannus von Köln.

  • Heinrich Boos (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Worms, Bd. II 1301-1400. Weidmann, Berlin, 1890 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg)
  • Karl Ernst Demandt (Bearb.): Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. I Urkundenregesten 1060-1486. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 11/1). Selbstverlag der Historischen Kommission, Wiesbaden 1953
  • Alex Lewin: Die Gotschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte d. Juden in Frankfurt um d. J. 1400. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt. 11/11 (1933), S. 279f; 12/1 (1933), S. 13 (Digitalisat und Digitalisat der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, abgerufen am 12. Februar 2016).
  • Franz-Josef Ziwes: Studien zur Geschichte der Juden im mittleren Rheingebiet während des hohen und späten Mittelalters (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. A. Abhandlungen 1). Hahn, Hannover 1995, bes. S. 147, 207f und S. 292 ISBN 978-3-7752-5610-0 (PDF der Universität Trier)
  1. Die Ritter von Meckenheim bildeten zusammen mit den Dalberg die Ganerbschaft von Burg Gundheim bei Worms.
  2. Zu ihm vgl. zahlreiche Urkunden in: Valentin Ferdinand Gudenus (Hrsg.): Codex Diplomaticvs Anecdotorvm. Res Moguntinas, Francicas, Trevirenses, Hassicas, Finitimarumque Regionum, Bd. V, hrsg. von Heinrich Wilhelm Anton Buri. Ulrich Weiß, Frankfurt am Main / Leipzig 1768 (Google-Books).
  3. Zu ihm vgl. Adolph Köllner: Geschichte der Herrschaft Kirchheim-Boland und Stauf. A. Stein, Wiesbaden 1854, S. 148–152 (Google-Books)
  4. Verheiratet mit Adelheid von Katzenelnbogen (* um 1341; † 1397). Zu ihm vgl. Adolph Köllner: Geschichte der Herrschaft Kirchheim-Boland und Stauf. A. Stein, Wiesbaden 1854, S. 164–178 (Google-Books).
  5. Grabplatte in der Katholischen Pfarrkirche von Dieburg.
  6. Grabplatte in Kloster Eberbach.
  7. Gemeint ist vermutlich Emich V. von Leiningen († um 1381).
  8. Wüstung bei Kindenheim.

Einzelnachweise

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  1. a b Vgl. Leopold Zunz: Namen der Juden. Eine geschichtliche Untersuchung. L. Fort, Leipzig 1837, S. 50 (Google-Books).
  2. Vgl. Winfried Reichert: Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Auenthal, Trier 1985, S. 133 f.
  3. Urkunde vom 19. Juli 1312; Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Bestand B 3 Urkunden der Grafschaft Katzenelnbogen (Obergrafschaft), Nr. 29); vgl. etwa Hermann Keussen: Brief-Eingänge des 14. und 15. Jahrhunderts. B. Undatirte Stücke, 1. Hälfte. In: Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 10 (1896), S. 1–102, bes. S. 81 (Commons); Friedrich Battenberg: Katzenelnbogen, Grafschaft: Germania Judaica, Bd. III/3. J. C. B. Mohr, Tübingen 2003, S. 1892–1894.
  4. Vgl. Regest vom 18. September 1378; Hermann Keussen: Brief-Eingänge des 14. und 15. Jahrhunderts A. Datierte Stücke 1320–1400. In: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln Heft 22 (1892), S. 77–177, bes. S. 89 u. ö.(Digitalisat bei OpenLibrary); vgl. Winfried Reichert: Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Auenthal, Trier 1985, S. 133f.
  5. a b Vgl. Stadtarchiv Worms (Abt. 1 A I, Nr. 217); 1377. Mai. - Die Juden von Worms geben der Stadt Worms ein Zwangsdarlehen von 20000 Goldgulden. In: Heinrich Boos (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Worms, Bd. II 1301-1400. Weidmann, Berlin, 1890, S. 463–467 (Nr. 723).
  6. Vgl. „אליקים ב״ר אלעזר הכהן“ in der Urkunde vom Mai 1377. In der Liste begegnet nur noch ein weiterer „Eljakim“: „Eljakim, Sohn des Rav Meschullam“; dieser „Meschullam, Sohn des“ (noch lebenden) „Rav Eljakim“ hat jedoch selbst mit unterschrieben und lebt in Worms.
  7. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Bestand A 2 Urkunden der ehemaligen Provinz Rheinhessen, Nr. 255/813).
  8. Vgl. 1380. August 8. - Friedrich und Wolf von Meckenheim, Ritter, Gebrüder, bekennen dem Juden Mannis von Köln und Gottschalk seinem Tochtermann, Bürger zu Worms, 100 Gulden schuldig zu sein. In: Heinrich Boos (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Worms, Bd. II 1301-1400. Weidmann, Berlin, 1890, S. 501 f. (Nr. 774) (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg).
  9. Alex Lewin: Die Gotschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte d. Juden in Frankfurt um d. J. 1400. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt. 11/11 (1933), S. 279f; 12/1 (1933), S. 13.
  10. Vgl. Urkunde vom 6. Juni 1379. In: Johannes Mötsch (Bearb.): Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, Bd. II 1371-1399. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 42). Landesarchivverwaltung, Koblenz 1988, S. 141 (Nr. 1800); Rückschein vom 6. Juni 1379; Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 24 Fürstentum Herzogtum Pfalz Zweibrücken, Verweis 15).
  11. Gottschalk von Bacharach, der ebenfalls aus Worms stammte, aber nicht im Schutz Diethers VIII. von Katzenelnbogen stand, erhielt gleichzeitig 1386 von Erzbischof Adolf einen Geleitbrief für vier Jahre zu 50 Gulden; vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 10, Blatt 386v).
  12. Urkunden vom 9. Dezember 1388 und 4. Februar 1389; Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 194) (Digitalisat des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz); Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Bestand A 14 Urkundenfotos, moderne Abschriften und Auszüge, Nr. 333).
  13. Urkunden vom 23. Dezember 1431 und 17. Januar 1432; Staatsarchiv Darmstadt (Bestand B 3 Urkunden der Grafschaft Katzenelnbogen, Regesten 3577 und 3582; Bestand 3 Judaica, Band 1, Regest 355); vgl. Staatsarchiv Marburg (K. Kopiar 295, Nr. 1971).
  14. Vgl. Heinrich Boos (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Worms, Bd. II 1301-1400. Weidmann, Berlin, 1890, S. 614–616, bes. S. 616 (Nr. 941).
  15. Ähnlich Franz-Josef Heyen: Kreuznach, Bad. In: Germania Judaica, Bd. III/1 Ortschaftsartikel Aach–Lychen. J.C.B. Mohr, Tübingen 1987, S. 686–691, bes. S. 688; anders Alex Lewin: Die Gotschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte d. Juden in Frankfurt um d. J. 1400. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt. 11/11 (1933), S. 279f; 12/1 (1933), S. 13.