„Kerbgrundkonzept“ – Versionsunterschied

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== Grundlagen ==
== Grundlagen ==


Bei der Beurteilung der [[Materialermüdung|Ermüdungsfestigkeit]] bzw. der [[Lebensdauer (Technik)|Lebensdauer]] von technischen Bauteilen werden, auf Basis von Kerbdehnungen (bzw. Spannungs-Dehnungs-Hysteresen), die elastisch-plastischen Dehnungsamplituden im Kerbgrund ermittelt und, vereinfacht gesagt, der Dehnungswöhlerlinie gegenübergestellt. Das Konzept basiert auf der Idee, dass das mechanische Verhalten im Kerbgrund identisch (bzw. vergleichbar), zu dem einer miniaturisierten, einachsig belasteten, ungekerbten (bzw. leicht gekerbten) Probe, im Bezug zum globalen [[Verformung|Verformungs-]] und [[Materialermüdung|Schädigungsverhaltens]] ist.<ref>vgl. Dieter Radaj,''"Fatigue Assessment of Welded Joints by Local Approaches"'',2006, ISBN 1-85573-948-8</ref>
Bei der Beurteilung der [[Materialermüdung|Ermüdungsfestigkeit]] bzw. der [[Lebensdauer (Technik)|Lebensdauer]] von technischen Bauteilen werden, auf Basis von Kerbdehnungen (bzw. Spannungs-Dehnungs-Hysteresen), die elastisch-plastischen Dehnungsamplituden im Kerbgrund ermittelt und, vereinfacht gesagt, der Dehnungswöhlerlinie gegenübergestellt. Das Konzept basiert auf der Idee, dass das mechanische Verhalten im Kerbgrund identisch (bzw. vergleichbar), zu dem einer miniaturisierten, einachsig belasteten, ungekerbten (bzw. leicht gekerbten) Probe, im Bezug zum globalen [[Verformung|Verformungs-]] und [[Materialermüdung|Schädigungsverhaltens]] ist.<ref name="Radaj2006">vgl. {{Literatur | Autor = Dieter Radaj, Cetin M. Sonsino, Wolfgang Fricke | Titel = Fatigue assessment of welded joints by local approaches | Auflage = 2. | Ort = Cambridge | Verlag = Woodhead | Jahr = 2006 | ISBN = 1-85573-948-8}}</ref>


Das Konzept beinhaltet die kerbmechanische Erweiterung des werkstoffprobenbasierten Kerbspannungsnachweises von der [[Dauerfestigkeit]] auf die Bereiche der [[Wöhlerversuch|Zeit-]] und [[Betriebsfestigkeit]], wobei an die Stelle der elastischen [[Kerbwirkung|Kerbspannungen]] die elastisch-plastischen Kerbdehnungen als wichtigste Beanspruchungskenngröße treten.<ref>Dieter Radaj, Michael Vormwald, ''"Ermüdungsfestigkeit: Grundlagen für Ingenieure"'', 2007, ISBN 3-540-71458-8</ref>
Das Konzept beinhaltet die kerbmechanische Erweiterung des werkstoffprobenbasierten Kerbspannungsnachweises von der [[Dauerfestigkeit]] auf die Bereiche der [[Wöhlerversuch|Zeit-]] und [[Betriebsfestigkeit]], wobei an die Stelle der elastischen [[Kerbwirkung|Kerbspannungen]] die elastisch-plastischen Kerbdehnungen als wichtigste Beanspruchungskenngröße treten.<ref>{{Literatur | Autor = Dieter Radaj, Michael Vormwald | Titel = Ermüdungsfestigkeit : Grundlagen für Ingenieure | Auflage = 3. | Ort = Berlin/Heidelberg | Verlag = Springer | Jahr = 2007 | ISBN = 978-3-540-71459-0}}</ref>


=== Dehnungswöhlerlinie ===
=== Dehnungswöhlerlinie ===
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[[File:Stress strain curve st37.png|thumb|Werkstofffließkurve eines Baustahls (St&nbsp;37)<ref name="MDCL">Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Werkstoffmechanik, ''Materials database for cyclic loading'', http://www.wm.tu-darmstadt.de/mat-db-html/index.html (18.06.2012)</ref>]]
[[File:Stress strain curve st37.png|thumb|Werkstofffließkurve eines Baustahls (St&nbsp;37)<ref name="MDCL">Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Werkstoffmechanik, ''Materials database for cyclic loading'', http://www.wm.tu-darmstadt.de/mat-db-html/index.html (18.06.2012)</ref>]]


Zur Ermittlung der über-elastischen Spannungen bzw. Dehnungen im Kerbgrund wird ein (zyklisch stabilisiertes) [[Stoffgesetz|Werkstoffgesetz]] benötigt. Hierzu kann der Ansatz von Ramberg und Osgood herangezogen werden. Als Resultat ergeben sich, für beliebige Last-Zeit-Folgen, Spannungs-Dehnungs-Hysteresen mit entsprechenden offenen und geschlossenen Hystereseästen in einem [[Spannungs-Dehnungs-Diagramm|<math>\sigma</math>-<math>\varepsilon</math>-Diagramm]] (siehe Bild: ''"Spannungs-Dehnungs-Hysteresen […]"''). Die zyklisch stabilisierte [[Spannungs-Dehnungs-Diagramm|<math>\sigma</math>-<math>\varepsilon</math>-Kurve]] wird (für die Erstbelastung) wie folgt geschrieben:<ref>vgl. {{Literatur | Autor = W. Ramberg, W. R. Osgood | Titel = Description of stress-strain curves by three parameters | Sammelwerk = NACA Technical note | Band = 902 | Jahr = 1943 | Nummer = No. 902| Seiten = 1–28}}</ref>
Zur Ermittlung der über-elastischen Spannungen bzw. Dehnungen im Kerbgrund wird ein (zyklisch stabilisiertes) [[Stoffgesetz|Werkstoffgesetz]] benötigt. Hierzu kann der Ansatz von Ramberg und Osgood herangezogen werden. Als Resultat ergeben sich, für beliebige Last-Zeit-Folgen, Spannungs-Dehnungs-Hysteresen mit entsprechenden offenen und geschlossenen Hystereseästen in einem [[Spannungs-Dehnungs-Diagramm|<math>\sigma</math>-<math>\varepsilon</math>-Diagramm]] (siehe Bild: ''"Spannungs-Dehnungs-Hysteresen […]"''). Die zyklisch stabilisierte [[Spannungs-Dehnungs-Diagramm|<math>\sigma</math>-<math>\varepsilon</math>-Kurve]] wird (für die Erstbelastung) wie folgt geschrieben:<ref>vgl. {{Literatur | Autor = W. Ramberg, W. R. Osgood | Titel = Description of stress-strain curves by three parameters | Sammelwerk = NACA Technical note | Band = 902 | Jahr = 1943 | Nummer = No. 902| Seiten = 1–28}}</ref>


:<math>\varepsilon=\varepsilon_{el}+\varepsilon_{pl}=\frac{\sigma}{E}+\left(\frac{\sigma}{K^{'}}\right)^{n'}</math>,
:<math>\varepsilon=\varepsilon_{el}+\varepsilon_{pl}=\frac{\sigma}{E}+\left(\frac{\sigma}{K^{'}}\right)^{n'}</math>,


wobei <math>K^{'}</math> den Verfestigungskoeffizient und <math>n'</math> den Verfestigungsexponent darstellen. Bei Wiederbelastung müssen zwei weitere Effekte berücksichtigt werden: das sogenannte Masing-Verhalten und die Memory-Gesetze (oder auch Memory-Effekte). Masing-Verhalten bedeutet, dass bei Wiederbelastung eine Spannungs- bzw. Dehnungsschwingbreite (<math>\Delta\sigma</math>, <math>\Delta\varepsilon</math>) angesetzt wird, die dem doppelten Amplitudenwert der Spannung bzw. Dehnung der Erstbelastungskurve entspricht, d.&nbsp;h. <math>\Delta\sigma=2\cdot\sigma</math>, <math>\Delta\varepsilon=2\cdot\varepsilon</math>. Unter Berücksichtigung des Masing-Verhaltens ergibt sich somit für die Wiederbelastungskurve:
wobei <math>K^{'}</math> den Verfestigungskoeffizient und <math>n'</math> den Verfestigungsexponent darstellen. Bei Wiederbelastung müssen zwei weitere Effekte berücksichtigt werden: das sogenannte Masing-Verhalten und die Memory-Gesetze (oder auch Memory-Effekte). Masing-Verhalten bedeutet, dass bei Wiederbelastung eine Spannungs- bzw. Dehnungsschwingbreite (<math>\Delta\sigma</math>, <math>\Delta\varepsilon</math>) angesetzt wird, die dem doppelten Amplitudenwert der Spannung bzw. Dehnung der Erstbelastungskurve entspricht, d.&nbsp;h. <math>\Delta\sigma=2\cdot\sigma</math>, <math>\Delta\varepsilon=2\cdot\varepsilon</math>. Unter Berücksichtigung des Masing-Verhaltens ergibt sich somit für die Wiederbelastungskurve:


:<math>\Delta\varepsilon=\frac{\Delta\sigma}{E}+2\cdot\left(\frac{\Delta\sigma}{2\cdot K^{'}}\right)^{n'}</math>,
:<math>\Delta\varepsilon=\frac{\Delta\sigma}{E}+2\cdot\left(\frac{\Delta\sigma}{2\cdot K^{'}}\right)^{n'}</math>,


Bei den Memory-Gesetzen (Memory-Effekten) handelt es sich um eine Art Werkstoffgedächtnis. Nach <ref>{{Literatur | Autor = M. Matsuishi, T. Endo | Titel = Fatigue of metals subjected to varying stress | Sammelwerk = Proc. Kyushu Branch of Japan Society of Mechanical Engineers, Fukuoka, Japan | Jahr = 1968 | Seiten = 37–40}}</ref><ref>{{Literatur | Autor = U. H. Clormann, T. Seeger | Titel = Rainflow-HCM - Ein Zählverfahren für Betriebsfestigkeit auf werkstoffmechanischer Grundlage | Sammelwerk = Stahlbau | Band = 55 | Jahr = 1986 | Datum = 1986| Nummer = 3}}</ref> können drei verschiedene Formen von Memory-Gesetzen unterschieden werden (Memory 1 bis Memory 3, siehe Bild unten). Die folgende Beschreibung der Memory-Effekte wurde <ref name="Haibach"/> entnommen:
Bei den Memory-Gesetzen (Memory-Effekten) handelt es sich um eine Art Werkstoffgedächtnis. Nach <ref>{{Literatur | Autor = M. Matsuishi, T. Endo | Titel = Fatigue of metals subjected to varying stress | Sammelwerk = Proc. Kyushu Branch of Japan Society of Mechanical Engineers, Fukuoka, Japan | Jahr = 1968 | Seiten = 37–40}}</ref><ref>{{Literatur | Autor = U. H. Clormann, T. Seeger | Titel = Rainflow-HCM - Ein Zählverfahren für Betriebsfestigkeit auf werkstoffmechanischer Grundlage | Sammelwerk = Stahlbau | Band = 55 | Jahr = 1986 | Datum = 1986| Nummer = 3}}</ref> können drei verschiedene Formen von Memory-Gesetzen unterschieden werden (Memory 1 bis Memory 3, siehe Bild unten). Die folgende Beschreibung der Memory-Effekte wurde <ref name="Haibach"/> entnommen:


*Für die Erstbelastung gilt die [[Spannungs-Dehnungs-Kurve]] als Spannungs-Dehnungs-Pfad (zyklisch stabilisierte <math>\sigma</math>-<math>\varepsilon</math>-Kurve bzw. Erstbelastungskurve, Pfad 0–1).
*Für die Erstbelastung gilt die [[Spannungs-Dehnungs-Kurve]] als Spannungs-Dehnungs-Pfad (zyklisch stabilisierte <math>\sigma</math>-<math>\varepsilon</math>-Kurve bzw. Erstbelastungskurve, Pfad 0–1).
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:<math>\frac{K_{t}^2\cdot \sigma_{n}^2}{E}=\varepsilon \cdot \sigma</math>.
:<math>\frac{K_{t}^2\cdot \sigma_{n}^2}{E}=\varepsilon \cdot \sigma</math>.


Soll wegen der [[Kerbwirkung|Stützwirkung]] <math>n</math> die Beanspruchung reduziert werden, kann statt der [[Kerbwirkung|elastizitäts-theoretischen Kerbformzahl]] <math>K_{t}</math> die [[Kerbwirkung|ermüdungswirksame Kerbformzahl]] <math>K_{f}</math> verwendet und dem oben beschriebenen Werkstoffgesetz gleichgesetzt werden:<ref>vgl. {{Literatur | Autor = D. Radaj, C. M. Sonsino | Titel = Fatigue Assessment of Welded Joints by Local Approaches | Verlag = Woodhead Publishing Ltd | Jahr = 1999 | ISBN = 1-85573-948-8}}</ref>
Soll wegen der [[Kerbwirkung|Stützwirkung]] <math>n</math> die Beanspruchung reduziert werden, kann statt der [[Kerbwirkung|elastizitäts-theoretischen Kerbformzahl]] <math>K_{t}</math> die [[Kerbwirkung|ermüdungswirksame Kerbformzahl]] <math>K_{f}</math> verwendet und dem oben beschriebenen Werkstoffgesetz gleichgesetzt werden:<ref name="Radaj2006"/>


Erstbelastung: <math>\frac{K_{f}^2\cdot \sigma_{n}^2}{E}=\left(\frac{\sigma}{E}+\left(\frac{\sigma}{K^{'}}\right)^{n'}\right)\cdot \sigma</math>
Erstbelastung: <math>\frac{K_{f}^2\cdot \sigma_{n}^2}{E}=\left(\frac{\sigma}{E}+\left(\frac{\sigma}{K^{'}}\right)^{n'}\right)\cdot \sigma</math>

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Das Kerbgrundkonzept (oder auch Kerbdehnungskonzept bzw. der Kerbdehnungsnachweis) ist ein örtliches Konzept, welches im Rahmen eines Betriebsfestigkeitsnachweises (betrachtet wird hierbei der Kerbgrund bzw. die höstbeanspruchte Stelle am Bauteil) zyklisch belasteter, geschweißter und nicht geschweißter Bauteile, zur Beurteilung der Ermüdungsfestigkeit herangezogen wird. Dabei wird eine Übertragbarkeit des einachsigen, zyklisch elastisch-plastischen Werkstoff- und Schädigungsverhaltens auf die höchstbeanspruchte Stelle des Bauteils, d. h. im Kerbgrund, unterstellt.

Grundlagen

Bei der Beurteilung der Ermüdungsfestigkeit bzw. der Lebensdauer von technischen Bauteilen werden, auf Basis von Kerbdehnungen (bzw. Spannungs-Dehnungs-Hysteresen), die elastisch-plastischen Dehnungsamplituden im Kerbgrund ermittelt und, vereinfacht gesagt, der Dehnungswöhlerlinie gegenübergestellt. Das Konzept basiert auf der Idee, dass das mechanische Verhalten im Kerbgrund identisch (bzw. vergleichbar), zu dem einer miniaturisierten, einachsig belasteten, ungekerbten (bzw. leicht gekerbten) Probe, im Bezug zum globalen Verformungs- und Schädigungsverhaltens ist.[1]

Das Konzept beinhaltet die kerbmechanische Erweiterung des werkstoffprobenbasierten Kerbspannungsnachweises von der Dauerfestigkeit auf die Bereiche der Zeit- und Betriebsfestigkeit, wobei an die Stelle der elastischen Kerbspannungen die elastisch-plastischen Kerbdehnungen als wichtigste Beanspruchungskenngröße treten.[2]

Dehnungswöhlerlinie

Typische Dehnungswöhlerlinie mit zugehörigen Parametern
Datei:Strain life curve st37.png
Dehnungswöhlerlinie eines Baustahls (St 37)[3]

Die Basis zur Beschreibung der Wiederstandsfähigkeit des Werkstoffes bildet die Dehnungswöhlerlinie (siehe Bild:Typische Dehnungswöhlerlinie mit zugehörigen Parametern). Ermittelt wird diese normalerweise mittels einer polierten Probe in einem dehnungskontrollierten Versuch, bei konstantem Mittelspannungsverhältnis (normalerweise , mittelspannungsfrei). Die Beziehung zwischen Dehnungsamplitude und Schwingspielzahl kann damit, für ein bestimmtes Mittelspannungsverhältnis, in der folgenden Form ausgedrückt werden (nach Manson[4], Coffin[5] und Morrow[6]):[7]

mit

- Dehnungsamplitude,
- Schwingspiele ( Schwingspiele = Schwingumkehrungen),
- Schwingfestigkeitskoeffizient,
- Schwingfestigkeitsexponent,
- zyklischer Duktilitätskoeffizient,
- zyklischer Duktilitätsexponent,
- Elastizitätsmodul

Werkstofffließkurve bei zyklischer Belastung

Spannungs-Dehnungs-Hysteresen mit zugehöriger Last-Zeit-Folge, „Rechenbeispiel Kerbgrundkonzept“
Datei:Stress strain curve st37.png
Werkstofffließkurve eines Baustahls (St 37)[3]

Zur Ermittlung der über-elastischen Spannungen bzw. Dehnungen im Kerbgrund wird ein (zyklisch stabilisiertes) Werkstoffgesetz benötigt. Hierzu kann der Ansatz von Ramberg und Osgood herangezogen werden. Als Resultat ergeben sich, für beliebige Last-Zeit-Folgen, Spannungs-Dehnungs-Hysteresen mit entsprechenden offenen und geschlossenen Hystereseästen in einem --Diagramm (siehe Bild: "Spannungs-Dehnungs-Hysteresen […]"). Die zyklisch stabilisierte --Kurve wird (für die Erstbelastung) wie folgt geschrieben:[8]

,

wobei den Verfestigungskoeffizient und den Verfestigungsexponent darstellen. Bei Wiederbelastung müssen zwei weitere Effekte berücksichtigt werden: das sogenannte Masing-Verhalten und die Memory-Gesetze (oder auch Memory-Effekte). Masing-Verhalten bedeutet, dass bei Wiederbelastung eine Spannungs- bzw. Dehnungsschwingbreite (, ) angesetzt wird, die dem doppelten Amplitudenwert der Spannung bzw. Dehnung der Erstbelastungskurve entspricht, d. h. , . Unter Berücksichtigung des Masing-Verhaltens ergibt sich somit für die Wiederbelastungskurve:

,

Bei den Memory-Gesetzen (Memory-Effekten) handelt es sich um eine Art Werkstoffgedächtnis. Nach [9][10] können drei verschiedene Formen von Memory-Gesetzen unterschieden werden (Memory 1 bis Memory 3, siehe Bild unten). Die folgende Beschreibung der Memory-Effekte wurde [7] entnommen:

  • Für die Erstbelastung gilt die Spannungs-Dehnungs-Kurve als Spannungs-Dehnungs-Pfad (zyklisch stabilisierte --Kurve bzw. Erstbelastungskurve, Pfad 0–1).
  • Memory 1: Nach dem Schließen einer Hystereseschleife (Wiederbelastungskurve unter Berücksichtigung des Masing-Verhaltens, --Kurve), die auf der Erstbelastungskurve begonnen wurde (Pfad 1-2-1), verläuft der Spannungs-Dehnungs-Pfad weiter auf der Erstbelastungskurve (Pfad 1–3).
  • Memory 2: Nach Schließen einer Hystereseschleife, die auf einem Schleifenast begonnen wurde (Pfad 4-5-4), folgt der Spannungs-Dehnungs-Pfad dem ursprünglichen Schleifenast (Pfad 3-4-6).
  • Memory 3: Ein auf der Erstbelastungskurve begonnener Hysterese-Schleifenast (Pfad 3-4-6) endet, wenn der Spiegelpunkt 6 seines Startpunktes 3 im gegenüberliegenden Quadranten erreicht ist; sodann setzt sich der Spannungs-Dehnungs-Pfad auf der Erstbelastungskurve fort (Pfad 6–7).
Drei verschiedene Formen der „Werkstoffgedächtnisse“ nach [7]

Kerbnäherungsbeziehung nach Neuber

Der Zusammenhang zwischen der äußeren Belastung und der lokalen Spannung bzw. Dehnung, lässt sich nach der Kerbnäherungsbeziehung nach Neuber, ausgehend von der Makrostützwirkungsformel, wie folgt herstellen.[11]

(Makrostützwirkungsformel),

dabei stellen die elastizitäts-theoretische Kerbformzahl, und die inelastischen Spannungs- bzw. Dehnungsformzahlen dar. Unter Berücksichtigung des Hookesches Gesetzes () sowie des Zusammenhangs zwischen örtlicher (inelastischer) Spannung bzw. Dehnung und Nennspannung bzw. -dehnung () lässt sich die Neuber-Formel wie folgt schreiben:

.

Soll wegen der Stützwirkung die Beanspruchung reduziert werden, kann statt der elastizitäts-theoretischen Kerbformzahl die ermüdungswirksame Kerbformzahl verwendet und dem oben beschriebenen Werkstoffgesetz gleichgesetzt werden:[1]

Erstbelastung:

Wiederbelastung, Masing-Verhalten:

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Dieter Radaj, Cetin M. Sonsino, Wolfgang Fricke: Fatigue assessment of welded joints by local approaches. 2. Auflage. Woodhead, Cambridge 2006, ISBN 1-85573-948-8.
  2. Dieter Radaj, Michael Vormwald: Ermüdungsfestigkeit : Grundlagen für Ingenieure. 3. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-71459-0.
  3. a b Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Werkstoffmechanik, Materials database for cyclic loading, http://www.wm.tu-darmstadt.de/mat-db-html/index.html (18.06.2012)
  4. S. S. Manson: Fatigue: A complex subject—Some simple approximations. In: Experimental Mechanics. Band 5, Nr. 4, 1965, S. 193–226, doi:10.1007/BF02321056.
  5. L. F. Coffin, jr.: A Study of the Effects of Cyclic Thermal Stresses on a Ductile Metal. In: Trans. ASME. Band 76, 1954, S. 931–950.
  6. JoDean Morrow: Cyclic Plastic Strain Energy and Fatigue of Metals. In: Lazan, Bj (Hrsg.): Internal Friction, Damping, and Cyclic Plasticity. ASTM International, ISBN 978-0-8031-6160-3, S. 45–87, doi:10.1520/STP43764S.
  7. a b c vgl. Erwin Haibach: Betriebsfestigkeit. 2006, ISBN 3-540-29363-9.
  8. vgl. W. Ramberg, W. R. Osgood: Description of stress-strain curves by three parameters. In: NACA Technical note. Band 902, No. 902, 1943, S. 1–28.
  9. M. Matsuishi, T. Endo: Fatigue of metals subjected to varying stress. In: Proc. Kyushu Branch of Japan Society of Mechanical Engineers, Fukuoka, Japan. 1968, S. 37–40.
  10. U. H. Clormann, T. Seeger: Rainflow-HCM - Ein Zählverfahren für Betriebsfestigkeit auf werkstoffmechanischer Grundlage. In: Stahlbau. Band 55, Nr. 3, 1986.
  11. H. Neuber: Theory of Stress Concentration for Shear-Strained Prismatical Bodies With Arbitrary Nonlinear Stress-Strain Law. In: Journal of Applied Mechanics. Band 28, Nr. 4, 1961, S. 544, doi:10.1115/1.3641780.