„Airborne Laserscanning“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Airborne Laserscan-DSC 0089w.jpg|mini|Airborne Laserscanner am Hubschrauber]]
[[Datei:Airborne Laserscan-DSC 0089w.jpg|mini|Airborne Laserscanner am Hubschrauber]]
[[Laserscanning]] (auch [[LiDAR]] = Light Detection And Ranging genannt) ist eine Methode der [[Fernerkundung]]. Sie nutzt die Eigenschaften des gestreuten Lichts, um entfernte Objekte zu charakterisieren.<ref>G.L. Heritage, A.R.G. Large: ''Principles of 3D Laser Scanning.'' In: G.L. Heritage, A.R.G. Large (Hrsg): ''Laser Scanning For The Environmental Sciences.'' 2009, Blackwell Publishing Ltd., Chichester, ISBN 978-1-405-15717-9, S. 21-34.</ref> Beim '''Airborne Laser Scanning (ALS)''' ist die Scaneinheit auf einem Flugobjekt (meist auf einem Flugzeug oder Helikopter) angebracht.<ref name="Hoefle">B. Hoefle, M. Rutzinger: ''Topographic airborne LiDAR in geomorphology: A technological perspective .'' In: ''Zeitschrift für Geomorphologie.'' Nr. 55(2), 2011, S. 1-29.</ref> Mittels Laserstrahl wird die Erdoberfläche abgetastet. Ermittelt wird die Distanz zwischen dem erfassten Punkt an der Erdoberfläche und dem Sensor.<ref name="Wehr">A. Wehr, U. Lohr: ''Airborne laser scanning – an introduction and overview .'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry & Remote Sensing.'' Nr. 54, 1999, S. 68-82.</ref> Die aus den gewonnenen Höheninformationen erstellten Oberflächenmodelle finden heutzutage in vielen Fachgebieten Anwendung.
[[Laserscanning]] (auch [[LiDAR]] = Light Detection And Ranging genannt) ist eine Methode der [[Fernerkundung]]. Sie nutzt die Eigenschaften des gestreuten Lichts, um entfernte Objekte zu charakterisieren.<ref>George L. Heritage, Andrew R. G. Large: ''Principles of 3D Laser Scanning.'' In: George L. Heritage, Andrew R. G. Large (Hrsg): ''Laser Scanning for the Environmental Sciences.'' Wiley-Blackwell, Chichester u. a. 2009, ISBN 978-1-405-15717-9, S. 21–34.</ref> Beim '''Airborne Laser Scanning (ALS)''' ist die Scaneinheit auf einem Flugobjekt (meist auf einem Flugzeug oder Helikopter) angebracht.<ref name="Hoefle">Bernhard Höfle, Martin Rutzinger: ''Topographic airborne LiDAR in geomorphology: A technological perspective.'' In: ''Zeitschrift für Geomorphologie.'' Bd. 55, Supplement Nr. 2, 2011, {{ISSN|1864-1687}}, S. 1–29, {{doi|10.1127/0372-8854/2011/0055S2-0043}}.</ref> Mittels Laserstrahl wird die Erdoberfläche abgetastet. Ermittelt wird die Distanz zwischen dem erfassten Punkt an der Erdoberfläche und dem Sensor.<ref name="Wehr">Aloysius Wehr, Uwe Lohr: ''Airborne laser scanning – an introduction and overview.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, {{ISSN|0924-2716}}, S. 68–82, {{doi|10.1016/S0924-2716(99)00011-8}}.</ref> Die aus den gewonnenen Höheninformationen erstellten Oberflächenmodelle finden heutzutage in vielen Fachgebieten Anwendung.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Anfänge des ALS sind in den USA und Kanada zu finden. Sie reichen bis in die 1970er-Jahre zurück. Damals war bereits bekannt, dass luftgestützte LiDAR-Systeme die Distanz zwischen Flugzeug und Bodenoberfläche mit einer Genauigkeit von unter einem Meter messen können. Jedoch wurden Höhenmessungen mittels flugzeuggetragenem Laser aus zwei Gründen nicht für topographische Kartierungen verwendet. Eines der Probleme war, dass die vertikale Position des Flugsystems und die horizontale des Lichtkegels an der Bodenoberfläche nicht in der benötigten Genauigkeit zu erfassen waren. Diese Schwierigkeit wurde Ende der 1980er-Jahre durch das GPS behoben. Durch Verwendung eines [[Differential Global Positioning System | Differenziellen Globalen Positionierungssystem (DGPS)]] konnten die horizontale und vertikale Position des Scanners zentimetergenau bestimmt werden. Laser Scanning aus der Luft wurde außerdem durch die technische Weiterentwicklung des Lasers machbar. Pulslaser konnten nun Licht im Wellenlängenbereich des nahen Infrarots aussenden, das nach der Streuung und Reflexion an der Bodenoberfläche vom Empfänger wieder eindeutig registriert werden konnte. Die hohe geometrische Genauigkeit der Methode und das Potenzial, das diese für die Erstellung von [[Digitales Höhenmodell|digitalen Höhenmodellen]] darstellt, wurde durch Versuche an der Universität Stuttgart im Zeitraum von 1988 bis 1993 bewiesen. Durch wichtige Erkenntnisse über die Systemparameter entwickelten sich die Geräte und die Methode seither rasant weiter. Heutzutage ist das ALS in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken und findet Anwendung in zahlreichen Fachrichtungen.<ref>F. Ackermann: ''Airborne laser scanning – present status and future expectations.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry & Remote Sensing.'' Nr. 54, 1999, S. 64-67.</ref> <ref name="Vosselmann">G. Vosselmann, H.G. Maas: ''Airborne and Terrestrial Laser Scanning.'' 1999, Whittles Publishing, Dunbeath, ISBN 978-1904445-87-6.</ref>
Die Anfänge des ALS sind in den USA und Kanada zu finden. Sie reichen bis in die 1970er-Jahre zurück. Damals war bereits bekannt, dass luftgestützte LiDAR-Systeme die Distanz zwischen Flugzeug und Bodenoberfläche mit einer Genauigkeit von unter einem Meter messen können. Jedoch wurden Höhenmessungen mittels flugzeuggetragenem Laser aus zwei Gründen nicht für topographische Kartierungen verwendet. Eines der Probleme war, dass die vertikale Position des Flugsystems und die horizontale des Lichtkegels an der Bodenoberfläche nicht in der benötigten Genauigkeit zu erfassen waren. Diese Schwierigkeit wurde Ende der 1980er-Jahre durch das GPS behoben. Durch Verwendung eines [[Differential Global Positioning System | Differenziellen Globalen Positionierungssystem (DGPS)]] konnten die horizontale und vertikale Position des Scanners zentimetergenau bestimmt werden. Laser Scanning aus der Luft wurde außerdem durch die technische Weiterentwicklung des Lasers machbar. Pulslaser konnten nun Licht im Wellenlängenbereich des nahen Infrarots aussenden, das nach der Streuung und Reflexion an der Bodenoberfläche vom Empfänger wieder eindeutig registriert werden konnte. Die hohe geometrische Genauigkeit der Methode und das Potenzial, das diese für die Erstellung von [[Digitales Höhenmodell|digitalen Höhenmodellen]] darstellt, wurde durch Versuche an der Universität Stuttgart im Zeitraum von 1988 bis 1993 bewiesen. Durch wichtige Erkenntnisse über die Systemparameter entwickelten sich die Geräte und die Methode seither rasant weiter. Heutzutage ist das ALS in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken und findet Anwendung in zahlreichen Fachrichtungen.<ref>Friedrich Ackermann: ''Airborne laser scanning – present status and future expectations.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, S. 64–67, {{doi|10.1016/S0924-2716(99)00009-X}}.</ref><ref name="Vosselmann">George Vosselman, Hans-Gerd Maas (Hrsg.): ''Airborne and Terrestrial Laser Scanning.'' Whittles Publishing, Dunbeath u. a. 2010, ISBN 978-1904445-87-6.</ref>


== Bestandteile ==
== Bestandteile ==
Zeile 10: Zeile 10:
* Laserdistanzmesser: dieser enthält den Laser, den Sender für den Laserstrahl, Signalempfänger für den reflektierten Strahl, Verstärker und Zeitmesser;
* Laserdistanzmesser: dieser enthält den Laser, den Sender für den Laserstrahl, Signalempfänger für den reflektierten Strahl, Verstärker und Zeitmesser;
* ein System zur Georeferenzierung: [[GPS]]-Empfänger und [[Inertiales Navigationssystem]] (INS)
* ein System zur Georeferenzierung: [[GPS]]-Empfänger und [[Inertiales Navigationssystem]] (INS)
* Speichermedium für die Laser-, GPS-, INS-Daten und möglichen Bilddaten;<ref name="Baltsavias">E.P. Baltsavias: ''Airborne laser scanning: existing systems and firms and other resources.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry & Remote Sensing .'' Nr. 54, 1999, S. 164-198.</ref>
* Speichermedium für die Laser-, GPS-, INS-Daten und möglichen Bilddaten;<ref name="Baltsavias">Emmanuel P. Baltsavias: ''Airborne laser scanning: existing systems and firms and other resources.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, S. 164–198, {{doi|10.1016/S0924-2716(99)00016-7}}.</ref>


Optional können die Systeme mit anderen Sensoren wie Digitalkameras und Videokameras kombiniert werden, um zusätzlich zu den Höheninformationen Bilddaten aufzunehmen. Diese Bestandteile werden mit einer Halterung am Fluggerät befestigt. Im Lieferumfang eines Laser Scanning Systems sind außerdem häufig die Software für die Flugplanung sowie für die Auswertung der Rohdaten (von Laserscanner und GPS) enthalten. Parameter wie Messrate, Scanwinkel und Frequenz können am jeweiligen Scanning System eingestellt werden. Zusammen mit variablen Flughöhen und Fluggeschwindigkeiten kann dadurch die erforderliche Datendichte auf verschiedene Anwendungsbereiche abgestimmt werden.<ref name="Baltsavias"></ref>
Optional können die Systeme mit anderen Sensoren wie Digitalkameras und Videokameras kombiniert werden, um zusätzlich zu den Höheninformationen Bilddaten aufzunehmen. Diese Bestandteile werden mit einer Halterung am Fluggerät befestigt. Im Lieferumfang eines Laser Scanning Systems sind außerdem häufig die Software für die Flugplanung sowie für die Auswertung der Rohdaten (von Laserscanner und GPS) enthalten. Parameter wie Messrate, Scanwinkel und Frequenz können am jeweiligen Scanning System eingestellt werden. Zusammen mit variablen Flughöhen und Fluggeschwindigkeiten kann dadurch die erforderliche Datendichte auf verschiedene Anwendungsbereiche abgestimmt werden.<ref name="Baltsavias"></ref>


== Funktionsweise ==
== Funktionsweise ==
Ein Laserscanner ist ein aktives System, das Lichtimpulse aussendet, die von Objektpunkten reflektiert werden. Der Objektpunkt muss dabei mindestens aus einer Richtung einsehbar sein. Voraussetzung ist diffuse Reflexion an der Oberfläche. Diese Technik funktioniert unabhängig von der Sonnenbeleuchtung.<ref name="Kraus">K. Kraus, P. Dorninger: ''Das Laserscanning. Eine neue Datenquelle zur Erfassung der Topographie.'' In: ''Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie.'' Nr. 16, 2004, S. 312-318.</ref>
Ein Laserscanner ist ein aktives System, das Lichtimpulse aussendet, die von Objektpunkten reflektiert werden. Der Objektpunkt muss dabei mindestens aus einer Richtung einsehbar sein. Voraussetzung ist diffuse Reflexion an der Oberfläche. Diese Technik funktioniert unabhängig von der Sonnenbeleuchtung.<ref name="Kraus">[[Karl Kraus (Geodät)|Karl Kraus]], Paul Dorninger: ''Das Laserscanning. Eine neue Datenquelle zur Erfassung der Topographie.'' In: ''Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie.'' Bd. 16, 2004, {{ZDB|1011866-4}}, S. 312–318.</ref>
Die Verwendung von Laser-Scanning-Systemen ermöglicht die Gewinnung von großen Mengen an 3D-Informationen über die Erdoberfläche bei sehr schnellen Aufnahmeraten.<ref name="Jaboyedoff">M. Jaboyedoff, T. Oppikofer, A. Abellan, M.H. Derron, A. Loye, R. Metzger, A. Pedrazzini: ''Use of LIDAR in landslide investigations: a review.'' In: ''Natural Hazards.'' Nr. 61, 2012, S. 5-28.</ref>
Die Verwendung von Laser-Scanning-Systemen ermöglicht die Gewinnung von großen Mengen an 3D-Informationen über die Erdoberfläche bei sehr schnellen Aufnahmeraten.<ref name="Jaboyedoff">Michel Jaboyedoff, Thierry Oppikofer, Antonio Abellán, Marc-Henri Derron, Alex Loye, Richard Metzger, Andrea Pedrazzini: ''Use of LIDAR in landslide investigations: a review.'' In: Fausto Guzzetti, Giulio Iovine, Mario Parise, Paola Reichenbach (Hrsg.): ''Landslides: Forecasting, Hazard Evaluation and Risk Mitigation'' (= ''Natural Hazards.'' Bd. 61, Nr. 1, {{ISSN|0921-030X}}). Springer, Dordrecht u. a. 2012, S. 5–28, {{doi|10.1007/s11069-010-9634-2}}.</ref>
Man unterscheidet, abhängig von der Aufzeichnung der Rückstrahlung, zwei Typen von Sensoren: `Discrete Echo´ Sensoren, und `Full-waveform Systeme´. Erstere erfassen nur eine geringe Anzahl von Echos, während zweitere fähig sind, die gesamte zeitabhängige Variation der empfangenen Signalstärke zu registrieren. So kann man aus `Full-waveform´-Daten zusätzliche Parameter, wie etwa die Signalamplitude oder die Echobreite ableiten.<ref name="Hoefle">B. Hoefle, M. Rutzinger: ''Topographic airborne LiDAR in geomorphology: A technological perspective .'' In: ''Zeitschrift für Geomorphologie.'' Nr. 55(2), 2011, S. 1-29.</ref>
Man unterscheidet, abhängig von der Aufzeichnung der Rückstrahlung, zwei Typen von Sensoren: `Discrete Echo´ Sensoren, und `Full-waveform Systeme´. Erstere erfassen nur eine geringe Anzahl von Echos, während zweitere fähig sind, die gesamte zeitabhängige Variation der empfangenen Signalstärke zu registrieren. So kann man aus `Full-waveform´-Daten zusätzliche Parameter, wie etwa die Signalamplitude oder die Echobreite ableiten.<ref name="Hoefle"/>
Das Untersuchungsgebiet wird in einzelnen, einander überlappenden Flugstreifen beflogen. Diese haben üblicherweise eine Länge von einigen Kilometern und eine Breite von mehreren hundert Metern, abhängig von der Flughöhe über Grund sowie dem maximalen Scanwinkel.<ref name="Hoefle"></ref><ref name="Baltsavias"></ref>
Das Untersuchungsgebiet wird in einzelnen, einander überlappenden Flugstreifen beflogen. Diese haben üblicherweise eine Länge von einigen Kilometern und eine Breite von mehreren hundert Metern, abhängig von der Flughöhe über Grund sowie dem maximalen Scanwinkel.<ref name="Hoefle"></ref><ref name="Baltsavias"></ref>


Zeile 27: Zeile 27:
=== Wichtige Parameter ===
=== Wichtige Parameter ===


* Punktdichte: Die Punktdichte ist abhängig von der Flughöhe sowie von den Eigenschaften des Scansystems, z. B. Geschwindigkeit der Plattform, Sichtfeld, Abtastfrequenz.<ref name="Axelsson">P. Axelsson: ''Processing of laser scanner data – algorithms and applications.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing .'' Nr. 54, 1999, S.138-147.</ref>
* Punktdichte: Die Punktdichte ist abhängig von der Flughöhe sowie von den Eigenschaften des Scansystems, z. B. Geschwindigkeit der Plattform, Sichtfeld, Abtastfrequenz.<ref name="Axelsson">Peter Axelsson: ''Processing of laser scanner data – algorithms and applications.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, S. 138–147, {{doi|10.1016/S0924-2716(99)00008-8}}.</ref>
* Laser Footprint: Beleuchtete Fläche an der Erdoberfläche, resultierend aus der Strahldivergenz.<ref name="Hoefle"></ref> Neben der Strahldivergenz ist die Footprintgröße direkt abhängig von der Flughöhe.<ref name="Baltsavias"></ref>
* Laser Footprint: Beleuchtete Fläche an der Erdoberfläche, resultierend aus der Strahldivergenz.<ref name="Hoefle"></ref> Neben der Strahldivergenz ist die Footprintgröße direkt abhängig von der Flughöhe.<ref name="Baltsavias"></ref>
* Signal Amplitude: Parameter für die Stärke des erfassten Echos, abhängig vom Zielbereich sowie dem Reflexionsgrad der Oberfläche.<ref name="Hoefle"></ref>
* Signal Amplitude: Parameter für die Stärke des erfassten Echos, abhängig vom Zielbereich sowie dem Reflexionsgrad der Oberfläche.<ref name="Hoefle"></ref>
Zeile 35: Zeile 35:
Das Ergebnis eines Scanfluges ist eine dreidimensionale Punktwolke, die zunächst referenziert wird. Dieser Schritt ist notwendig, um die gewonnenen Daten von einem Koordinatensystem (das ein internes, instrumentendefiniertes System sein kann) in ein anderes zu transformieren.<ref name="Vosselmann"></ref>
Das Ergebnis eines Scanfluges ist eine dreidimensionale Punktwolke, die zunächst referenziert wird. Dieser Schritt ist notwendig, um die gewonnenen Daten von einem Koordinatensystem (das ein internes, instrumentendefiniertes System sein kann) in ein anderes zu transformieren.<ref name="Vosselmann"></ref>
Im Anschluss daran werden die Daten weiterverarbeitet, um unterschiedliche Objektmodelle zu erzeugen. Zwei wichtige Beispiele sind einerseits das Digitale Oberflächenmodell (DOM), das Informationen über die Beschaffenheit der Erdoberfläche, inklusive aller auf ihr befindlichen Objekte wie etwa Vegetation oder Gebäude liefert, und andererseits das Digitale Geländemodell (DGM), das die nackte Geländeoberfläche repräsentiert.<ref name="Kraus"></ref>
Im Anschluss daran werden die Daten weiterverarbeitet, um unterschiedliche Objektmodelle zu erzeugen. Zwei wichtige Beispiele sind einerseits das Digitale Oberflächenmodell (DOM), das Informationen über die Beschaffenheit der Erdoberfläche, inklusive aller auf ihr befindlichen Objekte wie etwa Vegetation oder Gebäude liefert, und andererseits das Digitale Geländemodell (DGM), das die nackte Geländeoberfläche repräsentiert.<ref name="Kraus"></ref>
Solche Geländemodelle stellen eine wichtige Grundlage für topographische Analysen dar. Um Geländepunkte von Nicht-Geländepunkten zu unterscheiden, sind Filtermethoden notwendig.<ref name="Prokop">A. Prokop, H. Panholzer: ''Assessing the capability of terrestrial laser scanning for monitoring of slow moving landslides .'' In: ''Natural Hazards and Earth System Sciences.'' Nr. 9, 2009, S.1921-1928.</ref>
Solche Geländemodelle stellen eine wichtige Grundlage für topographische Analysen dar. Um Geländepunkte von Nicht-Geländepunkten zu unterscheiden, sind Filtermethoden notwendig.<ref name="Prokop">Alexander Prokop, Helmut Panholzer: ''Assessing the capability of terrestrial laser scanning for monitoring of slow moving landslides.'' In: ''Natural Hazards and Earth System Sciences.'' Bd. 9, Nr. 6, 2009, {{ISSN|2195-9269}}, S. 1921–1928, {{doi|10.5194/nhess-9-1921-2009}}.</ref>
Diese können grob in drei Hauptgruppen eingeteilt werden: a) Basierend auf mathematischer Morphologie, b) basierend auf progressiver Verdichtung eines Dreiecksnetzes und c) basierend auf linearer Vorhersage und hierarchischer robuster Interpolation.<ref name="Pirotti">F. Pirotti, A. Guarnieri, A. Vettore: ''Ground filtering and vegetation mapping using multi-return terrestrial laser scanning.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Nr. 76, 2013, S.56-63.</ref><ref name="Vosselmann"></ref>
Diese können grob in drei Hauptgruppen eingeteilt werden: a) Basierend auf mathematischer Morphologie, b) basierend auf progressiver Verdichtung eines Dreiecksnetzes und c) basierend auf linearer Vorhersage und hierarchischer robuster Interpolation.<ref name="Pirotti">Francesco Pirotti, Alberto Guarnieri, Antonio Vettore: ''Ground filtering and vegetation mapping using multi-return terrestrial laser scanning.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Bd. 76, 2013, S. 56–63, {{doi|10.1016/j.isprsjprs.2012.08.003}}.</ref><ref name="Vosselmann"></ref>


== Vorteile und Limitationen ==
== Vorteile und Limitationen ==
Zeile 48: Zeile 48:
== Anwendungsbeispiele ==
== Anwendungsbeispiele ==
* Topographische Analysen:
* Topographische Analysen:
** Kartierung von Hangrutschungen<ref name="Eeckhaut"> M. Van den Eeckhaut, J. Poesen, G. Verstraeten, V. Vanacker, J. Nyssen, J. Moeyersons, L.P.H. Van Beek, L. Vandekerckhove: ''Use of LIDAR-derived images for mapping old landslides under forest'' In: ''Earth Surface Processes and Landforms.'' Nr. 32, 2013, S.754-769.</ref>: Besonders in bewaldeten Gebieten ist die Kartierung von Hangrutschungen mittels Fernerkundungsdaten eine große Herausforderung. Da ALS die Fähigkeit hat, auch dichte Vegetation zu durchdringen <ref name="Haugerud">R.A. Haugerud, D.J. Harding, S.Y. Johnson, J.L. Harless, C.S. Weaver, B.L. Sherrod: ''High-Resolution LIDAR Topography oft he Puget Lowland, Washington – A Bonanza for Earth Science.'' In: ''GSA Today.'' Nr. 13 (6), 2003, S.4-10.</ref>, erleichtert es diese Aufgabe enorm.
** Kartierung von Hangrutschungen<ref name="Eeckhaut">M. Van den Eeckhaut, J. Poesen, G. Verstraeten, V. Vanacker, J. Nyssen, J. Moeyersons, L. P. H. Van Beek, L. Vandekerckhove: ''Use of LIDAR-derived images for mapping old landslides under forest.'' In: ''Earth Surface Processes and Landforms.'' Bd. 32, Nr. 5, 2007, {{ISSN|0197-9337}}, S. 754–769, {{doi|10.1002/esp.1417}}.</ref>: Besonders in bewaldeten Gebieten ist die Kartierung von Hangrutschungen mittels Fernerkundungsdaten eine große Herausforderung. Da ALS die Fähigkeit hat, auch dichte Vegetation zu durchdringen <ref name="Haugerud">Ralph Haugerud, David J. Harding, Samuel Y. Johnson, Jerry L. Harless, Craig S. Weaver, Brian L. Sherrod: ''High-Resolution LiDAR Topography oft he Puget Lowland, Washington – A Bonanza for Earth Science.'' In: ''GSA Today.'' Bd. 13, Nr. 6, 2003, {{ISSN|1052-5173}}, [http://www.geosociety.org/gsatoday/archive/13/6/pdf/i1052-5173-13-6-4.pdf S. 4–10].</ref>, erleichtert es diese Aufgabe enorm.
** Detektion von Gullies unterschiedlicher Form und Größe<ref name="Baruch">A. Baruch, S. Filin: ''Detection of gullies in rougliy textured terrain using airborne laser scanning data'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Nr. 66, 2011, S.564-578.</ref>
** Detektion von Gullies unterschiedlicher Form und Größe<ref name="Baruch">Amit Baruch, Sagi Filin: ''Detection of gullies in roughly textured terrain using airborne laser scanning data.'' In: ''ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.'' Bd. 66, Nr. 5, 2011, S. 564–578, {{doi|10.1016/j.isprsjprs.2011.03.001}}.</ref>
** Geomorphologische/geologische Kartierung von Vulkanen<ref name="Csatho"> B. Csatho , T. Schenk, P. Kyle, T. Wilson, W.B. Krabill: ''Airborne laser swath mapping oft he summit of Erebus volcano, Antarctica: Applications to geological mapping of a volcano '' In: ''Journal of Volcanology and Geothermal Research.'' Nr. 177, 2008, S.531-548.</ref> und Lavaströmen<ref name="Vilardo">G. Vilardo, G. Ventura: ''Geomorphological map of the 1944 Vesuvius lava flow (Italy)'' In: ''Journal of Maps.'' Nr. 4(1), 2008, S.225-344.</ref> mit Hilfe von ALS Geländemodellen
** Geomorphologische/geologische Kartierung von Vulkanen<ref name="Csatho">Bea Csatho, Toni Schenk, Philip Kyle, Terry Wilson, William B. Krabill: ''Airborne laser swath mapping oft he summit of Erebus volcano, Antarctica: Applications to geological mapping of a volcano.'' In: ''Journal of Volcanology and Geothermal Research.'' Bd. 177, Nr. 3, 2008, {{ISSN|0377-0273}}, S. 531–548, {{doi|10.1016/j.jvolgeores.2008.08.016}}.</ref> und Lavaströmen<ref name="Vilardo">Giuseppe Vilardo, Guido Ventura: ''Geomorphological map of the 1944 Vesuvius lava flow (Italy).'' In: ''Journal of Maps.'' Bd. 4, Nr. 1, 2008, {{ISSN|1744-5647}}, S. 225–244, {{doi|10.4113/jom.2008.1003}}.</ref> mit Hilfe von ALS Geländemodellen
** Erstellung Hydrologischer Modelle<ref name="Hollaus">M. Hollaus, W. Wagner, K. Kraus: ''Airborne laser scanning and usefulness for hydrological models'' In: ''Advances in Geosciences.'' Nr. 5, 2005, S. 57-63.</ref>
** Erstellung Hydrologischer Modelle<ref name="Hollaus">Markus Hollaus, Wolfgang Wagner, Karl Kraus: ''Airborne laser scanning and usefulness for hydrological models.'' In: ''Advances in Geosciences.'' Nr. 5, 2005, {{ISSN|1680-7340}}, S. 57–63, {{doi|10.5194/adgeo-5-57-2005}}.</ref>
* Vegetationsgeographische Analysen:
* Vegetationsgeographische Analysen:
** Vegetationskartierung mit Hilfe der Erstellung von Baumkronen Höhenmodellen und Vegetationsdichtekarten anhand von DOM und DGM<ref name="Hollaus"></ref>
** Vegetationskartierung mit Hilfe der Erstellung von Baumkronen Höhenmodellen und Vegetationsdichtekarten anhand von DOM und DGM<ref name="Hollaus"></ref>
** Altersbestimmung von Baumbeständen mit Hilfe von ALS basierten DGM in Kombination mit Photogrammetriedaten.<ref name="Vastaranta">M. Vastaranta, M. Niemi, M.A. Wulder, J.C. White, K. Nurminen, P. Litkey, E. Honkavaara, M. Holopainen, J. Hyyppä: ''Forest stand age classification using time series of photogrammetrically derived digital surface models'' In: ''Scandinavian Journal of Forest Research.'' 2015, in press.</ref>
** Altersbestimmung von Baumbeständen mit Hilfe von ALS basierten DGM in Kombination mit Photogrammetriedaten.<ref name="Vastaranta">Mikko Vastaranta, Mikko Niemi, Michael A. Wulder, Joanne C. White, Kimmo Nurminen, Paula Litkey, Eija Honkavaara, Markus Holopainen, Juha Hyyppä: ''Forest stand age classification using time series of photogrammetrically derived digital surface models.'' In: ''Scandinavian Journal of Forest Research.'' Bd. 31, Nr. 2, 2016, {{ISSN|0282-7581}}, S. 194–205, {{doi|10.1080/02827581.2015.1060256}}.</ref>
* Archäologische Fragestellungen<ref name="Pingel">T.J. Pingel, K. Clarke, A. Ford: : ''Bonemapping - a LIDAR processing and visualization technique in support of archaeology under the canopy'' In: '' Cartography and Geographic Information Science.'' Nr. 42, 2015, S. 18-26.</ref>
* Archäologische Fragestellungen<ref name="Pingel">Thomas J. Pingel, Keith Clarke, Anabel Ford: ''Bonemapping: a LiDAR processing and visualization technique in support of archaeology under the canopy.'' In: '' Cartography and Geographic Information Science.'' Bd. 42, Supplement Nr. 1, 2015, {{ISSN|1523-0406}}, S. 18–26.</ref>
* Solarpotentialanalyse<ref name="Nguyen">H.T. Nguyen, J.M. Pearce, R. Harrap, G. Barber: ''The application of LIDAR to assessment of rooftop solar photovoltaic deployment potential in a municipal district unit'' In: ''Sensors.'' Nr. 12 (4), 2012, S. 4534-4558.</ref>
* Solarpotentialanalyse<ref name="Nguyen">Ha T. Nguyen, Joshua M. Pearce, Rob Harrap, Gerald Barber: ''The Application of LiDAR to Assessment of Rooftop Solar Photovoltaic Deployment Potential in a Municipal District Unit.'' In: ''Sensors.'' Bd. 12, Nr. 4, 2012, {{ISSN|4534-4558}}, S. 4534–4558, {{doi|10.3390/s120404534}}.</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 5. Dezember 2016, 14:37 Uhr

Airborne Laserscanner am Hubschrauber

Laserscanning (auch LiDAR = Light Detection And Ranging genannt) ist eine Methode der Fernerkundung. Sie nutzt die Eigenschaften des gestreuten Lichts, um entfernte Objekte zu charakterisieren.[1] Beim Airborne Laser Scanning (ALS) ist die Scaneinheit auf einem Flugobjekt (meist auf einem Flugzeug oder Helikopter) angebracht.[2] Mittels Laserstrahl wird die Erdoberfläche abgetastet. Ermittelt wird die Distanz zwischen dem erfassten Punkt an der Erdoberfläche und dem Sensor.[3] Die aus den gewonnenen Höheninformationen erstellten Oberflächenmodelle finden heutzutage in vielen Fachgebieten Anwendung.

Geschichte

Die Anfänge des ALS sind in den USA und Kanada zu finden. Sie reichen bis in die 1970er-Jahre zurück. Damals war bereits bekannt, dass luftgestützte LiDAR-Systeme die Distanz zwischen Flugzeug und Bodenoberfläche mit einer Genauigkeit von unter einem Meter messen können. Jedoch wurden Höhenmessungen mittels flugzeuggetragenem Laser aus zwei Gründen nicht für topographische Kartierungen verwendet. Eines der Probleme war, dass die vertikale Position des Flugsystems und die horizontale des Lichtkegels an der Bodenoberfläche nicht in der benötigten Genauigkeit zu erfassen waren. Diese Schwierigkeit wurde Ende der 1980er-Jahre durch das GPS behoben. Durch Verwendung eines Differenziellen Globalen Positionierungssystem (DGPS) konnten die horizontale und vertikale Position des Scanners zentimetergenau bestimmt werden. Laser Scanning aus der Luft wurde außerdem durch die technische Weiterentwicklung des Lasers machbar. Pulslaser konnten nun Licht im Wellenlängenbereich des nahen Infrarots aussenden, das nach der Streuung und Reflexion an der Bodenoberfläche vom Empfänger wieder eindeutig registriert werden konnte. Die hohe geometrische Genauigkeit der Methode und das Potenzial, das diese für die Erstellung von digitalen Höhenmodellen darstellt, wurde durch Versuche an der Universität Stuttgart im Zeitraum von 1988 bis 1993 bewiesen. Durch wichtige Erkenntnisse über die Systemparameter entwickelten sich die Geräte und die Methode seither rasant weiter. Heutzutage ist das ALS in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken und findet Anwendung in zahlreichen Fachrichtungen.[4][5]

Bestandteile

Ein flugzeuggestütztes Laser Scanning System setzt sich zumindest aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • Laserdistanzmesser: dieser enthält den Laser, den Sender für den Laserstrahl, Signalempfänger für den reflektierten Strahl, Verstärker und Zeitmesser;
  • ein System zur Georeferenzierung: GPS-Empfänger und Inertiales Navigationssystem (INS)
  • Speichermedium für die Laser-, GPS-, INS-Daten und möglichen Bilddaten;[6]

Optional können die Systeme mit anderen Sensoren wie Digitalkameras und Videokameras kombiniert werden, um zusätzlich zu den Höheninformationen Bilddaten aufzunehmen. Diese Bestandteile werden mit einer Halterung am Fluggerät befestigt. Im Lieferumfang eines Laser Scanning Systems sind außerdem häufig die Software für die Flugplanung sowie für die Auswertung der Rohdaten (von Laserscanner und GPS) enthalten. Parameter wie Messrate, Scanwinkel und Frequenz können am jeweiligen Scanning System eingestellt werden. Zusammen mit variablen Flughöhen und Fluggeschwindigkeiten kann dadurch die erforderliche Datendichte auf verschiedene Anwendungsbereiche abgestimmt werden.[6]

Funktionsweise

Ein Laserscanner ist ein aktives System, das Lichtimpulse aussendet, die von Objektpunkten reflektiert werden. Der Objektpunkt muss dabei mindestens aus einer Richtung einsehbar sein. Voraussetzung ist diffuse Reflexion an der Oberfläche. Diese Technik funktioniert unabhängig von der Sonnenbeleuchtung.[7] Die Verwendung von Laser-Scanning-Systemen ermöglicht die Gewinnung von großen Mengen an 3D-Informationen über die Erdoberfläche bei sehr schnellen Aufnahmeraten.[8] Man unterscheidet, abhängig von der Aufzeichnung der Rückstrahlung, zwei Typen von Sensoren: `Discrete Echo´ Sensoren, und `Full-waveform Systeme´. Erstere erfassen nur eine geringe Anzahl von Echos, während zweitere fähig sind, die gesamte zeitabhängige Variation der empfangenen Signalstärke zu registrieren. So kann man aus `Full-waveform´-Daten zusätzliche Parameter, wie etwa die Signalamplitude oder die Echobreite ableiten.[2] Das Untersuchungsgebiet wird in einzelnen, einander überlappenden Flugstreifen beflogen. Diese haben üblicherweise eine Länge von einigen Kilometern und eine Breite von mehreren hundert Metern, abhängig von der Flughöhe über Grund sowie dem maximalen Scanwinkel.[2][6]

Die Distanzmessung erfolgt bei Pulslasern über die Laufzeitmessung:

Distanz = Laufzeit/2 * Lichtgeschwindigkeit.[8]

Die Orientierung der Datenpunkte erfolgt mittels differentiellem GPS (DGPS) sowie INS.[3] Das GPS-System liefert die absolute Position des Sensors, das INS die Lage der Plattform (Roll-, Nick- und Gierwinkel).[2]

Wichtige Parameter

  • Punktdichte: Die Punktdichte ist abhängig von der Flughöhe sowie von den Eigenschaften des Scansystems, z. B. Geschwindigkeit der Plattform, Sichtfeld, Abtastfrequenz.[9]
  • Laser Footprint: Beleuchtete Fläche an der Erdoberfläche, resultierend aus der Strahldivergenz.[2] Neben der Strahldivergenz ist die Footprintgröße direkt abhängig von der Flughöhe.[6]
  • Signal Amplitude: Parameter für die Stärke des erfassten Echos, abhängig vom Zielbereich sowie dem Reflexionsgrad der Oberfläche.[2]

Datenverarbeitung

Das Ergebnis eines Scanfluges ist eine dreidimensionale Punktwolke, die zunächst referenziert wird. Dieser Schritt ist notwendig, um die gewonnenen Daten von einem Koordinatensystem (das ein internes, instrumentendefiniertes System sein kann) in ein anderes zu transformieren.[5] Im Anschluss daran werden die Daten weiterverarbeitet, um unterschiedliche Objektmodelle zu erzeugen. Zwei wichtige Beispiele sind einerseits das Digitale Oberflächenmodell (DOM), das Informationen über die Beschaffenheit der Erdoberfläche, inklusive aller auf ihr befindlichen Objekte wie etwa Vegetation oder Gebäude liefert, und andererseits das Digitale Geländemodell (DGM), das die nackte Geländeoberfläche repräsentiert.[7] Solche Geländemodelle stellen eine wichtige Grundlage für topographische Analysen dar. Um Geländepunkte von Nicht-Geländepunkten zu unterscheiden, sind Filtermethoden notwendig.[10] Diese können grob in drei Hauptgruppen eingeteilt werden: a) Basierend auf mathematischer Morphologie, b) basierend auf progressiver Verdichtung eines Dreiecksnetzes und c) basierend auf linearer Vorhersage und hierarchischer robuster Interpolation.[11][5]

Vorteile und Limitationen

Trotz einiger Limitationen hat sich die ALS-Technologie als eine effektive Methode erwiesen, um Digitale Geländemodelle zu erstellen. Als Vorteile sind vor allem die hohe Messpunktedichte und Messgenauigkeit, eine rasche Datenerfassung und das Durchdringen von Vegetation zu nennen. Die Vorteile gegenüber anderen Fernerkundungsmethoden zeigen sich aufgrund der hohen Messpunktedichte zum Beispiel in Anwendungsgebieten, in denen die Oberflächen eine geringe Rauigkeit aufweisen wie etwa Eis- und Schneeflächen, Sand, Sümpfe und Feuchtgebiete; außerdem in der Untersuchung von Vegetation, da durch die Aufzeichnung des ersten und letzten reflektierten Signals die Vegetationshöhe berechnet werden kann. Durch das ALS wird die Kartierung und vor allem automatische Erfassung kleiner Objekte wie etwa Stromleitungen möglich.[6][2] Da Laser Scanner aktive Systeme sind, sind sie im Vergleich zu passiven Methoden, wie etwa der Fotogrammetrie, nicht auf das Sonnenlicht angewiesen, sondern können theoretisch 24 Stunden pro Tag eingesetzt werden, um Daten zu erfassen. Jedoch kann auch der Laserstrahl auf Hindernisse treffen wie etwa Wolken oder Nebel und Vegetation, die er nur eingeschränkt durchdringt. Während die ausgesendeten Laserstrahlen vor allem im Winter durch Laubwälder bis an die Bodenoberfläche reichen können, zeigen dichte Nadelwälder oder mehrstöckige Regenwälder die Grenzen des ALS auf. Im Vergleich zur luftgestützten Photogrammetrie, in der die Trägersysteme von kleinen Ballonen bis zu geostationären Satelliten reichen können, werden Airborne-Laserscanning-Systeme auf Drohnen, Helikoptern und Flugzeugen angebracht. Die minimale und maximale Flughöhe ist aufgrund der Sicherheit für Personen am Boden, vor allem der möglichen gesundheitsschäden Wirkung für die Augen, und aufgrund der Energie des Lasers sowie der Leistung des Sensors eingeschränkt. Diese kann innerhalb von 20 bis 6000 m liegen, meistens allerdings zwischen 200 und 1000 m.[6][5]

Fehlerquellen

Die vertikale und horizontale Genauigkeit der durch ALS gewonnenen Höhendaten beträgt 0,05 bis 0,2 m bzw. 0,2 bis 1 m. Ursachen für Fehler lassen sich in der Kalibrierung von GPS, INS und Scannerdaten finden. An stark geneigten Oberflächen können Positionsfehler auch zu falschen Angaben der Höhe führen. Eine weitere häufige Fehlerquelle ist die mehrfache Reflexion des Laserstrahls, beispielsweise, wenn der Laser nach der Reflexion auf der Bodenoberfläche nochmals von einem Objekt abgelenkt wird, bevor er beim Sensor eintrifft. Die Genauigkeit der Messwerte kann außerdem durch Fehler in der Datenverarbeitung beeinflusst werden, wie etwa bei der Transformation in ein anderes Koordinatensystem.[5]

Anwendungsbeispiele

  • Topographische Analysen:
    • Kartierung von Hangrutschungen[12]: Besonders in bewaldeten Gebieten ist die Kartierung von Hangrutschungen mittels Fernerkundungsdaten eine große Herausforderung. Da ALS die Fähigkeit hat, auch dichte Vegetation zu durchdringen [13], erleichtert es diese Aufgabe enorm.
    • Detektion von Gullies unterschiedlicher Form und Größe[14]
    • Geomorphologische/geologische Kartierung von Vulkanen[15] und Lavaströmen[16] mit Hilfe von ALS Geländemodellen
    • Erstellung Hydrologischer Modelle[17]
  • Vegetationsgeographische Analysen:
    • Vegetationskartierung mit Hilfe der Erstellung von Baumkronen Höhenmodellen und Vegetationsdichtekarten anhand von DOM und DGM[17]
    • Altersbestimmung von Baumbeständen mit Hilfe von ALS basierten DGM in Kombination mit Photogrammetriedaten.[18]
  • Archäologische Fragestellungen[19]
  • Solarpotentialanalyse[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. George L. Heritage, Andrew R. G. Large: Principles of 3D Laser Scanning. In: George L. Heritage, Andrew R. G. Large (Hrsg): Laser Scanning for the Environmental Sciences. Wiley-Blackwell, Chichester u. a. 2009, ISBN 978-1-405-15717-9, S. 21–34.
  2. a b c d e f g Bernhard Höfle, Martin Rutzinger: Topographic airborne LiDAR in geomorphology: A technological perspective. In: Zeitschrift für Geomorphologie. Bd. 55, Supplement Nr. 2, 2011, ISSN 1864-1687, S. 1–29, doi:10.1127/0372-8854/2011/0055S2-0043.
  3. a b Aloysius Wehr, Uwe Lohr: Airborne laser scanning – an introduction and overview. In: ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing. Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, ISSN 0924-2716, S. 68–82, doi:10.1016/S0924-2716(99)00011-8.
  4. Friedrich Ackermann: Airborne laser scanning – present status and future expectations. In: ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing. Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, S. 64–67, doi:10.1016/S0924-2716(99)00009-X.
  5. a b c d e George Vosselman, Hans-Gerd Maas (Hrsg.): Airborne and Terrestrial Laser Scanning. Whittles Publishing, Dunbeath u. a. 2010, ISBN 978-1904445-87-6.
  6. a b c d e f Emmanuel P. Baltsavias: Airborne laser scanning: existing systems and firms and other resources. In: ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing. Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, S. 164–198, doi:10.1016/S0924-2716(99)00016-7.
  7. a b Karl Kraus, Paul Dorninger: Das Laserscanning. Eine neue Datenquelle zur Erfassung der Topographie. In: Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie. Bd. 16, 2004, ZDB-ID 1011866-4, S. 312–318.
  8. a b Michel Jaboyedoff, Thierry Oppikofer, Antonio Abellán, Marc-Henri Derron, Alex Loye, Richard Metzger, Andrea Pedrazzini: Use of LIDAR in landslide investigations: a review. In: Fausto Guzzetti, Giulio Iovine, Mario Parise, Paola Reichenbach (Hrsg.): Landslides: Forecasting, Hazard Evaluation and Risk Mitigation (= Natural Hazards. Bd. 61, Nr. 1, ISSN 0921-030X). Springer, Dordrecht u. a. 2012, S. 5–28, doi:10.1007/s11069-010-9634-2.
  9. Peter Axelsson: Processing of laser scanner data – algorithms and applications. In: ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing. Bd. 54, Nr. 2/3, 1999, S. 138–147, doi:10.1016/S0924-2716(99)00008-8.
  10. Alexander Prokop, Helmut Panholzer: Assessing the capability of terrestrial laser scanning for monitoring of slow moving landslides. In: Natural Hazards and Earth System Sciences. Bd. 9, Nr. 6, 2009, ISSN 2195-9269, S. 1921–1928, doi:10.5194/nhess-9-1921-2009.
  11. Francesco Pirotti, Alberto Guarnieri, Antonio Vettore: Ground filtering and vegetation mapping using multi-return terrestrial laser scanning. In: ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing. Bd. 76, 2013, S. 56–63, doi:10.1016/j.isprsjprs.2012.08.003.
  12. M. Van den Eeckhaut, J. Poesen, G. Verstraeten, V. Vanacker, J. Nyssen, J. Moeyersons, L. P. H. Van Beek, L. Vandekerckhove: Use of LIDAR-derived images for mapping old landslides under forest. In: Earth Surface Processes and Landforms. Bd. 32, Nr. 5, 2007, ISSN 0197-9337, S. 754–769, doi:10.1002/esp.1417.
  13. Ralph Haugerud, David J. Harding, Samuel Y. Johnson, Jerry L. Harless, Craig S. Weaver, Brian L. Sherrod: High-Resolution LiDAR Topography oft he Puget Lowland, Washington – A Bonanza for Earth Science. In: GSA Today. Bd. 13, Nr. 6, 2003, ISSN 1052-5173, S. 4–10.
  14. Amit Baruch, Sagi Filin: Detection of gullies in roughly textured terrain using airborne laser scanning data. In: ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing. Bd. 66, Nr. 5, 2011, S. 564–578, doi:10.1016/j.isprsjprs.2011.03.001.
  15. Bea Csatho, Toni Schenk, Philip Kyle, Terry Wilson, William B. Krabill: Airborne laser swath mapping oft he summit of Erebus volcano, Antarctica: Applications to geological mapping of a volcano. In: Journal of Volcanology and Geothermal Research. Bd. 177, Nr. 3, 2008, ISSN 0377-0273, S. 531–548, doi:10.1016/j.jvolgeores.2008.08.016.
  16. Giuseppe Vilardo, Guido Ventura: Geomorphological map of the 1944 Vesuvius lava flow (Italy). In: Journal of Maps. Bd. 4, Nr. 1, 2008, ISSN 1744-5647, S. 225–244, doi:10.4113/jom.2008.1003.
  17. a b Markus Hollaus, Wolfgang Wagner, Karl Kraus: Airborne laser scanning and usefulness for hydrological models. In: Advances in Geosciences. Nr. 5, 2005, ISSN 1680-7340, S. 57–63, doi:10.5194/adgeo-5-57-2005.
  18. Mikko Vastaranta, Mikko Niemi, Michael A. Wulder, Joanne C. White, Kimmo Nurminen, Paula Litkey, Eija Honkavaara, Markus Holopainen, Juha Hyyppä: Forest stand age classification using time series of photogrammetrically derived digital surface models. In: Scandinavian Journal of Forest Research. Bd. 31, Nr. 2, 2016, ISSN 0282-7581, S. 194–205, doi:10.1080/02827581.2015.1060256.
  19. Thomas J. Pingel, Keith Clarke, Anabel Ford: Bonemapping: a LiDAR processing and visualization technique in support of archaeology under the canopy. In: Cartography and Geographic Information Science. Bd. 42, Supplement Nr. 1, 2015, ISSN 1523-0406, S. 18–26.
  20. Ha T. Nguyen, Joshua M. Pearce, Rob Harrap, Gerald Barber: The Application of LiDAR to Assessment of Rooftop Solar Photovoltaic Deployment Potential in a Municipal District Unit. In: Sensors. Bd. 12, Nr. 4, 2012, ISSN 4534-4558, S. 4534–4558, doi:10.3390/s120404534.