„Entscheidungsprozess“ – Versionsunterschied
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Version vom 1. Mai 2018, 18:01 Uhr
Ein Entscheidungsprozess beschreibt die Phasen, wie eine Entscheidung entsteht und umgesetzt wird. Zur Abgrenzung zum Entscheidungsverfahren vgl. Bewertungsphase.Entscheidungsprozesse beschreiben, wie Entscheidungen zu Stande kommen und sind somit Teil der Entscheidungstheorie.
Entscheidungsphasen
1. Problemformulierung
Der Entscheidungsträger oder sein Umfeld erkennt die Notwendigkeit irgendeiner Entscheidung (Diagnose). Das Problem muss bewusst oder unbewusst formuliert werden in Form von Zielsetzung und Randbedingungen (Restriktionen), um planerisch das Problem zu beheben.
2. Informationsbeschaffung
Die Informationsbeschaffung dient zum einen der Validierung der Problembeschreibung (Zielrevision) zum anderen zum Aufspannen eines Lösungsfelds mit Hilfe von Informationen. Götz [1]setzt die Informationsbeschaffung (Erhebung/Analyse) an Schritt 1, weil bei ihm bereits ein Planungszyklus vorangegangen ist.
3. Alternativensuche
Durch Filterung und Reduzierung des Lösungsfelds entsprechend der Randbedingungen (constraints) ergeben sich mögliche Handlungsoptionen(/-alternativen).
4. Bewertung
Bei der Bewertung (Antizipation erwünschter und unerwünschter Folgen, Prognose der Konsequenzen hieraus) erfolgt ein Vergleich der gefundenen Alternativen auf Basis von Zielen.
Bei einem nur eindimensionalen Ziel und streng monoton steigenden Einzelbewertungen der Alternativen sowie vollständiger sicherer Information ist die zu empfehlende Alternative eindeutig. Schwieriger ist die Bewertung bei Fehlen dieser Bedingungen. Die Art und Weise wie dieser Vergleich erfolgt, nennt man Entscheidungsverfahren.
5. Entscheidung (Entschluss)
Die eigentliche Entscheidung, nämlich die Auswahl einer Handlungsalternative obliegt dem Entscheidungsträger. Er muss mit der entsprechenden Entscheidungsmacht bzw. -autorität ausgestattet sein, damit die Entscheidung zur Umsetzung angenommen wird.
6. Handlung
Bei der Handlung wird die geplante und ausgewählte Handlungsalternative ausgeführt, also in Realität umgesetzt. Gibt es keine mögliche Handlungsoption, kann die Entscheidung darin bestehen, die Zielsetzung bzw. Restriktionen zu ändern.
7. Kontrolle
Die Umsetzung erzielt aufgrund von Problemen der Information, Kommunikation, Motivation oder sich ändernden Umweltbedingungen nicht immer den antizipierten Erfolg. Die Kontrolle ist somit wieder Beginn eines neuen zeitdiskreten Regelungskreislaufs (vgl. Kybernetik).
# | psychologischer Ansatz[2] | organisationaler Ansatz[1] | kognitiver Ansatz[3] |
---|---|---|---|
1 | Präselektionale Phase | Würdigung | Problemformulierung |
2 | Präselektionale Phase | Würdigung | Informationsbeschaffung |
3 | Präselektionale Phase | Lösungsentwurf | Suche nach Alternativen |
4 | Präselektionale Phase | Bewertung | vergleichende Bewertung |
5 | Selektionale Phase | Auswahl | Entscheidung |
6 | Postselektionale Phase | Auftrag | Handlung |
7 | Prä-/Postselektionale Phase | Umsetzungskontrolle | Kontrolle |
Der Mensch im Entscheidungsprozess
(vgl. Entscheidungspsychologie)
Entscheidungsprozesse werden selten so strukturiert wie oben dargestellt durchgeführt. Die meisten Entscheidungen laufen unbewusst (aus dem Bauch heraus) ab. Das funktioniert, weil unser Gehirn ähnliche Abläufe speichern kann und in ähnlichen Problemsituationen (mit gutem Gefühl) automatisiert entscheiden kann (Erfahrung).
Ein Entscheid ist immer auch geprägt durch die subjektiven Grundlagen der Entscheidungsträger, durch deren Präferenzen, Gefühle, Vorlieben, Abneigungen, Wertvorstellungen, Erfahrungen und Risikobereitschaft (Risikoaversion oder Risikoaffinität). Auf Grund dieser Einflüsse unterliegt eine Entscheidung in der Regel nur einer beschränkten Rationalität.
Im Bereich der Folgenabschätzung der Bewertungsphase kommen noch andere soziologische Faktoren hinzu:
- Wie reagieren Betroffene auf die Entscheidung?
- Wie wird die Entscheidung von den Umsetzern akzeptiert?
- Wie reagieren Wettbewerber (Spieltheorie)?
Auch ethische Grundsätze können sich auf das Entscheidungsverfahren auswirken.
Einzelnachweise
- ↑ a b Götz, Schmidt: Methoden und Techniken der Organisation. In: Verlag Dr. Götz Schmidt (Hrsg.): Schriftenreihe "Organisation" ; ZDB-ID: 22196833 ; 1.
- ↑ Tilmann Betsch et al.: Denken – Urteilen, Entscheiden, Problemlösen: allgemeine Psychologie für Bachelor. In: Berlin [u.a.] : Springer, 2011 (Hrsg.): ISBN 3-642-12473-9.
- ↑ Haun, Matthias: Cognitive Organisation : prozessuale und funktionale Gestaltung von Unternehmen. In: [Berlin] : Springer Vieweg, [2016] (Hrsg.): ISBN 3-662-52951-3.