„Demografie Brasiliens“ – Versionsunterschied

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Mitte des Jahres 2020 verfügte Brasilien über eine Einwohnerzahl von 211,8 Millionen Einwohner und belegt damit den sechsten Platz in der [[Liste von Staaten und Territorien nach Einwohnerzahl|Rangliste der bevölkerungsreichsten Staaten]] der Welt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ibge.gov.br/apps/populacao/projecao/index.html?utm_source=portal&utm_medium=popclock&utm_campaign=novo_popclock |titel=IBGE {{!}} Projeção da população |abruf=2020-07-26}}</ref> Brasilien ist außerdem das bevölkerungsreichste Land Südamerikas und das bevölkerungsreichste portugisischsprachige Land. Mit einer Bevölkerungsdichte von 25 Einwohnern pro Quadratkilometern ist das Land trotzdem nur relativ dünn besiedelt, da es über eine kontinentale Ausdehnung verfügt und einer der weltgrößten Flächestaaten ist. Seit der europäischen Kolonisation Amerikas verzeichnet die Bevölkerung des Landes ein rasantes Wachstum, welches sich aus Einwanderung und später vorwiegend aus natürlichem Wachstum speiste. Allein zwischen 1950 und 2020 wuchs die Bevölkerung von 51 Millionen auf über 200 Millionen an und vervierfachte sich damit. Inzwischen befindet sich Brasilien allerdings im demografischen Übergang und verzeichnet Trend welche auch in vielen weiteren Ländern der Welt zu beobachten sind. Dazu zählen eine steigende allgemeine Lebenserwartung, ein höheres Bildungsniveau, ansteigende Urbanisierung und eine niedrigere [[Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer]] pro Frau. Letztere sankt von 6,1 Kindern im Jahr 1960 auf 1,7 Kinder im Jahr 2018 ab und liegt damit unter dem Niveau welches zur langfristigen Bestandserhaltung notwendig ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.TFRT.IN?locations=BR |titel=Fertility rate, total (births per woman) - Brazil {{!}} Data |abruf=2020-07-26}}</ref> In der selben Zeit sank das jährliche Bevölkerungswachstum von 2,9 auf 0,8 Prozent ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.GROW?locations=BR |titel=Population growth (annual %) - Brazil {{!}} Data |abruf=2020-07-26}}</ref> In Zukunft wird deshalb mit einer abflachenden und dann sinkenden Bevölkerungskurve gerechnet. Ebenfalls wird von einer starken Alterung der Bevölkerung gerechnet und bis 2050 wird von einer Steigerung der Einwohner über 60 Jahre von 24 auf 66 Millionen ausgegangen.<ref>{{Internetquelle |autor=Alidad Vassigh |url=https://worldcrunch.com/culture-society/aging-at-record-pace-brazil-faces-demographic-emergency |titel=Aging At Record Pace, Brazil Faces Demographic Emergency |abruf=2020-07-26 |sprache=en}}</ref>
Mitte des Jahres 2020 verfügte Brasilien über eine Einwohnerzahl von 211,8 Millionen Einwohner und belegt damit den sechsten Platz in der [[Liste von Staaten und Territorien nach Einwohnerzahl|Rangliste der bevölkerungsreichsten Staaten]] der Welt.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.ibge.gov.br/apps/populacao/projecao/index.html?utm_source=portal&utm_medium=popclock&utm_campaign=novo_popclock |titel=IBGE {{!}} Projeção da população |abruf=2020-07-26}}</ref> Brasilien ist außerdem das bevölkerungsreichste Land Südamerikas und das bevölkerungsreichste portugisischsprachige Land. Mit einer Bevölkerungsdichte von 25 Einwohnern pro Quadratkilometern ist das Land trotzdem nur relativ dünn besiedelt, da es über eine kontinentale Ausdehnung verfügt und einer der weltgrößten Flächestaaten ist. Seit der europäischen Kolonisation Amerikas verzeichnet die Bevölkerung des Landes ein rasantes Wachstum, welches sich aus Einwanderung und später vorwiegend aus natürlichem Wachstum speiste. Allein zwischen 1950 und 2020 wuchs die Bevölkerung von 51 Millionen auf über 200 Millionen an und vervierfachte sich damit. Inzwischen befindet sich Brasilien allerdings im demografischen Übergang und verzeichnet Trend welche auch in vielen weiteren Ländern der Welt zu beobachten sind. Dazu zählen eine steigende allgemeine Lebenserwartung, ein höheres Bildungsniveau, ansteigende Urbanisierung und eine niedrigere [[Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer]] pro Frau. Letztere sankt von 6,1 Kindern im Jahr 1960 auf 1,7 Kinder im Jahr 2018 ab und liegt damit unter dem Niveau welches zur langfristigen Bestandserhaltung notwendig ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.TFRT.IN?locations=BR |titel=Fertility rate, total (births per woman) - Brazil {{!}} Data |abruf=2020-07-26}}</ref> In der selben Zeit sank das jährliche Bevölkerungswachstum von 2,9 auf 0,8 Prozent ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.GROW?locations=BR |titel=Population growth (annual %) - Brazil {{!}} Data |abruf=2020-07-26}}</ref> In Zukunft wird deshalb mit einer abflachenden und dann sinkenden Bevölkerungskurve gerechnet. Ebenfalls wird von einer starken Alterung der Bevölkerung gerechnet und bis 2050 wird von einer Steigerung der Einwohner über 60 Jahre von 24 auf 66 Millionen ausgegangen.<ref>{{Internetquelle |autor=Alidad Vassigh |url=https://worldcrunch.com/culture-society/aging-at-record-pace-brazil-faces-demographic-emergency |titel=Aging At Record Pace, Brazil Faces Demographic Emergency |abruf=2020-07-26 |sprache=en}}</ref>


Die Bevölkerung Brasiliens ist sehr vielfältig und umfasst viele verschiedener Abstammungen und ethnische Gruppen. In den letzten Jahrhunderten entstand die Bevölkerung Brasiliens aus verschiedenen Einwanderungswellen, welche sich mit afrikanischen Sklaven und der indigenen Urbevölkerung vermischten. Historisch gesehen hat Brasilien ein hohes Maß an ethnischer und rassischer Vermischung, Assimilation und Synkretismus der Kulturen erlebt. Die brasilianische Bevölkerung gilt als eine der am stärksten vermischten der Welt. Gleichzeitig ist sie linguistisch und religiös relativ homogen, da über 90 % der Einwohner portugisischsprachig bzw. christlich sind. Auch der Anteil der Einwanderer ist, trotz der einst hohen Bedeutung der Einwanderung, nur noch sehr niedrig und über 99 % der Einwohner sind heute im Land geboren.
Die Bevölkerung Brasiliens ist sehr vielfältig und umfasst viele verschiedener Abstammungen und ethnische Gruppen. In den letzten Jahrhunderten entstand die Bevölkerung Brasiliens aus verschiedenen Einwanderungswellen, welche sich mit afrikanischen Sklaven und der indigenen Urbevölkerung vermischten. Historisch gesehen hat Brasilien ein hohes Maß an ethnischer und rassischer Vermischung, Assimilation und Synkretismus der Kulturen erlebt. Die brasilianische Bevölkerung gilt als eine der am stärksten vermischten der Welt. Gleichzeitig ist sie linguistisch und religiös relativ homogen, da über 90 % der Einwohner portugisischsprachig bzw. christlich sind. Auch der Anteil der Einwanderer ist, trotz der einst hohen Bedeutung der Einwanderung, nur noch sehr niedrig und über 99 % der Einwohner sind heute im Land geboren.
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== Historische Entwicklung ==
== Historische Entwicklung ==
Vor der Besiedelung Brasiliens durch die Portugiesischen Kolonialherren liegen keine validen Schätzungen für die Bevölkerung des heutigen Brasiliens vor. Schätzungen reichen von einer bis fünf Millionen Einwohnern.<ref>{{Literatur |Autor=Angelo Alves Carrara, Angelo Alves Carrara |Titel=The population of Brazil, 1570-1700: a historiographical review |Hrsg= |Sammelwerk=Tempo |Band=20 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2014-04 |ISBN= |ISSN=1413-7704 |DOI=10.1590/TEM-1980-542X-2014203619eng |Seiten=0–0 |Online=http://www.scielo.br/scielo.php?script=sci_abstract&pid=S1413-77042014000100210&lng=en&nrm=iso&tlng=en |Abruf=2020-07-26}}</ref> Die Küstengebiet Brasiliens waren bereits vor 10.000 Jahren besiedelt. Diese vorkoloniale Bevölkerung bestand aus verschiedenen Indianischen Stämmen. Die Bevölkerungsdichte war wahrscheinlich sehr dünn, da der dichte Dschungel keine großflächigen Siedlungen zuließ. Der portugiesische Seefahrer [[Pedro Álvares Cabral]], der 1500 im Nordosten Brasiliens landete, gilt gemeinhin als europäischer Entdecker Brasiliens. Ab diesem Zeitpunkt an wurde Brasilien von Europäern besiedelt welche Landwirtschaft betrieben, Rohstoffe abbauten und Städte gründeten, während die indigene Bevölkerung durch eingeschleppte Krankheiten, Versklavung und Kriege einen Niedergang erlebte. Nachdem die meisten Indianer gestorben waren herrschte ein Arbeitskräftemangel auf den von Europäern betriebenen Plantagen und es wurden Massenhaft afrikanische Sklaven eingeführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.brasilien.info/geschichte/ |titel=Geschichte |datum=2011-02-09 |abruf=2020-07-26 |sprache=de}}</ref> Während der Ära des atlantischen Sklavenhandels erhielt Brasilien mehr afrikanische Sklaven als jedes andere Land. Im Zeitraum von 1501 bis 1866 wurden schätzungsweise fünf bis sechs Millionen Sklaven aus Afrika nach Brasilien gebracht. Viele kamen aus [[Guinea-Bissau]] oder aus anderen afrikanischen Ländern - bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurden viele aus dem Königreich Kongo und dem heutigen Angola, Kongo, Mosambik, Benin und Nigeria verschleppt. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten hatte Sklaven in Brasilien eine höhere Sterblichkeit und es kam zu einer stärkeren Vermischung mit der ansässigen Bevölkerung. Am 13. Mai 1888 wurde sie von Kaiser [[Peter II. (Brasilien)|Pedro II.]] abgeschafft.<ref>{{Literatur |Autor=Adriana Gomez Lico |Titel=Menschenhandel: Als Brasilien der größte Sklavenmarkt der Welt war |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2015-07-23 |Online=https://www.welt.de/geschichte/article144357545/Als-Brasilien-der-groesste-Sklavenmarkt-der-Welt-war.html |Abruf=2020-07-26}}</ref>

Im 17 Jahrhundert lag die Bevölkerung bei ca. 300.000 Menschen und begann durch die zunehmende Erschließung des Landes schnell zu wachsen. Im 18. Jahrhundert kamen 600.000 Portugiesen (6.000 pro Jahr). Im Jahr 1800 hatte sie sich die Bevölkerung auf mehr als 3 Millionen gesteigert und damit verzehnfacht. Der größte Zustrom europäischer Einwanderer nach Brasilien fand schließlich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert statt Nach den statistischen Daten des Memorial do Imigrante zog Brasilien zwischen 1870 und 1953 fast 5 Millionen Einwanderer an. Diese Einwanderer teilten sich in zwei Gruppen: Ein Teil von ihnen wurde nach Südbrasilien geschickt, um dort als Kleinbauern zu arbeiten. Der größte Teil der Einwanderer ging jedoch in den Südosten Brasiliens, um auf den Kaffeeplantagen zu arbeiten. Die nach Südbrasilien entsandten Einwanderer waren hauptsächlich Deutsche (ab 1824 hauptsächlich aus Rheinland-Pfalz, Pommern, Hamburg, Westfalen usw.), Italiener (ab 1875 hauptsächlich aus Venezien und der Lombardei), Österreicher, Polen, Ukrainer, Niederländer und Russen. Im Süden gründeten die Einwanderer ländliche Gemeinschaften, die auch heute noch eine starke kulturelle Verbindung zu ihren angestammten Heimatländern haben. Im Südosten Brasiliens waren die meisten Einwanderer Italiener Portugiesen, Niederländer, Spanier, Litauer, Franzosen, Ungarn und aschkenasische Juden. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts migrierten Menschen aus dem damaligen Osmanischen Reich (vorwiegend heutiges [[Syrien]] und [[Libanon]]) und [[Japan]] in Brasiliens Städte. Dem Trend mehrerer anderer Länder Amerikas folgend, der die Einwanderung aus vielen Ländern förderte, wurde Brasilien schnell zu einem Schmelztiegel von ethnischen Gruppen und Nationalitäten. Einwanderer fanden eine starke soziale und kulturelle Toleranz gegenüber Mischehen, woraus eine große Zahl von Mulatten (Europäer und Afrikaner), Caboclos (Indianer und Europäer) und gemischte europäische, afrikanische und indianische Menschen entstanden, obwohl dies nicht von einer völligen Abwesenheit von [[Rassismus]] begleitet war. Je nach Einwanderung können Regionen, Städte und Bundesstaaten in Brasilien bis heute eine starke eigene kulturelle Prägung haben.

Die erste Volkszählung in Brasilien im Jahre 1872 ergab eine Einwohnerzahl von 9,9 Millionen Einwohnern. In der darauffolgenden Zeit erlebte das Land einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung. Dank medizinischer und wirtschaftlicher Fortschritte begann die Kindersterblichkeit zu sinken und die Lebenserwartung zu steigen. Dies sorgte dafür dass Brasilien zu den am schnellsten wachsenden Ländern der Welt wurde, obwohl die relative Bedeutung der Einwanderung abnahm. Bis 1940 war die Bevölkerung auf 41 Millionen Einwohner angewachsen. Das Wachstum begann sich schließlich in der zweiten Hälfte des zu verlangsamen, da aufgrund von höherer Bildung und steigender Urbanisierung die Geburtenrate sank. Sie lag 2003 erstmals unter der Grenze von 2,1 Kindern pro Frau, nachdem sie historisch immer sehr hoch gelegen hatte. Aufgrund des noch jungen Durchschnittsaltern der Bevölkerung stieg die Einwohnerzahl allerdings weiter an und überschritt 2013 die Marke von 200 Millionen. Im Laufe des 21. Jahrhunderts wird eine Alterung und Stagnation der Bevölkerung erwartet. Für das 2060 wird mit 228 Millionen Einwohnern gerechnet.<ref name=":0" /> Eine Studie von [[The Lancet]] rechnet bei anhaltend niedriger Fertilität noch mit 164 Millionen Einwohnern im Jahr 2100.<ref>{{Literatur |Autor=Stein Emil Vollset, Emily Goren, Chun-Wei Yuan, Jackie Cao, Amanda E. Smith |Titel=Fertility, mortality, migration, and population scenarios for 195 countries and territories from 2017 to 2100: a forecasting analysis for the Global Burden of Disease Study |Sammelwerk=The Lancet |Band=0 |Nummer=0 |Datum=2020-07-14 |ISSN=0140-6736 |DOI=10.1016/S0140-6736(20)30677-2 |PMID=32679112 |Online=https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30677-2/abstract |Abruf=2020-07-26}}</ref>


== Demografie ==
== Demografie ==
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=== Bevölkerungsverteilung ===
=== Bevölkerungsverteilung ===
Die Bevölkerungsverteilung in Brasilien ist sehr ungleichmäßig. Die Mehrheit der Brasilianer lebt im Umkreis von 300 Kilometern um die Küste, während das Landesinnere im Amazonasbecken fast menschenleer ist. Daher liegen die dicht besiedelten Gebiete an der Küste und die dünn besiedelten Gebiete im Landesinneren. Dieses historische Muster wird durch die jüngsten Bewegungen ins Landesinnere wenig verändert, wo Land erschlossen und neue Städte gegründet wurden.


=== Sprache ===
=== Sprache ===

Version vom 26. Juli 2020, 13:43 Uhr

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Bevölkerungspyramide Brasiliens (2017)

Mitte des Jahres 2020 verfügte Brasilien über eine Einwohnerzahl von 211,8 Millionen Einwohner und belegt damit den sechsten Platz in der Rangliste der bevölkerungsreichsten Staaten der Welt.[1] Brasilien ist außerdem das bevölkerungsreichste Land Südamerikas und das bevölkerungsreichste portugisischsprachige Land. Mit einer Bevölkerungsdichte von 25 Einwohnern pro Quadratkilometern ist das Land trotzdem nur relativ dünn besiedelt, da es über eine kontinentale Ausdehnung verfügt und einer der weltgrößten Flächestaaten ist. Seit der europäischen Kolonisation Amerikas verzeichnet die Bevölkerung des Landes ein rasantes Wachstum, welches sich aus Einwanderung und später vorwiegend aus natürlichem Wachstum speiste. Allein zwischen 1950 und 2020 wuchs die Bevölkerung von 51 Millionen auf über 200 Millionen an und vervierfachte sich damit. Inzwischen befindet sich Brasilien allerdings im demografischen Übergang und verzeichnet Trend welche auch in vielen weiteren Ländern der Welt zu beobachten sind. Dazu zählen eine steigende allgemeine Lebenserwartung, ein höheres Bildungsniveau, ansteigende Urbanisierung und eine niedrigere Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer pro Frau. Letztere sankt von 6,1 Kindern im Jahr 1960 auf 1,7 Kinder im Jahr 2018 ab und liegt damit unter dem Niveau welches zur langfristigen Bestandserhaltung notwendig ist.[2] In der selben Zeit sank das jährliche Bevölkerungswachstum von 2,9 auf 0,8 Prozent ab.[3] In Zukunft wird deshalb mit einer abflachenden und dann sinkenden Bevölkerungskurve gerechnet. Ebenfalls wird von einer starken Alterung der Bevölkerung gerechnet und bis 2050 wird von einer Steigerung der Einwohner über 60 Jahre von 24 auf 66 Millionen ausgegangen.[4]

Die Bevölkerung Brasiliens ist sehr vielfältig und umfasst viele verschiedener Abstammungen und ethnische Gruppen. In den letzten Jahrhunderten entstand die Bevölkerung Brasiliens aus verschiedenen Einwanderungswellen, welche sich mit afrikanischen Sklaven und der indigenen Urbevölkerung vermischten. Historisch gesehen hat Brasilien ein hohes Maß an ethnischer und rassischer Vermischung, Assimilation und Synkretismus der Kulturen erlebt. Die brasilianische Bevölkerung gilt als eine der am stärksten vermischten der Welt. Gleichzeitig ist sie linguistisch und religiös relativ homogen, da über 90 % der Einwohner portugisischsprachig bzw. christlich sind. Auch der Anteil der Einwanderer ist, trotz der einst hohen Bedeutung der Einwanderung, nur noch sehr niedrig und über 99 % der Einwohner sind heute im Land geboren.

Die Erfassung der Bevölkerung und die Erhebung demografischer Indikatoren wird in Brasilien von dem Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística (IBGE) durchgeführt. Brasilien führt seit 1872 eine periodische Volkszählung durch. Seit 1940 wird diese Volkszählung alle zehn Jahre durchgeführt.

Historische Entwicklung

Vor der Besiedelung Brasiliens durch die Portugiesischen Kolonialherren liegen keine validen Schätzungen für die Bevölkerung des heutigen Brasiliens vor. Schätzungen reichen von einer bis fünf Millionen Einwohnern.[5] Die Küstengebiet Brasiliens waren bereits vor 10.000 Jahren besiedelt. Diese vorkoloniale Bevölkerung bestand aus verschiedenen Indianischen Stämmen. Die Bevölkerungsdichte war wahrscheinlich sehr dünn, da der dichte Dschungel keine großflächigen Siedlungen zuließ. Der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral, der 1500 im Nordosten Brasiliens landete, gilt gemeinhin als europäischer Entdecker Brasiliens. Ab diesem Zeitpunkt an wurde Brasilien von Europäern besiedelt welche Landwirtschaft betrieben, Rohstoffe abbauten und Städte gründeten, während die indigene Bevölkerung durch eingeschleppte Krankheiten, Versklavung und Kriege einen Niedergang erlebte. Nachdem die meisten Indianer gestorben waren herrschte ein Arbeitskräftemangel auf den von Europäern betriebenen Plantagen und es wurden Massenhaft afrikanische Sklaven eingeführt.[6] Während der Ära des atlantischen Sklavenhandels erhielt Brasilien mehr afrikanische Sklaven als jedes andere Land. Im Zeitraum von 1501 bis 1866 wurden schätzungsweise fünf bis sechs Millionen Sklaven aus Afrika nach Brasilien gebracht. Viele kamen aus Guinea-Bissau oder aus anderen afrikanischen Ländern - bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurden viele aus dem Königreich Kongo und dem heutigen Angola, Kongo, Mosambik, Benin und Nigeria verschleppt. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten hatte Sklaven in Brasilien eine höhere Sterblichkeit und es kam zu einer stärkeren Vermischung mit der ansässigen Bevölkerung. Am 13. Mai 1888 wurde sie von Kaiser Pedro II. abgeschafft.[7]

Im 17 Jahrhundert lag die Bevölkerung bei ca. 300.000 Menschen und begann durch die zunehmende Erschließung des Landes schnell zu wachsen. Im 18. Jahrhundert kamen 600.000 Portugiesen (6.000 pro Jahr). Im Jahr 1800 hatte sie sich die Bevölkerung auf mehr als 3 Millionen gesteigert und damit verzehnfacht. Der größte Zustrom europäischer Einwanderer nach Brasilien fand schließlich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert statt Nach den statistischen Daten des Memorial do Imigrante zog Brasilien zwischen 1870 und 1953 fast 5 Millionen Einwanderer an. Diese Einwanderer teilten sich in zwei Gruppen: Ein Teil von ihnen wurde nach Südbrasilien geschickt, um dort als Kleinbauern zu arbeiten. Der größte Teil der Einwanderer ging jedoch in den Südosten Brasiliens, um auf den Kaffeeplantagen zu arbeiten. Die nach Südbrasilien entsandten Einwanderer waren hauptsächlich Deutsche (ab 1824 hauptsächlich aus Rheinland-Pfalz, Pommern, Hamburg, Westfalen usw.), Italiener (ab 1875 hauptsächlich aus Venezien und der Lombardei), Österreicher, Polen, Ukrainer, Niederländer und Russen. Im Süden gründeten die Einwanderer ländliche Gemeinschaften, die auch heute noch eine starke kulturelle Verbindung zu ihren angestammten Heimatländern haben. Im Südosten Brasiliens waren die meisten Einwanderer Italiener Portugiesen, Niederländer, Spanier, Litauer, Franzosen, Ungarn und aschkenasische Juden. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts migrierten Menschen aus dem damaligen Osmanischen Reich (vorwiegend heutiges Syrien und Libanon) und Japan in Brasiliens Städte. Dem Trend mehrerer anderer Länder Amerikas folgend, der die Einwanderung aus vielen Ländern förderte, wurde Brasilien schnell zu einem Schmelztiegel von ethnischen Gruppen und Nationalitäten. Einwanderer fanden eine starke soziale und kulturelle Toleranz gegenüber Mischehen, woraus eine große Zahl von Mulatten (Europäer und Afrikaner), Caboclos (Indianer und Europäer) und gemischte europäische, afrikanische und indianische Menschen entstanden, obwohl dies nicht von einer völligen Abwesenheit von Rassismus begleitet war. Je nach Einwanderung können Regionen, Städte und Bundesstaaten in Brasilien bis heute eine starke eigene kulturelle Prägung haben.

Die erste Volkszählung in Brasilien im Jahre 1872 ergab eine Einwohnerzahl von 9,9 Millionen Einwohnern. In der darauffolgenden Zeit erlebte das Land einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung. Dank medizinischer und wirtschaftlicher Fortschritte begann die Kindersterblichkeit zu sinken und die Lebenserwartung zu steigen. Dies sorgte dafür dass Brasilien zu den am schnellsten wachsenden Ländern der Welt wurde, obwohl die relative Bedeutung der Einwanderung abnahm. Bis 1940 war die Bevölkerung auf 41 Millionen Einwohner angewachsen. Das Wachstum begann sich schließlich in der zweiten Hälfte des zu verlangsamen, da aufgrund von höherer Bildung und steigender Urbanisierung die Geburtenrate sank. Sie lag 2003 erstmals unter der Grenze von 2,1 Kindern pro Frau, nachdem sie historisch immer sehr hoch gelegen hatte. Aufgrund des noch jungen Durchschnittsaltern der Bevölkerung stieg die Einwohnerzahl allerdings weiter an und überschritt 2013 die Marke von 200 Millionen. Im Laufe des 21. Jahrhunderts wird eine Alterung und Stagnation der Bevölkerung erwartet. Für das 2060 wird mit 228 Millionen Einwohnern gerechnet.[1] Eine Studie von The Lancet rechnet bei anhaltend niedriger Fertilität noch mit 164 Millionen Einwohnern im Jahr 2100.[8]

Demografie

Geburten und Sterbefälle

Periode Anzahl Geburten Anzahl Geburten

je 1000 Personen

Anzahl Todesfälle Anzahl Todesfälle

je 1000 Personen

Fertilität pro Frau Kindersterblichkeit

je 1000 Geburten

1950–1955
1955–1960
1960–1965
1965–1970
1970–1975
1975–1980
1980–1985
1985–1990
1990–1995
1995–2000
2000–2005
2005–2010
2010–2015
2015–2020

Bevölkerungsverteilung

Die Bevölkerungsverteilung in Brasilien ist sehr ungleichmäßig. Die Mehrheit der Brasilianer lebt im Umkreis von 300 Kilometern um die Küste, während das Landesinnere im Amazonasbecken fast menschenleer ist. Daher liegen die dicht besiedelten Gebiete an der Küste und die dünn besiedelten Gebiete im Landesinneren. Dieses historische Muster wird durch die jüngsten Bewegungen ins Landesinnere wenig verändert, wo Land erschlossen und neue Städte gegründet wurden.

Sprache

Religion

Ethnische Gruppen

Gesundheit

Bildung

Soziales

Einzelnachweise

  1. a b IBGE | Projeção da população. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  2. Fertility rate, total (births per woman) - Brazil | Data. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  3. Population growth (annual %) - Brazil | Data. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  4. Alidad Vassigh: Aging At Record Pace, Brazil Faces Demographic Emergency. Abgerufen am 26. Juli 2020 (englisch).
  5. Angelo Alves Carrara, Angelo Alves Carrara: The population of Brazil, 1570-1700: a historiographical review. In: Tempo. Band 20, April 2014, ISSN 1413-7704, S. 0–0, doi:10.1590/TEM-1980-542X-2014203619eng (scielo.br [abgerufen am 26. Juli 2020]).
  6. Geschichte. 9. Februar 2011, abgerufen am 26. Juli 2020.
  7. Adriana Gomez Lico: Menschenhandel: Als Brasilien der größte Sklavenmarkt der Welt war. In: DIE WELT. 23. Juli 2015 (welt.de [abgerufen am 26. Juli 2020]).
  8. Stein Emil Vollset, Emily Goren, Chun-Wei Yuan, Jackie Cao, Amanda E. Smith: Fertility, mortality, migration, and population scenarios for 195 countries and territories from 2017 to 2100: a forecasting analysis for the Global Burden of Disease Study. In: The Lancet. Band 0, Nr. 0, 14. Juli 2020, ISSN 0140-6736, doi:10.1016/S0140-6736(20)30677-2, PMID 32679112 (thelancet.com [abgerufen am 26. Juli 2020]).