„Wizard-of-Oz-Experiment“ – Versionsunterschied

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Als '''Wizard-of-Oz-Experiment''' wird in der [[Mensch-Computer-Interaktion]] ein Experiment bezeichnet, bei dem ein Mensch ([[Proband]]) annimmt, mit einem [[autonom]]en (im Sinne der [[Künstliche Intelligenz|Künstlichen Intelligenz]]) System zu kommunizieren. Tatsächlich liegt nur ein Prototyp eines interaktiven Systems vor, das technisch noch nicht funktionsfähig ist. Die Funktionalität des Systems wird ohne Wissen des Probanden realistisch durch einen Menschen, den sogenannten „Wizard“, simuliert.<ref>{{Literatur |Autor=Bella Martin, Bruce M Hanington |Titel=Universal methods of design 100 ways to research complex problems, develop innovative ideas, and design effective solutions |Verlag=Rockport Publishers |Ort=Beverly, MA |Datum=2012 |ISBN=978-1-61058-199-8 |Online=http://proquest.safaribooksonline.com/9781592537563 |Abruf=2020-09-29}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=A. Weiss, R. Bernhaupt, D. Schwaiger, M. Altmaninger, R. Buchner |Titel=User experience evaluation with a Wizard of Oz approach: Technical and methodological considerations |Sammelwerk=2009 9th IEEE-RAS International Conference on Humanoid Robots |Datum=2009-12 |DOI=10.1109/ICHR.2009.5379559 |Seiten=303–308 |Online=https://ieeexplore.ieee.org/document/5379559/ |Abruf=2020-09-29}}</ref> Anhand des Vortäuschens einer Aktion-Reaktion-Verknüpfung durch verdeckte Ausführung der Systemreaktion durch den „Wizard“, glaubt der Proband, mit einem funktionstüchtigen System zu interagieren.<ref>{{Literatur |Autor=Sarah Diefenbach, Marc Hassenzahl |Titel=Psychologie in der nutzerzentrierten Produktgestaltung |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2017 |ISBN=978-3-662-53025-2 |DOI=10.1007/978-3-662-53026-9 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-662-53026-9 |Abruf=2020-09-29}}</ref> Forscher nutzen die Methode vor allem für verbale (72,2%) und non-verbale (48,1%) Kommunikation.<ref>{{Literatur |Autor=Laurel Riek |Titel=Wizard of Oz Studies in HRI: A Systematic Review and New Reporting Guidelines |Sammelwerk=Journal of Human-Robot Interaction |Datum=2012-08-01 |DOI=10.5898/JHRI.1.1.Riek |Seiten=119–136 |Online=http://dl.acm.org/citation.cfm?id=3109687 |Abruf=2020-09-29}}</ref> Das berühmteste Beispiel der Methode ist der [[Schachtürke]].
Als '''Wizard-of-Oz-Experiment''' wird in der [[Mensch-Computer-Interaktion]] ein Experiment bezeichnet, bei dem ein Mensch ([[Proband]]) annimmt, mit einem [[autonom]]en (im Sinne der [[Künstliche Intelligenz|Künstlichen Intelligenz]]) System zu kommunizieren. In Wirklichkeit ist aber ein anderer Mensch im Verborgenen, der die Reaktionen des Systems erzeugt.



Solche Experimente werden durchgeführt, um mögliche Reaktionen von potenziellen Benutzern eines Systems zu sammeln, das gerade erst entwickelt wird. Dabei kann es sich beispielsweise um ein [[Dialogsystem]] handeln, das in einer [[Fachgebiet|Domäne]] eingesetzt werden soll, für die es noch keine Erfahrungsdaten gibt.
Solche Experimente werden durchgeführt, um mögliche Reaktionen von potenziellen Benutzern eines Systems zu sammeln, das gerade erst entwickelt wird. Dabei kann es sich beispielsweise um ein [[Dialogsystem]] handeln, das in einer [[Fachgebiet|Domäne]] eingesetzt werden soll, für die es noch keine Erfahrungsdaten gibt. Mittels der Wizard-of.Oz-Methode kann Herausgefunden werden, wie Nutzer mit dieser neuen Interaktionstechnologie umgehen, und es kann dementsprechend weiter entwickelt werden. Weitere Vorteile der Methode sind die Möglichkeit der Vermarktung des Systems im frühen Entwicklungsstadium<ref>{{Literatur |Autor=Sarah Diefenbach, Marc Hassenzahl |Titel=Psychologie in der nutzerzentrierten Produktgestaltung |Datum=2017 |DOI=10.1007/978-3-662-53026-9 |Online=https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-662-53026-9 |Abruf=2020-09-29}}</ref> und der Gewinn von späteren Kunden sowie Investoren.


Die Namensgebung der Wizard-of-Oz-Methode basiert auf dem Kinderbuch „[[Der Zauberer von Oz]]“  des US-amerikanischen Schriftstellers [[Lyman Frank Baum]] aus 1900. In diesem erschafft ein Jahrmarktschreier mit Hilfe einer Maschine die mächtige Illusion des Zauberers von Oz.


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Version vom 29. September 2020, 15:19 Uhr

Als Wizard-of-Oz-Experiment wird in der Mensch-Computer-Interaktion ein Experiment bezeichnet, bei dem ein Mensch (Proband) annimmt, mit einem autonomen (im Sinne der Künstlichen Intelligenz) System zu kommunizieren. Tatsächlich liegt nur ein Prototyp eines interaktiven Systems vor, das technisch noch nicht funktionsfähig ist. Die Funktionalität des Systems wird ohne Wissen des Probanden realistisch durch einen Menschen, den sogenannten „Wizard“, simuliert.[1][2] Anhand des Vortäuschens einer Aktion-Reaktion-Verknüpfung durch verdeckte Ausführung der Systemreaktion durch den „Wizard“, glaubt der Proband, mit einem funktionstüchtigen System zu interagieren.[3] Forscher nutzen die Methode vor allem für verbale (72,2%) und non-verbale (48,1%) Kommunikation.[4] Das berühmteste Beispiel der Methode ist der Schachtürke.


Solche Experimente werden durchgeführt, um mögliche Reaktionen von potenziellen Benutzern eines Systems zu sammeln, das gerade erst entwickelt wird. Dabei kann es sich beispielsweise um ein Dialogsystem handeln, das in einer Domäne eingesetzt werden soll, für die es noch keine Erfahrungsdaten gibt. Mittels der Wizard-of.Oz-Methode kann Herausgefunden werden, wie Nutzer mit dieser neuen Interaktionstechnologie umgehen, und es kann dementsprechend weiter entwickelt werden. Weitere Vorteile der Methode sind die Möglichkeit der Vermarktung des Systems im frühen Entwicklungsstadium[5] und der Gewinn von späteren Kunden sowie Investoren.


Die Namensgebung der Wizard-of-Oz-Methode basiert auf dem Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“  des US-amerikanischen Schriftstellers Lyman Frank Baum aus 1900. In diesem erschafft ein Jahrmarktschreier mit Hilfe einer Maschine die mächtige Illusion des Zauberers von Oz.

  1. Bella Martin, Bruce M Hanington: Universal methods of design 100 ways to research complex problems, develop innovative ideas, and design effective solutions. Rockport Publishers, Beverly, MA 2012, ISBN 978-1-61058-199-8 (safaribooksonline.com [abgerufen am 29. September 2020]).
  2. A. Weiss, R. Bernhaupt, D. Schwaiger, M. Altmaninger, R. Buchner: User experience evaluation with a Wizard of Oz approach: Technical and methodological considerations. In: 2009 9th IEEE-RAS International Conference on Humanoid Robots. Dezember 2009, S. 303–308, doi:10.1109/ICHR.2009.5379559 (ieee.org [abgerufen am 29. September 2020]).
  3. Sarah Diefenbach, Marc Hassenzahl: Psychologie in der nutzerzentrierten Produktgestaltung. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-53025-2, doi:10.1007/978-3-662-53026-9 (springer.com [abgerufen am 29. September 2020]).
  4. Laurel Riek: Wizard of Oz Studies in HRI: A Systematic Review and New Reporting Guidelines. In: Journal of Human-Robot Interaction. 1. August 2012, S. 119–136, doi:10.5898/JHRI.1.1.Riek (acm.org [abgerufen am 29. September 2020]).
  5. Sarah Diefenbach, Marc Hassenzahl: Psychologie in der nutzerzentrierten Produktgestaltung. 2017, doi:10.1007/978-3-662-53026-9 (springer.com [abgerufen am 29. September 2020]).