„Russische Grippe 1977/1978“ – Versionsunterschied

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Als '''Russische Grippe''' wird eine [[Influenza]]-[[Epidemie]] bezeichnet, die sich in den Jahren 1977 und 1978 ereignete. Weltweit forderte sie – je nach Quelle – 500.000–700.000 Todesopfer.<ref name=":6">{{cite journal|vauthors=Michaelis M, Doerr HW, Cinatl J|title=Novel swine-origin influenza A virus in humans: another pandemic knocking at the door|journal=Medical Microbiology and Immunology|volume=198|issue=3|pages=175–83|date=August 2009|pmid=19543913|doi=10.1007/s00430-009-0118-5|s2cid=20496301|url=https://link.springer.com/article/10.1007/s00430-009-0118-5}}</ref><ref name=":15">{{cite journal|vauthors=Petrovski BÉ, Lumi X, Znaor L, Ivastinović D, Confalonieri F, Petrovič MG, Petrovski G|title=Reorganize and survive-a recommendation for healthcare services affected by COVID-19-the ophthalmology experience|journal=Eye|volume=34|issue=7|pages=1177–1179|date=July 2020|pmid=32313170|doi=10.1038/s41433-020-0871-7|pmc=7169374|url=https://www.nature.com/articles/s41433-020-0871-7}}</ref> Genetische Analysen und einige ungewöhnliche Merkmale der russischen Grippe haben viele Forscher dazu veranlasst, zu spekulieren, dass das Virus durch einen Laborunfall an die Öffentlichkeit freigesetzt wurde.<ref name=":3">{{cite journal|vauthors=Wertheim JO|title=The re-emergence of H1N1 influenza virus in 1977: a cautionary tale for estimating divergence times using biologically unrealistic sampling dates|journal=PLOS ONE|volume=5|issue=6|pages=e11184|date=June 2010|pmid=20567599|pmc=2887442|doi=10.1371/journal.pone.0011184|url=https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0011184}}</ref><ref name=":4">{{cite journal|vauthors=Rozo M, Gronvall GK|title=The Reemergent 1977 H1N1 Strain and the Gain-of-Function Debate|journal=mBio|volume=6|issue=4|date=August 2015|pmid=26286690|pmc=4542197|doi=10.1128/mBio.01013-15}}</ref><ref name=":9">{{cite journal|vauthors=Zimmer SM, Burke DS|title=Historical perspective--Emergence of influenza A (H1N1) viruses|journal=The New England Journal of Medicine|volume=361|issue=3|pages=279–85|date=July 2009|pmid=19564632|doi=10.1056/NEJMra0904322|url=https://doi.org/10.1056/NEJMra0904322}}</ref>
Als '''Russische Grippe''' wird eine [[Influenza]]-[[Epidemie]] bezeichnet, die sich in den Jahren 1977 und 1978 ereignete. Weltweit forderte sie – je nach Quelle – 500.000–700.000 Todesopfer.


== Ursache ==
== Ursache ==
Sie wurde durch [[Influenzavirus|Influenzaviren]] vom [[Influenza-A-Virus H1N1|Subtyp A/H1N1]] verursacht, von jenem Subtyp, der in den Jahren nach 1918 auch Ursache der [[Spanische Grippe|Spanischen Grippe]] gewesen war. Erstmals isoliert wurde dieser Subtyp im Mai 1977 in [[Nordchina und Südchina|Nordchina]], bis Januar 1978 hatte er sich weltweit verbreitet.<ref> {{Webarchiv | url=http://www.pandemicflu.gov/general/historicaloverview.html | wayback=20110721062028 | text=''Pandemics and Pandemic Threats since 1900.''}} Auf: ''pandemicflu.gov''.</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://www.esrdnetwork18.org/pdfs/QI%20-%20Pandemic_Flu/PandFlu_Threats1900to2006.pdf | wayback=20160304210304| text=''Pandemics & Threats 1900–2006''}} ''Heartland Kidney Network'' 12/06 QI (PDF)</ref>
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Version vom 23. Februar 2021, 01:31 Uhr

Als Russische Grippe wird eine Influenza-Epidemie bezeichnet, die sich in den Jahren 1977 und 1978 ereignete. Weltweit forderte sie – je nach Quelle – 500.000–700.000 Todesopfer.[1][2] Genetische Analysen und einige ungewöhnliche Merkmale der russischen Grippe haben viele Forscher dazu veranlasst, zu spekulieren, dass das Virus durch einen Laborunfall an die Öffentlichkeit freigesetzt wurde.[3][4][5]

Ursache

Sie wurde durch Influenzaviren vom Subtyp A/H1N1 verursacht, von jenem Subtyp, der in den Jahren nach 1918 auch Ursache der Spanischen Grippe gewesen war. Erstmals isoliert wurde dieser Subtyp im Mai 1977 in Nordchina, bis Januar 1978 hatte er sich weltweit verbreitet.[6][7] Die Sowjetunion war das erste Land, das der Weltgesundheitsorganisation einen Ausbruch meldete, und wird daher als „Russische Grippe“ bezeichnet.[8][3][4]

Betroffen von der „Russischen Grippe“, während derer die Erkrankten in der Regel nur milde Symptome entwickelten, waren vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren.[9][A 1]

Dies wird von den Experten darauf zurückgeführt, dass A/H1N1 ab 1918 weltweit vorherrschend war und erst 1957 durch den Subtyp A/H2N2, den Erreger der Asiatischen Grippe, verdrängt wurde. Viele vor 1957 Geborene waren daher bereits zuvor diesem Subtyp ausgesetzt gewesen und besaßen somit einen gewissen Immunschutz, nicht aber die nach 1957 Geborenen. Da die Erkrankungswelle auf junge Menschen beschränkt blieb, wird sie meist nicht als Pandemie eingestuft.

Der Subtyp A/H1N1 der „Russischen Grippe“ war dem Subtyp aus den Jahren vor 1957 derart ähnlich, dass rasch die Vermutung aufkam, das Virus sei Mitte der 1970er-Jahre aus einem sowjetischen oder chinesischen Labor entwichen.[10] Die geringe Anzahl von Abweichungen (Mutationen) in seinem Erbgut könne man nur dadurch erklären, dass das Virus im wörtlichen Sinne jahrzehntelang eingefroren gewesen sei. Diese These vertrat 1992[11] auch der renommierte Influenza-Forscher[12] Robert Webster.

Das H1N1-Genom der „Spanischen Grippe“ wurde 2005 von einer Arbeitsgruppe um Jeffery Taubenberger rekonstruiert.[13]

Die Russische Grippe 1889/1890 wurde von einem anderen Subtyp verursacht.

Siehe auch

Literatur

  • Joel O. Wertheim: The Re-Emergence of H1N1 Influenza Virus in 1977: A Cautionary Tale for Estimating Divergence Times Using Biologically Unrealistic Sampling Dates. In: PLoS One. Band 5, Nr. 6, 2010; e11184, doi:10.1371/journal.pone.0011184
  • Alan P. Kendal, Gary R. Noble, John J. Skehel, Walter R. Dowdle: Antigenic similarity of influenza A(H1N1) viruses from epidemics in 1977–1978 to “Scandinavian” strains isolated in epidemics of 1950–1951. In: Virology. Band 89, Nr. 2, 1978, S. 632–636, doi:10.1016/0042-6822(78)90207-6
  • C. Scholtissek, V. von Hoyningen, R. Rott: Genetic relatedness between the new 1977 epidemic strains (H1N1) of influenza and human influenza strains isolated between 1947 and 1957 (H1N1). In: Virology. Band 89, Nr. 2, 1978, S. 613–617, doi:10.1016/0042-6822(78)90203-9

Anmerkungen

  1. Unter Verweis auf die Nachrichtenagentur TASS berichteten deutsche Medien gleichwohl im Jahr 2009, es habe 700.000 Todesfälle gegeben: Die schlimmsten Grippe-Pandemien der Neuzeit. Auf: welt.de

Einzelnachweise

  1. Michaelis M, Doerr HW, Cinatl J: Novel swine-origin influenza A virus in humans: another pandemic knocking at the door. In: Medical Microbiology and Immunology. 198. Jahrgang, Nr. 3, August 2009, S. 175–83, doi:10.1007/s00430-009-0118-5, PMID 19543913 (springer.com).
  2. Petrovski BÉ, Lumi X, Znaor L, Ivastinović D, Confalonieri F, Petrovič MG, Petrovski G: Reorganize and survive-a recommendation for healthcare services affected by COVID-19-the ophthalmology experience. In: Eye. 34. Jahrgang, Nr. 7, Juli 2020, S. 1177–1179, doi:10.1038/s41433-020-0871-7, PMID 32313170, PMC 7169374 (freier Volltext) – (nature.com).
  3. a b Wertheim JO: The re-emergence of H1N1 influenza virus in 1977: a cautionary tale for estimating divergence times using biologically unrealistic sampling dates. In: PLOS ONE. 5. Jahrgang, Nr. 6, Juni 2010, S. e11184, doi:10.1371/journal.pone.0011184, PMID 20567599, PMC 2887442 (freier Volltext) – (plos.org).
  4. a b Rozo M, Gronvall GK: The Reemergent 1977 H1N1 Strain and the Gain-of-Function Debate. In: mBio. 6. Jahrgang, Nr. 4, August 2015, doi:10.1128/mBio.01013-15, PMID 26286690, PMC 4542197 (freier Volltext).
  5. Zimmer SM, Burke DS: Historical perspective--Emergence of influenza A (H1N1) viruses. In: The New England Journal of Medicine. 361. Jahrgang, Nr. 3, Juli 2009, S. 279–85, doi:10.1056/NEJMra0904322, PMID 19564632 (doi.org).
  6. Pandemics and Pandemic Threats since 1900. (Memento vom 21. Juli 2011 im Internet Archive) Auf: pandemicflu.gov.
  7. Pandemics & Threats 1900–2006 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Heartland Kidney Network 12/06 QI (PDF)
  8. Influenza Pandemic Plan. The Role of WHO and Guidelines for National and Regional Planning. In: World Health Organization. April 1999, S. 38, 41;.
  9. Edwin D. Kilbourne: Influenza Pandemics of the 20th Century. In: Emerging Enfectious Diseases. Band 12, Nr. 1, 2006, S. 9–14, doi:10.3201/eid1201.051254
  10. Tod aus dem Labor. (Memento vom 25. Dezember 2011 im Internet Archive) In: Greenpeace-Magazin 1/2004
  11. Robert G. Webster et al.: Evolution and Ecology of Influenza A viruses. In: Microbiology Reviews. Band 56, Nr. 1, 1992, S. 152–179, Volltext
  12. Profile: Robert Webster. Porträt in Nature Medicine, Band 9, 2003, S. 1445, doi:10.1038/nm1203-1445
  13. Ann H. Reid et al.: Origin and evolution of the 1918 „Spanish“ influenza virus hemagglutinin gene. In: PNAS. Band 96, Nr. 4, 1999, S. 1651–1656, doi: 10.1073/pnas.96.4.1651
    Ann H. Reid et al.: Characterization of the 1918 “Spanish” influenza virus neuraminidase gene. In: PNAS. Band 97, Nr. 12, 2000, S. 6785–6790, doi:10.1073/pnas.100140097
    Christopher F. Basler et al.: Sequence of the 1918 pandemic influenza virus nonstructural gene (NS) segment and characterization of recombinant viruses bearing the 1918 NS genes. In: PNAS. Band 98, Nr. 5, 2001, S. 2746–2751, doi:10.1073/pnas.031575198
    Ann H. Reid et al.: Characterization of the 1918 'Spanish' influenza virus matrix gene segment. In: Journal of Virology. Band 76, Nr. 21, 2002, S. 10717–10723, doi:10.1128/JVI.76.21.10717-10723
    Ann H. Reid et al.: Novel origin of the 1918 pandemic influenza virus nucleoprotein gene. In: Journal of Virology. Band 78, Nr. 22, 2004, S. 12462–12470, doi:10.1128/JVI.78.22.12462-12470
    Jeffery K. Taubenberger el al.: Characterization of the 1918 influenza polymerase gene. In: Nature. Band 437, 2005, S. 889–893, doi:10.1038/nature04230