„Zwielicht (Rolf Schneider)“ – Versionsunterschied

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Version vom 11. Juli 2021, 21:31 Uhr

Zwielicht ist der Titel eines Hörbuchs des Schriftstellers Rolf Schneider von 1966. Es handelt sich um eine Rahmenerzählung - eine inszenierte Gegengeschichte dient dem Zwecke der Täuschung in der Zeit des zweiten Weltkriegs.[1]

Beginnend in den 1950er Jahren schrieb er Hörspiele im Auftrag westdeutscher Sender. Für das (nur in der Bundesrepublik) produzierte Hörspiel Zwielicht wurde Rolf Schneider 1966 als erster und einziger in der DDR lebender Autor mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.[2][3] In Österreich gab es 1968 von ORF-Wien eine Neuproduktion des Hörspiels.[4]

Inhalt

Aus dem Dialog zwischen Mendel Horowitz und Anna Sawázka ergibt sich, dass er ein Jude ist, der sich nun zwanzig Jahre seit Kriegsbeginn bei der inzwischen verwitweten Anna Sawázka versteckt. In ihrem einsamen Bauernhaus in einer verlasssenen Gegend in Polen haust er in einem ärmlichen Verschlag ihres Kellers. Horowitz wird nur im Zwielicht der Abenddämmerung von der Bäuerin ins Freie geführt, um von niemandem entdeckt und denunziert zu werden. Die Beziehung ist förmlich, sie reden sich stets mit Vor- und Nachnamen an. Mendel Horowitz zahlte anfangs für den Unterschlupf mit Juwelen aus seinem ehemaligen Juweliergeschäft. Er hatte mit Annas Ehemann gefeilscht, wie lange er für ein Schmuckstück bleiben darf. Nach dessen Tod haust er bei der Bäuerin, ohne mehr dafür zahlen zu müssen. Bei ihren heimlichen Spaziergängen erzählt sie ihm von der Aussenwelt, er stellt viele Fragen, will Genaueres wissen; Erinnerungen tauchen auf. Eines Tages erzählt sie ihm, dass sie in einer Zeitung gelesen habe, dass der letzte Jude von Krakau in einem Versteck gefunden wurde, wo er zwanzig Jahre versteckt gelebt habe, und dass er öffentlich gefoltert und gehenkt wurde. Dann plötzlich gesteht sie ihm, dass der Krieg nur noch fünf Jahre angedauert hatte, nachdem er sich im Keller versteckte, und sie ihn die restlichen 15 Jahre lang belogen hatte. Er ist nicht sonderlich überrascht von der Information und gesteht ihr, dass er das längst wisse. Sie fordert ihn auf, zurück zu gehen, und die Juwelen mitzunehmen, da sie viel mehr wert sind, als er je Leistung von ihr bekommen hatte. Er erwidert: "Ich war ein Jud' und hab sterben sollen. Ich habe etwas Wärme gefunden in einer finsteren Zeit. Ich habe sie gebraucht. Ich bin dir dankbar gewesen, und das hast du gewußt. Vielleicht hat es dir gut getan. Das Schreckliche war nicht schrecklich genug, um das auszulöschen. Hier ist unsere Wahrheit gewesen, die unumstößliche, sie war einen großen Preis wert."[2][5] Das Hörspiel endet mit seiner Frage, wie sich der Jude bei seiner Hinrichtung verhalten habe - sie antwortet, er starb lautlos.

Einzelnachweise

  1. Christoph Rodiek: Erfundene Vergangenheit: kontrafaktische Geschichtsdarstellung (Uchronie) in der Literatur. V. Klostermann, 1997, ISBN 978-3-465-02968-7, S. 59.
  2. a b Sibylle Bolik: Das Hörspiel in der DDR: Themen und Tendenzen. P. Lang, 1994, ISBN 978-3-631-46955-2, S. 10.
  3. Stefan Bodo Würffel: Das deutsche Hörspiel. Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3-476-03878-4, S. 122.
  4. oe1.orf.at: Zwielicht. Abgerufen am 11. Juli 2021.
  5. Bayerischer Rundfunk: Hörspiel. 21. Mai 2021, abgerufen am 11. Juli 2021.