„Lymphfollikel“ – Versionsunterschied
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'''Lymphfollikel''' (''Folliculi lymphatici''), auch '''Lymphknötchen''' (''Noduli lymphatici'') genannt, sind kugelige Kolonien von [[Lymphozyt|B-Lymphozyt]]en, in denen deren Differenzierung und Vermehrung stattfindet. Sie sind Bestandteil des [[Lymphatisches System|lymphatischen Systems]]. |
'''Lymphfollikel''' (''Folliculi lymphatici''), auch '''Lymphknötchen''' (''Noduli lymphatici'') genannt, sind kugelige Kolonien von [[Lymphozyt|B-Lymphozyt]]en, in denen deren Differenzierung und Vermehrung stattfindet. Sie sind Bestandteil des [[Lymphatisches System|lymphatischen Systems]] und sind relevant für die [[humorale Immunantwort]] des Körpers, also der Produktion von [[Antikörper|Antikörpern]]. |
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== Primärfollikel == |
== Primärfollikel == |
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Die Primärfollikel ('''Primärknötchen''') |
Die Primärfollikel ('''Primärknötchen''') zeigen mikroskopisch eine gleichförmige Verteilung von follikulären B-Lymphozyten (FO B-Zellen). Sie stellen den Ruhezustand der Immunantwort dar und beinhalten per Definition kein Keimzentrum. Nach [[Antigen]]kontakt kommt es hier zur [[Mitose|mitotischen Vermehrung]] und [[Differenzierung (Biologie)|Differenzierung]] der B-Lymphozyten. Dadurch wird aus einem Primärfollikel ein Sekundärfollikel.<ref>{{Literatur |Autor=Tasuku Honjō, Michael Reth, A. Radbruch, Frederick W. Alt |Titel=Molecular biology of B cells |Auflage=2nd edition |Ort=London |Datum=2015 |ISBN=978-0-12-398490-6 |Seiten=281ff. |Online= |Abruf=}}</ref> |
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== Sekundärfollikel == |
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[[Datei:Lymphknoten (Schwein).jpg|miniatur|Lymphknoten mit zwei Sekundärfollikeln: (1) Kapsel, (2) Randsinus, (3) Sekundärfollikel, (4) Parafollikulärer Raum, (5) Trabekel]] |
[[Datei:Lymphknoten (Schwein).jpg|miniatur|Lymphknoten mit zwei Sekundärfollikeln: (1) Kapsel, (2) Randsinus, (3) Sekundärfollikel, (4) Parafollikulärer Raum, (5) Trabekel]] |
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Nach Antigenkontakt wandeln sich die Primärfollikel morphologisch um |
Nach Antigenkontakt wandeln sich die Primärfollikel morphologisch um. Durch rasche Teilung der B-Zellen bildet sich ein [[Keimzentrum]]. Follikel die ein Keimzentrum beinhalten werden als Sekundärfollikel bezeichnet. Sekundärfollikel sind von einer ''Rinde'' aus dicht gelagerten [[T-Lymphozyt]]en umgeben (Parafollikulärer Raum), die über direkt angrenzende [[high endothelial venule|spezielle Venolen]] ein- und auswandern. Im Zentrum besitzen sie eine weniger dichte Zone, die als Reaktionszentrum oder als [[Keimzentrum]] bezeichnet wird. Im Keimzentrum befinden sich mikroskopisch nur schwer zu unterscheidende Zellen, dabei handelt es sich um ein Grundgewebe aus netzartig verknüpften antigenpräsentierenden Zellen (als [[Dendritische Zelle|follikuläre dendritische Zellen]] bezeichnet), in das [[Makrophage]]n und B-Lymphozyten eingelagert sind.<ref>{{Literatur |Autor=Chuanxin Huang |Titel=Germinal Center Reaction |Sammelwerk=Advances in Experimental Medicine and Biology |Band=1254 |Datum=2020 |ISSN=0065-2598 |DOI=10.1007/978-981-15-3532-1_4 |PMID=32323268 |Seiten=47–53 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32323268 |Abruf=2022-07-14}}</ref> |
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Feingeweblich zeigt sich ein Sekundärfollikel durch sogenannte Sternhimmelmakrophagen. Dabei handelt es sich um vergrößerte Makrophagen innerhalb des Keimzentrums. Die Makrophagen sind wegen der Phagozytose [[Apoptose|apoptotischer]] B-Zell-Vorläufer vergrößert und zeichnen sich durch einen hellen Ring um sie aus.<ref>W. Böcker, H. Denk, Ph. U Heitz, H. Moch : Pathologie, 4. Auflage, München, 2008, S. 99</ref> |
Feingeweblich zeigt sich ein Sekundärfollikel durch sogenannte Sternhimmelmakrophagen. Dabei handelt es sich um vergrößerte Makrophagen innerhalb des Keimzentrums. Die Makrophagen sind wegen der Phagozytose [[Apoptose|apoptotischer]] B-Zell-Vorläufer vergrößert und zeichnen sich durch einen hellen Ring um sie aus.<ref>W. Böcker, H. Denk, Ph. U Heitz, H. Moch : Pathologie, 4. Auflage, München, 2008, S. 99</ref> |
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== Tertiärfollikel == |
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Tertiärfollikel sind lymphatische Follikel, die in nicht-lymphatischen Geweben durch Einwanderung von [[Leukozyt|Immunzellen]] entstehen. Typischerweise entstehen sie als Reaktion auf eine [[Entzündung|chronische Entzündungsreaktio]]<nowiki/>n im betreffenden Gewebe. Da auch [[Tumor|Tumoren]] solche Entzündungsreaktionen auslösen, sind sie häufig mit diesen vergesellschaftet.<ref>{{Literatur |Autor=Catherine Sautès-Fridman, Florent Petitprez, Julien Calderaro, Wolf Herman Fridman |Titel=Tertiary lymphoid structures in the era of cancer immunotherapy |Sammelwerk=Nature Reviews. Cancer |Band=19 |Nummer=6 |Datum=2019-06 |ISSN=1474-1768 |DOI=10.1038/s41568-019-0144-6 |PMID=31092904 |Seiten=307–325 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31092904 |Abruf=2022-07-14}}</ref> |
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== Solitärfollikel == |
== Solitärfollikel == |
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[[Datei:Gray1082.png|mini|Gezeichneter Querschnitt durch die Schleimhaut des menschlichen Dickdarms in ca. 60-facher Vergrößerung. Zentral liegender Solitärfollikel mit Keimzentrum mit umgebenden Drüsengewebe. (Henry Gray, 1918, ''Anatomy of the Human Body'')]] |
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Als '''Solitärfollikel''' (''Folliculi lymphatici solitarii'') werden einzelne, in der [[Lamina propria mucosae|Lamina Propria]] gelegene Lymphfollikel bezeichnet. Bei [[Entzündung]]en der Schleimhaut können sich Solitärfollikel stark vergrößern und stecknadelkopfgroß werden. Zusammengelagerte |
Als '''Solitärfollikel''' (''Folliculi lymphatici solitarii'') werden einzelne, in der [[Lamina propria mucosae|Lamina Propria]] gelegene Lymphfollikel bezeichnet. Sie sind insbesondere im [[Dünndarm|Dünn]]- und [[Dickdarm]] zu finden. Solitärfollikel gehören damit zum [[Schleimhaut|Mukosa]]-assoziierten lymphatischen Gewebe ([[MALT]]). Bei [[Entzündung]]en der Schleimhaut können sich Solitärfollikel stark vergrößern und stecknadelkopfgroß werden. Zusammengelagerte Solitärfollikel-Formationen bezeichnet man als ''Folliculi lymphatici aggregati'', so etwa die [[Peyer-Plaques]] der [[Ileum]]-[[Schleimhaut]].<ref>{{Literatur |Autor=Mark F. Cesta |Titel=Normal structure, function, and histology of mucosa-associated lymphoid tissue |Sammelwerk=Toxicologic Pathology |Band=34 |Nummer=5 |Datum=2006 |ISSN=0192-6233 |DOI=10.1080/01926230600865531 |PMID=17067945 |Seiten=599–608 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17067945 |Abruf=2022-07-14}}</ref> Bei den [[Tonsille]]n sind die Lymphfollikel bindegewebig von ihrer Umgebung abgegrenzt. |
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Version vom 14. Juli 2022, 14:06 Uhr
Lymphfollikel (Folliculi lymphatici), auch Lymphknötchen (Noduli lymphatici) genannt, sind kugelige Kolonien von B-Lymphozyten, in denen deren Differenzierung und Vermehrung stattfindet. Sie sind Bestandteil des lymphatischen Systems und sind relevant für die humorale Immunantwort des Körpers, also der Produktion von Antikörpern.
Primärfollikel
Die Primärfollikel (Primärknötchen) zeigen mikroskopisch eine gleichförmige Verteilung von follikulären B-Lymphozyten (FO B-Zellen). Sie stellen den Ruhezustand der Immunantwort dar und beinhalten per Definition kein Keimzentrum. Nach Antigenkontakt kommt es hier zur mitotischen Vermehrung und Differenzierung der B-Lymphozyten. Dadurch wird aus einem Primärfollikel ein Sekundärfollikel.[1]
Sekundärfollikel
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Nach Antigenkontakt wandeln sich die Primärfollikel morphologisch um. Durch rasche Teilung der B-Zellen bildet sich ein Keimzentrum. Follikel die ein Keimzentrum beinhalten werden als Sekundärfollikel bezeichnet. Sekundärfollikel sind von einer Rinde aus dicht gelagerten T-Lymphozyten umgeben (Parafollikulärer Raum), die über direkt angrenzende spezielle Venolen ein- und auswandern. Im Zentrum besitzen sie eine weniger dichte Zone, die als Reaktionszentrum oder als Keimzentrum bezeichnet wird. Im Keimzentrum befinden sich mikroskopisch nur schwer zu unterscheidende Zellen, dabei handelt es sich um ein Grundgewebe aus netzartig verknüpften antigenpräsentierenden Zellen (als follikuläre dendritische Zellen bezeichnet), in das Makrophagen und B-Lymphozyten eingelagert sind.[2]
Feingeweblich zeigt sich ein Sekundärfollikel durch sogenannte Sternhimmelmakrophagen. Dabei handelt es sich um vergrößerte Makrophagen innerhalb des Keimzentrums. Die Makrophagen sind wegen der Phagozytose apoptotischer B-Zell-Vorläufer vergrößert und zeichnen sich durch einen hellen Ring um sie aus.[3]
Tertiärfollikel
Tertiärfollikel sind lymphatische Follikel, die in nicht-lymphatischen Geweben durch Einwanderung von Immunzellen entstehen. Typischerweise entstehen sie als Reaktion auf eine chronische Entzündungsreaktion im betreffenden Gewebe. Da auch Tumoren solche Entzündungsreaktionen auslösen, sind sie häufig mit diesen vergesellschaftet.[4]
Solitärfollikel
Als Solitärfollikel (Folliculi lymphatici solitarii) werden einzelne, in der Lamina Propria gelegene Lymphfollikel bezeichnet. Sie sind insbesondere im Dünn- und Dickdarm zu finden. Solitärfollikel gehören damit zum Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebe (MALT). Bei Entzündungen der Schleimhaut können sich Solitärfollikel stark vergrößern und stecknadelkopfgroß werden. Zusammengelagerte Solitärfollikel-Formationen bezeichnet man als Folliculi lymphatici aggregati, so etwa die Peyer-Plaques der Ileum-Schleimhaut.[5] Bei den Tonsillen sind die Lymphfollikel bindegewebig von ihrer Umgebung abgegrenzt.
Literatur
- Schiebler/Schmidt/Zilles: Anatomie, 7. Auflage
Einzelnachweise
- ↑ Tasuku Honjō, Michael Reth, A. Radbruch, Frederick W. Alt: Molecular biology of B cells. 2nd edition Auflage. London 2015, ISBN 978-0-12-398490-6, S. 281 ff.
- ↑ Chuanxin Huang: Germinal Center Reaction. In: Advances in Experimental Medicine and Biology. Band 1254, 2020, ISSN 0065-2598, S. 47–53, doi:10.1007/978-981-15-3532-1_4, PMID 32323268 (nih.gov [abgerufen am 14. Juli 2022]).
- ↑ W. Böcker, H. Denk, Ph. U Heitz, H. Moch : Pathologie, 4. Auflage, München, 2008, S. 99
- ↑ Catherine Sautès-Fridman, Florent Petitprez, Julien Calderaro, Wolf Herman Fridman: Tertiary lymphoid structures in the era of cancer immunotherapy. In: Nature Reviews. Cancer. Band 19, Nr. 6, Juni 2019, ISSN 1474-1768, S. 307–325, doi:10.1038/s41568-019-0144-6, PMID 31092904 (nih.gov [abgerufen am 14. Juli 2022]).
- ↑ Mark F. Cesta: Normal structure, function, and histology of mucosa-associated lymphoid tissue. In: Toxicologic Pathology. Band 34, Nr. 5, 2006, ISSN 0192-6233, S. 599–608, doi:10.1080/01926230600865531, PMID 17067945 (nih.gov [abgerufen am 14. Juli 2022]).