„Austrokorporatismus“ – Versionsunterschied

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Ich habe im Rahmen meines Universitätsstudiums einen Wikipedia Artikel neu verfasst. Aufgrund einer Hausarbeit habe ich mich mehrere Wochen intensiv mit dem Thema beschäftigt und wollte dazu einen kurzen Überblick bieten, da ich nichts dazu gefunden habe.
(kein Unterschied)

Version vom 29. August 2022, 22:37 Uhr

Der Begriff Austrokorporatismus ist eine besondere Form des Korporatismus und ein anderer Begriff für das österreichische System der Sozialpartnerschaft. In der Wissenschaft gilt der Austrokorporatismus als einzigartiger Modellfall. Der Begriff wird häufig als Synonym zu Sozialpartnerschaft verwendet.[1]

Die vier Sozialpartner

Die vier Sozialpartner des österreichischen Koporatismus sind die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Landwirtschaftskammern (LKÖ), die Budesarbeiterkammer (BAK) sowie der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB). Sie genießen ein Repräsentationsmonopol. Das bedeutet, dass es keine anderen Interessenvertretungen in Österreich gibt, denen eine derartige Stellung im institutionellem Gefüge zukommt.

Aufgaben der Sozialpartner

Der politische Einflussbereich der vier Kammern betrifft insgesamt drei Ebenen. Zum einen weisen die Sozialpartner ein großes Expert:innenwissen auf, welches sich die Regierung häufig zu Nutze macht. Sie teilen dieses oft noch vor direkten Entscheidungen, also noch während des Willensbildungsprozesses. Darüber hinaus wird ihnen gesetzlich die Mitwirkung bei der inhaltlichen Politikgestaltung zugesichert. Seitens der Regierung werden sie traditionell vor allem bei Fragen bezüglich Wirtschaft-, Sozial-, und Arbeitsmarktpolitik konsultiert. Am Ende des Prozesses, sobald eine Norm also feststeht, sind die Sozialpartner dazu angehalten, die Bundesregierung bei der Implementierung auch zu unterstützen.

Die Kammern müssen dabei immer zweier Logiken genügen: Zum einen versuchen sie der Einflusslogik gerecht zu werden. Damit ist gemeint, dass sie daran interessiert sind, das System aufrechtzuerhalten und für die Politik attraktive Partner zu bleiben. Auf der anderen Seite, müssen sie auch die Bedürfnisse ihres Klientel befriedigen, um neben der Politik auch die soziale Basis zufrieden zu stellen und die notwendige Unterstützung zu generieren[2].

Die Folgen des EU-Beitritts

Seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995 änderte sich die Sozialpartnerschaft grundlegend und passte ihre Struktur und Handlungen den neuen Rahmenbedingungen an. Während Mitgliedsstaaten einiges an Souveränität an die europäische Ebene abgeben mussten, verloren zeitgleich auch die Kammern an Einfluss. Vor allem in Bereichen wie der Währungs-, Wirtschafts-, und Agrarpolitik mussten sie ihre Vorgehensweise anpassen. Heute wirken die vier Sozialpartner insbesondere bei der mitgliedsstaatlichen Positionierung mit. Daneben versuchen sie auch durch die Mitgliedschaft bei europäischen Dachverbänden, ihren Einfluss zu wahren und die Interessen der Mitglieder zu vertreten. Ein Beispiel hierfür ist die LKÖ, die Mitglied bei der europäischen Bäuer:innenvertretung COPA-COGECA ist[3].

Trotz des Veränderungsprozesses, den die vier Kammern nach dem EU-Beitritt erfuhren, kommt ihnen nach wie vor eine hohe Stellung im politischen Alltag Österreichs zu.

  1. Detlef Sack, Association of British Chambers of Commerce: Wirtschaftskammern im europäischen Vergleich. Wiesbaden, Germany 2017, ISBN 978-3-658-16934-3 (worldcat.org [abgerufen am 29. August 2022]).
  2. Detlef Sack, Association of British Chambers of Commerce: Wirtschaftskammern im europäischen Vergleich. Wiesbaden, Germany 2017, ISBN 978-3-658-16934-3 (worldcat.org [abgerufen am 29. August 2022]).
  3. Tálos Emmerich: Sozialpartnerschaftliche Interessenpolitik im Wandel. In: WISO. Nummer, Nr. 4, 04/2018.