„Thermonukleare Reaktion“ – Versionsunterschied

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Damit eine Reaktion zwischen zwei Atomkernen stattfinden kann, müssen diese einander so nahekommen, dass die kurzreichweitige [[starke Wechselwirkung]] die schwächere, aber langreichweitige [[elektromagnetische Wechselwirkung]] übertrifft, denn die elektromagnetische Wechselwirkung bewirkt eine gegenseitige Abstoßung der beiden positiv geladenen Kerne. Bei einer thermonuklearen Reaktion [[Stoß (Physik)|stoßen]] die miteinander reagierenden Kerne aufgrund ihrer [[Thermische Energie|thermischen Bewegung]] zusammen. Daher erfolgt eine solche Reaktion nur bei sehr hohen [[Temperatur]]en. Aufgrund des [[Tunneleffekt]]s können auch Kerne, die sich nicht nahe genug kommen, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit fusionieren. Diese Tunnelwahrscheinlichkeit steigt exponentiell mit der Temperatur.
Damit eine Reaktion zwischen zwei Atomkernen stattfinden kann, müssen diese einander so nahekommen, dass die kurzreichweitige [[starke Wechselwirkung]] die schwächere, aber langreichweitige [[elektromagnetische Wechselwirkung]] übertrifft, denn die elektromagnetische Wechselwirkung bewirkt eine gegenseitige Abstoßung der beiden positiv geladenen Kerne. Bei einer thermonuklearen Reaktion [[Stoß (Physik)|stoßen]] die miteinander reagierenden Kerne aufgrund ihrer [[Thermische Energie|thermischen Bewegung]] zusammen. Daher erfolgt eine solche Reaktion nur bei sehr hohen [[Temperatur]]en. Aufgrund des [[Tunneleffekt]]s können auch Kerne, die sich nicht nahe genug kommen, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit fusionieren. Diese Tunnelwahrscheinlichkeit steigt exponentiell mit der Temperatur.


== Anwendungen ==
Auf der Erde erfolgen thermonukleare Reaktionen unkontrolliert bei [[Atomwaffentechnik#Wasserstoffbombe|Wasserstoffbomben-Explosionen]]. Der erste solche Vorgang war 1951 das Experiment "George" der US-amerikanischen [[Operation Greenhouse]].<ref>Kenneth W. Ford: ''Building the H Bomb – A Personal History.'' Singapur: World Scientific 2015, ISBN 978-9814632072, Seite 147</ref> Kontrolliert ablaufende thermonukleare Reaktionen sollen zukünftig in [[Kernfusionsreaktor]]en genutzt werden.

=== Kernwaffen ===
[[Atomwaffentechnik#Wasserstoffbombe|Wasserstoffbomben-Explosionen]] beruhen auf einer ''unkontrollierten'' thermonuklearen Reaktion. Der erste solche [[Kernwaffentest|Test]] war 1951 das Experiment "George" der US-amerikanischen [[Operation Greenhouse]].<ref>{{Literatur |Autor=[[Kenneth William Ford]] |Titel=Building the H Bomb – A Personal History |Verlag=World Scientific |Ort=Hackensack |Datum=2015 |Sprache=en |ISBN=978-981-4632-07-2}}</ref>

=== Kernfusionsenergie ===
''Kontrolliert'' ablaufende thermonukleare Reaktionen hingegen sollen zukünftig in [[Kernfusionsreaktor]]en genutzt werden. Ihre Machbarkeit, Kontrollierbarkeit, usw. wird an verschiedenen Forschungseinrichtungen und Prototyp-Anlagen wie z. B. [[Joint European Torus|JET]], [[ITER]] und [[National Ignition Facility|NIF]] erprobt.


== Literatur ==
== Literatur ==
{{Siehe auch|Kernfusion|Fusionsenergie|Kernphysik}}
* [[Arnold Hanslmeier]]: ''Einführung in die Astronomie und Astrophysik'', Spektrum Akademischer Verlag, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-8274-1846-3, S. 331ff

* [[Albrecht Unsöld]], Bodo Baschek: ''Der neue Kosmos. Einführung in die Astronomie und Astrophysik'', 7. Auflage, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg 2005
=== Fachbücher ===

* {{Literatur |Autor=[[Arnold Hanslmeier]] |Titel=Einführung in Astronomie und Astrophysik |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2014 |ISBN=978-3-642-37699-3 |DOI=10.1007/978-3-642-37700-6 |Seiten=331 ff.}}
* {{Literatur |Autor=[[Albrecht Unsöld]], Bodo Baschek |Titel=Der neue Kosmos: Einführung in die Astronomie und Astrophysik |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2002 |ISBN=978-3-540-42177-1 |DOI=10.1007/978-3-662-06529-7}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 17. August 2023, 22:10 Uhr

Thermonukleare Reaktion bezeichnet eine Kernfusion, also Verschmelzung von leichteren zu schwereren Atomkernen, wenn sie mit großen Stoffmengen und nicht nur als einzelne Kernreaktion abläuft. Thermonukleare Reaktionen sind die Hauptenergiequelle von Sternen und wichtig als Mechanismus der Nukleosynthese.

Fusionsreaktionen sind, vom leichtesten Element Wasserstoff ausgehend, nur bis zur Bildung von Eisen exotherm (d. h. energieliefernd). Daher können durch diesen Prozess nur Elemente bis zum Eisen entstehen, hauptsächlich Helium, Kohlenstoff, Sauerstoff, Neon, Silizium und Eisen. Schwerere Elemente können sich dann aus diesen durch Neutroneneinfang bilden, entweder durch den s-Prozess (vor allem in Roten Riesen) oder den r-Prozess (hauptsächlich in einer Supernova).[1]

Damit eine Reaktion zwischen zwei Atomkernen stattfinden kann, müssen diese einander so nahekommen, dass die kurzreichweitige starke Wechselwirkung die schwächere, aber langreichweitige elektromagnetische Wechselwirkung übertrifft, denn die elektromagnetische Wechselwirkung bewirkt eine gegenseitige Abstoßung der beiden positiv geladenen Kerne. Bei einer thermonuklearen Reaktion stoßen die miteinander reagierenden Kerne aufgrund ihrer thermischen Bewegung zusammen. Daher erfolgt eine solche Reaktion nur bei sehr hohen Temperaturen. Aufgrund des Tunneleffekts können auch Kerne, die sich nicht nahe genug kommen, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit fusionieren. Diese Tunnelwahrscheinlichkeit steigt exponentiell mit der Temperatur.

Anwendungen

Kernwaffen

Wasserstoffbomben-Explosionen beruhen auf einer unkontrollierten thermonuklearen Reaktion. Der erste solche Test war 1951 das Experiment "George" der US-amerikanischen Operation Greenhouse.[2]

Kernfusionsenergie

Kontrolliert ablaufende thermonukleare Reaktionen hingegen sollen zukünftig in Kernfusionsreaktoren genutzt werden. Ihre Machbarkeit, Kontrollierbarkeit, usw. wird an verschiedenen Forschungseinrichtungen und Prototyp-Anlagen wie z. B. JET, ITER und NIF erprobt.

Literatur

Fachbücher

Einzelnachweise

  1. Bernard L. Cohen: Concepts of Nuclear Physics. New York usw.: McGraw-Hill, 1971, S. 401
  2. Kenneth William Ford: Building the H Bomb – A Personal History. World Scientific, Hackensack 2015, ISBN 978-981-4632-07-2 (englisch).