„Chemisorption“ – Versionsunterschied

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'''Chemisorption''' oder '''chemische Adsorption''' ist eine spezielle Form der [[Adsorption]], bei der sich [[Chemische Bindung|chemische Bindungen]] zwischen Adsorbat (sich an einer [[Grenzfläche]] anreichernder [[Chemischer Stoff|Stoff]]) und [[Adsorbens]] ([[Kondensierte Materie|kondensierte]] [[Phase (Materie)|Phase]], die die Grenzfläche bereitstellt) bilden, so dass das Adsorbens von einer [[Monolage]] des Adsorbats bedeckt wird.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://goldbook.iupac.org/terms/view/C01048 |titel=IUPAC - chemisorption (C01048) |werk=Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "[[Gold Book]]") |hrsg=The [[International Union of Pure and Applied Chemistry]] (IUPAC) |sprache=en |abruf=2023-04-20}}</ref> Damit unterscheidet sich Chemisorption von [[Physisorption]],<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://goldbook.iupac.org/terms/view/P04667 |titel=IUPAC - physisorption (P04667) |werk=Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "[[Gold Book]]") |hrsg=The [[International Union of Pure and Applied Chemistry]] (IUPAC) |sprache=en |abruf=2023-04-20}}</ref> bei der die Adsorbate nur durch [[Van-der-Waals-Kräfte|van der Waals-Wechselwirkungen]] an die Adsorbentien gebunden sind und auf letzteren Multilagen ausbilden können. Durch die Chemisorption wird das Adsorbat und/oder das Adsorbens chemisch verändert.
'''Chemisorption''' oder '''chemische Adsorption''' ist eine spezielle Form der [[Adsorption]], bei der sich [[Chemische Bindung|chemische Bindungen]] zwischen Adsorbat (sich an einer [[Grenzfläche]] anreichernder [[Chemischer Stoff|Stoff]]) und [[Adsorbens]] ([[Kondensierte Materie|kondensierte]] [[Phase (Materie)|Phase]], die die Grenzfläche bereitstellt) bilden, so dass das Adsorbens von einer [[Monolage]] des Adsorbats bedeckt wird.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://goldbook.iupac.org/terms/view/C01048 |titel=IUPAC - chemisorption (C01048) |werk=Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "[[Gold Book]]") |hrsg=The [[International Union of Pure and Applied Chemistry]] (IUPAC) |sprache=en |abruf=2023-04-20}}</ref> Damit unterscheidet sich Chemisorption von [[Physisorption]],<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://goldbook.iupac.org/terms/view/P04667 |titel=IUPAC - physisorption (P04667) |werk=Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "[[Gold Book]]") |hrsg=The [[International Union of Pure and Applied Chemistry]] (IUPAC) |sprache=en |abruf=2023-04-20}}</ref> bei der die Adsorbate nur durch [[Van-der-Waals-Kräfte|van der Waals-Wechselwirkungen]] an die Adsorbentien gebunden sind und auf letzteren Multilagen ausbilden können. Durch die Chemisorption wird das Adsorbat und/oder das Adsorbens chemisch verändert.


Meistens ist die Physisorption eine Vorstufe zur Chemisorption. Die Chemisorption ist im Unterschied zur Physisorption nicht immer reversibel und erfordert häufig eine hohe [[Aktivierungsenergie]]. Die Bindungsenergie beträgt typischerweise um 800&nbsp;kJ/mol (ca. 8&nbsp;eV/Atom) im Gegensatz zur Physisorption mit ca. 80&nbsp;kJ/mol (ca. 0,8&nbsp;eV/Atom). Maximal kann eine monomolekulare Schicht adsorbiert werden.
Meistens ist die Physisorption eine Vorstufe zur Chemisorption. Die Chemisorption ist im Unterschied zur Physisorption nicht immer reversibel und erfordert häufig eine hohe [[Aktivierungsenergie]]. Die Bindungsenergie beträgt typischerweise um 800&nbsp;kJ/mol (ca. 8&nbsp;eV/Atom) im Gegensatz zur Physisorption mit ca. 80&nbsp;kJ/mol (ca. 0,8&nbsp;eV/Atom). Maximal kann eine monomolekulare Schicht adsorbiert werden.<ref name="Wolfgang Jitschin">{{Literatur| Autor=Wolfgang Jitschin, Rudolf Lachenmann, Alfons Jünemann, Uwe Friedrichsen, Erik Lippelt, Boris Kossek, Harald Grave, Klaus Galda, Karl-Heinz Bernhardt | Titel=Wutz Handbuch Vakuumtechnik | Verlag=Vieweg & Teubner Verlag | ISBN=978-3-322-96971-2 | Datum=2013 | Online={{Google Buch | BuchID=azoFBgAAQBAJ | Seite=146 }} | Seiten=146 }}</ref><ref name="Günter Jakob Lauth, Jürgen Kowalczyk">{{Literatur| Autor=Günter Jakob Lauth, Jürgen Kowalczyk | Titel=Einführung in die Physik und Chemie der Grenzflächen und Kolloide | Verlag=Springer Berlin Heidelberg | ISBN=978-3-662-47018-3 | Datum=2015 | Online={{Google Buch | BuchID=VwycCgAAQBAJ | Seite=110 }} | Seiten=110 }}</ref> Die Chemisorption ist chemisch selektiv und findet nur bei bestimmten Adsorptiv-Substrat-Paaren statt.<ref name="Knud Lämmle" />


Eine Einteilung der Sorption in Chemisorption oder Physisorption kann nicht allein auf Grund der [[Bindungsenergie]] erfolgen. Wichtigstes Kriterium für Chemisorption ist die chemische Veränderung des Adsorbats bzw. des Adsorbens. Dadurch kann in wenigen Kombinationen bereits bei niedrigen Bindungsenergien (z.&nbsp;B. 80&nbsp;kJ/mol) eine Chemisorption vorliegen, während bei anderen Kombinationen noch bei 100&nbsp;kJ/mol eine Physisorption vorliegt.
Es ist üblich von Chemisorption zu sprechen, wenn die Bindungsenergie Werte in der Größenordnung von Bindungen in Molekülen hat (100...800 kJ/mol), und von Physisorption, wenn sie wesentlich kleiner ist.<ref name="Karl Schwister">{{Literatur| Autor=Karl Schwister | Titel=Kleine Formelsammlung Chemie | Verlag=Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG | ISBN=978-3-446-44175-0 | Datum=2014 | Online={{Google Buch | BuchID=G-nwAwAAQBAJ | Seite=141 }} | Seiten=141 }}</ref> Eine Einteilung der Sorption in Chemisorption oder Physisorption kann jedoch nicht allein auf Grund der [[Bindungsenergie]] erfolgen. Wichtigstes Kriterium für Chemisorption ist die chemische Veränderung (kovalente, ionogene oder metallische Bindung) des Adsorbats bzw. des Adsorbens.<ref name="Volker Leven">{{Literatur| Autor=Karl Schwister, Volker Leven | Titel=Verfahrenstechnik für Ingenieure | Verlag=Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG | ISBN=978-3-446-46500-8 | Datum=2020 | Online={{Google Buch | BuchID=QFoAEAAAQBAJ | Seite=363 }} | Seiten=363 }}</ref><ref name="Knud Lämmle">{{Literatur| Autor=Knud Lämmle | Titel=Rasterkraftmikroskopie und -spektroskopie am magnetischen Molekül Co-Salen | Verlag=Cuvillier Verlag | ISBN=978-3-7369-3793-2 | Datum=2011 | Online={{Google Buch | BuchID=B9_-DwAAQBAJ | Seite=25 }} | Seiten=25 }}</ref> Dadurch kann in wenigen Kombinationen bereits bei niedrigen Bindungsenergien (z.&nbsp;B. 80&nbsp;kJ/mol) eine Chemisorption vorliegen, während bei anderen Kombinationen noch bei 100&nbsp;kJ/mol eine Physisorption vorliegt.


Der direkte Übergang eines Adsorbats von der schwachen Van-der-Waals-Bindung in der Physisorption zur Ausbildung einer chemischen Bindung wurde mit Hilfe der Rasterkraftmikroskopie nachgewiesen.<ref>{{Literatur |Autor=Ferdinand Huber, Julian Berwanger, Svitlana Polesya, Sergiy Mankovsky, Hubert Ebert |Titel=Chemical bond formation showing a transition from physisorption to chemisorption |Sammelwerk=Science |Datum=2019-09-12 |ISSN=0036-8075 |DOI=10.1126/science.aay3444 |Seiten=eaay3444 |Online=http://www.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/science.aay3444 |Abruf=2019-09-18}}</ref>
Der direkte Übergang eines Adsorbats von der schwachen Van-der-Waals-Bindung in der Physisorption zur Ausbildung einer chemischen Bindung wurde mit Hilfe der Rasterkraftmikroskopie nachgewiesen.<ref>{{Literatur |Autor=Ferdinand Huber, Julian Berwanger, Svitlana Polesya, Sergiy Mankovsky, Hubert Ebert |Titel=Chemical bond formation showing a transition from physisorption to chemisorption |Sammelwerk=Science |Datum=2019-09-12 |ISSN=0036-8075 |DOI=10.1126/science.aay3444 |Seiten=eaay3444 |Online=http://www.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/science.aay3444 |Abruf=2019-09-18}}</ref>


Die starke Bindung der Adsorbatmoleküle an das Substrat (meistens ein Metall) kann dazu führen, dass intramolekulare Bindungen in den adsorbierten Molekülen aufgelöst ([[Dissoziation (Chemie)|Dissoziation]]) oder geschwächt werden. Dadurch sind diese Moleküle dann in einem sehr reaktiven Zustand. Dies wird bei der [[Heterogene Katalyse|Heterogenen Katalyse]] ausgenutzt, das Substrat wird dann [[Katalysator]] genannt.
Die starke Bindung der Adsorbatmoleküle an das Substrat (meistens ein Metall) kann dazu führen, dass intramolekulare Bindungen in den adsorbierten Molekülen aufgelöst ([[Dissoziation (Chemie)|Dissoziation]]) oder geschwächt werden. Dadurch sind diese Moleküle dann in einem sehr reaktiven Zustand. Dies wird bei der [[Heterogene Katalyse|Heterogenen Katalyse]] ausgenutzt, das Substrat wird dann [[Katalysator]] genannt.<ref name="Günter Jakob Lauth, Jürgen Kowalczyk" />


Die Wechselwirkung eines Katalysators mit verschiedenen Adsorbatmolekülen kann sehr unterschiedlich sein. Sogenannte [[Katalysatorgift]]e zeigen eine sehr hohe Bindungsenergie mit dem Substrat und besetzten so die gesamte Oberfläche. Sie verhindern so die Adsorption anderer Stoffe, deren Reaktionen dann nicht mehr katalysiert werden können.
Die Wechselwirkung eines Katalysators mit verschiedenen Adsorbatmolekülen kann sehr unterschiedlich sein. Sogenannte [[Katalysatorgift]]e zeigen eine sehr hohe Bindungsenergie mit dem Substrat und besetzten so die gesamte Oberfläche. Sie verhindern so die Adsorption anderer Stoffe, deren Reaktionen dann nicht mehr katalysiert werden können.<ref name="Günter Jakob Lauth, Jürgen Kowalczyk" />


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 10. Januar 2024, 19:07 Uhr

Chemisorption oder chemische Adsorption ist eine spezielle Form der Adsorption, bei der sich chemische Bindungen zwischen Adsorbat (sich an einer Grenzfläche anreichernder Stoff) und Adsorbens (kondensierte Phase, die die Grenzfläche bereitstellt) bilden, so dass das Adsorbens von einer Monolage des Adsorbats bedeckt wird.[1] Damit unterscheidet sich Chemisorption von Physisorption,[2] bei der die Adsorbate nur durch van der Waals-Wechselwirkungen an die Adsorbentien gebunden sind und auf letzteren Multilagen ausbilden können. Durch die Chemisorption wird das Adsorbat und/oder das Adsorbens chemisch verändert.

Meistens ist die Physisorption eine Vorstufe zur Chemisorption. Die Chemisorption ist im Unterschied zur Physisorption nicht immer reversibel und erfordert häufig eine hohe Aktivierungsenergie. Die Bindungsenergie beträgt typischerweise um 800 kJ/mol (ca. 8 eV/Atom) im Gegensatz zur Physisorption mit ca. 80 kJ/mol (ca. 0,8 eV/Atom). Maximal kann eine monomolekulare Schicht adsorbiert werden.[3][4] Die Chemisorption ist chemisch selektiv und findet nur bei bestimmten Adsorptiv-Substrat-Paaren statt.[5]

Es ist üblich von Chemisorption zu sprechen, wenn die Bindungsenergie Werte in der Größenordnung von Bindungen in Molekülen hat (100...800 kJ/mol), und von Physisorption, wenn sie wesentlich kleiner ist.[6] Eine Einteilung der Sorption in Chemisorption oder Physisorption kann jedoch nicht allein auf Grund der Bindungsenergie erfolgen. Wichtigstes Kriterium für Chemisorption ist die chemische Veränderung (kovalente, ionogene oder metallische Bindung) des Adsorbats bzw. des Adsorbens.[7][5] Dadurch kann in wenigen Kombinationen bereits bei niedrigen Bindungsenergien (z. B. 80 kJ/mol) eine Chemisorption vorliegen, während bei anderen Kombinationen noch bei 100 kJ/mol eine Physisorption vorliegt.

Der direkte Übergang eines Adsorbats von der schwachen Van-der-Waals-Bindung in der Physisorption zur Ausbildung einer chemischen Bindung wurde mit Hilfe der Rasterkraftmikroskopie nachgewiesen.[8]

Die starke Bindung der Adsorbatmoleküle an das Substrat (meistens ein Metall) kann dazu führen, dass intramolekulare Bindungen in den adsorbierten Molekülen aufgelöst (Dissoziation) oder geschwächt werden. Dadurch sind diese Moleküle dann in einem sehr reaktiven Zustand. Dies wird bei der Heterogenen Katalyse ausgenutzt, das Substrat wird dann Katalysator genannt.[4]

Die Wechselwirkung eines Katalysators mit verschiedenen Adsorbatmolekülen kann sehr unterschiedlich sein. Sogenannte Katalysatorgifte zeigen eine sehr hohe Bindungsenergie mit dem Substrat und besetzten so die gesamte Oberfläche. Sie verhindern so die Adsorption anderer Stoffe, deren Reaktionen dann nicht mehr katalysiert werden können.[4]

Literatur

  • Andrew Zangwill: Physics at surfaces, Cambridge University Press 1988, ISBN 0-521-34752-1.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IUPAC - chemisorption (C01048). In: Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "Gold Book"). The International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC), abgerufen am 20. April 2023 (englisch).
  2. IUPAC - physisorption (P04667). In: Compendium of Chemical Terminology, 2nd ed. (the "Gold Book"). The International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC), abgerufen am 20. April 2023 (englisch).
  3. Wolfgang Jitschin, Rudolf Lachenmann, Alfons Jünemann, Uwe Friedrichsen, Erik Lippelt, Boris Kossek, Harald Grave, Klaus Galda, Karl-Heinz Bernhardt: Wutz Handbuch Vakuumtechnik. Vieweg & Teubner Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-96971-2, S. 146 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b c Günter Jakob Lauth, Jürgen Kowalczyk: Einführung in die Physik und Chemie der Grenzflächen und Kolloide. Springer Berlin Heidelberg, 2015, ISBN 978-3-662-47018-3, S. 110 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b Knud Lämmle: Rasterkraftmikroskopie und -spektroskopie am magnetischen Molekül Co-Salen. Cuvillier Verlag, 2011, ISBN 978-3-7369-3793-2, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Karl Schwister: Kleine Formelsammlung Chemie. Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG, 2014, ISBN 978-3-446-44175-0, S. 141 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Karl Schwister, Volker Leven: Verfahrenstechnik für Ingenieure. Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG, 2020, ISBN 978-3-446-46500-8, S. 363 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Ferdinand Huber, Julian Berwanger, Svitlana Polesya, Sergiy Mankovsky, Hubert Ebert: Chemical bond formation showing a transition from physisorption to chemisorption. In: Science. 12. September 2019, ISSN 0036-8075, S. eaay3444, doi:10.1126/science.aay3444 (sciencemag.org [abgerufen am 18. September 2019]).