„Koevolution“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
+ Beispiele für innerartliche Koevolution
Zeile 3: Zeile 3:
Der Begriff ''Koevolution'' wird auch auf den Prozess der wechselseitigen Anpassung der beiden Geschlechter einer Art angewandt.
Der Begriff ''Koevolution'' wird auch auf den Prozess der wechselseitigen Anpassung der beiden Geschlechter einer Art angewandt.


==Beispiele==
==Beispiele für zwischenartliche Koevolution==
Beispiele für Koevolution gibt es bei den Beziehungen zwischen
Beispiele für Koevolution gibt es bei den Beziehungen zwischen
* [[Bestäubung|Bestäubern]] und den von ihnen bestäubten Pflanzen ([[Angiospermen]]),
* [[Bestäubung|Bestäubern]] und den von ihnen bestäubten Pflanzen ([[Angiospermen]]),
Zeile 10: Zeile 10:
* den beiden Arten einer [[Symbiose]].
* den beiden Arten einer [[Symbiose]].


== Beispiele für innerartliche Koevolution ==
==Begriffsverwendung==
Ein gut dokumentiertes Beispiel für eine innerartliche Koevolution wurde im Mai 2007 von einer US-amerikanisch/britischen Forschergruppe publiziert. <ref>Patricia L.R. Brennan, Richard O. Prum, Kevin G. McCracken, Michael D. Sorenson, Robert E. Wilson, Tim R. Birkhead: ''Coevolution of Male and Female Genital Morphology in Waterfowl.'' PLoS ONE 2(5): e418. {{DOI|10.1371/journal.pone.0000418}}, online veröffentlicht am 2. Mai 2007 </ref> In dieser Studie wurden die [[Geschlechtsorgan|Genitalien]] diverse Arten aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Entenvögel]] vergleichend untersucht. Im Unterschied zu den meisten anderen Vögeln, deren Männchen keinerlei äußere Geschlechtsorgane besitzen, haben viele männliche Entenvögel einen [[Penis]] entwickelt; bei der [[Argentinische Ruderente|Argentinischen Ruderente]] kann er beispielsweise 20 bis 40 cm lang sein. Solche männlichen Entenvögel sind daher häufig in der Lage, ein Weibchen auch dann zu begatten, wenn es das Begehren des Männchens abzuwehren versucht.

Die Arbeitsgruppe untersuchte bei 16 Arten den Bau von Penis und [[Vagina]] und stellte fest, dass die [[Anatomie]] der Vagina jeweils so gestaltet ist, dass sie das unerwünschte Eindringen des Penis erschwert. So haben beispielsweise männliche [[Stockente]]n einen relativ langen, spiralig gewundenen Penis und sind dafür bekannt, dass sie sich recht forsch paaren. Die Vagina der weiblichen Stockenten ist gleichfalls spiralig gewunden, allerdings in genau gegenläufiger Weise wie der Penis der Männchen.

Die Individuen einer der kleinsten Enten, der [[Maskenruderente]] (''Oxyura dominica''), weisen sowohl die längste Vagina als einen der längsten Penisse auf. Die Weibchen anderer Arten haben zusätzlich zu ihrem Vaginalgang bis zu acht weitere, blind endende „Sackgassen“ in ihrem Genitaltrakt entwickelt: beutelartige Strukturen, in denen abgesonderte [[Spermium|Spermien]] keine [[Eizelle]]n [[Befruchtung|befruchten]] können. Solche Spezialanpassungen wurden den Forschern zufolge nur bei Arten gefunden, bei denen erzwungener [[Geschlechtsverkehr]] (im Original: ''„forced sex“'') beobachtet werden kann. Bei allen anderen Arten, deren Männchen ebenfalls einen Penis besitzen, hatten die Weibchen einfacher gebaute Genitalien.

Da die komplexen Besonderheiten nur bei jenen Arten nachweisbar waren, deren Männchen bei der Paarung oft besonders aggressiv wirken, schlossen die Forscher, dass die anatomischen Merkmale der Weibchen sich gewissermaßen zur „Abwehr männlicher Übergriffe“ im Sinne einer Koevolution parallel zur Ausprägung des männlichen Verhaltens entwickelt haben.

== Weitere Begriffsverwendungen==
Der ursprünglich ausschließlich in der Evolutionsbiologie verwendete Begriff ist in andere Disziplinen übernommen worden und hat dadurch fakultätsabhängige Bedeutungswandlungen erfahren:
Der ursprünglich ausschließlich in der Evolutionsbiologie verwendete Begriff ist in andere Disziplinen übernommen worden und hat dadurch fakultätsabhängige Bedeutungswandlungen erfahren:
* in der molekularen Biologie prägte Gabriel Dover 1984 den Begriff der „molekularen Koevolution“
* in der molekularen Biologie prägte Gabriel Dover 1984 den Begriff der „molekularen Koevolution“
Zeile 17: Zeile 26:
** Theorie des sich selbst organisierenden Universums von [[Erich Jantsch]] von Koevolution als einen allgemeinen Mechanismus der Entwicklung des Universums
** Theorie des sich selbst organisierenden Universums von [[Erich Jantsch]] von Koevolution als einen allgemeinen Mechanismus der Entwicklung des Universums
* in der [[Informatik]], Koevolution von Algorithmen
* in der [[Informatik]], Koevolution von Algorithmen

== Quellen ==
<references/>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 7. Juni 2007, 23:10 Uhr

Koevolution, auch Coevolution, bezeichnet im Rahmen der biologischen Evolutionstheorie einen evolutionären Prozess der wechselseitigen Anpassung zweier stark interagierender Arten aufeinander, der sich über sehr lange Zeitspannen in der Stammesgeschichte beider Arten erstreckt. Folglich ist der Begriff auf Artenpaare beschränkt, bei der beide Arten einen starken Selektionsdruck aufeinander ausüben. Das Ergebnis der Koevolution sind Koadaptationen, die bei beiden beteiligten Arten auftreten.

Der Begriff Koevolution wird auch auf den Prozess der wechselseitigen Anpassung der beiden Geschlechter einer Art angewandt.

Beispiele für zwischenartliche Koevolution

Beispiele für Koevolution gibt es bei den Beziehungen zwischen

Beispiele für innerartliche Koevolution

Ein gut dokumentiertes Beispiel für eine innerartliche Koevolution wurde im Mai 2007 von einer US-amerikanisch/britischen Forschergruppe publiziert. [1] In dieser Studie wurden die Genitalien diverse Arten aus der Familie der Entenvögel vergleichend untersucht. Im Unterschied zu den meisten anderen Vögeln, deren Männchen keinerlei äußere Geschlechtsorgane besitzen, haben viele männliche Entenvögel einen Penis entwickelt; bei der Argentinischen Ruderente kann er beispielsweise 20 bis 40 cm lang sein. Solche männlichen Entenvögel sind daher häufig in der Lage, ein Weibchen auch dann zu begatten, wenn es das Begehren des Männchens abzuwehren versucht.

Die Arbeitsgruppe untersuchte bei 16 Arten den Bau von Penis und Vagina und stellte fest, dass die Anatomie der Vagina jeweils so gestaltet ist, dass sie das unerwünschte Eindringen des Penis erschwert. So haben beispielsweise männliche Stockenten einen relativ langen, spiralig gewundenen Penis und sind dafür bekannt, dass sie sich recht forsch paaren. Die Vagina der weiblichen Stockenten ist gleichfalls spiralig gewunden, allerdings in genau gegenläufiger Weise wie der Penis der Männchen.

Die Individuen einer der kleinsten Enten, der Maskenruderente (Oxyura dominica), weisen sowohl die längste Vagina als einen der längsten Penisse auf. Die Weibchen anderer Arten haben zusätzlich zu ihrem Vaginalgang bis zu acht weitere, blind endende „Sackgassen“ in ihrem Genitaltrakt entwickelt: beutelartige Strukturen, in denen abgesonderte Spermien keine Eizellen befruchten können. Solche Spezialanpassungen wurden den Forschern zufolge nur bei Arten gefunden, bei denen erzwungener Geschlechtsverkehr (im Original: „forced sex“) beobachtet werden kann. Bei allen anderen Arten, deren Männchen ebenfalls einen Penis besitzen, hatten die Weibchen einfacher gebaute Genitalien.

Da die komplexen Besonderheiten nur bei jenen Arten nachweisbar waren, deren Männchen bei der Paarung oft besonders aggressiv wirken, schlossen die Forscher, dass die anatomischen Merkmale der Weibchen sich gewissermaßen zur „Abwehr männlicher Übergriffe“ im Sinne einer Koevolution parallel zur Ausprägung des männlichen Verhaltens entwickelt haben.

Weitere Begriffsverwendungen

Der ursprünglich ausschließlich in der Evolutionsbiologie verwendete Begriff ist in andere Disziplinen übernommen worden und hat dadurch fakultätsabhängige Bedeutungswandlungen erfahren:

  • in der molekularen Biologie prägte Gabriel Dover 1984 den Begriff der „molekularen Koevolution“
  • in der Astronomie:
    • Theorie von Koevolution von Galaxien und Schwarzen Löchern
    • Theorie des sich selbst organisierenden Universums von Erich Jantsch von Koevolution als einen allgemeinen Mechanismus der Entwicklung des Universums
  • in der Informatik, Koevolution von Algorithmen

Quellen

  1. Patricia L.R. Brennan, Richard O. Prum, Kevin G. McCracken, Michael D. Sorenson, Robert E. Wilson, Tim R. Birkhead: Coevolution of Male and Female Genital Morphology in Waterfowl. PLoS ONE 2(5): e418. doi:10.1371/journal.pone.0000418, online veröffentlicht am 2. Mai 2007

Siehe auch