„Sturm-Liouville-Problem“ – Versionsunterschied

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In der [[Analysis]] handelt es sich bei dem '''Sturm-Liouville-Problem''' (nach [[Joseph Liouville]] und [[Charles-François Sturm]]) um ein spezielles [[Randwertproblem]], welches mit Methoden der [[Variationsrechnung]] behandelt werden kann. Dadurch ist es möglich, die Lösungen mittels eines linearen [[Integralgleichung|Integraloperator]]s darzustellen, der eine [[Greensche Funktion]] des Problems als Kern hat.
Ein klassisches '''Sturm-Liouville-Problem''' (nach [[Joseph Liouville]] und [[Charles-François Sturm]]) ist folgendes [[Eigenwertproblem]] aus der [[Analysis]]: Finde alle komplexen Zahlen <math>\lambda</math> für die die [[Differentialgleichung]]
: <math>-\left( p \cdot \psi' \right)' + q \cdot \psi = \lambda \cdot w \cdot \psi</math>
auf dem Intervall <math>(a,b)</math> eine Lösung besitzt die den Randbedingungen
: <math>\alpha_1 \cdot \psi(a) + \alpha_2 \cdot \psi'(a) = 0,\quad \beta_1 \cdot \psi(b) + \beta_2 \cdot \psi'(b) = 0</math>
genügt.


Führt man den [[linearer Operator|lineare Operatoren]] der Form
[[Differentialgleichung]]en der Form
: <math>L \psi = -A \cdot \psi'' - B \cdot \psi' + C \cdot \psi = \lambda \cdot \psi</math>
:<math> L = \frac{1}{w} \left( -\frac{d}{dx} \, p\, \frac{d}{dx} +q \right) </math>
ein, den ''Sturm-Liouville-Operator'', so kann die Eigenwertgleichung <math> L \psi = \lambda \psi </math> mithilfe von Methoden aus der [[Funktionalanalysis]] ([[Spektraltheorie]]) im [[Hilbertraum]] der bezüglich der Gewichtsfunktion <math>w</math> quadratintegrierbaren Funktionen behandelt werden.
sind dem verallgemeinerten [[Eigenwertproblem]]

: <math> w L \psi = -\left( p \cdot \psi' \right)' + q \cdot \psi = \lambda \cdot w \cdot \psi</math>
Ist das Interval kompakt und sind die Koeffizienten <math>w, p^{-1}, q</math> integrierbar so spricht man von einem regulären Sturm-Liouville-Problem. Ist das Intervall unbeschränkt oder sind die Koeffizienten nur lokal integrierbar, so spricht man von einem singulären Sturm-Liouville-Problem.
äquivalent, worin <math>p = w \cdot A,\; q = w \cdot C</math> gesetzt ist und <math>w(x) </math> eine exponentielle [[Gewichtsfunktion]] ist, d.h. auf dem Definitionsintervall streng positiv ist.
[[linearer Operator|lineare Operatoren]] der Form
:<math> L = -\frac{d}{dx} \, p\, \frac{d}{dx} +w </math>
werden ''Sturm-Liouville-Operatoren'' genannt.


==Reguläre Sturm-Liouville-Probleme==
==Reguläre Sturm-Liouville-Probleme==
Die Eigenwertgleichung
Die Eigenwertgleichung
: <math>L \psi = -(p \cdot \psi')' + q \cdot \psi = \lambda \cdot w \cdot \psi</math>
: <math> -(p \cdot \psi')' + q \cdot \psi = \lambda \cdot w \cdot \psi</math>
mit glatten reellen Funktionen <math>p(x), q(x), w(x)</math> zusammen mit Randbedingungen der Form
mit integriebaren reellen Funktionen <math>w(x)>0, p(x)^{-1} >0, q(x)</math> zusammen mit Randbedingungen der Form
: <math>\alpha_1 \cdot \psi(a) + \alpha_2 \cdot \psi'(a) = 0,\quad \beta_1 \cdot \psi(b) + \beta_2 \cdot \psi'(b) = 0</math>
: <math>\alpha_1 \cdot \psi(a) + \alpha_2 \cdot \psi'(a) = 0,\quad \beta_1 \cdot \psi(b) + \beta_2 \cdot \psi'(b) = 0</math>
(mit <math>\alpha_i, \beta_i \in \mathbb{R}, |\alpha_1|+|\alpha_2| \neq 0,\; |\beta_1|+|\beta_2| \neq 0)</math> nennt man ein '''„reguläres Sturm-Liouville-Problem“''' über dem Intervall <math>[a,b]</math>, wenn dieses Intervall endlich ist und
(mit <math>\alpha_i, \beta_i \in \mathbb{R}, |\alpha_1|+|\alpha_2| \neq 0,\; |\beta_1|+|\beta_2| \neq 0)</math> nennt man ein '''„reguläres Sturm-Liouville-Problem“''' über dem Intervall <math>[a,b]</math>, wenn dieses Intervall endlich ist.

: <math>p(x)\!>\!0\ \forall\ x \in [a,b] \quad \mathrm{sowie} \quad w(x)\!>\!0\ \forall\ x \in [a,b]</math>
Für das reguläre Sturm-Liouville-Problem gilt, dass es eine abzählbare Folge von reellen Eigenwerten gibt die gegen <math>+\infty</math> konvergiert. Die zugehörigen Eigenfunktionen bilden eine Orthonormalbasis im Hilbertraum <math>L^2([a,b],w(x)dx)</math> der bezüglich der Gewichtsfunktion <math>w</math> quadratintegrierbaren Funktionen.
gilt.


==Singuläre Sturm-Liouville-Probleme==
==Singuläre Sturm-Liouville-Probleme==
Sind obige Bedingungen nicht erfüllt, so spricht man von einem '''„singulären Sturm-Liouville-Problem“'''. Das Spektrum besteht dann im allgemeinen nicht mehr nur aus Eigenwerten und besitzt auch einen kontinuierlichen Anteil.
Ist das Intervall unendlich oder gilt

: <math>p(x)\!>\!0\ \forall\ x \in (a,b)\ \mathrm{und}\; p(a)=0 \; \mathrm{und/oder} \; p(b)=0</math>
Wechseln <math>p</math> oder <math>w</math> das Vorzeichen so spricht man von einem ''„indefiniten Sturm-Liouville-Problem“''
oder verschwindet das Gewicht <math>w(x)</math> an einigen Punkten oder ersetzt man eine oder beide der Randbedingungen durch
: <math>\lim_{x \to a,\; x>a}\psi(x)\; \mathrm{existiert}\quad \mathrm{bzw.}\quad \lim_{x\to b,\; x<b}\psi(x)\; \mathrm{existiert}</math>
(oder einer ähnlichen Bedingung), so spricht man von einem '''„singulären Sturm-Liouville-Problem“'''.


== Eigenschaften und Anwendungen ==
== Eigenschaften und Anwendungen ==
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== Literatur ==
== Literatur ==


{{Literatur

|Autor = Walter, Wolfgang
|Titel = Gewöhnliche Differentialgleichungen
|Auflage = 7. Aufl.
|Verlag = Springer
|Ort = Berlin
|Jahr = 2000
|ISBN = 3-540-67642-2
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{{Literatur
{{Literatur

Version vom 14. September 2010, 18:15 Uhr

Ein klassisches Sturm-Liouville-Problem (nach Joseph Liouville und Charles-François Sturm) ist folgendes Eigenwertproblem aus der Analysis: Finde alle komplexen Zahlen für die die Differentialgleichung

auf dem Intervall eine Lösung besitzt die den Randbedingungen

genügt.

Führt man den lineare Operatoren der Form

ein, den Sturm-Liouville-Operator, so kann die Eigenwertgleichung mithilfe von Methoden aus der Funktionalanalysis (Spektraltheorie) im Hilbertraum der bezüglich der Gewichtsfunktion quadratintegrierbaren Funktionen behandelt werden.

Ist das Interval kompakt und sind die Koeffizienten integrierbar so spricht man von einem regulären Sturm-Liouville-Problem. Ist das Intervall unbeschränkt oder sind die Koeffizienten nur lokal integrierbar, so spricht man von einem singulären Sturm-Liouville-Problem.

Reguläre Sturm-Liouville-Probleme

Die Eigenwertgleichung

mit integriebaren reellen Funktionen zusammen mit Randbedingungen der Form

(mit nennt man ein „reguläres Sturm-Liouville-Problem“ über dem Intervall , wenn dieses Intervall endlich ist.

Für das reguläre Sturm-Liouville-Problem gilt, dass es eine abzählbare Folge von reellen Eigenwerten gibt die gegen konvergiert. Die zugehörigen Eigenfunktionen bilden eine Orthonormalbasis im Hilbertraum der bezüglich der Gewichtsfunktion quadratintegrierbaren Funktionen.

Singuläre Sturm-Liouville-Probleme

Sind obige Bedingungen nicht erfüllt, so spricht man von einem „singulären Sturm-Liouville-Problem“. Das Spektrum besteht dann im allgemeinen nicht mehr nur aus Eigenwerten und besitzt auch einen kontinuierlichen Anteil.

Wechseln oder das Vorzeichen so spricht man von einem „indefiniten Sturm-Liouville-Problem“

Eigenschaften und Anwendungen

siehe Kai Gehrs, Sturm-Liouville-Probleme

Literatur

Walter, Wolfgang: Gewöhnliche Differentialgleichungen. 7. Auflage. Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67642-2.

Weidmann, Joachim: Lineare Operatoren in Hilberträumen / Teil 2. Anwendungen. 1. Auflage. Teubner, Stuttgart; Leipzig; Wiesbaden 2003, ISBN 3-519-02237-0.