„Operationstisch“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
+Röntgendurchlässigkeit
ergänzt
Zeile 7: Zeile 7:


==Anforderungen an Operationstische==
==Anforderungen an Operationstische==
Die Anforderungen an die Sicherheit von Operationstischen sind in der [[Europäische Norm|Europäischen Norm]] [[EN 60601-2-46]] formuliert.
Die Anforderungen an die Sicherheit von Operationstischen sind in der [[Europäische Norm|Europäischen Norm]] [[EN 60601-2-46]] formuliert. Sie sind [[Medizinprodukt]]e und unterliegen daher der entsprechenden Gesetzgebung.


Operationstische müssen beständig gegen Flüssigkeiten und Desinfektionsmittel sein und auch elektrische Sicherheit gewährleisten. Wenn der Patient sich auf einer trockenen und nicht leitenden Unterlage befindet, ist dies bei der Anwendung von [[Elektrochirurgie]] und der [[Defibrillation]] gegeben. Bei [[Adipositas|stark übergewichtigen Patienten]] wird berücksichtigt, dass nicht jeder Operationstisch für ein hohes Körpergewicht zugelassen ist.<ref>{{Literatur | Autor=Thomas Carus | Titel=Atlas der laparoskopischen Chirurgie | Verlag=Springer | Ort= | Jahr=2006 | ISBN=9783540336730 }}</ref> Operationstische können beispielsweise für 150 kg oder für bis zu 225 oder gar 360 kg zugelassen sein. Um während der Operation [[Röntgenaufnahme|Röntgenkontrollen]] oder [[Durchleuchtung]]en zu ermöglichen, muss die Liegefläche für Röntgenstrahlung durchlässig sein.<ref>Krettek, Aschemann, S.&nbsp;77</ref>
Operationstische müssen beständig gegen Flüssigkeiten und [[Desinfektionsmittel]] sein und können idealerweise auch maschinell in einer [[Dekontaminationsmaschine]] gereinigt und desinfiziert werden.<ref>{{Literatur | Autor=Rüdiger Kramme | Titel=Medizintechnik: Verfahren- Systeme- Informationsverarbeitung, S.&nbsp;838&nbsp;ff. | Verlag=Springer | Ort= | Jahr=2006 | ISBN=9783540341024 }}</ref> Sie müssen in einer hochtechnisierten Umgebung auch [[Stromunfall|elektrische Sicherheit]] gewährleisten. Wenn der Patient sich auf einer trockenen und nicht leitenden Unterlage befindet, ist dies bei der Anwendung von [[Elektrochirurgie]] und der [[Defibrillation]] gegeben. Bei [[Adipositas|stark übergewichtigen Patienten]] wird berücksichtigt, dass nicht jeder Operationstisch für ein hohes Körpergewicht zugelassen ist.<ref>{{Literatur | Autor=Thomas Carus | Titel=Atlas der laparoskopischen Chirurgie | Verlag=Springer | Ort= | Jahr=2006 | ISBN=9783540336730 }}</ref> Operationstische können beispielsweise für 150 kg oder für bis zu 225 oder gar 360 kg zugelassen sein. Um während der Operation [[Röntgenaufnahme|Röntgenkontrollen]] oder [[Durchleuchtung]]en zu ermöglichen, muss die Liegefläche für Röntgenstrahlung durchlässig sein.<ref>Krettek, Aschemann, S.&nbsp;77</ref>


Heizbare Operationstische waren schon 1907 bekannt.<ref>{{Literatur | Autor=[[Albert Döderlein]] | Titel=Operative Gynäkologie, S.103 | Verlag=Verlag von Georg Thieme | Ort= | Jahr=1907 | ISBN= }}</ref> Mit der Anwärmung des Patienten soll der Auskühlung während der Operation bzw. Narkose begegnet werden.
Heizbare Operationstische waren schon 1907 bekannt.<ref>{{Literatur | Autor=[[Albert Döderlein]] | Titel=Operative Gynäkologie, S.103 | Verlag=Verlag von Georg Thieme | Ort= | Jahr=1907 | ISBN= }}</ref> Mit der Anwärmung des Patienten soll der Auskühlung während der Operation bzw. Narkose begegnet werden.

Version vom 28. Oktober 2010, 22:14 Uhr

Operationstisch im Zentrum des Op-Saales
Operationstisch von Carl Emmert (1850)

Ein Operationstisch (OP-Tisch) ist der Tisch, auf dem der Patient während eines chirurgischen Eingriffs, der Operation, zu liegen kommt. Er dient der speziellen Lagerung eines Patienten, so dass der Operateur eine gute Zugangsmöglichkeit für den jeweiligen Eingriff zur Verfügung hat. Ein moderner Operationstisch ist auf einer Lafette fahrbar und wird für den Eingriff in der Mitte des Operationssaales auf einer Säule befestigt.

Eigenschaften

OP-Tische sind nicht nur in der Höhe, sondern vielseitig elektrisch über eine Fernbedienung beweglich und verstellbar. Zur Dekubitusprophylaxe beim sedierten oder narkotisierten Patienten und um andere Lagerungsschäden zu vermeiden, sind sie mit Matten oder Gelkissen gepolstert. Der Patient wird durch Gurte oder Fixierbänder mit Klettverschluss vor dem Herunterfallen gesichert. Als Zubehör existieren Kopfschalen, Armstützen und anderes mehr. Über die in der Medizin verwendeten Normschienen nach DIN EN 12218 sind Operationstische erweiter- und veränderbar, so dass ihre Ausstattung an den jeweiligen Eingriff angepasst werden kann. So kann etwa ein Retraktorsystem an der Schiene fixiert werden. Mit weiteren Hilfsmitteln, wie dem Ulmer Rad, werden auch Zu- und Ableitungen des Monitorings und der Narkoseführung sicher befestigt.

Anforderungen an Operationstische

Die Anforderungen an die Sicherheit von Operationstischen sind in der Europäischen Norm EN 60601-2-46 formuliert. Sie sind Medizinprodukte und unterliegen daher der entsprechenden Gesetzgebung.

Operationstische müssen beständig gegen Flüssigkeiten und Desinfektionsmittel sein und können idealerweise auch maschinell in einer Dekontaminationsmaschine gereinigt und desinfiziert werden.[1] Sie müssen in einer hochtechnisierten Umgebung auch elektrische Sicherheit gewährleisten. Wenn der Patient sich auf einer trockenen und nicht leitenden Unterlage befindet, ist dies bei der Anwendung von Elektrochirurgie und der Defibrillation gegeben. Bei stark übergewichtigen Patienten wird berücksichtigt, dass nicht jeder Operationstisch für ein hohes Körpergewicht zugelassen ist.[2] Operationstische können beispielsweise für 150 kg oder für bis zu 225 oder gar 360 kg zugelassen sein. Um während der Operation Röntgenkontrollen oder Durchleuchtungen zu ermöglichen, muss die Liegefläche für Röntgenstrahlung durchlässig sein.[3]

Heizbare Operationstische waren schon 1907 bekannt.[4] Mit der Anwärmung des Patienten soll der Auskühlung während der Operation bzw. Narkose begegnet werden.

Mors in tabula

OP-Tisch im England des 19.Jahrhunderts. Die Sägespäne in der Kiste sollen Blut auffangen

Der lateinische Ausdruck Mors in tabula, auch Exitus in tabula, steht für den Tod des Patienten auf dem Operationstisch und fand Eingang in die medizinische Fachsprache.[5][6] Ein solches Ereignis kann zu der Fragestellung führen, ob der Patient an seiner Krankheit oder in der Folge eines Behandlungsfehlers verstarb.[7]

Geschichte

Die Herausforderung, aus einem einfachen Tisch ein möglichst zweckmäßiges Gerät zu machen, wird schon 1850 von Carl Emmert beschrieben:[8]

„Zur zweckmäßigen Lagerung der Kranken bei Operationen sind besondere Tische und Stühle construiert worden. Diese Geräthschaften eignen sich für Krankenanstalten und werden daselbst von sehr verschiedener Beschaffenheit angetroffen. Zu den bekanntesten und nach verschiedenen Ideen construierten Operationstischen gehören der von Graefe erfundene und von Kluge verbesserte einerseits und der französische oder Pariser Operationstisch andererseits. [… ] Es ist uns gelungen, einen Operationstisch zu construieren und auszuführen, der bei möglichster Einfachheit und gehöriger Festigkeit nicht blos die verschiedenen Vortheile […] vereinigt darbietet, sondern noch wesentliche neue gewährt. Das Tischblatt unseres Operationstisches kann nämlich nicht blos höher und niedriger gemacht und in einer Ebene gedreht, sondern auch noch in der Richtung seiner Enden geneigt werden.[…] Außerdem kann der Tisch länger und kürzer gemacht werden, gewährt dem darauf liegenden Kranken nicht blos eine bewegliche Rückenlehne, sondern nöthigenfalls auch eine Fußstütze und ist als Stuhl einzurichten.“

Carl Emmert 1850

Literatur

  • Christian Krettek, Dirk Aschemann: Lagerungstechniken im Operationsbereich. Springer, 2004, ISBN 978-3-540-65948-8.

Einzelnachweise

  1. Rüdiger Kramme: Medizintechnik: Verfahren- Systeme- Informationsverarbeitung, S. 838 ff. Springer, 2006, ISBN 978-3-540-34102-4.
  2. Thomas Carus: Atlas der laparoskopischen Chirurgie. Springer, 2006, ISBN 978-3-540-33673-0.
  3. Krettek, Aschemann, S. 77
  4. Albert Döderlein: Operative Gynäkologie, S.103. Verlag von Georg Thieme, 1907.
  5. tuwien.ac.at: Physiologie und Grundlagen der Pathologie VD (MU/Sedivy) Skriptum
  6. Wilhelm Holczabek: Mors in Tabula, in: Deutsche Zeitschrift für gerichtliche Medizin, Bd.42, S.385-389 (1953)
  7. Preuß, Dettmeyer, Madea: Begutachtung behaupteter letaler und nicht-letaler Behandlungsfehler im Fach Rechtsmedizin (bundesweite Multicenterstudie); Konsequenzen für eine koordinierte Medizinschadensforschung. Aus dem Institut für Rechtsmedizin der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, 2005. [1]
  8. Carl Emmert: Lehrbuch der Chirurgie: Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie, Band 1 ,Franckh Verlag , 1850, S. 137 [2]