Łoźnica

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Łoźnica (deutsch Kantreck, früher Cantreck) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Przybiernów (Gemeinde Pribbernow) im Powiat Goleniowski (Gollnower Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, am Gubenbach,[1] etwa 34 Kilometer nordnordöstlich von Stettin, 28 Kilometer südsüdöstlich von Kamień Pomorski (Cammin i. Pom.), 14 Kilometer südsüdwestlich von Goleniów (Gollnow) und acht Kilometer südöstlich des Dorfs Przybiernów (Pribbernow).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportplatz am Dorfrand (2023)

Nach den Musterrollen und Vasallen-Tabellen des 14. und 15. Jahrhunderts waren die Güter Kantreck, 1523 Kantereke genannt, sowie Dischenhagen, Lütmannshagen und Hammer alte Köllersche Lehen.[2] Diese wurden 1735 nebst anderen von dem Domprobst Bogislaw Henning von Köller († 28. Januar 1737) besessenen Lehen allodifiziert,[3] jedoch ohne Rücksichtnahme auf verwandtschaftlich entferntere Agnaten. Die Allodifikation wurde nach bereits erfolgten Besitzerwechseln von dem dänischen General Georg Ludwig von Köller-Banner (1728–1811) und anderen übergangenen Agnaten erfolgreich angefochten und rückgängig gemacht; 1782 befanden sich sämtliche Güter im Besitz des Hans Georg Alexander Friedrich von Köller (1752–1820).[3] Letzterer verkaufte die Güter 1804 erblich an den Mecklenburg-Strelitzschen Geheimrats-Präsidenten Ulrich Otto von Dewitz. Nach dem Tod des Präsidenten von Dewitz blieb zehn Jahre lang dessen Sohn, der Lieutenant Otto von Dewitz, im Besitz der Güter, der sie 1838 an den pommerschen Generallandschaftsdirektor Matthias von Köller (1797–1883) verkaufte, dessen Familie fortan im Besitz des Güterkomplexes blieb.

Im Jahr 1884 war der Gutsbezirk Kantreck 1081 Hektar groß.[4] Die Familie Köller besaß das Gut auch noch 1896.[5]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Kantreck eine Flächengröße von 1112 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 428 Einwohner.[6] Der Gutsbezirk Kantreck wurde nach Ende 1927 in die Landgemeinde Kantreck eingegliedert.[7]

Die Gemarkung der Landgemeinde Kantreck hatte um 1930 eine Fläche von 17,3 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 49 bewohnte Wohnhäuser an vier verschiedenen Wohnstätten:[8]

Bahnhofsgebäude (2007)
  1. Kantreck
  2. Kleinbahnhof Kantreck
  3. Matthishof
  4. Reichsbahnhof Kantreck

Kantreck hatte um 1935 unter anderem zwei Gasthöfe, ein Holzsägewerk und eine Spirituosenbrennerei.[9]

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Kantreck zum Kreis Cammin i. Pom. im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Kantreck war Sitz des Amtsbezirks Kantreck.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Kantreck zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Die Landgemeinde Kantreck wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Łoźnica‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Kantreck und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliger Wohnsitz, mit einem Vorwerk, einer Schäferei, einer Mahl- und Schneidewassermühle, zehn Bauernstellen, 22 Kossäten, einer Schmiede, einem Holzwärter, einer Mutterkirche und 45 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Generals von Köller-Banner[10]
1818 349 mit Kantreckshagen, Dorf und Vorwerk, Kirchdorf, adlige Besitzung[11][12]
1852 379 Dorf, mit Kantreckshagen[13]
1864 377 am 3. Dezember, im Gutsbezirk und Gemeindebezirk zusammen[14]
1867 370 am 3. Dezember, davon 38 im Dorf und 332 im Gutsbezirk[15]
1871 460 am 1. Dezember, davon 35 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 425 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[15]
1885 399 am 1. Dezember, davon 42 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 357 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[16]
1890 360 am 1. Dezember, davon 37 im Gemeindebezirk und 323 im Gutsbezirk[17]
1910 414 am 1. Dezember, davon 26 im Gemeindebezirk und 385 im Gutsbezirk[18]
1925 468 darunter 466 Evangelische und zwei Katholiken[8]
1933 452 [19]
1939 522 [19]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bis 1945 anwesende Bevölkerung war mit seltenen Ausnahmen evangelisch. Die Kirche, die unter dem Patronat des Gutsbesitzers stand, hatte um 1865 ein Geldvermögen von 900 Talern, besaß 22 Morgen Gehölz und bezog 42 Taler feste Rente.[20]

Die Mutterkirche hatte Filialen in Dischenhagen und Schwanteshagen und gehörte zur Diözese Naugard; Pfarrer war seit 1889 Gustav Otto Alwin Horn (* 3. Dezember 1862), der gegen Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt 1480 Seelen zu betreuen hatte.[21] Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1668 zurück.[22]

Die nach Kriegsende zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias von Köller (1797–1883), preußischer Politiker und Generallandschaftsdirektor von Pommern, erwarb 1838 das Rittergut Kantreck
  • Georg Ernst Maximilian von Köller (1823–1916), deutscher Verwaltungsjurist, Parlamentarier und Sachbuchautor, bewirtschaftete hier an seinem Wohnsitz sein Rittergut Kantreck und verstarb hier
  • Ernst-Matthias von Köller (1841–1928), deutscher Politiker, wurde hier geboren

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kantreck, Dorf und Rittergut, Kreis Cammin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kantreck (meyersgaz.org).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 8–9 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 394–396 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 416–417, Ziffer 12 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kantreck – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 15, Buchstabe q (Google Books).
  2. Georg Ernst Maximilian von Köller: Statistische Darstellung des Camminer Kreises – Geschrieben im Winter 1865/66, Behrendt, Cammin in Pommern 1867, S. 54 (Google Books).
  3. a b Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 394–396 (Google Books).
  4. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 106–107 (Google Books).
  5. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc. Band 12: Pommern, Neunte Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 113 (Google Books).
  6. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 393 (Google Books).
  7. Amtsbezirk Kantreck (Territorial.de)
  8. a b Die Gemeinde Kantreck im ehemaligen Kreis Cammin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  9. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1043 (Google Book).
  10. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 416–417, Ziffer 12 (Google Books).
  11. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 296, Ziffer 810 (Google Books).
  12. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 163, Ziffer 12 (Google Books).
  13. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 89 (Google Books).
  14. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin, Berlin 1866, 5. Kreis Kammin, S. 2–9, Ziffer 28–29 (Google Books).
  15. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 60–61, Ziffer 13 (Google Books), und S. 66–67, Ziffer 131 (Google Books).
  16. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 70–71, Ziffer 46 (Google Books), und S. 76–77, Ziffer 147 (Google Books).
  17. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 2. Kreis Dramburg, S. 28, Ziffer 46 (Google Books), und S. 30, Ziffer 145 (Google Books).
  18. Landkreis Cammin (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  19. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Cammin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. (Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871–1990).
  20. Georg Ernst Maximilian von Köller: Statistische Darstellung des Camminer Kreises – Geschrieben im Winter 1865/66, Behrendt, Cammin in Pommern 1867, S. 156, Ziffer 30 (Google Books).
  21. Das evangelische Deutschland, 2. Auflage, Schulze & Co., Leipzig 1898, S. 238 (Google Books).
  22. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 222 (Google Books).

Koordinaten: 53° 42′ N, 14° 53′ O