Allnet Flat
| Allnet Flat | |
|---|---|
| Erste Allnet Flat in Deutschland | 2007[1][2] |
| Erstmalige Begriffsverwendung in Deutschland | 2008 bzw. 2010[3][4] |
| Anzahl der Anbieter | >40[5] |
| Anzahl Tarife | >500[6] |
| Branche | Telekommunikation |
Der Begriff Allnet Flat setzt sich aus den englischen Wörtern für "alle Netze" und der Abkürzung für "Flatrate" zusammen. Die Kombination "Allnet Flat" ist jedoch im englischen Sprachraum ungebräuchlich sondern entstand vermutlich ab 2008 in Deutschland.
Unter einer Allnet Flat versteht man einen Handytarif, der die Kosten für alle Inlandstelefonate abdeckt. Nicht zwingenderweise sind SMS-Flatrates und Datenvolumen Bestandteile der Tarife. Ausgenommen von der Flatrate sind grundsätzlich kostenpflichtige Servicerufnummern sowie Telefonate ins Ausland. Allerdings sind bei vielen Anbietern spezielle Länderpakete zusätzlich erhältlich.
Allnet-Flats werden häufig inklusive einem bestimmten Datenvolumen für die mobile Internetnutzung als sogenannte Fair Flat angeboten. Enthält ein solcher Tarif beispielsweise 500 MB Datenvolumen in einem Monat, entstehen bei einer Überschreitung des Volumens keine weiteren Kosten; stattdessen wird die Geschwindigkeit des Internetzugangs für den Rest des Monats gedrosselt. Möchte man weiterhin für den Rest des Monats die ursprüngliche Internet-Geschwindigkeit, kann man meist gegen Aufpreis zusätzliches Datenvolumen für schnelles Internet für den Rest des Monats freischalten lassen. Nicht genutztes Datenvolumen ist in der Regel nicht übertragbar auf die folgende Abrechungsperiode sondern verfällt.
Geschichte
Die ersten Allnet-Flat-Tarife in Deutschland – auch wenn der Begriff da noch nicht geprägt war – wurden zur CeBIT 2007 vorgestellt. Sie kosteten damals 89 bzw. 90 Euro je Monat. Die Anbieter waren die freenet AG mit der Free Flat XL[1] und BASE mit dem BASE-5-Tarif.[2]. Für letzteren Tarif lässt sich die erstmalige Verwendung des Begriffs seit 2008 feststellen. [3] Auch Handytarife mit Kostenairbag können als Vorläufer der Allnet Flat betrachtet werden, da sie durch eine Kostenbremse unbegrenzte Telefonate zum günstigen Preis beinhalteten.[7]
2009 folgte die Einführung der Superflat Internet Allnet bei Vodafone bzw. der Young Flat Allnet von MoBlack. Zudem wurde in jener Zeit der Begriff der SMS Allnet Flat – einem Pauschalpreis für beliebig viele SMS in alle Inlandsnetze – geprägt.[8][9]
Der Begriff „Allnet Flat“ für eine Handy-Flatrate in alle Netze wird als Tarifbezeichnung zum Jahresanfang 2010 erstmals von BASE im Rahmen der Einführung der BASE-Tarifblume als Option verwendet.[4].
1&1 benennt erstmals im Juli 2010 einen Tarif Allnet Flat, welcher durch massive TV-Werbung den Begriff allgemein bekannt machte.[10] Hintergrund war der erste MVNO-Vertrag, welchen 1&1 im März 2010 mit dem Netzbetreiber Vodafone abgeschlossen hatte und der laut einer Pressemeldung erheblich günstigere Konditionen ermöglichte. [11][12] Mit diesem Tarif wurde erstmals die 30 Euro Marke für mobile Flatrates auch im D-Netz unterschritten, was den Preisrückgang bei Mobilfunk-Gebühren beschleunigte.
Zahlte man 2007 noch 90 Euro je Monat für eine Allnet Flat ohne SMS Flat und Datenvolumen, erhält man heute bereits für unter 7 Euro monatlich eine Allnet und SMS Flat inklusive Datenvolumen.[13] Deutlich teurer sind nach wie vor die Allnet Flats mit großen monatlichen Datenpaketen und LTE bei den Netzbetreibern. Mittlerweile gibt es zwar auch LTE Allnet Flats bei Discountern, speziell im o2-Netz, allerdings sind bei den LTE Allnet Flats immer häufiger nicht Tarife mit Fair Flat, sondern mit „Datenautomatik“ (o2, Base, Drillisch, Vodafone) anzutreffen. Dabei wird der Internetzugang bei Überschreiten des monatlichen Datenvolumens nicht gedrosselt, sondern automatisch weiteres Datenvolumen gegen Aufpreis hinzugebucht. Der Nutzer kann dem zwar widersprechen, er muss dies aber aktiv tun. Bei anderen Anbietern wie Yourfone ist ein Widerspruch gegen die Datenautomatik nicht möglich. o2 hat Anfang Oktober 2016 die bisherige "All-In"-Tarifreihe durch "o2 free" abgelöst, im Zuge dessen die Datenautomatik durch eine Fair Flat mit einer ungewöhnlich hohen Maximalgeschwindigkeit von 1 Mbit/s nach Verbrauch des Highspeed-Volumens ersetzt wurde. Gleichzeitig wird aber der Zugang zum LTE-Netz nach Verbrauch des Datenvolumens verwehrt.[14]
Zahlreiche Allnet Flats enthalten Missbrauchsklauseln, die automatisierte Anrufe sowie eine übermäßige und unverhältnismäßige Nutzung unterbinden sollen. So kann beispielsweise der Anbieter 1&1 laut seinen Leistungsbeschreibungen ab einem Verbrauch von 15.000 Minuten pro Abrechnungszeitraum den Vertrag außerordentlich kündigen. Darüber hinaus kann bei Verbindungen, die länger als 10 Stunden andauern, eine Zwangstrennung erfolgen.[15]
Rechtsstreit bzgl. der Begriffsverwendung
Gegen die Verwendung des Begriffs Allnet Flat hatte die ALLNET GmbH, ein Hersteller und Großhändler von Netzwerktechnik und Telekommunikationsequipment, geklagt. Sie sah darin ihre Namensrechte verletzt und wollte ein Verbot der Verwendung des Begriffs „Allnet Flat“ für Handyflatrates in alle Netze erzwingen.
In erster Instanz war das Landgericht Frankfurt der Argumentation der Allnet Flat GmbH gefolgt und hatte ein Verbot für die Benutzung des Begriffs „Allnet Flat“ ausgesprochen (Az. 2–03 O 270/12). Daraufhin legte die Anwaltskanzlei Siebeke Lange Wilbert beim Oberlandesgericht Frankfurt gegen das Urteil Berufung ein.[16]
Im Ergebnis entschied das OLG am 10. Juli 2014, dass die Bezeichnung eines der wichtigsten Produkte der Mobilfunkbranche, der „Allnet Flat“, nicht die Firmenbezeichnung „ALLNET“ verletzt (Az.: 6 U 98/13). Damit hob das OLG Frankfurt das Urteil des Landgerichts Frankfurt auf.
Maßgeblich für die Entscheidung war die inzwischen massenhafte Verwendung des Begriffs Allnet Flat durch nahezu alle Anbieter und die Presse. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig, allerdings hat das OLG Frankfurt keine Revision zugelassen.[17]
Einzelnachweise
- ↑ a b Erste echte Mobilfunkflatrate. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ a b Handy Flat in alle deutsche Netze. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ a b Mobilfunk-Anbieter heizen weiter ein. 1. Oktober 2008, abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ a b Analysiert: Das neue BASE-Tarifkonzept "Mein BASE". Abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ Mehr als 40 Allnet Flat Anbieter auf dem deutschen Markt. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ Tarifrechner teltarif.de. Abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ Tarife mit Kostenairbag. Abgerufen am 28. November 2015.
- ↑ Neue Tarife für das Apple iPhone. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ Vodafone bringt neue Tarife für das Apple iPhone. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ 1&1 All-Net-Flat + 1&1 Internet-Flat + telefonieren und surfen ohne Limit. 30. Juni 2010, abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ 1&1 Internet signs MVNO deal with Vodafone Germany. In: Telecompaper. 25. März 2010, abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ Vodafone Deutschland und 1&1 vertiefen Partnerschaft. 25. März 2010, abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ simply und gut. Günstige LTE Smartphone Tarife | Handytarife. In: www.simplytel.de. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
- ↑ Immer drin statt abgedreht: o2 Free entfesselt den Mobilfunk. In: Telefónica Deutschland Blog. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
- ↑ Definition des Begriffs Allnet Flat. Abgerufen am 14. Juli 2015.
- ↑ Rechtsstreit um Allnet Flat. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ OLG Frankfurt am Main - Urteil vom 10. Juli 2014. Abgerufen am 2. März 2016.